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Love

 

Ein Mann und eine Frau im Bett. Ihre Hand quetscht sein bestes Stück, es dauert lange, bis er zum Höhepunkt kommt. Erster Shot. Etwas Quälendes haftet der Szene an, der Liebesakt als harte Arbeit in 3-D. Als Zuschauer ist man der im Wandschrank versteckte Spanner mit Effektbrille. Gaspar Noe, französisches Regie-Enfant-terrible, tischt mit Love wieder Kinoerlebnisse der etwas anderen Art auf. Sein Protagonist Murphy, selbst angehender Regisseur, formuliert das Ziel des Films so: „sentimental sexuality“ gefühlsecht auf die Leinwand zu bringen. Aber weil Murphyʹs Law bekanntlich sagt, dass alles, was geschehen kann, auch geschehen wird, sehen wir den Liebeswütigen, dem die Kamera wie ein Schatten durch dieses düstere Kammerspiel folgt, plötzlich mit einer ungeliebten Blondine und einem schreienden Kind in einer engen Mietwohnung hausen, sein Dasein und den Verlust Elektras, der Bettgenossin aus der Anfangsszene, verfluchend. Der neue Film von Noe, dessen ultrabrutales Rape-and-Revenge-Drama Irreversibel 2002 ein 90-minütiger Schlag in den Unterleib war, hat Premiere im Abaton.

Text: Calle Claus