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Die Blechtrommel

 

Der Gnom reicht den Schelmenspiegel – der Roman von Günter Grass in einer Inszenierung von Luk Perceval. Premiere ist am 28. März.

Wenn ein Mensch rückblickend beklagt, er habe von der ersten Sekunde seines Lebens an einen vollständig entwickelten Verstand besessen und aus jener Hellsicht heraus entschieden, für immer gegen das erbärmliche Leben zu protestieren, kann man ihm Glauben schenken? Im Fall des kleinwüchsigen Infantilisten Oskar Matzerath aus Günter Grass’ Roman schließt diese Totalverweigerung sogar seinen eigenen Körper mit ein. Mit dem Nachkriegs-Wüter Die Blechtrommel bringt das Thalia den letzten Streich des vierteiligen Thalia-Pakets Neue Deutsche Klassiker auf die große Bühne. Kritiker bemängeln diese Praxis, sehen Epik wie Theater gleichermaßen missverstanden und bekritteln damit doch eigentlich nur einen gefühlten Mangel an originellen Dramentexten. Regisseur Luk Perceval kann nach Falladas Jeder stirbt für sich allein abermals zeigen, dass ein großer Roman Anlass für hervorragendes Theater sein kann. Die 71-jährige Barbara Nüsse spielt den ewig dreijährigen Oskar.

Text: Reimar Biedermann