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Kann es einen privatisierten Freizeit-Islam geben?

 

Der kluge Zafer Senocak hat einen Essay über diese dringende Frage geschrieben.

Kernzitat:

Das Kernproblem heißt: Kann ein Muslim sich jenseits des Koran und der koranischen Vorschriften gesellschaftlich und politisch orientieren? Und wie drückt sich eine solche Orientierung in seinem Privatleben aus?

Kann er sich zur Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, zur Gleichberechtigung aller Bürger, unabhängig von ihrer Glaubensorientierung bekennen, ohne islamische Prinzipien zu verletzen?

Er kann es eigentlich nicht. Bislang jedenfalls. Wenn er sich zu einer anderen Gesellschaftsordnung bekennt als der islamischen gibt es immer Erklärungsbedarf. Auch deshalb steht der türkische Ministerpräsident Erdogan, ein bekennender Muslim, unter Druck.

Doch weder er noch seine Partei können dieses Problem lösen. Eine Partei ist keine Denkschule. Die AKP islamisiert die Türkei nicht. Die Reformen, die diese Partei in die Wege geleitet hat, haben offenkundig mehr mit den Kopenhagener Kriterien der EU zu tun als mit den Rechtsnormen aus Mohammeds Zeiten.

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Zafer Senocak

Ihre Wähler erwarten eine weitere Modernisierung der türkischen Gesellschaft, eine Öffnung des politischen Systems, die Etablierung eines Rechtsstaats, wirtschaftlichen Aufschwung. Sie erwarten nicht die Einführung der Scharia, sie leben mehrheitlich einen Islam, der Privatangelegenheit geworden ist.

Doch darf es, kann es einen solchen Freizeit-Islam überhaupt geben? Muslimische Theologen und Philosophen stehen schon ziemlich lange, nämlich seit dem Anbruch der Moderne vor über einem Jahrhundert, genau vor dieser Fragestellung.

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