Krypto-Jude, Gangleader, Hip-Hop-Pionier: Strips & Stories präsentiert die Graphic Novel „Ghetto Brother“ über Benjamin Melendez.
„Mein Vater zog die Vorhänge zu und las aus den heiligen Schriften“, erzählt Benjamin Melendez rückblickend. „Anschließend schickte er uns am Samstag zum Spielen auf die Straße, damit niemand den Eindruck bekam, wir seien Juden.“ Melendez ist ein Marrano, ein Nachfahre jener Krypto-Juden, die in Spanien und Lateinamerika lange ihre Religion im Verborgenen ausübten. Aufgewachsen in der South Bronx, war er gleichzeitig Anführer der puerto-ricanischen Ghetto Brothers, der berühmt wurde, als er 1971 einen legendären Frieden zwischen den Straßengangs der Bronx durchsetzte. Im selben Jahr nahm er mit seiner Band Ghetto Brothers seine einzige Platte auf, Power Fuerza, die kaum mehr als lokale Verbreitung fand – und jetzt, 40 Jahre später, wiederentdeckt und neu verlegt wurde. Die Geschichte von Melendez, dessen Freitagabend-Street-Jams bedeutenden Einfluss auf den frühen Hip-Hop hatten, wird von der vielbeachteten Graphic Novel Ghetto Brother von Julian Voloj (Text) und Claudia Ahlering (Zeichnungen) aufgegriffen. Zur Präsentation des Buchs kommt Ahlering zu Strips & Stories, während Mune_Ra für den passenden musikalischen Hintergrund sorgt. Nicht verpassen!
Text: Nik Antoniadis