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„Lampedusa auf St. Pauli“

 

Rasmus Gerlach begleitete über mehrere Monate die Gruppe der Lampedusa-Flüchtlinge auf St. Pauli mit der Kamera – sein Film zeigt Solidarität und Ablehnung.

Fast eineinhalb Jahre ist es nun her, dass Pastor Sieghard Wilm einer Gruppe von 80 Westafrikanern in der St. Pauli Kirche Unterschlupf bot. Mit Booten übers offene Meer vor dem Bürgerkrieg in Libyen nach Lampedusa geflüchtet, in Italien mit Touristenvisa ausgestattet und weitergeschickt, landeten die sogenannten Lampedusa-Flüchtlinge im Juni 2013 in Hamburg. Während niemand so genau wusste, wohin mit den Menschen, die von offizieller Stelle weder geduldet noch versorgt wurden, entwickelte sich im Stadtteil St. Pauli eine besondere Form der Solidarität. Filmemacher Rasmus Gerlach zückte seine Kamera und begleitete die Lampedusa-Gruppe. In seinem Film Lampedusa auf St. Pauli zeigt er, wie Nachbarn beim Wäsche waschen helfen, ältere Damen Deutsch unterrichten und Kiez-Türsteher die Kirchentüren bewachen. Bis heute hat die Stadt keine dauerhafte, humane Lösung für die Flüchtlinge gefunden. Mit dem Film liefert Gerlach einmal mehr Argumente dafür, dass Zusammenhalt viel schönere Früchte trägt, als eine verkopfte Bürokratie es je könnte.

Text: Miriam Mentz