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Leviathan

 

Für den Oscar nominiert: Andrej Swjaginzews Polit-Thriller vom Polarkreis läuft ab 12. März in deutschen Kinos, unter anderem im 3001.

Wenn der Verkehrspolizist Pascha an seinem Geburtstag zum fröhlichen Scheibenschießen ins Grüne hinauszieht, versehen mit Wodka, Schaschlik und einer Kalaschnikow, hat er auch einen ganzen Satz großformatiger Bilder ehemaliger Staatenlenker unter dem Arm – Lenin, Breschnew, Gorbatschow –, die ihm als Zielscheiben dienen. Ein Bild seines aktuellen Dienstherrn befindet sich nicht darunter. Noch nicht, wie Pascha betont. Gleichwohl zielt der Film des russischen Arthouse- und damit Ausnahme-Regisseurs Andrej Swjaginzew (Die Rückkehr), der in Leviathan von Korruption und Machtmissbrauch in einer Kleinstadt an der Barentssee erzählt, auch auf den aktuellen Herrn des Kreml. Unübersehbar prangt dessen Konterfei an der Wand jenes Dienstzimmers, aus dem heraus der Bürgermeister Schelewjat hier ebenso selbstherrlich wie abgefeimt regiert. Als er jedoch den Automechaniker Sergejew um seinen gesamten Besitz bringen will, stößt er auf ernsten Widerstand … Leviathan besitzt inszenatorische Längen. Entschädigt wird man mit großartigen Landschaftsaufnahmen, die mit einer im westlichen Kino ungewohnten Naturmetaphorik die am Polarkreis obwaltenden Relationen zwischen Individuum und Staat offenbaren.