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Kaspar Häuser Meer

 

Eine Komödie mit tiefen Abgründen: Felicia Zellers Stücke über hart gestresste Sachbearbeiterinnen läuft im Winterhuder Fährhaus.

Sachbearbeiterinnen am Rande des Nervenzusammenbruchs – lautet der Untertitel der Sozialgroteske von Felicia Zeller. Weil Kollege Björn im Krankenhaus liegt (wegen, haha, „Björn-out“) obliegt auf dem Jugendamt die Bearbeitung seiner liegengebliebenen Fälle den bereits heillos überarbeiteten Kolleginnen Anika, Barbara und Silvia. Die drei sind Retterinnen in der Not, die selbst kurz vorm Tod durch Ertrinken sind. Das Material für ihr bitterböses Stück sammelte Zeller vor Ort auf Jugendämtern, wo die Überforderung zum Büroalltag geworden ist. Die Verwahrlosungsspirale macht nicht an den sozialen Brennpunkten halt: Um mit der Situation fertig zu werden, wird Teufel Alkohol selbst bei den Helfern zum genehmen Lösungsansatz. Kaspar Häuser Meer ist eine Komödie mit tiefen Abgründen: Perspektiven sieht keine Seite des Schreibtischs.

Text: Thorsten Moor