Salò ist eine fiktive Republik im vom Deutschen Reich besetzten Norditalien. Vertreter des moralisch und sexuell verkommenen Regimes halten junge Frauen und Männer gefangen, um an ihnen ihre Triebe und Macht auszuleben. Sie werden an der Leine geführt, vergewaltigt, müssen Kot essen, um am Ende brutal gefoltert und ermordet zu werden – wegen ihrer „Vergehen“. Regisseur Pier Paolo Pasolini schuf mit 1975 erschienenen Salò oder Die 120 Tage von Sodom eines der umstrittensten Werke der Filmgeschichte. Pasolinis Diagnose: „Die Mächtigen sind immer Sadisten, und wer Macht erdulden muss, dessen Körper wird zur Sache, zur Ware.“ Im gleichen Jahr noch wurde der Film in vielen Ländern verboten und der Regisseur ermordet. Fast ausschließlich zensierte Versionen wurden seither gezeigt. 40 Jahre nach der Premiere geht man nun im Schauspielhaus der Frage nach, wie aktuell seine politische und künstlerische Bestandsaufnahme noch ist.
Eine Gruppe von Autoren und Pasolinis Wegbegleiter, der Dokumentarfilmer und Filmjournalist Gideon Bachmann, reflektieren diese Frage – auch mithilfe von Set-Fotografien von Bachmanns Frau Deborah Beer. Noch gibt es Restkarten. Einen Tag später wird der Film übrigens im Original im Abaton gezeigt.
Text: Andra Wöllert