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Katzen in Affenfaust

Neunzehn Kreative, darunter Illustratoren und Graffitikünstler, schufen für die Gruppenausstellung auf St. Pauli „irgendwas mit Katzen“.

Jetzt mal ehrlich: Warum klicken Menschen „lustige“ Katzenvideos bei YouTube an? Die sind unfassbar trivial und ihre Protagonisten die Langeweile auf vier Pfoten. Mit hoffentlich ausgiebiger Persiflierwut eröffnet am 12. Juli die Gruppenausstellung Katzen gehen immer in der Galerie Affenfaust auf St. Pauli. Die Kuratoren stellten den 19 Künstlern – das Who-is-Who der befreundeten Urban Artisten – die Aufgabe „irgendwas mit Katzen“ zu machen. Ob sie „das prominente Tier der Aufklärung“ nun abseits piefiger Porzellanskulpturen und niedlicher Postkarten als Illustration, Graffiti oder klassischen Tattoo Flash inszenieren, erfährt der Besucher ab 20 Uhr. Vielleicht wird das domestizierte Wesen gar entdegradiert und vom niedlichen Haustier zum mystischen Wesen zurückerhoben. Alles ist möglich – aber bitte, bitte keine Katzenvideos …

Beteiligte Künstler:

1010
ANDREAS KLAMMT
BASE TWENTYTHREE
BJÖRN HOLZWEG
BOJE ARNDT KIESIEL
DOPPELDENK
ELMAR LAUSE
FABIAN WOLF
FLYING FÖRTRESS
HEIKO MÜLLER
INNERFIELDS
NICOLAS FRÉMION (FR)
NONSKI
PATRICK HENNE
PUSH
SUGAH CRENSHAW
TOBIAS KROEGER
WILLIAM XCIONCAX (IT)
ZIPPER DIE RAKETE

Text: Lena Frommeyer

 

Bernd Begemann

Das Hamburger Urgestein gibt mit seiner Band Die Befreiung ein Konzert, das ganz im Zeichen des Fußballs steht.

Er prägte mit seiner Musik die sogenannte Hamburger Schule maßgeblich. Seit zehn Jahren steht Bernd Begemann – Sänger, Gitarrist und Entertainer – gemeinsam mit Achim Erz (Drums), Ben Schadow (Bass) und Kai Dohrenkamp (Keyboard) auf der Bühne. Während er als Solo-Musiker mit seinen gesungenen Geschichten eher zum andächtigen Lauschen animierte, sind die Auftritte von Bernd Begemann & Die Befreiung fröhliche Konzerte, bei denen ausgelassen gefeiert und getanzt werden kann. Sympathischer Rock ’n Roll mit klugen, lustigen Texten, der Massenbegeisterung auslösen kann. Das passt wunderbar zum globalen Fußballfest, das auf seinen fulminanten Höhepunkt zuläuft. So steht das heutige Konzert im Knust ganz im Zeichen der WM. Was das genau zu bedeuten hat, ist wie jede Party – und jedes Fußballspiel – nicht genau vorhersehbar. Eins ist aber garantiert: Es wird Spaß machen!

Text: Katharina Manzke

 

Wutzrock

Bock auf See? Das Gratis-Festival in Bergedorf hat neben der malerischen Kulisse auch allerhand Punk-, Rock- und Ska-Perlen zu bieten.

Das Wutzrock ist sicherlich das traditionsreichste und schönste Umsonst-und-draußen-Festival Hamburgs: Seit 1979 gibt es das Musikfest in Bergedorf, seit 1993 hat es seinen festen Platz am Eichbaumsee. Politisch ist das Wutzrock unzweideutig links: antirassistisch, antisexistisch und nicht-kommerziell. So soll’s sein und so soll es auch bleiben. Musikalisch geht es auch dieses Jahr wieder in Richtung Punk, Rock und Ska, mit ein paar Genre-Ausflügen. Freuen darf man sich unter anderem auf den Auftritt des Bandkollektivs Station 17 (Foto) mit avantgardistischem Indie, den zum Singer-Songwriter gewandelten HipHopper Flo Bauer, knarzigen Garagenrock von The Last Things und Punkrock von ZSK. Zwei Bühnen, ein Kinderfest, verschiedene Rahmenprogramme und Bademöglichkeiten in der Dove Elbe machen das Wutzrock zur lauten Komplettbespaßung für ein Wochenende.

 

Scienceville

Der Dockville-Ableger debütiert als transmediale Auseinandersetzung – ein dreitägiges Happening mit Performances, Lesungen, Filmen und DJ-Sets.

Dass sich Wissenschaft und Kunst nicht vertragen, ist ein Irrglaube der Moderne – man denke nur an den Universalgelehrten Leonardo da Vinci, in dessen Schaffen Malerei, Skulptur, Philosophie und Forschung gleichberechtigt nebeneinander standen. Der Dockville-Ableger Scienceville möchte die vermeintlich gespaltenen Lager versöhnen: Mit den Mitteln der Kunst Wissenschaft nahebringen. Was vom 11. bis 13. Juli vor dem alten Laborgebäude auf dem Dockville-Gelände stattfindet, ist die Pilotveranstaltung einer Auseinandersetzung, die zwei Jahre dauern soll und transmedial ist: Durch Performances, Lesungen, Filme und so weiter wird sich des Mottos Ignorance Is Bliss angenommen – schließlich steht vor dem Wissen das Nichtwissen. Das dreitägige Forschungs-Happening bietet unter anderem eine DJ-Darbietung von Gereon Klug, eine Dokumentation über die Krimi-Serie Top Of The Lake und einen Vortrag zum Thema Wissen und Besser-nicht-wissen des DJs und Radiomoderators Klaus Walter. Der Eintritt ist frei.

 

Goldmarie & Fridolin

Im Rahmen der Partyreihe im Bunker an der Feldstraße sorgt KlangKuenstler aus Berlin für romantische House-Schwingungen.

Exzellenznachweis für die elektronische Partyreihe ist im Juli das Set von KlangKuenstler, dem emotionalsten Pferd im Stall von Oliver Koletzkis Label Stil vor Talent. Der Mittzwanziger Michael Korb stammt aus Bayern, lebt aber mittlerweile in Berlin und saugt die Clubschwingungen der Stadt 24 Stunden am Tag ein, verarbeitet sie und spuckt neue Tracks aus. Die klingen dann wunderbar warm und weich, geben der Romantik den Vorzug gegenüber dem schnöden Hedonismus. Sein Deep und Tech House reicht dem Dancefloor die Hand und blicken gleichzeitig in die Wolken. Individueller kann Tanzmusik nicht sein. Das bin ich wird dann auch sein Debütalbum heißen. Support kommt von Rich vom Dorf (Kiddaz / Tächno) und Bodega (Minimal Anders), und die stimmige Dekoration des Feldstraßenbunkers besorgen Die Dekologen.

Text: Marco Fuchs

 

Musikduell im Schanzenpark

An die Waffen, äh, Instrumente: Die Hamburger Bands Johnny Liebling und Der Fall Böse treten auf der Bühne im Zirkuszelt gegeneinander an.

Das haben wir so auch noch nie gesehen: Beim gemeinsamen Konzert der Hamburger Bands Der Fall Böse und Johnny Liebling im Bajazzo betreten die Beteiligten nicht etwa nacheinander die Bühne, nein, gleichzeitig soll es sein. „Auf der einen Seite: Der Fall Böse, Halunken, Tagelöhner und immer noch auf der Suche nach guten Menschen an bösen Orten. Auf der anderen: Johnny Liebling, düstere Seelen im feinen Zwirn“, so der halodrige Pressetext. Das einzige, was die beiden eigentlich sehr freundschaftlich miteinander verbundenen Bands voneinander trennt, ist ein kleiner Holztresen und ein Barkeeper, der sich absolute Neutralität auf die Fahne geschrieben hat. Mehr wird vorerst über den genauen Ablauf des Abends nicht verraten. Aber unsere Fantasie befeuert derart unsere Neugierde, dass wir dieses Spektakel auf keinen Fall verpassen werden.

 

Projekt: Sculpture

Optisch-musikalische Reizballungen für Augen und Ohren: Dan Hayhurst und Reuben Sutherland laden zur psychedelischen Tanzreise auf die MS Stubnitz.

„Bleeps“ und „Clonks“ treffen auf „Optical Art“. Das Duo Sculpture besteht aus dem britischen Musiker Dan Hayhurst und dem neuseeländischen Animationskünstler Reuben Sutherland. Die beiden kooperieren seit 2008 miteinander. Ihr Equipment setzt sich aus analogen und digitalen Geräten zusammen. Die dabei entstehenden „Opto-Musical agglomerate“, wie das Duo seine Arbeitsergebnisse nennt, sind Rausch und Schmaus für Ohren und Augen: bunt animierte, psychedelisch anmutende Grafiken, die auf Dauer vielleicht die eine oder andere leichte Halluzination hervorrufen könnten, dazu minimaler Techno ohne Proll-Faktor. Wer sich dieser seltenen Möglichkeit, sich einer angenehmen Reizüberflutung auszusetzen, wahrnehmen möchte, sollte am Donnerstagabend unbedingt den Party-Kutter MS Stubnitz.

 

Ein Tag in Dar

Das studentische Austauschprojekt stellt Tansanias Millionenstadt am Meer eindrucksvoll akustisch vor – in der HAW als Multimedia-Installation.

Daressalam ist die größte Stadt Tansanias und Hamburgs bislang einzige Partnerstadt auf dem afrikanischen Kontinent. Dorthin ist eine Gruppe Studierender der HAW Hamburg gereist, um eine Hörbuchproduktion gemeinsam mit tansanischen Kommilitonen zu realisieren. Prof. Dr. Steffen Burkhardt holte das Studienprojekt des International Media Centers (IMC) an die HAW. Die Kooperation soll Presse- und Meinungsfreiheit in Afrika fördern und demokratische Strukturen stärken. Diese haben die deutschen und tansanischen Studierenden nun ganz konkret gelebt. Eine Woche wohnten sie gemeinsam in Daressalam und fingen die akustisch herausfordernde Atmosphäre von Dar ein. Das Ergebnis ist eine hörbare Stadtführung zu Kunst- und Kulturveranstaltungen, über Märkte und in Moscheen, begleitet von Musik und Menschen der Stadt. Das Projekt zieht ein weiteres ungewöhnliches Ereignis nach sich: Erstmals nimmt der Studiengang Medien, Information, Bibliothek an der Jahresausstellung des Kunst- und Mediencampus teil und veröffentlicht das Hörbuch dort. In einer atmosphärischen Installation aus Bildprojektionen, Hörbuchausschnitten sowie Musik und Filmen aus dem tansanischen Alltag soll die Hafenstadt sinnlich erfahrbar gemacht werden.

Text: Alissa Schrumpf

 

Passion Victim Vol. 7

In einem Zirkuszelt im Schanzenpark spielt unter anderem die Contryfolk-Band Torpus & The Art Directors im Rahmen der Konzertreihe.

Die Konzertreihe Passion Victim hat sich für seine Sommeredition etwas Besonderes einfallen lassen: Die Veranstaltung schlägt buchstäblich ihr Zelt im Grünen auf und feiert im Schanzenpark in Zirkusatmosphäre. Der akustische, aufbrausende Countryfolk von Torpus & The Art Directors passt ganz gut in Wald und Wiese. Mit ihrem Album From Lost Home To Hope und vor allem den folgenden mitreißenden Live-Sets hat sich die Band einen Bombenruf auch über die Grenzen Hamburgs erspielt. Bald wird es Zeit, mit neuen Songs nachzulegen – an denen wird mit Hochdruck gearbeitet. Ebenfalls zur Gartenparty eingeladen ist die britische Musikerin Gemma Ray mit folkig-spukigem Blues. Das wird ein sehr atmosphärischer Abend – da kann man auch verschmerzen, dass nur zwei statt der üblichen drei Acts spielen. Man muss ja auch auf die Nachbarn Rücksicht nehmen.

Text: Michael Weiland

 

Filmnächte am Millerntor

Nette Zweckentfremdung: Vor der Südtribüne wird vom 10. bis 18. Juli eine Leinwand aufgebaut. Das Freiluftkino eröffnet mit einer Doku über die Esso-Häuser.

Auch wenn man es im Moment kaum glauben mag: Stadien können mehr als nur die Heimat von Fußball sein. Traditionellerweise transformiert das Programmkino 3001 die St.-Pauli-Arena auf dem Heiligengeistfeld im Sommer zum Freiluftkino. Bei diesen Filmnächten am Millerntor darf sich das Publikum entspannt auf der Südtribüne zurücklehnen – anstatt herumzugrölen oder auf Trommeln einzuschlagen – und der Handlung auf der Leinwand folgen, die zum Eröffnungsabend am 10. Juli zum Fenster zur direkten Nachbarschaft wird: Hausbau auf St. Pauli heißt die aktuelle Fassung des Films über die Esso-Häuser. Das Team von Empire St. Pauli begleitet in der Langzeit-Dokumentation den Kampf von Aktivisten und mittlerweile Ex-Bewohnern der Hochhäuser an der Reeperbahn, die kürzlich abgerissen wurden. Weitere Filmnacht-Termine sind: Fack Ju Göthe (11.7.), Do The Right Thing (14.7.), Drive (15.7.), Inglourious Basterds (16.7.), Machete Kills (17.7.) und der Hamburg-Klassiker Absolute Giganten (18.7.). Ab 21 Uhr öffnen die Stadion-Tore – der Film beginnt gegen 22.15 Uhr.

Text: Lena Frommeyer