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Entbehrungen

 

In ihrer neuesten Inszenierung erforschen She She Pop die weibliche Aufopferung. Die Vorführungen finden am 15. bis 17. Januar statt.

Opfer bringen klingt irgendwie angestaubt. Besonders, wenn es um Frauen geht – nach Jahrhunderten des Verzichts und der Hingabe hat ihr Aufopferungswille wohl fürs Erste ausgedient. Entsprechend archaisch scheint für das moderne Individuum Strawinskys Skandal-Ballett Le Sacre du Printemps, in dem eine Jungfrau dem Frühlingsgott geopfert wird. Die Gruppe She She Pop aus Hamburg und Berlin ließ sich davon zu ihrer eigenen Inszenierung anregen, die ebenfalls als ein Ritual daherkommt. Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem weiblichen Opfer. Nachdem die Performerinnen 2010 für ihr Stück Testament ihre Väter auf die Bühne holten, erzählen nun ihre Mütter in Frühlingsopfer einen großen Teil der Geschichte vor einer Filmleinwand. Die Frauen gaben ihre Karrieren für die Kinder auf. Auch die jüngere, vermeintlich emanzipierte Generation kommt nicht umhin, Opfer zu bringen, allein schon, weil alte Rollenmuster nachwirken. Doch wie würde eine Gesellschaft aussehen, in der niemand mehr Opfer bringt? Die Auseinandersetzung mit den eigenen Biografien ist bei She She Pop eher Hilfsmittel als Ziel. Persönliche Geschichten werden in größere kulturelle Kontexte eingebettet und in oftmals unbeholfene Choreografien übersetzt, die eine Ästhetik der Authentizität schaffen.

Text: Natalia Sadovnik