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Die Grenzen von Obamas Realismus

 

Obama ist ideologisch der Mann des entschiedenen „sowohl-als-auch“. Er spricht manchmal geradezu missionarisch von Freiheit und amerikanischen Werten, wie letztens bei der Rede in den „National Archives“. Und dann wieder klingt er manchmal wie ein Realpolitiker alter Schule, wenn er etwa darauf aufmerksam macht, dass zur Bewältigung des Klimawandels, zur Verhinderung von Atomwaffenproliferation oder zur Terrorbekämpfung eine möglichst breite Koalition erforderlich sei, in der nicht nur lupenreine Demokraten mittun dürfen.
Nun aber steht seine Rede in Kairo an. Und dort kommt seine Doppelnatur als missionarischer Realist besonders unter Spannung – denn in diesem Land, das für Obamas Nahostpläne wichtig ist, sind die Spannungen zwischen Staat und Gesellschaft mit Händen zu greifen. Auch an der Kairoer Universität, an der Obama offenbar reden wird. James Traub kommentiert in der New York Times:
Mr. Obama has a gift for eluding antinomies: he is “both-and” rather than “either-or.” But consensus-seeking has its limits. You can demonstrate deep respect for both the state and its people in a democracy like the Czech Republic — but not in a place like Egypt, where the people feel crushed by the state. There you must make a choice. And if the state is a valued ally, it will be a very difficult choice. The dilemma is particularly acute for Mr. Obama, who is seen throughout the world as the incarnation of American democracy, and who well understands America’s power to inspire both hope and resentment. Does he want to be seen as the architect of a policy that gives a dictator free rein in exchange for strategic cooperation? Would that even be a “realist” choice?