Isa Melsheimer braucht nicht viel für ein Kunstwerk. Einige Spiegelfragmente, ein paar Vasen, Topfpflanzen und ein Fuchsfell. Nun stellt sie im Ernst Barlach Haus aus.
Die Künstlerin spürt in Kontrastbedürfnis einmal mehr den Prinzipien urbaner Lebensräume nach, ihrer Gestaltung und Veränderung und den sozialen Bedingungen, die sich daraus ergeben. Die Künstlerin arbeitet mit Perspektivwechseln, Maßstabssprüngen, Verschiebungen und Materialkontrasten. Ganz konzentriert, forsch und auf den Punkt – und in einer Ästhetik, die so verdichtet wie verblüffend ist. Im Ernst Barlach Haus ist diese mit einem besonderen Twist versehen, weil sie sich zudem auf Werner Kallmorgens markante 1960er-Jahre-Architektur in Hamburg bezieht, zu der das Spiegel- und IBM-Hochhaus ebenso gehören wie der Kaispeicher A. Einst imposanter Lagerraum, ist er heute geduldiger Sockel der Elbphilharmonie, während das einstige Spiegel-Hochhaus als „Hamburg Heights – oben angekommen“ (und das ist kein Witz!) zu einem Apartmenthotel für Geschäftsleute umgebaut wird. Verkehrungen und Architekturikonen im Visier lässt Melsheimer im Artrium nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Bedeutungen sprießen, macht sich auf Zeitreisen in Zukunft und Vergangenheit.
Text: Sabine Danek