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Jan Delay

 

Der Genre-Tausendsassa hat sich bei seinem Rock-Ausflug leicht im Ton vergriffen. Sei’s drum: Der Beginner-Kopf ist live ’ne Wucht.

Zum Popstartum gehört es auch, Grenzen auszuloten. Etwa für ein Video im weißen Anzug übers Heavy-Metal-Festival zu laufen und „Wacken“ auf „Spacken“ zu reimen. Der PR-Stunt dürfte Jan-Delay-Fans allerdings mehr provoziert haben als die Metalheads, die dort immerhin schon Heino und Roberto Blanco ausgehalten haben. Hammer und Michel, die als Rock-Album angekündigte jüngste Soloplatte des Genre-Tausendsassas, hat sich leider irgendwie im Ton vergriffen: Was als Fingerübungen in Reggae, Soul und Funk ganz gut klappte, ist als Gitarrenbrett musikalisch wohl einfach zu weit weg für Jan Delay. Wie gut er sein kann, wenn er in seinem Element ist, bewies der Hamburger erst neulich mit seiner alten HipHop-Combo Beginner in der Roten Flora, wo er mit den Kollegen DJ Mad und Denyo noch einmal fachgerecht das Schulterblatt zerlegte. Aber verständlich ist auch: Immer nur Komfortzone ist langweilig. Darum Hut ab für die Experimentierfreude, auch wenn mal was danebengeht. In der O2-World hat Jan Delay seine bewährte Begleitband Disko No. 1 dabei, die dem Zeremonienmeister durch alle Sperenzchen treu zur Seite steht. Das mag nicht mehr der Jan sein, dem man 2001 den Satz „Ich möchte nicht, dass ihr meine Lieder singt“ vorbehaltlos abkaufte – als Mehrzweckhallen füllender musikalischer Entertainer macht er seine Sache aber immerhin auch ganz gut.

Text: Michael Weiland