Shriek ist weit rücksichtsloser als der Gitarrenalarm, den Jenn Wasner auf den bisherigen Alben von Wye Oak veranstaltete: Sich als Synthie- und Keyboard-Band neu zu erfinden, das muss man sich erst einmal trauen. Das vierte Album des Indie-Duos aus Baltimore (Kollege Andy Stock sitzt am Schlagzeug) taucht tief in die Vergangenheit ein und versucht sich einigermaßen sinngemäß an die Achtziger zu erinnern. Das klappt als Rekonstruktion so mittelgut, als Popmusik hervorragend: Nachdem sich die Gitarre/Schlagzeug-Idee ein bisschen verbraucht hat, ist Shriek ein willkommener Neuanfang. Die Songs sind ebenso stark wie auf Vorgänger Civilian, und ein Stück wie die Single Glory rockt auch ohne Axt. Live wird das Ganze gekonnt mit dem Gitarren-Indie der Vorjahre vermischt, was den Umschwung auch für Skeptiker vielleicht ein wenig schlüssiger macht.
Text: Michael Weiland