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Affiges Amtsdeutsch

 

Wirklich greifbar ist das Thema „Flüchtlinge in Deutschland“ erst, wenn es ein Gesicht bekommt, oder gleich mehrere, wie im Dokumentarfilm Land in Sicht – Willkommen im Asyl von den Berliner Filmemacherinnen Judith Keil und Antje Kruska. Sie begleiteten ein Jahr lang drei Flüchtlinge mit der Kamera und zeigen so einen Alltag, der manchmal durch seine Tragik schon fast komisch wirkt. Die Regisseurinnen waren ganz nah dran am neuen Leben von Brian aus Kamerun und Farid aus dem Iran, die beide im Flüchtlingsheim Bad Belzig untergebracht sind, und sie begleiteten den jemenitischen Soldaten Abdul, der eine Wohnung in Bad Belzig bezog. Sie zeigen, wie die drei Männer versuchen, die „deutsche Kultur“ zu begreifen und sich im Diesseits ein Leben aufzubauen. Der Zuschauer ist dabei, wenn sie auf Spielmannszüge, eine Bauchtanzgruppe, die Zeugen Jehovas und eine Jobberaterin treffen – diese Begegnungen sind skurril, dadurch auch unterhaltsam, und illustrieren gut, wie obskur die deutsche Vereinslandschaft, religiöse Gruppierungen und die Sprache der Behörden tatsächlich sind, was nicht nur auf Flüchtlinge völlig fremd wirken dürfte. Die Regisseurinnen Judith Keil und Antje Kruska sind bei der Hamburger Premiere zu Gast.

TEXT: LENA FROMMEYER

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