Klassischer Zeichentrick hat einen schweren Stand in Zeiten, in denen Pixar und Konsorten sich einen stetigen Hahnenkampf um die Krone der 3D-Animation liefern. Umso schöner, dass es noch kleine unabhängige Studios wie den Cartoon Saloon des Iren Tomm Moore gibt, die Filme mit ganz eigenem Look kreieren. Dieser brachte Song Of The Sea sogar eine Oscar-Nominierung ein. Moores Kinderfilm (der aber auch geneigte Erwachsene abholt) zieht seine Inspiration aus der keltischen Mythologie. Erzählt wird die Geschichte von Ben, dem kleinen Sohn eines Leuchtturmwärters, der sich auf die Geburt seiner Schwester Saoirse freut. Die kommt auch gesund zur Welt, doch verschwindet ihre Mutter nach der Niederkunft spurlos – sie gehört zum Geschlecht der Selkie, Robben, die sich für eine bestimmte Zeit in Menschen verwandeln, vom Meer dann aber in ihrer ursprünglichen Tiergestalt zurückgefordert werden. Der von Trauer übermannte Witwer gibt die Geschwister zur Großmutter nach Dublin. Doch in der lärmenden Metropole wird Saoirse krank, und bald wird klar: Auch sie ist eine Selkie. Nun ist es an Ben, die beschwerliche, magische Reise zurück zum heimischen Leuchtturm in die Hand zu nehmen, dem einzigen Ort, an dem seine Schwester wieder gesunden kann. Das international vielgelobte Werk mit seinem großartigen, knuffigen character design und den an Gustav Klimt und Paul Klee geschulten Hintergründen ist einer der interessantesten Trickfilme des laufenden Kinojahres, zu sehen im Cinemaxx.
Text: Calle Claus