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Papst lädt Muslime zum Dialog in den Vatikan

 

Es geht voran im Dialog der Weltreligionen. Die Regensburger Rede des Papstes hat zwar zuerst wütende Gegenreaktionen ausgelöst, erweist sich aber zusehends als Startsignal eines ernsthaften Gesprächs nach dem Ende des Scheindialogs zwischen Christen und Muslimen.

Der Papst hat gestern auf den Brief der 138 islamischen Gelehrten geantwortet. Das bedeutet, dieser Mann

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hat Post bekommen – seine Königliche Hoheit Prinz Ghazi bin Muhammad bin Talal von Jordanien, der Initiator der beiden Briefe an den Papst. (Der Prinz ist auch Leiter des in Amman arbeitenden AAl-Al-Bayt-Instituts für Islamisches Denken, auf dessen Website der Appell der 138 veröffentlicht wurde.)

Der Papst erklärt seine Bereitschaft, eine Delegation der Unterzeichner zu empfangen und bietet an, eine Arbeitsgruppe aus Gelehrten beider Religionen ins Leben zu rufen.

Das sind gute Nachrichten! Die Wiederkehr der Diplomatie in die Kulturkämpfe unserer Tage ist nicht nur auf die Politik im engeren Sinn beschränkt. Es entwickelt sich endlich eine Art Religionspolitik, die es damit aufzunehmen versucht, dass einige der heißesten weltpolitischen Konflikte heute religiös eingefärbt sind. Um das Fernziel der Entpolitisierung der Religion zu erreichen, muss sich die gemäßigte Religion erst einmal politisieren, um den Extremisten etwas entgegen zu halten.

Hier der Volltext des Päpstlichen Briefes, überliefert durch den Staatssekretär des Vatikans, Tarcisio Bertone:

Seine Königliche Hoheit
Prinz Ghazi bin Muhammad bin Talal
The Royal Palace
Amman
Jordanien

Aus dem Vatikan, am. 19. November 2007

Ihre Königliche Hoheit,

Am 13. Oktober 2007 unterzeichneten 138 muslimische religiöse Führer, darunter auch Sie, Ihre Königliche Hoheit, einen Offenen Brief an Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. und andere christliche Hirten. Sie wiederum waren so gütig, ihn Bischof Salim Sayegh vorzulegen, dem Vikar des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem in Jordanien, mit der Bitte, ihn Seiner Heiligkeit zukommen zu lassen.

Der Papst hat mich gebeten, Ihrer Königlichen Hoheit und allen, die den Brief unterschrieben haben, seinen Dank zu übermitteln….

Außerdem hegt er den Wunsch, seine tiefe Wertschätzung für diese Geste zum Ausdruck zu bringen; für den positiven Geist, der den Text inspiriert hat, und für den Ruf zum gemeinsamen Einsatz zur Förderung des Friedens in der Welt.

Ohne unsere Verschiedenheiten als Christen und Muslime zu übergehen oder herunterzuspielen, können und sollten wir daher auch auf das schauen, was uns eint, nämlich auf den Glaube an den einen Gott, den vorausschauenden Schöpfer und universalen Richter, der am Ende der Zeiten jede Person so behandeln wird, wie es seine oder ihre Taten verdienen. Wir sind alle dazu aufgerufen, uns ganz in seinen Dienst zu stellen und seinem heiligen Willen zu gehorchen.

Den Inhalt seiner Enzyklika Deus caritas est („Gott ist die Liebe“) vor Augen, war Seine Heiligkeit besonders über die Aufmerksamkeit beeindruckt, die in dem Brief dem zweifachen Gebot, Gott und den Nächsten zu lieben, entgegengebracht wird.

Wie Sie wahrscheinlich wissen, erklärte Papst Benedikt XVI. zu Beginn seines Pontifikats: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir, ohne dem negativen Druck der Umgebung zu weichen, die Werte der gegenseitigen Achtung, der Solidarität und des Friedens bekräftigen müssen. Das Leben jedes Menschen ist heilig, für die Christen wie für die Muslime. Wir haben ein großes Aktionsfeld, in dem wir uns im Dienst an den moralischen Grundwerten vereint fühlen dürfen“ (Ansprache an die Vertreter einiger muslimischer Gemeinden, Köln, 20. August 2005). Eine solche gemeinsame Basis erlaubt es uns, unseren Dialog auf dem nachhaltigen Respekt vor der Würde jeder menschlichen Person zu gründen, auf der objektiven Kenntnis der Religion des anderen, auf der religiösen Erfahrung, die wir miteinander teilen, und schließlich auf dem gemeinsamen Einsatz zur Förderung des gegenseitigen Respekts und der gegenseitigen Annahme unter der jüngeren Generation. Der Papst ist zuversichtlich, dass – wenn das einmal erreicht worden ist – es möglich sein wird, in den Bereichen der Kultur und Gesellschaft sowie zur Förderung von Gerechtigkeit und Frieden innerhalb der Gesellschaft und überall auf der Welt produktiv zusammenzuarbeiten.

In der Absicht, Ihre lobenswerte Initiative zu ermutigen, freut es mich, Ihnen mitzuteilen, dass Seine Heiligkeit vollauf bereit ist, Sie, Ihre Königliche Hoheit, und eine begrenzte, von Ihnen ausgewählte Gruppe von Unterzeichnern des Offenen Briefes zu empfangen. Für die gleiche Zeit könnte ein Arbeitstreffen zwischen Ihrer Delegation und dem Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog zusammen mit einigen fachkundigen Päpstlichen Instituten (wie das Päpstliche Institut für Arabische und Islamische Studien und die Päpstliche Universität Gregoriana) organisiert werden. Über die genauen Details dieser Begegnungen könnte später entschieden werden, sollte es sich erweisen, dass dieser Vorschlag für Sie generell annehmbar ist.

Ich möchte diese Gelegenheit dazu benützen, um Sie, Ihre Königliche Hoheit, erneut meiner höchsten Wertschätzung zu versichern.

Kardinal Tarcisio Bertone
Staatssekretär

Dank an Zenit für die Übersetzung.