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Ist Religion gut für die Welt?

 

Ich habe gestern auf BBC World Service die großartige Debatte zwischen Christopher Hitchens und Tony Blair gehört (Transskript hier). Die beiden haben sich vor einigen Tagen in Toronto über die Frage unterhalten, ob „Religion gut für die Welt“ sei. Anrührend, wie der schwer krebskranke Hitchens sich hier aufrecht hält und auch bei seinen atheistischen Überzeugungen bleibt.

Für mich klarer Sieger: Hitch, der natürlich zeigt, dass Religion schlecht ist, weil sie in den Menschen überwiegend das Schlechte hervorbringt. Und weil man für das Gute, das in ihrem Namen geschieht, die religiöse Begründung nicht brauche (na ja, stimmt nicht immer…).

Der Nahostkonflikt, sagt er zum Beispiel, wäre längst lösbar, wenn es nicht von beiden Seiten die Vermischung von „Grundbesitzfragen mit Offenbarung“ gäbe. Darum werden sich dort die Menschen immer weiter gegenseitig umbringen und sich dabei im Recht fühlen. Dabei sind sich doch alle Seiten eigentlich über die Konturen einer Lösung einig. Also: Gelobtes Land, verfluchtes Land? Nicht leicht zurückzuweisen.

Blair hält eigentlich immer den gleichen Punkt dagegen, dass es zwar Missbrauch der Religion gebe, aber auch sehr viel Gutes in ihrem Namen geschehe. Nicht richtig stark argumentiert.

Das Ganze ist auch eine fantastische Werbung für die Debattenkultur, Englands vielleicht wichtigster Beitrag zum Weltkulturerbe. (Man kann alles hier auf Youtube sehen.)

Zum Thema interessant: diese Umfrage zum Thema. Saudis und Schweden bilden die Extreme, Deutschland ist auf der Skeptiker-Seite. Das ganze Gerede über ein Revival der Religion ist doch sehr erklärungsbedürftig. Die Länder, in denen die politisierte Religion die meisten Verwüstungen anrichtet, haben die höchste Meinung von ihrer Kraft zum Guten. Interessante Pointe: Die Türkei liegt im europäischen Skepsis-Bereich, sogar klar hinter Italien.