Geschätzte 70.000 Opfer forderte der mexikanische Drogenkrieg in den letzten sieben Jahren. Die bemerkenswerte Doku vermittelt einen Eindruck, wie diese monströse Zahl zustande kommen konnte. Regisseur Matthew Heineman heftet sich, zum Teil unter Einsatz seines Lebens, an die Fersen zweier Bürgerwehr-Anführer. In Arizona jagt der markige Army-Veteran Tim „Nailer“ Foley in voller Kampfmontur Drogenkuriere, die „seine“ Grenze überqueren. Weniger klischeehaft kommt sein mexikanisches Gegenüber, der Kinderarzt Dr. José Mireles, daher. Er ist der Gründer der Autodefensas.
Des Terrors der Kartelle überdrüssig, nimmt die mitgliederstarke Bewegung Recht und Gesetz in die eigenen (nicht minder schwer bewaffneten) Hände. Doch auch Mireles‘ Heldenfassade bröckelt im Laufe des Films. Unterscheiden sich die selbst ernannten Heilsbringer wirklich so sehr von jenen, die sie zu bekämpfen meinen? Am Ende bleibt die nihilistische Einsicht, dass die Straße zur Hölle oft mit den besten Absichten gepflastert ist. Am Sonntag wird das Werk während des Filmfest Hamburg im Cinemaxx gezeigt.
Text: Calle Claus