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Ein Augenzeuge aus Marxloh berichtet

 

Mitblogger cwspeer – Lehrer und Pfarrer aus Duisburg – war vor Ort:

Ich war vorhin in Marxloh vor der Moschee und in den Straßen darum herum. Ich glaube, was ich da sah, war ein gutes Spiegelbild der gesellschaftlichen Gesamtsituation, über die wir uns hier fast täglich die Köpfe heiß bloggen.
Die gesamte Schar an Gegendemonstranten war aufgeteilt in kleine bis kleinste Grüppchen, jede mit ihrem eigenen Hintergrund. Da gab es Gewerkschaften, Linke aller Art, von den LINKEN bis hin zur MLPD. Letztere erwiesen sich vor allem als ältere Herrschaften, die Kaffee und Kekse unters Volk brachten.

Da waren graubärtige Alt-68er und ließen die “internationale Solidarität” hochleben, aber es gab natürlich auch Autonome mit Sonnenbrillen, PKK´ler, eine wilde Truppe “Allah hu akbar”-Rufer mit Koranversen auf ihren Fähnchen, und andere Zeitgenossen, die etwas martialisch wirkten. Auch die jüdische Community zeigte sich solidarisch, was sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde! Den großen Rahmen bildete ein breites Feld von Normalbürgern jeglicher Couleur, darunter auch ich, zusammen mit anderen leicht ergrauten Pädagogen und Theologen in Begleitung einiger unserer Schüler, Deutsche und Migranten, die lebhaft diskutierten und sich informierten. Alle diese Grüppchen mit ihren Farben und Fähnchen wurden dadurch vereint, dass sie sich heute vor die Moschee und die friedlichen Muslime in Duisburg gestellt haben.
Ich habe diesen Sonntag in meiner Geburtsstadt als ein Fest für Demokratie und Meinungsfreiheit erlebt. Und ja, die Ränder gehören auch dazu und haben bei uns ein Existenzrecht. Das muss Demokratie sich leisten können. Insofern gehörten letzten Endes auch die NPD-ler und die Pro NRW-ler zu unserer Gesellschaft dazu. Ich bin zwar persönlich der Meinung, dass sie inhaltlich genauso danebenliegen, wie jene islamophoben Angstbeißer, die sich hier oft aufgeregt äußern ohne allzuviel Ahnung zu haben, aber hierzulande braucht keiner Angst zu haben, was er irgendwo bloggt. Das ist ja schon ein Triumph über alle verbotsfreudigen Ideologien, egal aus welcher Ecke sie kommen.


Die Rechten kamen nicht bis zur Moschee. Das habe ich auch persönlich geholfen zu verhindern. Ich habe sie nur von sehr weitem gesehen, eingeklemmt zwischen Wasserwerfern. Ihre Transparente zeigten durchgestrichene Moscheen. Das symbolisierte ihre Meinung und die durften sie äußern und ich konnte ihnen zusammen mit Vielen anderen deutlich machen, dass sie hier in Duisburg keinen Rückhalt in der Bevölkerung haben. Wir waren nämlich 6000 und sie 350. Ich glaube, auch meine Schüler haben heute mehr über Demokratie gelernt, als man ihnen in irgendeinem Klassenzimmer jemals erklären kann.
Ein herzlicher Gruß aus Duisburg in die Runde!