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Scharia zulassen – Kopftuch verbieten?

 

Zwei Beispiele für die europäische Ratlosigkeit im Umgang mit der neuen Religion Islam:
Der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, will das Schariarecht (oder jedenfalls einige Aspekte davon) in Grossbrittanien akzeptieren.
Die spanischen Konservativen wollen im Falle eines Sieges bei der Parlamentswahl in einem Monat ein Kopftuchverbot an Schulen durchsetzen. Ausnahmen solle es nur an Lehranstalten geben, in denen die muslimischen Schülerinnen in der Mehrheit seien, berichtete die Zeitung «El Mundo» am Freitag. Dies könne etwa in den nordafrikanischen Exklaven Ceuta und Melilla der Fall sein.
Das sind zwei Beispiele für die europäische Selbstzerstörung – und zwar einmal unter eher linkem, einmal unter rechtem Vorzeichen.
Der Bischof glaubt die Kohärenz der Gesellschaft stärken zu können, indem er das religiöse Recht einer Teilgruppe anerkennt.
Die spanischen Konservativen glauben die spanische Identität zu stärken, indem sie eine Teilgruppe der Gesellschaft zur Assimilation zwingen und ihre religiösen Symbole aus dem öffentlichen Leben verbannen. Wie inkohärent der Vorschlag ist, zeigt sich, wenn die Konservativen bei muslimischer Mehrheit bereit sind, das Kopftuchverbot aufzuheben. Wieso eigentlich? Darin steckt die Desintegrations- Botschaft: Bleibt unter Euch, dann könnt ihr machen, was ihr wollt.
Die Scharia anerkennen und das Kopftuch verbieten – das ist zusammengenommen ein Rezept fürs Desaster.


Umgekehrt wäre es richtig: Es gilt e i n Recht für alle, und jeder ist gleich vor diesem Gesetz. In diesem Rahmen können religiöse Symbole nach Belieben getragen werden. Die Nicht-Anerkennung der Scharia als Rechtsquelle, die Verweigerung rechtlicher Sonderzonen – ist die Voraussetzung für die Freiheit der Religionsausübung. Wer rechtliche Sonderzonen (man denke an den Frankfurter Fall!) akzeptiert, zerstört den freiheitlichen Rechtsstaat. Wer mit dem Recht gegen die religiösen Symbole einer bestimmten Gruppe vorgeht, ebenfalls.