In gewissen Kreisen wird man direkt krumm angesehen, wenn man eine Lanze für Popmusik bricht. Kein Wunder, steht der Begriff heute doch eher für seichtes House-Geblubber, dessen Produktion im Aufnahmestudio nicht länger als 30 Minuten gedauert haben kann, statt für Zeilen wie „Ich spreche leise mit ’ner zerbrochenen Fensterscheibe über Anarchie“. Das nämlich ist die Musik von Sophie Hunger, verträumt, irritierend und immer ein bisschen deep. Vielschichtige Songs einer unentschlossenen Künstlerin zwischen Jazz und Tanzmusik, zwischen analog und digital, zwischen Deutsch und Englisch. Am Ende ergibt alles eine harmonische, eingängige Einheit. Man könnte es Pop nennen. Man sollte es Pop nennen. Und sie sich live auf Kampnagel anhören.
Text: Benedikt Ernst
https://www.youtube.com/watch?v=wF6Xs9n2Vq0