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„Leftovers“

 

Mikro-Favela zwischen Einwegflaschen und illegaler Wohnzimmerentsorgung: Britta Lembke stellt in der Galerie M6 im Karoviertel aus.

Während auf Kampnagel das diesjährige Sommerfestival mit atemberaubenden künstlerischen Statements und stattlichen Preisen protzt und klotzt, lohnt es sich, den Blick ein Momentchen auf ein kleineres, unbekanntes, ja beinahe geheimnisvolles Kunstereignis zu lenken: puzzelink_evidenz 18. Der Name ist Programm, denn Näheres über dieses einmonatige Ausstellungsevent zu erfahren, ist mühsame Kleinstarbeit. Ein Anrufbeantworter, ein Online-Stadtplan, eine kryptische Einführung ins diesjährige Leitmotiv Höhlen-Löcher-Röhren: „Diogenes, Ghaddafi und Saddam Hussein machten es uns vor: Wenn wir nur wollten, könnten wir auf epikureerhaft-duldsame Weise in engen Behausungen über kurz oder lang existieren.“ Stirnrunzeln. „Wie sehen sie aus, unsere zukünftigen mietenbespiegelten Wohnungen?!? Und wie sollten sie aussehen? Zeigt her eure Kerker (Piranesi für Daheim), eure mit Fassmalerei verhübschten Weinfässer, eure verschimmelten Wohnhöhlen, eure baufälligen Bauwagen!!!“ Mhm. Aha. Zum Schluss geben uns die Veranstalter freundlich mit auf den Weg: „Gut Holz!“ Gut Holz! sagen auch wir und empfehlen einen Blick in die Galerie Konterkaro M6, wo Britta Lembke ausstellt: Unter dem Titel Leftovers präsentiert sie Objekte aus Müll, die Ähnlichkeit mit behelfsweise bewohnbaren Höhlen oder Nistplätzen aufweisen, eine Art Mikro-Favela „neben dem Gleis, zwischen Einwegflaschen und illegaler Wohnzimmerentsorgung“.

Text: Nik Antoniadis