Die Alleinstellungsmerkmale deutschsprachiger Liedermacherinnen auseinanderzuklamüsern kann manchmal in hilfloser Wortklauberei enden: dort Charme, hier Witz, da die Gitarre. Desiree Klaeukens’ Debüt Wo die Nacht den Tag verdeckt ist von einer angenehmen Einfachheit, die auf dem Papier ganz und gar unspektakulär ist. Halt Songs mit Charme, Witz und Gitarre. Ihre klugen, aufrichtigen Texte singt sie wie eine müde Judith Holofernes ohne Geltungsdrang, während ihre Band einen reduzierten, trockenen Folkrock spielt. Dass Hamburgs vielleicht bester Singer-Songwriter Niels Frevert als Förderer und Produzent hinter diesem hervorragenden Album steckt, ist da weniger bemerkenswert als folgerichtig. Ihre geschliffenen Zeilen aus Alltagssprache sind nicht weit weg von Freverts eigener mühevoller Art zu schreiben.
TEXT: MICHEAL WEILAND