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Romeo und Julia

 

Wohin führt ein Übermaß an Liebe? Die Regisseurin Jette Steckel inszeniert Shakespeares Tragödienklassiker im Thalia Theater.

„Vergiss Romeo und Julia, wann gibt’s Abendbrot? Willst du wirklich tauschen, am Ende waren sie tot?“ Mit einem Kettcar-Songtextzitat das erste Thalia-Stück der neuen Spielzeit einzuleiten, erscheint vielleicht etwas unpassend. Tatsächlich beschreibt es aber ziemlich genau die Krux der großen Shakespeare-Tragödie Romeo und Julia. Es geht darin um Liebe, die so groß ist, dass sie sämtliche Gesetze außer Kraft setzt und deswegen oft nicht lebbar ist. Muss außerhalb von Bühne und Roman das Gefühl, vollkommen in einem anderen Menschen aufzugehen, erst abkühlen, damit man gemeinsam den Alltag leben kann? „Je mehr ich gebe, je mehr auch hab ich“, sagt Julia und spottet damit jeder ökonomischen Vernunft. Entgrenzt und magisch überstrahlt es auch heute noch alles, was „praktisch – quadratisch – gut“ ist. Wie wird die Regisseurin Jette Steckel die Keimzelle aller romantischen Liebesgeschichten in der Gegenwart verorten? Wird man am Ende mit Julia tauschen wollen? Hoffentlich!

Text: Katharina Manzke