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„Glückliche Tage“

 

Das absurde Endspiel von Samuel Beckett läuft vom 13. bis 15. März im Schauspielhaus – die Vorstellungen sind ausverkauft. Für den Mai gibt es aber noch Karten.

Ein einsamer Erdhügel in einer Wüstenlandschaft, sonst nichts. Unbarmherzig brennt die Sonne auf eine Frau um die Fünfzig, die in dem Hügel gefangen ist. Viel Gestaltungsraum hat der irische Dichter Samuel Beckett nicht gelassen. Umso erstaunlicher, wie Katie Mitchell in ihrer Inszenierung von Glückliche Tage mit den strikten Vorgaben für das Bühnenbild umgeht: Die britische Regisseurin hat ihre apokalyptische Landschaft in ein alltägliches Wohnhaus verlegt, das bis zur Hälfte überschwemmt ist. Trotz ihrer misslichen Situation schwelgt Winnie fröhlich plappernd in Erinnerungen und Belanglosigkeiten … Julia Wieninger kontrastiert ihre körperliche Eingeschränktheit durch ihre Mimik und ein gut choreografiertes „Fingerballett“, während sie Wortkaskaden auf Willie plätschern lässt und sich mit den Gebrauchsgegenständen aus ihrer Tasche beschäftigt. Das Pärchen wirkt erstaunlich jugendlich und repräsentiert ein zeitgemäßeres Bild der heutigen Fünfzigjährigen als in vielen Interpretationen des Stückes von 1961 üblich. Nach der Pause steht Winnie das Wasser wortwörtlich bis zum Hals … Wie wir unausweichlich und sehenden Auges in die Katastrophe gehen, führt uns Katie Mitchells bis zum Schluss erfrischend entstaubte Inszenierung vor – mit einem grandiosen Bühnenbild von Alex Eales und einer großartigen Julia Wieninger.

Text: Angela Kalenbach