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„Die Neger“

 

Das vieldiskutierte Stück von Jean Genet in einer Inszenierung von Johan Simons feiert seine Premiere im Schauspielhaus.

Sobald sich Schauspieler mit heller Haut das Gesicht schwarz bemalen, um Menschen mit dunkler Haut zu spielen, berührt das ein sensibles Thema: In den amerikanischen minstrel shows des 19. Jahrhunderts war blackfacing eine rassistische Theater- und Unterhaltungsmaskerade. So versetzte das Stück Die Neger antirassistische Initiativen bereits in Aufruhr, noch bevor Johan Simons es im Juni bei den Wiener Festspielen erstmals auf die Bühne brachte. Der berühmte Regisseur verwendet dafür reichlich schwarze Schminke (und weiße), allerdings für ein Stück, das als Groteske die Absurdität von Stereotypen anklagt. Jean Genet, offener Sympathisant der Black Panthers, fächert in seinem Maskenspiel aus dem Jahr 1958 Rassismen aus verschiedenen Perspektiven auf. Es ist somit nur konsequent, wenn Johan Simons diesem Rassismus auf der Bühne direkt den Spiegel vorhält, indem er seine Fratzen zeigt. Ursprünglich sollte Die Neger bereits im Juni gezeigt werden. Nicht aufgrund der heiklen Bildsprache, sondern wegen eines Unfalls im Schauspielhaus-Ensemble wurde es damals abgesagt. Am 4. Oktober kommt es nun endlich auf die Bühne.

Text: Katharina Manzke