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The Imitation Game

 

Denkmal für einen Codeknacker: Benedict Cumberbatch brilliert in dem Weltkriegsdrama als schwieriger Vordenker Alan Turing.

Was die Hollywood-Praxis des In-Schubladen-Steckens angeht, hat es Benedict Cumberbatch ganz gut getroffen. Offenbar ist der Sherlock-Darsteller auf Intelligenzbestien abonniert: Neben dem berühmtesten Detektiv der Welt verkörperte der britische Schauspieler Julian Assange (Inside Wikileaks), den genetisch verbesserten Supermann Khan (Star Trek Into Darkness) und bereits 2004 Stephen Hawking. Außerdem verpflichtete der Comicverlag Marvel ihn jüngst als Ober-Zauberer Doctor Strange – immerhin ein akademischer Titel. Doch zuerst ist Cumberbatch als Alan Turing zu sehen. Noch ein Genie. Der britische Mathematiker wird im Zweiten Weltkrieg vom Geheimdienst als Codeknacker rekrutiert. Als Teil eines Spezialistenteams (darunter Keira Knightley als brillante Wissenschaftlerin Joan Clarke) soll er die hochkomplexe Enigma-Chiffrierung der deutschen Wehrmacht entschlüsseln – eine schier unlösbare Aufgabe… Regisseur Morten Tyldum (Headhunters) setzt Computerpionier Turing ein eindrucksvolles filmisches Denkmal, sein grandioser Hauptdarsteller hilft nach Kräften: Cumberbatch spielt den arroganten, unkonventionellen Theoretiker zurückhaltend und bringt dennoch das ganze Leid seiner verborgenen Homosexualität zum Ausdruck – die damals unter Strafe stand. 1954 beging er Selbstmord: Zur chemischen Kastration gezwungen biss er in einen vergifteten Apfel (ein Ende, das der Film nicht zeigt).

Text: Thorsten Moor