Die Frage nach Opfer- und Täterschaft der Frauen im Krieg ist eine nicht besonders häufig behandelte Materie. Die Hamburger Autorin und Regisseurin Nino Haratischwili wagt sich im Stück Der Herbst der Untertanen an das sensible Thema heran – mit einem beklemmenden und befremdlichen Bild: Seit der General fort ist, sind längst alle Angestellte aus der herrschaftlichen Villa geflohen, vor deren Fenster seit Wochen der Bürgerkrieg tobt. Fast alle. Die dienstälteste Köchin Rina, die zynische Haushälterin Kaela und die überforderte Aushilfe Luci versuchen sich hinter den dicken Mauern vor der chaotischen und grausamen Außenwelt abzuschotten. Aber Krieg ist nicht nur draußen: Zwischen Rina und Kaela bricht ein Machtkampf um die Vorherrschaft im Haus aus, bei dem die unbedarfte Luci zwischen die Fronten gerät. Sie lernt, dass konstruierte Schutzzonen auf Dauer nicht halten und Grausamkeit nicht verschwindet, wenn man sie ignoriert. Die Premiere im Off-Theater Lichthof am 11. April ist bereits ausverkauft, aber Tickets für den 12. und 13. April sind weiterhin verfügbar.
TEXT: LENA FROMMEYER