Da lässt Péter Gárdos den Leser in seinem ersten Roman gleich ganz tief in sein Familienleben blicken. In Fieber am Morgen erzählt er nämlich die Liebesgeschichte seiner Eltern – und die ist vom Leben und vor allem Überleben gezeichnet. Der junge Miklós wird im Sommer 1945 nach Schweden gebracht. Nur noch Haut und Knochen, hat er das KZ Bergen-Belsen überlebt. Der Arzt gibt ihm keine gute Prognose. Miklós aber hat nicht vor, zu sterben, denn auch 117 junge Damen aus seiner Heimatstadt haben den Holocaust überlebt, und sind nun in Schweden. Eine davon wird er heiraten. Dafür schreibt er jeder einzelnen einen Brief.
Die schicksalhafte Begegnung hätte Péter Gárdos direkt als Film oder Bühnenstück umsetzen können, der Ungar ist eigentlich Film- und Theaterregisseur. Gárdos aber entschied sich für einen Roman. Aus dem liest er zusammen mit Christian Brückner im Abaton Passagen vor und erklärt vielleicht auch diese für ihn ungewöhnliche Umsetzung dieser traurig-schönen Liebesgeschichte.
Text: Andra Wöllert