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„Sieg der Vernunft“

 

Das monumentale „Kampflichtspiel“ im Metropolis ist die Persiflage eines Parteitagsfilms – und eine Feier des Selektiertums.

In Hamburg zählt er zu den „Legendären Typen“: Uli Rehberg, in den 1980ern und 1990ern Besitzer des Schallplattenladens Unterm Durchschnitt, für Fans obskurer Klänge ein Paradies. Aber hinterm Ladentisch führte der Label-Betreiber (Walter Ulbricht-Schallfolien) und Spiritus Rector der Liedertafel Margot Honecker eine Triple-Existenz. Als bekennender Stalinist Dr. Kurt Euler stand er der Kommunistischen Einheitspartei Deutschlands vor, als Ditterich von Euler-Donnersperg verfasste er moralische Traktate und Sinngedichte, die in altertümelndem Starkdeutsch einem ästhetischen Rigorismus Ausdruck verliehen: „Auf die Knie!“ Und in den vergangenen fünf Jahren hat Rehberg befreundete Kulturschaffende in rüden Depeschen immer wieder zu Filmarbeiten einbestellt, deren Ergebnisse nun im Metropolis vorgestellt werden. Sieg der Vernunft heißt das Werk, das im Titel Leni Riefenstahls Reichsparteitagsfilm Sieg des Glaubens (1933) anklingen lässt. Aber natürlich versteht der Film dies und sich selbst – gemäß der Hegel’schen Hypothese, dass alle Weltgeschichte sich als „lumpige Farce“ wiederhole – als einen Witz.

Zur Premiere im Metropolis gibt es ein Programm mit Vorträgen und Musik.