Kaum jemand beherrscht das Handwerk der literarischen Satire so wie der in Berlin lebende Max Goldt. Seit den Neunzigern verfasste er für das Satiremagazin Titanic unzählige Kolumnen, und als Autor hat er inzwischen rund 30 Bücher herausgebracht. Der in Göttingen geborene Schriftsteller hat darüber hinaus mehr als zehn Comicbände verfasst.
Sein neuestes Werk Räusper. Comic-Skripts in Dramensatz ist eine Ansammlung von Textminiaturen, die er „Dramolette“ nennt, und die aus Comicszenen entstanden sind. Goldt hat sich dabei auch von E-Mail und SMS inspirieren lassen. In den daraus entstandenen Minidramen beschreibt er scheinbar belanglose Alltagssituationen, in denen er sprachliche Ungenauigkeiten und Plattitüden bis aufs Kleinste seziert. Er nimmt Situationen oft wörtlich und wirft so einen entlarvenden Blick auf die Gesellschaft.
Zum Beispiel die junge Frau in Ein gelungener Antrittsbesuch, die ihren Eltern den neuen Freund vorstellt: „Damit ihr es nicht von Oma oder aus dem Internet erfahrt, sagen wir es lieber gleich: Lars dreht Filme, in denen sich Leute gegenseitig, auf deutsch gesagt, ins Gesicht kacken.“ Darauf die Mutter: „Solange der Bedarf besteht!“ und der Vater: „Man muß mit der Zeit gehen! Als ich in den siebziger Jahren begann, marokkanische Sitzkissen zu importieren, haben sich auch alle an den Kopf gefasst.“ Das Vergnügen an der Lektüre kann nur noch durch eine Lesung mit dem Dichter im Schauspielhaus gesteigert werden.
Text: Angela Kalenbach