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Von Kindern für Kinder: Das Mädchen und der Hund

 

Freunde in kalter Einsamkeit/ Foto: Philippe Huguen/ AFP

Eine Geschichte von Janina (13), die in den letzten Tagen der Weihnachtszeit noch einmal den ganzen weihnachtlichen Schimmer, Liebe, Nähe und Freundschaft herbeizaubert. Und auch ein bisschen traurig stimmt, ganz in der Tradition von Hanns-Christian Andersens berühmten Märchen „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ – nur nicht mir einem so traurigen Ende.

Es wurde kalt und dunkel in den Straßen, Laternen gingen bald an und in den Geschäften leuchtete Weihnachtsschmuck. Die fröhlichste Zeit des Jahres brach an: Vorfreude auf Geschenke, lebhaftes Geschäftstreiben und duftende Weihnachtsmärkte.

Aber nicht alle waren so glücklich: In einer dunklen verwinkelten Sackgasse zwischen Mülltonnen und Abfallsäcken gab es jemanden, der selbst um diese Zeit traurig war. „Wuff“, bellte ein kleiner schwarzer Hund.

„Ist es dir auch so kalt?“, erkundigte sich ein Mädchen und bückte sich zu dem Hund, um ihn zu streicheln. Das Mädchen hatte alte Schuhe an, und ihren abgemagerten Körper bedeckte nur ein dünner, zerrissener Mantel. Ihre langen Haare fielen in das schmale Gesicht und verdeckten die übergroßen, traurigen Augen. Sie schauten den kleinen schwarzen Hund neugierig an. „Wie heißt du?“

„Wuff.“

„Hast du keinen Namen?“ Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht: „Ich habe auch keinen Namen! Die Leute nennen mich das Bettelmädchen. Sie sagen oft zu mir: ‚Armes kleines Kind! Warum tut niemand etwas, um dir zu helfen?‘“

„Wauf?“, kläffte der Hund und streckte ein Ohr in die Höhe.

„Du kannst mich verstehen?!“

„Wuff!“

„Wie alt bist du? Ich bin fünf, oder sieben…  Niemand weiß es genau. Die Leute wollen mich in ein Kinderheim stecken. Dort soll es warm sein und Essen geben, aber ich will nicht hin. Ich verstecke mich lieber hier, so wie jetzt…“ Verunsichert schaute das Mädchen sich um. „Es geht mir doch ganz gut.“ Sie kraulte den Hund hinter den Ohren. Seine Augen strahlten, und die Schnute formte sich zu einem Lächeln.

Die Augen des Mädchens fingen an zu leuchten: „Willst du mein Freund sein…? Das wäre ein schönes Geschenk!“ Sie streichelte den Hund und plötzlich rief sie aufgeregt: „Ob es den Weihnachtsmann wirklich gibt? Vielleicht hat er mir gerade einen Freund geschenkt? Du bleibst doch bei mir, nicht wahr?“

„Wuff!“

„Das ist toll! Ich zeige dir etwas Besonderes. Komm mit!“ Sie gingen durch die dunklen, engen Gassen, bis sie zu einem hohen Haus kamen. Dort kletterten sie auf das flache Dach und ein Ausblick auf die ganze Stadt eröffnete sich ihnen: Ein Lichtermeer aus leuchtenden Fenstern, Auslagen und Straßenlaternen, die um die Wette mit den Lichterketten in den Bäumen strahlten.

„Na? Was sagst du jetzt? Das ist mein Reich!“

Sie schauten überwältigt auf die Stadt hinunter und pressten ihre durchgefrorenen Körper aneinander, bis sie erschöpft einschliefen. Der kalte Wind trug die Worte des Mädchens fort, die noch lange über der nächtlichen Stadt hallten:„Weihnachten ist so schön…!“


Hat Euch die Geschichte von Janina gefallen? Schreibt Ihr selbst auch Kurzgeschichten? Wir freuen uns über Eure Gedanken. Sendet Eure Geschichten oder Gedichte einfach per Mail an kinderzeit@zeit.de. Und wenn Ihr Janina mitteilen möchtet, wie Euch Ihre Geschichte gefallen hat, nutzt die Kommentarfunktion unter diesem Artikel.