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„Napoli“

 

Lloyd Riggins, Erster Solist in John Neumeiers „Hamburg Ballett“-Ensemble, choreografiert das Ballett als furioses Tanzfest.

Man stelle sich vor: Erd- und Dachgeschoss eines Hauses stehen noch, aber die erste Etage ist bis auf ein paar Stützpfeiler verschwunden. Nun muss der Baumeister das fehlende mittige Stockwerk wiederherstellen, ohne das darunterliegende zu beschädigen oder das obere ins Wanken zu bringen. Genau das hat Lloyd Riggins geschafft, allerdings nicht als Bau-, sondern als Ballettmeister: Der Erste Solist in John Neumeiers Hamburg Ballett choreografierte das Herzstück des dreiaktigen Balletts Napoli behutsam zwischen die beiden traditionellen Akte eins und drei. Die stützende Musik blieb erhalten, auch die Story wurde überliefert, aber immerhin stammt das ursprüngliche Werk aus dem Jahr 1842, und inzwischen gibt es ganz anderes „Tänzermaterial“. Doch die Restaurierung des Kunstwerks ist geglückt, das dreistündige Handlungsballett begeistert als rauschendes Tanzfest das Publikum. Inspiriert vom Flair der süditalienischen Hafenstadt Neapel schuf der dänische Choreograf mit dem französischen Namen August Bournonville diesen romantischen Klassiker, den der US-Amerikaner Lloyd Riggins nach Deutschland importierte. Er erzählt, so auch der Untertitel, vom Fischer und seiner Braut: Die Verliebten müssen sich gegen den Widerstand der resoluten Brautmutter durchsetzen und die magischen Kräfte eines Wasserdämons überwinden, bevor sie sich im furiosen Finale in die Arme fallen können.

Text: Dagmar Ellen Fischer