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Monatlich berichtet das Projekt Stadtkuratorin über seine Arbeit. Diesmal – aus gegebenem Anlass – über Rassismus und Kunst in Verantwortung.

Rechtzeitig zur Bürgerschaftswahl am 15. Februar versuchte die Alternative für Deutschland (AfD) mit einer Strafanzeige gegen Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard zu punkten. Es ging um einen Pavillon, den die Künstlergruppe Baltic Raw auf Kampnagel als künstlerischen und sozialen Ort eröffnet hat – betrieben und bewohnt von sieben jungen Menschen, die als Flüchtlinge nach Europa gekommen sind. Die AfD (t)witterte „Beihilfe zu Ausländerstraftaten“. Die Geflüchteten würden sich illegal in Hamburg aufhalten, auch sei die Wohnraumnutzung nicht genehmigt. Inzwischen haben sich Hamburgs Kulturschaffende in einem offenen Brief hinter Deuflhard gestellt. Die AfD setzte mit ihrer Anzeige auf den Extremismus der Mitte: auf Ressentiments gegen Geflüchtete, die in der paranoiden Wahrnehmung der Rechtspopulisten den Sozialstaat ausnutzen. Und gegen eine Kunst, die man nicht auf den ersten Blick versteht, deren Fragen man aber dennoch als Zumutung empfindet. Währenddessen werden Flüchtlinge weiter systematisch ausgegrenzt und auch die soziale Spaltung der Gesellschaft nimmt weiter zu. Das Projekt auf Kampnagel konfrontiert uns mit dieser Realität als Teil des städtischen Raums und mit einer verantwortungsvollen Kunst im öffentlichen Raum. Es fordert einen Austausch auf Augenhöhe. Darf die Kunst das? Sie muss! Passend zum Thema stellt der Künstler Kader Attia vor dem Hintergrund aktueller Migrationspolitik seine Arbeit über die Auswirkung von Kolonialismus am 16. Februar im Kunsthaus vor.