Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Neue Pläne für die Kölner Moschee

 

Die geplante Kölner Moschee soll jetzt andere Minarette und eine neue Kuppelgestalt bekommen. Der Architekt der in Ehrenfeld entstehenden Moschee, der Kirchenbaumeister Paul Böhm, gab dies gestern zusammen mit dem Bauherrn – der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) – bekannt.

koelner-moschee.jpg

Die neuen Minarette sehen weniger türkisch aus. Böhm vermeidet die typische Spitze mit der umlaufenden Galerie (von der früher der Muezzin rief). Statt dessen setzt er jetzt auf zwei halbrunde, abstrakte Türme, die sich nach oben auf eine asymmetrische, fast pflanzenhafte Weise zuspitzen. Die Kuppel über dem Gebetsraum hat zwar weiterhin Anklänge an die Weltkugel, wie schon im ersten Entwurf. Aber sie besteht jetzt aus einer losen, transparenten Konstruktion aus Schalenelementen. Auch hier sind Abstraktion und Auflösung der klassischen Moschee-Stilsprache die Tendenz.

Man kann dies als Zugeständnis an die Welle der Kritik lesen, mit der die Kölner Moscheebauer in den letzten Wochen konfrontiert wurden. Das Gebäude nimmt die traditionalistische religiöse Symbolik ein wenig zurück. Es ist nicht mehr so sehr „ein Stück Türkei in Deutschland“, sondern ein Vorbote des „deutschen Islam“, den der Innenminister fordert. Es zeigt Willen zur Modernität, zur Offenheit und Transparenz, ohne sich dabei unkenntlich zu machen.

Ob so das Gift aus der Kölner Debatte, die längst eine nationale geworden ist, genommen werden kann? Bei der Höhe der Minarette – 55 Meter – und der Kuppel – 34,5 Meter – machen Böhm und Ditib keine Kompromisse.

Damit stellen sie sich gegen einen Antrag der Kölner CDU, die jüngst auf einem Parteitag die Reduktion der Minarette gefordert hatte. Das ist richtig so: Die Union hat keinen Grund, die Minaretthöhe zu kritisieren – außer den, dass sie irgendeinen symbolischen Sieg über die Ditib braucht, um ihren rechten Rand einzubinden. Der Kampf um die Minarette ist eine lachhafte Stellvertreterdebatte.

Weder ästhetisch noch städtebaulich gibt es ernsthafte Argumente gegen die Minarette. Sie werden von mehreren Gebäuden im Viertel überragt, darunter das Uni-Hochhaus und der Fernsehturm mit 234 Metern.

Der neue Entwurf hat eine interessante Pointe: Im Gegenwind einer oftmals ängstlichen und ressentimentgeladenen Kritik verabschiedet die Ditib sich – jedenfalls was die Formensprache angeht – immer mehr von einem altmodischen und hergebrachten Islambild. Die von ihr geplante Moschee läuft dem theologisch eher konservativen Islam, der in ihr gepredigt und gelebt werden wird, ästhetisch meilenweit voraus. Das spricht dafür, dass unsere Konflikte um die Integration des Islam in Deutschland, so häßlich sie manchmal sein mögen, auch eine modernisierende Wirkung haben können.

Die Ehrenfelder Moschee wird gebaut werden, vielleicht mit weiteren Modifikationen. Der Bauherr sollte aber nicht denken, dass die Sache zuende ist, wenn man endlich das lästige Planungsverfahren hinter sich hat.

Wenn diese Moschee gebaut wird, warten noch viele weitere Herausforderungen auf Ditib: Es ist natürlich nicht damit getan, einen Bau mit transparenter Symbolik hinzusetzen, wenn die Organisation selbst nach alles andere als durchschaubar ist. Ditib, heute noch der lange Arm des Religionsministeriums in Ankara, muss sich langfristig von der Türkei lösen und sich auf eigene Beine stellen. Sonst wird es nie eine Akzeptanz in Deutschland geben.

Wer mit einer Moschee wie dieser den Anspruch erhebt, hier dazuzugehören, muss dies auch durch Bildungsarbeit, durch offene Debatten und durch Gastfreundschaft gegenüber der nichtmuslimische Bevölkerung im umliegenden Viertel beweisen.