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James Joyce’s Molly

 

Selbstbehauptung und Widerstand: Die österreichische Schauspielerin Chris Pichler ist als Molly Bloom im Monsun Theater zu Gast.

Den einen gilt James Joyce’ Roman Ulysses als unlesbares Machwerk, den anderen als geglücktes Experiment, das zu Weltliteratur wurde. Beschrieben wird darin ein gewöhnlicher Tag im Leben des Dubliners Leopold Bloom. Das als Monolog der Molly Bloom berühmt gewordene Schlusskapitel ist Legende, ein Gedankenstrom zwischen Wachsein und Traum. Während sie nachts im Bett liegt, wird Leopold Blooms Frau von einer Nebenfigur zur Hauptperson des Romans, zu einem gnadenlosen Gedankenspeer, und setzt sich im retrospektiven Erleben stolz und unversöhnlich mit der Welt auseinander. Das Gefühl des Seins im Hier und Jetzt, so bewies es James Joyce in seinem Buch, weiß die Literatur durchaus zu vermitteln. Die mit dem ORF-Hörspielpreis als beste Schauspielerin des Jahres ausgezeichnete Österreicherin Chris Pichler ist als Molly Bloom zu Gast im Monsun Theater. Sie gibt dem Monolog Stimme und Gestalt. Mit ihrer Interpretation nähert sie sich der klassischen Vorlage als moderne Frau und zeigt, dass mit ein wenig Humor Weiblichkeit und Selbstbehauptung kein Widerspruch sein müssen.

Text: Reimar Biedermann