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Tim Sohr

 

Der Autor und Journalist liest aus „Woanders is‘ auch scheiße“ im Kitchenclub der Superbude St. Pauli – und einige Zeilen aus seinem neuen Roman „Summa Summarum“.

Der Leitsatz für jeden Menschen, der mit der eigenen (Wohn-, Arbeits-, Lebens-)Situation unzufrieden ist, sich aber nicht verändern will, lautet: „Woanders is‘ auch scheiße.“ Herrlich, wie einem da der Pessimismus mit jeder Silbe entgegenschleudert und automatisch den Antrieb des Lesers bremst. Wollte Tim Sohr genau das mit dem Titel seines Debütromans erreichen? Oder ist sein Buch eher eine Art Simplify-your-life-Lektüre mit zynischem Schriftzug auf dem Cover?

Nein, nein, nein – das ist die falsche Fährte. Der Autor und Journalist schrieb eine Milieustudie, eine Geschichte über den im Ruhrgebiet heranwachsenden Teenager Kalli. Tim Sohr begibt sich auf Zeitreise in die 1990er Jahre – zum Aschenplatz, an die Theke des Vereinsheims, mit der Musik von Metallica im Ohr. Das ist ähnlich witzig, ehrlich, trostlos und euphorisch wie die Vorgängerwerke von Rocko Schamoni und Heinz Strunk. Tim Sohr kennt „den Pott“, er wurde tief im Westen geboren und studierte in Düsseldorf. In seiner Wahlheimat Hamburg schreibt er für zahlreiche Zeitungen und Magazine. Für die Lesung im Hostel Superbude auf St. Pauli bringt er auch ein paar seiner Kurzgeschichten mit.

Text: Lena Frommeyer