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Sarrazins Entmachtung: eine fatale Fehlentscheidung

 

DPA meldet:

„Als Konsequenz aus seinen umstrittenen Äußerungen zur Integration von Ausländern wird Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin weitgehend entmachtet. Der 64-Jährige verliert seine Zuständigkeit für den wichtigen Bereich Bargeld. Künftig ist der SPD-Politiker nur noch für  Informationstechnologie und Risiko-Controlling verantwortlich. Das teilte die Deutsche Bundesbank nach einer Vorstandssitzung am Dienstag in Frankfurt mit. Die Neuverteilung der Aufgaben trete mit sofortiger Wirkung in Kraft.“

Ich finde das töricht, liebe Bundesbank. Hat Sarrazin sich etwa durch seine Äußerungen disqualifiziert, den „Bereich Bargeld“ zu überwachen? Oder hat er sich überhaupt disqualifiziert für irgendein Amt in der Bundesbank?

Wenn er einen Grund gegeben hat, seine Tätigkeit für die Bundesbank in Frage zu stellen, dann soll man ihn gefälligst direkt zum Rücktritt auffordern (nicht so verschwiemelt, wie es der Bundesbank-Präsident Axel Weber getan hat).

Wenn er aber keinen ausreichenden Grund dafür gegeben hat, dann soll man ihn bitte (in seinem Job) in Ruhe lassen und der öffentlichen Debatte vertrauen. Man kann sich übrigens auch an dieser Debatte beteiligen.

Aber nun dieser Versuch, ihn hintenrum auszumanövrieren und zum Schweigen zu bringen! Das wird alle jene bestätigen, die ohnehin der Meinung sind, in Deutschland könne man „bestimmte Dinge nicht mehr sagen“, ohne dafür in den Senkel gestellt zu werden.

Kein einziger namhafter Politiker, der heute Verantwortung hat, hat sich Sarrazin entgegengestellt und sein Interview zerpflückt. Schäuble, Böhmer, Merkel – beredtes Schweigen! Die SPD scheint vollends im Stupor und hat für so was nun echt keine Zeit.

Da wird dem Mann eben – statt eine öffentliche Debatte mit ihm zu führen – auf dem Amtswege der Saft abgedreht.

Tolle Debattenkultur! So bringt man diesen Staat und seine Institutionen in Verruf.

Ich bin, wie bereits gesagt, der Meinung, dass Sarrazin daneben liegt, und zwar nicht nur im Ton! Er spielt kokett „stammtischnah“ mit rechtsradikalem Gedankengut: «Die Türken erobern Deutschland genauso wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine höhere Geburtenrate.» Das kann und muss man ihm vorhalten und ihn zur Entscheidung zwingen: Nimm das zurück, erkläre Dich, oder nimm Deinen Hut! Oder nimm in Kauf, dass wir Dich degradieren, weil wir Dich nicht feuern können.

Diese Konfrontation hat es aber nicht gegeben.

Sich in der Sache um die Auseinandersetzung zu drücken und Thilo Sarrazin stattdessen kalt abzuservieren ist einfach nur feige. So wird ein Mythos geschaffen: Einer hat’s gesagt, es ist ihm nicht gut bekommen.

Wir brauchen eine freie Debattenkultur in Deutschland, in der Defizite der Integration benannt werden können, ohne dass man in die rechte Ecke gestellt wird. Umgekehrt muss es auch möglich sein, einem Mann in die Parade zu fahren, der sich von seinem eigenen Furor aus der Kurve tragen läßt wie Sarrazin.

Sarrazin hat mit seinem törichten Überspitzungen der Debattenkultur keinen Gefallen getan. Die Bundesbanker machen mit ihrem schleichenden Berufsverbot alles noch schlimmer.