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Tags im Museum

 

Großartige Kino-Doku über eine Londoner Institution: Frederick Wisemans Filmporträt zur „National Gallery“ läuft am 10. Januar im Abaton.

Nach dem Film National Gallery möchte man sofort in die Hamburger Kunsthalle laufen und sich die Alten Meister anschauen. Denn drei Stunden lang zeigt Dokumentarfilm-Legende Frederick Wiseman, der auf dem Filmfest in Venedig 2014 für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, wie aufregend die Bilder Turners, Vermeers, Rembrandts oder Caravaggios bis heute sind, wie viel sie uns zu erzählen haben und wie sie mitreißen können. Er beobachtet, wie leidenschaftliche Kunsthistoriker Bildungsbürger, Kinder und zappelige Jugendliche durch das altehrwürdige Londoner Museum führen und sie mit ihren Geschichten fesseln, wie sie Blinden Klassiker der Malerei näherbringen. Er zeigt Restauratoren, die in ihrer Arbeit schwelgen und auch den Museumsdirektor, der seiner Marketing-Abteilung klarmacht, dass er natürlich große Ausstellungserfolge feiern möchte und seinetwegen auch durchaus bittere Niederlagen, nur Mittelmaß dürften die Ausstellungen niemals sein. Der Film ist ein Fest der Kunstvermittlung, er feiert Kunst als Blick zurück in eine vergangene Welt, lässt sie selbst sprechen und zeigt gleichzeitig, wie intelligent und inspirierend Kino sein kann.

Text: Sabine Danek