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Ich, das Ungeziefer

 

Kafka mit Käfer im Schauspielhaus – die Vorstellung am 1. März ist ausverkauft. Weitere Vorstellungen finden am 2. und 8. März statt.

Den handlungsarmen Stoff von Kafkas Verwandlung ins Theater zu bringen, ist eine große Herausforderung. Genau das reizte Theaterautor Peter Karpatí, als er von dem Regisseur Viktor Bodó um eine Bühnenfassung gebeten wurde. Der aus Ungarn stammende Künstler studierte Kafkas Werk, seine Briefe und Tagebücher und ließ nur etwa zehn Sätze aus der ursprünglichen Fassung in seinem Stück stehen. Viel Inspiration holte er sich hingegen aus dem autobiografischen Text Brief an den Vater, der untrennbar mit der Erzählung zusammenhängt. Karpatí gelang es, für Viktor Bodós Inszenierung einen Text zu verfassen, der genau das Grundgefühl transportiert, das die Lektüre von Die Verwandlung auslöst: jene eigenartige Mischung aus Beklemmung und Befremdetsein, die manchmal von einem hilflosen inneren Lachen begleitet wird. Weil das, was geschieht, so absurd ist und dennoch wirkt, als sei es aus dem Alltag gegriffen. Kafkaesk eben. Das fängt beim nachmittäglichen Teetrinken an und führt bis hin zur Paarung des Käfers mit einer verrückten Hutmacherin. Häufig wird dabei in die Trickkiste gegriffen. Was Wind- und Nebelmaschine, Vergrößerungsgläser und die weiße Leinwand zum Schattenspielen zaubern, ist überraschend und phantasievoll. Die Bühnenbildner haben ein wahres Wunderland geschaffen, wenn auch ein ziemlich düsteres.

Text: Katharina Manzke