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Wie dicht hält Facebook?

Google-Entwickler Ka-Ping Yee hat eine kleine Abfrage entwickelt, mit deren Hilfe Facebook-Mitglieder prüfen können, welche Daten sie aus dem Netzwerk lassen. Es ist eine Art Inkontinenz-Test für das in letzter Zeit etwas Datenschutz-schwache Facebook.

Es genügt die Eingabe der Facebook-Kennung, wie sie aus der Adresszeile des Browser zu entnehmen ist, wenn man seine Profilseite aufruft. Sie befindet sich entweder als Zahl oder als Namen am Ende der Web-Adresse. Der „Facebook API Browser“ listet dann sämtliche Datensätze auf, die Facebook über einen Nutzer gespeichert hat. Lassen sich die Daten einsehen, sind sie öffentlich verfügbar – und werden über die Facebook-Schnittstelle anderen Diensten zur Verfügung gestellt.

Brisant ist das vor allem in Hinblick auf die jüngsten Social-Plugin-Neuerungen, die Daten von außen in das Netzwerk hineinspielen und aus dem Netzwerk wieder herausziehen. Ende April hatte Yee auf diese Weise feststellen können, dass Veranstaltungstermine, die man besuchen möchte, auch für Nicht-Freunde einsehbar waren. Jetzt lässt sich das Tool dafür verwenden, um zu prüfen, ob man auch die Datenschutzeinstellungen so vorgenommen hat, wie man eigentlich dachte.

Wenig helfen dürfte das Tool jedoch bei Datenschutzverstößen, wie sie heute das Wall Street Journal aufgedeckt hat. Demnach haben diverse Social-Web-Dienste wie Facebook, MySpace, LiveJournal, Hi5, Xanga und Digg mehr Nutzerdaten an Werbefirmen übermittelt, als sie nach ihren eigenen Nutzungsbedingungen dürften. Facebook habe sogar „in einigen Fällen“ den Nutzernamen samt Nutzer-ID übermittelt, wenn die Nutzer auf eine Werbeanzeige geklickt hatten. Inzwischen sollen die Klicks nach einer kleinen Code-Änderung wieder anonymisiert werden.

 

Get the data

Viele Verlage beschäftigen sich derzeit mit der Frage, wie man mehr Geld aus den Inhalten holen kann, die da – wie sie immer wieder gerne lamentieren – unseligerweise kostenlos ins Internet gekippt werden. Kann man machen.

Man kann aber auch wie der britische Guardian Wege suchen, wie man mehr Inhalt aus dem glücklicherweise kostenlosen Internet holen kann: In dem man beispielsweise die Leser fragt, ob sie nicht noch Ideen haben, was alles in den Texten stecken könnte. Open Platform heißt das Projekt, das seit einem Jahr für Entwickler offen war und das nun offiziell gestartet wurde.

Mehr als eine Million Texte können dort nach verschiedenen Kriterien durchsucht und gefiltert werden. Das ist nicht nur ein Archiv. Dank einer Schnittstelle kann das auch automatisiert erfolgen. Anschließend lassen sich die Informationen mit anderen Datenbanken verknüpfen. Im einfachsten Fall kann ein Blogger alle Guardian-Texte auf seiner Seite zeigen, die sein Thema/seine Region betreffen

Warum die Mühe? Die Macher hoffen auf viele Ideen der Nutzer, auf die sie selbst sonst vielleicht nie gekommen wären und stellen dafür das Rohmaterial. Ihr Gewinn ist einerseits Geld – der komplette Zugang kostet, nur der eingeschränkte ist frei. Andererseits aber sind es eben auch diese Ideen, von denen die Zeitung wieder profitieren kann. Es ist auch ein Weg, neue Geschäftsmodelle zu finden, mit denen dann neue Inhalte finanziert werden können.

„Our vision is to weave the Guardian into the fabric of the Internet, to become ‚of‘ the web rather than ‚on‘ the web.“

Teil des Netzes wolle man werden, sich mit seiner Struktur verweben, nicht nur im Netz sein. In diesem Sinne: Get the data!

 

Öl sammeln im sozialen Netz

Crowd Sourcing ist derzeit ja ein ziemlich großes Ding und dumm ist es auch nicht, die Millionen Menschen zu fragen, die sich im Netz so herumtreiben, irgendwer hat schließlich immer eine schlaue Idee. Doch bei dem ein oder anderen Problem wirkt es dann doch, sagen wir, beunruhigend, wenn auf diese Art Lösungen gesucht werden. Zum Beispiel wenn es um eine monströse Ölverschmutzung geht und die angeblichen Experten des Ölkonzerns dann via sozialer Netzwerke nach Hilfe suchen, um diese zu stoppen.

Grundsätzlich ist es großartig, dass ein Unternehmen wie BP überhaupt versucht, Informationen so breit zu streuen und über so viele verschiedene Wege die Menschen zu erreichen. Inzwischen finden sich darunter sogar Videos, die verschmutzte Strände zeigen.

Auch die Weisheit der Masse zu nutzen ist prima. Doch wirkt der Umgang mit der Masse auch, als sei man ihn nicht gewohnt und mit einem völlig neuen Phänomen konfrontiert.

„Sorry, aber es gehen seit Tagen aus aller Welt tausende an technischen Vorschlägen beim Unified Command ein! Bitte um Geduld!“

Um Techcrunch zu zitieren, denen bei dem Gedanken auch mulmig wurde:

„Hoffentlich sind ihnen nicht total die Ideen ausgegangen und sie brauchen nun Twitter, um das Problem zu lösen.“

Vielleicht nicht. Vielleicht ist das Ganze auch nur eine große Beteiligungs-Show. Denn sinnvoll wirkende Vorschläge, die kommen, werden abgelehnt. Beispielsweise die erst so gelobten Haarsäcke. Die taugen nichts, wie BP hier behauptet. Ok, vielleicht. Aber Haare sind längst nicht der einzige Weg, Öl aufzusaugen. Genutzt aber wird lieber ein hochgiftiges und nicht so effektives Mittel. Zu dessen Hersteller dafür aber BP gute Beziehungen haben soll, wie die New York Times schreibt. Und dessen Einsatz auf diese Art nicht erprobt ist und nun live getestet wird, wie der Telegraph glaubt.

Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.

 

Kopierschutz?

Wo Daten gesammelt werden, gibt es Lecks. Nichts Neues. Manchmal allerdings tun sie sich an Orten auf, die uns gar nicht bewusst sind. In Kopierern beispielsweise. Hier ein Bericht des amerikanischen Senders CBS über die Festplatten in Kopiergeräten und was sie alles enthalten können:

Ermittlunglisten der Polizei beispielsweise, oder Baupläne oder Krankenakten. Urks.

Quelle.

Ähnliche Ergebnisse hier.

 

Wie viele Piraten braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?

Doll war das Ergebnis nicht, zwei Prozent wollte die Piratenpartei bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen holen, mindestens. 1,54 Prozent sind es geworden. Die taz immerhin lobte den Erfolg bei den Jungwählern.

Wie das so ist nach enttäuschten Erwartungen, erheben sich nun Stimmen, die Veränderung fordern. Also gut, eine Stimme, nein, zwei.

Wolfgang Michal bloggte bei Carta einen Antrag für den Bundesparteitag in Bingen am Wochenende. Inhalt: Die Piraten sollten endlich ihren Namen ändern, damit man sie ernst nehmen könne – und damit sie es selbst tun. Führe der Name doch zu einer „naiven Selbsteinschätzung“. Und Witze würden auch schon über die Partei gerissen.

„Es wäre für das Land von Vorteil, wenn die siebtgrößte deutsche Partei endlich wahrgenommen würde als eine Gruppierung, welche die Chancen und Risiken der Digitalisierung mit einem noch viel wichtigeren Thema zu verknüpfen weiß: der Entwicklung und Gefährdung demokratischer Gesellschaften.“

„Digitale Demokraten“ wünscht sich Michal als Titel, was andere umdeuten zu DDP – Digitale Demokratische Partei. Das aber klingt sehr nach einer Schwesterpartei der Freien Demokraten, vulgo FDP. Die immerhin entstand unter anderem aus der Deutschen Demokratischen Partei – DDP.

Ehrlich wäre es wahrscheinlich, immerhin gibt es den Vorwurf schon länger, die Piraten wären so was wie die FDP für Nerds. Ob es aber wirklich hilft, neue Wähler zu begeistern? Die Umfragewerte der FDP sind auch nicht gerade prima. Ganz zu schweigen von der Haltung der eigenen Mitglieder, gelten die Liberalen unter denen doch als „Umfallerpartei„.

 

Erlösmodell Leistungsschutzrecht

Und ich dachte immer, Gewerkschaften sollen die Arbeitnehmer vertreten, nicht die Arbeitgeber. Was sich durch dieses Internet alles ändert… Doch von vorn. iRights.info hat einen Gesetzentwurf veröffentlicht, in dem deutsche Verlage mal so aufgeschrieben haben, wie sie sich ein Leistungsschutzrecht vorstellen – und die Gewerkschaften Deutscher Journalistenverband (DJV) und ver.di machen mehr oder weniger mit.

Was genau das Leistungsschutzrecht ist, ist nicht so leicht zu erklären. Doch im Kern geht es darum, dass Verlage eine neue Erlösquelle suchen und – wenn ich den Entwurf richtig verstehe – nicht mehr mit ihren Autoren teilen wollen. Bislang sammelt die Verwertungsgesellschaft Wort im ganzen Land Geld ein bei all jenen, die Urheberrechte nutzen. Wer also beispielsweise einen Text kopiert, zahlt dafür eine Abgabe an den Urheber. Kalkuliert wird die als Pauschale auf entsprechende Geräte wie Computer und Kopierer und ausgeschüttet wird das Geld an Autoren und Verleger. Für Autoren ist das ein kleines aber wichtiges Zubrot, treten sie doch ihre Verwertungsrechte inzwischen regelmäßig fast zur Gänze an Verlage ab – wofür sie Honorare erhalten, aber die waren auch schon mal besser.

Die Verlage nun wollen eine neue Verwertungsgesellschaft gründen und Geld sammeln für ihre eigenständige Leistung. Die Leistung besteht laut Gesetzentwurf in der Produktion:

Presseverleger ist derjenige, der die wirtschaftliche und organisatorische Leistung erbringt, um das Presseerzeugnis herzustellen.

Gesammelt werden soll das Geld genau wie das für die Urheber, per Abgabe auf Geräte, die zur Verfielfältigung dienen. Ob als Zusatzgebühr zu der bisherigen, oder als Teil dieser, sagt der Entwurf nicht. Nur eines ist klar: Teilen wollen die Verleger das Geld nicht mit denen, die ihnen die Produkte mit Inhalt füllen. Und die bisherige Urheberabgabe wird dadurch sicher auch nicht höher.

Aber das nur am Rande, denn eigentlich ist das ganze Gesetz fürchterlicher Murks. Zum Beispiel aus diesem von iRights.info angeführten Grund:

Wenn den Verlagen ein Recht gewährt wird, das den Urheberrechten sozusagen übergestülpt wird, wären Zweitverwertungen kaum noch möglich. Der Journalist bräuchte immer die Erlaubnis des Verlages, dem er seinen Beitrag zuerst überlassen hat, weil er stets in das Leistungsschutzrecht dieses Verlags eingreifen würde, wenn er seinen eigenen Artikel nutzt oder Rechte daran einem Dritten überträgt.

Oder aus diesem:

Wenn – wie von den Verlegern gefordert – sich das Leistungsschutzrecht auf kleinste (wie klein, wird nicht definiert) Teile ihrer Presseerzeugnisse erstreckt, wird damit die Sprache an sich monopolisiert. Die Schlagzeile (vom gestrigen Tage) „Hans im Glück“ würde dann etwa Spiegel Online gehören. Jeder, der das auch schreiben will, muss vorher mit der Verwertungsgesellschaft einen Vertrag schließen und Geld bezahlen. Aber hat diese Formulierung nicht vorher schon mal jemand genutzt? Muss dann Spiegel Online einen Vertrag schließen?

Oder diesem, der besagt, dass allein schon das Lesen eines vom Verlag frei ins Netz gestellten Textes am Bildschirm Geld kosten müsste:

Hiermit würde allerdings der Vervielfältigungsbegriff des Urheberrechts – im Übrigen unabhängig davon, ob es sich um gewerbliche oder private Nutzungen handelt – auf bloße Darstellungen am Bildschirm ausgeweitet – und damit gleichzeitig die zwingende europäische Vorgabe ausgehebelt, nach der flüchtige Vervielfältigungen im Cache oder Arbeitsspeicher von Rechten frei gestellt werden sollen (in Deutschland umgesetzt in Paragraf 44a UrhG).

Fazit:

Würde der Gesetzgeber diesen Forderungen Folge leisten, würde das unweigerlich zu einer nie da gewesenen Rechtsverwirrung führen und die Berichterstattung und Informationsvermittlung sowie -beschaffung in einer Weise beeinträchtigen, die bislang nur in Ansätzen absehbar ist.

Nachtrag: Hier eine hübsche Antwort aus dem Netz darauf. Mit Dank an die Opalkatze.

 

Netzpolitik ist mehr als ein einfaches Entweder-Oder

Die Enquête-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ wird sich in wenigen Tagen zum ersten Mal treffen, um sich mit Fragen der Netzpolitik zu befassen. Welchen besseren Zeitpunkt gibt es, sich nun mit ein paar Fragen zur Netzpolitik an die Usergemeinde zu wenden, dachte sich ein illustrer Expertenkreis, den Google Deutschland vor kurzem zusammengerufen hat.

Für den Anfang hat der Expertenkreis namens „Internet & Gesellschaft Collaboratories“ nun eine Umfrage erarbeitet, um „ein Meinungsbild zum Themenfeld Internet, Gesellschaft und Innovationskultur in Deutschland“ zu erstellen. Mit Hilfe dieses Meinungsbilds wollen die Experten „Grundlagen einer Innovationskultur der Informations- und Wissensgesellschaft“ erarbeiten.

Ich hätte diese Umfrage sehr gerne ausgefüllt. Nur: Bei jedem Thema musste man sich im Entweder-Oder-Modus, also 0 ODER 1 entscheiden. Zum Beispiel:

ODER

Diese Frage lässt sich doch gar nicht so oder so entscheiden: Es braucht globale Strukturen wie die ICANN oder die IETF, es haben sich aber bedingt durch kulturelle und rechtliche Unterschiede auch viele nationalen Regelungen entwickelt, mit denen man umgehen muss.

Eine weitere Frage – und das selbe Dilemma:

ODER

Ja natürlich muss der Bürger darauf achten, mit seinen Daten im Netz sparsam umzugehen. Aber es gibt auch Unternehmen wie etwa Facebook oder Google, die in der Vergangenheit immer wieder bewiesen haben, dass sie mit den Nutzerrechten nicht sehr sensibel umgehen. Da ist dann der einzelne Bürger überfordert – und die Politik gefragt.

Ähnlich auch die folgenden Behauptungen:

ODER

Ja natürlich müssen Straftaten auch im Netz verfolgbar sein – und das sind sie heute auch schon und der Polizei stehen hierfür viele Instrumente zur Verfügung. Andererseits muss man die Möglichkeit haben, sich im Netz anonym zu bewegen – und auch diese gibt es heute zum Beispiel mit AN.ON. Man muss sie nur nutzen wollen.

Und auch diese Gegenüberstellung hat es in sich:

ODER

Open Access ist jetzt schon möglich, auch die Verwendung von Creative-Commons-Lizenzen. Was fehlt, sind jedoch mehr Freiräume im Sinne des angelsächsischen „Fair Use“ – und eine Harmonisierung des kontinentaleuropäischen und des angelsächsischen Rechts.

So wichtig die Issues sind, die hier aufgeworfen sind, so schlecht ist die Fragestellung. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, man hätte die Nutzer gebeten, die einzelnen Punkte ihrer Wichtigkeit nach auf einer Skala zu bewerten. So aber habe zumindest ich große Schwierigkeiten damit, die Umfrage richtig auszufüllen. Netzpolitik lässt sich eben nicht mit 1 oder 0 beschreiben.