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Der letzte Klezmer: Leopold Kozlowski

 

„Wahre jüdische Musik ist keine Melodie, sie ist eine Geschichte“: Das Metropolis zeigt die wunderbare Dokumentation dieses großen Menschen und Musikers.

„Musik ist meine Rache, mein Leben“, sagte Leopold Kozlowski vor ein paar Jahren der israelischen Zeitung Ha’aretz. „Ich habe die Absicht, bis zum letzten Moment zu spielen.“ Und das tut er bis heute, ungeachtet seiner 97 Jahre. Der Film von Yale Strom, der 1993 in die Kinos kam und weltweit zahlreiche Zuschauer erreichte, steigerte die Anfragen weiter, er gibt Konzerte zwischen Toulouse und Berlin, Venedig und Israel. In seinem Heimatland Polen ist er schon lange bekannt als „der letzte Klezmer“. Diese unverwechselbar jüdische Mixtur aus osteuropäischer Folklore und Gypsy-Stilen mit liturgischen Anleihen hat zwar ein gewisses Revival erlebt, nicht zuletzt in den Cafés von Krakau, wo Kozlowski heute lebt; aber in dieser Hinsicht ist er eigen. „Ich bin der letzte Klezmer, der wahrhaftig geblieben ist, mit einer jüdischen Seele“, sagt er. „Wahre jüdische Musik ist keine Melodie. Sie ist eine Geschichte.“ Seine Geschichte erzählt Regisseur Strom, der Kozlowski zum Unterricht mit jungen Klezmerschülern in Krakau und weiter bis nach Przemyslany in der Ukraine folgt, zum Haus seiner Familie und den Orten, an denen seine Eltern und sein Bruder ermordet wurden. „Die Musik hat mir das Leben gerettet“, erklärt er. „Ich war im Konzentrationslager, im Ghetto und [mit den Partisanen] im Wald. Die Musik hat mir Kraft gegeben. Hitler hat das Judentum zerstört, aber nicht dessen Musik. Sie lebt für immer.“ Einen Beweis dafür liefert die Vorführung im Metropolis.

Text: Nik Antoniadis