Wer seine Inszenierung auf die Bühne von Kampnagel bringt, dem werden per se Attribute wie „Eigenwilligkeit“ oder „Rebellion“ zugeschrieben. Die Kulturfabrik ist ein Schmelztiegel für Künstler mit Charakter. Alle zwei Wochen kann man diese in der Reihe X-Faktor treffen und kennenlernen – bei einem Blind Date, man weiß nie, wer kommt. Die Ankündigung verspricht, dass internationale und lokale Choreografen, Tänzer, Theatermacher, Musiker, Regisseure, Dramaturgen, Performer oder andere Kunstschaffende zu Gast seien, die ihr Publikum kennenlernen möchten. Entstehen darf dann gerne mehr als nur ein Smalltalk. Nicht schüchtern sein – künstlerisch intime Gespräche sind erlaubt. Beispielsweise könnte man die Hamburger Künstlerin Sylvi Kretzschmar fragen, was sie gefühlt hat, als ihr ehemalige Bewohner der vom Abriss betroffenen Esso-Häuser für ihre Nachruf-Performance auf den AB sprachen. Oder man spricht mit dem israelischen Wahlberliner Ariel Efraim Ashbel und dem Anthropologen Romm Lewkowicz über „weiße“ Kuriositäten und Völkerschauen in ihrem Stück All white people look the same to me. Aber man weiß ja leider nicht, wer zur Session am 26. Mai kommt.
Text: Lena Frommeyer