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Amerikanische Muslime: integrierter Mainstream, Verschwörungstheorien am Rande

 

Amerikanische Muslime sind nach einer neuen Studie des Pew Research Centers
– sehr viel besser in die Gesellschaft integriert als europäische Muslime (sie haben viel mehr nicht-muslimische Freunde, sind ökonomisch und bildungsmässig erfolgreicher und fühlen sich generell besser akzeptiert)
– aufgeschlossener gegenüber der amerikanischen Gesellschaft als die europäischen Muslime gegenüber ihrem Umfeld (bei gleichzeitiger heftiger Kritik an amerikanischer Aussenpolitik); 63 % der amerikanischen Muslime sehen keinen Widerspruch zwischen ihrer Frömmigkeit und dem Leben in der westlichen Moderne
– haben mehrheitlich (62 %) den Eindruck, dass das Leben in den USA für Frauen besser sei als in islamischen Staaten
– sind mehrheitlich (51%) sehr besorgt über islamischen Extremismus
– sagen zu 73 %, sie seien niemals diskriminiert worden, obwohl eine Mehrheit sagt, nach dem 11. September 2001 sei das Leben für sie schwieriger geworden
– sagen zu 75 %, der Irakkrieg sei eine falsche Entscheidung gewesen (während immerhin 35 % den Krieg in Afghanistan für richtig halten).

Doch nun zu den irritierenden Zahlen: 8 % der amerikanischen Muslime halten Selbstmordattenate für oft (1 %) oder manchmal (7 %) gerechtfertigt zur Verteidigung des Islam.
Das heisst zwar, dass eine überwältigende Mehrheit die Attentate ablehnt – aber 8 Prozent sind trotzdem eine verstörend hohe Zahl!
Nur 40 Prozent – und da wird es wirklich haarig – glauben, dass Araber die Attacken des 11. September ausgeführt haben. 28 Prozent sagen, sie glauben es nicht (jeder Vierte!). 32 Prozent wollten sich nicht äußern.


Interessant: Die Einwanderer sind unter den Muslimen die Moderateren, während afroamerikanische Muslime die am meisten desillusionierte Gruppe stellen. (Also machen die Amerikaner mit ihren Einwanderern etwas richtig.)

Am meisten verstört der Befund, dass bei den unter 30jährigen mehr als doppelt so viele Verständnis für Selbstmordanschläge zeigen – nämlich 16 Prozent.
Die Pew-Forscher weisen darauf hin, dass diese Zahlen deutlich moderater ausfallen als in Europa – UK, Frankreich, Spanien – und in der islamischen Welt. Aber das ist ein schwacher Trost, denn diese Zahlen wiederum sind schwindelerregend. (Deutschland hat übrigens interessanter Weise ähnliche Zahlen wie die USA. Vergleichsdaten hier.)