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John Gabriel Borkman

 

Leben nach dem Größenwahn: Henrik Ibsens Stück über einen betrügerischen Bankier kommt auf die Bühne des Schauspielhauses.

Als Henrik Ibsen in den 1890er Jahren John Gabriel Borkman schrieb, beschäftigte er sich intensiv mit Friedrich Nietzsches Thesen vom Übermenschen und dem Willen zur Macht – und auch mit deren gefährlicher Kehrseite. Es geht in dem Stück um einen betrügerischen Bankier, der nach einer verbüßten Haftstrafe zurück an die Spitze der Wirtschaft gelangen möchte. Dabei schreckt er auch nicht davor zurück, die ihm nahestehenden Menschen zu instrumentalisieren und entfremdet sich so mehr und mehr von seiner Außenwelt. Ibsen orientierte sich bei der Entwicklung seines Protagonisten an einem realen Fall, der in den 1850er Jahren die norwegische Gesellschaft bewegte: dem gesellschaftlichen Sturz eines namhaften Offiziers aus Kristiania, dem heutigen Oslo. Seitdem sind über 150 Jahre vergangen und viele neue Borkman-Figuren spukten mehr oder weniger unheilvoll durch die Schlagzeilen. Das Stück, das unter Regie von Karin Henkel ab September im Schauspielhaus zu sehen ist, ist somit nach wie vor ein kluger Spiegel der Schattenseite des Größenwahns.

Text: Katharina Manzke