Über das „Wort zum Freitag“ des ZDF wurde heftig debattiert, ohne dass bisher Ergebnisse bekannt geworden wären. Der Südwestrundfunk unter Leitung von Peter Voß aber geht einfach voran. Der SWR hat nun dem ZDF den Rang abgelaufen, was die Integration des Islams in das öffentlich-rechtliche Sendungsbewusstsein angeht. Der Intendant steht selbst hinter der längst fälligen Erweiterung des religiösen Angebots.
Ab heute steht das „Islamische Wort“ auf der Homepage zum Download bereit, eine etwa 4 Minuten lange Audio-Datei.
Monatlich wird ein neues verfügbar sein.
Das ist ein bisschen wenig, finde ich. Wöchentlich dürfte es schon sein, sonst wird die Sache zu erratisch und verliert den Bezug zum Alltagsleben.
Und es gibt ja doch weiß Gott einen grossen Informationsbedarf der Nichtmuslime und einen mindestens ebenso grossen Mitteilungsbedarf der Muslime.
Aiman Mazyek
Die ersten beiden Autoren sind bekannte Namen aus dem interreligiösen Dialog: Aiman Mazyek (Zentralrat) und Bekir Alboga (Ditib).
Mazyek macht den Anfang mit einer Predigt zum Thema „Barmherzigkeit und Gnade – Gottes oberstes Prinzip“.
Der Text ist korrekt, vielleicht ein bisschen überkorrekt – man merkt die verständliche Nervösität des Autors, der mit einer positiven Note beginnen will. Er klingt schon ein bisschen zu sehr nach Wort zum Sonntag, wo ja meist allgemeine menschliche Dinge besprochen werden, bevor der Predigende ganz am Ende unverhofft in die Jesus-Kurve einbiegt und anmerkt, was der HErr wohl dazu (Gesundheitsreform, Tarifkonflikt, Neid, Mißgunst, Ungerechtigkeit, mangelndes Vertrauen in unserer Gesellschaft…) gesagt hätte.
Nun also gibt es auch die Mohammed-Kurve. Aiman Mazyek bezieht das Thema Barmherzigkeit durchaus intelligent auf die „Begnadigung ehemaliger RAF-Terroristen“.
Aber lassen wir das Genöle: Dennoch ist das ein guter Anfang, der hoffen lässt, dass sich hier ein interessantes Forum entwickeln könnte.
Die knifflige Frage, an der es hängt, ob dieses Format funktionieren kann, ist folgende: Wird es eine Form für das friedliche und aufrichtige Interesse an Differenzen sein? Oder wird man immer nur auf Konsens setzen und sich an das Trennende nicht herantrauen. Dann ist das Islamische Wort zur Langeweile verdammt, die so viele Bemühungen des Dialogbetriebs überschattet.
Auch in dem sanft daherkommenden Text von Aiman Mazyek stecken schon die kontroversen Themen, die Christen und Muslime trennen und doch untrennbar aufeinander bezogen sein lassen:
das Gottesbild,
die Stellung des Menschen zu Gott und seine Angewiesenheit auf Gnade und „Rechtleitung“,
die Natur Jesu (als Prophet unter anderen oder als Gottessohn)
und damit das Menschenbild.
Die Chance dieses Forums könnte darin bestehen, sich über diese Dinge auszutauschen ohne Angst, ohne falsche Harmoniesucht und ohne Polemik.