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19. März 2020 – Ausgabe 13

 

Leserbriefe zu „Der Präsident und wir“ von Alice Bota et al.

 

Der Artikel von Alice Bota, Kuhe Pham und Özlem Topku in der aktuellen Zeit Ausgabe (Nr. 13 vom 19.03.2020) verursacht mir leider regelrecht körperliche Schmerzen! Die Autorinnen sind enttäuscht von Joachim Gauck! Einer der Väter der deutschen Einheit. Ein Mann dessen ganze Lebensgeschichte vom Kampf für Freiheit und Toleranz geprägt ist. Der Grund: er ist den Autorinnen zu milde den nicht rechts-extremen AfD Wählern gegenüber; er möchte „die Toleranz nach rechts erweitern“. Aus Gründen, wie im Artikel steht, die sogenannten besorgten Bürger unter den AfD Wählern zurück zu gewinnen. Aus meiner Sicht aus seiner tatsächlichen Sorge heraus, dass unsere Gesellschaft auseinander brechen könnte.

Im März 2014 wurden die Autorinnen ins Schloss Bellevue vom damaligen Bundespräsidenten eingeladen und hatten für eine kurze Weile das Gefühl wirklich angekommen zu sein. Sehr schön! Aber was ist seither passiert? Der Artikel erweckt den Eindruck, als ob die Autorinnen die weltweiten Entwicklungen/Ereignisse seitdem ausblenden würden: z.B. die einzig auf Destabilisierung abzielende West Politik/Propaganda eines Wladimir Putins. den Islamistischen Terror, einerseits in Nord Afrika und andererseits die Anschläge in Europa Die z.T dadurch aber auch durch ungleichheit und klimawandel bedingeten Flüchtlingsbewegungen. Der moralische Bankrott der Republikanischen Partei in den USA mit seinen fürchterlichen Folgen. Außerdem die weltweit steigende Sehnsucht nach sogenannten „starken Männern“, die wieder klar Schiff machen sollen, oder so was. (Was für ein Scheiß!!!)

Die Autorinnen fordern nun mehr Mut und Entschlossenheit von von Joachim Gauck, aber auch der deutsche Gesellschaft. Gut, wäre schön. Aber kaum aushaltbar für mich ist, dass sie mit keiner Silbe die beängstigenden Zustände in den Heimatländern ihrer eigenen Eltern erwähnen. Was ist mit der Judikativen in Polen unter der antidemokratischen PIS Partei passiert? Wie viel Rassismus ist inzwischen wieder in Polen und in der Türkei an der Tagesordnung? Was ist wenn zwei Drittel der in Deutschland lebenden Türken die AKP wählen, obwohl sie von den Konsequenzen ihrer Wahl nur indirekt betroffen sind? Um es, wie im Artikel, im Klartext-Sprech zu sagen: wer den narzisstischen Autokraten Erdogan wählt, der unterstütz ihn bei der Abschaffung der rechtsstaatlichen Prinzipien in der Türkei und seine fürchterliche Politik der Aggression- oder etwa nicht?!

In welchem Land gibt es gerade kein Nationalismus/Rassismus Problem? Ist nicht aber gerade so jemand wie Joachim Gauck ein Bekämpfer dieser Entwicklung, der mit Wärme um Verständnis ringt? Die strenge Beurteilung des ehemaligen Bundespräsidenten empfinde ich als völlig fehlgeleiteten Kampf. Dadurch werden die wahren Despoten nicht ein bißchen getroffen. Was können wir tun? Streitkultur entwickeln und mutig agieren. Mit einem tiefen Demokratieverständnis, das einschließt, dass die offene Gesellschaft im Diskurs um die Freiheiten der Demokratie ringen muss. Streitet mit, ihr „Neuen Deutschen“ und hört auf in Enttäuschung zu verharren. Seid selbst mutig! Demokratie lebt von der sportlichen, wertschätzenden Auseinandersetzung, nicht vom beleidigten sich zurück ziehen, oder? – Claudius Merz

 

Der Artikel „Der Präsident und wir“ mit den Aussagen: „Der Rassismus gehört zu dieser Gesellschaft“ & „Bin ich mit meinem Namen, meiner Hautfarbe, in diesem Land eigentlich noch sicher?“ Gibt den Impuls, Ihnen zu schreiben. Der Artikel macht mich mit diesen beiden Aussagen sehr betroffen. Mir fehlen das rechte Maß und die differenzierte Betrachtung von Demokratie, Toleranz und Respekt. Etwas zugespitzt formuliert: elitäre Nabelschau, undifferenzierte Betrachtung und spaltende Zuspitzung! Nicht meine Welt. Ich bin ein weißer alter Mann, praktisch und akademisch ausgebildet, hanseatisch durchgefärbt, in Hamburg 1946 zur Welt gekommen und seit 1970 in Bremen. Lehre und Studium mit bis zu 12 Nationalitäten in den 60er Jahren, beruflich in zwei Branchen global tätig. Verheiratet bin ich mit einer Frau mit anderem Namen, andere Hautfarbe und anderer Herkunft. Vielleicht hilft diese Selbstbeschreibung, meine Zuschrift richtig einzuordnen. – Jörg Puttfarken

 

Joachim Gauck, ehemaliger Bundespräsident, sagt: „Auch gegenüber rechts braucht es eine erweiterte Toleranz“. 13 Prozent Wähler hat die AfD, 20 Prozent Deutsche haben einen Migrationshintergrund.Wer sollte in Deutschland Toleranz erwarten dürfen? – Raimund Poppinga

 

Zu meiner Person: 70, Holländer, gebürtig in Deutschland, seit 1972 mit einer Vietnamesin verheiratet, deshalb besondere Grüße an Khuê. Sorry, ist nun wirklich nicht rassistisch gemeint. Mein Vater kam während des 2. Weltkrieges irgendwie nach Deutschland, hat als hier Handwerker gearbeitet. Seinen Akzent hat er zeitlebens behalten.(Rudi Carell wäre neidisch gewesen) Ich selbst wuchs in der Nachkriegszeit im Westerwald als Ausländer auf, und obwohl ich in Deutschland geboren bin, wurde ich als Schulkind deswegen „gemobbt“ -würde man heute wohl sagen-. Ich habe damals ebenfalls nicht „dazu gehört“. (Übrigens später meine Kinder wohl wegen des asiatischen Einschlages auch nicht). Später im Beruf war die Nationalität eher unwichtig und die Frage, Deutscher zu sein oder dann doch nicht, hatte für mich keine Bedeutung mehr.

Dass ich noch heute meinen Niederländischen Pass habe, kann man aber durchaus als Statement sehen. Ich bin mit Mitte 50 nochmal umgezogen und stelle fast täglich fest, teilweise nicht dazu zu gehören. Die, die zeitlebens hier gewohnt haben, sind eine eigene Clique. Ich akzeptiere das, deswegen stört es mich nicht. Heute kultiviere ich mein Niederländisch sein insbesondere dann, wenn Fußballspiele sind. Da gibt es mit den Nachbarn immer viel Spaß auf Gegenseitigkeit. Ich möchte hier Herrn Gauck in Schutz nehmen. Grundsätzlich entspricht meiner Erfahrung, dass mit einer Enttäuschung oft auch eine falsche Erwartungshaltung einher geht. Ihr Irrtum liegt m. E. darin, dass Sie von Herrn Gauck erwarten, dass, was Sie betrifft, das „wir“ und „ihr“ keine Gültigkeit mehr haben soll, gleichzeitig aber soll er sich abgrenzen von denen, die, aus welchen Gründen auch immer, AfD gewählt haben. Dort also soll schon das „wir“ und „ihr“ gelten. Der Widerspruch liegt auf der Hand. Wir (!) sind Gott-sei-Dank eine pluralistische Gesellschaft und es wäre, auch im Vergleich mit Nachbarländern, äußerst ungewöhnlich, wenn es keine „Rechten“ gäbe.

Und selbstverständlich gehören auch sie dazu. Wenn irgend etwas zur Vergiftung des politischen Klimas beigetragen hat, dann die Ausgrenzung der AfD-Wähler und -Protagonisten, so unerträglich diese auch ab und an daher kommen. Dass Deutschland auf Grund seiner Geschichte damit mehr Probleme hat, als andere Nationen, ist nachvollziehbar, aber nicht wirklich hilfreich, einen vernünftigen Umgang mit dieser Partei zu gestalten. Dies scheint Herr Gauck ähnlich zu sehen. Wenn Sie einen Tipp von einem „alten Migranten“, der ja an sich nur ein halber ist, annehmen wollen: kultivieren Sie ihr Anders-sein, seien Sie stolz auf Ihre Identität, auf Ihren weiteren Horizont, auf Ihre 2. Kultur und vergessen Sie den Wunsch, dazu zu gehören. Der stört nur und wird sich nie erfüllen. Und noch eines: hinterfragen Sie mal den inflationären Gebrauch des Begriffes „Rassismus“ in Deutschland. Der wird m. E. von jeweils interessierten Kreisen zu oft missbraucht und es entsteht in der Folge ein Klima, in dem schon ein Blick oder eine Bemerkung (s.o.) als rassistisch empfunden werden kann. Bei uns jedenfalls hat all das bestens funktioniert und bei meinen jetzt erwachsenen Kindern auch.

Und meine Frau hat überhaupt kein Problem damit, auf Nachfrage zu erklären, woher sie kommt. Warum auch nicht. Man kann in diesem Land sehr gut als Ausländer leben, das jedenfalls ist unsere Erfahrung. Und dafür bin ich sehr dankbar. Abschließend aber auch von mir eine Kritik: Bei der Trauerfeier um die Ermordeten in Hanau stand als Titel auf der Namens-Stele: Sie waren keine Fremden. Dieser Satz hat mich zutiefst erschüttert. Dort stand, was sie nicht waren. Dort stand nicht, was sie waren, nämlich ermordete Mitbürger der Stadt Hanau. Der Bürgermeister hat auf meinen entsprechenden Hinweis nicht reagiert. Ganz ehrlich, in solchen Momenten will ich auch gar nicht dazu gehören. Ich grüße Sie ganz herzlich, bleiben Sie gesund in diesen Zeiten. – Hendrik Takes

 

Frau Topçu, Pham und Bota fordern von der von ihnen so bezeichneten bürgerlichen Elite eine klare Haltung. Diese habe ich selbstverständlich: Der rot-grüne Doppelpass hat zu einer Rosinenpicker-Integration geführt und war meiner Meinung nach ein ähnlich historischer Fehler, wie das rigerose Plattmachen von DDR Betrieben nach der Wende mit Hilfe der Treuhand. Ich fordere von Migrant*innen ein klares Bekenntnis zu unserer Gesellschaft, zu unserer Kultur und zu unserer Sprache. In Bonn sehe ich gerade dies nicht: Eine Parallelgesellschaft hat sich in der Bonner Altstadt ethabliert. Von hier aus lässt sich dann bei nem lustigen Familienausflug ins Nahe Köln einem Dispoten Erdogan zujubeln, wenn dieser seine türkische Enklave vor einer Wahl besucht. Die Repressalien müssen die Deutschtürken ja nur fürchten, wenn sie naiverweise sich mit Facebookspäßen auf Türkeiurlaub trauen und dann einkassiert werden.

Auf Grund unserer schlimmen Machenschaften im 3. Reich haben sich die Nachkriegsgenerationen genauso von einem gesunden (!) Nationalstolz verabschiedet wie sie jedem und allem mit einem unreflektierten und überbordenden Tolleranzverständnis begegnet sind. Eine Folge sind nun erstarkende Nazis unter dem politischen Deckmäntelchen einer vemeintlich demokratischen Partei. Noch einmal zurück zum Artikel der drei intelligenten Journalistinnen mit Migrationshintergrund, Italiener, Kroaten, Spanier, Portugiesen, Polen, Russen… warum gelang hier viel besser eine Integration? Ja Polen explizit deutlich besser als Türken! Eine gute Freundin, die mit einem dt. Richter verheiratet ist und deren Mutter und Bruder hier leben, fühlen deutscher als der Durchschnitts-RTL-Zuschauer!

Obwohl die Monotheistischen Religionen auf den gleichen Gott Abrahams zurückblicken und ich in Köln-Ehrenfeld mit eigenen Augen in Europas größter Moschee den Namen Jesu als Propheten an der Wand entdeckte bzw. mir gezeigt wurde, haben die salafistischen Doppelpässler einen unbändigen Hass gegen mich Christ! Warum sollte mir das keine Sorgen bereiten? In der o. g. Parallelgesellschaft bringen deutschtürkische Frauen mehr als doppelt so viele Kinder auf die Welt. Klar dass die Sarazins dieser Welt, in dieser Wunde herumbohren, wie der ungläubige Thomas vor knapp 2000 Jahren in der römischen Lanzeneintrittsstelle unterhalb Jesu Rippenbogen… Liebe Frau Topçu, bitte nicht im Glashaus mit Steinen werfen und wenn dann bitte wenigstens alleine! – Dr. Alexander Herb

 

Der Artikel schliesst mit einer «existenziellen Frage: Bin ich, mit meinem Namen, mit meiner Hautfarbe, in diesem Land eigentlich noch sicher?» Nun, den berechtigten Wunsch nach Sicherheit und Annerkennung haben die Autorinnen mit allen Einwohnern aus allen sozialen Gruppen (egal ob mit oder ohne Migrations-Hintergrund) gemeinsam. Nebenbei: Auch Arbeiterkinder haben weniger Aufstiegs-Chancen. Das zentrale Thema des Artikels ist allerdings nicht so sehr die Sicherheit sondern eine Kritik an der Einstellung der Deutschen zu den Migranten, sowie an der (in Teilen vom Scheitern bedrohten) Migrations-Politik und am Wahlerfolg der AfD.

Was die letztgenannten Themen betrifft, stellt sich die Ei/Henne Frage. Ein Beispiel für Probleme der Integration ist, dass es in Berlin eine beträchtliche Anzahl von Schulklassen gibt, in denen über 90 Prozent der Schüler aus Familien kommen, in denen zu Hause kein Deutsch gesprochen wird. Teilweise über 80 Prozent dieser Familien leben direkt von der Sozialhilfe. Die Tendenz ist steigend, auch wegen der relativ hohen Geburtenrate muslimischer Mitbürger. Damit stellt sich die Frage: Sind die AfD-Wähler schuld an der Bildung von Parallelgesellschaften oder sind die genannten Entwicklungen schuld am Wahlerfolg der AfD?

Die Probleme, die uns die Zukunft stellt, können nur gemeinsam gelöst werden. Dazu müssen aber die Ursachen und die möglichen Folgen für die Zukunft beschrieben werden. Dazu nur kurz: die Hauptursache dafür, dass es in einst glücklichen Ländern wie Afghanistan, Jemen, Syrien, aber auch Venezuela etc. zu Katastrophen kam, beruht auf demographischen und ökonomischen Entwicklungen. Das begann meist mit sich aufschaukelnden Spannungen zwischen einst friedlichen miteinander lebenden Religionen, und Gesellschaftsschichten (z.B. Viehzüchter, Ackerbauer, Ober- und Unterschicht, Sunitten, Allewiten). Dabei spielte es kaum eine Rolle, wie gut sich die Gruppen vordem miteinander verstanden haben. In meinem Buch «Die Technik reicht nicht» habe ich aus meiner Sicht als Techniker Lösungen vorgeschlagen.

Wie gesagt, die Probleme der Zukunft können nur gemeinsam von allen Mitbürgern Deutschlands gelöst werden und dafür ist auch gegenseitiges Verständnis nötig. Dieses zu fördern, im Folgenden zwei persönliche Beispiele zu «existentiellen Fragen». Als erstes Beispiel: Meine Mutter ist 1015 in Bosnien geboren. Über das Schicksal der Deutschen auf dem Balkan zum Ende des 2.Weltkriegs schreibt der britische Historiker Felipe Fernandez-Armesto (Who is who in Europa, München 1997, S. 395.) sehr pauschal: «In Jugoslawien wurden die erwachsenen deutschsprachigen Männer getötet, Frauen und Kinder vertrieben.»

Das folgende zweite Beispiel (eine etwas längere Story) zeigt, dass sich eine «existentielle Frage» auch aus Sprachkenntnissen ergeben kann: Meinen Schwiegervater habe ich nicht kennengelernt. Er starb 1957 in Ausübung seines ärztlichen Berufs (überfahren von unbeleuchtetem Lkw). Wenn er sich mit seiner Mutter unterhielt, sprach sie Russisch, er antwortete auf Deutsch. Ein Grund könnte sein, dass es eine Zeit gab, wo es für beide lebensgefährlich war, eine bestimmte Sprache zu benutzen. Dazu folgendes: Die Eltern meines Schwiegervaters hatten sich in Paris, während des Studiums kennengelernt. Sie studierte Musik (Klavier), er Germanistik. Sie stammte aus Moskau aus einer jüdischen Familie, die durch die Oktober-Revolution vertrieben wurde. Er hatte dann eine erste Anstellung in England, als Mitarbeiter an einer Enzyklopädie.

Dort ist auch seine erste Tochter geboren, die lange Jahre in Southport (4 Hawkshead Street) als Ärztin arbeitete. Sein Sohn, also mein Schwiegervater, ist 1908 in Polen geboren in Nowa Aleksandrja (jetzt Pulawy, damals bei Russland), wo sein Vater als Lehrer angestellt war. Während des Kriegs war mein Schwiegervater Militär-Arzt. Seine jüdische Mutter überlebte in Deutschland weil sie als Russin galt; mein Schwiegervater hatte ihr verboten, Deutsch zu sprechen. Bei ihm war die sprachliche Situation umgekehrt. Er galt während des Krieges lange als vermisst, war dann aber bis 1949 als Kriegsgefangener Lager-Arzt in einem grossen Gefangenen-Lager in Minsk. Hätte man dort gewusst, dass er in Russland geboren war und fliessend russisch sprach, wäre er vermutlich liquidiert worden. Soviel auch zur Irrmeinung, dass die Deutschen ein homogenes Kollektiv sind. Wie gesagt, die Probleme, die zu lösen sind, können nur gemeinsam gelöst werden. – Gernot Gwehenberger

 

Als ehemalig Mäandernder war für mich das Attentat von Hanau der letzte Hinweis das es notwendig ist das sich alle Deutschen, die „Alten“ und die „Neuen“, gegen rechte abgrenzen die nicht verstanden haben das Hetze, Geschichtsrevisionismus und Faschismus keinen Platz in Deutschland haben. Leider ist Joachim Gauck wie viele andere der Mär auf den Leim gegangen das nicht mehr gesagt werden darf was gedacht wird. Vielen Dank für den Artikel und Ihr Buch „Wir Neuen Deutschen“. – Oliver Genau

 

Bald kann ich es nicht mehr hören, was für ein schlimmes Land wir doch sind. Ja, der Rassismus hat zugenommen und Menschen mit ausländischen Wurzeln fühlen sich unsicher und in Angst. Aber die sich steigernde Opfer- und Klagekultur in der `Zeit` stumpft mich allmählich ab. Hatten wir versprochen, dass es bei uns keine Diskriminierung mehr gibt und Gerechtigkeit für alle? Die Gefühle der drei Frauen, doch nicht dazu zu gehören, kenne ich. Ich bin Arbeiterkind, durfte als erster in der Familie studieren mit guten Zeugnissen und hatte trotzdem das Gefühl, nicht wirklich im Bürgertum anzukommen, weil ich ihre feinen Codes nicht so fehlerfrei drauf hatte; hab dann gesagt, dass ich als Proletenkind nicht mehr ins Theater, nur noch ins Kino gehe und darauf geachtet, meine Herkunft nicht zu verleugnen, damit ich nicht plötzlich im Niemandsland stehe.

Seit 2012 wohnen 2 Flüchtlinge bei uns, für 4 haben wir gebürgt. Sie waren sehr fleißig, zwei haben gute Jobs im öffentlichen Dienst. Wenn’s mal wieder Probleme gibt, fallen sie gelegentlich in den Opfermodus zurück und holen die Rassismuskeule raus. Ich frage dann, ob es bei ihnen keinen Rassismus gab und die Schleuser erzählt haben, dass man hier die Opferkarte spielen muss und dann alle in Schockstarre und Täterscham verfallen? Nur diese Karte sticht bald nicht mehr, weil sie zu oft und zu früh gespielt worden ist. Es ist ja erst mal ein warmes Gefühl, das arme Opfer zu sein, nur irgendwann wird man es dann auch. Hört auf mit dem ständigen Moralisieren, es ist kontraproduktiv. – G. Hahn

 

Solche Sätze, wie sie Joachim Gauck im Interview mit der Bildzeitung von sich gab, überraschen mich überhaupt nicht. Ich wurde bei der Lektüre erinnert an einen Zeit-Bericht vor etlichen Jahren. Da hatte ein enger Gauck-Mitarbeiter aus DDR-Zeiten in etwa diese Äusserungen des früheren Pastors offenbart: Wozu denn Brandts Ostpolitik gut gewesen sei? Und: Schmidt und Schröder seien doch eher Witzfiguren gewesen. So oder ähnlich. Ansichten eines Clowns? Der gute Böll würde sich wohl mit mir darüber freuen, dass dieser Mann nicht mehr unser Bundespräsident ist. – Willi Kröger

 

Wie definiert man ein Einwanderungsland? Nur nach der Zahl der Zuwanderer? Dann ist auch Bangladesch ein Einwanderungsland. Mir scheint der Begriff unbrauchbar. Klassische Einwanderungsländer wie Kanada, USA, Australien sind dünn besiedelt und benötigen Menschen für die Entwicklung des Landes. Sie suchen sich aber die Menschen, die sie aufnehmen wollen, nach strengen Kriterien aus. Genau das fehlt in Deutschland. Seit Jahrzehnten wandern Millionen von Flüchtlingen aus aller Herren Länder ein. Sie sind zumeist arm und ungebildet und sie bringen archaische Bräuche mit, die über Generationen erhalten bleiben. Unsere Politik belastet die einheimische Bevölkerung immer mehr mit den finanziellen und emotionalen Lasten und wundert sich über die schlechte Stimmung im Lande. Die wird aber weiter zunehmen, da kein Ende der unseligen Entwicklung abzusehen ist. – Hans Spichalsky

 

Joachim Gauck sucht wohl (verzweifelt) nach einer Lösung im Umgang mit Rechtsextremisten. Damit ist er nicht alleine. Nur, die Toleranz nach rechts zu erweitern, ist garantiert der falsche Weg. Viele wählen, nach eigenen Angaben, (nur) aus Protest rechts. Das geht garnicht. Wer rechts wählt protestiert nicht, sondern unterstützt die Feinde unserer offenen, pluralen, freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft und steht damit selbst nicht mehr auf dem Boden des Grundgesetzes. Es ist nicht möglich tolerant zu sein, Respekt zu haben und Wertzuschätzen wenn, wie in diesem Fall die AFD, falsch handelt. Notwendig ist Haltung im gewaltfreien Dialog und Achtsamkeit im Umgang miteinander. Unser gemeinsames Ziel muß es sein dass sich z.B die Autorinnen sicher fühlen können, Ihnen alle Freiheiten zu- und alle Türen offen stehen. – Andreas Niedermeier

 

Ein interessanter, aber bedauerlicher Beitrag zur Political Correctness: Es wird verbogen und verfälscht. Ein Beispiel: Herr Gauck findet „es nicht hinnehmbar, dass Menschen, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, sich nicht auf Deutsch unterhalten können.“ Die jungen Autorinnen machen Herrn Gauck daraus einen Vorwurf auf der Beziehungsebene: „Wir dachten an unsere Eltern. Sie sprechen nicht alle gut Deutsch.“ Dabei hat Herr Gauck gutes Deutsch gar nicht gefordert. Denn das braucht man nicht für eine Unterhaltung.

“Wer sein Leben lang in der Fabrik malocht hat, hatte keine Zeit, Deutschkurse zu besuchen, es gab damals auch keine.“ Das bezieht sich auf ältere Leute, sprachlich auf die Eltern der Autorinnen. „Damals“ ohne Deutschkurse war allerdings in den Jahren nach 1961 (für türkische Arbeiter). Für die Eltern gab es Sprachkurse. Es wird also wahrheitswidrig auf etwas Vergangenes Bezug genommen. Das gilt auch für den nächsten Satz: “Der deutsche Staat wollte nicht, dass diese Arbeiter blieben, und sie wollten es oft auch nicht.“ Der deutsche Staat wollte das nicht nach 1961. Herr Gauck bezieht sich aber auf diejenigen, die jetzt seit Jahrzehnten in Deutschland leben. Und die wollen fast alle bleiben. – Dr. Christoph Zahrnt

 

Leider und wie bitter, WIR und IHR nicht überwunden zu haben. Es war eine Illision, ist eine und wird es wohl leider auch bleiben. Auch wenn uns auf andere Art gerade mal wieder bewiesen wird, dass egal wie hoch das Einkommen, welche Hautfarbe oder sonstige gesellschaftlichen Masstäbe völlg bedeutungslos sind angesichts Corona. Auch daraus weden wir wohl leider nNICHTS lernen. – Geelke Braun

 

Man hat den Eindruck, dass die drei ZEIT-Journalistinnen mit Migrationshintergrund auf dem Sofa sitzen und übel nehmen. Bedauerlicherweise wurden viele Zuwanderer und ihre Kinder in Deutschland zunächst nicht als gleichwertig akzeptiert, doch sind die meisten heute gut integrierte Mitbürger und ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Man sollte aber Menschen, denen Multi-Kulti und Globalisierung etwas zu schnell und etwas zu weit gehen, nicht gleich in die Ecke der Rassisten, Hetzer und Rechtsextremisten stellen. Man erzeugt da eher einen Trotzeffekt. Genauso sind die Äußerungen von Joachim Gauck zu verstehen. Damit leistet er meines Erachtens einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft. – Brigitte Schellnhuber

 

Rechtsextremismus ist ein Problem in Deutschland. Aber so klein das Risiko für Deutsche ist, Opfer eines islamistischen Anschlages zu werden, so falsch ist es, Menschen mit ausländischen Wurzel einzureden, sie hätten ein hohes Risiko, Opfer eines rechtsextremistischen Anschlags zu werden. Ich lebe in einem Stadtteil (über 6000 Einwohner), in dem mehr als die Hälfte der Bewohner einen Migrationshintergrund haben und aus mehr als 30 verschiedenen Ländern kommen. Das Zusammenleben ist friedlich, wie an den meisten Orten in Deutschland.

Mir ist die Wut, zu der sich die Autorinnen bekennen, unangenehm, wenn sie sich auch gegen legitime Ansichten richtet, die einzig den Makel haben, andere als die ihren zu sein. Dazu gehören Islamkritik, die Feststellung eines staatlichen Kontrollverlustes bei der Einwanderung oder die mangelhafte Abschiebung nicht schutzberechtigter Menschen. Diese Ansichten sind übrigens auch bei den Menschen verbreitet, für die die Autorinnen zu sprechen meinen. Die Gesprächsbereitschaft von Herrn Gauck ist ein Beitrag zum friedlichen Zusammenleben, die Wut der Autorinnen nicht. – Karl-Heinz Eckert

 

Ihr Artikel spricht mir aus der Seele. Was wir jetzt brauchen, ist nicht mehr Toleranz für Protestwähler und Spießbürger, sondern Empathie und Solidarität für all jene, welche die selbsternannten Hüter von „Heimat“ und „deutschem Volk“ aus ihrer „Volksgemeinschaft“ ausschließen wollen. Wenn die von Gauck geforderte Toleranz gegenüber AFD-Wählern bedeutet, diese nicht unterschiedslos als Nazis oder Rechtsradikale zu bezeichnen, so hat er damit natürlich Recht. Unrecht hat er aber, wenn er weitergeht, und diese Wähler mehrheitlich vom Vorwurf des Rechtsextremismus freispricht. Es bringt nach meiner Erfahrung überhaupt nichts, sich mit diesen Wutbürgern zu beschäftigen, weder Nazi-Beschimpfungen noch Verständnis haben bisher geholfen, ihre Wut zu dämpfen.

Wichtig ist es vielmehr vor allem, nun denen beizustehen, gegen die sich ihre Wut richtet und ihnen zu zeigen, dass die Mehrheit sie nicht nur als bedauernswerte Opfer sieht, für die man Mahnwachen abhält, sondern als integralen und wesentlichen Teil unserer Gesellschaft. In der Islam-Konferenz (gibt’s die eigenlich noch ?) müsste es jetzt z.B. darum gehen, nicht nur berechtigte Forderungen an die Verfassungskonformität von Migranten oder um das Kopftuch geht sondern auch darum, zu fragen: Was braucht ihr. Was können wir, was kann der Staat tun, damit ihr euch hier zu Hause fühlt ? Nicht Mahnwachen sind jetzt das Gebot der Stunde, sondern Hingehen zu den „Anderen“. Vielleicht auch, indem man sich als Biodeutscher nach dem Anschlag von Hanau mal in eine Shisha-Bar setzt…(wenn es denn wieder möglich sein wird). – Dr. Dirk Kerber

 

Die Auslandskorrespondentin der Zeit Alice Bota und die Zeitredakteurinnnen (Politik) Özlem Topcu und Khue Pham (Zeitmagazin) haben m. E. überzogen auf das Plädoyer von Joachim Gauck für eine „erweiterte Toleranz nach rechts“ reagiert. Auch die rechte – nicht gewaltbereite! – Szene gehört m. E. zu Deutschland und es ist m. E. wichtig deren berechtigte Kritik anzuhören. Ich versuche einmal solche „rechten“ Sorgen zu formulieren: Warum wird z. B. bei der Kritik gegenüber Erdogan und Höcke mit zweierlei Maß gemessen? Würde sich z. B. einer trauen zu sagen: Wer einen Faschisten wie Erdogan wählt, der unterstützt ihn auch. (Das wären nach meiner Information 65 % der türkischstämmigen Wähler!) Wer von den Muslimen traut sich zu formulieren:

„Die vergangenen Jahre haben ja gezeigt, dass jede Relativierung der AKP (statt AFD) nur radikaler macht. Je mehr man ihrer Weltsicht Raum gibt, desto vergifteter die politische Auseinandersetzung“ Ich habe auch das Gefühl, dass zu schnell von der Sach- in die Beziehungsebene gewechselt wird. Muss ich z. B. sagen, dass der Islam – ohne Einschränkungen? – zu Deutschland gehört? Bin ich als Kritiker deshalb gleich islamophob und warum stellt jede Kritik am Islam so schnell eine Beleidigung des Propheten dar? Wer fordert auf der anderen Seite, dass Christen nicht als „Ungläubige“ bezeichnet werden dürfen? – Heiner Drabiniok

 

Da tun sich also drei zusammen, weiße Frauen, um – ja um was eigentlich – um ein Buch zu besprechen, ein Buch des Altbundespräsidenten Joachim Gauck? Auch, aber das ist wohl bloß der Aufhänger für die Story. Denn hier wird nicht allein Gaucks Buchidee, der Spaltung der Gesellschaft, mit einer Haltung der „Toleranz“ zu begegnen, wütend widersprochen. Es wird vielmehr ein alter, weißer Mann, der zwischen 2012 und 2017 die Nr. 1 im Staate war, geradezu diskreditiert. Das Buch, um das es geht, heißt: Toleranz. Einfach schwer. Der von den Autorinnen bereits ganz zu Anfang vorgebrachte Vorwurf: “Gauck wirbt darin, kurz gesagt, um mehr Verständnis für die Wählerschaft auf der rechten Seite des politischen Spektrums”.

Und gleich danach kommt ihr Satz: “Auch nach den rechtsextremen Morden von Hanau ließ Gauck keinen Gesinnungswandel erkennen”. Die Zitate sind nötig, weil sonst diejenigen, die den Text der Autorinnen nicht kennen, meinen könnten, dazwischen liege ein auf gründlicher Analyse beruhender, komplexer Beweisgang, der diesen Zusammenhang rechtfertige. Weit gefehlt. „Rechtsextrem“ und „rechte Seite des politischen Spektrums“ gehen bruchlos ineinander über, werden semantisch und intentional vermischt. Nach dieser semantischen Entgleisung verweisen sie auf eine spätere Einladung Gaucks ins Schloss Bellevue im Jahre 2014. Dort hatten sie – als “Kinder von Migranten” – Gelegenheit, ihr Buch “Wir neuen Deutschen” vorzustellen.

Vielleicht ist zur Charakterisierung ihrer Einstellung zu Deutschland zu betonen, dass die Autorinnen nicht etwa die Aufnahme ihrer Migranten – Eltern durch die Republik wertschätzen, sondern sie auf die Mühen der Integration hinweisen: “Deutschland hat es unseren Eltern schwer gemacht”. Insgesamt finden die drei jungen Damen zu dem Gauck von 2014 anerkennende Worte, weil er ihre “Botschaft verstanden zu haben” schien. In einer Rede hatte Gauck zum 65. Jahrestag des Grundgesetzes mit Blick auf die drei Autorinnen, deren Integration als “bestens” gelobt. Auf Bellevue hatten sie von ihrer ”Wut” gesprochen, “weil wir das Gefühl haben, außen vor zu bleiben; weil es ein deutsches ‘Wir’ gibt, das uns ausgrenzt”. Auch dass sie Stolz darauf seien, “irgendwann beschlossen zu haben, unsere eigene Identität zu betonen”. Und Gauck schien diese Botschaft zu teilen.

Aber zurück zum Anfang: Nach Interpretation der drei Autorinnen wirbt Gauck für mehr Verständnis für die Wählerschaft auf der rechten Seite des politischen Spektrums. Aber nicht etwa für Verständnis von Rechtsextremisten spricht sich Gauck aus. Trotzdem insinuieren die Autorinnen mit ihrer Einlassung genau das: “Auch nach den rechtsextremen Morden von Hanau ließ Gauck keinen Gesinnungswandel erkennen”.Die gesamte Wählerschaft auf der rechten Seite des politischen Spektrums gehöre ausgegrenzt – wegen der rechtsextremen Morde von Hanau, so ihr Verdikt. Doch eigentlich geht es ihnen um ihre Enttäuschung über Joachim Gauck, dem ehemaligen Bundespräsidenten, der doch einmal ihre Position, teilte. Zwei Bücher, zwei Kulturen? Die Leichtfertigkeit der Autorinnen, die sich aus gekränkten Gefühlen speist, offenbart sich nicht allein in ihrer Vermischung von „rechts“ und „rechtsextrem“, auch möchten sie den Unterschied zwischen der These: „Der Islam gehört zu Deutschland“ und der Anerkennung, dass integrierte Muslime Teil Deutschlands geworden sind, nicht zur Kenntnis nehmen, nicht

akzeptieren. Auch der von ihnen zitierte Satz der Kanzlerin „Wir schaffen das“ ist bei Merkel selbst der Erkenntnis gewichen, dass sich so etwas wie 2015 nicht wiederholen dürfe. Ohne irgendeine Präzisierung zu geben, was genau sie unter Rassismus verstehen, wird „Rassismus“ der deutschen Gesellschaft durchgängig zugeschrieben. Die Autorinnen selbst tun damit letztlich nichts anderes als das, was sie wütend anklagen: Sie spalten. Wer – wie sie – eine so unerbittliche identitätspolitische Ausgrenzung vornimmt, allein konservativen ( „rechts“?) Teilen der deutschen Gesellschaft die Schuld auferlegt an nicht gelungener Integration, kann sich selber wohl bloß noch als Opfer der Verhältnisse erleben. Von wegen „bestens“ integriert. – Klaus D. Lubjuhn

 

Die Damen Bota, Pham und Topcu sind wütend, weil die Zeiten von „Wir“ und „Ihr“ nicht vorbei sind. Interessant! Welche Sicht auf die Dinge liegt bei Ihnen zugrunde, bzw. was haben Sie erwartet? Gibt es irgendein Land, dass Ausländer so integriert, dass es kein „Wir“ und „Ihr“ mehr gibt? Ich habe hierzu keine Erfahrungen, kann es mir aber nicht vorstellen. Ich frage mich, welche Erfahrungen Deutsche, deren Eltern in ein anderes Land, wie z.B. Polen, Vietnam und die Türkei ausgewandert sind an Erfahrungen gemacht haben. Hierzu würde mich ein Artikel interessieren! Werden sie dort als Türken, Polen oder Vietnamesen wahrgenommen, oder bleiben sie die „Almans“ wie Sie so schön sagen? Ich kann verstehen, dass dieses Gefühl frustrierend ist, mich ärgert aber, dass es so geschildert wird, als sei dies ein deutsches Problem. – Tobias Böhm

 

Ihr Beitrag hat mich nachdenklich und wuetend gemacht. Schon mir selbst, ohne Einwanderungshintergrund in juengerer Vergangenheit, gehen die Sprueche und Ansprueche, die neuerdings an Menschen mit Wurzeln in anderen Kulturen gerichtet werden, gewaltig auf die Nerven – wie viel tiefer es fuer die Betroffenen geht zeigt Ihr Beitrag. Ich habe den Eindruck, dass die Forderung nach Deutschkenntnissen vor allem von Menschen kommt, die nie selbst in einem Land gelebt haben, dessen Sprache sie nicht schon auf der Schule gelernt haben und die damit nicht erfassen koennen (und wollen?), wie schwer es ist, eine neue Sprache „nebenher“ zu lernen und sich in einer anderen Kultur zurecht zu finden.

Und ich weiss von auslaendischen KollegInnen, dass ihnen Deutsch auch deshalb nach Jahren noch schwer faellt, weil hilfsbereite MitbuergerInnen gleich ins Englische wechseln, wenn sie merken, dass jemand nur gebrochen spricht. Ein spanischer Software-Entwickler gibt mittlerweile einfach vor kein Englisch zu koennen. Davon abgesehen gehen mir die WutbuergerInnen auf den Geist – es ist korrekt, dass sich alle in Deutschland lebenden Menschen an Recht und Gesetz, inkl. des Grundgesetzes halten muessen. Das schreibt aber auch vor, dass niemand wegen seiner Rasse oder Herkunft beachteiligt werden darf und das jeder Mensch das Recht auf koerperliche Unversehrtheit hat. Vielleicht sollten die angeblichen VerteidigerInnen des Abendlandes mal das Grundgesetz lesen? Vielleicht waere auch ein Einbuergerungstest fuer hier lebende Deutschende mal ganz aufschlussreich.

Auch die staendigen Ermahnungen einiger PolitikerInnen, auf die Sorgen und Noete der WutbuergerInnen einzugehen, haengen mir zum Hals ‚raus. Was ist denn mit den Sorgen und Noeten der Menschen, die die demokratischen Parteien waehlen? Anscheined wird erwartet, dass sich diese Menschen weiterhin brav an die Regeln halten, waehrend man sich um die armen AfD-WaehlerInnen und Pegida-AnhaengerInnen kuemmert. Bevor diese e-mail in eine mehrbaendiges Werk ausartet, lassen Sie mich zum Abschluss noch eines schreiben: Versuchen Sie sich nicht unterkriegen zu lassen und weisen Sie – soweit moeglich – auch immer wieder einmal auf die Probleme hin, die Menschen mit nicht-deutschen Wurzeln in Deutschland haben. Fuer Deutsche ist es manchmal schwer vorstellbar, wie manche Kommentare wirken – selbst bei gutem Willen. – Sabine Moehler

 

Vorneweg: Ich war von Joachim Gauck in seiner Funktion als „Bundespräsident des vereinigten Deutschlands“ und von der Klarheit und Stärke seiner überwiegenden Reden, angetan. Der pastorale Duktus hat den Inhalten seiner Reden nicht geschadet. Die gewählten Themen haben der überwiegend demokratischen Mehrheit der neuen Bundesrepublik entsprochen. Nun lese ich den Artikel, „Der Präsident und wir“, geschrieben von drei Frauen, deren Eltern ihre Heimat Polen, Türkei und Vietnam verlassen und ihr Glück in Deutschland gesucht haben. Die drei Töchter, allesamt in Deutschland überdurchschnittlich ausgebildet, schildern in Ihrem gemeinsamen Buch, Wir neuen Deutschen,die Problematik von Migrationskindern und deren Eltern. Die Tatsache, dass alle drei in Deutschland angekommen sind, es kein WIR und IHR gibt,kam bei Joachim Gauck so gut an, dass er 2014, bei einer Feier zur Vielfalt im Land, alle drei Damen samt Eltern ins Schloss Bellevue einlud.

Die Jahre danach: Pegida Aufmärsche zeigen die Fratze von Demokratie-Verachtung, Rechtsextremisten und Neonazis begehen Morde, Polizei und Militär müssen sich mit Rechtsextremismus in den eigenen Reihen auseinandersetzten, die AfD mit ihrem rechtsextremistischen Flügel gewinnt im Osten 2020 bei Landtagswahlen überdurchschnittlich Stimmen. Verantwortliche Politiker und Andere in Ost und West versuchen gemeinsam Ursachen dieser Entwicklung zu ergründen und auf der Grundlage demokratischer Strukturen die Unzufriedenen und vermeindlich Abgehängten zu verstehen und gemeinsam mit ihnen eine demokratische Basis zu finden. Nun, im Februar 2020, im Rahmen einer Lesung, sieht sich der während seiner Präsidentschaft so feinfühlig und Demokratie stärkend Redende gemüßigt, einer Partei (der AfD) die laut Verfassungsschutz Mitglieder in der Führungsspitze duldet, die als Nazis bezeichnet werden dürfen, eine erweiterte Toleranz zu gewähren.

Das zugehen auf eine Partei, die völkische Gedanken frei äußert, lässt das Gesinnungsbild von Joachim Gauck in einem fragwürdigen Bild erscheinen. Die drei Damen, die Joachim Gauck als positives Beispiel von gelungener Integration 2014 erlebten, können diese Wandlung nicht verstehen. „Es scheind doch ein WIR und ein IHR zu geben“. Ich erlaube mir, sehr geehrter Herr Gauck, Sie zu fragen, ob das, was Sie nach den Morden von „Rechts Gesinnten“ im letzten und diesem Jahr mitbekommen haben Sie zu diesen Aussagen bewogen hat oder haben Sie vielleicht das alles nicht fundiert mitbekommen oder haben Ihre Berater Sie dazu ermuntert diese Wendung hin zu undemokratischer Gesinnung zu zulassen, oder legen Sie keinen Wert mehr, nach Ihrer Präsidentschaft, auf fachkundige demokratiegerichtete Beratung? Ich kann Ihre in diesem Artikel beschriebenen Aussagen, sollten Sie der Wahrheit entsprechen, nicht verstehen! – Ulrich Schuberth

 

Ein sehr interessanter und wichtiger Artikel der drei deutschen Frauen mit ausländischen Wurzeln. Überrascht hat mich die Beschreibung allerdings nicht, da mir der „mäandrierende Bürgerliche“ (Zitat) schon immer suspekt war. – Dieter Besuch & Rosemarie Ziegler

 

Mein Wunsch nach Lektüre des Artikels gegenüber der ZEIT: Geben Sie Herrn Gauck die Gelegenheit, zu den Gedanken der drei Autorinnen ausführlich Stellung zu nehmen. Mein Wunsch gegenüber Herrn Gauck: Nehmen Sie die die Gelegenheit wahr. Diese beiden Wünsche sind mir sehr dringend. Eigentlich sind sie Aufforderungen. Es geht um wesentliche Beiträge zur Klärung von Kernfragen der Entwicklung unserer Gesellschaft. – Werner Robbers

 

Politisch gibt es in Deutschland Linke, Rechte und Andere; dies ist nicht monolithisch. Noch viel weniger als in diesem Sinne „den“ Deutschen gibt es „den“ Migranten. Es gibt da welche wie Sie, die sich wohl bewusst für ein Leben in einem liberaleren Land entschieden haben und dafür auch kulturelle Anpassungen in Kauf zu nehmen bereit sind. Solche sehe ich uneingeschränkt als Bereicherung. Es gibt auch andere, welche vor allem ein besseres Leben sehen – sicher nicht verwerflich. Es passiert dann, dass man sich solcher annimmt und ihnen Ratschläge zur kulturellen Anpassung gibt, v.a. Sprache, Stellung der Frau, und dann erlebt, dass davon nichts ankommt. Dann darf die intelligente Tochter, ausgebildet in unserem Schulsystem, nicht hier studieren, sondern wird in die Verwandtschaft nach Anatolien verheiratet, um Kinder zu kriegen. Verständlich ist dies zwar, da man anderthalb Jahrtausende von solcher Kultur ge- prägt wurde, aber deshalb noch lange nicht erwünscht. Als egoistischer Homo sapi- ens sehe ich dies als Verlust und es macht traurig.

Meine Toleranz solcher Einwanderung gegenüber ist begrenzt: Erstens aus finanziel- len Gründen. Meines Wissens ist das westliche Sozialsystem einmalig in der Ge- schichte. Es beruht darauf, dass ich eine Menge Geld transferiere, möglicherweise auf Nimmerwiedersehen, aber im Vertrauen darauf, dass mir in einem Notfall mit dem Geld Anderer geholfen wird. Wenn dieses System mehr und mehr Personen auf- nimmt, welche vorwiegend nur als Empfänger teilnehmen, wird dieses Vertrauen auf Dauer beschädigt – ganz davon abgesehen, dass man es „nicht einsieht“. Noch wichtiger ist mir aber das kulturell / zivilisatorische. Der Vorsprung (die Wande- rungsbewegungen gehen bekanntlich nur in eine Richtung) Europas beruht wesentlich auf der Aufklärung, welche man in Kürze so charakterisieren kann: Gebraucht euern Verstand statt auf die Pfaffen zu hören. Ich empfinde dies als eine große Errungen- schaft, für welche jahrhundertelang gekämpft wurde, und die man sich jetzt nicht ka- putt machen lassen möchte.

Es ist (war?) erlaubt zu sagen, dass man Religion – vor allem wenn es mehrere im gleichen Gebiet gibt – für eine Geißel der Menschheit hält. Als warnendes Beispiel sehe ich Frankreich mit seiner ungleich größeren Zahl von Muslimen, wo es jetzt schon heißt: Wir leben nicht mit-, sondern nebeneinander. Es gibt in Paris ein chinesisches Viertel. Die (religionslosen) Chinesen kamen im ers- ten Weltkrieg als Parias; sie standen in der gesellschaftlichen Hierarchie auf der un- tersten Stufe. Angesehener waren die Araber, da die Franzosen damals noch den My- thos von „Algerien als Teil des Mutterlands“ pflegten und viele von dort auch für Frankreich kämpften. Heute sieht das chinesische Viertel aus wie jedes andere in Pa- ris, während ein paar hundert Meter weiter jenseits der Banlieue die Araber die Autos anstecken.

Nach dem Krieg waren die Vereinigten Staaten bezüglich Einwanderung das toleran- teste Land, das man sich vorstellen kann. Illegale überschritten die Grenze, bekamen ein Kind und der Fall war geregelt. In den siebziger Jahren wurden dann Umfragen unter Einwanderern veranstaltet ungefähr dieses Inhalts: Wozu sind sie eingewan- dert? Würden Sie etwas für dieses Land tun? Die Antwort hieß meistens sinngemäß: Ich bin hier, weil ich viel mehr verdiene, das Land interessiert mich wenig. Heute sieht das Land, wie wir alle wissen, anders aus. Natürlich gebrauche ich auch Verallgemeinerungen. Da sich Politik immer auf viele Leute bezieht, ist dies unvermeidlich, wenn man eine bestimmte Meinung zum Aus- druck bringen will. Ich hätte auch alles politisch hoch korrekt formulieren können, dann wäre die dreifache Länge herausgekommen bei gleichem Inhalt; darauf habe ich aber verzichtet. Beste Grüße und nichts für ungut. – Werner Koetz, emer. Prof.

 

Schade, der frühere Präsident Joachim Gauck wird wortreich zu Unrecht in eine Position gebracht,die nicht seiner Politik und seinem Anliegen gerecht wird.Er hat sich keinesfalls „von der Panik anstecken lassen“.Er versucht in seinm Buch „Toleranz“ einen wichtigen Teil unserer Gesellschaft aus der Sprachlosigkeit zu holen und konservativ eingestellte Menschen wieder in den Dialog um die Zukunft einzubeziehen. Die jungen Autorinnen des Buches „Wir jungen Deutschen“ haben darin ihre „Wut“ zum Ausdruck gebracht,dass sich die Politik schwer tut, Deutschland als Einwanderungsland zu bezeichnen.Diese Wut findet aber im Alltag vor Ort keine hinreichende Begründung. Ich erlebe täglich das Gegenteil, nämlich ein fürsorgliches Miteinander in der Vielfalt. Es stimmt einfach nicht,dass eine erweiterte Toleranz nach rechts Migranten vom WIR ausschließt.Konservative Kräfte setzen sich für die Erhaltung zentraler Werte unseres Grundgesetzes und der Aufklärung ein.Sie sagen ja zur Vielfalt,die aber nicht nur unterschiedliche Hautfarben und Religionen einschließt, sondern auch konservativ denkende Mitbürger, die ebenso wie die große Mehrheit Rassismus,Ausgrenzung und Gewalt ablehnen.Ja, ihr jungen Migranten der zweiten Generation seid in unserem Land sicher,vor allem dann,wenn ihr helft ,unsere offene Gesellschaft zu stärken. – Ulrich Wasner

 

Als „Deutscher mit Migrationshintergrund“ kann ich Ihr Unbehagen und das Ihrer Mit-Autorinnen über den vermeintlichen Rechtsschwenk des Alt-Bundespräsidenten Gauck verstehen. Wie Sie halte ich Herrn Gauck auf gar keinen Fall für jemanden, der auch nur ansatzweise im Verdacht stehen könnte, die nationalistischen Parolen der rechten Szene zu tolerieren und mitzutragen. Ohne sein Buch zu kennen oder eine der von Ihnen erwähnten Reden gehört zu haben, halte ich deshalb auch seinen Ansatz der „erweiterten Toleranz nach rechts“ für nicht ganz falsch. Diese Toleranz kann und darf natürlich nicht für populistische Hetze, wie sie von Pegida und der AfD hemmungslos betrieben werden, gelten. Hier ist ein konsequentes Durchgreifen unseres Rechtsstaats notwendig.

Vielmehr gilt es, Verständnis für diejenigen aufzubringen, die sich von den Parolen der rechten Agitatoren zu deren Wahl verführen lassen. Ich vermute (und hoffe), dass auch ein Großteil der „besorgten Bürger“ die rechtsextremistischen Terroranschläge verurteilt. So wie die meisten Muslime den Terror im Namen ihres Glaubens verabscheuen. Vielleicht wäre „Verständnis“ die passendere Wortwahl als „Toleranz“. Gegen das „wir“ und „ihr“-Denken hilft nur die Erweiterung des „wir“. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen, das wir es schaffen, den rechten und nationalistischen Hetzern durch Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis den Nährboden zu entziehen. – Dr. Tadashi Makabe

 

Der Artikel der drei Autorinnen mit ihrer Kritik an der „mäandernden Haltung“ des Alt-Bundespräsidenten Joachim Gauck bringt mich zu den Fragen : Soll man sein Land verlassen und sich als Migrant, nicht ungerne, nach Deutschland in Sicherheit bringen, wo die Kinder sich dann „nicht angenommen“ fühlen und Wut auf „die Deutschen“ entwickeln, die einen einfach nicht richtig willkommen heißen? Was erwartet „uns“ künftig wohl noch von der „Wut“ der „Migranten-Kinder“ aus aller Welt, die hier sicheres Asyl und ein Auskommen gefunden haben ? Aus Wut kann Hass werden, und aus Hass kann alles mögliche werden. Nehmen wir also an … immer nur das Beste! Von allem und allen! Wie elitär , wie mehrdeutig! – Frank Berger

 

Sie schreiben einen Satz, der mich nachdenklich macht: dass „jede Annäherung und jede Relativierung die AfD nur radikaler macht… , desto vergifteter wird die politische Auseinandersetzung“. Dahinter steht doch prinzipiell der Gedanke, dass der nicht-AfD-Teil des politischen Spektrums (Die Linke vielleicht mal ausgenommen) im Grunde eine Appeasement-artige Politik verfolgt, die aber (nicht zum ersten Mal) scheitert. Also nicht nur Gauck jetzt, sondern generell. Ist das richtig verstanden? Dann folgt die zweite Frage: sehen das vor allem Sie so, oder auch Teile Ihrer Kollegen im Politikressort und der Mainstream Politikjournalist, ist es Ihrer Ansicht nach also schon Teil des politikjournalistischen Konsenses oder sind Sie als migrationsbehintergründete (naja, das Wort ist etwas konstruiert) besonders sensible Seismographen und in der Minderheit? Im letzteren Fall muss man das Ganze vielleicht eine Weile beobachten.

Im ersten Fall scheint es mir höchste Zeit zu sein, diese Politik der Toleranz, der Versuche der Einhegung sofort zu beenden. Denn ich lese gerade „Geschichte eines Deutschen“ von Sebastian Haffner. Darin beschreibt er viele Seiten lang wie die deutsche Politik 1930ff die Nazis und Hitler immer mehr mit Einbeziehen und endlich 1933 durch die Übertragung von Verantwortung auf Hitler glauben, seine Radikalität wieder loszuwerden. Womit der allgemeine Politiker und Deutsche damals wohl nicht im Entferntesten gerechnet hat: Hitler hält sich null an die Regeln. Er nutzt die Möglichkeiten der Demokratie, um die Demokratie abzuschaffen. Das Ergebnis ist bekannt. Etwas Ähnliches habe ich auch schon von Hôcke gehört. Glauben Sie, dass wir schon wieder soweit sind, dass wir in 10 Jahren Nazis an der Macht haben? Ich werde mich dagegen wehren und wünsche mir eine pluralistische, offene und bunte Gesellschaft. Bleiben Sie aktiv! – Tim Böger

 

Ihre Zweifel an der deutschen Gesellschaft machen mich mehr betroffen als Ihre Enttäuschung über Joachim Gauck. Ich schreibe Ihnen als fast neunzigjähriger Berliner. Als Vierzehnjähriger habe ich das Kriegsende erlebt und von den Verbrechen meiner Landsleute an Mitbürgern und Ausländern erfahren. Mich hat die Frage nach der Fremdenfeindlichkeit und den Ursachen des Rassismus nicht mehr losgelassen. Deshalb möchte ich Ihnen einige bescheidene Erkenntnisse entgegenhalten, nicht einfach Ihnen widersprechen oder Joachim Gauck verteidigen. Wenn es allen Bürgern gleich gut geht und sie – auch mit den politischen Verhältnissen – zufrieden sind, kann man darauf bauen, dass Andersartigkeit toleriert wird. Andersartigkeit heißt z.B. Betonung der eigenen Identität durch äußerlich erkennbare Merkmale, wie das Kopftuch der islamischen Frauen oder die Kippa der jüdischen Männer.

Wenn aber die Menschen unzufrieden sind, können Populisten den Unmut aufnehmen und ihn gegen irgendeinen Feind in Stellung bringen. Sie lenken damit von den eigentlichen Problemen ab und sorgen für eine ihren Zielen dienende Ausrichtung von ihnen zugeneigten Teilen der Bevölkerung. Damit beschreibe ich die in Thüringen und anderen Teilen Deutschlands eingetretene Situation. Nicht nur Joachim Gauck erschreckt, dass ein Viertel der Wähler nicht die notwendige kritische Haltung gegenüber den populistischen Stimmenfängern gewahrt haben. Er glaubt wohl, einen Teil davon mit einer verständnisvollen Haltung zum Nachdenken bringen zu können. Richtig ist, dass wir 25% rechtsextreme Bürger nicht hinnehmen können. Die könnten schnell zu einer herrschenden Minderheit werden. Joachim Gauck war zur Wendezeit Pfarrer in Rostock.

Wer, wenn nicht er, kann sich einfühlen in die Mentalität der sich vernachlässigt fühlenden „Ostdeutschen“? Wenn er bei seinem Gesprächsversuch nicht mit unerfüllbaren Forderungen an Ihr und Ihrer Eltern Deutschsein für die Politik der Bundesregierung wirbt, sollten wir seine Initiative begrüßen. Leider haben „Wir im Westen“ mit der DDR eine strukturelle Fremdenfeindlichkeit geerbt, die vielleicht auf die große, auch geistige Abhängigkeit von der Sowjetunion zurückzuführen ist: „Von der Sowjetunion lernen, heiß siegen lernen“ Es hilft nichts, wir müssen damit fertig werden. Sie können auch helfen, dieses Trauma der Deutschen zu überwinden. Sie sind doch unser aller Mitbürgerinnen und sollten jetzt nicht resignieren. PS Ihr Buch hat in unserer großen Familie viele Diskussionen und Zustimmung ausgelöst. – Jürgen Kirschning

 

Weder wähle ich AfD noch habe ich auch nur das geringste Verständnis für die Politik dieser Partei, oder für das politische Handeln der politischen Köpfe dieser Partei. Wie der fruehere Bundespräsident Gauck plädiere ich aber für Toleranz im Umgang mit Wählern dieser Partei. Denn Toleranz ist für mich eine wichtige Maxime für den Umgang mit Menschen, deren unverletzliche Würde unser Grundgesetz garantiert. Und zwar immer für den einzelnen, konkreten Menschen der sich mit seinem Verhalten an den Werten unseres Grundgesetzes orientiert. Auch äußert sich meine Toleranz gegenüber den verschiedenen Menschen in den unterschiedlichsten Situationen auch immer verschieden.

So würde ich einen Wähler der AfD nach seinen Motiven, Erwartungen und Interessen im Zusammenhang mit seiner Wahlentscheidung fragen. Ich würde ihn auch fragen für wie wahrscheinlich er es hält, dass seine Erwartungen und Interessen von der AfD erfüllt werden. So könnten wir in ein Gespräch kommen, durch das ich Wichtiges lernen würde, oder ich wüerde erfahren ,dass ich hier und heute leider mit diesem Menschen nichts zu bereden hätte. Auch an die Autorinnen hätte ich eine Frage: Meinen Sie wirklich, dass Ihre These: „Sie sind gegen mich, weil Sie für Toleranz gegenüber Menschen sind, die anders wählen als ich es mir wünsche.“ Herrn Gauck wirklich gerecht wird? Aber ich kann Ihre Traurigkeit selbstverständlich auch nachempfinden. – Dieter Gregor

 

Ich wage, Sie so anzusprechen. Daran können Sie sehen, dass ich schon zur älteren Generation gehöre. Ich weiß nicht, ob Sie älteren Menschen noch zuhören. Ich versuche trotzdem, Ihnen etwas zu sagen. Sie beschweren sich in Ihrem Artikel über unseren ehemaligen Bundespräsidenten. Er hat offensichtlich – wenn ich es richtig verstehe – von 2014 bis 2020 seine Meinung in einigen Punkten geändert. 2014 hat der damalige Bundespräsident Sie und Ihre Eltern eingeladen. Er hat Ihnen Raum gegeben, er hat Ihnen zugehört und sich dazu sogar öffentlich geäußert. Das fanden Sie gut. Inzwischen hat der jetzt ehemalige Präsident anderen Menschen zugehört und ihnen Raum gegeben. Jetzt äußert er sich in einer Weise, die Ihnen nicht mehr gefällt. Das finden Sie nicht gut. Ich gestehe: Ich verstehe Sie – und finde es zugleich unmöglich, sich in dieser Weise zu äußern. Prinzipiell bin ich froh, wenn ein Mensch sich in seinem Leben weiterentwickelt. Stillstand wäre das Allerschlimmste.

Darin stimmen Sie mir sicher zu. Ich persönlich bin aber auch froh, dass sich inhaltlich etwas in unserem Land verändert. Ich gehöre zu den Konservativen, die froh sind, inzwischen nicht mehr allein deswegen in die Nazi-Ecke gestellt zu werden, weil sie nicht jubeln, wenn Migranten zu uns kommen. Ich wehre mich nicht dagegen, Menschen zu helfen, die in existenzieller Not sind. Das ist Christenpflicht. Diesen Glauben teile ich mit Joachim Gauck. Aber das ist eine Pflicht für mich – und keine Neigung. Ich bejuble nicht die Tatsache, dass Menschen zu uns kommen, weil sie sich ein besseres Leben versprechen. Jeder hat das Recht, sich um sein Lebensglück zu bemühen. Das ist in Ordnung – wenn ich durch die Ankunft von Migranten auch ein besseres Leben haben kann. Wenn das nicht der Fall ist, dann möchte ich mir die Sache überlegen können. Das halte ich für mein Recht als Mitglied einer Gemeinschaft, die lange an diesem Land gebaut hat. Sie beklagen sich über die Schwierigkeiten, die Sie in Ihrem Leben hatten. Ich bin wie meine Eltern hier geboren. Ich hatte auch Schwierigkeiten. Tatsächlich bin ich mit denselben Vorgaben aufgewachsen, die Sie so unmöglich finden: Streng dich an! Du musst etwas leisten! Du kannst es!

Dafür das Land verantwortlich zu machen und darüber in Wut zu geraten kann ich verstehen. Aber das ist nicht das ausschließliche Problem von Migranten. So war die Zeit damals. Vielleicht sollten wir das verstehen und uns – statt uns gegenseitig zu beharken – zusammentun und gemeinsam für ein gutes Leben eintreten. Verstehen können wir uns allerdings nur, wenn wir auch eine gemeinsame Sprache sprechen. Ich teile deswegen die Meinung von Joachim Gauck: Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, sich nicht auf Deutsch unterhalten können. Für mich wird damit deutlich, dass diese Menschen an mir als Person kein Interesse haben. Sie wollen nur ihr eigenes besseres Leben.

Das aber ist keine Gemeinsamkeit. Es tut mir Leid, Ihnen diese unangenehme Wahrheit sagen zu müssen. Aber ich halte die gemeinsame Verständigung für unabdingbar. Es ist die einzige Lösung für unsere Schwierigkeiten – und dazu müssen auch die Zuwanderer etwas beitragen! Zumindest müssen sie durch eine gemeinsame Sprache in der Lage sein, die Probleme zu verstehen. Dass dies von Ihnen und der ZEIT, die Ihnen so viel Raum einräumt, offensichtlich anders gesehen wird, irritiert mich schon auch. – Wilfried Geyer

 

bevor ich Stellung zu Ihrem Artikel nehme, den ich einerseits sehr interessant und insgesamt sehr verdienstvoll finde, aber in einem zentralen Aspekt leider nicht überzeugend, drei zweckdienliche Hinwiese: Erstens: Ich habe weder Ihr Buch gelesen, noch das von Joachim Gauck, mir steht also nur Ihr gestern erschienener ZEIT-Artikel als Grundlage für mein Feedback zur Verfügung. Zweitens: Das kontroverse Thema Ihres Artikels ist Thema dreier Sachbücher, die ich kürzlich für die „Wiener Zeitung“ besprochen habe. Siehe anbei das PDF dieses Artikels, zu Ihrer Orientierung. Drittens: Ich bin 57, Österreicher, aus ökologischen Gründen seit über drei Jahrzehnten Grünwähler und freue mich seit Wochen wirklich sehr über die erste Regierungsbeteiligung der Grünen – ich hätte mir das aber schon 2003, und nicht erst jetzt gewünscht.

Aus meiner Sicht wurden die warnenden Aussagen des Bericht des Club of Rome ein halbes Jahrhundert lang viel zu wenig beachtet. Und jetzt ist es, für Leute wie Jonathan Franzen, zu spät, um überhaupt noch etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Vom Corona-Virus ganz zu schweigen. All diese Informationen scheinen mir relevant, damit für Sie verständlich werden kann, in welchem Aspekt Ihr Artikel mir nicht überzeugend erscheint. Aber ich möchte mit dem beginnen, wo ich voll und ganz bei Ihnen bin. Wer etwas leistet, wer also Härten und Mühen auf sich nimmt, der sollte dafür nicht Demütigungen, sondern Anerkennung ernten. Egal welcher Hautfarbe oder welcher Herkunft er ist. Aus diesem Grund finde ich es auch großartig und unbedingt bewahrenswert, dass ich in einem Land und in einer Zeit leben darf, in der diese Grundwerte auch von einer Mehrheit der Bevölkerung geteilt werden, und auf einem Kontinent, in dem Veranstaltungen wie jene am 19. März 2014 im Schloss Bellevue, bei dem Sie gemeinsam mit Daniela Schadt und Joachim Gauck fotografiert worden sind, stattfinden.

So weit, so gut. Und ich freue mich, das dürfen Sie mir glauben, sehr geehrte Frau Bota, sehr geehrte Frau Pham, sehr geehrte Frau Topcu, darüber wirklich sowohl mit Ihnen als auch mit Ihren Eltern! Weniger gut finde ich, dass Sie – so wie auch viele andere, die über den Rechtsruck in Europa besorgt sind – übersehen, dass das Schloss Bellevue, selbst wenn darin nonstop Veranstaltungen wie die am 19. März 2014 stattfinden würden, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, leider nicht allen Menschen zugänglich gemacht werden kann, die Härten und Mühen auf sich nehmen, und dafür nicht nur Anerkennung, sondern allzu oft auch Demütigungen ernten. Egal welcher Hautfarbe oder welcher Herkunft sie sind. Wenn Sie daran zweifeln, dann rechnen Sie bitte nach, ob Joachim Gauck in seiner Amtsperiode genügend Zeit gehabt hätte, um allen 83 Millionen Deutschen so viel Aufmerksamkeit und Gastfreundlichkeit zu widmen, wie Ihnen und Ihren Eltern. Es ist eine einfache Rechnung.

Und gar nicht gut finde ich, dass sich scheinbar auch die Redaktion der ZEIT die notwendige Zeit nicht immer nimmt, solche eigentlich ganz einfache, und tatsächlich sehr sinnvolle Rechnungen anzustellen. Oder – wenn dies doch geschieht, wie im Falle von Bastian Berbner, der mit „180 Grad – Geschichten gegen den Hass“ ein wirklich sehr lesenswertes Buch zum Thema geschrieben hat – übersieht, wenn ein ZEIT-Autor sich bei genau dieser Rechnung leider um den Faktor – sic – 1000 verrechnet. Und tatsächlich schreibt, dass ein Deutscher, der mit allen anderen deutschen eine Stunde lang reden wollte, dafür „fast 10 Jahre“ benötigen würde. Statt, wie es korrekt gerechnet lauten müsste, „fast 10.000 Jahre“. So geschehen in dem erwähnten Buch, nachzulesen auf Seite 52, in der – notabene – 3. Auflage.

Es ist, glaube ich, weniger das Verständnis von Herrn Gauck für Afd-Wähler, das den sozialen Frieden in Deutschland gefährdet. Es ist, fürchte ich, vielmehr eine zu oft nicht ausreichend durchdachte – und nicht korrekt berechnete, also unterkomplexe – Vorstellung davon, wie viel kommunikativer Aufwand dafür notwendig ist, um sozialen Frieden nicht nur einmal herzustellen, sondern dann auch über Jahre und Jahrzehnte – und durch schwere und schwerste sytemische und wirtschaftliche Krisen hindurch – zu erhalten. Aber vielleicht irre ich mich. Und all jene, die offene Grenzen & Rechts- und Sozialstaat nur unter klar und verlässlich definierten und nachvollziehbar kalkulierten Kosten für vereinbar halten, sind tatsächlich „Faschisten“. Nach meiner Erfahrung sind mehr als zwei Drittel der Europäer das momentan nicht. Gottlob! Das ist die gute Nachricht. Und ich glaube, wenn etwas weniger über vermeintliche (ich rede nicht von tatsächlichen, die gibt es sicher auch!) moralische Defizite Rechter geschrieben würde, und Linke ein winziges Stück selbskritischer wären, dann könnte das Zusammenleben in Deutschland – und auf diesem nur winzig kleinen Planeten Erde – vielleicht auch in Zukunft wieder friedlicher werden.

Zumindest hoffe ich das. Zweifelsfrei wissen kann man so etwas natürlich nicht. Mit lieben Grüßen aus Wien & den allerbesten Wünschen jedenfalls Peter Jungwirth PS: Aufgrund des kontroversen Thema, das ich in keinem Fall weiter anheizen oder zuspitzen möchte, stelle ich diese Zuschrift NICHT für eine Publikation zur Verfügung! Über ein Zeichen der Anerkennung für die Arbeit, die ich mir heute schon frühmorgens mache, um Ihnen – und der ZEIT – ein Feedback zu geben, das hoffentlich als konstruktiv empfunden wird, würde ich mich allerdings tatsächlich sehr freuen. PPS: Seitens des Verlages C.H.Beck warte ich übrigens seit dem 12. Februar auf eine konkrete Antwort, wann der Fehler, auf den ich hingewiesen habe, korrigiert wird. In der „vierten Auflage“, wurde mir beschieden. Und dass die 3. Auflage gerade erst auf den Markt geworfen wurde, habe ich erst nach mehrmaliger Nachfrage erfahren…. dass ich unter diesen Umständen fürchte, dass die ZEIT sich selbst diskreditiert, in diesem Fall ohne Not, dürfte hoffentlich nachvollziehbar sein. – Peter Jungwirth

 

Joachim Gauck, ehemaliger Bundespräsident, sagt: „Auch gegenüber rechts braucht es eine erweiterte Toleranz“. 13 Prozent Wähler hat die AfD, 20 Prozent Deutsche haben einen Migrationshintergrund. Wer sollte in Deutschland Toleranz erwarten dürfen? – Raimund Poppinga

 

Der Artikel „Der Präsident und wir“ mit den Aussagen: „Der Rassismus gehört zu dieser Gesellschaft“ & „Bin ich mit meinem Namen, meiner Hautfarbe, in diesem Land eigentlich noch sicher?“ Gibt den Impuls, Ihnen zu schreiben. Der Artikel macht mich mit diesen beiden Aussagen sehr betroffen. Mir fehlen das rechte Maß und die differenzierte Betrachtung von Demokratie, Toleranz und Respekt. Etwas zugespitzt formuliert: elitäre Nabelschau, undifferenzierte Betrachtung und spaltende Zuspitzung! Nicht meine Welt. Ich bin ein weißer alter Mann, praktisch und akademisch ausgebildet, hanseatisch durchgefärbt, in Hamburg 1946 zur Welt gekommen und seit 1970 in Bremen. Lehre und Studium mit bis zu 12 Nationalitäten in den 60er Jahren, beruflich in zwei Branchen global tätig. Verheiratet bin ich mit einer Frau mit anderem Namen, andere Hautfarbe und anderer Herkunft. Vielleicht hilft diese Selbstbeschreibung, meine Zuschrift richtig einzuordnen. – Jörg Puttfarken

 

Der Artikel von Alice Bota, Kuhe Pham und Özlem Topku in der aktuellen Zeit Ausgabe (Nr. 13 vom 19.03.2020) verursacht mir leider regelrecht körperliche Schmerzen! Die Autorinnen sind enttäuscht von Joachim Gauck! Einer der Väter der deutschen Einheit. Ein Mann dessen ganze Lebensgeschichte vom Kampf für Freiheit und Toleranz geprägt ist. Der Grund: er ist den Autorinnen zu milde den nicht rechts-extremen AfD Wählern gegenüber; er möchte „die Toleranz nach rechts erweitern“. Aus Gründen, wie im Artikel steht, die sogenannten besorgten Bürger unter den AfD Wählern zurück zu gewinnen. Aus meiner Sicht aus seiner tatsächlichen Sorge heraus, dass unsere Gesellschaft auseinander brechen könnte.

Im März 2014 wurden die Autorinnen ins Schloss Bellevue vom damaligen Bundespräsidenten eingeladen und hatten für eine kurze Weile das Gefühl wirklich angekommen zu sein. Sehr schön! Aber was ist seither passiert? Der Artikel erweckt den Eindruck, als ob die Autorinnen die weltweiten Entwicklungen/Ereignisse seitdem ausblenden würden: z.B. die einzig auf Destabilisierung abzielende West Politik/Propaganda eines Wladimir Putins. den Islamistischen Terror, einerseits in Nord Afrika und andererseits die Anschläge in Europa Die z.T dadurch aber auch durch ungleichheit und klimawandel bedingeten Flüchtlingsbewegungen. Der moralische Bankrott der Republikanischen Partei in den USA mit seinen fürchterlichen Folgen. Außerdem die weltweit steigende Sehnsucht nach sogenannten „starken Männern“, die wieder klar Schiff machen sollen, oder so was. (Was für ein Scheiß!!!)

Die Autorinnen fordern nun mehr Mut und Entschlossenheit von von Joachim Gauck, aber auch der deutsche Gesellschaft. Gut, wäre schön. Aber kaum aushaltbar für mich ist, dass sie mit keiner Silbe die beängstigenden Zustände in den Heimatländern ihrer eigenen Eltern erwähnen. Was ist mit der Judikativen in Polen unter der antidemokratischen PIS Partei passiert? Wie viel Rassismus ist inzwischen wieder in Polen und in der Türkei an der Tagesordnung? Was ist wenn zwei Drittel der in Deutschland lebenden Türken die AKP wählen, obwohl sie von den Konsequenzen ihrer Wahl nur indirekt betroffen sind? Um es, wie im Artikel, im Klartext-Sprech zu sagen: wer den narzisstischen Autokraten Erdogan wählt, der unterstütz ihn bei der Abschaffung der rechtsstaatlichen Prinzipien in der Türkei und seine fürchterliche Politik der Aggression- oder etwa nicht?!

In welchem Land gibt es gerade kein Nationalismus/Rassismus Problem? Ist nicht aber gerade so jemand wie Joachim Gauck ein Bekämpfer dieser Entwicklung, der mit Wärme um Verständnis ringt? Die strenge Beurteilung des ehemaligen Bundespräsidenten empfinde ich als völlig fehlgeleiteten Kampf. Dadurch werden die wahren Despoten nicht ein bißchen getroffen. Was können wir tun? Streitkultur entwickeln und mutig agieren. Mit einem tiefen Demokratieverständnis, das einschließt, dass die offene Gesellschaft im Diskurs um die Freiheiten der Demokratie ringen muss. Streitet mit, ihr „Neuen Deutschen“ und hört auf in Enttäuschung zu verharren. Seid selbst mutig! Demokratie lebt von der sportlichen, wertschätzenden Auseinandersetzung, nicht vom beleidigten sich zurück ziehen, oder? – Claudius Merz

 

Ihr Artikel in der Zeit (Ausgabe Nr. 13, 19.3.2020) hat mich dazu bewegt eine e-mail an Hr. Gauck mit der Bitte an ein Überdenken der vermehrten Toleranz nach rechts zu schreiben. Vielen Dank für Ihr Engagement und der jederzeit lehrreichen und interessanten Artikel in der Zeit. – Lars Roolf

 

Zu Ihrem Artikel „Der Präsident und wir“ , in dem Sie 1.) spekulieren, was der Expräsident so alles gedacht haben könnte: Warum fragen Sie ihn nicht zu Ihren Vermutungen ? Welche Wahrheit steckt in den Vermutungen, in den Konjunktiven? 2.) Was glauben Sie, wie es den 15 Millionen Flüchtlingen aus dem Osten Deutschlands bis in die 70er Jahre ergangen ist, wenn sie gefragt wurden :“Aber sie sind nicht hier geboren , oder?“ Genauso geht es ja heutzutage auch zB Süddeutschen, die in Kreuzberg in der Bäckerei „Weckle“ einkaufen wollen. Ich finde, Sie jammern auf hohem Niveau.

Glauben Sie denn, wenn jemand von hier in die Türkei , Polen oder Vietnam zöge und sich dort niederließe, er würde nicht nach seiner Herkunft gefragt? 3.) Sie haben bei der Liste der mäandernden Rufe bei „Aber die Islamisten“, …“Aber die Rechten“ und andere Einteilungen vergessen. 4.) Übertreiben Sie nicht, wenn Sie behaupten „wöchentlich erschienen Meldungen über rechtsextreme Polizisten und Soldaten“ ? In der ZEIT und in hiesigen Tageszeitungen kann ich mich jetzt nicht an 52 solche Meldungen erinnern. Sie schon? Es gibt Erklärungsbedarf. Man sagt hier auf dem Dorf, dass es 2 Generationen mindestens dauert, bis man angekommen ist. Also gemach… – Alois Lienhard

 

Tja Mädels, die Warnungen vor dem „netten Onkel“ sind eben umfassender als frau so gemeinhin denken mag.Die Wahrheit ist Zynissmuss pur. Gut, dass die Rechtsradikalen auch Bio-Deutsche aus der „Mitte“ der Gesellschaft töten, sonst wäre die CDU wohl nie aufgewacht. Die Angst geht nun unter allen um, die noch richtig ticken und damit sind wir beim eigentlichen Problem. Gewalttäter von rechts, links, islamistisch oder was auch immer ticken nicht mehr richtig, sprich sie sind verrückt (sagen ja auch alle) sprich geisteskrank. Nichts hat Preywick mehr gefürchtet wie als „geiteskrank“ sprich nicht zurechnungsfähig eigestuft zu werden. Die Norweger haben ihm den Gefallen getan ihn als reale geistige Kraft des Bösen voll zu nehmen, das war ein Fehler! Sie sind verrückt, und mit verrückten diskutiert man nicht, man behandelt sie, und wenn sie gefährlich sind, sperrt man sie weg! Und „wir“, wenn ich so sagen darf, identifizieren uns als deutsche Weltbürger, und da gibt es ja eine Partei auch wenn sie hi und da noch etwas grün hinter den Ohren ist. – Dieter Herrmann

 

Gerne möchte ich Ihren drei geschätzten Redakteurinnen Alice Bota, Khuê Phḁm und Özlem Topçu Mut für ihren weiteren Weg zusprechen: Die Schilderung in dem Artikel „Der Präsident und wir“ zeigt exemplarisch das von Aladin El-Mafaalani in seinem Werk „Das Integrationsparadoxon“ eindrücklich geschilderte Phänomen: umso gelungener die Integration und umso höher die gesellschaftliche Position, die erreicht wurde, desto höher auch die berechtigten und erarbeiteten Erwartungen an die Gesellschaft. Der Appell des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck für eine „erweiterte Toleranz nach rechts“ steht dem auf den ersten Blick und aus Sicht der drei geschätzten Redakteurinnen diametral entgegen, was zu der dargelegten Enttäuschung führt. Der ehemalige Bundespräsident ist von tiefer Menschlichkeit und christlicher Nächstenliebe geprägt.

Sein Appell kann daher nur integrativ gemeint und verstanden werden, trotz und gerade wegen der disintegrativen Bestrebungen von rechts. Um im Bild von Aladin El-Mafaalani zu bleiben, umso mehr am und nicht unter dem Tisch sitzen, desto mehr müssen sich alle Beteiligten miteinander auseinandersetzen. Es gibt im Ergebnis weder eine reine Herkunfts- noch eine reine Zuwanderungsgesellschaft. Bei allen Anwallungen, den ein oder anderen oder die ein oder andere Gruppe auszuweisen (ob nun Ausländer oder Pack), letztlich sind alle aufgerufen, ein Zusammenleben in diesem Land möglich zu machen, auch wenn dies jedem und jeder Gruppe manchmal geradezu übermenschliche Anforderungen abverlangt und jeder seine Unsicherheiten überwinden muss.

Dies wird, so bin ich zuversichtlich, auch den drei hervorragend gebildeten, intelligenten und politisch weitsichtigen Redakteurinnen Alice Bota, Khuê Phḁm und Özlem Topçu gelingen. Damit haben sie die besten Voraussetzungen, anders als manch anderer, weiter zu einem spannenden und konstruktiven Zusammenleben einer, dank ihrer Vielfältigkeit, reichen Gesellschaft beizutragen. In diesem Sinne und wie so schön das Rheinische Grundgesetz statuiert: „Jeder Jeck is anders“ und „Leve un leve losse“ – Boris Schmidt

 

Deutschland ist nicht zu einem Einwanderungsland geworden, sondern ist es bereits seit vielen Tausend Jahren. Das lehrt ein Blick in die Siedlungsgeschichte Mitteleuropas und neuderdings auch in das Genom jedes Deutschen. Ein Land, das mitten in einem Kontinent liegt, kann sich nicht isolieren und wollte es wohl auch niemals, sondern z.B. herrschen über die anderen. So kritisch das zu beurteilen ist, selbst Herrschen geht nicht ohne Migration. Wer stolz sein will auf Deutschland, warum auch nicht, ist stolz auf das Zusammenwirken vieler Völkerschaften über Tausende von Jahren. Und das gilt natürlich auch heute noch. Wenn ich also erlebe, wie junge Leute mit nicht-deutschen Wurzeln wie z.B. die drei Autorinnen unter großem Einsatz und vielleicht sogar mit etwas Begeisterung sich selbst voranbringen, dann freue ich mich, weil ich sicher bin, dass sie auch Deutschland voranbringen. Toll, dass das bei uns gelingt. Rassismus ist ein Herrschaftsinstrument und geht aus der Angst hervor, die Herrschaft oder Kontrolle, wie man hierzulande sagt, zu verlieren. Nicht bekämpfen oder tolerieren sollte man ihn, sondern entzaubern und so seine ganze Erbärmlichkeit offenlegen. – Dr. Jürgen Schnakenberg

 

Wissen Sie was an Journalisten nervt? Wenn sie sich zu wichtig nehmen und denken, dass sie bedeutender sind als die Nachrichten, die sie berichten sollen. Sie sind also vom Präsidenten geehrt worden – Schön. Die Mami war auch da? – Ganz toll! Und jetzt sind sie beleidigt, weil der Herr Gauck auch anderen Leuten seine Aufmerksamkeit widmet? Und zwar den bösen Konservativen? – Dieser Schuft. Ganz ehrlich, bis heute war Ihr Migrationshintergrund nie Thema für mich, ich hab da nie darüber nachgedacht. Mir ist er auch egal. Sie sind Deutsche, Mitbürger, unser gemeinsamer Nenner ist das Grundgesetz. Ich denke die meisten Menschen meiner und Ihrer Generation (ich bin Ende der 70er geboren) denken da so. Aber ständig diese Opferkarte spielen, ständig diese Wichtigtuerei ob der vermeintlichen Benachteiligung. Glauben Sie wirklich unsere bundesrepublikanische Gesellschaft ist so eine Unterdrückergesellschaft, glauben Sie nicht dass es nicht generell so ist, das man im Leben Vor- und Nachteile erlebt, selbst der weiße biodeutsche cis mann? Aber das soll gar nicht Thema sein.

Mir gehts vor allem um eins: Wenn ich die ZEIT lese will ich Nachrichten lesen, die auf Fakten basieren. Das darf gerne von diversen Autoren aus verschiedenen Perspektiven kommentiert werden. Dafür zahle ich über 250.- Euro im Jahr. Ich will aber keine gefühlsdusseligen Berichte aus ihrem Leben lesen, wie sie sich fühlen oder dass das gemeinsame Bild mit dem Präsidenten daheim über der Couch hängt und buhuuu, er hat auch ein Ohr für andere. Was hat sowas im Politikteil der ZEIT zu suchen? Worin besteht der Nachrichtenwert, ausser dass Sie sich hier profilieren und egozentrisch monieren, dass unser Bundespräsident aD mehr Verständnis für andere Perspektiven und Lebenserfahrungen zeigt als Sie mit diesem unreflektiertem Einzelkindtext. – Stefan Kreutzer

 

Die Wortwahl von Joachim Gauck über die fehlende Sprachkenntnis von Zugewanderten mag etwas drastisch ausgefallen sein, aber im Kern spricht er ein Problem an, mit dem ich mich in meinem Berufsalltag als Facharzt oft konfrontiert sehe. Ich kann bei Patienten ohne ausreichende Deutschkenntnisse nur schwer die aktuellen Beschwerden und die Krankengeschichte abfragen. Auch Nachfragen werden oft nicht verstanden, so dass ich dann wichtige Details nicht in Erfahrung bringen kann. Auch ein Dolmetscher ist nicht immer hilfreich. Ob der mich verstanden hat und alles auch sinngemäß richtig übersetzt und ob auch der Informationsrückfluss korrekt abläuft, weiß ich nicht.

Oft erledigen minderjährige Kinder diese Aufgabe, und in deren Anwesenheit intime, aber notwendige Fragen zu stellen, fällt mir schwer. Ein komplexes Krankheitsbild oder eine notwendige, vielleicht auch eingreifende Behandlungen kann ich so auch nicht erklären. Daher ist es dem betroffenen Patienten nicht möglich, aufgrund seiner eigenen Einsicht in eine Behandlung einzuwilligen und auch konstruktiv daran mitzuwirken. Trost zu spenden, Hoffnung zu machen oder im Gespräch Zwischentöne wahrzunehmen, ist bei fehlendem Sprachverständnis ebenfalls kaum möglich. All das führt dazu, dass sprachunkundige Patienten bei schwereren Krankheitsbildern nicht so gut behandelt werden, wie es möglich wäre und wie ich es eigentlich möchte.

Ich verstehe, dass bei Eintreffen der Eltern der Autorinnen diese aus verschiedenen Gründen anderes im Sinn hatten als deutsch zu lernen. Wenn sich für mich aber nach einigen Jahren im Ausland ein dauerhafter Aufenthalt abzeichnet, hätte ich schon ein Interesse daran, dies Land, in dem ich jetzt lebe, und dessen Bevölkerung näher kennenzulernen- und das geht m.E. nur mit einer gewissen Sprachkenntnis. Vielleicht war es die auch dadurch erschwerte Integration, die Joachim Gauck zu seiner Aussage gebracht hat. – Dr. Mathias Scheel

 

Ich verstehe nicht warum Sie sich darüber echauffieren, dass Hr. Gauck Unverständnis für Einwanderer hat, die nicht richtig deutsch können. Ich selber habe ebenfalls absolutes Unverständnis dafür. Sprechen und Denken gehört zusammen und das macht uns Menschen aus und hebt uns von anderen Lebewesen ab. Das steht schon in der Bibel: „Im Anfang war das Wort.“ Wer selber nicht mitreden/mitdenken kann, kickt sich komplett raus aus der Gesellschaft, degradiert sich selbst auf ein vor-menschliches Wesen. Selbst-erniedrigend und unverantwortlich! Jedes Baby kann eine Sprache lernen, auch ohne Sprachkurs, genauso wie es Millionen von Einwanderern beispielsweise in den USA seit Jahrhunderten erfolgreich getan haben. Ihre Entschuldigungen „Fabrikarbeiter“, „keine Zeit“ und „keine Sprachkurse“ sind nicht hinnehmbar. Schön wenn eine entsprechendes Umfeld oder ein Sprachkurs das Erlernen der Sprache vereinfacht. Aber in jedem Fall ist der Einwanderer für seinen zügigen Spracherwerb selbst verantwortlich, auch unter schwierigeren Bedingungen. Meine Bitte ist, Ihre Sichtweise an dieser Stelle zu überdenken und auf Einwanderer einzuwirken, Ihre Verantwortung zu erkennen und eigenverantwortlich zu handeln und nicht auf andere zu warten. – Christian Voss

 

Es verbietet sich, mir ein Urteil darüber anzumaßen, wie sich Migranten in Deutschland fühlen (sollen) – ich empfinde es andererseits aber als Anmaßung, wenn erfolgreich integrierte junge Migrantinnen einer so anerkannten Autorität wie Joachim Gauck Verständnis oder gar Toleranz gegenüber rechtsextremen Tendenzen in Deutschland unterstellen. Offensichtlich verkennen die Autorinnen die Rolle eines (Ex-)Bundespräsidenten in Deutschland.

Der Bundespräsident repräsentiert nicht nur die bürgerliche politische Mitte, sondern alle Bürger, die sich auf dem Boden des Grundgesetzes z.B. für Enteignung als Mittel der Sozialpolitik oder für eine totale Liberalisierung der Einwanderung einsetzen, sebstverständlich aber auch diejenigen Zeitgenossen, die „Überfremdung“ befürchten, einen stärkeren Staat fordern, auf rechtskonservative Parolen hereinfallen oder aus diffusen Ängsten heraus bei der AfD ihr Kreuzchen machen. All diese politischen Strömungen möchte Gauck in einen politischen Diskurs einbeziehen, ohne vorschnelle Ausgrenzung. Daran können weder Pegida noch Hanau oder Halle etwas ändern.

Die Autorinnen mögen sich vergegenwärtigen, warum die Menschen in den Herkunftsstaaten ihrer Eltern in freien Wahlen sich für Autokraten entschieden haben, und wie sehr sie in Deutschland privilegiert sind, z.B. mit der ZEIT ein Forum für ihre freie Meinungsäußerung zu finden. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Vita der Autorinnen habe ich für ihre „Wut“ wenig Verständnis. Irritiert, meine Damen, hat mich auch Ihre Schlussfrage. Ich bin fest überzeugt: Überall, wo sich meine drei Töchter sicher fühlen – und das kann in einer offenen Gesellschaft nicht jeder Ort sein – , dort sind Sie weniger gefährdet als in fast allen anderen Ländern der Welt. – Wilhelm Kösters

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Die Menschheitsaufgabe“ von Bernd Ulrich et al.

 

Aufruf zu mehr Coronatests – Druck auf Politik muss erhöht werden – durch Ihre Hilfe! wie kann es sein, dass in den Zeitungen als Stimme der Öffentlichkeit nicht über das Testchaos berichtet wird? Meine Freundin und ihre Frendinnen kamen am Samstag aus Tirol wohlwissend, dass sie sich in Quarantäne begeben werden müssen. Dennoch müssen Sie durch die ganze Bundesrepublik, halten an Raststätten, um was zu essen oder um zu tanken, infizieren nichtsahnend weitere Menschen. In Kiel angekommen begeben sich selbstständig in Quarantäne, lassen für sich einkaufen, erkranken an Husten/Schnupfen, Fieber und Atemnnot, rufen die 116117 an. Wahlweise auch den Hausarzt oder die Gesundheitsämter. Jede Stelle gibt andere Informationen weiter, deckungsgleich sind keine davon. Am Dienstag, also erst drei Tage späterwird eine Freundin mit Fieber getestet.

Der Arzt, der sie testet, darf nicht, unkompliziert und pragmatisch wie es diese Situation erfordern würde, die anderen beiden Frauen testen, denn das würde einen erneuten Auftrag erfordern. Stattdessen müssen diese sich wieder in die unzähligen überlasteten Warteschlangen mit Fieber quälen. Erreichen sie dort tatsächlich jemanden werden sie abgewimmelt. Tatsächlich werden Sie nicht getestet, weil Sie unter Symptomen leiden und aus einem Risikogiebiet kommen, sondern weil Sie Kontaktpersonen einer Sars-CoV-2-positiven Person mitSymptomen sind. Im endlich eingerichteten Drive-In Diagnose Center, erzählte mir die Freundin, dass hinter ihr Verdachtsfälle mit dem Bus angereist waren! Wie kann es sein, dass in den Zeitungen nicht über das Testchaos berichtet wird? Wie kann es sein, dass Die Zeitungen nicht ihr demokratisches Werkzeug benutzen, um Druck auf die Politik aufzubauen? Es muss sich was ändern – helfen Sie jetzt!

Eindrucksvoll zeigen Berechnungen von Li et al. in Science, wie wichtig breit angelegtes Testen ist. Auch das Beispiel Südkorea zeigt, dass sich nur der exzessives Testen von Kontaktpersonen die Corona-Krise kontroliieren lässt. Auch komplett ohne Länderschließungen. Dazu müssen alle Kontaktpersonen OHNE Symptome getestet werden, denn diese verbreitet das Virus ungehemmt, im Gegensatz zu Symptomträgern die sich in Qurantäne begeben. Warum können nicht auch universitäre Hochschule gebeten werden Tests zu bearbeiten? Die notwendigen Materialen sowie Personal sind um Überschuss vorhanden. Es müssen eindeutige einheitliche Teststrukturen geschaffen werden und Kapazitäten massiv erhöht werden. Noch immer sind nicht oder wenig relevante Behörden besetzt, die die Gesundheitsämter unterstützen könnten. Helfen Sie mit das Thema in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen, um die Politik zum Handeln zu zwingen. Die politische Führung hat die letzten Tage sehr gut bewiesen, dass sie schnell effektive Maßnahmen bewilligen kann, es müssen nur die Richtigen sein. Ihre Engagement zählt! – Ein Leser

 

Die Menschheisaufgabe ist es jetzt, diesen ungeheuerlichen Corona-Betrug aufzudecken und die Verantwortlichen mit Merkel an der Spitze zur Rechenschaft zu ziehen und hinter Gitter zu bringen. Denn diesem weiblichen Unhold und Feind des eigenen Volkes muss endlich das Handwerk gelegt werden. – Peter Christian Vogl

 

Weil die Klopapierwitze die lustigsten sind und häufiger zur Sprache kommen, gebe ich bei diesen Gelegenheiten zum Besten, dass ich Zeitleser bin und bei Notsituationen immer gut versorgt bin…früher wie heute, panikfrei und ökologisch… – Michael Hebben

 

Im Zusammenhang mit der Corona Krise hätte ich eine Anregung, die mir gestern Abend eingefallen ist: Nach der Übertragung der Ansprache von Frau Dr. Merkel haben wir noch ein bißchen durch die dritten öffentlich-rechtlichen Programme geschaltet und sind bei dem Berliner RBB hängen geblieben. Frau Dr. Merkel hatte von dem Ernst der Situation gesprochen und im RBB lief ein Bericht über die aktuelle Situation in Berliner Parks und in Kneipen (muss so zwischen 30.30 und 21.30 Uhr gewesen sein). Ein Reporter ging mit einem Mikro durch einen vor allem mit jüngeren Menschen gut gefüllte und belebte Parkanlage, bei denen viel Freude am guten Wetter, aber wenig Abstand und Bewusstsein über die Corona Krise zu merken war. Dies war in den Aufnahmen sehr sichtbar und in den Kommentaren wurde ausgeführt, dass man genug gesunden Menschenverstand habe, einschätzen zu können, ob der/die Andere infiziert sei, dass man in der Familie sei und sich nicht anstecken werde oder sogar dass es eine private Situation gebe, die jetzt hier zu besprechen sei.

In einer Gaststätte an einem See dann sogar der Kommentar, dass man sich das Leben nicht nehmen lasse. Auch wenn die Lebensfreude angesichts des Wetters sehr verständlich ist, war ich wirklich sehr erstaunt über diese Kommentare und habe mich gefragt, ob man daran erinnert werden will, wenn genügend Großeltern, Eltern oder auch Freunde infiziert, schwer erkrankt oder sogar gestorben sind. Denn wenn wir so weitermachen, dann wird genau dies passieren und dann ist die Trauer groß und auch die Kritik an den dann zu späten Maßnahmen des Staates, wenn er dann doch zum letzten Mittel einer bundesweiten Ausgehsperre greift (Bayern hat dies für die erste Stadt schon angeordnet). Ich habe mich gefragt, ob man dagegen etwas tun kann, bin auf folgende Idee gekommen und wende mich mit einer einfachen Bitte an Sie, die Sie einen breiten Auftritt in der Öffentlichkeit haben (ich habe dies auch der FAZ vorgeschlagen):

Wenn viele – vor allem große – Zeitungen sich bundesweit zusammentun und an einem Tag ihre Frontseite nicht mit Artikeln zu der Corona Krise, sondern mit einer großen und klaren Bitte über die gesamte Größe aufmachen, dass sich die Menschen doch bitte an die Hinweise der Bundesregierung, der Landesregierungen und des RKI halten mögen und dass dies hilft, jeden Menschen in diesem Land zu unterstützen und vor allem die Liebsten zu schützen, könnten Sie die Bereitschaft der Menschen sich daran zu halten, vielleicht vergrößern und schlimmeres vermeiden. Auch könnte ich mir vorstellen, dass Sie einen solchen Hinweis im Internet als Pop-Up einrichten können, der groß und deutlich erscheint, wenn jemand auf Ihre Webseite geht (denn Ihre Webseite wird künftig sicherlich gut besucht sein). Ich könnte mir vorstellen, dass frei nach dem Motto „steter Tropfen höhlt den Stein“ und „Nicht kleckern sondern klotzen“ eine solche Bitte das Verhalten jedes einzelnen Menschen beeinflussen kann.

Ich weiß auch, dass es Menschen geben wird, die dies kritisieren als Bevormundung und ‚Gut-Menschen-Belehrung‘, die genervt sind und es nicht mehr hören können (kann ich bald auch nicht mehr) und dass es ggf. auch rechtliche Fragen gibt, die zu klären sind (etwa Wettbewerbsrecht, wenn dies eine konzertierte Aktion ist oder Medienrecht). Die Situation ist aber, wie Frau Dr. Merkel sehr klar gesagt hat, die größte Herausforderung seit dem 2. Weltkrieg und verlangt ungewöhnliche Wege. Sie werden sicherlich Marketing Experten haben, die Ihnen eine sehr griffige und gute Gestaltung liefern können, verbunden mit einem Dank an alle Menschen, die sich daran halten und die dieses Land am Laufen halten. Ich hoffe, dass dies vor allem schnell machbar ist, denn uns läuft, wenn man sich die Zahlen der Johns-Hopkins University anschaut, die Zeit davon und jeder von uns möchte – sollte es soweit kommen – eine gute intensiv-medizinische Betreuung haben und nicht den Ärzten die quälende Wahl überlassen müssen, ob man angesichts der Masse von Menschen noch behandelt werden kann oder nicht, so wie es in anderen Ländern bereits der Fall ist! – Karola Plumridge

 

Im Anhang findet ihr aus unserer Sicht einen lesenswerten Artikel zum akutellen Zeitgeschehen. Bitte gebt ihn doch weiter, wenn der Inhalt euch der Inhalt anspricht. Wir sind alle aufgefordert bei uns zu bleiben, unserer Selbstbestimmung und inneren Freiheit: Der Corona-Pandemie-Wahn – wer bin Ich in einer traumatisierten Gesellschaft? Artikel von Prof. Dr. Franz Rupperthttps://www.franz-ruppert.de/de/Was ist hier los?Es ist für mich unfassbar, wie in Zeiten des Internets, in denen sich im Prinzip jeder zu relevanten Themen seine Informationen zusammensuchen kann, nun eine Handvoll Virologen mit einseitigen schulmedizinischen Vorstellungen das Denken der meisten Menschen und nun auch der Politiker beherrscht. Da gäbe es nun einen neuartigen Virus, der sich rasch über zwischenmenschliche Kontakte verbreite und dann statistisch berechenbar in absehbarer Zeit einen Teil der Bevölkerung dahinraffen werde. Dabei hat im Moment nur einer von vielen Viren einen selbst von Laien gut aussprechbaren Namen bekommen („Corona“).

Coronaviren, die ständig mutieren müssen, um Zugang zu menschlichen Zellen zu gelangen, sind den Virologen schon längst bekannt. Es gibt keine Anzeichen und schon gar keinen Beweis dafür, dass die Gefährlichkeit des neu mutierten Virus für die menschliche Gesundheit höher ist als der anderer Influenza- oder Rhinoviren. Selbst Hendrik Streek, ein ausgewiesener Corona-Viren-Spezialist von Deutschlandsieht keine Anzeichen dafür, dass dieser aktuelle Virus-Typ (SA-Covid-19) besonders gefährlich sei. Was ist hier los? Warum fahren Politiker weltweit und nicht nur in Deutschland gerade ihre ganze Gesellschaft an die Wand? Der Virus als Serienkiller?Wenn es tatsächlich so wäre, dass es einen Serienkiller gäbe, der jeden anderen Menschen zu einem Serienkiller macht, indem er ihm die Hand gibt und ihm ins Gesicht haucht, dann wäre in einer Gesellschaft tatsächlich Feuer unterm Dach und es müsste diesem Mörder so schnell wie möglich das Handwerk gelegt werden.

De facto haben wir es im Moment aber mit Mini-Kleinstlebewesen zu tun, sogenannten Viren, die für sich genommen gar nicht überlebensfähig sind, sondern Makro-Lebewesen brauchen, um dort Unterschlupf zu finden. Es ist auch gar nicht der Zweck der Viren, diese Großlebewesen zu töten, sondern sie wollen sich in diesen selbst am Leben erhalten. Das gefällt diesen Großlebenwesen in der Regel nicht, weswegen sie mit ihrer Immunpolizei versuchen, diese ungebetenen Gäste weider aus ihrem Haus zu schmeißen. Manchmal gelingt es den Viren dann dennoch, sich in irgendeiner Ecke des Hauses zu verstecken und bei Gelegenheit aus ihrem Versteck zu kommen, wenn die Immunpolizei mit anderen Aufgaben überlastet ist. So etwas bei Herpesviren, die sich bei vielen Menschen ihr Nischendasein erobert haben.

Da es sehr aufwändig ist, die Existenz solcher Mini-Lebewesen sichtbar zu machen, werden dafür normalerweise gar keine Tests entwickelt, zumal diese Viren beständig mutieren, um sich vor der Immunpolizei zu tarnen. Ein Test macht die Pandemie scheinbar realIn der aktuellen Virenkrise macht nun ein an der Berliner Charite hergestellter, nicht validierter Test eine Variante von Viren zu einer psychisch scheinbar greifbaren Wirklichkeit. Indem diesem speziellen Virus auch noch ein simpler und wohlklingender Name gegeben wird – „Corona“ – erhält er für viele Menschen einen Realitätsstatus, den sie nun meinen begreifen zu können. „Corona“ ist aber jetzt nichts weiter als eine Vorstellung in der menschlichen Psyche und davon abhängig, wie jemand in seiner Phantasie und in seinem Denken damit weiterhin umgeht. Man kann sagen, o.k. da ist einer von vielen Viren, die es gibt und mit dem das Immunsystem von uns Menschen wie üblich lernen wird, mit ihm fertig zu werden. Oder man kann sich in das Horrorszenario hineinsteigern, dass jeder, der das Virus in sich trägt, jetzt ein Serienkiller ist und über kurz oder lang andere Menschen töten wird.

Die TraumalogikHier kommt jetzt neben der üblichen Psychologie auch die Psychotraumatologie ins Spiel: Erfahrungen aus meiner Lebensgeschichte, vor allem solche aus der frühen Kindheit, die für mich traumatisch und mit Todesängsten und Kontrollverlust verbunden waren und die als bleibende Erinnerungen unbewusst in meinem Organismus abgespeichert sind, werden nun mit etwas scheinbar greifbarem im Außen verbunden. Ich lokalisiere meine Ängste statt in meiner Psyche in der Außenwelt. Ich habe jetzt die Hoffnung, meine Todesängste und innere Not durch den Kampf gegen einen greifbaren Feind in meiner Umgebung endlich zum Verschwinden oder zumindest unter Kontrolle zu bringen. Diese Psychodynamik läuft nicht nur beim „Corona“-Virus ab. Anstelle von „Corona“ kann man auch „Terroristen“, „Juden“, „Islamisten“, „Ausländer“, „Russen“, „Linke“, „Rechte“, „grün-alternativ Versiffte“ etc. als Vorstellungsvorlage benutzen, um nun zur aktiven Feindbekämpfung voranzuschreiten. Wo sind die Beweise?Trotz aller von einer Handvoll meinungsbildender Virologen an die Wand gemalter Menetekel gibt es derzeit aber keinerlei Beweise dafür, dass dieses Virus ein Serienkiller ist, der mehr Leid erzeugen würde als andere bekannte Corona- und Influenza-Viren auch. Selbst für Italien, das hierzulande gerne als Beispiel herangezogen wird, wie mörderisch dieses Virus sei, geben dieaktuellen Fallzahlennichts dafür her.

Ca. 90% der getesteten Virenträger hat keinerlei Symptome, wenige haben die üblichen Fieber-, Husten- und Kopfschmerzsymptome und eine geringe Anzahl stirbt an einer Lungenentzündung, allerdings weil ihr Körper schon durch chronische Erkrankungen und bakterielle Infektionen zu schwach ist, eine zusätzliche Belastung zu kompensieren. Das ist bei jeder sogenannten Grippewelle Normalität und zeigt sich auch jetzt bei denen, die sterben. Es sind überwiegend hochbetagte und durch andere Erkrankungen schwer belastete Menschen. Auch in China ist die Rate der Toten, die aufgrund der Tests dem neuen Corona-Virus zugeschrieben werden, nicht drastisch gestiegen. Zudem ist ein Krankenhaus für Lungenentzündungen ein sehr gefährlicher Ort.

Dort sterbem 20-30% der Patienten an den Krankenhauskeimen, die gegen Antibiotika resistent sind. Und wenn bei einem gestorbenen Menschen durch einen Test ein Coronavirus nachgewiesen wird, heißt das noch lange nicht, das „Corona“ nun die Todesursache war. Dazu bräuchte es in jedem Einzelfall Autopsien, um die tatsächliche Todesursache feststellen zu können. Die Neudefinition der Pandemie durch die WHODie Virologen, die jetzt das politische Geschehen maßgeblich beeinflussen, machen sich für ihre Form der Panikmache eine Neudefinition von „Pandemie“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zunutze. Während zuvor eine Pandemie erst dann ausgerufen wurde, wenn ein Virus weltweit erhebliche Erkrankungsraten bewirkt, ist seit 2017 bereits die alleinige Verbreitung von Viren ein Grund dafür, einen Stufenplan des Monitorings und der Virusbekämpfung in Gang zu setzen. Da sich aber aufgrund der Globalisierung alle Formen von Viren schnell über die Welt verbreiten, ist im Grunde stets der Zustand einer Pandemie gegeben.

Und jedes Jahr gibt es neue Viren, die sich schnell in der Weltbevölkerung verbreiten. Es wird so zu einer Frage der Willkür oder von speziellen Interessen, bei einem bestimmten Virus eine Pandemie auszurufen. Dabei gäbe es global gesehen ganz andere und tatsächliche relevante Pandemie-Themen, bei denen es sich lohnen würde, die gesellschaftlichen Kräfte zu mobilisieren und zu konzentrieren, z.B. beim Thema sexuelles Trauma. Die Unterteilung der Weltkugel in Risiko- und Nichtrisiko-Gebiete ist ohnehin lächerlich. Viren sind Nationalitäten und Staatsgrenzen egal. Sie reisen mit den Menschen mit, wohin immer sie gehen. Wir sind mittlerweile zu einer globalen Menschheitsfamilie geworden. Ein Hochrisikogebiet entsteht immer dann in einem Land, wenn genügend Corona-Viren-Tests gemacht werden. Wo nicht getestet wird, gibt es keine „Corona“-Fälle und damit auch kein erhöhtes Risiko – egal wie hoch die Infektionsraten tatsächlich sind.

Da aber Politiker nun einmal für ihr nationales Hoheitsgebiet zuständig sind, lassen sie sich auch das Mittel der Grenzschließung nicht entgehen, um durch einen „Augen-zu-und-durch, koste es, was es wolle-Aktionismus“, ihre besondere Verantwortung und Führungsstärke für ihr jeweiliges Land zu demonstrieren. Meine persönlichen ErfahrungenVor einem Jahr hatte ich eine heftige Grippeinfektion. Vier Wochen zogen sich Reizhusten, Fieber, Gliederschmerzen und Hautjucken hin. Kurz bevor ich mir überlegte, Zinksalbe auf meine Haut zu tun, kam mir die Einsicht: Was mache ich da eigentlich? Ich kämpfe mit den Symptomen und sehe mir die Ursache – meine mangelnde Immunabwehr – nicht an. Ich suchte tags darauf in meiner Praxis nach einer Gelegenheit für eine eigene Selbstbegegnung. Ich entdeckte dabei ein ca. einjähriges Kind in meiner Psyche, das wegen Vernachlässigung und Einsamkeit ganz verzweifelt und nahe am Verdursten war. Als ich dem Resonanzgeber für diesen Anteil von mir gegenübersaß, überkamen mich langsam hochsteigend ein großer Schmerz und eine große Trauer. Ich nahm dieses Kind in meine Arme und musste bitterlich weinen. Zwei Tage später waren meine Grippesymptome verschwunden.

Seitdem hatte ich auch keine ernsthaften Infektionen im Hals- und Brustbereich mehr. Mir ist heute klar: Dass mein Immunsystem Zeit meines Lebens nicht sehr stabil war, liegt unter anderem daran, dass meine Mutter mir nur ein paar Wochen nach der Geburt Muttermilch gab. An der Ersatznahrung, die ich dann stattdessen bekam, wäre ich fast gestorben. Aus der Begleitung tausender von Selbstbegegnungen anderer Menschen n meiner therapeutischen Praxis weiß ich mittlerweile: Körperliche Krankheitssymptome sind sehr oft die Folgen früher Traumata und traumatisierenden Mutter-Kind- und Vater-Kind-Bindungen. Das führt dazu, dass sich das Kind mit Menschen psychisch identifiziert, die Täter an ihm sind. Dadurch kann es zwischen Ich und Du, Mein und Dein, Freund und Feind nicht mehr unterscheiden. Es kann sich nur noch ungenügend vor Gefahren und Schädigungen schützen. Frühe Psychotrauma sind verbunden mit unerträglichen Gefühlen von Einsamkeit, Verlassen sein und panischen Ängsten.

Auch mit Scham- und Schuldgefühlen und Wut, die aber unterdrückt und verdrängt werden müssen. Die Konfrontation mit dem Corona-Virus bzw. dem, was es an Vorstellungen darüber in den Köpfen von Menschen gibt, kann nun alte Traumagefühle wachrufen. Beim Hinspüren habe ich z.B. in mir entdeckt, dass das Thema Quarantäne mit der Erfahrung verknüpft ist, dass mein Vater mir einmal in den großen Schulferien 2 Wochen Zimmerarrest verpasste, weil ich beim Spielen einen Nachbarsjungen unbeabsichtigt verletzt hatte. Ich empfand das als äußerst beschämend und demütigend. Ich musste meine Wutgefühle unterdrücken, weil ich gegen die Gewalt meines Vaters damals nicht ankommen konnte. In einer Einzeltherapiestunde mit einer Frau erlebte ich heute (17.3.2020), dass sie völlig in Panik war angesichts der aktuellen Lage.

Vor der Stunde wünschte sie sich sogar eine Quarantäne für sich, weil ihr im Moment die Menschen viel zu viel seien. Bei ihrer Arbeit kam heraus, dass sie schon im Bauch ihrer Mutter, die mit 17 Jahren ungewollt mit ihr schwanger geworden war, völlig gestresst war von der Stimme ihrer Mutter und den anderen Stimmen, die wohl darüber stritten, warum ihre Mutter nicht besser aufgepasst habe, nicht schwanger zu werden. Sie verließ nach der Therapiesitzung mit wesentlich mehr Lebensfreude und Hoffnung meine Praxis. Eine folgenschwere Mesalliance und der Tod als TraumaPolitik und Schulmedizin gehen meines Erachtens im Moment eine folgenschwere Mesalliance ein: Sie sehen beim Corona-Virus nur noch die Infektionskette, die es mit allen Mitteln zu unterbrechen oder zu reduzieren gelte. Sie haben Angst, ihre politische und meinungsbildende Macht nicht genügend ausgespielt zu haben und für Todesfälle verantwortlich gemacht zu werden.

Auch hier kommt neben der gewöhnlichen Psychologie wieder die Psychotraumatologie ins Spiel. Der Tod hat oft eine traumatische Komponente. Wenn Menschen sterben, erleben sie sich ohnmächtig und hilflos. Das gilt auch für ihre Angehörigen und Freunde. Der Schmerz und die Todesängste der Sterbenden bleiben nach dem Tod eines Menschen auch bei ihren Bluts- wie Sozial-Verwandten weiterhin vorhanden. Hinzu gesellen sich bei den weiter Lebenden Scham- und Schuldgefühle, neben der Trauer kann auch Wut auf mögliche Verursacher des Todes da sein. Unerträgliche Gefühle entstehen besonders, wenn man miterlebt, wie ein anderer Mensch qualvoll stirbt z.B. durch Ersticken, Verbrennen, Ertrinken. Es sind dann konkrete Bilder, die sich jetzt wie bei der aktuellen Corona-Berichterstattung in den offiziellen Medien in die Köpfe der Menschen einbrennen.

Da gehen Menschen einsam und verlassen in ihrem Todeskampf in überfüllten Krankenhäusern zugrunde. Unerträgliche Gefühle, welche ein Mensch mit seiner Psyche nicht verarbeiten kann, sind traumatische Gefühle. Wenn das geschieht, gibt es verschiedene Formen von Trauma-Überlebensstrategien: – Den Tod ignorieren als gäbe es ihn nicht (z.B. wie bei der jährlichen Grippewelle sonst üblich), – Wegschauen (z.B. bei den flüchtenden Menschen, die im Mittelmeer ertrinken), – Verleugnen (z.B. die Krebsopfer aufgrund des Einsatzes atomarer Munition im Irak- und Jugoslawienkrieg), – Aus dem Bewusstsein verdrängen (z.B. die durch ihre Partner ermordeten Frauen), – Das eigene Bewusstsein vernebeln (z.B. durch Rauchen und Biertrinken), – Sich ablenken durch Arbeiten und Freizeitaktivitäten, – Intellektualisieren und Zerreden (z.B. bestreiten, dass die Erderwärmung gefährlich ist, weil es ja noch so viele andere Faktoren gäbe, die das Weltklima bedingen), – Illusionen vom ewigem Leben frönen (z.B. Paradies- oder Wiedergeburtsvorstellungen) oder – Kontrolle von sich und anderen.

Die Kontroll-Wahn-StrategieKontrolle bis zum Äußersten ist im Moment die Hauptstrategie von Politik und Schulmedizin beim Thema Corona-Virus, obwohl nun gerade Viren schwer unter Kontrolle zu bringen sind, falls man nicht gleich zu Beginn deren Entstehungsort lokalisieren und eingrenzen kann. Dazu wird auch eine monokausales Denken benutzt – Virus = tödliche Gefahr -, das bei sonstigen Debatten nie durchgehen würde. De facto ist das einzige Mittel, um Viren in Schach zu halten, ein gesundes Immunsystem und die Variationsfähigkeit der Lebewesen, die sich Viren als Wirtskörper aussuchen. Dies scheint im Übrigen einer der Hauptgründe für die geschlechtliche Vermehrung zu sein, dass Viren und variationsfähige Kleinstlebewesen es nicht so leicht haben, eine ganze Population von gleichartigen Großlebewesen zu befallen. Übertragen auf unser Bewusstsein kann man auch sagen: Eine Monokultur des Denkens, eine Gleichschaltung von Meinungen und daraus resultierend sturen Verhaltensweisen ist für eine Population hochriskant. Alle sind dann in Gefahr, die gleichen Fehler zu machen und gemeinsam in den Abgrund zu rauschen.

Gerade die Deutschen müssten das aus ihrer leidvollen Geschichte eigentlich wissen. Eine Vielfalt des Denkens, ein Co-Bewusstsein, zu dem jeder das seine an Einsichten und Lebenserfahrungen beiträgt, schützt eine Population weit besser vor allen möglichen Gefahren. Jeder, der jetzt hustet oder Fieber hat, ist nach der offiziell verbreiteten monokausalen Kontroll-Wahn-Meinung schon ein Verdachtsfall. Jeder, der mit einem zusammen war, der hustet oder Fieber hat, ist eigentlich auch schon ein Risikofaktor. Ich habe mich selbst dabei beobachtet, dass ich in den letzten Tagen Nießen und Husten in der Öffentlichkeit unterdrückt habe, um keinen Corona-Virus-Träger-Verdacht zu erwecken. Sicherlich gibt es sinnvolle Schutzmaßnahmen, um sich vor einer Überlast von Viren oder anderen Krankheitskeimen zu schützen: kein enger Kontakt mit jemand, der offensichtlich krank ist, den Umständen angemessenes Hygieneverhalten, sauberes Trinkwasser, gesundes Essen etc.

Zu Epidemien kommt es erfahrungsgemäß nur in Situationen von Krieg und Hungerkatastrophen, wenn Menschen auf engstem Raum zusammenleben müssen ohne sauberes Wasser und gesunder Nahrung. Z.B. aktuell in den Flüchtlingscamps weltweit. Was nun als Kontrollstrategien in vielen Ländern umgesetzt wird, geht weit über das vernünftige Maß hinaus: Mit der fixen Idee, sämtliche Sozialkontakte in nächster Zeit zu unterbinden, wird das gesamte öffentliche, berufliche, private und mittlerweile sogar das wirtschaftliche Zusammenleben lahmgelegt und sogar langfristig behindert und verunmöglicht. Im Grunde gilt nun sogar schon das Atmen als Risikofaktor und wird durch Atemmasken erheblich erschwert. Nur wer sich kaum noch bewegt, ist im Moment der Idealfall für die in ihrem Kontrollwahn gefangenen Panikmacher.

Was bekannt ist: Menschen mit ZwangsstörungenDieses Denken und Handeln gleicht sehr dem, was wir bei Menschen mit Zwangsstörungen beobachten können: Jemand mit einem Waschzwang hat die fixe Vorstellungen, dass Viren und Bakterien immer und überall lauern. Daher muss er sich nach dem Waschen und Duschen sofort wieder waschen und duschen, weil er beim Abtrocknen und aus der Dusche steigen schon wieder mit Viren und Bakterien in Kontakt gekommen sein könnte. Letztlich ruiniert er sein eigenes Leben mit seinen Wahnvorstellungen und durch seine Waschzwang-Überlebensstrategie. Sie zerstören selbst mutwillig das Schutzsystem ihrer Haut, das sie vor Bakterien, Pilzen und Viren schützt. Sie leben im Dauerstress und sind am Ende nur noch mit ihrem Kopfkino beschäftigt. Sie haben keinerlei Vertrauen mehr in sich selbst, ihren Körper und ihre Abwehrkräfte. Dahinter stecken bei den Betroffenen nach meinen Erfahrungen stets frühkindliche, ins Unbewusste abgespaltene Traumaerfahrungen.

Ein ähnliches in sich selbst gefangenes Kopfkino mit Hochrechnungen von Zahlen möglicher Infizierter, von denen statistisch prognostizierbar dann ungeheuer viele sterben werden, bestimmt im Moment das zwanghafte Denken in den öffentlichen Medien. Damit wird dann auch die Bevölkerung infiziert. Vor allem die Bedeutung des Immunsystems als dem eigentlichen Heilmittelgegen die Viren wird in der grassierenden Corona-Virus-Hysterie völlig außen vor gelassen. Daher kaufen die Menschen auch eher Toilettenpapier statt Vitamintabletten, was in einem solchen Falle von vermeintlicher Umzingelung von Viren eigentlich noch nachvollziehbar wäre. Wie im KriegMan wähnt sich wie im Kriegszustand und im heroischen Kampf mit dem Feind „Corona“. Der französische Präsident Macron hat das dieser Tage sogar öffentlich so gesagt. Gewöhnliche Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte werden nun zu Kämpfern an der Front ernannt. Und ist der Krieg erst einmal offiziell verkündet, soll keiner mehr nach den Kriegsgründen fragen, sondern nur noch danach, was kann ich persönlich dafür tun, damit dieser Krieg gewonnen wird.

Im Kriegszustand darf keiner mehr nach dem persönlichen Nutzen oder Schaden und den Kosten für die Allgemeinheit fragen – du bist nichts, dein Volk ist alles! Je höher dann die Kosten steigen, die jetzt ohne Not produziert werden, desto weniger darf wahr sein, was offensichtlich ist: Das ist eine selbstgeschaffene, von Menschen gemachte Katastrophe! Weil das vielen unglaublich erscheint, dass ihre Regierungen und ihre medizinischen Expertem sie sehenden Auges in eine solche Katastrophe hineinmanövrieren, werden Fakten und Meinungen, die das belegen, schlichtweg nicht zur Kenntnis genommen oder abgewehrt. Man lässt sich lieber immer noch mehr als Objekt behandeln je weiter das Krisenszenario voranschreitet und von oben verschärft wird. In Frankreich darf mittlerweile nur noch auf die Straße, wer der Polizei einen Berechtigungsschein dafür unter die Nase halten kann. Vielen ergeht es jetzt wie in ihrer Kindheit: Meine Eltern bestrafen mich und sagen dazu:‘ Das ist der Ausdruck meiner Fürsorge für Dich, weil das macht dich hart genug für’s Leben, das eben kein Zuckerschlecken ist.‘ Statt uns zu beschützen, werden wir staatlicherseits in unserer eigenen Wohnung per Dekret in Schutzhaft genommen. Draußen vor der Tür warten die Polizei und mittlerweile sogar schon das Militär auf dich, wenn du den Anweisungen nicht Folge leistest.

Was wäre sinnvoll?Was wäre stattdessen vernünftigerweise zu tun, wenn eine Virusinfektion droht? Die eigenen Selbstheilungskräfte stärken, auf diese bauen und vertrauen, gute Beziehungen mit anderen Menschen pflegen, Bewegung in frischer Luft, ausreichend Sonnenlicht tanken, Rohkost essen, Stress abbauen, eigene Traumata aufarbeiten, Überhitzungsbäder und Nachschwitzen und vieles mehr. (zur Vertiefung dieser Thematik hier ein weiterführender link)Wer dann dennoch in ein Krankenhaus muss, sollte dort als ganzer Mensch gesehen werden und nicht nur als Krankheitssymptomträger und als Objekt behandelt werden. Eigentlich müssten Krankenhäuser ohnehin Gesundheitshäuser heißen, um nicht Nocebo-Effekte hervorzurufen. Nocebo (= Ich werde schaden!) ist das Gegenteil von Placebo (= Ich werde nutzen!) und der wissenschaftlich gut dokumentierten Erkenntnis, das Medikamente sogar ohne jeglichen Wirkstoff heilende Effekte haben, weil ein Arzt das verspricht.

Umgekehrt kann die Diagnose eines Arztes wie „Sie haben Krebs und werden wahrscheinlich nur noch sechs Monate leben.“ einen Menschen tatsächlich dazu bringen, aus Hoffnungslosigkeit im vorhergesagten Zeitraum zu sterben. Gesundheitsgefährdende Maßnahmen von oben verordnetDie jetzt vom monokausalen schulmedizinischem Denken geprägten politischen Maßnahmen haben eindeutig Nocebo-Effekte: Die Angst vor einem unheimlichen Virus wird immer mehr geschürt, Vorstellungen von schrecklichen Todeskämpfen in überfüllten Krankenhäusern mit total überforderten Ärzten und Pflegern werden auf allen Medienkanälen verbreitet, Menschen, die von ihrer Arbeit leben, geraten über Nacht in massive finanzielle und berufliche Existenzängste, das Gehen an die frische Luft und in die Sonne wird unterbunden, Menschen ernähren sich eingesperrt in ihren Wohnungen bald nur noch aus Konserven, sie werden immer mehr von all ihren Beziehungen abgeschnitten und geraten in die totale soziale Isolation, körperliche Berührungen jeglicher Art werden völlig untersagt, Millionen von Menschen geraten durch die sich immer mehr radikalisierenden staatlichen Verordnungen in einen Zustand der Ohnmacht und Hilflosigkeit, somit also in eine Traumasituation, aus der man sich dann nur noch weg dissoziieren kann.

Dadurch wird das Vertrauen vieler Menschen in sich selbst und ihre Immunkräfte erheblich geschwächt. Das Risiko steigt daher, dass sich ihre bereits vorhandenen Infektionen, welcher Art auch immer, zu einer ernsthaften Erkrankung auswachsen. Damit wirken all diese fürchterlichen Maßnahmen absehbar im Sinne einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung. Noch nehmen es viele mit Gelassenheit, halten es in einen dissoziierten Überlebensmodus für eine Weile aus und meinen, sie zeigten besondere soziale Verantwortung, wenn sie die immer brutaler werdenden Einschränkungen ihrer Lebensführung brav befolgen. Eine unter einen solchen Stress gesetzte Bevölkerung wird vermutlich schon bald in ihren Grundbedürfnissen so frustriert sein, dass sich diese in Aggression und Gewalt entladen wird – gegen die eigenen Kinder, gegen den Partner, gegen Nachbarn und alle, die sich nicht an die Regeln halten. Der Bedarf an neuen Feindbildern wird steigen. Die in den sozialen Medien gehypten Bilder von eingesperrten Italienern auf ihren Balkonen erinnern mich ohnehin eher an den Gefangenenchor aus Verdis Oper Nabucco. In Deutschland wird es dann vielleicht eher wie bei Beethovens Fidelio klingen.

Ein Ende mit Schrecken oder ein Schrecken ohne Ende?Wenn trotz all dieser wahnhaften Maßnahmen die große Todesfall-Katastrophe dann doch ausbleibt und sich die Anzahl der Grippetoten im Rahmen dessen hält, was eine übliche Grippe-Epidemie jedes Jahr mit sich bringt, werden die Schulmediziner und die Politiker sich dann auf die Schultern klopfen und behaupten: Wir haben es in den Griff bekommen. China als repressiver Überwachungsstaat hat das soeben vorgemacht. Und es gibt sogar die Ansicht, dass China in Zusammenarbeit mit der WHO diese Pandemie absichtlich ins Werk gesetzt hat. Dazu fällt mir noch folgender Witz ein: Ein Mann sitz auf einer Parkbank und klatscht in Abständen in die Hände. Als ihn jemand fragt, was er da mache, sagt er: ‚Ich vertreibe Elefanten.‘ Der Frager meint: ‚Aber das sind doch gar keine Elefanten.‘ Worauf der Mann dann sagt: ‚Na, sehen Sie! Weil ich eben klatsche!‘ Wer hat hier also einen an der Klatsche? Das „Corona“-Phänomen wäre aktuell eine von vielen guten Gelegenheiten, seinen eigenen Verstand zu nutzen und auf die eigene Intuition zu vertrauen, statt sich von traumatisierten Menschen, die völlig von sich selbst und ihren eigenen Gefühlen abgespalten sind, in eine Massenpsychose und in den Ruin der gesamten Gesellschaft hineinziehen zu lassen.

Und nächstes Jahr wird es ja dann schon wieder eine Pandemie mit einem anderen Erreger geben. Und dann soll wieder alles heruntergefahren werden? Falls es dann überhaupt noch etwas gibt, das in einen Lock-down gebracht werden kann. Daher mein dringender Appell an die Politiker dieser Welt: Zeigt Mut und Entschlossenheit, diesen Kontrollwahn zu beenden, bevor es dafür zu spät ist. „Corona“ – ein üblicher Grippevirus, eine Analyes von Dr. Wolgang WodargAktuelles Interview mit Dr. WodargIst „Corona“ nur eine Folge des Coronatests? Ansichten von Dr. Clemens KöhnleinInterview von Katharina Popper mit mirWird die Demokratrie abgeschafft? Rene Schlott im Gespräch mit dem WDRlink hierzuWelche Rolle spielen die WHO und China bei diesem Szenario? Ein Interview mit Gerhard WisnewskiWas tun? Erkenntnisse von Dr. Andres Bircher, einem erfahrenen Naturmediziner. – Maria Eing und Ralf Brester

 

„Feldpost“. Die Liebe in Zeiten von Corona: die freiwillige und neuentdeckte Liebe zu (m)einem Alltag. Die Stille, die sich seit Tagen in den Straßen vor meiner Wohnung ausbreitet, ich registriere sie einerseits mit wohltuender Freude, aber anderseits auch mit einem leichten Gefühl von Grusel. Das liegt wahrscheinlich darin begründet, dass jeder Tag sich gerade neuer als neu anfühlt. Ich meine, bis dato hatte ich ganz genaue Vorstellungen von meinem Alltag und seiner sehr angenehmen Routine. Ich stand auf, frühstückte in Ruhe, um später zuerst ins Café zu gehen, um dort einen obligatorischen Cappuccino zu trinken oder aber auch Postkarten und Briefe dort zu schreiben. Danach ging ich stets in mein Atelier, um an meinen Kunstwerken weiter malen zu können. Dieses langjährige Alltagsritual hat sich, so will es mir scheinen, tief in meine DNA eingegraben, es hat Spuren in meinem Denken über die Welt hinterlassen. Diese Routine ist der Grund für all die Schmucknarben auf meiner Seele.

Wenn ich jetzt zur Zeit in den Spiegel blicke, betrachte ich dieses Muster aus und auf meiner Vergangenheit, kann ihm aber noch kein neues Zeichen hinzufügen. Ich muss mich und eine neue Routine wohl erst wieder neu erfinden. Deshalb nehme ich mir Dinge vor wie zum Beispiel die Reise durch mein Zimmer. Ich unternehme kleine Expeditionen von dem Küchenfenster zum Wohnzimmerfenster und wieder zurück. Alles ist im Moment ein Spiel, das ich mir ausdenke, um mich abzulenken. Aber von Zeit zu Zeit berühre ich, mehr durch Zufall als willentlich, die alten Schmucknarben. Sie erinnern mich daran, was mir fehlt. Es sind diese ständigen, altbekannten Wiederholungen, die mich stets stabilisiert haben. Diese kleinen, aber ständigen Alltagswiederholungen waren mir das Seil, an dem ich mich durch das Labyrinth der Möglichkeiten hangelte, vom Morgen bis zum Abend.

Nun stehe ich vor etwas merkwürdig Neuem, was meinem alten Alltag jedoch erschreckend ähnlich sieht. Dieser neue Alltag, der nun mein Leben bestimmt, er ist wie ein Fremder, der urplötzlich vor meiner Tür stand und Einlass in die Wohnung erbat, freundlich zwar, aber auch sehr bestimmend. Nun ist er also da, sitzt mit mir auf der Couch, isst mit mir zu Mittag, und liegt sogar schon neben mir in meinem Bett. Tatsächlich ist es mir, als würde ich ihn sehr gut kennen. Auf eine ganz bestimmte Art und Weise ist er mir jedoch zugleich äußerst fremd. Das erzeugt in mir ein durchaus zwiespältiges Gefühl. Ich darf allerdings vermerken, dass ein Gefühl der Freude darüber vorherrscht, etwas neues kennenlernen zu dürfen. Dinge, über die ich mir lange keine Gedanken mehr gemacht habe, sie werden mir plötzlich bewusst.

Oder wieder bewusster. Wie zum Beispiel ein Buch noch einmal zu lesen. Oder, unfassbar, die Fenster zu putzen! Solchen Dingen widme ich gerade meine ganze neue Aufmerksamkeit. Es ist verrückt. Aber ich tue Dinge, scheint es, um den Alltag zu vergessen, der für mich bis dato da draußen im Freien zu finden war. Jetzt suche ich diese Freiheit in meinen eigenen vier Wänden. Stunde um Stunde freunde ich mich mit diesem Alltag mehr an. Un das liebe ich. Denn freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand. Und wie wäre der ohne Liebe möglich? – Detlef Bach

 

Zu Zeiten der Corona Pandemie ist es verständlich, dass dieses Thema in all seinen vielen Facetten journalistisch durchleuchtet wird. In Ihrer Ausgabe vom 19. März 2020 haben es 27 Artikel gescha t, die sich mit diesem Thema befassen. Von der Reaktion unserer politischen Führung auf die Pandemie, bis zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen, wurden die durch das Coronavirus hervorgerufenen Veränderungen eingehend geschildert. Jedoch fehlt im Zusammenhang mit der Pandemie ein entscheidender Aspekt. Die Auswirkungen der Pandemie auf die individuelle Psyche. Psychische Krankheiten und auch nur mentales Unwohlbe nden sind in Deutschland immer noch The- men, die im gesellschaftlichen Diskurs bedenkenlos unter den Tisch gekehrt wer- den. Die ausführliche Berichterstattung über die Pandemie, so essenziell sie auch ist, sollte nicht ohne Berücksichtigung ihrer Auswirkungen auf die psychische Gesundheit publiziert werden. Die unablässigen Nachrichten und das unverhoh- lene Spekulieren über mögliche weitere restriktive Maÿnahmen im Kampf gegen das Virus haben ernstzunehmende Auswirkungen auf die Psyche.

Als eine Person, die im vergangenen Jahr selbst feststellen musste, wie sich eine psychische Krankheit und ihre Auswirkungen auf einem nahestehende Per- sonen anfühlen, fällt es mir schwer, die Art der Berichterstattung über die Pan- demie in der derzeitigen Form gutzuheiÿen. Selbstverständlich müssen die Fak- ten über die Krankheit, die Schicksale der von ihr Betro enen und ihre Folgen für unsere Gesellschaft so geschildert werden, wie sie sind. Jedoch sollte auch darauf hingewiesen werden, dass es natürlich ist, sich von der Thematik, die für viele unverständlich ist, überwältigt zu fühlen. Dass die Hil osigkeit gegenüber einem Virus, der unsere Lebensqualität so nachhaltig beeinträchtigt, nachvol- lziehbar ist. Dass die sich Angst vor der Ausgangssperre auch schnell zu Panik steigern kann. Bisher gibt es noch keine o zielle Ausgangssperre. Allerdings wirkt diese unvermeidbar, will doch die Bundeskanzlerin, dass wir uns wie unter einer Aus- gangssperre verhalten, jedoch ohne diese tatsächlich verhängen zu müssen. Da ist es doch nur selbstverständlich, dass man noch so viel Zeit wie möglich im Freien verbringt. Dass man noch so oft wie möglich seine Freunde tri t, bevor man diese auf noch nicht absehbare Zeit nicht mehr sehen kann.

Und genau hier kommt der psychische Aspekt ins Spiel. Als jemand, dem mittlerweile der Wert von Freunden und sozialen Kontakten bezüglich mentaler Gesundheit bewusst ist, füllt mich die Möglichkeit einer Ausgangssperre mit Angst. Angst davor den ganzen Tag alleine in der Wohnung sitzen zu müssen, ohne Freunde, ohne Sport, ohne all die Dinge, die einem fest im Leben ver- ankert haben. Natürlich kann man sich über FaceTime sehen oder auf dem Boden ein paar Sportübungen machen, doch das kann das Gefühl nicht erset- zen, das man bekommt, wenn man nach zwei Stunden Training zusammen mit den Mannschaftskollegen noch ein Bierchen trinken geht. Dann kommen Erin- nerungen hoch, wie es einem ging, als man das letzte Mal für Tage am Stück das Haus nicht verlassen hatte, als man allen sozialen Kontakten bewusst aus dem Weg ging, als man es morgens nicht mehr aus dem Bett gescha t hat.

In der vergangenen Woche wurden nach und nach all die Dinge eingestellt, die einem das Gefühl gegeben haben, mitten im Leben zu stehen. Zuerst emp- fahl uns unser Landesverband, das Training auf unbestimmte Zeit einzustellen. Dann wurden per Landesdekret die Universitätsbibliothek geschlossen und zu guter Letzt auch noch die Prüfungen verschoben. All dies erfüllte eine sinnstif- tende Funktion, die nun weggefallen ist. Sport kann man zuhause machen, aber das Gruppengefühl kann einem das nicht ersetzen. Das Schlieÿen der Bibliothek nahm einem weitere soziale Kontakte weg. Natürlich unterhält man sich nicht mit den anderen Studierenden, die neben einem sitzen und lernen. Aber den- noch entsteht dort ein Gemeinschaftsgefühl, ausgelöst durch das gemeinsame Schicksal an schönen Frühlingstagen lernen zu müssen, das nun wegbricht. Und das Verschieben der Prüfungen nahm einem die Motivation und den Grund sich jetzt zuhause an den Schreibtisch zu setzen und zu lernen.

Und genau hier sollte die Berichterstattung über den Virus Reaktionen zeigen. Berichtet nicht nur über steigende Todeszahlen, sondern zeigt uns auch Wege, wie man mit der Einsamkeit einer empfohlenen Isolation zurechtkommt, wenn man keinen Partner, keine Mitbewohner, kein Haustier hat. Berichtet über die wirtschaftlichen Folgen, aber ebenso über die Auswirkungen dieser Pandemie auf die mentale Gesundheit. Zeigt die Schicksale der Menschen, die wegen der Krankheit geliebte Personen verloren haben, die vor dem Bankrott stehen, da ihr Geschäft keine Besucher mehr hat. Aber zeigt auch Menschen, die Wege gefunden haben, den Unsicherheiten und Einschränkungen zum Trotz ihre Lebensfreude nicht zu verlieren. Erwähnt zumindest, dass die Pandemie nicht nur die körperliche Gesundheit, die Wirtschaft und die Politik betri t.

Zu guter Letzt wäre es angebracht einmal das Vereinigte Königreich als Vor- bild zu betrachten. Dort gibt es in den Nachrichten Hinweise darauf, dass Unsicherheit und Angst verständliche Reaktionen auf die gegenwärtige Lage sind. In Deutschland hingegen nden diese Aspekte der Pandemie keinerlei Er- wähnung. Allgemein wird das Thema psychischer Erkrankungen, oder auch nur negativer Auswirkungen auf eine ansonsten gesunde Psyche, als inexis- tent behandelt. Vielleicht ist dies ja auch ein Teil unseres gesellschaftlichen Diskurses, der sich durch die Corona-Krise zum Besseren verändert. Ein erster und kleiner Schritt in die richtige Richtung wäre es, in der Berichterstattung auch darauf hinzuweisen, dass Angst und Nervosität verständliche und nicht verachtenswerte Reaktionen auf die Pandemie sind. Die BBC zum Beispiel verö entlicht am Ende mancher Beiträge Telefonnummern und E-Mail Adressen psychologischer und psychotherapeutischer Beratungsstellen, an die man sich wenden kann, wenn man das Gefühl hat, der gegenwärtigen Lage hil os aus- geliefert zu sein, wenn man in seinem Umfeld niemanden hat, dem gegenüber man sich sicher genug fühlt dieses Emp nden anzusprechen. Einen ähnlichen Umgang mit dieser Thematik wünsche ich mir auch in der deutschen Berichter- stattung. Nicht nur Hände waschen rettet Leben. – Jonas Adolph

 

Kein Artikel. Aber eine Anregung für einen Aufruf. Siehe das P.S. in meiner Signatur. Ich würde mich freuen, wenn wir so etwas in Deutschland starten könnten. P.S. Legen Sie ein Kontaktprotokoll an: wann war ich wo und habe Kontakt zu anderen Menschen gehabt? Datum + Uhrzeit + Ort oder Namen. Wenn das jeder macht, kann man sofort sagen, wen man selbst im Infektionsfall zu informieren hätte und welche Orte der Begegnung ein öffentliches „hier war ein Infizierter-Protokoll“ zur Verfügung stellen können, wann man als Infizierter in den letzten Tagen dort war. Dies würde extrem helfen, wenn es alle machen würden. Bei den reduzierten Kontakten ist das für viele auch zu leisten. Machen Sie mit! – Tim Böger

 

Appell an Viermieter – reicht nicht. Mietenstopp!Gut, dass die finanzielle Unterstützung auch für Selbständige und den Mittelstand organisiert wird und hoffentlich auch so unbürokratisch umgesetzt wird wie angekündigt. Eine Gruppe von Besitzenden sollte unbedingt zur Abfederung dieser Krise herangezogen werden, weil ihre Forderungen für viele Pandemie-Betroffene der finanzielle Todesstoß sein könnten: Die Immobilieneigentümer. Nicht die, die nur ein oder zwei Wohnungen besitzen und die Mieten für die Bezahlung ihrer Finanzierungskredite brauchen. Die vielen anderen jedoch, die seit Jahrzehnten von den Erwerbstätigen ständig steigende, inzwischen horrende Mieten kassieren, sollten in dieser Situation auch einen außergewöhnlichen Beitrag leisten.

Die ständig steigenden Zuflüsse dieser Personengruppe beruhen nicht auf Leistung, sondern nur darauf, dass es zu wenig Wohnungen und Ladengeschäfte gibt, Grund und Boden nicht vermehrbar – ein Dach über dem Kopf jedoch, sei es privat oder geschäftlich, eine Notwendigkeit ist. Zwei Monate ganz auf die Miete von Corona-Betroffenen zu verzichten und danach auf 50% bisalles wieder normal läuft, wäre ein angemessener Solidaritätsbeitrag, der von diesen Leuten ohne weiteres zu leisten wäre – und viele Existenzen finanziell retten könnte, hoffentlich. Abzulehnen ist, dass wir, die Steuerzahler, auch diesen Leuten etwas bezahlen um ihre Mieter zu entlasten. Diese Quatsch-Idee hat die BILD-Zeitung gestern verbreitet. Der Münchner OB appellierte gleichzeitig an die Vermieter, bei Miet-Rückständen nicht von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch zu machen. Appellieren reicht hier nicht, dazu ist die Gier zu groß. Der Beitrag der Immobilieneigentümer braucht, wie bei den Jobs, ein gesetzliches Fundament. Beim Kurzarbeitergeld war diesmöglich, warum soll das bei den Wohnungen, die noch lebenswichtiger als die Jobs sind, nicht möglich sein?

Diesen Anspruch der Gemeinschaft juristisch zu begründen, könnte eine Sternstunde für fähige Verfassungs- und Ziviljuristen sein. Erinnern wir uns an die Aussage des Oberstaatsanwalts Meindl vor dem Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags im Fall Mollath: „Ein guter Jurist kann alles in jede Richtung schreiben…..“ Dass das stimmt und täglich praktiziert wird, weiß jeder Jurist. Bisher dienen die juristischen Gesetzesauslegungen jedoch häufignicht dazu, die Wertvorstellungen der Art. 3, 14 Abs.2 und 20 Abs.1 GG Realität werden zu lassen. Die Corona-Pandemie ist hierzu eine einmalige Gelegenheit und könnte ein Meilenstein bei der,schon lange verspäteten, Realisierung unseres Grundgesetzes werden. Obdachlose haben wir schon genügend. Ein Grundrecht auf menschenwürdiges Wohnen sollte endlich in das Grundgesetz aufgenommen werden, ‚gated communities‘ vor denenObdachlose vegetieren, wie in den USA, entspricht nicht unserem Grundgesetz. – Dagmar Schön

 

Es ist so schade: wieder ist für die Menschheitsaufgabe nur ein Mann zuständig…. ich weiß, dass Sysiphos ein Mann war, aber kann Mann denn nicht ein bißchen Phantasie walten lassen bei einem Titelbild im Jahr 2020, wo die Aufgabe nicht unerheblich Krankenschwestern, Verkäuferinnen, alleinerziehende Mütter betrifft? Vielleicht könnten sie es zusammen schaffen-Männlein UND Weiblein? – Ulrike Spies

 

Die Doppeldeutigkeit des Titels „Die Menschheitsaufgabe“ zauberte mir sogar vorübergehend ein leichtes Lächeln ins Gesicht. Die momentane Situation verstehe ich allerdings eher als Warnung: Das Prinzip unbegrenzten Wachstums materieller Verfügbarkeiten und deren Kontrollmechanismen beinhaltet sowohl individuell als auch gesamtgesellschaftlich die Gefahr des Verlusts unserer Menschlichkeit. „Make Hamsterer bigger again“, das gehört der Vergangenheit an, es trifft für unsere Lebensbedingungen auf dem Planeten Erde nicht zu. – Christoph Müller-Luckwald

 

Ich staune, was alles möglich ist in diesem Land. Wo sind die liberalen Stimmen, die die Einschränkung unserer Grundrechte in Frage stellen? Warum lese ich nichts über die unter Juristen kontrovers diskutierte Frage der Legitimität dieser Maßnahmen? Warum muss sich das komplette gesellschaftliche Leben an den Auslassungen des Robert-Koch-Institutes orientieren? Wo sind die Stimmen, die den Grünen bei der Diskussion um Veggi-Tage an deutschen Schulen „Ökodiktatur“ vorgeworfen haben? Wie sollen sich eigentlich die fridays-for-futures fühlen, wenn sie sehen, was möglich ist, wenn Politik es will? Wenn wir nach Corona nicht alle mit Fussfesseln als potenzielle Virenträger Zuhause festgesetzt werden und statt des Fernsehers den Kopf wieder eingeschaltet haben, gibt es einiges aufzuarbeiten. – Rainer Carstengerdes

 

Ich bin ein begeisterter Leser der gedruckten Ausgabe der Zeit und finde die Zeit Podcasts einfach super. Nur leider habe ich heute voller Freude (juhu endlich wieder was neues zum Lesen, da es derzeit ja recht langweilig ist) die neue Ausgabe aus dem Postkasten gezogen und durchgeblättert. Die Vorfreude legte sich leider innerhalb weniger Minuten, da es sogut wie auf JEDER SEITE um das Titelthema: MENSCHHEITSAUFGABE geht! Nicht nur das ich diese Bezeichnung übertrieben finde, da die „Menschheit“ bereits weitaus größere Themen bewältigen musste und müssen wird, sondern auch, dass es anscheinend keine andere relevanten Themen mehr gibt über die berichtetet werden kann finde ich sehr schade. Ich schätze die bunt gemischen spannenden Themen der Zeit sehr. Muss es denn wirklich sein, dass man in einer Ausgabe auf jeder Seite über das selbe Thema schreibt! (Das kann man doch wirklich den Tageszeitungen überlassen. Wer will eine ganze Woche über das gleiche Thema lesen?!) Sorry liebes Zeit-Team aber diese Ausgabe landete leider sofort im Mülleimer. – Simone

 

Zum „Kampf gegen die Pandemie“fragt DIE ZEIT vom 19. März, wie es die Gesellschaft verändert, wenn die Welt still steht und„alles langsamer wird“.Noch scheint zumindest nicht „alles“ langsamer zu werden: Just für/gegen „die Menschheitsaufgabe“ prescht Markus Söder („Söder-Liebe?“) eilfertig vor, während sein Parteikollege Scheuer auf 70 Prozent der Autobahnstrecken noch immer das Rasen erlaubt. Anders als das neue holländische „Tempolimit 100“ ist die Raserei laut WHO geeignet, die besonders schweren gesundheitliche Folgen der Pandemie eher zu beschleunigen als zu verlangsamen. Weltweit sterben jährlich 8 Millionen Menschen an den Folgen von Feinstaub. Je länger Menschen in von stärker Feinstaub belasteten Gegenden leben, desto größer kann jene Vorschädigung der Atemwegsorgane werden, die bei einer Infektion mit Corona eine intensive Behandlung mit Beatmungsgerät erfordert.

Am Tag nach Erscheinen der ZEIT Nr. 13 begeht die Welt den „Internationalen Tag des Glücks“, der die Holländer als die glücklichsten Menschen Europas ausgemacht hat. Viele Grüße vom Bodensee Ihr Frank Müller-Thoma Am Brunnenwässerle 14 88085 Langenargen/Bodensee P.S. 1. Markus Söder rechtfertigt die Beibehaltung gesonderter Regelungen für Bayern mit der Sondersituation der Nähe zu Österreich et al. Die württembergische Bodenseeregion grenzt in Kressbronn an das bayrische Nonnenhorn, über das die Württembergischen Berufspendler täglich in das österreichische Bregenz und dortige Pendler in die bayrisch/württembergische Region gelangen. Der „Menschheitsaufgabe“ ist aus meiner Sicht als Mitglied der Europa Union im „Dreiländereck“ am Bodensee verlässlicher zu folgen, wenn die Menschen auf einer Strecke von 20 Kilometern nicht von 3 unterschiedlichen Bestimmungen, sondern von einer einzigen identischen Anordnung reglementiert/überzeugt werden. 2. Bleiben Sie gesund und herzlichen Dank an Sie und die ganze Redaktion für den fortwährenden journalistischen Einsatz. Sie erleichtern es Ihren Lesern, „einsamer“zu werden und der Aufgabe zu folgen, „die Corona-Krise am Ende auch zu einem Akt der Menschlichkeit zu machen.“ Dr. Frank Müller-Thoma

 

Gerade lese ich die heutige Statistik über weltweite Todesfälle durch Corona: Im Moment beläuft sich die Zahl auf tragische 10.028. Die Zeit vom 19. März nennt die Pandemie auf ihrer Titelseite eine „Menschheitsaufgabe“. Das mag stimmen aber ich nehme an diesem reiβerischen Titel, der gerade dem Thema Corona zuteil wird, Anstoβ. Menschheitsaufgaben hätten wir so viele. Nur ein Beispiel: In derZeit Onlinevom 19. Oktober 2017 wird darauf hingewiesen, dass laut UNICEF täglichca. 15.000 Kinder an den Folgen von schlechter medizinischer Versorgung und mangelnder Hygiene sterben. Zwar wird der Gesundheitsdirektor der Weltbank zitiert, der das als Skandal bezeichnet. Mehr hätten die Kinder davon, wenn wir uns auch ihr Schicksal zu einer „Menschheitsaufgabe“ machten. Jeden Tag. – Dr. Andrea Materlik

 

Ihre jüngste Ausgabe vom 19.03. betiteln Sie mit „Die Menschheitsaufgabe“. Dieses große Wort hätten Sie besser noch zurückgehalten. Tatsächlich haben wir eine große, zeitlich begrenzte globale Krise zu bewältigen, aber die echte Menschheitskrise steht uns bzw. unseren Nachfahren noch bevor: die Klimakatastrophe.Und die wird sich nicht mit einem Impfstoff überwinden lassen. Hier werden zukünftige Generationen auch fragen „Was können wir tun ?“ – aber dann reichen keine Ausgangssperren oder Quarantäne-Maßnahmen, die Antwort wird lauten: „NICHTS – unsere Vorfahren hätten etwas tun können, aber wir nicht mehr.“ Es ist interessant, dass eine Italienerin vergleichend auf diese düstere Zukunftsvision hinweist (S. 6) ), auch diese Woche ein Sprecher des Umweltministerimus, die Medien aber bisher keine Vergleiche zu dieser zukünftigen, unumkehrbaren Katastrophe ziehen. Das passt zur Kurzsichtigkeit der Menschheit. – B. Siegloch

 

Nein, liebe „Macher“ der Zeit, der Kampf gegen die Coronakrise ist keine Menschheitsaufgabe. Sie ist eine große Herausforderung, die aber in zwar noch unbestimmter, aber begrenzter Zeit zu bewältigen ist. Eine Menschheitsaufgabe ist der Kampf gegen den Klimawandel, der uns Jahrzehnte beschäftigen wird und von dem noch ungewiss ist, ob wir ihn überhaupt gewinnen werden. Corona legt nur die Schwächen eines Wirtschaftssystems bloß, das von permanentem Wachstum abhängig ist. Nutzen wir Entschleunigung und Einschränkungen durch Corona doch dafür, darüber nachzudenken, wie wir den aus klimapolitischen Gründen sowieso notwendigen sozial-ökologischen Umbau unseres Wirtschaftssystems energischer als bisher vorantreiben können. Nach Corona sind wir (wieder) mitten in der Klimakrise. – Gisela von Mutius

 

In diesen Tagen, die ich aufgrund der Corona Krise bei meiner Familie in Dresden verbringe, ist der Nachrichtenbedarf grösser als sonst – und die Zeit eine vertraute und verlässliche Quelle. Vielen Dank für Ihre Berichte. Erstaunlich finde ich nur gerade, dass Deutschland bei Ihnen gerade einen eigentümlichen Zuschnitt zu haben scheint. Nichts zur Situation in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt im „Liveblog: Coronavirus“, nichts in der Auflistung von Frau Klormann „Diese Einschränkungen gelten in den Bundesländern“ (genauer wäre wohl: „… gelten in elfBundesländern“).

Wie kommt das? Hier in Dresden gilt seit Mitternacht zum Samstag ebenfalls eine Ausgangssperre – wie in Bayern. Es gab Megastaus auf den Autobahnen. Eine besondere Situation an der Grenze zu Tschechien. Differenzen und Kompetenzstreitigkeiten zwischen Kommunen und Freistaat etc. In der Zeit findet die Krise woanders statt, ich hoffe nicht, in der „eigentlichen“ Bundesrepublik? Kommt mir – der ich ansonsten in München bin – aber fast so vor. Vor einigen Jahren hatte sich die Zeit einmal öffentlich gefragt, warum sie im „Osten“ weniger Leser hätte. Ich hatte gehofft, dass Sie darauf eine Antwort bekommen hatten. – Prof. Dr. Putz

 

Ihr Bericht ist m.E. nicht neugierig genug, er stellt zu wenige Fragen, z.B.: Gibt es in China, Südkorea und Singapur Erfahrungen mit dem Corona-Virus und Maßnahmen, die auch in Europa erörtert werden könnten/sollten? Welche? Da bisher keine Medikamente und Impfstoffe zur Verfügung stehen: Gibt es Vorkehrungen, die zu einem vergleichbaren Schutz – auch bei beruflich üblichen Sozialkontakten – führen? Wie sicher sind die vom medizinischen Dienst bei der Behandlung von Corona-Patienten eingesetzten Masken? Können diese Masken auch in der Realwirtschaft eingesetzt werden? Gibt es Herstellungs- oder Lieferprobleme? Könnten Arbeitnehmer bei Benutzung der Masken ohne gesundheitliche Risiken auch in drangvoll dicht besetzten öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren? Wurden diese Fragen auf Länder- und Bundesebene erörtert? Gibt es einen Meinungsaustausch mit europäischen und anderen Ländern, die Erfahrungen mit dem Virus haben? Weshalb berichten unsere Medien ausschließlich über Corona und nicht über Grippewellen? Wie hoch ist die Zahl der Influenza-Infizierten und der Toten weltweit? – Dietmar Kurtz

 

Wieso ist DAS plötzlich „Die Menschheitsaufgabe“? Bisher war es doch Größer Schneller Mehr- Noch Mehr. – Wolfgang Burkhardt

 

Corona-ZEITung: die Corona-Virus-Thematik in allen Facetten darbieten, ist zur Stunde geboten. Zum (Über-) Leben brauchten wir auch humorvolle Elemente, Gedichte (nicht die „Zerstörung“ Hölderlins zu seinem 250. Geburtstag), Cartoons, Kunst … Ganzheitliche „Behandlung“ des Menschen umfasst auch die kulturelle, eine obendrein sehr effiziente. – Georges Heck

 

Ich habe die ganze „Zeit“ studiert, aber eine Handlungsalternative wird nirgendwo angedacht: Freiwillige Exposition und Quarantäne für Gesunde aus den Nicht-Risikogruppen. Wenn wir in abgeschlossenen Einrichtungen, Hotels, Kasernen, Freizeitparks, oder Ähnlichem, Zentren einrichten, in denen Freiwillige die Corona-Infektion gezielt bekommen und durchleben können, dann würden wir gezielt und mit geringem Risiko eine Bevölkerungsgruppe aufbauen, die nicht mehr wie das Kaninchen vor der Schlange erstarren muss, sondern das normale Leben wieder aufnehmen kann, und dem Rest der Bevölkerung als Helfer zur Verfügung steht, wenn die Pandemie ihren Höhepunkt erreicht. Die Menschen in diesen Zentren könnten sorglos miteinander leben und sich sehr wahrscheinlich gegenseitig helfen und brauchen wenig Unterstützung von außen. Das geringe Restrisiko dieser Menschen ist akzeptabel, insbesondere wenn man bedenkt, dass jeder von uns sehr wahrscheinlich sowieso in den nächsten Monaten einmal durch die Infektion durch muss. – Prof. Dr. Andreas Klamt

 

Ein bisschen Zuviel Corona!! Ansonsten gut wie immer. – KHMoritz

 

Endlich bestimmen die Experten das politische Handeln. Wie oft habe ich vergeblich gehofft, politische Entscheidungen ließen sich klar von Experten- urteilen leiten! Ob z. B. in Klimafragen, in der Gesundheits- Verkehrs- oder Wohnwirt-schaftspolitik, – oft wird nach Parteikalkül, Ideologie oder erwarteter Wählergunst entschieden. Auch die Feststellungen der Experten der Rechnungshöfe über z. T. bodenlose Verschwendungen verhallen im Nichts. Die verbreitete Politikverdrossenheit hat darin sicher eine starke Quelle. Kleines Beispiel Tempolimit: die wahren Experten, d. h. Fachleute, die seit Jahrzehnten Erfahrungen und faktisch-sachliche Kenntnisse haben, fordern schon lange Tempolimit auf Autobahnen. Unfallforscher, Verkehrsgerichte- und Richter, KfZ-Versicherungen, Umweltbundesamt, Rettungsdienste u. a. (der ADAC ist kein Experte, sondern Lobbyist) berechnen mit Sicherheit deutlich weniger Tote, weniger (schwer) Verletzte, massiv weniger Sachschaden und Versicherungsleistungen, deutlich weniger Schadstoffbelastung, entspannteres Fahren wie in allen anderen Ländern der Welt.

Stattdessen scheut sich ein gewisser Verkehrsminister nicht, alle diese Expertenurteile in den Wind zu schlagen mit der lapidaren Floskel, ein Tempolimit sei „gegen jeden gesunden Menschenverstand“. Wie bescheuert! Hätte er nur ein paar Gramm gesunden Menschenverstand, hätte er wohl nie die absurde, erkennbar undurchführbare PKW-Maut mit Millionnenverlusten für uns Steuerzahler stur bis zuletzt vertreten – und längst ein Tempolimit auf den Weg gebracht. Man fragt sich unwillkürlich: warum folgen sämtliche Politiker nun plötzlich so bereitwillig den Prognosen der Experten, also der Virologen und Epidemieforscher? Wer hat jetzt die Verantwortung für unser Schicksal? Die Experten? Sind unsere polischen Führungskräfte genauso wie wohl die meisten Menschen im Lande auch von Angst-und Ohnmachtsgefühlen ergriffen? Und spüren: wir müssen handeln, und zwar jetzt sofort? Die rapide Entwicklung der Pandemie bedroht uns alle unmittelbar gegenwärtig jetzt, – nicht erst nach den übernächsten Wahlen.

Und plötzlich werden alle sonst so bevorzugten Ziele und Motive zurückgestellt: Wachstumssteigerung, Arbeitsplätze, Wirtschaftsleistung, Kapitalvermehrung, Exportsteigerung usw.. Und vor allem: offenbar haben derzeit die Lobbyisten keinen Einfluss! Wie wohltuend! Es zeigt sich überwältigend: viele Menschen sind zu allerhand Einschränkungen und Verzicht bereit, wenn sie informiert, aufgeklärt und überzeugt werden. Das sollten unsere Politiker begreifen. Es keimt Hoffnung auf, dass wir alle, auch unsere Führungskräfte, aus dieser wohl historisch umwälzenden Krise neue Erkenntnisse gewinnen und diese nach der Krise nicht vergessen. – Niels Königseder

 

Während unserer Coronaklausur sind wir gezwungen, einmal innezuhalten und darüber nachzudenken: – wie wir uns, trotz größeren Abstands zueinander, menschlich näher kommen können; – Haß und Gewaltandrohung zu beenden und wieder zu einer maßvollen Sprache und einem respektvollen Umgang zurückzufinden; – daß unsere Moralmonopolisten nicht jeden Andersdenkenden reflexhaft in eine bestimmte Ecke stellen sollten; gegenwärtiges, vermeintlich moralisches Handeln kann in Zukunft das Gegenteil bewirken, wenn etwa polyethnische Parallelgesellschaften immer größer werden, ethnische und religiöse Konflikte ausbrechen, Terrorakte zunehmen; ihren Zorn sollten sie nicht mehr gegen ihre Mitbürger richten, die schon mehr als eigentlich verkraftbar geleistet haben, sondern ausschließlich gegen die Staaten, die sich bisher einer solidarischen Asylpolitik verweigert haben; – Kriege schnellstmöglich zu beenden, um freigewordene Aggressionen zu einem weltweiten, intelligenten Kampf zu bündeln gegen einen unsichtbaren Feind, dem wohl weitere folgen werden; – pars pro toto allen im Gesundheitswesen Tätigen unseren Dank und unsere Anerkennung zu zeigen; sie erhalten unsere Gesellschaft am Leben!

Sie müssen von bürokratischem Dokumentationsballast, von Eingriffen, für die es eine konservative Alternative gibt, von der Behandlung zahlloser Wehwehchen entlastet werden, wie dies schon jetzt geschieht und auch gelingt! Überhaupt müssen alle demokratischen Prozesse verkürzt und beschleunigt werden; – daß lebensnotwendige Medikamente und Produkte im Inland hergestellt werden müssen; sie dürfen nicht der Unwägbar- und Unzuverlässigkeit globaler Märkte überlassen werden; – daß gerade jetzt, in einer Zeit des Abstands voneinander, den Menschen in Lateinamerika, Afrika, Asien erklärt werden sollte, daß eine große Kinderzahl nicht mehr Reichtum, sondern Armut bedeutet, daß das Arten- und Urwaldsterben beschleunigt wird, was die Existenz der gesamten Menschheit gefährdet, daß bebau- und bewohnbares Land weiter verknappt, um das Konflikte und Kriege ausbrechen, die zu Völkerwanderungen führen werden; – daß Umwelt- und Klimaschutz weiter hohe Priorität hat; daß wir aber jederzeit mit einer Naturkatastrophe rechnen müssen, wie etwa einem großen Vulkanausbruch, der weltweite Mißernten, Abkühlung, neue Krankheiten zur Folge haben kann;

dafür müssen wir Vorräte anlegen, aber auch Energiereserven bereitstellen, die dann wohl nur von dem einen oder anderen Kern- oder Kohlekraftwerk erzeugt werden können! Für alles wirtschaftliche, politische, moralische Handeln gilt: „…und bedenke das Ende!“ Das aber erwartet uns nicht schon nach einer Legislaturperiode, sondern erst in fernerer Zukunft! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Was für ein Titel!? Ja,die Menschheit gibt sich auf. Alles, was uns Menschen ausmacht, wird aufs Spiel gesetzt..Grundrechte werden täglich weiter eingeschränkt. Verbote und Abwarten sind keine Maßnahmen. Nur Menschen können Menschen helfen und dafür brauchen sie soziale Kontakte. Face to face. Wir alle hätten helfen können. Doch wenn man uns ‚herunterfährt“ gibt es auch keine Solidarität mehr. Tafeln werden abgeschafft, wo ist der Unterschied zum Discounter?Politik hat die Aufgabe dem Gemeinwohl zu dienen. Jetzt ist viel von Moral die Rede, vom Tod vieler Menschen, mit denen wir solidarisch sein müssen, vom Gesundheitswesen das überlastet ist. Ja vielleicht.Aber dann helft den Kranken, stellt diese unter Quarantäne. Baut Krankenhäuser und schafft nicht den ganzen Staat ab.

Die von der Krise wirklich Betroffenen, werden euch bald nicht mehr helfen können. Zahlenmenschen und Virologen haben in der Politik nichts verloren. Rechnen können sie auch nicht, denn nach einem Monat Corona im Kreis Heinsberg sind Anzahl der Infizierten und Todesfälle prozentual sehr sehr gering. Am Welttuberkulosetag sollten sich Politiker undmal Vergleichszahlen ansehen. Zudem trägt ein Drittel der Menschheit das tuberkuloseauslösende Bakterium in sich. Bei einem Test könnte man sagen, ein Drittel der Toten sind Tuberkulosetote. Aber über jährlich 1.6 Millionen Tuberkulosetote redet man nicht mehr viel.

Sie sind aus Südostasien und Afrika ja nur Menschen zweiter Klasse. Liebe Zeit Redaktion, ich bin enttäuscht wie wenig in der letzten Ausgabe über die Abschaffung der Menschenrechte, die Verhältnismäßigkeit der Mittel, Zahlen aber bitte nur mit Vergleichszahlen, und die jetzt schon großen Verlierer der Krise (die Armen, Kulturschaffende und und und) stand. Die Coronakrise ist eine Luxuskrise. Befürworten können die politischen Entscheidungen nur die, die weiterhin gut bezahlt werden. Einigkeit und Recht und Feigheit. – Thomas J. Birgel

 

Über manche Ursachen wird mehr geschwiegen als gesprochen, nach dem Motto: Daran wollen wir alle nicht tasten. Warum haben wir denn Coronavirus? Covid-19, SARS, MERS, Ebola, HIV sind im Ursprung Zoonosen. Viren haben rasante Vermehrungsraten, dabei kommt es ständig zu Mutationen, die dann mitunter die Spezies zu wechseln befähigt sind. Die meisten Menschen bestellen Tierquälerei schon zum Frühstück. Morgens, mittags, abends benutzen sie Produkte, für die Tiere zusammengepfercht und sinnlos zerstört worden sind. Die rund 200 Nationen der Erde sind Nationen von Tierquälern. Das ist der eine Punkt, in dem die Menschen einig sind wie sonst nie: dass man Tiere fangen, kasernieren, abschlachten dürfe. Ein Gedankenexperiment:

Man stelle sich jeden Menschen mit einem Demo-Schild vor, das seine Haltung illustriert. Die wenigsten Schilder fordern: “Frieden und Gerechtigkeit für alle!” Auf den meisten Schildern prangt: “Frieden und Gerechtigkeit für Tiere – nein, danke!” Die nichtmenschliche Bevölkerung der Erde leidet zu jeder Stunde unter uns. Wären wir friedlich und gerecht mit Tieren, so hätte uns das Coronavirus-Desaster nie ereilt. Versklavung von Tieren, permanentes Wachstum, Habitat-Zerstörung, Landgrabbing sind Folgen von Agrobusiness, in dem, abgenickt durch den Verbraucher, Ethik entweder ein Störfaktor ist oder einfach nicht vorkommt. Siehe dazu auch: “Weg vom Fleischmarkt” von Internist und Gesundheitswissenschaftler Jens Holst, dieser Tage in der taz. – Ute Esselmann

 

Zum „Kampf gegen die Pandemie“fragt DIE ZEIT vom 19. März, wie es die Gesellschaft verändert, wenn die Welt still steht und„alles langsamer wird“.Noch scheint zumindest nicht „alles“ langsamer zu werden: Just für/gegen „die Menschheitsaufgabe“ prescht Markus Söder („Söder-Liebe?“) eilfertig vor, während sein Parteikollege Scheuer auf 70 Prozent der Autobahnstrecken noch immer das Rasen erlaubt. Anders als das neue holländische „Tempolimit 100“ ist die Raserei laut WHO geeignet, die besonders schweren gesundheitliche Folgen der Pandemie eher zu beschleunigen als zu verlangsamen. Weltweit sterben jährlich 8 Millionen Menschen an den Folgen von Feinstaub. Je länger Menschen in von stärker Feinstaub belasteten Gegenden leben, desto größer kann jene Vorschädigung der Atemwegsorgane werden, die bei einer Infektion mit Corona eine intensive Behandlung mit Beatmungsgerät erfordert. Am Tag nach Erscheinen der ZEIT Nr. 13 begeht die Welt den „Internationalen Tag des Glücks“, der die Holländer als die glücklichsten Menschen Europas ausgemacht hat.

P.S. 1. Markus Söder rechtfertigt die Beibehaltung gesonderter Regelungen für Bayern mit der Sondersituation der Nähe zu Österreich et al. Die württembergische Bodenseeregion grenzt in Kressbronn an das bayrische Nonnenhorn, über das die Württembergischen Berufspendler täglich in das österreichische Bregenz und dortige Pendler in die bayrisch/württembergische Region gelangen. Der „Menschheitsaufgabe“ ist aus meiner Sicht als Mitglied der Europa Union im „Dreiländereck“ am Bodensee verlässlicher zu folgen, wenn die Menschen auf einer Strecke von 20 Kilometern nicht von 3 unterschiedlichen Bestimmungen, sondern von einer einzigen identischen Anordnung reglementiert/überzeugt werden. 2. Bleiben Sie gesund und herzlichen Dank an Sie und die ganze Redaktion für den fortwährenden journalistischen Einsatz. Sie erleichtern es Ihren Lesern, „einsamer“zu werden und der Aufgabe zu folgen, „die Corona-Krise am Ende auch zu einem Akt der Menschlichkeit zu machen.“Frank Müller-Thoma

 

Die Doppeldeutuigkeit des Titels „Die Menschheitsaufgabe“ zauberte mir sogar vorübergehend ein leichtes Lächeln ins Gesicht. Die momentane Situation verstehe ich allerdings eher als Warnung: Das Prinzip unbegrenzten Wachstums materieller Verfügbarkeiten und deren Kontrollmechanismen beinhaltet sowohl individuell als auch gesamtgesellschaftlich die Gefahr des Verlusts unserer Menschlichkeit. „Make Hamsterer bigger again“, das gehört der Vergangenheit an, es trifft für unsere Lebensbedingungen auf dem Planeten Erde nicht zu. – Christoph Müller-Luckwald

 

Ich habe die ganze „Zeit“ studiert, aber eine Handlungsalternative wird nirgendwo angedacht: Freiwillige Exposition und Quarantäne für Gesunde aus den Nicht-Risikogruppen. Wenn wir in abgeschlossenen Einrichtungen, Hotels, Kasernen, Freizeitparks, oder Ähnlichem, Zentren einrichten, in denen Freiwillige die Corona-Infektion gezielt bekommen und durchleben können, dann würden wir gezielt und mit geringem Risiko eine Bevölkerungsgruppe aufbauen, die nicht mehr wie das Kaninchen vor der Schlange erstarren muss, sondern das normale Leben wieder aufnehmen kann, und dem Rest der Bevölkerung als Helfer zur Verfügung steht, wenn die Pandemie ihren Höhepunkt erreicht. Die Menschen in diesen Zentren könnten sorglos miteinander leben und sich sehr wahrscheinlich gegenseitig helfen und brauchen wenig Unterstützung von außen. Das geringe Restrisiko dieser Menschen ist akzeptabel, insbesondere wenn man bedenkt, dass jeder von uns sehr wahrscheinlich sowieso in den nächsten Monaten einmal durch die Infektion durch muss. – Prof. Dr. Andreas Klamt

 

In der letzten Ausgabe ging es um die Frage nach der weltweitenn Suche einer passenden Medizin gegen Covid 19. Medikamente und medizinische Hilfsmittel mögen uns in jedem Fall eine große Hilfe sein gerade in diesen Zeiten. Doch sobald ein passender Wirkstoff gegen obiges Virus gefunden ist, kann uns bisweilen ein neues bedrohen. So sollte es doch angemessen sein, sich präventiv und operativ gedacht auch um Immunisierung zu kümmern, was meint, unser eigenes Immunsystem zu stärken. Das Fachgebiet der Psychoneuroimmunologie gibt uns hierauf Antworten.

In diesem Zusammenhang lohnt es sich auf den „Bruno-Gröning-Freundeskreis“ hinzuweisen, in dem sich Ärzte und Heilberufler verschiedener Disziplinen ehrenamtlich engagieren. Die ärztlich dokumentierten Heilungsberichte lassen aufhorchen und sollten gerade in diesen Zeiten überprüft werden. Sehr zu empfehlen ist dabei der Dokumentarfilm “ Phänomen der Heilung“. Zum Wohle aller in diesen und kommenden herausfordernden Zeiten. – Christine Deckinger-Schiller

 

Vorab: ich bin als Abonnentin sehr zufrieden mit Ihrer Berichterstattung und eigentlich keine Leserbriefschreiberin. Dennoch möchte ich mich kurz mit einem (in Vergessenheit geratenen?) Kommentar bzw. einer Frage äußern: Kann es sein, dass die`übrige`Natur, also alles neben uns Menschen, auch nicht zum ersten Mal (frühere Warnhinweise wurden nicht verstanden oder ignoriert), „zurückschlägt“ und die Menschen ‚in ihre Schranken verweist‘, um endlich zu begreifen, dass wir Teil des Ganzen und mitnichten der wichtigste Teil sind (als Esoterikgerede abgetan)? Es wäre höchste Zeit, unser Handeln und die Systeme zu überdenken. Für die Natur (inklusive Menschen) und für die Systeme als solches. Es gibt einen alten Kinderreim: …“in hundert Jahrn ist alles weg“. Hoffentlich nicht. – Cordula Multhoff

 

Sicherlich ist es Aufgabe der gesamten Bevölkerung in dieser schwierigen Zeit der unkontrollierten Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken. Jede Bürgerin und jeder Bürger kann und muss ihren bzw. seinen Teil dazu beitragen. Auch das ist eine Art gelebte wehrhafte Demokratie in Zeiten von Grundrechtseinschränkungen. Aber es gibt in der Bundesrepublik Deutschland auch eine feste institutionelle (Verwaltungs-)Struktur mit gesetzlich geregelten Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten. In einer Pandemielage wie wir sie derzeit erleben, tragen insbesondere die Krisenstäbe in Bund, Ländern und Kommunen eine besondere Verantwortung. Sie treffen die weitreichenden Entscheidungen zur Lagebewältigung im Rahmen des Krisenmanagements.

Da die Behörden in Friedenszeiten durch ihre originären Aufgaben ausgelastet sind, werden in regelmäßigen Abständen in Deutschland sog. länderübergreifende Krisenmanagementübungen (LÜKEX) durchgeführt. So wurde auch im November 2007 im Rahmen einer solchen Übung eine Influenza-Pandemie mit gravierenden Auswirkungen auf das gesamtgesellschaftliche Leben in Deutschland simuliert. Als Mitarbeiter einer deutschen Sicherheitsbehörde durfte ich selbst bei zwei darauffolgenden LÜKEX-Übungen teilnehmen und wichtige Erfahrungen im Bereich des Krisenmanagements sammeln. Resultierend aus diesen Erlebnissen war es für mich erschreckend zu sehen wie unvorbereitet, überfordert und unkoordiniert die Krisenstäbe auf allen Ebenen der Verwaltung insbesondere in den ersten Tagen der sich ausbreitenden Pandemie agierten. Es drängte sich der Eindruck auf, dass die verantwortlichen Entscheidungsträger und Mitarbeiter der Verwaltungsstäbe die beiden Übungstage im Jahr 2007 nicht zum üben, sondern zum Überstundenabbau nutzten.

Oder man hat das Thema des Übungsszenarios einfach nicht ernst genommen. Denn wie ist es anders zu erklären, dass einige teilnehmende Krisenstäbe im Bund und in den Ländern die Übung vorzeitig beendeten? Der Abschlussbericht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) im Nachgang zu LÜKEX 2007 ist wohl auch in den Untiefen der behördlichen Aktenablage verschwunden. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich auch in Krisenzeiten auf eine funktionierende Verwaltung und ihre Entscheidungsträger verlassen können. Vielleicht findet – nach einer hoffentlich schnellen Bewältigung dieser Krisenlage – ein Umdenken zu diesem Thema in den Behörden auf allen Ebenen statt. – Andreas Edelmeier

 

Wenn Sie nicht helfen, wer dann? Was soll die Geschichte von der Redakteurin, die offensichtlich krank ist und nicht getestet werden kann. Können Sie bitte alle Kräfte bündeln und Ihre Drähte zu Herrn Taschentücher nutzen, um mit ihm darüber zu reden, dass es sofort!!!!! Dezentrale Teststationen geben muss!! THW und Bundeswehr müssen täglich 5000 Leute in Hamburg testen…das geht und die Kapazitäten sind da. Schreiben Sie nicht, es gäbe in Hamburg soundso viele Infizierte. Das ist falsch!!!! Es gibt allerhöchstens soundsovielte positiv getestete und gemeldete Fälle. Die Zahl der Infizierten ist mindestens acht mal höher!!!!!! Verstehen Sie das? Und es hilft nur, wenn endlich die Zahl der Expositionen durch die, die noch nicht getestet und gemeldet, aber bereits infiziert, reduziert wird. Nutzen Sie bitte Ihr redaktionelles Potential und sorgen mit Ihren Mitteln dafür, dass man endlich die Testung in die Hände legt, die es ressourcenschonend können!!! Hallo? – Dr. Frank Goebels

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist das unser neuer Kanzler?“ von Mariam Lau

 

Vorsicht mit Herrn Drosten als Bundeskanzler, sie sehen ja was passiert, wenn Wissenschaftler regieren. Deutschland ist abschalten, dass schaftnur ein Hr Drosten und Wieler, wow Meine Rentenaufstockung in Form von Aktien ist um45 % gesunken. Die Maßnahmen sind nicht gerechtfertigt, wenn sie die Grippewell17/18 betrachten. Bitte geben Sie mir Arbeit, bin freiberufl. Fotografin, Fotodesignerin, wenn der Wahnsinn vorbei ist. Und hier die Fakten zur schlimmsten Grippewelle der letzten 30 Jahre. Die nicht jetzt und wird sie auch nicht werden. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/10/04-10-2019/mild-oder-schlimm-wie-war-die-letzte-grippesaisonPHARMAZIE» Alle ArtikelINFLUENZASAISON 2017/18: HÖCHSTE TODESRATE SEIT 30 JAHREN Wie bestimmt das RKI Todesfälle bei Grippe?Rund 25.000 Menschen starben 2017/18 nach Schätzungen des RKI an Grippe. Es war seit 30 Jahren die tödlichste Influenzasaison. Wie berechnet das RKI diese Zahl?

Sagen Sie mir jetzt noch, dass Sie Drosten zum Kanzel bestellen wollen. Die Zahlen gehen auch nicht steil, wenn man sie mit 17/18 vergleicht. Rechnen Sie doch mal, wenn wir die nächsten 10 Tage tägl. 2000 mehr Infizierte testen, dann haben wir insgesamt ca höchstens 50 000 Infizierte und 400 Tote. Sind sie so mutig darüber mal öffentlich zu sprechen in Zeiten des Coronawahnsinns? Sicher absolut steigen die Zahlen steil, aber nicht im Vergleich zur schlimmsten Grippe 2017/18. www.dagmarmendel.euwie gesagt wäre schön, wenn ich mal für Sie fotografieren dürfte, bin nämlich finanziell ziemlich im Arsch, Rente auch futsch. – Dagmar Mendel

 

„Ist das unser neuer Kanzler?“ Die Wissenschaft gibt jetzt der Politik die Richtung vor. Als Konsequenz ist es zur Zeit nicht das Kapital! – Lutz Jötten

 

1. Seit wann bestimmmen Virologen, was unser Land braucht und was systemrelevante Berufe sind. Ernährung und Medizin, „Information“,und vielleicht noch die Banken. Doch woher soll das Geld kommen, wenn ganze Wirtschaftszweige wie Sport, Kultur, Gastronomie , Tourismus usw. wegbrechen. Leben ist dann für viele nur noch vegetieren und medizinisch behandelt werden. Nein danke. Auch für die Forschung und das Gesundheitswesen ist dann kein Geld mehr da. Politiker sollten sich jetzt auch von Soziologen und Psychologen beraten lassen. Auch der Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt ausdrücklich vor den Folgen einer Ausgangssperre. Warum wird so wenig über Widerstand berichtet. Gibt es tatsächlich keinen oder hat das Netz diesen schon gefiltert? Ohne die schönen Dinge im Leben und soziale Kontakte gehen wir ein . Das sollte auch einem Virologen klar sein.

2. „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine“ Helmut Schmidt. Ein wunderbares Zitat unseres ehemaligen Bundeskanzlers und Herausgebers der Zeit. Er hat auf Kontroverse gesetzt, auf das demokratische Gespräch und die Diskussion. In der Ausgabe der Zeit vom19.3.2020 findet sich zu wenig davon. Man hat den Eindruck Die Zeit geht konform mit allen Entscheidungen der neuen Dezisionisten. Traurig. Nichts oder zu wenig über Armut, schließende Tafeln ( völlig unbegründet), den Generationskonflikt, mediale Panik, sachliche Erklärung zu Italien (da gibt’s genug zu und keine fakes), Ausbemsen der Opposition, machtgierige Entscheidungen, Vergleichszahlen zu anderen Lungenerkrankungen Kapitulation der Gegenseite, Ende der öffentlichen Kultur, Überwachungsstaat, Ausgangssperre, die Jugend einsperren und am Leben hindetn(widerlich)Misstrauenskultur und natürlich,ist die Gefahr nicht doch überschätzt?Und zudem die Rolle des RkI, auch in der Geschichte. Stattdessen nur die üblichen Worte und die Beschreibung des Status quo.Ich erwarte mehr. J’accuse. – Thomas. J. Birgel

 

Doch, die Rede der Kanzlerin Merkel am 19.03, abends, an die Nation hatte durchaus die Qualität, die mit der berühmten Rede von Winston Churchill verglichen werden kann , die er 1940 aus dem kleinen Raum im Regierungsbunker an die Briten gehalten hat: Blood, sweat and tears. – Hartmut Wagener

 

Zu der Frage, ob der Virologe Drosten der neue Kanzler werden sollte, möchte ich beitragen, dass leider auch die Konzentration auf das medizinische Know How eines Virologen kein optimales Krisenmanagement darstellt. Leider fragen sich die Herre aus Politik und Wissenschaft zu selten, ob sie die richtigen Kompetenzen bei sich versammelt haben. Es wäre Selbstüberschätzung, wenn Herr Drosten behaupten würde, er sei in Katastrophenmedizin erfahren. Von Strategie kann schon mal überhaupt keine Rede sein. Ich schicke Ihnen dazu gern einen Leserbrief, den ich verfasst habe an eine andere Tageszeitung: Von einer Pflicht, einen Mundschutz zu tragen, habe ich von Hern Drosten in den letzten Tagen nichts gehört. Ebensowenig von dem frühzeitigen Vorschlag, militärische Kompetenz zu nutzen.

Sehr geehrte Damen und Herren, Leider kann ich feststellen, dass wichtige Informationen offenbar nicht an das Ohr von Politkern und Bürgern gelangt sind. Das Coronavirus ist fleißig: es befällt fast alle Menschen, die mit ihm in Kontakt geraten. Das Coronavirus ist nicht das Coronavirus der Vergangenheit, das uns kaum Sorgen bereitet hat! Dieses Coronavirus macht wahrscheinlich ca 50 Prozent der Infizierten krank. Dieses Coronavirus führt bei ca ein Prozent der Erkrankten zum Tode. Ist es wirklich so schwierig, zu verstehen, dass einzig die Vermeidung der Ausbreitung die aus obigen Zahlen hervorgehenden Todesfälle und den völligen Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu vermeiden hilft? Um die Verbreitung zu stoppen gibt es zwei Möglichkeiten: Isolation zuhause ohne Kontakt zu wissentlich oder unwissentlich Infizierten! Konsequente Einhaltung der Hygieneprinzipien sowie deren öffentliche Bekanntmachung! Weiterhin wird an jeden Bürger eine Ffp2 Maske ausgehändigt, die außer Haus zu tragen gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Masken werden regelmäßig ausgetauscht!

Jeder Bürger, der Krankheitssymptome verspürt, wird sofort getestet. Dafür ist es besser, Gebäude zu nutzen, die frei stehen (zur Zeit Schulen?) Getestet wird von geschulten Angehörigen der Bundeswehr sowie des technischen Hilfswerks. Kontakt von Kranken zu Angehörigen der Gesundheitsberufe ist zu vermeiden. Erkrankte, deren Alter oder Vorerkrankung eine ernsthafte Erkrankung wahrscheinlich macht, werden in dafür umgewandelten Stationen der Bundeswehrkrankenhäuser und Rehakliniken versorgt. Das zu verstehen sollte nicht allzu schwer sein. Handeln wir danach! – Dr. Frank Goebels

 

Um die Corona-Krise zu bewältigen, brauchen wir eine solidarische Zusammenarbeit unbenachbarter Gebiete. Für die Politiker: Keine Sorge! Keinesfalls kann die Wissenschaft die Politik ersetzen. Ansonsten würde ein Kategorienfehler begangen; aus der naturwissenschaftlichen Tatsache selbst ergibt sich gar nicht, wie normativ und politisch entschieden werden soll. Für die Wissenschaftler: Ich drücke Ihnen allen die Daumen! Angesichts der Krise kommt die normative, politische Prämisse uns immer wieder: Vertraue auf die Experten! – Seongbum Lee

 

Hut ab vor ihrer Kollegin und dem Artikel. Die Hilflosigkeit der Ministerpräsidenten, ohne dass es so genannt wird, wird spürbar. Wissenschaftler, genauer Virologen, scheinen für wesentliches Regierungshandeln in der Bundesrepublik entscheidend zu sein. Auf den großen Einfluss bedeutender Virologen wie Hr. Drosten und Hr. Kekulé wird hingewiesen. Nach Studium der diversen Podcasts: Die Kühnheit, mit der ungesicherte Zahlen (Todesraten der „normalen“ Grippe 1:2000 werden aufgrund völlig ungesicherter Daten flugs auf 1:200 hochgesetzt etc.) in Rechenmodelle an entscheidender Stelle einfließen und damit aus „üblichen“ Szenarien Katatastrophen werden lassen, erstaunt mich. Junge Menschen in meinem Umfeld, die sich einen Betrieb mühsam aufgebaut haben, stehen vor der Insolvenz. Mit Ausnahme von Hrn. Gabriel habe ich noch niemand vernommen, der das Thema anspricht. Da mag Ihr Chefredakteur die Solidarität mit den Alten auf Seite 1 loben: Leisten wir heute nicht schon ein extremes Maß an Solidarität?

Die Ausgaben der Krankenversicherungen sprechen doch ein klares Bild. Wer fragt nach den jungen Menschen, denen wir mit dem gegenwärtigen Abschalten der Wirtschaftskreisläufe die Zukunft noch ein Stück schwerer machen? Wo bleibt der Blick auf die Generationen-Gerechtigkeit? Aber die Kompromisse in der Redaktion, wenn Frau Lau wichtige Themen anpackt (etwa beim Thema Seenotrettung im Mittelmeer), müssen vermutlich aus kommerziellen Gründen mit Blick auf die Leserschaft von Die Zeit sein. Wie Sie auch in einem aktuellen online-Artikel darstellen, die unteren Teile der Gesellschaft werden von der aktuellen Situation besonders belastet. Die Rechnung, die aufgrund eines möglicherweise überzogenen Regierungshandelns zu bezahlen sein wird, bleibt uns nicht erspart. Mit der Bitte um Fortführung einer weiter interessante Berichterstattung insbesondere durch mutige Journalisten/innen wie Frau Lau. – Michael Surek

 

Seriöse Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik.Die gewählte Überschrift Ist das unser neuer Kanzler?sowie der Untertitel Die Wissenschaft gibt jetzt der Politik die Richtung vor. Was heißt das für die Demokratie? sind reißerisch-dämlich – sie werden Herrn Drosten wohl geärgert haben, der in seinen Äußerungen immer wieder in vorbildlicher Weise Wert darauf legt, die Rollen von Politik und Wissenschaft sauber zu trennen. Der Artikel selbst beschreibt zutreffend auch etwas ganz anderes: Nämlich wie das Zusammenwirken von Politik und Wissenschaft gerade in dieser Zeit mit noch beschränktem Wissen und vielen Unwägbarkeiten funktionieren kann und sollte, um die schädlichen Folgen dieser Krise für uns zu minimieren.

Und wie Herr Drosten und Herr Wieler immer wieder in ihren Formulierungen darum kämpfen, den gegenwärtigen wissenschaftlichen Kenntnisstand verständlich zu machen und dabei weder zu verharmlosen noch unnötig zu dramatisieren und nicht die Politikerrolle zu übernehmen. Es wäre schön, wenn auch bei anderen wichtigen Themen wie Klimawandel und Energiewende so seriös zwischen wissenschaftlichem Kenntnisstand und politischer Entscheidung getrennt würde. –Dipl.-Phys. Ulrich Waas

 

Es ist gut, daß es ihn gibt, ich hoffe dringend , daß endlich das breite Spektrum an Leute das ihn 1000 Fach liest, bewirkt, daß endlich seine Empfehlungen nach Ostern umgesetzt werden. Denn es wird so sein, der Virus wird Europa d J in Schach halten. Und solche Versager wie Spahn, auch v d Leyen, die noch ihre Schweinereien mit ihrem Diensthandy verstecken musste, dürfen nicht mehr die Gesundheitspolitik weiter bestimmen. Das muß Schluß sein damit. Denn es wird weiter viele Tote geben, jetzt auch in unsrem Land, also Menschen, die jetzt erst in der Breite infiziert werden. Und es dann eben dauert, bis man den Weg zum Krankenhaus machen kann. Umgekehrt ist es so : brutal, zynisch, menschenverachtend, so ist die Situation wie deutsche CAs zb im TWW Berlin die Patienten – Zimmer räumen. Wie in Italien : sterben zuhause. Ich spreche als mehr als 💯fach GdB, chronisch zigfach schwer erkrankt, nicht mehr gehfähig, seh – und Hörverlust, essen, sprechen usw usw solche Leute werden gnadenlos jeglicher mediz. BEHANDLUNG beraubt.

Schon die Situation war ja schon vorher unter aller Sau, besonders durch die Charité des Landes Berlin. (Wir wissen alle weshalb). Aber jetzt das, 1-2 dringende Operationen werden auf den Nimmer-leinsTag verschoben. Glaubt denn jemand, daß sich nach Ostern alles in Wohlgefallen auflöst? Das Gegenteil wird sein beim Elend der Merkel – Groko in allen Belangen. Soviel Schmerzmittel wie ich nehme, puhh, ich lese auch Zeitung aus den USA, die tgl Toten zb mit Oxycodon uä. Fentanyl habe ich imne Alte Menschen werden zynisch arrogant ent-sorgt im KZ Deutschland, es ist wie die Aktion T 4. Die Sprache der türk. Senatorin für Soziales und Gesundheit eben-falls.

Sie sollten das schon bemerken wie Schwerst kranke ohne Versorgung zuhause abgestellt werden, danach ist alles egal, bei zusammenbrechen den Nachbarschafts- Diensten usw usw. Sich selbst überlassen. Da sind Drostens Gedanken zu Risiko – Gruppen wie ich es bin, sehr wertvoll, nur im Bezirk Steglitz – Zehlendorf können Sie das abhaken. Dort ist man nach 12 Jahren ständiger Dauer – CDU – Nazi – Wirtschaft noch nicht in der Lage, überhaupt sich mal wenigstens Statistisch Gedanken zu machen, wieviele Alte und Kranke hat der Bezirk eigentlich. Das ist die Realität. Dieses Land ist nicht zu ertragen. Daß dann Kranke Persönlichkeitsver-änderungen bekommen, wen wunderts? – Konrad Dippold

 

Virologen – Ranking. Wenn man im Netz nach Promis sucht, fallen Namen auf wie Taylor Swift, Lionel Messi, Christiano Ronaldo oder Ed Sheeran. Diese Berühmtheiten fallen in Zeiten von Corona in ihrem Bekanntheitsgrad sehr zurück. Sie werden als bekannte Persönlichkeiten von den Virologen abgelöst. Dort ist der klare Überflieger Prof. Christian Drosten. Auf meiner persönlichen Beliebtheitsliste steht Prof. Alexander Kekulé ganz oben. Dazwischen steht Lothar Heinz Wieler, ein deutscher Veterinärmediziner und Fachtierarzt für Mikrobiologie und Präsident des Robert Koch-Instituts, eher der Pragmatiker.

Prof. Kekulé hat mir deswegen gefallen, weil er sehr kritisch war und auf die Unterversorgung der Krankenhäuser hinwies ebenso auf die Notwendigkeit, von massenhaften Tests. Prof. Drosten fiel mir zu Anfang der Epidemie als Verharmloser auf. Da die Virologen derzeit zu den wichtigsten Personen in unserem Staat aufgestiegen sind, lohnt es durchaus, sich mit dieser Gruppe auseinanderzusetzen und die Meinungen zu vergleichen. Auch mit den Argumenten des Lungenarztes Wolfgang Wodarg der mit seinen Youtube-Videos, zur Coronavirus-Pandemie der Fakenews bezichtigt wird, sollte man sich m. E. kritisch auseinandersetzen.

P.S.Ich möchte anmerken, dass sich die Meinun- gen und Aussagen von Politik und „Wissenschaft“ im Verlauf der Krise auch immer wieder ändern und anpassen. Darauf ging die gestrige Sendung im ZDF „Die Anstalt“ sehr gut ein. Auch gibt es durchaus Staaten, die keinen Handlungs- bedarf sehen. Eine Bekannte aus Weißrußland teilte mir mit, dass die Leute dort über uns lachen und uns Klopapier anbieten, das dort noch in großen Mengen zu haben sei. Dann noch eine Anmerkung zu den „Wissenschaftlern“. Wie andere Kommentatoren und Sie in Ihrem Artikel selber anmerken, geht es diesen zunächst nicht um Men- schenfreundlichkeit, sondern vor allem um Fördermittel.

Wie bekannt ist ja der Lehr- und Forschungsbetrieb an unseren Universitäten ebenfalls abgeschmiert und rich- tet sich wie andere Bereiche nur noch an der neolibera- len Zielrichtung der Gewinnmaximierung aus. Es wird nur noch das gelehrt und erforscht, was Kohle bringt. Gemeinnutz gehört nicht dazu. Auch hier m. E. ein eklatantes Staatsversagen. Ich habe diesen Punkt in meinem Leserbrief deshalb noch ergänzt. Sie gehen in Ihrem Artikel auf andere Wissenschafts- dizplinen ein, die ebenfalls warnen (Klimakatastrophe, Artensterben, Luftverschmutzung, Grundwasserver- unreinigung etc.). Hier reagiert die Politik seltsamer Weise nicht, obwohl die Auswirkungen um einiges gravierender als bei Corona sein dürften. Ich bitte Sie und Ihre Kollegen, diese Aspekte im Au- ge zu behalten. Vielen Dank. – Conrad Fink

 

Auch wenn die Frage „Ist das unser neuer Kanzler?“ vielleicht doch ein wenig scherzhaft gemeint war: Was um alles in der Welt hat den Verfasser veranlasst, einen deutschen Virologen in das Schaufenster für Kanzlerkandidaten zu stellen? Natürlich ist eine Regierung für wichtige Entscheidungen, nicht nur wie im jetzigen Katastrophenfall, immer auf fachkundige Beratung angewiesen, möglichst von einem breiten Spektrum namhafter Wissenschaftler. Die dann getroffenen Entscheidungen und Konsequenzen unters Volk zu bringen ist dann aber Sache der jeweiligen Regierungsmitglieder. So gesehen sollte Christian Drosten seine Karriere als Medienstar abbrechen und schnellstens an seinen Arbeitsplatz an der Charité zurückkehren. Bei seinen Verdiensten und Leistungen um die Virusforschung wäre alles andere unverantwortlich. Drosten war es übrigens, der noch im Januar in der ARD glaubhaft versicherte, dass Deutschland von dem Corona- Virus nichts zu befürchten habe. Man sieht: Nicht nur Politiker können irren. – Michael Deil

 

Nach den Worten der Autorin findet der Virologen Christian Drosten, .. dass der politische Journalismus zu frivol, zu wenig sachortientiert ist. – Mit der plumpen Überschrift des Artikels wird postwendend die Bestätigung seiner Einschätzung geliefert. Das Fragezeichen und der Verweis auf ein Twitterzitat ist nicht mehr als ein Feigenblatt. In den Ausführungen des Artikels wird deutlich, wie absurd die Fragestellung und wie schädlich diese Überschrift für die Sachlichkeit ist, die so dringend nötig ist. Lange Zeit hat sich die Politik in Deutschland mit sich selbst beschäftigt. Davon haben die Medien profitiert und den Personenkult befeuert. Fast ist der Bürger nun erstaunt, was doch alles möglich ist an gemeinsam getragenen, weitreichenden Entscheidungen. Statt Lobyismus beinflussen wissenschaftliche Expertisen das aktuelle politische Handeln. Finde ich nicht so schlecht. – Inga Thiesen

 

Um die erste unsinnige Frage vorweg zu beantworten: „Nein, das ist nicht unser neuer Kanzler.“ Und bevor mit dem Finger auf die Verfehlungen in den Nachbarländer gezeigt wird, würde ich mir eine Berichterstattung über die Ausbreitung der Corona-Seuche in Deutschland wünschen, die das Ganze wieder vom Kopf auf die Füße stellt. Das heißt, all die eklatanten Versäumnisse aufzuzeigen, zu denen es in den letzten Wochen in Deutschland gekommen ist, statt Herrn Spahn und Herrn Drosten zu applaudieren. Spätestens Ende Februar war klar: Die Ansteckungsrate steigt exponentiell, d.h. verdoppelt ca. sich alle 2-4 Tage. Bereits in den Faschingsferien war der Ausbruch der Seuche in Italien dramatisch, erste Infektionen in Innsbruck waren dokumentiert. Konsequenzen für unser Land: Keine. Haben das RKI und unsere politischen Entscheidungsträger, allen voran Herr Spahn, gemeint, das Virus macht am schönen Gardasee Urlaub oder bleibt zum Skifahren in Österreich?

Um zu wissen, was „exponentiell“ bedeutet, muss ich weder habilitiert noch promoviert haben. Herr Prof. Wieler und Herr Dr. Drosten erinnern sich vielleicht noch an ihre Schulzeit, die Geschichte mit dem Schachbrett und den Reiskörnern. Auf das erste Feld (A8) lege ich ein Reiskorn, auf das zweite zwei Reiskörner, auf das dritte vier Reiskörner, dann acht, dann 16 usw. zum Schluss, d.h. auf dem 64. Feld befinden sich über 18 Trillionen Reiskörner. Ende Februar haben mir also simples Kopfrechnen, Papier und Bleistift, gereicht, um zu überschlagen, bei welchen Zahlen wir uns 4 Wochen später wiederfinden werden. Worst case: Verdoppelungen der Infektionen alle 3 Tage. Best case: Verdoppelung der Fallzahlen im Wochenryhthmus Um im Bild des Schachbretts zu bleiben: Ich warte einfach 3 oder 7 Tage ab, bevor ich das nächste Feld belege.

Um diese Entwicklung zu erkennen, benötige keine wissenschaftliche Expertise oder elaborierte Diskussion, ob sich das Virus in einem Lungenflügel oder sonstwo vermehrt. Da genügen mir, nach Kant und Arendt: Selbstständiges Denken und der Gemeinsinn, das bedeutet, dem Gemeinwohl verpflichtet zu sein. Die Ärztekammer der Steiermark gibt regelmäßig Bulletins zur Corona-Pandemie heraus. In der Verlautbarung vom 13.03.2020 wurden die Großräume München, Köln/Bonn, Nürnberg, Stuttgart, Aachen und Hamburg bereits als Risikogebiete eingestuft, d.h. es kommt zu einer kontinuierlichen Virusübertragung. Bereits Anfang der zweiten Märzwoche war klar, 40% der Neuinfizierten in Bayern und Baden-Würtemberg waren vorher beim Skifahren in italienischen oder österreichischen Skigebieten. Auf der entsprechenden Homepage des RKIs, Stand 15.03.2020, las man davon nichts. In Bayern wurde also munter zur Wahlurne gegangen, das öffentliche Leben fand statt, als würde nichts geschehen. Auch kann ich mich sehr gut an die Äußerungen von Herrn Spahn im Februar und Anfang März erinnern. Das deutsche Gesundheitssystem sei bestens aufgestellt, um der Seuche zu begegnen, Grenzschließungen, Reisebeschränkungen oder Schulschließungen seien Unsinn. Schließe man die Schulen, dann würden ja Pfleger und Ärzte zu Hause bleiben, um ihre Kinder zu betreuen.

Kennt Herr Spahn als zuständiger Bundesminister die Realität im deutschen Gesundheitswesen nicht? Seit Jahren werden Betten abgebaut, z.B. verfügte das Krankenhaus München-Schwabing, ein Haus der Maximalversorgung, einmal über 1400 Betten. Aktuell sind es noch 650 für einen Einzugsbereich von ca. 250.000 Menschen. Eine weitere Verkleinerung auf 450 Betten ist geplant. Seit Jahren sind die Gesundheitsämter minimal oder unterbesetzt. Seit Wochen gibt es für Arztpraxen weder Desinfektionsmittel noch Schutzausrüstung. Eine Intensivschwester berichtet mir, auch an einer Universitätklink werde das alles knapp. Und, und, und. Haben die genannten Protagonisten dieses völlig verfehlten Krisenmanagements nur auf absolute Fallzahl zum Zeitpunkt x gestarrt? Was sind schon 16 Erkrankte, was sind schon 60 Erkrankte in Deutschland etc.?

Erst als hinten mehr 0er dranhingen, brach hektische Betriebsamkeit aus. Aber vielleicht war Herr Spahn im Februar und Anfang März zu sehr von den eigenen Karriereplänen absorbiert, um sich profund mit diesem kleinen Virus zu beschäftigen? Es wurde also anfänglich bagatellisiert, beschwichtigt und abgewiegelt sowie von einer „dynamischen Lage“ geschwaffelt, der man sich tagtäglich neu anpassen müsse. Unsinn, ist seit Wochen ist die Lage eindeutig, weil simpel exponentiell. So hat man einen Zeitraum von mindestens 4 Wochen verstreichen lassen, bis konsequenten Massnahmen zur Seucheneindämmung getroffen wurden. Ein paar Beispiele wohin uns all dies Bagatellisieren und Abwiegeln gebracht hat:

Noch in der ersten Schulwoche nach den Faschingsferien wurden Klassen zum Skilager nach Südtirol geschickt, das RKI hatte Südtriol ja nicht als Risikogebiet eingestuft. Am Freitag derselben Woche wurde Südtirol dann zum Risikogebiet erklärt. Rückkehrer, Kinder wie Lehrer, wurden z.B. in Sachsen-Anhalt in Quarantäne geschickt. In Bayern geschah: Nichts. Bayern hat erst 14 Tage nach Ende der Faschingsferien bestimmt, Kinder die, in Südtirol waren, dürfen nicht zur Schule kommen. Aber die Eltern, Lehrer? Sind Kinder in Bayern ansteckender als Erwachsene? Scheibchenweise wurden Schulen geschlossen. Tagelang wurde bezüglich der Absage von Groß-oder Kleinveranstaltungen diskutiert. Was sind Schulen? Tagtägliche mittlere bis große Veranstaltungen. In München ließ Herr OB Reiter, unter großem Beifall der Medien, ein Bürgertelefon zur Corona-Pandemie einrichten. Dafür wurden anfangs 8 (!) Leitungen geschaltet (München hat 1,5 Millionen Einwohner). Die Mitarbeiter wurden erst ab Mittag des ersten Tage per Infoauslagen geschult.

Die 116 117 war und ist maximal überlastet. Ein beispielhafter Fall: Mensch, mit Fieber zu Hause, Mutter erkrankt, Bruder auf der Intensivstation, beide Corona-positiv, mehrfache vergebliche Versuch, dort durchzukommen. Vor drei Wochen wurde ein Bekannter als Kontaktperson ersten Grades eingestuft. Das Gesundheitsamt ließ sich telefonisch die Kontaktdaten bestätigen. Sonst ist bis heute nichts geschehen. Ebenfalls vor drei Wochen hielt ein allgemeinärztlicher Kollege das Aufhebens um die Coronapandemie für völlig übertrieben und betreute weiterhin einmal die Woche, ohne zusätzliche Vorsichtsmassnahmen oder eine eigene Testung, ein Altersheim. Eine kardiologische Kollegin kam mit grippalen Symptomen aus dem Skiurlaub. Auskurieren und/oder Testung? Nein, Danke. Volle Praxisarbeit war angesagt. Ein Arzt kam Anfang März mit einem der letzten Flieger von der Beerdigung eines Corona-Opfers aus Teheran und wurde am Ankunftsflughafen freundlich durchgewunken.

Eine Hebammenschülerin wollte sich nach Rückkehr aus dem Italienurlaub an der Charite´ testen lassen. Das wurde ihr verweigert. Atemschutz, auch zum Selbstschutz, bei der Betreuung von Schwangeren, Neugeborenen, im Kreissaal? Nicht nötig. All das geschah in bester Übereinstimmung mit Herrn Drosten und Herrn Spahn. So wurde auf das Feld G8 des Schachbretts, um den 5. März, noch einmal eine ordentliche Anzahl von Reiskörnern dazugelegt, d.h. der Sockelbetrag an infizierten Menschen noch einmal deutlich gesteigert. Nicht die Menschen, die im Englischen Garten in der Sonne lagen oder im Biergarten saßen, sind also Schuld an der aktuellen und sich weiter verschärfenden Situation, sondern die politisch Verantwortlichen in Berlin wie in den Ländern. Verantwortung zu übernehmen würde für Herrn Spahn nun heißen, unverzüglich zurückzutreten. Herr Spahn wird diesen Schritt nicht machen. Dafür habe ich Verständnis, fühlt er sich doch zu Höherem berufen. Doch es gilt der Satz von Helmut Schmidt: „In der Krise zeigt sich der Charakter.“ Herr Spahn hat diesen Charaktertest nicht bestanden. Und Herr Drosten sollte tun, was er am Besten kann: Forschen. – Dr. med. Th. Lukowski

 

Die Autorin stellt die Kanzlerfrage, ob die Wissenschaft die Executive abgelöst habe und setzt in ihrem Artikel das SARS-CoV2 –Virus mit der Klimakrise in Relation. Das SARS-CoV2- kann doch nicht im Ansatz mit der Klimathematik verglichen werden. Diese weltweite Virus-Pandemie wird unsere Sozialstrukturen und unsere Demokratien, weltweit, nachhaltiger verändern als alle apokalyptischen, simulierten Klimaprognosen. Keiner, weder die Wissenschaft noch die Politik haben für die Bewältigung der Corona Krise eine Blaupause. Sicher müssen wir Bürger*innen uns die Frage stellen, wie lange wir der Executive so viel Macht geben dürfen. Dass aber die Autorin in diesem Zusammenhang gerade die „Grünen“ als oberste Bedenkenträger erwähnt, die sich fragen, „wie lange die Begeisterung für eine starke Executive anhält“, kann ich nicht nachvollziehen.

Gerade die „Grünen“ fordern, besonders in Zusammenhang mit der Klimathematik, permanent Einschränkungen, finanzielle „Bestrafungen“ und Verzicht für die Bevölkerung. Was ich völlig unverständlich finde, ist, dass aufgrund der in der Drucksache 17/12051 des Deutschen Bundestages von 2012 dargelegten Simulation mit Modi-SARS-Virus (hypothetischen Erreger) sowohl von der Politik als auch von der Wissenschaft keine entsprechenden Maßnahmen getroffen wurden. In dieser Simulation wurden genau die Szenarien beschrieben, die wir heute erleben. Ein wichtiges Ergebnis war, dass unbedingt ein Impfstoff entwickelt werden müsseund die Entwicklung dieses Stoffes etwa drei Jahre dauere.Dies wurde meinem Wissen nach auch aus Kostengründen unterlassen. Hier muss die Kritik an Politik und Wissenschaft ansetzen. Vieles, auch bedeutend höhere Kosten, würde uns heute erspart bleiben. Wir müssen aber auch aufpassen, dass unverhältnismäßige Eingriffe in unser Freiheitsrecht nicht dauerhaft stattfinden und unsere demokratische Grundordnung ein Opfer des Corona Virus wird. – Hubert Klemenjak

 

Der Auffasung des Virologen Christian Drosten kann ich nur stimmen: „Der politische Journalismus zumal findet wenig Gnade in seinen Augen: zu frivol, zu wenig sachorientiert.“ Wenn ich die Medien verfolge und z. B. Presseschauen im Radio höre, höre ich häufig: „Skandal“, „Versagen“ etc, so dass man meinen können, wir leben in Deutschland in einem „failed state“. Das sind wir, wie jeder sehen kann, nicht. –Alfons Eggersmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir waren so frei“ von Matthias Geis

 

Ist das ein Lesertest? In Spalte 3 heißt es: „(…) der ganze Ostblock vollzog nach 1990 die Transformation vom Staatssozialismus zur Marktwirtschaft, von der Demokratie zur Diktatur.“ Echt jetzt? – Stefan G. Wolf

 

Die Überschrift sollte, „Wir fühlten uns so frei“, lauten. Tatsächlich muß Freiheit auch im Denken, Handeln und Fühlen vorhanden sein und das ist es bei einigen Menschen immer noch nicht. Warum das im Osten noch etwas stärker ausgeprägt ist, als im Westen hat Ursachen in unserer Erziehung. So sagte unser Staatsbürgerkundelehrer, der auch SED-Parteisekretär an unserer Schule war: „ Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns“. Mit dieser Aussage war mir (damals 1980 und 15-jährig) klar, in diesem Land will ich meine Zukunft nicht aufbauen, ich will und muss raus aus dieser Diktatur. Das der Osten nach 1990 so viel Links und heute Rechts wählt hat auch mit einem wachsenden Demokratieverständnis zu tun, aber die Schwäche der etablierten Volksparteien ist temporär die Stärke der Demokratiegegner, was bei Linken wie Rechten der Fall ist. – Tino Winkler

 

Ein sehr informativer und zutreffender Artikel. Ich denke, im mittleren Absatz unten ist Ihnen jedoch ein Dreher unterlaufen. Sie schreiben …. zur Marktwirtschaft, von der Demokratie zur Diktatur. Muß es hier nicht von der Diktatur zur Demokratieheißen. Oder habe ich etwas falsch verstanden. ?? Ich bitte um Info. Vielen Dank. – Hillo-Wilfried Markert

 

Die Märchen des Herrn Geis zur Wahlfreiheit der Ostdeutschen im März 1990Aus Anlass des dreißigsten Jubiläums der ersten freien Volkskammerwahlen im Osten versucht der Autor mit dem märchenhaften Nachnahmen uns glauben zu machen, dass die Ostdeutschen selber schuld gewesen seien daran, auf welche Weise diese Wiedervereinigung letztendlich erfolgt sei. Sie hätten angeblich wählen können, ob sie dem Anschluss an den Westen oder einer Föderation mit dem Westen den Vorzug geben wollten. Sie hätten sogar hierbei den dominanten Part gehabt, heißt es in seinem Märchen. Seltsam. Auf den Wahlzetteln stand davon gar nichts. Dort war wohl zwischen den Parteien zu wählen. Und die hatten sich vielleicht bereits auf die Anschlussvariante verabredet. Das Votum der Ostdeutschen hierzu wurde jedoch nicht erfragt. Bundeskanzler Helmut Kohl schwamm erkennbar gern auf der Welle des „Kanzlers der Einheit“.

Er versprach dem Osten „blühende Landschaften“, was auch immer er dafür hielt. Populismus eben. Dass er insgeheim einer Konföderation den Vorrang hätte einräumen wollen, wurde nicht wahrnehmbar und ist angesichts des klaren Wahlergebnisses der CDU recht unglaubwürdig. Denn die CDU als Sieger dieser Wahlen hat selber wählen können zwischen den beiden Optionen. Und sich für den schnellen Anschluss entschieden. Warum wohl? Weil sie um das Gelingen der Wiedervereinigung und um das Wohl des Ostens so besonders besorgt gewesen ist? Weshalb wurden die Ostdeutschen dann zu der wichtigen Frage des Anschlusses oder einer – zunächst – föderativen Lösung weder vor den Wahlen gehört, noch wurden die Varianten in den Medien mit all ihren Vor- und Nachteilen sowie möglichen Folgen ausführlich diskutiert. Schon gar nicht mit Blick auf den wirtschaftlichen Aspekt und die jeweiligen Auswirkungen für Ostdeutschland. Warum nicht? Weil für die Ostdeutschen „das neue Leben im Westen schon so lange zu besichtigen gewesen war“, wie Herr Geis glauben machen will? Dieses Märchen ist angesichts der bekannten vierzigjährigen Reise- und Informationsbeschränkungen im Osten nun tatsächlich grotesk!

Denn das Grundgesetz beispielsweise kannten die allerwenigsten Ostdeutschen zum Zeitpunkt der Wahl. Und sie wussten deshalb nicht einmal, dass es gemäß Grundgesetz neben dem Anschluss auch den Weg einer gleichberechtigten Teilhabe gegeben hätte! Von einer solchen war einfach nicht die Rede. Auch die historische Entwicklung des Saarlandes war den Ostdeutschen nahezu unbekannt geblieben, da das ostdeutsche Bildungswesen die Brüder und Schwestern im Westen strikt ausblendete. Aber – wenn schon nicht die marktwirtschaftlich erfahreneren Westpolitiker, so hätten dann wenigstens die Ostdeutschen sich darüber klar werden müssen, „was es bedeuten würde, Teil dieser neuen Welt zu werden“ – selbstverständlich! Sie hätten ahnen können, was da auf sie zukommt: Das Verschachern der Reste an Volkseigentum, den totalen Ausverkauf oder die Schließung der Betriebe und eine bis dahin unbekannte, grassierende Massenarbeitslosigkeit. Oder den Bankrott von gut funktionierenden Produktionsmöglichkeiten zugunsten der westlichen Konkurrenz bzw. deshalb, weil beispielsweise begehrte und beliebte Ostprodukte einfach nicht gelistet, also angeboten wurden von den Supermarktketten.

Die Liste der Pleiten, Pech und Pannen ließe sich noch elend lange fortsetzen. Die daraus resultierende Entziehung der Existenzgrundlage für die allermeisten Ostdeutschen und damit des bisher gewohnten Rechts auf Arbeit, hat sie fortan am nachhaltigsten geprägt, denn die Folgen daraus haben sie und ihre Familien bis heute zu tragen. Mehrere Zehntausende standen plötzlich auf der Straße und angesichts des gut organisierten, landesweiten Wirtschaftssterbens war nirgendwo Arbeit zu finden. Wer noch immer glaubt, daran waren die ostdeutschen Bürger schuld, oder die Ossis hätten ja erst mal das Arbeiten lernen müssen, der lügt sich die Welt schön. Ausverkauf und Fördergeldabzocke waren an der Tagesordnung. Viele gut ausgebildete Fachkräfte und Akademiker mussten froh sein, von mieser Entlohnung gerade noch ihre Familien ernähren zu können oder schlussendlich von staatlichen Almosen abhängig werden. Wen wundert es eigentlich, dass all dies einer Vertreibung gleich kam: Wer konnte, verließ die Heimat und suchte sich im Westen Arbeit. Wirtschaftsflüchtlinge, oder? Dennoch ein weiser Entschluss dieser Menschen, denn 30 Jahre bessere Bezahlung und am Ende eine auskömmlichere Rente wiegen schwer. Die breite Masse der Daheimgebliebenen jedoch hatte außer Häme und Spott keinerlei Unterstützung.

Sind ja sowieso alles nur Jammer-Ossis, hieß es lange Zeit. Von Wertschätzung oder Akzeptanz auf Augenhöhe haben sie viel zu lange vergeblich zu träumen gewagt. Menschen zweiter Klasse eben. Das hat mitunter wohl auch für Verbitterung gesorgt. Manchem ist bis heute offensichtlich nicht ganz klar, inwiefern dadurch das Vertrauen der Ostdeutschen in durchaus notwendiges staatliches Handeln vollmundig agierender Politiker so tief enttäuscht wurde. Da hilft es auch nicht mehr, dass erst 30 Jahre später unseren Politikern endlich auffällt, dass es eine tief sitzende Politikverdrossenheit im Osten gibt. Die man sehr wohl bedauern, jedoch nicht verurteilen kann. Die Schuld für diese Nachwendemiesere den Ostdeutschen auch noch überhelfen zu wollen, ist wirklich dreist. Denn eigentlich hätten nicht nur die Ostdeutschen wissen können, dass man die beabsichtigte Angleichung der wirtschaftlichen Prozesse zwei so unterschiedlicher Systeme nicht ungestraft allein dem freien Markt überlassen kann, oder? Zumal man 40 Jahre in diesem System gelebt hat, Herr Geis! Wo war der Staat und wie souverän hat er diesen Umbauprozess gelenkt?

Hat er die Ostdeutschen mitgenommen auf diesem schweren Weg oder versehentlich vergessen? Denn heute gibt es Sozialprogramme und Wiedereingliederungskonzepte, sobald hunderte Beschäftigte von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Und es gibt Stellenangebote im weiteren Umfeld. All das gab es nach der Wende für die Ostdeutschen nicht. Vielleicht jedoch ging es damals eigentlich um etwas gänzlich Anderes als die Menschen im Osten. So was wie Absatzmärkte vielleicht, arbeitsmarktpolitische Konkurrenzsorgen etwa oder die Sicherung weltpolitischer Interessen? Oder war es nur bequemer, das Wohlbekannte des Westens im Osten zu adaptieren? Da fielen dann die Ostler mit ihrem Mut zur Wende irgendwie hinten runter.

Oder sollten gar einen Dämpfer bekommen, damit sie nicht übermütig werden. Von den wenigen, sogar recht guten, sinnvollen Praxiserfahrungen der Ostdeutschen lernen, nein, das wollte man nun wirklich nicht. Dafür ist die Zeit erst jetzt so langsam reif, nachdem damals zunächst fast ausnahmslos alles platt gemacht worden war. Darüber reden hilft ihnen nun auch nichts mehr. Vielleicht versucht der Autor nur etwas ungeschickt, vom Kern der Dinge im Hintergrund abzulenken? Allenfalls ist seine späte Häme recht gewöhnlich und erschüttert die Ossis inzwischen sicherlich kaum noch. – H. Wehnert

 

Der Artikel von Matthias Geis („Wir waren so frei“) beinhaltet aus meiner Sicht eine sehr weitgehend detaillierte und schlüssige Analyse der historisch bedingten Probleme im Verhältnis von Ost- und Westdeutschen. Auch das Dilemma des von den Ostdeutschen mehrheitlich rasch gewollten Anschlusses an die BRD, der später eher als Übernahme und Degradierung empfunden wurde, wird sinnvoll herausgearbeitet.

Eine Aussage des Artikels jedoch hat mich sehr befremdet: „[..] der ganze Ostblock vollzog nach 1990 die Transformation vom Staatssozialismus zur Marktwirtschaft, von der Demokratie zur Diktatur.“ Entweder wurde hier etwas verdreht oder aber es liegt eine höchst fragwürdige Sicht auf die Veränderungen ab 1990 vor. Die erfolgten Veränderungen für die Ostdeutschen als Überformung zu bezeichnen, erscheint zum Teil sicher zulässig. Eine Diktatur was das aber ganz sicher nicht. – Frank Diekmann

 

Ich schreibe nie Leserbriefe, aber Ihr Artikel „Wir waren so frei“ hat mich ob seiner Oberflächlichkeit so geärgert, dass ich es jetzt doch tue. Tenor des Artikels ist, dass die Ossis sich aus lauter Dummheit, Konsumgeilheit und mangelnder Demokratieerfahrenheit ihren (unausgesprochen: wohlverdienten) Untergang selbst herbeigewählt haben. Bebildert ist das Ganze mit klischeehaft schlecht gekleideten und albern frisierten Einwohnern meiner damaligen Heimatstadt Karl-Marx-Stadt: Quod erat demonstrandum. Dabei trifft der Artikel zunächst einige wichtige und richtige Feststellungen, die leider auch 30 Jahre nach der Wende noch nicht ins gesamtdeutsche (sprich: westdeutsche) Bewusstsein vorgedrungen sind: Der katastrophale Zusammenbruch der ostdeutschen Wirtschaft in den frühen neunziger Jahren und die nahezu komplette Übernahme alle Führungspositionen in der lokalen Wirtschaft und Verwaltung durch Westdeutsche, welche im Osten bald als gezielte Zerstörung und Kolonisierung empfunden wurden, waren nicht (nur) eine Folge der immer wieder plakativ beschworenen „40 Jahre Misswirtschaft“, sondern die Folge politischer (Fehl)Entscheidungen auf dem Weg zur schnellen Deutschen Einheit.

Zu aller erst ist hier die Entscheidung zum Währungsumtausch im Verhältnis 1:1 (Ausnahme Sparguthaben über bestimmten Freigrenzen, welche im Verhältnis 1:2 getauscht worden) zu nennen. Die dadurch eintretende extreme Währungsaufwertung praktisch über Nacht, die alle Kosten für Unternehmen von einem Tag auf den anderen fast verfünffachte (und das auch nur wenn man vom offiziellen Umtauschkurs ausging, nach Schwarzmarktkosten wohl eher versieben- bis verzehnfachte) nahmen den Unternehmen in Ostdeutschland jegliche Wettbewerbsfähigkeit sowie alle angestammten Absatzmärkte im Osten Europas. Einen solchen Währungsschock kann keine Volkswirtschaft der Welt unbeschadet überleben. Die dadurch ausgelösten Verwerfungen stellen alle Wirtschafts- und Währungskrisen der jüngeren Wirtschaftsgeschichte (einschließlich der Krisen 1929-1932 und 2008/2009 bzw. der auf die letztere folgenden Staatsschuldenkrise in Südeuropa) in den Schatten.

Die zweite fundamentale Entscheidung war die Übernahme aller Gesetze und Institutionen der Bundesrepublik, wiederum über Nacht und weitgehend ohne Umstellungs- oder Übergangsfristen. Wenn man bedenkt, wie lange es dauert, ein juristisches oder wirtschaftswissenschaftliches Studium zu absolvieren oder sich zu einem Steuerberater ausbilden zu lassen, kann man sich ungefähr vorstellen, welche Aufgabe auf ostdeutsche Führungskräfte in Wirtschaft oder Verwaltung zukam, die alles das praktisch über Nacht wissen sollten. Damit wurde ein Start- und Wettbewerbsvorteil für eingeflogene Führungskräfte aus Westdeutschland geschaffen, der so schnell nicht wieder aufzuholen war und sich in der Folge durch die Weitergabe von Posten im gleichen sozialen Milieu (d.h. von Westdeutschen zu Westdeutschen) perpetuierte.

Eine dritte fundamentale Entscheidung war die – im Vergleich zu den anderen mittel- und osteuropäischen Transformationsländern viel radikalere Privatisierung, bei der ein grundlegender Marktmechanismus außer Acht gelassen wurde. Zeitweilig unterstanden der für die für die Privatisierung zuständigen Treuhandanstalt als Privatisierungsbehörde 12.534 Unternehmen mit mehr als vier Millionen Beschäftigten. Allein bis Ende 1992, also in einem Zeitraum von nur zwei Jahren, wurden mehr als 10.000 Betriebe verkauft. Wenn derart viele Unternehmen auf den Markt geworfen werden, muss deren Preis drastisch sinken. So kam es statt des erwarteten (und überschätzten) Gewinns von rund 600 Milliarden D-Mark zu einem Treuhand-Verlust von 270 Milliarden D-Mark. Pro (ehemaligen) DDR-Bürger waren das mehr als 15.000 D-Mark. Ende 1994 verkündete die Bundesregierung mit Stolz die Auflösung der Treuhand, weil die Privatisierung nunmehr abgeschlossen sei. Doch bei den meisten privatisierten Unternehmen wurde die Produktion einfach eingestellt.

Was die mit dieser Mammutaufgabe völlig überforderte Treuhandanstalt (welche Industrieholding auf dieser Welt hat jemals zwölfeinhalbtausend Unternehmen managen können?) nicht zerstörte, besorgten andere ideologiegetriebene Entscheidungen, wie etwa der Grundsatz ´Rückgabe von Entschädigung´, der viele Eigentumsverhältnisse über Jahre im ungewissen ließ und deswegen Investitionen und einen schnelleren Wiederaufbau verhinderte. Trotz der weitgehend richtigen Erfassung der Ausgangslage stellt der Artikel dann aber bei der Frage, wie es zu diesen (Fehl-)Entscheidungen kam, einige sehr steile – und historisch nicht haltbare – Thesen auf. Das geht schon mit der Aussage los, 75 % der ostdeutschen hätten diesen Weg gewählt. Das unterschlägt, dass die SPD – welche in den Umfragen lange vorn lag – einen deutlich vorsichtigeren Weg vorgeschlagen hatte. Und dass sowohl im Westen unter Oskar Lafontaine, als auch im Osten (wo die SPD im Übrigen auch kein einfacher Ableger oder eine Kopie der West-SPD war, sondern eine Wiedergründung nach Ende der Zwangsverheiratung mit der KPD zur SED am Ort ihrer ersten Gründung 1863 in Leipzig).

Das Versprechen eines Währungsumtausches im Verhältnis 1:1 und eines schnellen Beitritts in die BRD gemäß Art. 23 Grundgesetz (anstelle des eigentlich für die deutsche Einheit vorgesehenen Art. 146 Grundgesetz, der einen gleichberechtigteren Weg mit einer Abstimmung über eine neue Verfassung vorgesehen hätte), war allein der Wahlkampfschlager des CDU-geführten Wahlbündnisses „Allianz für Deutschland“. Mit diesem Versprechen sowie mithilfe der organisatorischen Kraft der ehemaligen Blockpartei CDU, die insoweit in der Tat ein Anhängsel der West-CDU war, gelang es Helmut Kohl den Wahlkampf im Osten kurz vor Ende zu drehen. Praktisch bis zum Wahltag galt die SPD als Favorit, denn schließlich hatten die meisten DDR Bürger nicht vergessen, das es ja gerade der Übervater der West-CDU, Konrad Adenauer, war, der mit seiner konsequenten Westbindungspolitik und insbesondere mit der Ablehnung der sog. Stalin-Noten eine Lösung wie beim ebenfalls in vier Besatzungszonen geteilten Österreich verhindert hatte und damit den Ostdeutschen den ganzen Schlamassel der deutschen Teilung erst mit eingebrockt hatte.

Außerdem gab es mit der Ausnahme des kleinen Eichsfelds in Ostdeutschland kein katholisches Milieu, das der CDU eine natürliche Basis angeboten hätte. Dagegen verbanden die meisten Ostdeutschen die von der SPD in den 60ern und 70ern initiierte Entspannungspolitik mit praktischen Erleichterungen und Fortschritten in ihrem Leben. Noch Anfang Februar 1990 lag die SPD bei einer veröffentlichten Umfrage bei 54 Prozent, gefolgt von der PDS mit 12 Prozent und der CDU mit 11 Prozent. Am Ende wirkte aber das Geld-Versprechen Helmut Kohls. Die SPD erreichte nur enttäuschende 22 % der Stimmen. Zusammen mit der PDS, Bündnis 90 und den Grünen lag das Lager, das einem schnellen Anschluss an die BRD ohne Übergangsphase und neue Verfassung skeptisch gegenüberstand bei knapp 40%.

Das lag auch daran, dass die SPD im Wahlkampf von der CDU ins gleiche Lage wie die SED Nachfolgerin PDS gerückt wurde, während die Allianz für Deutschland ihr Wahlkampfprogramm unter das Motto ‚Nie wieder Sozialismus‚ stellte. Ferner hat keine Partei eine ähnliche Materialschlacht betrieben, wie die CDU im Osten. Belege dafür ließen sich mit minimalen Rechercheaufwand finden. Hier zwei Ausschnitte aus dem Wikipedia-Artikels zur letzten Volkskammerwahl: Der Schriftsteller Michael Schneiderkritisierte die in seinen Augen massive Einmischung der Bundespolitik in den DDR-Wahlkampf unter anderem so:„Insgesamt wurden rund 40 Millionen DM für den parteipolitischen Werbefeldzug in der DDR verausgabt, davon ein beträchtlicher Teil aus Steuermitteln der Bundesbürger. (…) 100.000 Schallplatten und Kassetten mit drei Reden Helmut Kohls (…) wurden teils im Einzelversand nach drüben geschickt, teils bei Kohls Wahlkampfauftritten direkt unter seine Leipziger und Erfurter Fans verteilt. (…) In Erfurt beispielsweise haben hessische CDUler, die mit acht Omnibussen angekarrt wurden, in einer einzigen Nacht 80.000 Plakate geklebt. (…)

Die Bundesdeutschen (entdeckten) in der ihnen plötzlich zugänglich gewordenen DDR ein Terrain, auf dem sich ein Stück versäumter Kolonialgeschichte nachholen lässt (…).“Der BürgerrechtlerJens Reich, einer der Begründer des Neuen Forums, kommentierte 2009 die Frage der Entwicklung der Demokratie in der DDR so:„Das Bonner Nilpferd ist in einer Massivität gekommen, dass man einfach hilflos war. Im Wahlkampf ist einfach der gesamte Apparatismus des Westens in den Osten gebracht worden. Dem hatten wir nichts entgegenzusetzen. Das waren in die DDR exportierte Westwahlen.“Helmut Kohl, der zu diesem Zeitpunkt innenpolitisch eigentlich schon abgeschrieben war und der nur kurz vorher einen Putschversuch von Lothar Späth, Heiner Geißler, Ernst Albrecht und Rita Süssmuth politisch knapp überlebt hatte, setzte mit dieser Überwältigungsstrategie alles auf eine Karte, in der am Ende ja auch erfolgreichen Hoffnung, damit erst die Wahl im März 1990 im Osten und dann im Dezember 1990 im Westen zu gewinnen und somit sein eigenes politisches Überleben zu sichern. Es ist dabei davon auszugehen, dass ihm die ökonomischen – und in der Folge auch politischen – Risiken dieser Strategie durchaus bekannt waren.

Unter anderem der damalige Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl sowie der Rat der Wirtschaftsweisen warnten eindringlich vor den verheerenden Folgen der Entscheidung zur schnellen Währungsunion für die ostdeutsche und übrigens auch für die westdeutsche Wirtschaft. Auch Oskar Lafontaine hatte früh gewandt und wurde in der Folge von der CDU als vaterlandsloser Geselle verunglimpft. Alle diese Warnungen erfüllten sich dann wenig später ohne dem Ansehen Helmut Kohls als entschlossener „Kanzler der Einheit“ zu schaden: Es kam zu einem präzedenzlosen wirtschaftlichen Einbruch. Die ostdeutsche Industrieproduktion sank bis Mitte der neunziger Jahre auf 27 Prozent des Niveaus von 1988. Kein anderes postkommunistisches Land in Europa – nicht einmal die teilweise in bürgerkriegsartigen Zuständen zerfallende Sowjetunion – erlebte einen derart drastischen Rückgang.

Infolgedessen verließen, bis 1994 1,4 Millionen Ostdeutsche ihre Heimat. Diese Zahl entsprach ziemlich genau den in der Tschechoslowakei in diesem Zeitraum neu gegründeten Unternehmen. Im Ergebnis wurde praktisch die gesamte Volkswirtschaft der ehemals zehntgrößten Volkswirtschaft der Welt nahezu komplett abgewickelt. Zwar ging es den einzelnen Ostdeutschen finanziell und in ihrem individuellen Lebensstandard besser als den Menschen aus den ehemaligen Bruder-Ländern. Das war aber nur eine Folge der Transfer-Milliarden aus dem Westen, welche diesen wiederum an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit brachten und die anfängliche Freude an der Einheit in Frustration und teilweise in Verachtung für den Osten umschlagen ließ. Der Absturz der ostdeutschen Wirtschaft überforderte den Bundeshaushalt und vor allem die Sozialversicherungen, die für die Millionen Arbeitslosen direkt oder indirekt einstehen mussten. So wurden die Kosten für die Frühverrentungen der Rentenkasse aufgebürdet, die Krankenkassen leisteten ebenfalls hohe Transferzahlungen. Doch die Pazifizierung der ostdeutschen Transformationsverlierer durch Sozialleistungen war auf die Dauer nicht finanzierbar.

Auch diese Informationen sind einfach recherchierbar. Viele der hier genannten Zahlen sind zum Beispiel bei der Bundeszentrale für politische Bildung zu finden (https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/305972/der-preis-der-einheit). Man muss sich nur die Mühe machen, abseits von Klischeebildern die ökonomischen Zusammenhänge verstehen zu wollen. Die ostdeutsche Wirtschaft ist nämlich nicht daran zusammengebrochen, dass den ostdeutschen plötzlich die technische Unterlegenheit ihrer Trabis und Wartburgs bewusst wurde – diese Unterlegenheit war auch schon während der Existenz der DDR und während der überlangen (wenn auch nicht ein halbes Leben lang dauernden) Wartezeiten für diese Fahrzeuge sehr wohl bekannt.

Hierzu zu schreiben, die drängenden Ostdeutschen hätten Helmut Kohl keine andere Wahl gelassen, der Westen hätte gar vor dem Osten kapituliert, ist schlicht nicht plausibel. Welches Druckmittel hätten die Ostdeutschen denn haben sollen, um den 1:1 Umtausch und die schnelle Einheit zu erzwingen? Eine angedrohte Abstimmung mit den Füßen? Die fand – siehe oben – als Folge des Zusammenbruchs sowieso statt, weil Millionen Ostdeutsche gen Westen gingen, weil ihre Arbeitgeber die Folgen der Währungsunion und die Privatisierung durch die Treuhandanstalt nicht überleben. Bei der Herbeiführung der totalen West-Dominanz spielte der Osten keinen dominanten Part mehr. Dominanz hatte er nur einmal für eine sehr kurze Zeitspanne: Im Herbst 1989. Danach war alles wieder wie es immer war. Vielmehr sind die Ostdeutschen – und diesen Vorwurf müssen Sie sich gefallen lassen – einem populistischen Verführer aufgesessen, der wider die Warnung aller Experten einen einfachen Weg in blühende Landschaften versprochen hatte.

Insofern sind sie den Arbeitern aus dem Nord-Osten Englands oder des amerikanischen Rust-Belts nicht unähnlich, die auf eine Lösung ihrer Probleme durch den Brexit oder Donald Trump gesetzt hatten. Nur sind die wirtschaftlichen und politischen Folgen der Versprechen Helmut Kohls im Rahmen der letzten Volkskammerwahl ungleich verheerender als die Folgen des Brexits es wohl auch im Worst-Case-Scenarios eines No-Deals es jemals sein werden. 30 Jahre nach der Einheit wird es Zeit, dass sich Deutschland diesem Teil seiner Geschichte stellt. Der aufrechte Gang in die Einheit hatte eine Chance. Er wurde in Ost und West ernsthaft erwogen.

Leider erhielt er keine Mehrheit. Die Gründe sind in auch in einer Kampagne zu suchen, die zwar noch ohne Internet auskam, aber ansonsten durchaus alle Merkmale moderner populistischer Kampagnen aufweist, einschließlich der Unterstützung durch die Boulevardmedien – die übergroße BILD-Schlagzeile am Tag der Währungsunion lautete: „Kohl macht es wahr: 1:1“. Die wissenschaftlich fundierte Aufarbeitung dieser Zeit würde sicherlich auch helfen bei der Suche nach Ursachen für die aktuelle Frustration im Osten, die sich allzu oft in einem Wahlkreuz für die AfD ausdrückt. Auch wenn es sicherlich einige harte Rechte in der ostdeutschen AfD-Wählerschaft gibt, spielt sicherlich noch öfter ein Protest gegen „den Westen“ eine Rolle, gegen den man sich nun schon 30 Jahre so ohnmächtig fühlt. – Stephan Rudolph

 

Ich danke Ihnen für den o.a. Beitrag. Die „Verursacher“ der Umbrüche in den Monaten vom Fall der Mauer bis zur Eingliederung der DDR in das System der BRD werden klar dargestellt, das waren DDR-Bürger von der Sorte, welche heute Klopapier hamstert. Auf einen möglichen Fehler im Beitrag will ich Sie hinweisen. In der dritten Spalte schreiben Sie „ der ganze Ostblock vollzog nach 1990 die Transformation vom Staatssozialismus zur Marktwirtschaft, von der DEMOKRATIE zur DIKTATUR“. Dass die Diktatur der Kommunisten durch jene das Kapitals ersetzt wurde, wollten Sie doch sicher nicht darstellen. – Rudolf Müller

 

VIELEN Dank fuer diesen Beitrag, der in Erinnerung ruft, dass die Menschen in der DDR sich 1990 mit grosser Mehrheit fuer die D-Mark und den Anschluss entschieden hatten. Das heisst nicht, dass alles was danach kam rechtens war oder dass die Menschen nicht mit Aussagen „keiner wird durch die Einheit etwas verlieren“ in die Irre gefuehrt wurden. Aber es heisst, dass die heute so viel beschworene Wertschaetzung der ostdeutschen Lebensleistung zumindest damals in der DDR nicht galt. Es ist nicht ueberraschend, dass „der Westen“ die Leistung „des Ostens“ nicht sonderlich schaetzt, wenn dieser es selbst nicht tat. – Sabine Moehler

 

Ich gehe davon aus, daß der Verfasser des Artikels das richtige Script zum Druck gegeben hat, aber wer auch immer, einen wichtigen Begriff beim Druck völlig entgegengesetzt umgestellt hat. In dem 2. Absatz unter dem Bild von Theo Waigel muss es doch richtig heißen: ….der ganze Ostblock vollzog nach 1990 die Transformationvom Staatssozialismus zur Marktwirtschaft,von der Diktatur zur Demokratie.Und nicht wie ausgedruckt: von der Demokratie zur Diktatur. – Hartmut Wagener

 

Als gelernten Ostdeutschen, der mit seiner Familie zum Jahresende 1990 nach Hamburg (später Bremen) verzog, beschäftigt mich das Thema seit 30 Jahren, das Sie im aktuellen Artikel „Wir waren so frei“ so analytisch klar durchdacht und präzise formuliert haben. „Was ist den Ostdeutschen eigentlich widerfahren? Wie konnte es dazu kommen? Hätte es Alternativen gegeben? Wer ist „schuld“? Welche Langzeitfolgen hatte der Kulturschock?“ Usw. usf. Von Ihren vielen klugen Gedanken, die alles andere als Gemeingut sind, beeindruckt mich vor allem diese Formulierung: „Als die Dominanz des Westens in allen Kapillaren der eigenen Lebenswelt spürbar und für viele ehemalige DDR-Bürger zu einer permanenten Zumutung wurde, geriet die Tatsache, daß man diese Entwicklung selbst erzwungen hatte, in Vergessenheit.

Je verstörender der Einbruch der neuen Realität erlebt wurde, desto grotesker erschien einem Teil der DDR-Bürger von einst die Vorstellung, sie hätten es selbst so gewollt haben können.“ Chapeau! * Drei Anmerkungen: Seit dem 18. März 1990 stehe ich bei jeder Wahlmit Tränen des Glücks in der Wahlkabine. Ich vermeide es, von „DDR-Bürgern“ zu sprechen. Es gab in der DDR keine Bürger, nur Untertanen. Den Lapsus „.. der ganze Ostblock vollzog nach 1990 die Transformation vom Staatssozialismus zur Marktwirtschaft, von der Demokratie zur Diktatur (sic!)“ haben Sie unterdessen sicher bemerkt und heftig bedauert?

Zu lange geblieben und zu früh gegangen?Ich will mit einem Umweg beginnen: Ich liebe Rußland – das Rußland des 19. Jahrhunderts. Bei Nabokov ist es noch lebendig. Ja, bis in die achtziger Jahre hinein erhielten sich verborgene Reste in Petersburg. Heute sind diese Freunde gestorben oder emigriert. Ich glaube, ich werde nie wieder nach Rußland fahren. Für die Sehnsucht hilft ein Besuch in „Little Odessa“, eigentlich Brighton Beach, einem Viertel in South Brooklyn. Man kann sein Land nicht wirklich verlassen, denn man nimmt es immer mit sich. Man kann aber auch nicht in sein Land zurückkehren, denn es ist nicht mehr dasselbe Land. Michal Scholze, „zwei vögel“ ich bin zwei vögel der eine will nach dem süden der andere will aber bleiben im frühjahr sehen sie sich vielleicht wieder fast unwahrscheinlich zu verschieden sind sie zwei vögel bin ich Gehen oder Bleiben? Wieder einmal habe ich – je nach Betrachtung – eine Zwitter- oder Doppel- rolle. Ich bin geblieben, über das Ende der DDR hinaus.

Und ich bin gegangen, um mich von der DDR (meinen Verletzungen, meinem Versagen und Kleinmut, meinem Opportunismus, meiner Teilhaberschaft und meinen Alpträumen) nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich zu entfernen. Ich kann beides erklären, aber die Begründungen vorher und hinterher passen nicht zusammen. Wir müssen die Stücke nebeneinander halten, auch wenn sie nicht harmonieren. 1979 hörte ich in St. Johannis zu Rostock ein Konzert von Bettina Wegner, darin auch ihr „Lied für meine weggegangnen Freunde“ … Es sind so viele von uns weggegangen.
Ach hätte niemals niemand damit angefangen. Trauer und Wut, das hat euch weggetrieben. Mensch, wär das schön, ihr wäret alle hiergeblieben, bei euch, bei uns und auch bei mir. Stille Statistik wird sich jetzt mit euch befassen. Und doch habt ihr ein bißchen mehr verlassen als euren Zorn und eure Bitterkeit, das Viel an Unrecht und Verlogenheit.

Da war noch andres, das lohnte, hier zu bleiben. 2 Ich meine alle, die euch wirklich brauchen und jetzt in ihrer Trauer untertauchen, die euch noch folgen werden auf die gleiche Reise. Und die hier bleiben, sterben still und leise – an euch, an uns, und an sich selber auch. … Wenige Jahre später saß ich bei meinem Freund Friedemann in der Dachkammer in Babelsberg vor dem Radio. Einige hundert Meter + eine Galaxie weiter sang Bettina Wegner auf der Wald- bühne. Im September 1984 wurde Friedemann ausgebürgert. „Schön, daß du noch da bist.“ So begrüßten sich Freunde in Dresden üblicherweise im Spät- sommer 89. Zu viele waren schon weggegangen, und mit jedem, der fortblieb, wurde das Wider- stehen noch schwieriger. Ich bin nicht geblieben, um die DDR zu „verbessern“ – dazu fehlte mir der naive Glaube. Ich bin geblieben wegen eines unausgesprochenen Vertrags auf Gegenseitig- keit. Ich brauchte meine Freunde jeden Morgen, wie hätte ich sonst bis zum Abend durchhalten können.

Und ich nahm an, auch sie würden mich so brauchen. Wenn einer ging, hatten wir alle versagt – dann war unsere Liebe nicht stark genug gewesen. Daß wir alle gemeinsam hätten gehen können, kam nur im Witz vor: „Erich, du bist der Letzte, mach bitte das Licht aus.“ Mit meinem Freund Herbert sprach ich in dieser Zeit darüber. Er hatte einen englischen Paß und hätte einen israelischen bekommen können. Er blieb freiwillig und mußte sich das immer wieder neu begründen. Ich sagte: „Wo G’tt uns hingestellt hat, da eben leben wir und haben unsere Auf- gabe.“ Er neidete mir dieses Argument, das er nicht teilen konnte. Warum galt mir selbst das Argument dann nicht mehr – nur ein Jahr später, im Sommer 1990? Ich habe keine überzeugende Antwort, nur Versuche der Annäherung. Zu Ostern waren wir bei meinen Cousins in Oberbayern. München war schön, aber viel mehr beeindruckte uns, daß man den Flüssen auf den Grund sehen konnte.

Bei einem Spaziergang an der Mangfall fragte meine Frau: „Und wenn wir hierblieben?“ Für mich war es ein klarer Fall von West-Koller, ich konnte es gar nicht ernstnehmen. Pfingsten kamen Dresdner Freunde zu Besuch nach Rostock; ich erin- nere mich an meine Frage: Was sie dazu sagten, wenn wir weggingen? Da muß etwas Schwerwiegendes passiert sein in diesen sieben Wochen. Nicht nur die immer deutlichere Erkenntnis, daß die Zeit der hoffnungsvollen Nachwende-Anarchie vorbei war. Viele haben diese Enttäuschung beschrieben. Aber ich erlebte zeitgleich eine andere Art der Ent-Täuschung: über meine Vergangenheit in der DDR. In einem Aufsatz habe ich sie damals beschrieben: „Keine Reue – Sie waren Opfer und Täter, aber sie können nicht trauern“ … Im April lief ich einen halben Tag zwischen Reichstag und Checkpoint Charlie hin und her und heulte hemmungslos. Es gab für mich keine „Enthüllungen“ im Herbst ’89, ich war seit Jahren hinreichend informiert über die moralischen Abgründe des „real existie- renden Sozialismus“.

Was sich hier entlud, war das zurückgestaute Entsetzen, das der seelische Haushalt des Sklaven nicht hatte verkraften können. Aber was muß ich nun im Gespräch mit den Zeitgenossen feststellen: Bei unzähligen von ihnen hat sich nichts an- gestaut. Keine Spur von Entsetzen… Es könnte gefragt werden, warum wir uns diesen kaum erträglichen Zuständen nicht durch Auswanderung entzogen. Für den Einzelnen konnte es jedoch eine Reihe von 3 Gründen gegen einen solchen Schritt geben. Ich empfand jeden Verlust eines näheren oder ferneren Bekannten als ein Versagen der Gemeinschaft in ihrer gegenseitigen Ver- antwortlichkeit. Die Frage „Gehen oder Bleiben?“ sollte jedenfalls nicht zu moralisieren- den Anklagen mißbraucht werden.

Die Intellektuellen der DDR sind ohne Zweifel in hohem Maße kompromittiert. Ihre Ver- gangenheit im SED-Staat war eher durch Armseligkeit als durch Mut gekennzeichnet. Sie waren Opfer und Mitverursacher einer gewaltigen geistigen Verlumpung. Nur wer diese ihre innere Zerrissenheit geteilt hat, besitzt ein uneingeschränktes Recht zu morali- scher Verurteilung. Erschreckend ist hingegen der augenscheinliche Mangel an Trauer und Selbstdistanz. Nicht das, was sie gestern taten, ist das Schlimmste, sondern das, was sie heute unterlassen.Zur Selbstprüfung meiner Vergangenheit gehörte auch der Entschluß, mich für zwei Dinge zu entschuldigen. 1987 oder 88 war eine Freundin von einer Westreise nicht zurückgekehrt. Ich hat- te sie dafür nicht verurteilt, aber wohl doch geringgeachtet. Mir schien ihre Entscheidung allzu sehr von materiellen Wünschen angetrieben, die politische Begründung nur vorgeschoben.

Im Frühjahr 90 spürte ich, daß sie mir voraus gewesen war, daß sie es einfach nicht so lange wie ich geschafft hatte, ihre innere Stimme zu unterdrücken. Im Nachhinein (oder von außen) be- trachtet, war das Leben in der DDR einfach absurd. Solange man drin steckte und dableiben wollte – oder mußte – blieb einem nichts anderes übrig, als diese Absurdität irgendwie zu rationa- lisieren. Des Kaisers neue Kleider – war das nicht die genaueste Beschreibung unserer Situation? Manche haben da kostbare Gewänder gesehen, viele nur schäbige Lumpen. Doch wenn man den Kaiser nackt sah, war es Zeit zu gehen. Ich habe dann versucht, diese selbstauferlegte Distanz zur Wirklichkeit zu überwinden. Irgend- wann bin ich nach Gelsenkirchen gefahren und habe mich entschuldigt. (Heute finde ich auch den Wunsch nach einem besseren Leben nicht mehr so verächtlich wie damals – und hat nicht die Massenflucht der Frustrierten über Ungarn mehr zum Sturz des Regimes beigetragen als die pro- grammatischen Aufrufe der Idealisten?)

Und heute, elf Jahre später? In Bremen bin ich zu Hause (war es schon drei Wochen nach unserer Ankunft), Mecklenburg bleibt Heimat. Manchmal beneide ich die Freunde, die über mecklen- burgische Pfarrhäuser verstreut sind, ein Hauch von Romantik umweht sie. Aber ich kann und will nicht wirklich mit ihnen tauschen. Ich hätte bleiben können. Zurück kann ich nicht. Ich bin zwei Vögel. Kai Seyffarth

 

Mit großer Betretenheit habe ich folgenden Satz in Matthias Geis Artikel „Wir waren so frei“ in der Zeit vom 19.03.2020 auf Seite 8 gelesen: „Klar, auch früher schon hatte es Revolutionen gegeben, auch früher waren ihnen Systemwechsel gefolgt, der ganze Ostblock vollzog nach 1990 die Transformation vom Staatssozialismus zur Marktwirtschaft, von der Demokratie zur Diktatur.“ Da Matthias Geis in seinem letzten Satz dann doch anerkennt, dass „[d]er 18. März 1990 […] die Demokratie im Osten etabliert“ habe, gehe ich davon aus, dass im ersten Zitat die Reihenfolge der Begriffe „Demokratie“ und „Diktatur“ versehentlich falsch gewählt worden ist. Das chronologische Nacheinander der Begriffe bedeutet hier allerdings einen großen Unterschied! – Katharina Bartke

 

Vielen Dank für diese schonungslose Zusammenfassung der Stimmung von einigen Krakeelern im Osten Deutschlands (Pegida, AfD u. a.). So sollten unsere Politiker aller Parteien auf den versuchten Angriff auf die Demokratie im Land energisch reagieren und handeln. Wegen der eventuellen Stimmenverluste bei Wahlen im Osten fehlte diese Betrachtungsweise bisher in der Tagespolitik. Alle Parteien mahnten lediglich Verständnis und Einsicht für diese losgelassenen Bürger ein. Das Bild auf der Seite ist passend zum Beitrag. Angesoffen und heute 30 Jahre älter wird dem Untergang des selbstverschuldeten sozialen Status nachgetrauert. Worauf beruhte denn dieser Status? Auf ein anerzogenes und nicht durch eigene Leistung begründetes Anspruchsdenken für alle Lebenslagen. Mir ist es heute noch peinlich, wenn ich auf diese Haltung meiner Mitbürger in der Öffentlichkeit treffe.

Welche Gesellschaft will und kann diesen Anspruch schon erfüllen? Die DDR hat es versucht und ist u. a. auch daran gescheitert. Hier noch einige Gedanken aus der persönlichen Geschichte. In der damaligen Vorwendezeit war ich Kombinatsdirektor eines „mittelständischen“ bauhandswerksbetriebes mit 2.200 Beschäftigten im Osten Berlins. Seit 1987 erfolgte unter meiner Leitung die konsequente Sanierung des Unternehmens. Unternehmenteile, welche sich nicht durch Leistung sondern durch Subventionsforderungen auszeichneten, wurden aufgelöst bzw. durch Umstrukturierung erfolgreich auf den Weg gebracht. Ab 1990 war dann mit der GmbH- Gründung auch die Ausgliederung durch Verkauf und Privatisierung möglich. Den Erfolg im Kerngeschäft des bauhandwerklichen Ausbaus, an welchem ich seit meiner Lehrzeit 1961 bis zum Geschäftsführer 1992 vorstand, kann man heute noch an fast allen öffentlichen Gebäuden der Stadt mit Freude und Staunen zur Kenntnis nehmen (u. a. Schauspiel-/Konzerthaus Berlin, Friedrichstadtpalast, Botschaft der Tschechischen Republik).

Es gab auch die Herstellung hochwertiger Güter, welche den Untergang der DDR aber nicht aufhalten konnten. Am meisten freut es mich aber, dass das Unternehmen sich bis heute erfolgreich am Markt behauptet hat. Handwerkliche Leistung und Qualität auch unter den Bedingungen der DDR durchgehalten, zu haben, hat sich somit bis heute bewährt. Den schnellen Beitritt zur Bundesrepublik sah ich damals wie heute als die beste aller Lösungen an. Die politisch Verantwortlichen 1989 /1990 vom damaligen „Runden Tisch“ haben leider die wirtschaftliche Umgestaltung der DDR als Nebensache betrachtet. Meinen eigenen Beitrag dazu haben die „Revolutionäre“ mit einer Großkotzigkeit der Sieger vom Tisch gewischt, die mich heute noch verblüfft. Die Parteien aller Coleur versprachen blühende Landschaften ohne zu wissen wovon sie redeten. Weitere sozialistische Experimente am Volkskörper wollte ich selbst (Jahrgang 1945) nicht mitmachen.

Kurioser Weise wählte ich bei der 1.Freien Wahl im März 1990 die SPD. Das war leider die Partei, die allen ehemaligen Funktionärsträgern aus der DDR danach dann die Mitgliedschaft in ihren Reihen verweigerte. Das war aber zu meinem Erstaunen dieselbe Partei, welche zwei Jahre zuvor mit den politischen Führern der SED noch gemeinsame Strategiepapiere zur parteilichen Zusammenarbeit ausgearbeitet hat. Ich folgte somit dem Rat eines vertrauten BRD- Bürgers aus Stuttgart „Mit sehr guter Ausbildung und erfolgreicher Berufserfahrung als Bauingenieur und Unternehmensleiter muss man nicht unbedingt am politischen Wiederaufbau beteiligt sein“. Der Mann hatte Recht! Es war die Zeit gekommen Platz zu machen und sich um das eigene Wohl und dem Wohl der Kinder zu kümmern. Alle Kinder mit Enkeln, Ehefrau und ich selbst sind somit seit Geburt bzw. seit 1990 im vereinten Deutschland angekommen.PS. Die Corona -Grippe hat mich zum eigenen Schutz unter Hausarrest gestellt. Somit habe ich ausreichend Zeit die Artikel in der ZEIT nicht nur zu lesen, sondern habe auch Muße und Zeit darauf zu reagieren. – Klaus Aßmuß

 

Ja, ja, Dialektik ist ein sau-schweres Ding! Las ich doch in „DIE ZEIT“ vom 19.März 2020, Seite 8, wie „WIR SO FREI WAREN“ (von Matthias Geis): „Klar, auch früher schon hatte es Revolutionen gegeben, auch früher waren ihnen Systemwechsel gefolgt; der ganze Ostblock vollzog nach 1990 die Transformation vom Staatssozialismus zur Marktwirtschaft, von der Demokratie zur Diktatur…“ etc. pp. Und zum Schluss: „Der 18. März 1990 hat die Demokratie im Osten stabilisiert – aber er(der 18. März) hat zugleich ihre (demokratische) Fragilität für lange Zeit besiegelt.“ Gemeint ist ja wohl die „besiegelte“ Demokratie – als „ihre“ nun durchgreifende Fragilität. Und da ich soeben in „FRONTAL“ (TV) erfuhr, dass aus KOSTENGRÜNDEN, also zur KAPITALSICHERUNG seit 10 Jahren Personal für die Medizin in allen Bereichen gespart wurde, ist der Weg „von der Demokratie zur Diktatur“ ggf. gar nicht mal so falsch gewählt, sondern leider fast schon mehr als zutreffend… Ich erinnere immer wieder an Adenauer:

„Wir wollen die Freiheit und nicht die Diktatur“. Die „Begriffe“ fallen alle auseinander und durcheinander, stehen nicht im dialektischen Zusammenhang! In den Naturwissenschaften ist es ganz anders! Leistung ist ein VERHÄLTNIS – von ARBEIT und ZEIT. Und ebenso wäre doch DEMOKRATIE ein VERHÄLTNIS von FREIHEIT zum(r) DIKTAT(UR) und SOZIAL ein VERHÄLTNIS von LIBERAL zu KAPITAL – usw. usf. Alles andere ist doch IDEOLOGIE. Begriffe erhalten auch historisch immer wieder ein falsches Verständnis: z.B. „liberal“ – als „liebenswerte“ Politik! Eines aber hat mit IDEOLOGIE nichts zu tun: Genau 30 Jahre nach dem Mauerfall kamen die neuen CORONAVIREN ohne Ausweis zu uns! Und das ohne Politbüro – aber mit Schabowski: „SOFORT und UNVERZÜGLICH!… Hat doch geklappt! – Hartwig Runge

 

Ich finde den o.a. Artikel sehr erhellend. Er erklärt aus meiner Sicht sehr verständlich, warum Bürgerinnen und Bürger im ehemaligen Gebiet der DDR sich in so großer Zahl für die AfD entscheiden. Der Wandlungsprozess von den mutigen, mit hohem persönlichen Einsatz für die Freiheit hin zu der Erfahrung, dass „die Dominanz des Westens in allen Kapillaren der eigenen Lebenswelt spürbar und für viele ehemalige DDR-Bürger zu einer permanenten Zumutung wurde“ , und man deshalb enttäuscht und gekränkt war, dass Vieles, was einem auch aus der Zeit der Diktatur lebens- und liebenswert geworden war, entwertet wurde, ist sehr überzeugend dargestellt.

Ich habe in den Jahren der Wende Supervision in den Ehe-, Familien- und Lebensberatungstellen der Katholischen Kirche in Meiningen und Erfurt geben dürfen. So konnte ich aus nächster Nähe miterleben, wie tief diese politischen Veränderungen auch in das Leben der Familien eingriffen: Von einem Tag wurde Frauen und Männer, die wichtige Aufgaben übernommen hatte, zum Teil auch überzeugt waren vom politischen System der DDR , der Boden unter den Füßen weggezogen. Da Ausmaß dieser kritischen Situationen kam im Westen nur wenig in den Blick, hatte wenig Raum im gesellschaftlichen Diskurs. – Erhard Scholl

 

Kontrolle, ob es gelesen wird? „… der ganze Ostblock vollzog nach 1990 die Transformation vom Staatssozialismus zur Marktwirtschaft, von der Demokratie zur Diktatur.“ Aha. Auch interessant zu lesen, warum „der Ostdeutsche“ wie und was gewählt hat, was er dachte und dabei eben nicht bedachte. Nun ja, im Nachhinein lässt sich viel konstruieren und mutmaßen. Für meinen Geschmack subjektiv, eine Abhandlung persönlicher Ansichten. – E. Noack

 


 

 

Leserbriefe zu „Apocalypse, not now“ von Bernd Ulrich

 

Der atemlose Artikel von Bernd Ulrich zeigt, wie sich der Fluss der Zeit anfühlt, wenn uns ein unbeherrschtes Virus jäh aus dem Paradies wirft. Aus der Traumwelt in eine Welt, die sich nun offenbar unablässig vom schönen Schein unserer Normalität befreit. Zuletzt haben wir die Gegenwart und die Zukunft achtlos weggeworfen. Nun schauen wir erschrocken zu, wie die Relikte der zerfallenden Normalität in einer Art Endmoräne der Geschichte sich weltweit unsortiert sammeln. Schon morgen können Archivare und Altertumsforscher beginnen, die Spuren für die Nachwelt zu erhalten und zu deuten: u.a. America First, Nackensteaks, Kreuzfahrtschiffe, Gesichts-Scan, Rechtspopulismus und jede Menge Klopapier. Gestern noch galt in grenzenloser Unbefangenheit: Alles wird gut. Nun stehen wir da in der Bodenlosigkeit unserer Existenz. Stehen da ohne Netz und doppelten Boden und waschen unsere Hände in Unschuld. Keine Apocalypse, vielmehr ein Anfang! Nicht einer Idee, sondern einem grenzenlosen Ausbreitungsmechanismus gelingt es möglicherweise, uns alle gleich zu machen. Vielleicht wohnt ja diesem Anfang ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. – Reinhard Koine

 

Ich möchte mich bei Ihnen für Ihren Artikel “Apocalypse, not now” bedanken. Er regt zum Nachdenken an, spitzt zu, stellt wichtige Fragen ohne zu kneifen, wenn es unangenehm wird; trotzdem schaffen Sie es, Ihre Leser zu unterhalten: vielen Dank! – Maya Ludwig

 

Marcus Porcius Cato Censorius, genannt Cato der Ältere, ging seinen Kollegen im römischen Senat mit dem Spruch „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“ (im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss) auf die Nerven. Bernd Ulrich benennt als Ursache jeder Katastrophe den Verzehr von Tieren durch Menschen, das ist genauso nerven, selbst wenn es wahr wäre. – Peter Pielmeier

 

Der Ton des Artikels ist leider etwas weinerlich geworden. „Größte Krise, ever“, „Wattierte Welt, surrealer Alltag, bisschen gruselig“ u.s.w. Meine Großmutter hätte gesagt, daß man mit dem Autor auch keinen Krieg gewinnen kann. Kann man einer Bettlerin keinen Euro mehr zustecken, weil eine Ansteckungsgefahr besteht? Braucht die nicht gerade jetzt jeden Cent besonders, weil jeder so denkt und sie durch jedes Raster durchfällt? Ein wenig mehr Durchhaltevermögen und etwas weniger Pathos hätte ich mir persönlich gewünscht, aber meine Meinung ist gerade nicht mehrheitsfähig, das ist mir klar. Daß sich in einer globalisierten Welt Viren viel schneller und weiter verbreiten können, mußte jedem klar sein, ebenso wie die Hysterie darüber dank der Sozialen Medien. Die ersten Anzeichen hatten wir auch schon vor einigen Jahren z.B. mit der Schweinegrippe, da ist es immer noch gutgegangen, aber das würde eben nicht immer so sein. Es vergeht auch kein Tag ohne neuerlichen Aufschrei in den sozialen Medien, angeklagt wird quasi jeder, der sich noch mit mehr als einem Menschen gleichzeitig unterhält.

Wird sich deshalb nach dem Virus etwas ändern? Nach meiner persönlichen Einschätzung nicht; die Welt wird zur Normalität zurückkehren; die Bundesregierung wird ein paar Vorschriften anpassen, damit sie beim nächsten Virus besser gerüstet ist. Bei Diäten ist das als Jojo-Effekt bekannt und ich halte die Situation für vergleichbar. Momentan leben die meisten Deutschen in einer Art Diät und für die Zeit danach staut sich Nachholbedarf auf. Erstaunlich ist, mit anzusehen, mit welcher Geschwindigkeit mühsam erworbene und im Grundgesetz gesicherte Freiheitsrechte aufgegeben werden und die Mehrheit in Deutschland nach einer Ausgangssperre geradezu verlangt – natürlich zum Wohl des Volkes. Unsere Demokratie und die damit verbundenen Menschen- und bürgerlichen Rechte müßten sich gerade in einer kleinen Krise bewähren. Danach sieht es leider nicht aus. Aber auch dieses Versagen wird man nach der Corona-Krise schnell vergessen. – Volker v. Moers

 

Herr Ulrich irrt, wenn er davon ausgeht, dass die kollektiven Opfer erbracht werden, um einige Zehntausend Leben von sehr alten und sehr kranken Menschen zu retten. Würden keinerlei Maßnahmen gegen das Corona-Virus ergriffen, gäbe es in Deutschland nach Berechnungen der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie bereits Mitte Mai rund 1,5 Millionen Corona-Patienten, die auf der Intensivstation versorgt werden müssten (Annahmen: R0=2,5; 6% intensivpflichtige Patienten mit 20 Tagen Liegedauer). Selbst wenn die Zahl der Intensivbetten bis dahin von heute 28000 auf 56000 verdoppelt werden könnte und diese Betten dann alle frei wären (was sie nicht sind), verblieben gut 1,4 Millionen Patienten, die ein Intensivbett bräuchten, aber keines bekämen. Die Zahl an Todesopfern, die dann zu beklagen wäre, kann sich jeder selbst ausrechnen. Erst vor dem Hintergrund dieser Zahl sind die weitreichenden Entscheidungen der Politik zu verstehen. – Dr. Jürgen Kruse

 

Weil wir uns – Corona sei Dank – auf die wirkliche Wirklichkeit besinnen. Und die überrascht uns ungemein, was etwa die Festigkeit des sozialen Gefüges, die Hurtigkeit des Treffens weitreichender, liebgewonnene Bequemlichkeiten einschränkender, Entscheidungen angeht. Auch “Die Zeit” scheint dem Zauber der gegenwärtigen Ereignisse mit dem Hinweis auf Seite 1: 8 Seiten Zeit-Alpen statt Zeit-Österreich bzw. -Schweiz die gebührende Antwort gegeben zu haben – Regionen, nicht begrenzte Nationen trotzen der anrollenden Apokalypse! – Wolfgang Sauer

 

Auch in der letzten Ausgabe der „ZEIT“ (Nr. 13) haben Sie einen Artikel geschrieben, der mich (und sicherlich viele andere Leser) in ganz besonderer Weise angesprochen hat. Haben Sie herzlichen Dank! Dank für die klare Analyse, Dank für die Denkanstöße, Dank für das Aufzeigen von Perspektiven in einer schwierigen und manchmal mutlos machenden Zeit. Es kam mir der Gedanke, ob es nicht lohnend sein könnte, Ihre wichtigsten Essays der letzten Zeit in einem kleinen Sammelband (etwa der Reihe „Was bedeutet das alles?“ des Reclam-Verlags) zu veröffentlichen und auf diese Weise einem noch breiteren Publikum zugänglich zu machen. Was halten Sie von der Idee? Wie auch immer: Schon jetzt sehe ich der nächsten „ZEIT“ – mit (hoffentlich) einem Artikel von Ihnen – mit großer Erwartung entgegen. – Dr. Wolfgang E. Fischer

 

Zur Zeit wird in allen Formaten über die Corona-Krise informiert, berichtet, raisoniert und spekuliert. Zu Recht. Was Bernd Ulrich zum Thema zu sagen hat, ragt darüber hinaus wie ein philosophischer Wegweiser. Jeder Satz ist konzise Aussage. Jeder Absatz bringt einen Gedanken von bestürzender Brisanz und eindringlicher Relevanz. Danke dafür! – Natascha Würzbach

 

Darauf habe ich gewartet, auf diesen Artikel. Darauf, dass „Menschen, deren Job es ist klug zu spüren und daraus Kunst zu machen“, sich in den Diskurs einbringen. Ihr Essay „Apocalypse, not now“ vom 19.März war für mich solch ein Stück Kunst. Ihnen ist es gelungen, zu beschreiben, zu ordnen, zu fragen. Gerade diese Mischung tat so gut. Und es war kein Wieder-Aufkochen dessen, was wir sowieso erleben, die Gefahr für die Schreibenden, so wie Kathrin Röggla heute in der FAZ warnt. Beiträge wie der Ihre tun jetzt so unendlich gut. Sie nehmen uns Lesende mit in eine besonnene, wachsame Beobachtung dessen, was sich gerade um uns herum so verändert:

einerseits diese rasende Beschleunigung der Tatsachen (Zahlen, Entscheidungen, Prognosen und bereits zu verzeichnende Auswirkungen), andererseits die allmähliche Stagnation, die innere und äußere Lähmung bis hin zum Erstarren. Sie geben uns eine Orientierung. Das leistet Journalismus immer, guter Journalismus aber erst recht in Zeiten wie diesen. Es ist die Stunde der „ZEIT“. Zeit zu haben, für das Lesen von Gedankengängen über die Twitter- und Kommentarlänge hinaus. Von „Menschen, deren Job es ist klug zu spüren und daraus Kunst zu machen“. Haben Sie Dank, für Ihre Arbeit und die Ihrer gesamten Redaktion.-Hennah Döllgast

 

Die Artikel von Bernd Ulrich sind immer journalitische Meisterleistungen, aber diesmal („Apocalypse, not now“, ZEIT Nr. 13/2020) hat er sich selbst übertroffen. Vielen Dank! – Michael Serrer

 

Wie es wirklich ist …… ein Mensch zu seinAchtung, Mensch! „Achtung, Mama, ein Mensch!“, ruft eine etwas Vierjährige, als sie mich von Weitem sieht. Wäre ich nicht Joggen im Wald, ich wäre jetzt vom Stuhl gekippt. So laufe ich weiter, laufe an dem Mädchen vorbei, lächle sie an und registriere erst später, warum ich dies tue. Mein Verstand sagt mir, ich muss entsetzt sein. Wie kann es sein, dass ein Kind seine Mutter vor einer joggenden Frau warnt? „Achtung, Mama, ein Mensch!“. Der Satz mag mir nicht aus dem Kopf gehen. Was bedeutet er? Seit dieser Begegnung weiß ich, was ich alles nicht bin. Ich bin nicht die Frau über 50, die schwabbelnden Hüftspeck davonrennen möchte wie den Wechseljahren an sich.

Ich bin nicht die Autorin, deren Romanmanuskript 50mal abgelehnt wurde und deren in Alternativdenken geschriebener Wanderführer („Schwarzwald – Der Norden. Wanderungen für die Seele“⃰¹) Anfang April erscheint (großes Fragezeichen) und Menschen ins Freie locken soll; ich bin nicht die Autorin, die nach „Glücksorte in Karlsruhe“⃰¹ nun „Glücksorte im Nordschwarzwald“⃰¹ schreibt, aber die Orte wie die potentiellen Opfer (?) nicht mehr aufsuchen darf. Ich bin nicht mehr die Tochter einer schwerkranken Mutter, die – wäre sie nicht schon nach unerwünschter Reanimation doch noch im Krankenhaus verreckt – am Coronavirus verstorben wäre, sicher.

Dieses Mal hätte man das Reanimieren trotz Patientenverfügung gelassen („Gott sei Dank, wieder ein Patient weniger“). Ich bin keine ehemalige Intensivfachschwester für Pädiatrie mehr (hoffentlich hat keiner meine Nummer, ich will mich weder anstecken noch für einen Hungerlohn tun, was ich jahrelang getan habe und wovon ich heute noch alpträume), die schon in der ZEIT zum Thema Pflegenotstand schrieb⃰², sie würde ihrem Kind verbieten, in die Pflege zu gehen. Ich bin weder dick noch dünn; weder schlau noch dumm; weder humor- noch gedankenlos; nicht zu nah am Wasser gebaut oder abgebrüht unsensibel; weder zu egoistisch, noch leide ich unter Empathie. Aber ich bin. Ich bin. Nur noch. Mensch. Und jetzt?  ⃰1https://www.droste-verlag.de/buecher/schwarzwald-der-norden-wanderungen-fuer-die-seele/https://www.droste-verlag.de/buecher/gluecksorte-in-karlsruhe/⃰²ZEIT Nr. 26, 19.6.2019, Seite 10 (Das berichten unsere Leserinnen und Leser) – Birgit Jennerjahn-Hakenes

 

Es bedurfte also erst einer pandemischen Katastrophe, dass auch in der ZEIT das kapitalistische System grundsätzlich in Frage gestellt wird, und zwar nicht nur von Herrn Ulrich, einem der schon seit längerem „üblichen Verdächtigen“, sondern auch von den im Wirtschafts-Ressort schreibenden Kolleginnen und Kollegen. Zu Bernd Ulrichs rhetorischer Frage „wie viele unsolidarische Systeme kann und will sich diese Gesellschaft noch leisten?“ erlaube ich mir eine differenzierende Anmerkung: Die Bankenrettung 2008/9 argumentierte mit „too big to fail“. In der aktuellen Krise erweist sich, dass weit mehr Wirtschaftsbereiche so systemrelevant sind, dass sie unter staatliche Kontrolle gehören. Zur öffentlichen Daseinsvorsorge gehören nicht nur Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Medikamenten- und Hilfsmittelbereitstellung sowie das Attraktivmachen der Arbeit in diesen Bereichen. Großunternehmen, v. a. global agierende, müssen zumindest daraufhin kontrolliert werden, dass sie ihre Verantwortung für das Gemeinwesen wahrnehmen, nicht nur die steuerliche. Staatsdiener – einschließlich der Regierenden auf allen Ebenen – haben geschworen, dem Volke zu dienen. Deren Aufsicht über Großunternehmen muss sich an der eidlichen Verpflichtung orientieren, nicht am Markterfolg, koste es, was es wolle (darunter auch Menschenleben!)

Gleichwohl dürfen wir auf Marktwirtschaft nicht völlig verzichten. In kleineren Dimensionen hat dieses System schon immer sehr förderlich funktioniert. Wenn in den kleinen und vielen mittelständischen Unternehmen die Tüchtigkeit, die Kreativität, das Engagement der Eigentümer und ihrer Mitarbeiter zu geschäftlichem Erfolg und persönlichem Wohlstand führen, so ist das gut und stärkt die Gesellschaft. Fortschritt findet sehr oft durch start-ups statt, obwohl in diesem Bereich auch das Scheitern dazugehört. Der Mut zu Krediten in diesem Bereich ist bei privaten Banken wenig ausgeprägt. Staatliche Förderung bedarf lediglich des politischen Muts, auch wenn nicht in jedem Fall die stimmenbringende Erfolgsstory zu erwarten ist. Sollte die Corona-Krise den politischem Mut zu grundlegenden Systemänderungen und entsprechender öffentlicher Aufgeschlossenheit führen, könnte man dem Virus wenigstens ein positives Moment abgewinnen. – Viktor Rintelen

 

Mit der sprichwörtlich deutschen Gründlichkeit wird nun erst einmal das gesamte Land vor die Wand gefahren. Manche nennen das auch verniedlichend Innehalten oder Entschleunigen, um irgendwann danach zu neuen oder ganz anderen Ufern zu gelangen. Zu welchen realistisch betrachtet nur? Manche vergessen dabei allerdings die zu zahlende Rechnung, die am Ende präsentiert wird und wohl vom kleinen Mann zu bezahlen ist. Äußerst konservativ geschätzt wird dem kleinen Mann eine Erhöhung der Arbeitslosenzahl von mindestens einer Million präsentiert in Verbindung von ebenfalls Gesamtkosten in Höhe von mindestens 750 Milliarden Euro!

D e r kleine Mann also, der entweder pleite, gesundheitlich angegriffen oder mit 67% Kurzarbeitergeld und massivsten Existenzängsten mehr als gebeutelt ist dürfte also hocherfreut sein, wenn er denn wieder voll arbeiten darf, die Karre aus dem Dreck sprich den Wiederaufbau mitgestalten darf, um seine angehäufte Schuldenlast ein wenig abtragen zu können; aber das dauert! Wir sprechen hier nicht nur von einigen wenigen Wochen oder Monaten! Dabei wird ihn der Klimawandel, Flüchtlinge, Tierwohl, Solidarität usw. allenfalls peripher interessieren. Diesen Luxus muß der kleine Mann sich erst einmal w i e d e r leisten können! Nach all dieser Mühsal möchte er dann tatsächlich wieder einmal – wenn er sich das dann noch erlauben kann – in den Urlaub, sei es mit dem Flugzeug, mit dem Auto oder auch der Bahn! – A.Jeske

 


 

 

Leserbriefe zu „Hölderlin nervt, oder?“ Gespräch mit Karl-Heinz Ott geführt von Ijoma Mangold

 

WARUM NUR NERVT DIE ZEIT UNS MIT SOVIEL IGNORANZ? Es gibt nicht viel Grund zu feiern, schon gar nicht in Sachen Hölderlins. Von ein paar unerschütterlichen Germanisten wird er zwar immer noch kommentiert und unermüdlich erforscht, aber wirklich gelesen wird er kaum. Und was mit ihm anzufangen wäre, ahnen die wenigsten. Die verlegenen Würdigungen zu seinem 250. Geburtstag sprachen da eine deutliche Sprache. Einen Tiefpunkt, der noch weit über das übliche hinausgeht, hat in dieser Hinsicht DIE ZEIT geliefert. Das Interview mit Herrn Ott vom19. 3. 2020. Hier versammelten sich Unwissenheit, Überheblichkeit mit einer von peinlicher Überheblichkeit triefenden Besserwisserei, die man eigentlich nur mit Schweigen übergeben sollte, wenn diese ZEIT nicht immer noch ein sogenanntes „Leitmedium“ des deutschen kulturellen Journalismus wäre. Oder sein wollte. Fakten werden in diesem Text einfach falsch dargestellt:

Zum Beispiel war Hölderlin nie von einem falschen Griechenbild (noch dazu vom Winckelmannschen) „besoffen“, sondern hat mit allen seinen Mitteln um eine Revision dieses Bildes gekämpft. In Vorwegnahme von Nietzsches radikaler Re-Interpretation des klassischen Griechenbildes, sah er in der Nachahmung des klassischen Ideals einen schlimmen Irrweg. Die „dürftige Zeit“, in die hinein er geboren wurde, wurde durch die Weimarer Klassik eben nicht gerettet, sondern in Hölderlins Augen bloß verharmlost und mit gipsernen Stuck maskiert. Sein Geschichtsbild war kein dem Mythos verfallenes, sondern wollte den Mythos benützen um ihn zu überwinden und für die Zukunft zu öffnen. Dazugehörige Gedanken ließen sich leicht bei Adorno, Szondi, Benjamin, Bertaux und vielen anderen nachlesen. Aber das hieße ja, dass man sich anlässlich einer Auseinandersetzung mit Hölderlin vielleicht ein wenig tiefer beschäftigen sollte, als bloß mithilfe eines Wikipedia Artikels.

Dass man glaubt, sich mit Hölderlins sogenannten „Wahnsinn“ mit ein paar hämischen Bemerkungen hinwegsetzen zu können, ist auch ein menschlicher Offenbarungseid. Der Mann hat gelitten, mehr als mancher sich vorstellen kann, aber er hat gegen sein Leiden angekämpft, und sich zuletzt in gewisser Weise, soweit es eben unter den gegebenen Umständen überhaupt möglich war, auch gerettet. Auch zu diesem Thema gibt es eine interessante Forschungsliteratur, durch die auch die allgemeine Psychiatrische Forschung ein wenig vorangekommen ist. Man hätte sich da mit Gewinn orientieren können. Die spießige Diffamierung seiner Liebe zu Suzette Gontard, tut jedem, der einmal einen Blick in den Briefwechsel der beiden geworfen hat im Herzen weh. Genauso schmerzt allerdings auch die vertane Chance Hölderlin heute mit heutigen Augen anzusehen und zu fragen, in welcher Hinsicht wir ihn mehr als nötig hätten. Nicht um ihn zu feiern, wohl aber um uns über unsere eigenen Defizite klarer zu werden. Ignoranter Spott offenbart im Grunde nur, wie sehr er uns fehlt. – Dr. Jürgen Kaizik

 

Vielen Dank für die sehr gute Berichterstattung in dieser außergewöhnlichen Zeit! Da ich seit vielen Jahren treuer Leser und Abonnent Ihrer Zeitung bin, weiß ich Ihre harte Arbeit sehr zu schätzen und lese gerne Ihre gut recherchierten Artikel. Bleiben Sie gesund und machen Sie weiter so! Anbei hätte ich noch einen Vorschlag aus Tübingen, wir haben ja nicht nur das Beethoven-Jahr, sondern auch Hölderlin feierte vor ein paar Tagen Geburtstag, den man sich trotz der Pandemie nicht vermiesen lassen darf. Ich weiß, dass Sie normalerweise keine Gedichte abdrucken, dennoch sende ich meinen Vorschlag „Hölderlin in Quarantäne“, ein Spiegel der Situation, den sicher viele Leser ebenso empfinden.

Hölderlin unter Quarantäne Im Internet auf Google news, Zeitungen und TV-Talkshows, schwarze Hymnendes Abschiedsauch im Radio, tagelanges Hoffen, dunkel wird‘s und einsam, Prognosen als ein Geist der Zeit oder Zeitgeistalles, wirklich nur? Banges Warten zwischen Schwarz und Weiß, wiegen dunkle Wolkenim Raume schwer, nichts kann der innern Welt verdriesen, am Horizont blitzen hoffnungsvolle Strahlen, ein Ende naht der Abendphantasie, denn Ferne steht des Zweifels dunkle Frage. Tagein, tagaus, der Blick ins andere Leben, durchs trübe Fenster, die Mauern stehn, Sehnsüchte geweckt in NachtgesängeKlirren die Fahnen im Windenach Sonnenuntergängeund fröhlich selbst erwähltem Leben, doch fern noch liegt die prächtige Natur. Später dann, zurück das fröhliche Leben, das Schicksal unermüdlich neu gegoogelt, Spezialisten alle, doch die Kerkerwände fallen, öffnen weit sich Tür und Tor, endlich grüßen wieder von Hand zu Hand, mein Geist in’s unbekannte Land. – Marius Kneer

 

Herr Ott zitiert Paulus im Brief an die Galater 3,26-29, wo es der Vollständigkeit halber heisst : „Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid ´einer` in Jesus Christus. Wenn ihr aber zu Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben kraft der Verheißung.“ Interessant die Verschmelzung von Mann und Frau in ´einer` in Jesus Christus. Das sollte man häufiger den Altvorderen der katholischen unter die Nase reiben um klar zu machen, dass vor Gott der Mensch nicht als Frau und Mann unterschiedlich bewertet werden darf.

Abraham ist der Stammvater der Juden wie auch der Araber. Natürlich gibt es heute viel mehr Christen in den verschiedenen Völkern dieser Erde als zu Zeiten Paulus. Wenn Paulus als Judenchrist Heidenchristen missioniert hat muss er aber gewusst haben, dass die nicht mehr Nachkommen Abrahams sein können. Insofer lässt der Galater-Brief Fragen offen. Der Schriftsteller Ott spricht von einem nachreligiösen Gewand wo die Philosophie von Sokrates und Platon als Übel mit dem christlichen Universalismus verschmelzen. Um als Übel getilgt zu werden ? Im Kopf eines frei denkenden Menschen, der gläubig ist und gleichzeitig die Philosophen schätzt kann das kein Übel sein. – Klaus Reisdorf

 

Danke für den interessanten Artikel! Es scheint mir allerdings zu kurz gegriffen, wenn man Hölderlin aus seiner Rezeptionsgeschichte oder seinem Griechenlandideal allein verstehen will und dies allzu sehr betont. Trotz Goethe und Schiller usw. lebte er in gesellschaftlich dürftigster Zeit, in der trotz Französischer Revolution die alten Institutionen einer elementaren Abhängigkeit von Fürstenhof und Kirche in Resteuropa bestehen blieben. Die Leibeigenschaft wurde in Bayern und Preußen erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in Russland erst 1861 abgeschafft. Dichterschicksale wie von Jakob M. R. Lenz, Karl Philipp Moritz, Hölderlin, Georg Büchner, anfänglich auch Schiller und vielen anderen, auch Musikern wie W. A. Mozart zeigen doch, dass es bei entsprechender Sensibilität leicht war, daran zu zerbrechen.

Hölderlin kann man wohl nur ganz verstehen, wenn man diesen Widerstreit von damaliger gesellschaftlicher Wirklichkeit und unermesslich gewachsenem individuellem Anspruch mit in Betracht zieht. Hölderlin wurde gebrochen – das zeigen seine späten Gedichte aus dem Turm in Tübingen, die als ein Rückgriff auf konventionelle, manchmal fast kindliche Formen verstanden werden können. Seine Griechenland – Sehnsucht ist ein Ausdruck dieses Widerstreits – er war kein Politiker. Die Sehnsucht nach einer idealen, besseren Welt begleitet uns allerdings bis heute. – Dr. Friedrich Koch

 

Das kann er, der Herr Mangold, ein hehres Interview mit einer derartigen textlichen Chuzpe zu beginnen : „Hölderlin hatte schon einen an der Waffel, oder?“ Alle Achtung, das muss man sich erstmal trauen. Ich fand den Einstieg ins Interview köstlich und habe lange geschmunzelt. Abgesehen davon war das Interview mit Herrn Ott ausgesprochen gut. Ein profunder Kenner der Hölderlinschen Biografie. – Hagen Treutmann

 

O je, da haben sich in monologischer Einigkeit zwei gefunden, die genau wissen, was Hölderlin anders und besser gemacht haben könnte. Wie einfältig von dem Poeten, sich eine idealisierte Welt zu erschaffen, die es ja so gar nicht gibt. Und dass die beiden Interview-Protagonisten das ganz genau wissen, daran gibt es vom ersten bis zum letzten Satz keinen Zweifel. So entspricht auch das Frauenbild, das sich Hölderlin mit seiner vergötterten Diotima gemalt hat, nicht der Diotima aus Platons „Gastmahl“. Donnerwetter, da hat sich aber einer nicht an die Vorgaben gehalten!

Und überhaupt: während der Zeitgenosse Hegel das gesamte Weltgeschehen seiner Zeit in den Blick nimmt, traut sich Hölderlin, auf der sehnsuchtsvollen Ausschmückung seiner Idealwelt zu beharren. Er„baut sich ein Idealbild, an dem gemessen auch recht angenehme Verhältnisse verrottet aussehen“. Zum Beispiel die „angenehmen Verhältnisse“ unter dem württembergischen Despoten Herzog Karl Eugen, der missliebige Mitbürger (u.a. auch Schiller) reihenweise in den Kerker sperren oder arrestieren ließ und dessen Schergen junge Männer einfingen, um sie als Soldaten an Frankreich oder England zu verkaufen.

Und dann schlägt der weltblinde Poet dem Fass den Boden aus, indem er sich in die Frau eines Bankiers verliebt, die zwei Kinder hat. „Die Sache ist zum Scheitern verurteilt, von vornherein“kommentiert der Hölderlin-Experte. Blöd, dass dem Dichter so viel lebenskundiger Sachverstand nicht zugänglich war. Dann hätte er wohl darauf verzichtet, seiner Angebeteten auch nach der Trennung Liebesbriefe zukommen zu lassen, und die wunderbaren Briefe Susette Gontards, Dokumente einer tiefen Liebe, sofort nach Erhalt vernichtet. Auch die Arbeit an seinem Gedicht „Menons Klagen um Diotima“ hätte er sich erspart, eine in Musikalität und wortschöpferischer Intelligenz unübertroffene Dichtung.

Verwunderlich, dass sich die beiden kongenialen Interviewpartner nicht auch auf dieses unrealistische Machwerk gestürzt haben – vor allem auf die Zeile „und den Liebenden ist anderes Leben geschenkt“. Fakt bleibt: Die Beziehung Friedrich Hölderlins und Susette Gontards war von Anfang bis Ende eine Liebesgeschichte, wie sie Hollywood nicht besser hätte erfinden können. Wie lebensfremd muss man sein, um diesem Hölderlin “Beziehungsunfähigkeit“zu attestieren. Immerhin räumt die Interviewerin zum Schluss ein, der Dichter habe „den ein oder anderen hübschen Vers“geschrieben. Ein Aufatmen über so viel Generosität! Ihrem Gesprächspartner bescheinigt sie übrigens, ein „geniales Buch“über Hölderlin verfasst zu haben. Wenigstens ein Genie! – Franz Bergmann

 

Der Kauf Ihrer Zeitung war seit den 60er Jahren Tradition in unserer Familie. Auch ich kaufte sie regelmäßig ; seit einiger Zeit jedoch nur noch sporadisch. Denn fast immer bin ich enttäuscht von Ihrer Zeitung. Der eingeschränkte Blick bei Ihnen zeigt sich im Artikel „Das Leben im Ausnahmezustand“ von Ulrich Greiner. Das Thema „Seuche“ bzw. „Pest“ wird auch beim polnischen Autor Andrzej Szczypiorski in seinem Werk „Eine Messe für die Stadt Arras“ verarbeitet. Symptomatisch, dass die kulturellen Leistungen des östlichen Europas weiterhin ausgeblendet werden. Dieser ausschließlichen „West“-Orientierung bin ich inzwischen leid. Eine ganze Seite widmen Sie P. Domingo , wobei die Hälfte davon nur ein Foto füllt. Ob er Frauen bedrängt hatte, ob Frauen sich ihm aufdrängten – wer will dies heute treffend und einwandfrei wissen. Letztlich hält sich auch Ihr Artikel in der Schwebe. Also: nichtssagend.

Ein überaus windiger Artikel. (Bei uns im Süddeutschen bedeutet „windig“: unsolid, schwach, inhaltsarm etc.) Die Fragende im Artikel „Hölderlin nervt, oder?“ bedient sich eines Stils und eines Frage-Duktus, der sehr nahe den Sprachgebrauch von : „He- du – Deutschland- ja?“ heranreicht. Früher war man dies von der „Bild“-Zeitung gewöhnt; heute entspricht dies der „coolen“ Sprache bestimmter Gruppen und vor allem der blödsinnigsten Werbung. Gott sei Dank, die Antworten von Karl-Heinz Ott heben sich wohltuend davon ab. Äußerst treffend beschreiben Sie in „Der Vulkan brodelt, das Magma des Unmuts steigt auf“ die gegenwärtige Situation. Sogar einigen Schlussfolgerungen und Prognosen kann ich zustimmen, jedoch übersehen Sie einen wichtigen Aspekt: Die geistige Haltung, die sich in Ihrer Zeitung seit einiger Zeit kundtut, ist mit einer der Auslöser für die geschilderte Situation in der Bundesrepublik. Überspitzt könnte man sagen: der grün-liberale Normalmensch ist das Virus für die braune Epidemie. – Werner Langhans

 

Hölderlin ist es ganz sicher nicht, der hier „nervt“. 1. Bei einem Künstler ist nicht entscheidend, ob er „einen an der Waffel hatte“, sondern was er erschaffen hat. 2. Ihre unqualifizierten Fragen und Äußerungen zeugen davon, dass Sie seine sog. späten Hymnen nie gelesen haben. Ihre Bildersprache, ihr ungeheuer weiter Atem u. v. a. sind beispiellos für die Zeit und noch immer einzigartig. „Patmos“, die „Friedensfeier“, „Mnemosyne“, „Der Einzige“ etc. als „ganz hübsche Verse“ zu bezeichnen, ist einfach nur dumm. 3. Einen Dichter primär nach seinen kunsttheoretischen Überlegungen zu beurteilen, greift nicht nur zu kurz, sondern daneben. Winckelmann war für nahezu alle zeitgenössischen Künstler eine ungeheure Schubkraft und durch seine Inspiration wurde fast jedes Werk von kunst- und geschichtsphilosophischen Überlegungen flankiert. Dennoch haben die Werke diesen gegenüber autonomen Bestand. Hölderlin, der via Klopstock Pindar nacheiferte, war seinem Selbstverständnis nach zuallererst Dichter.

4. An Sie und Ihren „kongenialen“ Gesprächspartner: „Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?“ (Georg Christoph Lichtenberg) 5. Die rezeptionsgeschichtlichen Ausführungen von Herrn Ott sind, soweit ich weiß, zutreffend, allerdings insofern etwas sinnlos, weil Hölderlin selbst weder für die rechte noch die linke Interpretation verantwortlich gemacht werden kann. Und die Reduktion seiner Liebe zu Susette Gontard auf küchenpsychologische Bindungsunfähigkeit hätte ich ihm (und mir) auch gern erspart. 5. Wenn das alles ist, was der ZEIT zu Hölderlin einfällt, wäre ein Übergehen seines 250. Geburtstags weise gewesen. Eine Würdigung kann und soll (!) durchaus auch kritisch sein, aber bitte nicht auf diesem unterirdischen Niveau. – Dr. Sabrina Hausdörfer

 

Auf welchem Niveau sich das „Gespräch“ zwischen Ijoma Mangold und Karl-Heinz Ott über Hölderlin abspielt, wird durch Mangolds Einstieg („Hölderlin hatte schon einen an der Waffel, oder?“) und seine Schlussbemerkung („Und den einen oder anderen ganz hübschen Vers hat Hölderlin ja dann doch hinterlassen!“) auf Schönste verdeutlicht. Wer in der „Zeit“ kam auf die Schnapsidee, zwei Personen auf Hölderlin loszulassen, die mit ihm offensichtlich weder sprachlich noch sonstwie irgend etwas anfangen können? – Bernhard Schröter

 

Hölderlin und der Frühling der Völker Mein arg zerfleddertes Exemplar des Hyperion von 1942 hat mich schon in die Flak-batterie begleitet, hat mich in den Bombennächten getröstet und meinen Mut gestärkt, auf künftige Zeiten zu hoffen, in denen Völkerfriede und Freund-schaft zwischen den Nationen kein Fremdwort oder unerreichbarer Traum wäre, sondern ein erreichbares Ziel. Wir brauchten damals den Überschwang der Gefühle und die Hyperbeln der Worte, um an diesem Ziel festzuhalten und uns nicht irre machen zu lassen von den Hassparolen und den aufgeregten Tiraden unserer Vorgesetzten. Wir hatten erlebt, was Hyperion an Bellarmin schreibt: „Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, dass ihn der Mensch zu seinem Himmel machen wollte.“ Und wir berauschten uns an den folgenden Worten: „O Regen vom Himmel! O Begeisterung! Du wirst den Frühling der Völker uns wiederbringen.

Dich kann der Staat nicht her-gebieten. Aber er störe dich nicht, so wirst du kommen, kommen wirst du, mit deinen allmächtigen Wonnen, in goldne Wolken wirst du uns hüllen und empor uns tragen über die Sterblichkeit, und wir werden staunen und fragen, ob wir es noch seien, wir, die Dürftigen, die wir die Sterne fragten, ob dort uns ein Frühling blühe – fragst du mich, wann dies sein wird? Dann, wann die Lieblingin der Zeit, die jüngste, schönste Tochter der Zeit, die neue Kirche, hervorgehn wird aus diesen befleckten veralteten Formen, wann das erwachte Gefühl des Göttlichen dem Menschen seine Gottheit, und seiner Brust die schöne Jugend wiederbringen wird.“ Der Frühling der Völker wird uns versprochen, nicht eines einzigen Volkes, Hölderlin erlebte, wie die griechische Nation sich gegen die türkische Fremdherrschaft erhob: „

Ich liebe dies Griechenland überall. Es trägt die Farbe meines Herzens.“ Die Kirche wird als die Mutter einer neuen Gemeinschaftsform entdeckt, die jedem Raum gibt und das Gefühl der Verbunden-heit verleiht und nicht der Trennung und der Feindschaft. Ich erinnere mich noch an den Tag, als ich in mein Tagebuch das Hölderlinwort eintrug: „Glaube mir, es bleibt uns überall noch eine Freude.“ Und wir berauschten und an dem Gedanken, dass nach den Zeiten des Hasses eine Zeit neuartigen Friedens und der Versöhnung kommen müsse. „Ha! an der Fahne allein soll niemand unser künftig Volk erkennen, es muß sich alles verjüngen, es muß von Grund aus anders sein; voll Ernsts die Lust und heiter alle Arbeit! Nichts, auch nicht das Kleinste, das Alltägliche nicht, ohne den Geist und die Götter! Lieb‘ und Hass und jeder jeder Laut von uns muß die gemeinere Welt befremden und auch kein Augenblick darf Einmal noch uns mahnen an die platte Vergangenheit.“ Und wir sogen auch die Anklagen gegen unser Volk begierig auf, es waren ja auch unsere eigenen Klagen:

„Ich kann kein Volk mir denken, dass zerrissner wäre, wie die Deutschen Handwerker siehst du, aber keine Menschen, Denker, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, Jungen und gesetzte Leute, aber keine Menschen – ist das nicht wie ein Schlachtfeld, wo Hände und Arme und alle Glieder zerstückelt untereinander liegen indessen das vergoss’ne Lebensblut im Sande zerrinnt.“ Und der Hyperion endet: „Ihr Quellen der Erd‘! ihr Blumen! und ihr Wälder und ihr Adler und du brüderliches Licht! Wie alt und neu ist unsere Liebe… Wie der Zwist der Liebenden, sind die Dissonanzen der Welt. Versöhnung ist mitten im Streit und alles Getrennte findet sich wieder.“ Wir hatten diese Worte nötig, denn wir hofften auf ein Ende de Blutvergießens und hatten die Hoffnung ausgerechnet auf die Gegner gesetzt, die man uns als Erbfeinde suggeriert hatten. Aber auch in seinem übrigen Werk, den Gedichten, ist der große Tenor die Versöhnung und die Begegnung mit dem zunächst Fremden, der sich hernach als Bruder und Schwester herausstellt.

In der Hymne „Brot und Wein“ werden wir aufgefordert, unser Recht zu fordern: „wer möcht‘ uns die Freude verbieten? Göttliches Feuer auch treibet, bei Tag und bei Nacht, Aufzubrechen. So komm! Daß wir das Offene schauen, dass ein Eigenes wir suchen, so weit es auch ist…. Ausgeteilet erfreut solch Gut und getauschet, mit Fremden, wird’s ein Jubel.“ Und selbst im „Gesang des Deutschen“ werden wir aufgefordert, nicht nur auf das Eigene zu schauen, sondern über die Grenzen das Besondere der anderen Völker wahrzu-nehmen. „Kennst du Minervas Kinder? sie wählten sich Den Ölbaum früh zum Lieblinge; kennst du sie? Noch lebt, noch waltet der Athener Seele, die sinnende, still bei Menschen.“… Doch, wie der Frühling, wandelt der Genius Von Land zu Land.“ „Stutgard“ wird aufgefordert: „Glückliches Stutgard, nimm freundlich den Fremdling mir auf!

Immer hast du Gesang mit Flöten und Saiten gebilligt.“ Und woher kommen die Fremdlinge? „Und es kommen mit ihm Italiens Lüfte, die See schickt ihre Wolken, sie schickt prächtige Sonnen mit ihm. Darum wächset uns auch fast über das Haupt die gewaltge Fülle, denn hieher ward, hier in die Ebne das Gut Reicher den Lieben gebracht, den Landleuten,doch neidet Keiner an Bergen dort ihnen die Gärten, den Wein Oder das üppige Gras und das Korn und die glühenden Bäume, Die am Wege gereiht über den Wanderer stehn.“ Wir müssen also ausziehen, um bereichert und erfahrener wieder heimkehren zu können. „Ausgegangen von euch, mit euch bin ich gewandert, Euch, Ihr Freudigen, euch bring‘ ich erfahrner zurück.“ („Der Wanderer“). – Otto Betz

 

Dass man in finsteren Zeit lebt, ahnt man gelegentlich. Dass aber eine Zeit-Redaktion einen solchen Beitrag zwischen Halbstarken-Jargon und demonstrativen Banausentum zur Veröffentlichung freigibt, finde ich höchst erstaunlich und empörend. Ich bin fassungslos! – Dr. Heinz Pfefferle

 

Zum Fremdschämen… Wie kann es sein, dass zum 250. Geburtstag Hölderlins zwei poetische Analphabeten in oberprimanerhafter Weise den Jubilar herabwürdigen? Zu seiner Dichtkunst gäbe es wahrlich Interessanteres zu bemerken als die quengeligen Befindlichkeiten von Frau Mangold oder das Eigenlob von Herrn Ott, sein eigenes „exzellentes“ Büchlein betreffend. Bitte nachbessern! – Dr. Mattias Kayser

 

Wer außer flapsigen Fragen und banalen Feststellungen (… hatte er einen an der Waffel?, … ist völlig außer Rand und Band, … er nervt) kein tieferes Verständnis für einen der bedeutendsten Dichter deutscher Sprache hat, sollte kein Interview über ihn machen. Wo bleibt der Hinweis auf seine herrliche Dialektik („Wer auf sein Elend tritt steht höher“ oder „Wie der Zwist der Liebenden, sind die Dissonanzen der Welt. Versöhnung ist mitten im Streit …“)? Wo bleibt die Bedeutung Hölderlins als Ideengeber für die Philosophie Hegels, die Dieter Henrich (Suhrkamp 2010) so schön herausgearbeitet und die Geistesgeschichte geschrieben hat? Andere Kollegen geben sich da zu einem 250. Geburtstag mehr Mühe (vgl. Alex Rühle in SZ vom 20. März). – Dr. Diethelm Henrici

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Vulkan brodelt, das Magma des Unmuts steigt auf“ von Thomas Assheuer

 

Den vorzüglichen Essay von Thomas Assheuer habe ich nicht nur mit großer Zustimmung genossen, sondern betrachte ihn vor allem auch als notwendigen und längst völligen Beitrag zur aktuellen Diskussion in der kritischen Öffentlichkeit. – Ernst Josef Krzywon

 

Die latente Verfassungsfeindlichkeit und Illiberalität des neu-rechten Denkens in den ostdeutschen Bundesländern macht seine Bekämpfung zur Pflicht und damit seine Analyse zur Notwendigkeit. Das heißt allerdings nicht, diesem Denken substanzielle Satisfaktionsfähigkeit zuzugestehen, wie es bei aller Kritik in Ihrem Artikel durchschimmert. Neo Rauch und Uwe Tellkamp mögen herausragende Künstler sein. Was ihre gesellschaftsanalytischen Talente betrifft, sind sie typische Wichtigtuer des AFD-Pegida-Komplexes. Sie reiten selbst Hassattacken gegen alle nicht nach ihrem Ebenbild geschaffenen und jammern gleichzeitig über Denk- und Sprechverbote, wenn man sie naiverweise einer Gegenrede für würdig hält. Ihre kulturellen Ideale sind abgestandene Cocktails aus völkischem Gedeutschel zwischen chronischen Inferioritätsgefühlen und Größenwahn, aus vor allem theoretisch starkem Heroismus, bei dem der Opfertod allenfalls aus sicherer Distanz um die Ecke linst, und überfremdungspanischer Ostalgie. Charakteristisch für ihre Persönlichkeiten: bei beginnendem beruflichem Erfolg mit mäßigem Mut maßvolle Dissidenz in der DDR, nach Welterfolgen risikofreie Totalablehnung liberaler Werte im vereinigten Deutschland. Sie sind erfolgsverwöhnte Heulsusen, die sich auf höchstem Niveau ewig zu kurz gekommen fühlen, und deren innere Leere nur durch „tiefes, dunkles, deutsches“ Geraune gefüllt werden kann. Jedem zauselbärtigen Bluesmessen-Friedens-Umwelt-Menschenrechts-Dorfpfarrer der DDR-Endzeit hat unser Land unendlich viel mehr zu verdanken als den Friedensgewinnlern Rauch, Tellkamp und Konsorten. Die sind nur gefährlich, respektabel sind sie nicht. – Dr. Andreas Patyk

 

Der politische Humanitarismus materialisiert sich an konkreten Opferdiskursen. Die Humane Geste macht eine Betroffenheit für ein wie auch immer geartetes Opfer erforderlich. In diesem speziellen Fall ist das Schlachzvieh Uwe Tellkamp. Der Opferstatus des Opfers legitimierte den politischen Eingriff. So wurden massenhaft Opferdiskurse in den gesellschaftlichen Verkehr gebracht. Ein alter Trick der unbelehrbaren Sozialisten. Die Hochschulen sind voll von solchen Spezis. Populismus ist eine Erfindung der Sozialisten, abgedruckt, wo schon, im Suhrkamp-Verlag. Es ist ein sprachliches Artefakt, das denjenigen politisch indentifizieren und abwerten soll. Es soll verdeutlicht werden wer kein Demokrat ist. Ihr Autor Thomas Assheuer hat daneben gegriffen. Tellkampf ist einer der wenigen, der sich vom Mainstream der Intellektuellen nicht vereinnahmen lässt. Jetzt aber spüre ich einen politischen Wandel, der hoffentlich keine Eintagsfliege ist. – Gunter Knauer

 

Ihren Beitrag habe ich mit einigem Unbehagen gelesen, beginnend mit der Unterüberschrift, in der Sie Schriftsteller, speziell ehemalige DDR-Autoren von der kritischen Öffentlichkeit separieren. Schriftsteller sind nach meinem Verständnis „kritische Öffentlichkeit“! Das Feuilleton liefert förderliche Begleitmusik, vergleichbar mit der nützlichen Arbeit des Regenwurms in der Ackerkrume, in der Gartenerde resp. im gleichnishaften Humushaufen. In der Art Ihres – leider weniger gut gelungenen – Beitrages. Nach dem Sperrfeuer gegen den Nobelpreis für Peter Handke hat die „tonangebende Öffentlichkeit“, zu der Sie anscheinend auch das ZEIT-Feuilleton hinzugesellen, nun neue Widersacher in „ehemaligen DDR-Autoren…“ gefunden. Es täte mich nicht verwundern, wenn die betroffenen Autoritäten Sie den Mundtotmachern, Blockwarten und/oder Politkommissaren bildhaft hinzurechneten; Dialektik der Einheit und des Kampfes der Gegensätze zwischen Geist und Macht habe ich in Ihrem Aufsatz jedenfalls nicht enddecken können. – Dr. Gernot Henseler

 

Dieser Vulkan ist doch maximal ein kaum sprudelnder Zimmerbrunnen. Antiquiert und von Gestern. Wer, wie Herr Tellkamp, öffentliche Kritik nicht verträgt sollte dieser sich doch dann am besten gar nicht aussetzen. Die unterstellte weitgehende Machtlosigkeit von Literatur und Philosphie im Westen ist doch lediglich Wunschdenken von „rechten“ Bürgern und wieder erstarkten Blockwarten. Was ist ist mit dem Wirken der Werke von beispielsweise: Arno Schmidt, Heinrich Böll, Günter Grass oder Theodor Wiesengrund Adorno und Ernst Bloch? Das „Prinzip Hoffnung“ besteht also weiter und trägt Früchte im Osten wie im Westen. Gewagte Thesen brauchen immer kluge Antithesen und letztlich brilliante Synthesen, die da lauten könnten=“Denken heisst Überschreiten.“ „Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein.“ („Farbenblindheit ist selten; Kunstblindheit die Regel.“) – Felix Bicker

 

Ja, es könnte sein, dass es einfach nur um Größe geht. Um den Rausch von Größe und Macht. Nicht um große Kunst. Nicht um Kunstfreiheit. Auch nicht um die gesellschaftliche Bedeutung von Kunst. In freien Gesellschaften ist man als Mensch mit Vertikalspannungen doch sehr auf sich alleine gestellt. Hier kann es ein Weg sein, den eigenen Standpunkt weit unter Normalnull anzusiedeln, um an Größe zu gewinnen. Der Trick: Man erscheint größer, wenn der negative Bereich mitgerechnet wird. Größe soll zugleich als Tiefe erscheinen. Gemessen wird in der kritischen Öffentlichkeit aber ab Normalnull. Das für die eigene Größe benötigte Gefälle lässt sich leicht wieder herstellen: Mit großer Verachtung. Als Trittbrettfahrer der Macht kommt man immer weiter. Dies gilt irgendwie wohl auch für die Dunkelmacht. Eine Voraussetzung für große Kunst ist aber, dass es dem Schaffenden eben nicht um die eigene Größe geht. Es mag Ausnahmen geben. Das aber sind die seltenen Ausnahmen, die die Regel bestätigen. – Reinhard Koine

 

Im Untertitel heißt es: „Im Liberalismus sind Geist und Macht getrennt. Ist das der Grund, warum ehemalige DDR-Autoren wie Uwe Tellkamp die kritische Öffentlichkeit verachten?“ Laut Artikel bringt Tellkamp zum Ausdruck: „Früher wurden Abweichler von Faschisten und Kommunisten vertrieben, heute von Liberalen.“ Dem Liberalismus wird ein diktatorischer Charakter unterstellt. Man sollte die zugrundeliegenden Weltbilder und ihre historische Entwicklung versuchen zu verstehen, indem man sie in ihren wesentlichen Zügen untersucht und bewertet. Zum Beispiel das christlich-rational-freiheitliche Weltbild, wie es der Soziologe Rodney Stark in seinem Buch “The Victory of Reason“ darstellt, oder das materialistische Weltbild und das Weltbild der Verstaatlichung der Betriebsmittel oder das der Ausgrenzung Anderer. Dabei lohnt es sich, ihre Entstehungsgeschichte, ihre Variationen und Auswirkungen in der Geschichte zu studieren. Wir sollten uns bemühen, über die üblichen oberflächlichen Unterscheidungen zwischen rechts, links, liberal und konservativ usw. hinauszugelangen.

Eine bestimmte Überzeugung enthält immer eine kräftige Mischung unterschiedlicher Elemente. Oft hat sie schwache und starke Punkte. Weil ein Parteiprogramm unter 30 Punkten z.B. zwei Punkte enthält, die meinen Vorstellungen entsprechen, kann ich nicht unbedingt die achtundzwanzig anderen akzeptieren. Dann gibt es natürlich auch Abweichungen vom Programmverhalten bei einzelnen Personen oder ganzen Einheiten. Es ist sehr schwierig, das Verhalten und die politische Gesinnung unterschiedlicher Gruppierungen in einfachen Farben oder Richtungsangaben auszudrücken. Als Maßstab der historischen Beurteilung von Überzeugungen dienen Wertevorstellungen und ethische Verhaltensmaßregeln wie die Zehn Gebote, der kategorische Imperativ bzw. die Goldene Regel. Man soll andere so behandeln, wie man selbst behandelt werden will. „Was du nicht willst, das man dir tu“, hatte meine Mutter uns Kindern immer eingeschärft, „das füg auch keinem andern zu.“ Andernfalls hatte sie schon mal „ein Hühnchen mit uns zu rupfen.“

Das sind Werte, deren Einübung und Befolgung sich auf das Wohlergehen und den Bestand einer Gesellschaft auswirken. Kritische Selbstbeobachtung und Bemühung um Objektivität sind zum Beispiel schon in der Stammessprache der kalifornischen Wintu-Indianer eingemeißelt. Viele alten Sprachen sind, verglichen mit unseren modernen, oft unvorstellbar komplex in ihrer Vielfältigkeit. „Mit fast jeder Aimara-Verbalwurzel können mindestens 100.000 verschiedene Formen gebildet werden!“ (Aimara ist eine sehr verbereitete Sprache südamerikanischer Ureinwohner.) Die Sprache der Wintu z.B. besitzt „spezielle Formen“, heißt es in dem Buch Herkunft und Entwicklung der Sprachen von Dr. Roger Liebi, „um folgende Aussagekategorien zu unterscheiden: 1. Die Aussage ist eine Übernahme vom Hören-Sagen. 2. Die Aussage ist das Resultat persönlicher Beobachtung. 3. Die Aussage ist das Resultat einer logischen Schlussfolgerung. Hier werden zudem noch drei verschiedene Grade von Plausibilitätunterschieden.

Man stelle sich vor, … [alle Verantwortlichen] würden sich so ausdrücken! Wie viele Unklarheiten und Missverständnisse würden doch so von vorherein ausgeschlossen werden können! Auch im Bereich der Wissenschaft würde sich eine solche Sprache als äußerst nützlich erweisen, wäre man doch gezwungen, sich stets erkenntnistheoretisch sauber Rechenschaft über die eigenen Aussagen abzulegen. Aber überhaupt auch im alltäglichen Zusammenleben in der Gesellschaft, in Ehe, Familie und Beruf könnte sich eine solche Präzision im Ausdruck äußerst konstruktiv und verständnisfördernd auswirken.“ Vielleicht könnte sie auch dazu führen, dass der im Titel des Artikels genannte Vulkan ein bisschen weniger brodelt und die Suche nach Wahrheit und Realitätssinn wieder ernsthafter unternommen wird. – Gerhard Jahnke

 

Ja „wo der Mensch sich nicht mehr fürchten muss“ (Zitat) – vor dem Tod – vor was auch sonst.So ist nicht nur Ideologie austauschbar („draufgeklebt“ – Theweleit) sondern auch Religion und all der andere hochgeistige Quatsch mit dem Realismus durch „Tiefe“ ersetzt werden soll. – Dieter Herrmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Welt steht still“ von Giovanni di Lorenzo

 

Danke für Ihren heutigen Leitartikel. Zu Ihrer Kritik am RKI, sowie unterschiedlichen Aussagen verschiedener Wissenschaftler möchte ich einwenden, dass das RKI ziemlich frühzeitig vor einem exponientiellen Wachstum der Infektionen gewarnt hat und dafür z.T. heftig kritisiert worden ist („Panikmache“etc.).Das RKI sollte nicht für politische Maßnahme verantwortlich gemacht werden. Der Ausgang dieser Krise hängt von uns allen ab, das RKI liefert Informationen und Analysen. Differenzierte Aussagen von Wissenschaftlern werden z. T. undifferenziert und verfälscht in den Medien wiedergegeben. Wissenschaftler „gleichzuschalten“, d. h. zu einer einheitlichen Meinung zu verpflichten, wäre wenig hilfreich und würde die Möglichkeit von Problemlösungen stark einschränken. Wissenschaftler geben erst mal nicht so sehr der Politik die Richtung vor, als dass sie der Politik notwendige Informationen liefern. Sie sollten deshalb vielleicht auch nicht als mögliche Kanzlerkandidaten gefeiert werden… Vielleicht sollte auch die Zeit darüber nachdenken, wissenschaftliche Meinungen objektiv und erst einmal unkommentiert wiederzugeben. Es liegt im Übrigen an Ihnen, welchen Wissenschaftler Sie zu Wort kommen lassen! – Eva Sandner

 

Danke für die beiden großartigen Artikel auf Seite 1. So bedrückt wie heute war ich beim Lesen noch nie. Auf der einen Seite das derart gebeutelte Italien mit so vielen Toten, auf der anderen Seite Griechenland/Lesbos mit 20000 Menschen die unter katastrophalen Bedingungen mehr hausen als leben müssen, wird einem bewusst, wie gut wir es in Deutschland haben, was viele aber nicht begreifen wollen. Da werden Corona-Partys gefeiert, ohne Rücksicht auf Verluste, und auf der anderen Seite sterben Menschen qualvoll. Es ist zum Verzweifeln! Ich wünsche beiden Ländern ein baldiges gutes Ende des Leides. – Ute Koch

 

Danke für Ihren Leitartikel, Sie haben den Ton getroffen. Nach meinem Empfinden nicht so unsere Frau Bundeskanzlerin, die anscheinend nur sich selbst die Wahrheit zumutet („Ich kann nicht erkennen, was ich hätte anders machen sollen.“). Speziell Ihrer Kritik am RKI stimme ich zu – inkl. Kritik an dem daraus abgeleiteten Regierungshandeln: Reagieren statt Agieren – „nun ist sie halt da“, die Krise.

Meine besorgte Frage: Wie, mit welchen Szenarien geht es weiter in Good old Germany? Geld drucken und ausreichen ohne adäquate Wertschöpfung, an die ach so freie Wirtschaft zumal? Das ist ja fast schon Kommunismus? Sorgen mache ich (79) mir um den Faktor Zeit der politischen, ökonomischen und sozialen Stabilität der Strukturen und Prozesse. Wie lange funktioniert unser auf Wachstum getrimmtes System im Quarantäne-Modus? Wie lange hält sich der alltägliche Bundesbürger an vage Apelle? Vordergründiger Schutz der Alten und Gebrechlichen als angesagte Staats-Philosophie, wie lange kann das gutgehen? – Dr. agr. Gernot Henseler

 

Am Ende von Abs. 5 steht „… Sicherheitsabstand zu der Frau…“. Ist Ihnen noch nicht aufgefallen, dass das Präpositional-Präfix „ab“ und die Präposition „zu“ Gegensätzliches bedeuten und sich daher widersprechen? „ab“ meint „von etwas weg“, dagegen „zu“ „auf etwas hin“. Es ist schade, dass Sie – wie auch leider Ihre Kollegen innerhalb und außerhalb der ZEIT – das anglo-amerikanische „to“ an dieser Stelle mit „zu“ übersetzen, anstatt das überkommene „von“ zu verwenden, das die Bedeutung von „ab“ variiert und somit fortführt. Ich finde, dass „Abstand zu“ denglisch ist und zu den vielen unterschwelligen gleichartigen Amerikanismen zählt; allein von „to“ = „zu“ kann man leider fast unzählige weitere finden, z. B. „Abneigung zu“, „Abgrenzung zu“, „Abweichung zu“, „Distanz zu“, „fern zu“, „Hinweis zu“, „Bruder zu“, „befreundet sein zu“, „Verwandtschaft zu“ etc. – Volker Morstadt

 

Aufgrund der eskalierenden Ereignisse um Corona, möchte ich meine Meinung loswerden. Dieser Pseudoberuhigungsmodus unserer Politiker geht mir echt auf die Nerven. Alle wollen uns weismachen, nach der Krankheitsphase schalten wir um auf ein normales Leben. Aber genau das wird es nie mehr geben. Die gesamte Weltwirtschaft liegt am Boden. Wobei sie das schon vor Corona war. Seit Jahren wurde auf den Knall gewartet. Und jetzt ist er da. Und so bequem, ganz ohne einen Schuldigen! Es würde mich nicht wundern, wenn der Virus irgendwo bewusst freigesetzt wurde und unsere eigene Regierung die Hände mit im Spiel gehabt hätte. Ist doch Herrn Spahn sehr zuträglich. Mehr alte Tote, freie Heimbetten, dann brauchen wir auch nicht mehr so viele Altenpfleger. Und nach der Stunde Null? Alle kleinen, fleißigen Unternehmen werden Pleite sein.

Millionen Arbeitslose und Obdachlose. Nur die Großen werden wieder wie Phönix aus der Asche aufsteigen, alles wie gehabt. Das dumme Volk wird währenddessen nur mit Gelddrucken beruhigt. Wie lange will man dass denn noch machen? Den Menschen soll jetzt die Miete gestundet werden! Hallo, wovon sollen die denn später nachzahlen? Wie lange werden die Renten gezahlt? Für wie blöde hält uns diese unsägliche Regierung denn noch? Es wird eine Währungsreform geben und die EU ist Schnee von gestern, oder sehen Sie irgendwo einen Zusammenhalt? Und dann unser Krankheitssystem. Kann mir mal jemand erklären, warum wir auf Mond und Mars fliegen mussten? Um jetzt zu wissen, dass meine Softshelljacke aus dieser Entwicklung stammt? Vielleicht hätte man sich mal um die Probleme auf der Erde kümmern sollen! Alles Wissen und Technologie hätte man in andere menschenzuträgliche Forschungen und ins Gesundheitswesen stecken können und ein Vorzeigeland sein können. Aber laut Mutti schaffen wir das ja wieder. Klar, sie schon, vielleicht in ihrem Bunker mit einem dicken Konto. Das Gros der Bevölkerung wird es nicht schaffen! Das Herunterfahren des Wirtschafts- und Gesellschaftslebens wird im Moment evtl. richtig sein. Aber hat auch schon mal jemand über die Nebeneffekte gesprochen?

Nämlich Mord und Totschlag, häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Selbstmordrate? Betrug und Diebstahl haben wir ja schon. Das Einzige, was ich jetzt fordere, ist das tatsächliche Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Dürfen wir ja, nach dem neuen Urteil. Also die Freigabe von Zyankalikapseln und Natrium – Pentobarbital für die Menschen, die es wirklich selbst möchten! Würde eine Menge Probleme lösen und steht uns zu! Danke, dass Sie sich die Zeit genommen habe, um meinen Brief zu lesen. Zum Veröffentlichen werden Sie sicher nicht den Mut haben. Aber vielleicht kann man mal den einen oder anderen Punkt öffentlich berichten und diskutieren. Oder haben Sie etwa noch Hoffnung? Im Übrigen vermisse ich auch die Stimmen der Kirchen! Und ich habe allerhöchsten Respekt gegenüber allen helfenden Personen, die für unsere Regierung die Drecksarbeit erledigen müssen und täglich ihr Leben riskieren! Ich bin 68 Jahre alt, habe 45 Jahre voll gearbeitet und die Nase voll! – Sonja Caßing

 

Gestatten Sie mir eine Anmerkung zu Ihrem Beitrag. Sie sagen, dass Salvinis Video „ein bestürzender Beweis dafür“ sei, „dass Populisten … Hass säen können … “ Warum Hass ? Eine Begründung ist für mich nicht erkennbar. Übrigens könnten Sie alle Vorwürfe, die Sie hier gegen Populisten erheben, auch gegen viele Politiker und Journalisten jedweder politischer Couleur erheben, die sich zu diesem Zeitpunkt ähnlich verharmlosend geäußert haben. Es geht mir nicht um Salvini, sondern um das Messen mit zweierlei Maß und um die intellektuelle Redlichkeit. – Gerd Wiemann

 

Ausnahmsweise liegen Sie mal richtig falsch mit Ihrer Freude, dass die Alten und Vorerkrankten „nicht stigmatisiert und vom Rest der Bevölkerung getrennt“ werden. Was bitteschön, was hätte das denn mit Stigmatisierung zu tun, wenn tatsächlich nur diese ganz besonders gefährdeten Personen zuhause blieben und Sozialkontakte soweit möglich meiden würden. Es wäre geradezu das Gegenteil von stigmatisieren, eben nicht ächten, nicht an den Pranger stellen oder nicht denunzieren, sondern schützen. Die Experten sind sich doch wohl einig, dass genau dieser Personenkreis im Falle einer Infektion unser Gesundheitssystem und die Intensivstationen in den Krankenhäusern überfordern wird. Das Durchschnittsalter der Corona-Toten in Italien betrug 79,5 Jahre (Stand 19.März), in Deutschland 82,1 Jahre (Stand 21.März).

Sie vermischen leider die vollkommen berechtigte Ablehnung jeglicher Stigmatisierung mit der sachlich gebotenen Differenzierung von Schutzmaßnahmen. Wahrscheinlich sogar zum Schaden unseres Gesundheitssystem. Wenn alle Bürger – ohne sachlichen Grund – den gleichen Beschränkungen unterworfen werden wie die Alten und relevant Vorerkrankten, dann schädigen wir oder ruinieren sogar – mindestens teilweise – unsere Wirtschaft bzw. unseren Wohlstand und damit auch die Grundlage unserer hervorragenden Gesundheitsversorgung. Begrüßenswert wäre also mehr Vernunft und weniger Ideologie im Umgang mit sachlich gebotenen Maßnahmen. – Klaus Michel

 

Alles für die Alten ? Der Verfasser glaubt, dass die getroffenen Maßnahmen dem (moralischen) Imperativ geschuldet sind, die Alten und die Schwachen zu schützen. Im Ernst ? Lufthansa am Boden, Autoindustrie eingebrochen usw., alles für die Alten ? Die haben doch eine -vergleichsweise- komfortable Situation, keine Kurzarbeit , unveränderte finanzielle Lage, Renten werden sogar erhöht ! Davon kann ein Großteil der Bevölkerung zur Zeit nur träumen. Wäre es nicht einfacher gewesen, den „Alten“ Auflagen zu erteilen und dem Bevölkerungsanteil, der ohnehin schon hohe finanzielle Leistungen für diesen Personenkreis aufbringt, etwas mehr Lebensqualität zu gönnen ? Übrigens, Menschheitsaufgabe, ein großes Wort für diese Krise, da gibt es noch Aufgaben für ganz andere Dimensionen, wo der Begriff zutreffender wäre. – Heinz Gutzeit

 


 

 

Leserbriefe zu „Digitale Hausaufgabe“ von Christian Füller und Martin Spiewak

 

Es ist schon seltsam: Als mündiger Bürger soll man sich vor Fake-News schützen und erhält an jeder Ecke Tipps dazu. Nur beim Thema „Digitalisierung“ machen selbst die großen Zeitungen nichts anderes, als ungeprüfte (und damit mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht richtige) Informationen weiterzuverbreiten. In „Digitale Hausaufgabe“ wird von der Chance geschwärmt, dass die Schulen endlich gezwungen werden, „zeitgemäß zu unterrichten“. Was grundsätzlich eine berechtigte Forderung wäre, heißt in diesem Zusammenhang nur: mit mehr digitalen Medien. Ob deren Einsatz sinnvoll ist oder nicht oder sogar schadet (wie in vielen Untersuchungen gerade bei jüngeren Schülern vermutet) spielt keine Rolle, nur viel muss es sein. Toll: wir erfahren, dass in Dänemark 90% der Achtklässler täglich mit dem Rechner im Klassenraum arbeiten … was sie damit tun ist nicht so wichtig, zumindest wird dazu nichts erwähnt. Oh je: nur 4% unserer Schüler haben WLAN in der Schule … da müssen sie sich ja direkt auf´s Lernen konzentrieren!

Ich finde es toll, wenn meine Kinder in der Schule etwas lernen und nicht auf Teufel komm raus digitalisiert und damit vom Lernen abgehalten werden! Denn laut einem aktuellen Bericht des „Technology Review“ sind auch nur ein Viertel der Lehrer der Meinung, dass genug Information zur Wirksamkeit der eingesetzten digitalen Mittel zur Verfügung stehen. Sie unterrichten demnach mit Medien, deren Nutzen ihrer Meinung nach nicht nachgewiesen ist! Traurig, aber leider durch Medien und Politik gnadenlos unterstützt … unter anderem durch Artikel wie diesen. – Holger Nachtigall

 

Dass Eltern es oft besser einschätzen können, wie man ihre Kinder ideal fördert, gehört mittlerweile zu den Tatsachen, die wir Lehrer von Elterngespräch zu Elterngespräch stillschweigend akzeptieren. In Fortbildungen lernt man, wie man Sprechstunden abhält, indem man der besorgten Mutter oder dem verständnislosen Vater zuhört und rückmeldet, dass man die Sorgen durchaus nachvollziehen kann. Der Lehrer ist der Zuhörer. Jetzt fallen auch die Sprechstunden in der Coronakrise aus und dennoch bekommen wir Lehrer weiterhin die Möglichkeit, zuzuhören und zu erfahren, wie wir unseren Job besser machen können: In jeder Zeitung (ob in Papier- oder Onlineformat), in jedem Radiosender und schließlich durch alle Fernsehanstalten hindurch bekommen wir nun Tipps und Ratschläge, wie wir endlich die Schüler ideal fördern können. Dazu müssen wir vor allem eins tun: Uns endlich mit der Digitalisierung auseinandersetzen.

Vielen Dank ihr Journalisten, beinahe hätten wir -neben unseren 14 Wochen Ferien im Jahr- die Füße hochgelegt und nichts getan! Bei all diesen Ratschlägen schwingen doch ein bisschen die deutschen Urängste mit: Erstens: Mit dem Land der Dichter und Denker geht es bildungstechnisch den Bach hinunter, weil unsere Schüler drei Wochen nicht zur Schule gehen. Und zweitens: Der Lehrer könnte zu viel Freizeit haben. Daher müssen nun in den Medien massenweise Lernportale aufgezählt und Lehrer zitiert werden, die Tutorials selbst aufnehmen oder schon seit Jahren mit Lernplattformen arbeiten. Man erhofft sich dank Corona den Durchbruch. Nun wird die Schule endlich digitaler und unsere Lehrer werden wach.

Und die Kinder? Die fragt wie so oft niemand, wie sie sich ihr Lernen der Zukunft vorstellen. Vielleicht haben die Lehrer aber gar nicht geschlafen oder gehen jeden Nachmittag zum Moutainbiken, sondern waren auf Mebis- Fortbildungen, haben sich mit I-Pad-Koffern beschäftigt und nutzen seit Jahren selbstverständlich Computer und Beamer, die in manchen Schulen glücklicherweise seit einigen Jahren Standard sind. Und trotzdem entscheiden sie sich – mittlerweile etliche davon digital natives – in diesen gut ausgestatteten Schulen oft für den ganz normalen Unterricht. Auch weil die Kinder ihn mögen!

Die Sorge der Schüler dieser Tage ist es nicht, dass ihr Lehrer eventuell noch kein digitales Lehrvideo geschickt hat oder dass sie in dem Wust der Tutorials nichts über die Erörterung finden. Ihre Angst besteht darin, dass sie den Stoff nicht in ihre Köpfe bekommen, weil nur ein geringer Teil der Pubertierenden die nötige Selbstdisziplin mitbringen, zuhause allein mit Lehrvideos, Online- quizzspielen und digitalen Arbeitsblättern sich den Stoff anzueignen. Sie sehnen sich nach der Schule, wo feste Zeiten herrschen, wo der Lehrer den Hefteintrag über die Erörterung im Gespräch mit den Schülern entwickelt, wo pro und kontra im direkten Dialog diskutiert werden. Wo der bessere Schüler seine Hausaufgabe vorliest und der disziplinlose nur durch seine Anwesenheit, manchmal lustlos mit dem Kopf auf dem Tisch, trotzdem die Grundlagen mitbekommt. Und wo es endlich klingelt und man in der Pause das lernt, was nach der Schule so nicht wiederkommt: Soziale Interaktion zwischen Gleichaltrigen.

Trotz des derzeitigen Lehrermangels steckt kein Politiker gerne Geld in Personal, stattdessen rekrutiert man pensionierte Grundschullehrer (die sich um digitale Kompetenzen bemühen, sich aber schwerer tun wie unsere jungen Lehrer) und beschließt in einer Nacht- und Nebelaktion, dass unsere Lehrer mehr Wochenstunden für das gleiche Gehalt arbeiten müssen, weil die Grundversorgung an bayerischen Grundschulen sonst nicht gesichert werden kann. Einmalig viel Geld in Gerätschaften zu stecken ist eben einfacher, als das Image des Lehrerberufes wieder aufzupolieren. Es sind Menschen, die unsere Kinder brauchen, die jetzt die leeren Onlineplattformen mit Materialien füllen und stundenlang Emails besorgter Eltern und Schüler beantworten. Meistens schreibt man, dass wir uns hoffentlich im Reallife bald wiedersehen. Bis dahin muss der digitale Unterricht das bieten, was er ist: Eine Alternative, um ein bisschen was aufzufangen. Mehr nicht. – Christiane Schreiber

 

Gleichheit über alles.Die sozialistische Gleichheit geht Herrn Tonne (SPD), dem niedersächsischen Schulverantwortlichen, wohl über alles. Deshalb möchte er keinen digitalen Unterricht in der Zeit des Corona-Unterrichtausfalls. Das Prinzip lautet wohl: Lieber alle gleich dumm, als nur ein Teil dumm und ein Teil schlau. Da grüßt mal wieder der graue Sozialismus. – Raimund Helbrich

 

Doch, ich. Ich kann immer noch sagen, die Digitalisierung sei überflüssig- ich persönlich glaube sogar: schädlich! Leider ist ihr Artikel wieder einmal ein Beispiel für Männer, die über Themen schreiben, die sie nicht wirklich nachvollziehen können- oder wieviele Jahre Unterricht haben sie gehalten? Das Internet – vorneweg der schnelle Postverkehr, hilft in dieser Zeit. Mehr nicht. Der persönliche Kontakt und Austausch mit der Schülerschaft und Klassengemeinschaft wird niemals adäquat durch irgendeine digitale Form ersetzt werden können. Gutes Homeschooling funktioniert auch völlig ohne Tablet oder Smartphone- mit erfahrenen und engagierten LehrerInnen, die wissen wo ihre Schüler stehen und wo sie hin sollen. Woher die Kinder ihre Aufgaben bekommen ist letztlich völlig unwesentlich- darüber nachdenken müssen sie mit dem eigenen analogen Kopf. – Bibijana Münch

 

Digitales Klassenzimmer bzw. digitale Hausaufgaben, Schul-Cloud, echter virtueller Unterricht: die Zukunft grüßt – scheinbar. Blick zurück, nicht im Zorn, sondern mit Ernüchterung: Als ich in den 60er Jahren mit dem Studium der Erziehungswissenschaften (Schwerpunkt Schulpädagogik) begann, hieß die didaktische Zukunft „Programmierter Unterricht“. Akuter Lehrermangel, stetig steigende Schülerzahlen, zuweilen mangelnde Lernmotivation: Probleme dieser Art schienen durch diese neuartige und zunehmend erforschte Lernform der technisierten und indirekten, d.h. entpersonalisierten Pädagogik lösbar geworden. Was ist von dieser mit großer Euphorie begrüßten Methodik, die uns ins 21. Jahrhundert tragen sollte, insgesamt geblieben? Schwamm drüber.

Als ich in den 70er Jahren in die Gymnasien kam, lautete das neue Zauberwort „Sprachlabor“. Unübertreffbar in der Effizienz für das Erlernen der Fremdsprachen, individuelles und technisch unterstütztes Lernen vieler Schüler unter der permanent möglichen Kontrolle weniger Unterrichtender: methodisch und finanziell war das scheinbar die Lösung eines Gordischen Knotens. Wenige Jahre später verschwanden diese „Sprachlabore“ wieder aus den Schulen. Und ein leitender Beamter der Schulverwaltung gestand in einer internen Besprechung: „Das war eine bombastische Fehlinvestition, auf so etwas dürfen wir uns nie wieder einlassen.“

Jetzt also der Hype um die Digitalisierung von Unterricht und Schule. Es ist gar nicht zu bestreiten, dass mit ihrer Hilfe einige (!) neue, bereichernde Lehr- und Lernmethoden in den Unterricht integriert werden können, dass „die neuen Medien“ (die so neu inzwischen nicht mehr sind) in der gegenwärtigen Coronakrise in mancher Beziehung kreativ und hilfreich einzusetzen sind. Aber zu glauben, dass jetzt mit einer forcierten und generellen Digitalisierung des Schulunterrichts insgesamt das pädagogische Ei des Kolumbus für das 21. Jahrhundert gefunden sei, dass man jetzt „endlich zeitgemäß unterrichten“ könne, wie es heißt, ist reichlich naiv. Zu denken geben sollte die zitierte Ansicht des Insiders und Praktikers, der „gegen eine Digitalisierung um ihrer selbst willen“ ist. Dazu mehren sich seit Jahren die Stimmen aus der Medizin (Hirnphysiologen, Kinder- und Jugendärzte), die auf der Grundlage empirischer Untersuchungen vor einem unkritischen und exzessiven Gebrauch von Smartphone, Internet und Co. im Grundschulalter, aber auch bei Jugendlichen warnen.

Und das ist sicher nicht nur für den außerschulischen Bereich so gemeint. Guter Unterricht käme zur Not auch mal ohne digitale Hilfsmittel aus, der Einsatz moderner Medien jedoch nicht ohne eine kluge, d.h. bedachtsame und altersgemäße Pädagogik. Und wenn am Schluss des Artikels „neue Prüfungsformen“ gefordert werden wie „Essays, Präsentationen, Portfolios“, so muss man dazu sagen: An verschiedenen guten, progressiven Schulen sind die schon lange eingeführt und gehören zum Alltag. – Burckhardt Großbach

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer schützt in der Not? Der Staat“ von Heinrich Wefing

 

Ein toller Beitrag, der zeigt, was der (deutsche) Staat kann – und wo seine Grenzen sind. 920.000 Tonnen Lebensmittel – das sind etwa 11 kg pro Person. Bei strenger Rationierung reicht das drei Wochen. Corona soll uns Jahre begleiten. Kurzarbeitergeld und Kredite bringen den Unternehmen wenig. Sie müssen 40 % der Lohnkosten und 100 % der Sachkosten selber tragen – bei oft totalem Einnahmeausfall. Da kommen schnell mal 30.000 oder 50.000 € Kreditbedarf im Monat zusammen. Wovon soll das getilgt werden? Zehntausende werden wohl Konkurs anmelden müssen und somit hunderttausende Arbeitnehmer in die Arbeitslosigkeit entlassen. Die Regierung sollte den Mut haben die Rüstungsausgaben zu kürzen und den Kleinunternehmen so unter die Arme zu greifen, als hätten sie eine passende Betriebsunterbechungsversicherung abgeschlossen. – Iman Schwäbe

 

Der Coronavirus wird zur Gefahr für die gesamte Menschheit – der Staat ist jetzt zum einzigen gesetzlich legetimen Retter in höchster Not. Solidarität und Handlungskompetenz auf allen Staatlichen Ebenen Bund Länder und Gemeinden koordinieren alle denkbaren Schutzmassnahmen. Vertrauen in die Demokratie steht auf dem Prüfstand. Doch der Coronavirus hat leichtes Spiel sich zu verbreiten. Die Globalisierung zeigt nun seine einzigartige Schwäche , wo es an Mundschutz, Schutzkleidung nur noch In China , wichtige Medikamente/Wirkstoffe hergestellt werden. Der Staat ist in der Coronavirus Krise der einzig verbleibende Garant für Schutz und Sicherheit der ganzen Bevölkerung. Das ist auch seine Aufgabe. –Thomas Bartsch-Hauschild

 

Jetzt halten sie mal die Luft an. Was jetzt die Autoren in ihrer Zeitung wieder von sich geben, hat nichts aber auch gar nichts mit dem sonstigen Politikbetrieb zu tun. Wenn es um Leben und Tod geht, dann wird sich keiner für den Tod entscheiden, es sei denn, es handelt sich um einen Lebensmüden. Deswegen muß die Politik von Heute auf Morgen nicht gleich richtig gewesen zu sein. Es bleibt dabei: Die Politik in Deutschland ist nach wie vor Grottenschlecht. Außerdem ist es erwiesen: viele Köche verderben den Brei. Unser Allparteiensystem hat den ganzen Apparat schwerfällig gemacht. Das ist längst nicht mehr zeitgemäß. Wir brauchen weder die Linken noch die Grünen. – Gunter Knauer

 

Ich schreibe Ihnen immer, wenn ich etwas zu meckern habe an meiner Lieblingslektuere. Aus Seite 3 Politik Ihrer Alpenausgabe , dritte Spalte ganz unten, schreiben Sie dass in Österreich bereits eine „allgemeine Ausgangssperre“ gelte. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir nur eine Ausgangsbeschraenkung, das heißt, notwendige Besorgungen wie etwa Einkauf von Lebensmitteln oder Besuch in Apotheken waren erlaubt. – Lutz Lischka

 

Unsere gewohnte Lebensweise wurde und wird weiter, ganz drastisch, in eine Art „Stand-by-Modus“ heruntergefahren. Absagen über Absagen bestimmen unseren Alltag, sogar die Gotteshäuser machen dicht, aber nicht weil es unser „lieber Herrgott“ so befohlen hat, nein, unsere gewählten Volksvertreter haben uns das verordnet und eingebrockt, und es könnte alles noch weitaus schlimmer werden, in dieser Hin-und-Herschieberei des „(Raben)Schwarzen Peters“. Gewohnte zwischenmenschliche Kontakte in aller Öffentlichkeit, die sind ab sofort einzustellen und sind zu unterlassen. Ein Gang durch Nürnberg hatte heute allerdings einen sehr positiven Effekt auf mich hinterlassen, denn die relativ wenigen Menschen, die in der Altstadt unterwegs waren, die haben eine Art von „meditativer Großstadt-Hamonie“ in mir ausgelöst! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Zeit läuft ab“ von Caterina Lobenstein

 

Sie glauben gar nicht, wie dankbar ich Ihnen bin, dass Sie mit diesem Artikel das Thema „Flüchtlinge“ wieder ins Bewusstsein rücken. Ich hatte in der letzten Zeit, als „Corona“ die Schlagzeilen beherrschte, das Gefühl, dass dieses andere Thema manchen Politiker*innen, die so auffällig schwiegen, ganz gelegen kam. Denn wer redet noch von Flüchtlingen und ihrer Not, wenn das eigene Leben und das Leben der eigenen Bevölkerung in Gefahr ist ?! Für mich hat die EU schon lange ihre Glaubwürdigkeit verloren, indem sie von ihren „Werten“ spricht, aber das Recht dieser Menschen, das Recht auf Asyl, missachtet. Deswegen bin ich dankbar für Ihren Appell, nicht länger die unwürdige und unmenschliche Situation der Flüchtlinge auf den ägäischen Inseln tatenlos hinzunehmen. – Ursel Heinz

 

Es ist doch gar nicht zu verhindern, dass sich die Pandemie nicht auch in den Flüchtlingslagern ausbreitet. Warum verhandelt die Europäische Union (Frau von der Leyen) nicht mit äusserstem Nachdruck mit Assad, um eine Rückführung der syrischen Flüchtlinge zu erreichen. Dazu gehört natürlich, dass die Menschen entsprechend geschützt werden. In diesen Zeiten darf man diesen Diktator wegen der Verbrechen nicht aussen vor lassen. Haben die Amerikaner nicht im Irak Ähnliches erreicht ( ist nicht vergleichbar, aber vielleicht ein Muster).

Es geht um ein Ergebnis für diese vielen Menschen, vor allem die Kinder. M. E. müssen die Europäer das Heft in die Hand nehmen für eine Friedenslösung in der Region. Und nun ist nicht nur Eile geboten, sondern zu unserem eigenen Schutz sind Lösungen, wenigstens Ansätze von Lösungen so vordringlich wie noch nie. Und hören wir auf, die Verbrechen der Vergangenheit noch immer heranzuziehen, um noch nicht einmal den Versuch von Lösungen zu starten. Wenn ich mir die Bilder von den Hochhaussiedlungen in Brüssel vor Augen führe, ist es mir unverständlich, dass dort nicht mehr herauskommt, als das was wir den Medien entnehmen. – Heidemarie Thouet

 

Sie fordern, dass das Flüchtlingslager auf Lesbos sofort evakuiert wird. Aber warum sollten inmitten einer Pandemie 20.000 Menschen eine weitgehend isolierte Insel verlassen? Und wo sollen sie anschließend hin? Ihr Text bleibt dem Leser leider eine Antwort schuldig. – Simon Haas

 

Ja, wir haben viel getan, 2015 und danach, als Tausende Menschen aus dem Elend, dem Terror und dem Bürgerkrieg ihrer Heimat entflohen und bei uns in Europa Sicherheit und etwas Menschlichkeit erfahren wollten. Ja, wir haben viele von ihnen willkommen geheißen. Aber dieses Stück Menschlichkeit wird uns heute zum Vorwurf gemacht, von so manchen europäischen Staatslenkern, von angeblichen Verteidigern des christlichen Abendlandes und sogar von namhaften Repräsentanten der bürgerlichen Mitte. „2015 darf sich nicht wiederholen“, lautet deren Mantra. Und so lassen wir die auf Lesbos Gestrandeten guten Gewissens in ihrem Elend zurück. Wir können ja nicht die ganze Welt retten. Das stimmt zwar, aber wir könnten viele Menschen retten, wenn wir nur wollten, Menschen, die zum Untergang verdammt sind. Die Bereitschaft zum Helfen ist ja da. Zahlreiche Kommunen haben sich bereit erklärt, Geflüchtete aufzunehmen. Aber es gibt Wichtigeres, als Menschenleben zu retten. Wir dürfen auf keinen Fall unseren neuen politischen Leitfaden verlieren. 2015 darf sich nicht wiederholen. Das allein zählt. Armes Deutschland! – Wolfgang Wendling

 

In Zeiten der Engstellung unserer Wahrnehmung kommt es darauf an, den Blick zu weiten. Gut, wenn Caterina Lobenstein im Leitartikel „Die Zeit läuft ab“ an uns appelliert, durch die Coronabrille hindurch auch das Flüchtlingslager auf Lesbos wahrzunehmen. Gut, wenn sie die Politik auffordert, sofort tätig zu werden. Aber es könnte sein, dass ihr Alarmsignal gerade wegen der gewählten kontrastierenden Darstellung uns nicht erreicht. Weit weg! Dabei ist das Flüchtlingsthema uns doch deutlich näher gerückt. Und die große Solidarität, die wir jetzt üben, könnte eigentlich auch Flüchtlinge auf Lesbos einschließen.

Ohne in die Falle der Relativierung, Verharmlosung und Banalisierung zu gehen, wäre es vielleicht ein Ansatz, Ähnlichkeiten zwischen Flüchtlingen und uns sichtbar zu machen: Wir sind ohne eigene Schuld plötzlich hilfsbedürftig. Wir machen einschneidende Verlusterfahrungen. Trennungserfahrungen. Wir erleben Einschränkung von Freiheitsrechten. Wir müssen Anträge stellen. Wir müssen warten. Wir wissen nicht, was kommt. Wir sitzen alle in einem Boot. – Vielleicht ist der Gedanke hilfreich, dass wir einst auf die Hilfe derer angewiesen sein können, die uns heute um Hilfe bitten. Zufällig bin ich verschont. Wenn mein Glück aussetzt, bin ich verloren, so Bertolt Brecht (An die Nachgeborenen). Vielleicht ist die Festung Europa auch ein Gefängnis für uns selbst. Wir müssen den Blick weiten, auch unsere Herzen und unsere Begriffe. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbriefe zu „Halten wir das durch?“ von Heike Buchter et al.

 

Jeder spricht von der drohenden Krise. Davon, dass viele Unternehmen Insolvenz anmelden, ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken oder entlassen müssen. Vom ökonomischen Absturz. Die Hauptgründe werden Produktions- oder Absatzschwierigkeiten sein. Dabei gäbe es eine einfache Lösung, die uns Alle schützt. Egal wie lange die Krise andauert. Und egal was wir arbeiten und wie groß unser finanzielles Polster ist. Geld stellt keinen realen Wert da. Es ist nur das Versprechen, dass ich mit einer Leistung, die von der Gemeinschaft als wichtig erachtet wird einen Wert für mich selbst generiere. Es ist ein geniales System, welches seit Jahrtausenden besteht und auch in Zukunft bestehen soll. Verhalte ich mich unwirtschaftlich, produziere ich ungewollte Produkte oder biete ich ungewollte Dienste an, werde ich abgestraft. Bin ich unflexibel oder passe ich mich nicht an, werde ich abgestraft. Das motiviert und hält unsere Gesellschaft am Laufen.

Aktuell ist das aber leider nicht der Fall. Die Unternehmen sind einfach deswegen bedroht, weil aufgrund nicht beinflussbarer Faktoren eine vorübergehende Änderung eingetreten ist, die nicht alle abfedern können. Muss es daher zu einer Bestrafung kommen? Nein. Und deswegen retten die Staaten jetzt zahlreiche Unternehmen bzw. vor Allem deren Mitarbeiter. Eine Rettung die viele Milliarden kostet. Wo kommt das Geld her und wer profitiert davon? Wo endet das Geld? In den Taschen der Klopapierhersteller? Pharmakonzernen? Vermietern? Keiner gesunder und gesellschaftsfähiger Mensch will mit der Krise Geld verdienen. Das sieht man zum Beispiel an Curevac. Trotz lukrativer Angebote aus dem Ausland hört das Unternehmen nicht auf, an einen Impfstoff für Corona zu arbeiten. Wenn es also niemand verdient, jetzt insolvent zu gehen und niemand seinen Reichtum erhöhen will, warum macht das Geld dann nicht einfach eine Pause?

Wir frieren Alles ein. Banken verlangen keine Zinsen und Tilgungen. Mitarbeiter und Vermieter verlangen keine Vergütung. Stattdessen bleibt jeder bei seiner Arbeit und bekommt dafür einen Berechtigungsschein, der zu einem wöchentlichen Kontingent Lebensmittel, Heizung, Drogerieartikel, Tiernahrung, Strom etc. berechtigt. Luxusgüter können weiter über Geld bezogen werden, für die, die das aktuell noch für wichtig halten. Jeder, der einen Beruf ausübt bekommt den Berechtigungsschein. Von essenziellen Berufen wie Krankenschwester und Abfallentsorgung bis zu in der Krise zweitrangigen Berufen wie Manager eines Automobilkonzerns oder Consultant. Jeder bekommt seine Berechtigungskarte. Wer nicht mehr arbeiten kann und gesund ist, wird dort eingesetzt, wo Hilfe benötigt wird und bekommt auch somit seine Berechtigungskarte. Nicht arbeiten kann zum Beispiel der Werkmitarbeiter, wenn die Lager mit Luxusgütern voll sind. Wer krank ist oder für keine Arbeit benötigt wird, bekommt auch seine Berechtigungskarte.

Natürlich bleibt es jedem, der keine Arbeit hat selbst überlassen, sich selbst eine Arbeit zu suchen. Allerdings nur in den essenziellen Berufen. Ich kann mich also nicht schnell zum Manager meiner gerade gegründeten Ein-Mann-Firma machen, um dann meine Berechtigungskarte zu kassieren. Führt man diese Unterbrechung des Wirtschaftssystems europaweit ein, ist man mit fast allen nötigen Produkten versorgt. Die Produkte, die dann noch fehlen, werden von den Regierungen eingekauft. Ganz klassisch mit Geld. Ist die Krise überstanden, geht wieder jeder seiner Arbeit vor Corona nach. Wird wieder bezahlt, zahlt wieder sein Darlehen ab, bezahlt seine Miete und so weiter und so fort. Jedem ist damit geholfen, keiner geht unter und man kann seine Sorgen auf den Virus fokussieren und nicht auf die ungewisse finanzielle Zukunft. – Philipp Baur

 

Ich weiss nicht, ob ich lachen oder weinen soll, wenn ich höre und lese, dass Wirtschaftsverbände, deren Vertreter bisher den Staat als Störenfried beim Gewinnemachen beschimpften, nun plötzlich nach eben diesem Staat rufen, auf dass er die durch die Corona-Krise verursachten Verluste gefälligst möglichst zügig ausgleichen möge. So sind sie es ja auch seit Jahrzehnten: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Und wirtschaftsliberale Politiker wie Carsten Linnemann (CDU) oder Christian Lindner (FDP), die stets lauthals Steuersenkungen und Abbau der im Haushalt gebildeten Rücklagen zugunsten der „Leistungsträger“ (sprich Unternehmer) gefordert haben, stoßen nun ins gleiche Horn, ohne sich zu fragen, wie ein Staat ohne Steuereinahmen und in guten Zeiten gebildete Rücklagen die geforderten Wohltaten überhaupt finanzieren könnte. Der Staat, also wir Alle, sollten sicherlich mit Nachdruck versuchen, unverschuldet in wirtschaftliche Schwierigkeiten Gekommenen zu helfen, die Regierung sollte nun aber auch gegenüber den großen Konzernen darauf bestehen, dass es zur guten Unternehmensführung gehört, für Krisenzeiten vorzusorgen und Rücklagen zu bilden. Die Regierung hat gezeigt, wie sowas geht! – Dr. Wolfgang E. Fischer

 

Alle Räder, die stehen still, nicht, weil es allein am Coronavirus liegt, nein, sondern nur, weil es unsere gewählte Regierung, so will! Unsere Volksvertreter, die vertreten fast alles, außere unsere Interessen. Wir, wir sind das Volk, aber irgendwie auch, so gut wie vergessen! – Klaus P. Jaworek

 

Die Wirtschaft schrumpft, die CO2-Emissionen sinken und die Natur beginnt aufzuatmen! Die Politik sollte jetzt Rahmenbedingungen für eine Gemeinwohl-Ökonomie angehen, damit nach der Corona-Krise eine ökologisch gestärkte Wirtschaft mit Anreizen für nachhaltige Innovationen wieder hochfahren kann. – Walter Moritz

 


 

 

Leserbriefe zu „»Schaun Sie mal«“ von Peter Kümmel

 

Ihre Eloge auf das Ego-Männlein Lanz legt eine unreflektierte Beweihräucherung offen, die jede Objektivierung vermissen lässt. Für mich ist er ein frecher Naseweis, der sich zuckend und grinsend als Hampelmann mit seiner Besserwisserei auf Kosten seiner Gäste profiliert. Das ständige Insistieren durch störendes Gerede während der Gastbeiträge ist der Versuch, in dem Panoptikum den Souffleur zu spielen. Wer sich einer derartigen Show eines pubertierenden Ego-Menschen aussetzt, muss ein Masochist sein. – Wilfried Vendel

 

Ich verstehe nicht wie sie diesen Mann auf ein Podest stellen, wo er nicht hingehört. Und die Politiker gleich gar nicht. Der Selbstdarsteller Markus Lanz der sich gern narzisstich gibt und die Politiker, die ihre Aufgabe darin sehen in Talkshows zu brillieren kann ich nicht ernst nehmen. – Gunter Knauer

 

Bei Ihrem “ Jubel- Artikel „ über Herrn Markus Lanz konnte ich überall zustimmen. Doch, – fehlte da nicht die kritische Anmerkung, daß Herr Lanz sich gar zu gerne selber reden hört ? – Edith Schlaich

 

Eigentlich habe ich Ihre Artikel immer gerne gelesen: pointiert, nicht unwitzig, aber ich muß Sie wohl in Zukunft in einem anderen Licht sehen. (Hat er Sie schon eingeladen, der Lanzer-Markus? ) Ich frag‘ mich, ob der Mann für diese schweren Stundentatsächlich eine ernste Betrachtung in der ZEIT braucht, um sein ohnehin zahlreiches Publikum noch zu mehren? In „diesen Zeiten braucht der Zuschauer(evtl. auch: brauchen dieZuschauer?) verlässliche Partner, die den Überblick behalten. Die regelmäßig ’schaun Sie mal‘ sagen und uns daran erinnern, welches Leben wir vor Kurzem noch geführt haben“ – vielleicht, aber hat er den Überblick? Vielleicht hat er eine vergnügte Wachsamkeit, durchaus möglich.

Ich halte ihn für einen unterhaltenden Schwadroneur u. unglaubwürdig, daran interessiert, die Leute vorzuführen, was ansich nichts Verwerfliches ist, nur sollte man ihn nicht als ernsthaftenpolitischen Talkmaster titulieren. Das Format hat er nicht. Ich erinnere mich nur vagean eine für ihn typische Verhaltensweise: zunächst läßt er, nach Fragen, kaum die AntworterInnen ausreden u. grätscht hinein, versucht die Leute ein bißchen zusammenzufalten, bis die verstimmt reagieren, um dann zu sagen: „Jetzt wollen wir doch mal die Schärfe aus der Situation nehmen“ – die er selbst hineingebracht hatte. Ich weiß nicht mehr, ob es bei Habeck/Baerbaum war oder bei Wagenknecht, die er ja gerne grillt, habenur diesen Satz noch im Kopf, sorry, will das jetzt nicht nachschauen, dazu ist er mir nicht wichtig genug. Ich sehe ihn normalerweise nicht, sondern hatte das beim Rüberzappen erwischt.

Wer mir ganz gut gefällt – nach anfänglicher Skepsis – ist Steinbrecher mit seinem Nachtcafé, das allerdings nur immer ein Thema hat, aber aufgrund der Auswahl der TeilnehmerInnen verschiedene Sichtweisen nahebringt. Er fragt unaufgeregt, nicht ständig auf der Stuhlkante, einfühlsam u. läßt den Leuten Zeit. Ich habe schon einige „Talk-Master“ hinter mir, von Kulenkampff angefangen, bilde mir ein, einen guten Überblick, nach 40 Jahren Dienst im öffentl.-recht.Rundfunk zu haben. Wer Biß hatte u. trotzdem verbindlich war: Juliane Bartel. Wird Ihnen evtl. nix mehr sagen. Außerdem wünschte ich, die Leute würden mehr Phoenix schauen, deren sachliche Runden erhellend sind, mit weniger prominenten Darstellern. Dann würden sie evtl. auch mehr verstehen von der Welt. Nun ja, die Geschmäcker sind verschieden, und mein Urteil wird an Ihnen abperlen, schon klar. Trotzdem: feedback muß sein!P.S. nach Diskussion mit Freundin wurde mir bedeutet, daß der Artikel über Herrn Lanz selbstverständlich ironisch gemeint ist und unverkennbar ein „Verriß“………..=-O.. wenn dem so ist, nehme ich meine Verwunderung über Sie, aus meiner mail vom 24.3., selbstredend zurück und wundere mich, wie ich die Ironie so habe mißdeuten können………….:-[ ich bitte Um Aufklärung……;-) – Susanne Hüttner

 


 

 

Leserbriefe zu „Helden der Arbeit“ von Jens Tönnesmann

 

Sie berichten von den Helden (in der Mehrzahl wohl Heldinnen) der Arbeit und schmücken den Artikel mit drei Fotos, von denen eines die Hände einer Person mit Schutzhandschuhen zeigt, einer Zigarette in der linken und dem Handy in der rechten Hand. Damit zeigen Sie das wesentliche Problem, an dem Infektionsschutz scheitern kann. Es geht doch nicht allein darum, ob Politiker zu spät oder energisch genug handeln und ob Arbeitgeber ausreichend Schutz-Möglichkeiten zur Verfügung stellen etc. Viele Menschen haben keine ausreichenden Kenntnisse im richtigen Umgang mit vorhandenen Schutzausstattungen. Hier müsste ganz dringend durch entsprechend vielfältige Schulungen mit allen möglichen Möglichkeiten nachgebessert werden. Die Person mit den Handschuhen und dem Handy und der Zigarette gehört jedenfalls zu den nicht ausreichend Informierten.

Wenn sie zuvor an einer Registrierkasse gesessen und dort Waren von einem Kunden entgegengenommen hat, der sich -ohne Absicht- über Mund oder Nase gefahren war und dann die Waren in den Einkaufskorb gelegt hat, dann hat sie wahrscheinlich mit diesen hier abgebildeten Handschuhen diese Waren angefasst und danach im blinden Vertrauen auf den Schutz durch die Handschuhe und in Unkenntnis der möglichen Übertragungswege sich die Zigarette angesteckt und ihr Handy bedient … und dabei vielleicht schon das Virus übertragen. Mit Handschuhen und Mundschutz allein ist kein ausreichender Infektionsschutz zu gewährleisten. Infektionsschutz beginnt im Kopf. Mindestens ebenso wichtig wie Handschuhe ist das ständige Kontrollieren der eigenen Situation und dabei das Bewusstmachen der tatsächlichen Gefahren. – Norbert Hoffmann

 

Ich glaube es gibt eine großen Unterschied zw. Ost und West. Ich stamme aus Neuwied in Rheinland-Pfalz und wohne seit vielen Jahren in der Nähe von Meißen. Durch die täglichen Telefonate mit meiner Mutter weiß ich von Geschäften, die ab Mittag leer sind und von großem Egoismus der Kunden. Als ich heute einkaufen war, gab es volle Regale, entspannte Kunden, keinerlei Andrang. In manchen Geschäften wurde der Personalbestand aufgestockt. Die MitarbeiterInnen waren noch freundlicher als sonst und wirkten ebenfalls entspannt. Schutzhandschuhe überall. Vielleicht wirkt sich die Lebenserfahrung der älteren Menschen hier mit der DDR-Mangelwirtschaft und eine evtl. höhere Autoritätshörigkeit positiv auf den Umgang mit der aktuellen Situation aus? Ich weiß es nicht. Zumindest bin ich gerade lieber hier als im (wilden) Westen. – Iman Schwäbe

 

Wenn es Ihnen mit den „Helden der Arbeit“ wirklich ernst gewesen wäre, hätten Sie den Artikel auf Seite 1 platziert oder ein gründlich recherchiertes Dossier geschrieben anstatt dieses halbherzigen und oberflächlichen Beitrags. Über den Einzelhandel gäbe es viel zu sagen, besonders natürlich im Moment, aber auch über die generelle Situation der Mitarbeitenden dort in sogenannten normalen Zeiten. Deren Bezahlung stagniert seit vielen Jahren und ist komplett von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt. Eine Entwicklung, die niemanden zu interessieren scheint, weder ver.di noch die Presse. Außerdem: Die überwältigende Mehrheit der Beschäftigten im Einzelhandel sind Frauen. Warum sich nicht trauen und von „Heldinnen“ schreiben? – Elisabeth Nagel

 

DIE ZEIT, Nr. 13 2020, Inhaltsverzeichnis: „Supermärkte Verkäufer und Kassierer sind die Helden der Arbeit S. 22“ S. 22: Artikelüberschrift „Helden der Arbeit“ Es ist allgemein bekannt, dass in Supermärkten – und nicht nur dort – überwiegend Frauen an den Kassen und als Verkäuferinnen arbeiten. Es ist ebenfalls bekannt, dass sehr viel mehr Frauen als Männer in der Alten- und Krankenpflege arbeiten. Überwiegend Frauen tragen also in diesen wichtigen Bereichen die Hauptlast für die Versorgung. Diese Frauen kommen von der Arbeit nach Hause und übernehmen dort den überwiegenden Anteil der unbezahlten Familienarbeit. Bitte machen Sie diese Frauen nicht unsichtbar in den Überschriften und Texten der ZEIT! Gehören Sie nicht zu jenen, die „die bessere Lesbarkeit“ zum Vorwand nehmen, Frauen zu ignorieren und zu marginalisieren. Lassen Sie sich etwas einfallen, finden Sie Formulierungen, die Frauen nicht diskriminieren. Wirken Sie mit, bei der Veränderung unserer Sprache hin zu einer, in der alle wissen, dass sie gemeint sind. – Edda Walther

 


 

 

Leserbriefe zu „Darf die Kirche ihre Türen schließen?“ von Evelyn Finger und Wolfgang Thielmann

 

Es ist auffallend, dass nun von den Vertretern der großen Kirchen vermehrt Worte wie „Gottvertrauen“ und „Gebet“ sowie Zitate aus der Bibel zu vernehmen sind. Wo vor kurzem noch primär das (richtige) politische Handeln und kirchenorganisatorische Fragen den Alltag bestimmten scheinen sich die Kirchenoberen nun auf ihre eigentliche Aufgabe zu besinnen. Es geht zurecht wieder um „die gute Botschaft des Glaubens“ – weiß man aber noch worin diese eigentlich besteht? Wer von uns die freie Zeit nutzt, um intensiv die Bibel zu lesen, wird nicht nur die Antwort darauf finden, sondern ein unglaubliches Buch entdecken, dass über einen langen Zeitraum ganz normale Menschen mit Problemen wie den unseren beobachtet und dezidiert auf Lösungen sowie den Sinn des Lebens eingeht. Vor allem aber hilft dieses einmalige Werk Gott kennen zu lernen. Und… es vermittelt Trost in schwerer Zeit! Kommt Gott näher und er wird euch näherkommen(Jakobus 4:8) – Frank J. Ebner

 

Ich bin Pastor der Evangelisch-reformierten Kirche in Hannover und habe mich ziemlich geärgert über die Äußerungen von Margot Käßmann und Gerhard Begrich. „Nächstenliebe funktioniert nur Face to Face und nicht auf Facebook“? Was für ein populistischer Unsinn! Brot für die Welt und andere predigen zu Recht seit Jahrzehnten etwas anderes. Nächstenliebe hat viele Gesichter und manchmal ist sie eben auch digital. Und dann wird noch der Eindruck erweckt, die Kirchen würden aus Angst ihre Türen schließen und Pfarrerinnen und Pfarrer keine Besuche mehr machen.

Um das mal klarzustellen: Ich persönlich habe keine übermäßige Angst vor diesem Virus. Ich bin 32 Jahre alt. Höchstwahrscheinlich hätte ich keinen schweren Verlauf zu erwarten. Aber ich mache gerade keine Besuche und lade nicht in die Kirche ein, weil da viele kommen würden, für die Corona lebensgefährlich wäre. Die will ich nicht anstecken. Und sind wir mal ehrlich: Wir schaffen doch schon seit Jahren keine flächendeckende Versorgung mit Besuchen mehr bei allen, die es nötig hätten. Sicher gibt es Ausnahmen und für die tut es mir Leid. Andererseits entsteht gerade soviel Gutes im Bereich Digitale Kirche. Vieles ist noch nicht so professionell wie z.B. bei Gunnar Engel. Aber jetzt haben wir Zeit, da mal was auszuprobieren und ausnahmsweise mal andere mit unserer Botschaft zu erreichen als sonst immer. Und wenn mir dann Ängstlichkeit und Fluchtverhalten vorgeworfen wird, dann macht mich das wütend. – Simon Plenter

 

Ich bin dankbar, dass sie dieses Thema aufgegriffen haben, es spricht mir aus dem Herzen. Ich bin 1947 geboren und gehöre somit zu den gefährdeten Jahrgängen. Mein Mann und ich sind topfit, er ist 1942 geboren. Seit Beginn der Frühjahrsferien leben wir in von unserer Tochter auferlegter Isolation, das heißt wir dürfen unsere einizige Enkeltochter, 5 Jahre alt nur im Garten treffen, wir wohnen 150 m voneinander entfernt. Meine Tochter meint es zu gut mit uns, das Angebot, dass sie für uns einkaufen wolle, haben wir erfolgreich abgelehnt. Das Thema der Kirchenschließungen versuchte ich mit der Generation der 45-55 jährigen und auch Älteren anzusprechen und stieß überall auf taube Ohren. Die Menschen erscheinen mir närrisch und scheinen ihren Kopf irgendwo abgegeben zu haben, obwohl sie ansonsten nicht interlektuell minderbemittelt sind.

Denkvermögen ist im Moment weitestgehend verschwunden. Gestern teilte ich einer jungen Bekannten mit, dass ich froh bin, dass die Älteren und nicht die Kinder hauptsächlich gefährdet sind. Sie guckte mich ungläubig an. In den 1950er Jahren hatten wir etliche Polioepidemien und es gab noch keine Impfung, es war schrecklich. Es gab Eiserne Lungen in Krankenhäusern um die Schwerstkranken zu behandeln. – Die Jüngeren verstehen natürlich nicht, dass das Thema Tod bei Älteren gegenwärtiger ist und von den wirklich Alten zum Teil auch ersehnt wird, wenn alle körperliche Kraft abhanden kommt. Ich habe noch keinem alten Menschen getroffen, der in ewiger Pflege leben möchte. Aber Trost durch die Kirche und sonstige Institutionen wird gerne angenommen.

Die Alten in deen Heimen sterben jetzt vor Kummer. Dass die Sorge um die Älteren jetzt dazu dient um von unseren Mängeln im Gesundheitswesen abzulenken ist bedauerlich. Unser Staat zeichnet sich dadurch aus, dass er Leitung und Kontrolle den entsprechenden Institutionen und Firmen überläßt z.B. Autobauer, Lebensmittelproduzenten, Pharmahersteller usw. Wir brauchen nur an die Skandale in letzter Zeit zu denken. Wir dachten eigentlich immer, dass der Staat auch eine überwachende Funktion innehat. Leider erfahren wir jetzt die ganze Macht des Staates und haben dem nichts entgegen zu setzen, die meisten finden es gut so, jedenfalls in den meisten Medien. Wir benötigen nicht einmal eine rechte Partei dazu. Ich bin entsetzt wie gleichmütig die Junge Generation darauf reagiert. Ich danke Ihnen für ihren Artikel. – Karin Zimmermann

 

Auch die Kirchen machen bei den „Coronavirus-Aktionswochen“ mit, und deshalb gibt es ab sofort keine „Live-Gottesdienste“ in den Gotteshäusern mehr; Gottesdienste gibt es nur noch im „Netz“ zu sehen! Da viele „Christen“ nur noch am 24. Dezember zur Christmette in die Kirche gehen, schlägt diese Entscheidung der Kirchenoberhäupter, auch nicht unbedingt so hart, wie eine Bombe ein. Kein Schaden also ohne Nutzen, denn die beiden Konfessionen in der Bundesrepublik, die sehen das ganze ziemlich locker, und bauen ihre Gotteshäuser entweder rück, oder sie verscherbeln diese gleich auch an zahlungskräftige (Nicht)Christen! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „In Ischgl verbreitet sich das Virus. Und Tirol schaut zu“ von Barbara Achermann et al.

 

Man kann es auch positiv sehen. Der Herr Gerasch und seine WG haben eine Luxussituation. Sie sind der Beschreibung nach alle infiziert, aber nicht schwer erkrankt. Sie haben richtig reagiert, um das Virus nicht unnötig weiter zu verbreiten. Nach überstandener Erkrankung und Quarantäne sind sie quasi hart geimpft und stellen (nach verbreiteter Erkenntnis) kein Infektionsrisiko mehr dar. Wenn das Gesundheitsamt diesen Zustand bescheinigt, sollten sie sich eigentlich (zumindest in Europa) frei bewegen können. Vielleicht ist der eine oder andere auch bereit sich der Virusforschung zur Verfügung zu stellen. Dann hätten wir sogar alle was davon. – Egbert Mohr

 

Ja warum hat Tirol nicht früher gehandelt und die Bars und Skipisten geschlossen? Warum wurden nicht früher Reisende aus China, Italien, Iran kontrolliert? Hätte die Bundesregierung früher reagieren müssen? Jeder Einzelne ist jedoch in der Lage mitzudenken und trägt die Verantwortung für sich und die Gesellschaft. Warum fährt eine schleswig-Holsteinische Ministerin eigentlich noch nach Südtirol zum Skifahren mit Ihrer Familie, obwohl jedem vernünftigen Menschen klar gewesen sein müsste , dass die Gefahr besteht den Virus in den Norden mitzubringen. Dass diese Frau für Ihren Egoismus auch noch in der Zeit über Homeoffice in der Quarantäne berichten darf finde ich grenzwertig. Es hat etwas mit Egoismus und Dummheit zu tun, dass viele Schulen noch zum Skifahren nach Tirol, Südtirol etc fahren durften. Vielleicht freut sich auch der ein oder andere Lehrer über die Verlängerung der Skiferien? Auch allen Apres Ski Fans sei gedankt für Ihre Lust am Feiern. Erst das Vergnügen: „dass lass ich mir nicht nehmen“.

Für mich ist tatsächlich unverständlich dass ohne viel Reflexion so viele auf den jährlichen Spass bestanden haben: Gebucht ist gebucht! Und so ganz selbstverständlich das Risiko an die Gesellschaft weitergegeben wurde. Ja, natürlich hätte Tirol früher handeln müssen. Ja, eine Mahnung von Herrn Spahn, Frau Merkel oder unserem Hamburger Bürgermeister oder Schulleitern wäre angebracht gewesen zu überlegen, welche Konsequenzen die Reisen in die Nähe der italienischen Risikogebiete birgt. Trotzdem ist jeder einzelne verantwortlich mitzudenken und so zu handeln, dass er der Gesellschaft nicht schadet. Machen wir nun das Beste daraus! – M.M.

 

Das Wuhan EuropasWas sich in den letzten Wochen im Bundesland Tirol zugetragen hat, ist an Absurdität und Traurigkeit kaum mehr zu überbieten. Die Ereignisse zeigen auch, wie eng der Tourismus, der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes, mit der Tiroler Politik in Form der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) verbandelt ist und welche Ergebnisse diese unheilige Verbindung hervorbringt. Die Realität hat in Tirol die Satire längst eingeholt. Vergleichen wir kurz die Tiroler Verhältnisse im Jahr 2020 mit dem Inhalt von Felix Mitterers prophetischer Piefke-Saga. In den Teilen 1 bis 3 derselben begegnen uns geldgierige Tiroler und ahnungslose Urlauber, illegale Grundstücksumwidmungen, der „Verkauf“ von Jagdrechten an ausländische Investoren usw. So weit, so normal für den interessierten Beobachter der derzeitigen Tiroler Politik, dem solche Praktiken mehr als vertraut sind. Den dystopischen vierten Teil konnte Tirol bis jetzt noch nicht in die Realität umsetzen.

In ihm wird die Tiroler Bevölkerung in willfährige, jodelnde Cyborgs umgewandelt, die sich, gelenkt von einem kleinen Verschwörerkreis, uneingeschränkt dem Geschäftemachen im Tourismus hingibt. Diesen Aufwand konnte sich die derzeitige Führungsriege im Land ersparen. Man setzte stattdessen auf eine an Gehirnwäsche erinnernde Wiederholung des ständig selben Mantras: der Massentourismus sei alternativlos, da er Arbeitsplätze schaffe. Mit ihm wurden Umweltzerstörung, ständige Erweiterung der Skigebiete und unternehmerische Ausbeutung legitimiert.

Und ein Großteil der Bevölkerung ist geneigt dem zu glauben, da wirklich viele von ihren (wenn auch unterbezahlten und psychisch, wie physisch sehr fordernden) Arbeitsplätzen im Tourismus abhängig sind. Dass wir es hier eher mit dem Prinzip einer „self fullfilling prophecy“ in Verbindung mit einer grandios verfehlten Wirtschaftspolitik zu tun haben, wird seltener erwähnt. Insofern nähert man sich auch im Bereich der Einflussnahme auf das Denken der Menschen der Satire an, auch wenn es sich nicht um einen kleinen Kreis von Verschwörern handeln mag, die die Politik des Landes lenken, sondern um knallharte wirtschaftliche Interessen. Das hier vorherrschende Denken dreht sich nur darum den größtmöglichen Gewinn aus einmal getätigten Investitionen zu ziehen. Sie schaffen es immer wieder die Politik des Landes zu bestimmen und den vereinzelt existierenden Widerstand zu umgehen oder, sollte das nicht funktionieren, zu ignorieren.

Was hat das mit der Corona-Pandemie in Europa zu tun? Viel. Denn das Ergebnis der Vormachtstellung der wirtschaftlichen Interessen und deren Einfluss auf die Politik können nun viele der Gäste, die Tirol diesen Winter zum Skifahren besucht haben, am eigenen Körper spüren. Sie haben sich in einem der sogenannten touristischen „Hotspots“ mit dem Coronavirus angesteckt. Was war geschehen? Bereits am 5. März dieses Jahres hatten die Isländischen Behörden Rückkehrer aus dem Skiurlaub in Tirol positiv auf COVID-19 getestet und die Skiregion Ischgl zum Risikogebiet erklärt. Was dann folgte war: erstmal nichts. In einer beispiellosen Zurschaustellung seiner Macht bewirkte der Tourismus, dass weder Skigebiete noch Gastronomiebetriebe geschlossen wurden. Die Tiroler Behörden fügten sich auf ganzer Linie und gewährten den Skigebieten sogar noch eine zweitägige Schonfrist, bevor diese am 15. März schließlich widerwillig die Saison beenden mussten. 10 Tage, nachdem die Isländischen Behörden reagiert hatten! 10 Tage, an denen sich noch vermutlich hunderte weitere Gäste mit dem Virus infizieren konnten und dieses dann über ganz Europa verteilten.

Franz Hörl, Lift- und Hotelbesitzer, sowie Nationalratsabgeordneter für die ÖVP, der Inbegriff der Überschneidung von Wirtschaft und Politik, nannte das einen „Konsens“, den man mit der Politik erarbeitet habe. Dieser Konsens beschert Tirol nun den zurecht gegebenen Zorn vieler anderer europäischer Länder, sowie die Aufmerksamkeit der internationalen Presse. „Wuhan Europas“ wird Tirol nun genannt, da es zu einem der wichtigsten Umschlagsplätze für den Coronavirus auf dem Kontinent wurde. Ausländische Beobachter fragen sich, was in diesem Land in den Bergen in diesen 10 Tagen passierte, und betroffene Urlauber sind wütend auf die Behörden und die Touristiker. Ich möchte versuchen die lokalen Verhältnisse für das Ausland auf den Punkt zu bringen: Tirol ist ein Land, in dem das skrupellose Geldinteresse jegliches verantwortungsvolle Handeln zu verhindern mag. Das ist keine Satire, das ist die traurige Wahrheit.

Es bleibt die Hoffnung, dass der Widerstand gegen dieses perfide System nun endlich Wind in die Segel bekommt. Vielleicht meiden die Gäste Tirol im nächsten Winter oder schon im kommenden Sommer und üben somit Druck auf die Verantwortlichen aus, ihre Wirtschaftspolitik zu überdenken. In meinen Augen ist diese Hoffnung aber nur gering. Der Tourismus wird wohl weiterhin das wichtigste Standbein der Tiroler Wirtschaft bleiben. Sollte der Widerstand jedoch zu groß werden, bliebe ihm immer noch die Idee mit den Cyborgs. – Lukas Arnold

 

Vielen Dank für den Bericht. Ich erinnere mich an einen Auftritt von Kanzler Kurz vor dem 14.3. an dem er von einer Quarantäne für Ischgl und Paznaun sprach. Daraus wurde dann ein Ende der Wintersaison für ganz Tirol und die Gesunden aber auch die Infizierten mussten unkontrolliert abreisen. Sollte der Ablauf Ihrer Schilderung den Tatsachen entsprechen, woran ich keinen Zweifel habe, kommen mafiose Zustände um des Mammons willen zu Tage. Eine sofortige 100%ige Quarantäne wie in China für ALLE in Ischgl und im Paznauntal hätte den Virus ersticken können. Wer in dieses Gebiet einreist kommt nicht mehr heraus, außer bei Bedarf in die Isolierstation eines Krankenhauses. – Reinhold Pollet

 


 

 

Leserbriefe zu „Dein Staat und Retter“ von Udo di Fabio

 

Zur Analyse von Udo Di Fabio möchte ich gerne hinzufügen : Gute Entscheidungen brauchen Diskussion und unterschiedliche Positionen. 1) In Deutschland sollte man froh sein, daß diese Diskussionen auf nachvollziehbarer und definitionsgemäss eher demokratischer Ebene stattfinden. Die Beweggründe der zentralen Entscheidungen und Widersprüchlichen Erklärungen der Französischen Regierung scheinen zumindest sehr unklar, wenn nicht schändlich. Die Diskussionen zwischen Regierungsmitgliedern sind nicht nachvollziehbar. 2) Zur Gesetzesausführung auf Länder- und Kommunalebene ein Beispiel : Hat es irgendeinen Vorteil, wenn wegen zu dichtem Besucheraufkommen am Seineufer in Paris auch in mehr oder weniger abgelegenen Dörfern die Flußufer gesperrt werden ? – K. Oerder

 

Donald Trump gibt in den USA den „Mega-Mutmacher“, der die Coronavirus-Krise einfach aus dem Handgelenk heraus, so schnell als möglich beenden will! Angela Merkel macht in ihrer (selbst)verodneten Quarantäne-Zeit auf „Homeoffice“, und andere ihrer Kollegen aus der CDU, die arbeiten schon ganz fleissig an einem „Bußgeldkatalog“, mit drastischen Strafen für alle unbelehrbaren Querulanten, Andersdenkende und uneinsichtigen Dickschädel. Die Mehrheit aller Bürger hier im Lande, die finden jedoch alles gut, was da so über unsere Köpfe hinweg beschlossen wird und nicken einfach brav und lieb dazu! Unsere „mimosenhafte“ Demokratie, die lebt in einer sehr gefährlichen Zeit, trotzdem will sie nicht rund um die Uhr überwacht werden. Und was macht eigentlich gerade unsere „Nena“ mit ihren „99 Luftballons“? – Klaus P. Jaworek

 

Das Coronavirus soll sich, wenn möglich langsamer ausbreiten, aber eine langsamere Ausbreitung ist doch auch eine Form der Ausbreitung, eben halt die langsamere Variante. Davonlaufen wäre vielleicht auch noch eine Möglichkeit; aber wohin, davonlaufen? Irgendwann und irgendwo wird das Coronavirus jeden von uns treffen und jeden von uns infizieren, denn vor Corona gefeit, ist im Moment wirklich niemand. Wenn es weiterhin so unrund laufen sollte, dann wird bald nicht nur die gesamte Weltwirtschaft weltweit „ohnmächtigt“ auf dem Boden herumliegen. Gott sei Dank ist das Hamstern noch erlaubt, und noch keine Straftat! Würde dieser Bereich auch noch wegbrechen, dann Gnade uns Gott. Beim Hamstern jedenfalls, da könnte das Klopapier bald seine Spitzenposition verlieren, denn die „Zwiebel“ rückt dem „2-6lagigem“ mächtig schnell auf die Pelle, in Richtung auf Platz eins, der (in)offiziellen „Hamster-Charts“, zu! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Leben im Ausnahmezustand“ von Ulrich Greiner

 

Es ist gut, dass in Zeit der Cornadiktatur des Lebens nicht nur Virologen die Meinungsmache überlassen wird, sondern auch in der jüngsten Ausgabe der ZEIT ein schmaler Raum dafür bleibt, mit Ulrich Greiner zu schauen, wie Literatur gesellschaftliche Verwerfungen durch Epedemien verarbeitet hat. Hinweisen sollte man jedoch auch auf zwei Romane des Nobelpreisträgers José Saramago (1922-2010). Der Portugise Saramago lässt in seinem Text ‚Die Stadt der Blinden‘ die Blindheit von Menschen zur Epedemie ausarten. Einsamkeit und Schutzbedürfnis suchen Raum zwischen Ausgrenzung, Agression und Willkür. In ‚Die Stadt der Sehenden‘, spitzt der Romancier Saramago seine gesellschaftliche Illusionslosigkeit in der Parabel eines Staates, der seine Demokratie preisgibt, zu. Beide Bücher sind apokalyptischer Alptraum für Demokraten in pandemischen Zeiten. Ein bereits um sich greifender Blick vieler Menschen,der die mit Low und Order agierende autoritäre Volksrepublik China zum Vorbild glorifiziert, macht die beiden Romane des Moralisten und Sozialisten José Saramgo zu einem wichtigen Lesestoff in diesen Zeiten. – Stephan Querfurth

 

Herr Greiner, dass auch Sie nicht auf Manzoni kommen, das Pestkapitel in den Promessi Sposi: Doppelt bewegend gerade jetzt, weil es ausgerechnet in der Lombardei spielt. – Joachim Wuttke

 

In die Reihe ihrer Literaturbeispiele über Epidemien ließe sich auch das Bändchen “ Eine Messe für die Stadt Arras“ von Andrzej Szczypiorski einfügen. Im Frühjahr des Jahres 1458 wurde die Stadt Arras von Hungersnot und Pest heimgesucht. Als Folge kommt es zum Ausbruch von religiösem und ideologischem Fanatismus. Seltsamerweise scheint dieser Kurzroman in Vergessenheit geraten zu sein, obwohl der Autor dafür 1972 den Preis des PEN-Clubs erhielt. In Anbetracht der derzeitigen Schuldzuweisungen für die Corona-Epidemie gewinnt der Roman meiner Meinung nach auch wieder Aktualität. – Klaus Wessendorf

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich verdiene mehr!“ von Birte Meier

 

„Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit“ ist die unabdingbare gesellschaftliche Forderung. Diese Forderung ist in Deutschland bei 6% der weiblichen Beschäftigten nicht erfüllt (Statistisches Bundesamt). Um diese Gerechtigkeitslücke müssen sich zuerst die betroffenen Frauen selbst und sodann Tarifparteien, Betriebs- und Personalräte und Gerichte kümmern. Die in der Öffentlichkeit unablässig von Parteien, Medien und Interessengruppen zitierte Lücke zwischen Männer- und Fraueneinkommen von 21% ist das Ergebnis der Division des Gesamteinkommens aller berufstätigen Männer durch die Zahl dieser Männer und ebenso des Gesamteinkommens aller berufstätigen Frauen durch die Gesamtzahl der berufstätigen Frauen.

Wenn man etwas von Statistik versteht und nicht nur parteipolitisch-polemisch-genderhaft argumentiert, heisst das im Klartext: Es gibt in Deutschland mehr weibliche als männliche Grundschullehrer, mehr weibliche als männliche Kita- und Alten-Pflegekräfte, mehr männliche Dax-Vorstände und Aufsichtsräte und weniger Lufthansapilotinnen als Piloten. Schade auch, dass wir Männer keine Kinder kriegen und daher unsere Erwerbsbiographien von denen des anderen Geschlechts abweichen. Die Gerechtigkeitslücke ist 6% und nicht die gebetsmühlenhaft wiederholten 21%. Diese Lücke muss mit Kraft geschlossen werden. Statistische Grundkenntnisse bei Politikern und Medienvertreter(innen)n könnten nicht schaden und dem Diskurs dienen.Eine ganze Seite ZEIT für Frau Birte Meier tut das nicht. – Dr. Adrian G. Schickler

 

„In Deutschland verdienen Frauen 20 Prozent weniger als Männer“ ?! Ich erwarte von einer Zeitung wie „der Zeit“, dass solche waghalsigen Behauptungen durch Fakten gestützt sind und belegt werden. Ja, Frauen können Kinder bekommen ! Das ist ein Fakt und dieser Fakt hat offensichtlich etwas mit ihren Karrierechancen zu tun. Diesen Fakt auf einen Glauben zu reduzieren, ist ein Grund warum ich Feministen nicht Ernst nehmen kann. Werte Autorin, sie können bei mir im Betrieb mit Motorsägen am Gurt hängend in Bäumen herumklettern und wenn sie diese schnell und sicher zu fällen in der Lage sind, zahle ich Ihnen natürlich genauso viel Geld wie einem Mann. Mein Angebot steht, aber irgendwas sagt mir, dass Ihnen diese Arbeit gar nicht liegt. Ist es Zufall, wenn in meiner Branche wenig bis keine Frauen arbeiten, oder hat es damit zu tun, dass Frauen einfach weniger auf harte, körperliche Arbeit stehen als Männer ? An alle sogenannten Feministen geht raus: Hört auf zu jammern und fangt an, an eine Ergänzung der Geschlechter zu glauben anstatt euch ständig in einem Kampf gegen die böse Männerwelt zu wähnen. – Matthias Bolduan

 

Vor vielen Jahren, vielleicht war es 1984, saß ich mal als FDP-Bundestagskandidat auf dem Podium vor stark gewerkschaftsorientierten Teilnehmern. Bei der Frage nach der unterschiedlichen Bezahlung konnte der SPD-Kandidat, ein IG Metallfunktionär, richtig loslegen, denn da wusste er Details – während ich beim Zuhören immer fröhlicher wurde. Als ihm endlich nichts mehr einfiel, sagte ich, wie sehr ich sein Detailwissen bewundere. Nur eins sei mir noch nicht klar: Löhne und Gehälter würden doch zwischen den Tarifpartnern ausgehandelt, die auch Wert darauf legen, dass der Staat ihnen nicht mit Gesetzen dazwischenfuscht. Ob es denn sein könne, dass die IG-Metallfunktionäre, wie beispielsweise er, nur einmal im Jahr über diese Ungerechtigkeit nachdenken, nämlich am Muttertag? Nach der Versammlung beschwerte er sich bei mir, das sei ein Tiefschlag gewesen. Aber wieso kommt auch auf einer ganzen ZEIT-Seite Equal Pay das Stichwort Tarifhoheit nicht vor? Sodaß nur die geldgierigen Arbeitgeber als Sünder übrigbleiben? – Bernd Hecker

 


 

 

Leserbriefe zu „»Das Pflegepersonal zuerst«“. Gespräch mit Michael de Ridder geführt von Jan Schweitzer

 

Ich bin examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, habe meine Ausbildung 2018 beendet. Dies ist also meine exakte und korrekte Berufsbezeichnung, wie sie im „Gesetz über die Berufe in der Krankenpflege“ (KrPflG §1 2004) verankert war. Seit dem 01.01.2020 gibt es ein neues Gesetz. Nun lautet nach dem „Pflegeberufereformgesetz“ nun im „Pflegeberufegesetz §1“ für ALLE professionell Pflegenden die korrekte Berufsbezeichnung PFLEGEFACHKRAFT (im einzelnen Pflegefachfrau /-mann, bei mehreren jedoch – Kräfte). Nicht Schwester, nicht Bruder, auch nicht Pfleger oder Pflegerin. Pflegefachkraft. Und gerade in diesen Zeiten, ist dieses FACH in PflegeFACHkraft existentiell. Lebensrettend. Denn nur dieses FACH kann Pflege planen. Das FACH kann Intensivpflege leisten. Das FACH kann Menschen retten. Also bitte: Nennt uns auch PflegeFACHkräfte. Das ist die mindeste Wertschätzung, die uns entgegen gebracht werden kann. DANKE! – Kerstin Paulus

 

Die Triage muss anonymisiert werden! Als langjähriger chirurgische Chefarzt weiß ich, wie schwer die Entscheidung über einen Therapie- Abbruch ist, auch wenn diese im Konsens des therapeutischen Teams nach möglichst objektiven Kriterien – z. B. gestützt auf einen Prognose- Score — getroffen wurde. Um dem ethischen Konflikt und auch möglichen juristischen Konsequenzen auszuweichen, rege ich an, nach dem Beispiel der Organvergabe in der Transplantationsmedizin zu verfahren. Dort wird unter hohem Zeitdruck nach den Kriterien Erfolgsaussicht der Transplantation, Dringlichkeit und Wartezeit auf der Empfängerliste von Euro-Transplant per Computerprogramm entschieden, welcher Patient das Organ erhält. Damit wird aber auch gleichzeitig entschieden, dass ein anderer Patient „ auf der Warteliste „ versterben muss. Durch die Anonymität der Entscheidung lassen sich Organvergabe- Konflikte in den Transplantations- Kliniken und bei auf ein Organ wartenden Patienten weitgehend vermeiden. M. E. sollte eine solche Lösung nicht jede Klinik für sich finden müssen, sondern die Politik z. B. in Form einer Ethik- Kommission ist hier gefragt. – Dr. med. O. H. Steiger

 


 

 

Leserbriefe zu „»Zwei meiner Onkel sind tot«“. Aufgezeichnet von Nataly Bleuel und Ulrich Ladurner

 

Bergamo ein „Covid-19-Kriegsschauplatz“ zum Greifen nah. Sie liegt nur 1.150 Kilometer entfernt, 874 Kilometer Luftlinie trennen Hamburg und Bergamo. München trennen nur 500 Kilometer und 308 Kilometer Luftlinie Ein „Covid-19-Kriegsschauplatz“ zum Greifen nah. Vielleicht kennen Sie die wunderschöne Città Alta auf dem Hügel, der zu den letzten Ausläufern der Alpen gehört. Die letzte Schlacht die Bergamo schlagen musste, war im April 1945 als sie durch die Allierte und italienische Partisanen erobert wurde. Wir schreiben den 19.03.2020 und der übermächtige unsichtbare Gegner heißt Covid-19. Selbst die venezianischen Stadtmauern Bergamos die seit 2017 zum UNESCO Welterbe gehören können diesen Feind nicht abhalten. Allein nur an einem Tag (18.3.) sind dort gestern 319 Menschen diesem übermächtigen Feind zum Opfer gefallen. 118 Ärzte sind derzeit infiziert und die Ärzte vor Ort müssen entscheiden wer überleben darf (abhängig von Alter und Vorerkrankungen).

Eine sehr schlimme und mehr als dramatische Situation. Bergamo hat 121.639 Einwohner ca. so groß wie Fürth oder Würzburg. Wir selbst wohnen im wunderschönen Bayern, auch wenn wir derzeit noch im Veneto sind da wir auch hier Familie haben und wissen wie wichtig es ist, wirklich die Verhaltensregeln und Ausgangssperren zu beachten. Dies sind keine übertriebenen Vorsichtsmaßnahmen, sondern es geht dabei wirklich um Leben und Tod. Wir verfolgen auch von hier sehr intensiv die Medien in Deutschland und waren sehr erschrocken, wie unbeschwert noch viele Menschen dicht an dicht das traumhafte Wochenendwetter genutzt haben, ohne Abstände, ohne jegliche Schutzmaßnahmen und als wir dann noch von Corona-Partys gelesen haben, waren wir einfach nur noch geschockt. Uns sind bei diesen Bildern die Tränen gekommen, den Covid 19 wird sich noch ganz andere Schauplätze als Bergamo suchen.

Bitte, bitte versucht so gut es geht dem Motto zu folgen „ich bleibe zuhause“. Wir haben die Chance hier die italienischen Medien sehr intensiv zu verfolgen und bitte glauben Sie mir bei den Bildern und Hilferufen würden auch Sie nur noch Weinen. Gestern Abend hat Fontanas (Lombardei) in einem dramatischen Appel zu den Menschen gesprochen „Bleib zu Hause, bald können wir denen, die krank werden, nicht mehr helfen“. Vielleicht haben Sie die Bilder von gestern noch nicht gesehen, wie im Zentrum von Bergamo eine lange Kolonne von 70 Militärfahrzeugen! am Bargo Palazzo hält nur wenige Hundert Meter vom Friedhof entfernt. Entschuldigung, aber ich muss gerade wieder weinen, denn sie bringen Särge für die Krematorien, da die Leichenhalle von Bergamo seit Tagen nicht mehr in der Lage ist, die Opfer von Covid 19 aufzunehmen.

Gestern gab es im Fernsehen Fotos von Papst Franziskus mit Worten und Gebeten für Bergamo. So traurig und tief betroffen habe ich ihn noch nie gesehen. Papst Franziskus hat seinen tröstenden Segen für Gnade, Licht und Stärke überbracht. Er war nicht nur tiefbetroffen über die sehr vielen Toten, sondern auch darüber, dass all die Familien KEINE Chance haben sich von den Toten zu verabschieden. Sie werden einfach weggebracht, niemand kann sich mehr verabschieden, weder auf Intensivstationen, noch Palliativstationen … sie können den geliebten Menschen keine letzten liebenden Worte mehr zusprechen und sagen „ich liebe dich“. Allein diese Vorstellung ist schrecklich und lässt mir mehr als Gänsehaut über den Rücken laufen. Wir bitten euch von ganzem Herzen, macht mit, denn es wird ein MORGEN geben und es liegt an jedem EINZELNEN von uns Eigenverantwortung im Kampf gegen das Coronavirus zu zeigen, damit das Morgen für uns ALLE entweder Schwarz ist oder Bunt werden kann.

Denn die Verbreitung des Virus hängt von unserem Verhalten ab. Wir haben uns ganz klar für das BUNT (Einhalten von Vorsichtsmaßnahmen, Solidarität mit unseren Mitmenschen, faires Miteinander, BEFOLGEN DER STRENGEN VERHALTENSREGELN um das Gesundheitssystem nicht zum Kollaps zu bringen und die Menschen die dort täglich Enormes leisten müssen zu entlasten (ganz großen Respekt hierfür), absoluter Schutz der Älteren und Risikogruppen, GEMEINSAM positiv in die Zukunft blicken und WIR BLEIBEN ZU HAUSE) entschieden! Wir wünschen allen von ganzem Herzen Gesundheit und viel Kraft im Kampf gegen Covid-19, dem unsichtbaren und übermächtigen „Feind“ – wir sind fest davon überzeugt, dass wir ihn gewinnen können, wenn wir ALLE MITMACHEN. Darauf kommt es im JETZT, HEUTE und HIER an. Bitte seid dabei!!! – Birgit und Cesare Bortoluzzi

 

Das Wetter ist frühlingshaft schön, da wäre doch ein kleiner Spaziergang gerade das richtige für mich! Wie wäre es denn, auf dem Jakobsweg toujours von Deutschland bis nach Spanien zu wallfahren? Geht leider nicht, denn ich habe „Dauer-Stubenarrest“ verordnet bekommen, und so wie mir, so geht es sehr vielen Menschen, nicht nur hier in Deutschland. Auch die Menschen in Italien haben ihren „Dauer-Stubenarrest“ verordnet bekommen, der Kontakt zum Mitmenschen soll mit allen Mitteln vermieden werden, so ist es der „Wunschbefehl“ der dortigen Regierung; trotzdem sterben jeden Tag sehr viele Menschen, ob jedoch wirklich nur am Coronavirus, das bleibt die (unbeantwortete) Frage aller Fragen. Der (fehlbare) Mensch macht eben meistens nur das, was er eben am besten kann, irgendwie immer wieder das falsche! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „60 ZEILEN … LIEBE“ von Peter Dausend

 

1000 Dank für Ihren HAIRlichen HAARtikel, der meinen ohnehin schon sonnigen Sonntag erHAIRblich aufgehellt hat. Mit HAIRzlichen Grüßen – angela paap

 

Sie sind mir mit Ihren 60 Zeilen Liebe umHAARESBREITEzuvor gekommen. Es war mir immer schon ein HAIRZENSWUNSCH, einmal die Kreativität der Friseure bei ihrer Namensgebung zu würdigen. HAARGENAUhaben Sie hingeschaut und ohne HIN & HAIREINFACH SCHNITTIGbeschrieben, was mir seit HAARESZEITENdurch den WUSCHELKOPFgeht. Also ich fahre immer extra nach HAARBURGfür meinen SCHERENSCHNITTund bin mit den KREHAARTIONENimmer sehr zufrieden. Manchmal tut’s allerdings auch ‘ne KIEZSCHNITTE. HAIRZLICHEGrüße – Margret Kramer

 


 

 

Leserbriefe zu „Heimvorteil“ von Karin Ceballos Betancur

 

Einfach köstlich – und so wahr, erst Recht in Zeiten von Corona! Natürlich gibt es gegensätzliche Standpunkte zu diesem Thema. Die Reisefreudigen nehmen (mit R. Musil) gern für sich in Anspruch: Willst Du eine Weltanschauung, musst Du Dir die Welt anschauen. Wer an seiner Selbsterkenntnis arbeitet, hält es dagegen vielleicht eher mit Laotse: Ohne aus der Tür zu gehen, kennt man die Welt; je weiter einer hinausgeht, desto geringer wird sein Wissen. Zwischen diesen Polen ist sicherlich für jeden etwas dabei.

Wenn man älter wird, ertappt man sich bei Sympathien für die Reisemuffel, nicht nur aus Bequemlichkeit. Afrika, Fernost oder die Tropen: diese ganze Impfungen! Flugreisen: das schlechte „Klima-Gewissen“ ist immer dabei. Zu den im Artikel geschilderten „häuslichen Überraschungen“, die den Heimkehrer erwarten können, ein Beispiel aus dem Bekanntenkreis. Vor der Abfahrt wird der südamerikanische Gartenhelfer beauftragt, sich während des Urlaubs der Herrschaften um das Unkraut zu kümmern. Der Schock nach der Rückkehr: das – in sorgfältiger Strategie zwecks Sichtschutz gepflanzte – Pampa-Gras ist weg, da nun einmal Unkraut in der Heimat des Helfers. Wer wollte da noch schimpfen? Ein mögliches Fazit: wer nicht packen muss, kann auch nichts vergessen! – Prof. Dr. Winfried Born

 

Ich LIEBE die ZEIT, ich liebe mein Abo, das ich mit großem Hängen und Würgen bei zwei netten Hamburgern vor dem Würzburger BAhnhof abgeschlossen habe, weil mir eigentlich die Zeit fehlt. Ich liebe bisher Henning Susebach am meisten, aber seit 2 Minuten auch Karin Ceballos Betancur – zusätzlich zu (fast) allen anderen (außer der Dame, die neulich über die Unhöflichkeit der Mitmenschen, was ihren Münchner Stadtpanzer betrifft, rumgeheult hat – da war ich kurz vor einem Wutbrief…), die so eine Hammer-Schreibe haben dass es süchtig macht. Zurück zum Text: mit Kaffeetasse auf dem Balkon hab ich meinem schniefenden und Tannenbaumspitzen-zu-Quirlen schnitzenden Mann den Artikel über Reisen, die ausfallen, vorgelesen, mich kaputt gelacht, vor Tränen nicht weiterlesen können. Seit 2 Jahren überlege ich, wie wir den Menschen „Urlaub dahamm“ – wie wir Franken so schee sagen, schmackhaft machen; mein Mann, ein Tourismus-Kritiker der ersten Stunde, wollte seine Diplomarbeit vor 25 Jahren schon über das Thema schreiben und hat kein Ende gefunden. Jetzt bin ich beflügelt, angefixt, gierig darauf, das Thema hochzuhypen. Ab morgen werde ich den Text allen vorlesen oder weiterschicken, ob sie wollen oder nicht. Danke, liebe Frau Ceballos Betancur. Danke, liebe ZEIT! (das Abo werd ich weiterlaufen lassen (: – Alexandra Pashalidis

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Corona-Lügen“ von Holger Stark

 

Zu den letzten beiden Absätzen Ihres lesenswerten Artikels möchte ich wie folgt Stellung nehmen: Vielleicht ist Zhao Lijians Twitter-Aufruf an die USA nicht ganz so absurd, wie es den ersten Anschein hat. Jon Cohen, Mitarbeiter des Wissenschaftsmagazins „Science“, das unverdächtig ist Verschwörungstheorien zu verbreiten, berichtet in zwei Ende Januar 2020 erschienenen Artikeln unter anderem über chinesische Untersuchungsergebnisse, unter anderen des Lungenspezialisten Bin Cao, die in „The Lancet“, ebenfalls unverdächtig der Verbreitung von Verschwörungstheorien, veröffentlicht worden sind. Die Ergebnisse stellen das gängige Narrativ, dass sich das SARS-CoV-2 Virus von einem Markt für Meeresfrüchte in Wuhan aus verbreitet habe, ernsthaft in Frage: 13 der 41 untersuchten und nachweislich mit dem Corona-Virus infizierten Patienten hatten keine unmittelbare Verbindung zum Markt in Wuhan.

Eine E-Mail von Bin Cao an „ScienceInsider“ wird zitiert mit den Worten: „Now it seems clear that [the] seafood market is not the only origin of the virus. But to be honest, we still do not know where the virus came from now.“ Wenn das Virus also nicht (ausschließlich) aus Wuhan stammt, woher kam es dann? Es sieht so aus, als fehlten im Gesamtbild noch wesentliche Puzzlestückchen. Sie schreiben: „Journalismus ist nicht das ungeprüfte Weiterverbreiten des jüngsten Gerüchts. Journalismus ist Überprüfung, Verifikation, Einordnung.“ Das gilt aber auch für die Einordnung von Zhao Lijians Twitter-Aufruf als staatlich verbreitete Verschwörungstheorie. Frei nach „Champagne“ in Picard, „Der Neffe als Onkel“ möchte man ausrufen:

„Frisch, Journalisten, ans Werk – hier ist Ehre einzulegen.“ Quellen: https://science.sciencemag.org/content/367/6477/492.fullhttps://www.sciencemag.org/news/2020/01/wuhan-seafood-market-may-not-be-source-novel-virus-spreading-globallyhttps://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S0140-6736%2820%2930183-5(online-Veröffentlichung 24.01.2020) Friedrich Schiller, Übersetzungen Zweiter Teil, Gesamtausgabe 11, Picard: Der Neffe als Onkel (dtv, Friedrich Schiller, Sämtliche Werke in 20 Bänden, München, April 1966; Seite 102). – Dr.-Ing. Franz Ulrich Häusler

 

Ihre Anmerkung zu der Verschwörungstheorie bezüglich der Pandemie-Übung vom Oktober 2019 („Die Übung fand in New York statt und war nur eine Simulation.“) wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet, wie zum Beispiel: – Von wem ging diese (Event 201 genannte) Übung aus, welche Ziele hatte sie offiziell und was ist dabei rausgekommen? – Welche Rolle spielen dabei Bill Gates und v.a. die (u.a. von Gates finanzierte) Johns-Hopkins-Universität, von der ja im Zusammenhang mit Corona ständig die Rede ist? Wieso kann sich diese Privatuni so in die internationale Gesundheitspolitik einmischen?

– Auf Grund welcher Fakten können Sie insinuieren, es sei wirklich nur ein Zufall, dass so kurz nach dieser Übung das Coronavirus ausbrach? Zu alle dem und vielem mehr gibt es unzählige Beiträge im Internet, von denen nur die wenigsten als seriös bezeichnet werden können – aber von einer seriösen Zeitung wie der ZEIT erwarte ich, dass gerade auf den Gebieten, über die so viele sog. Verschwörungstheorien verbreitet werden, intensiv recherchiert wird und den Lesern klare Angaben, möglichst mit Nennung von Quellen, geboten werden, die den z.T. dubiosen Theorien Tatsachen gegenüber stellen. – Roland Graef

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Musik, hell und schön“ von Christine Lemke-Matwey

 

Alle bedeutenden Sinfonien und Opern sind von Männern geschrieben,dann sollen sie auch von Männern dirigiert werden. Frauen haben genug Betätigung im Graben oder vor dem Pult.- Hans-Emil Schuster

 

Sylvia Caduff ist meines Wissens nicht die erste Frau, die in Deutschland ein Orchester leitete. Das war Gisela Jahn. Auf der Homepage des Laienorchesters „Wandsbeker Sinfonieorchester“ findet man folgende Informationen: Die musikalische Leitung des Orchesters lag von Beginn an bis April 2000 in den Händen von Prof. Gisela Jahn. Sie war die erste professionelle weibliche Dirigentin Deutschlands, studierte in Leipzig und wurde 1953 zur ersten Kapellmeisterin des Staatlichen Orchesters Thüringen gewählt. Ab 1960 in der Bundesrepublik, vermittelte sie dem Liebhabermusizieren wichtige Impulse.

Das WSO würdigt sie posthum als seine Ehrendirigentin.Quelle: http://wso-hamburg.de/index.php/de/wir-ueber-unsweitere Quellen:https://www.abendblatt.de/archiv/2000/article204287079/Gisela-Jahn-gestorben.htmlhttps://www.emma.de/artikel/vergessene-komponistinnen-312787Zitat daraus: Heute sind Dirigentinnen noch immer rar. In Deutschland war Gisela Jahndie erste namhafte Dirigentin. Sie leitete von 1953-1960 das Städtische Symphonieorchester in Gotha (Thüringen) und ist seit 1966 Musikalischer Direktor der Lübecker Kammeroper.(Der Artikel stammt vom 1.11.1977; selbst die „EMMA“ schreibt hier, dass eine Frau „Musikalischer Direktor“ war. Im Rahmen meines Schulmusikstudiums in den 80er Jahren in Hamburg wurde ich von Gisela Jahn in Orchesterleitung unterrichtet und habe als Student lange Zeit in dem damals von ihr geleiteten Wandsbeker Sinfonieorchester Klarinette gespielt und unglaublich viel von ihr gelernt.

Ihr Umgang mit den Musikern war manchmal rauh, aber immer herzlich (wer sich verspielte, bekam gelegentlich zu hören „Das Schwarze sind die Noten“). Und manchmal erzählte sie, dass nach ihrer Übersiedlung in die Bundesrepublik im Rundfunk der DDR immer noch Aufnahmen des Staatlichen Orchesters Thüringen gesendet wurden, die sie geleitet hatte, aber ihr Name wurde dabei nie genannt. Sicher, professionelle Orchester hat sie, anders als Sylvia Caduff, wohl nie, zumindest nicht dauerhaft, geleitet, schon gar nicht international tätige. Dass sie eine Frau war und deshalb keine Chance hatte, sich in dieser Männerdomäne durchzusetzen, hat sicher auch eine Rolle gespielt. Meines Erachtens stünde es ihr posthum zu, in einer der nächsten Ausgaben der ZEIT als Pionierin zumindest erwähnt zu werden. – Rüdiger Mühlhausen

 


 

 

Leserbriefe zu „»Es war die erste Pandemie«“ Gespräch mit Kyle Harper geführt von Stefan Schmitt

 

Jetzt war es also die Beulenpest, die dem Römischen Reich den Rest gab.Warum nicht? Mommsen und Kollegen sahen oder sehen das wohl anders. Was allerdings die Sandalen der Legionäre damit zu tun haben , bleibt etwas diffus.Aber man kann’s ja mal versuchen. Wenn aus Yale oder Harvard käme,vielleicht.- Hans-Emil Schuster

 

Ein sehr interessantes Interview. Der Historiker Kyle Harper aus den USA, klärt die Leser ihrer Zeitung auf. Pandemien sind also immer schon unterwegs gewesen. Mit den Infektionskrankheiten muß der Mensch auch in Zukunft leben. Die Politik hat das scheinbar nicht in ihrem Programm gehabt. Das heißt im Klartext, daß die hochgelobte Demokratie Verfallserscheinung zeigt. Ich wußte das schon länger. Die Medien sind mit daran schuld. Die machen nur das Öffentlich was ihnen in den Kram passt. Und das ist fast alles nur Murks. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir können in die Vollen gehen«“ Gespräch mit Olaf Scholz geführt von Peter Dausend und Mark Schieritz

 

Bundesfinanzminister Olaf Scholz zeigt in dem Interview, daß er ein guter Politiker ist. Aber das hat er schon in Hamburg gezeigt. Für seine Partei ist er eigentlich viel zu schade. Das hat die SPD nicht verdient, wenn ich an die Wahl der beiden Vorsitzenden denke. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Anleitung zum Klassenkampf“ von Thomas Fischermann

 

Brasiliens Ex-Präsident Lula reist durch Europa, um mutlose Sozialdemokraten zu beraten.Die Sozialdemokraten Europas haben sicher andere Probleme , als sich Ratschläge von Herrn Lula anzuhören. Warum, ist wohl klar. Von wegen Reisen, ist Herr Lula auf Corona getestet? – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Chance oder Schande?“ Streit von Günther Burkhardt und Gerald Knaus

 

Für den Vorschlag von Gerald Knaus, der Humanismus und Realismus verbindet, dürften sich, auch im Moment noch, demokratische Mehrheiten in Europa finden lassen. Und ich hoffe darum, dass zumindest die sechs Milliarden für die Türkei schon in den nächsten Tagen zugesagt werden können. Für die momentan vollkommen weltfremd wirkende Prinzipienreiterei von Günter Burkhardt hingegen hatte ich schon in den letzten fünf Jahren wenig Verständnis. Und jetzt gerade habe ich dafür gar keines. Und ich glaube, so wie mir geht es im Moment einer sehr großen Mehrheit der Bürger in der EU. Gerade in kritischen Situationen wie der derzeitigen fände ich darum nicht nur besonders wünschenswert, sondern notwendig, wenn Redakteure der ZEIT bei so dringenden und gleichzeitig eminent wichtigen Fragen, wie die Gegenständliche ganz zweifellos eine ist, den Lesern mehr Zahlenmaterial an die Hand geben.

Nicht viel mehr als 10 Euro pro EU-Bürger kostet die Lösung die Gerald Knaus vorschlägt, und die Millionen Flüchtlingen Türkei ausreichend hoher Wahrscheinlichkeit zumindest ein Mindestmaß an Sicherheit und Unterstützung in den nächsten fünf Jahren bringt. Die Kosten der Lösung, die Günter Burkhardt vorschlägt, kann ich leider – auch beim besten Willen – aufgrund der mir derzeit zur Verfügung stehenden und von der ZEIT gelieferten Informationen hingegen nicht einmal im Ansatz berechnen. Mir erscheint allerdings die Gefahr, dass, wenn jetzt noch lange mit einer Verlängerung des Abkommens mit der Türkei gezögert wird, als Konsequenz alle rechten Parteien Europas enormen Zulauf erhalten, sehr konkret und gerade im Moment außergewöhnlich hoch. – Peter Jungwirth

 


 

 

Leserbrief zu „Warten auf Heilung“ von Ulrich Bahnsen et al.

 

Woher weiß man denn überhaupt, dass die aktuelle Virus-Variante angeblich so wahnsinnig viel gefährlicher sei. (?!) Das aktuelle 2019-nCov-Virus („Corona“) ist doch nur eine Variante der Viren der Vogel- und Schweinegrippe. Auch damals waren alle Verantwortlichen und alle Experten in Panik und befürchteten ein weltweites Massensterben. Das trat dann allerdings nicht ein. Sie schreiben selbst: „Es wurde nämlich alles gut in der Krise von 2003.“ Danke aber vor allem dafür, dass Sie uns verraten, dass der Pharmariese GSK aus England und dass GeoVax aus den USA mit chinesischen Partnern an einem Impfstoff gegen Corona arbeiten. Und dass einer dieser chinesischen Pharmafirmen, die kommerziell von dem Kampf gegen Corona profitieren, rein zufällig genau dort sitzt, wo die Corona-Pandemien ausgebrochen ist, in: Wuhan. (!) Sowohl die Gefahr als auch die Rettung kommt also aus Wuhan. (!)

Und jetzt liest man übrigens im „Dt. Ärzteblatt“ (6/2020, S. B224), dass 60% bzw. 70% der Infektionen mit SARS und MERS „nosokomial“ also im Krankenhaus verursacht worden sind. Das passt natürlich wunderbar zu dem Krankheitsverlauf, den Sie in Ihrem Artikel schildern. Der Amerikaner kommt mit „Übelkeit und Erbrechen“, „Fieber, Husten und Herzrasen“ in die Notaufnahme und „entwickelt“ dann (!) erst (!) im Krankenhaus eine „schwere Lungenentzündung“. Die Ärzte geben ihm REMDESIVIR, (ein Ebola-Medikament, das man eben genau maßgeschneidert ! gegen Ebola entwickelt hat und auch bis 2019 erfolglos gegen Ebola angewendet hatte, bevor man es aufgab) und dann folgt „eine erstaunliche Genesung“. Lustig, dass also erstaunlicherweise Corona und Ebola (!) angeblich offensichtlich ungefähr dasselbe sein soll, zumindest was die medikamentöse Behandlung betrifft. Auch Malaria (!) und SARS scheint ungefähr dasselbe zu sein.

Das Malaria-Medikament CHLOROQUIN, „zeigte 2003 gegen das erste Sars-Virus gute Effekte“. Wie gefährlich ist also Corona wirklich.? Es gibt: „bei den meisten Infizierten nur eine leichte Erkrankung“. Aber „weltweit liegen Hunderte Menschen mit einer schweren Lungenentzündung auf den Intensivstationen.“ Die Gefahr droht also von der Lungenentzündung (!) und nicht von dem Virus selbst. Die Wissenschaftler sollten also erforschen wie Lungenentzündungen (!) entstehen und wie man sie heilt. (!) Und warum so viele „nosokomial“ also erst im Krankenhaus entstehen. (Die Lunge ist übrigens kein aseptischer Raum, da tummeln sich u.a. viele Bakterien. Und meine 87jährige Mutter hatte übrigens eine schwere Lungenentzündung und die Ärzte hatten sie bereits aufgegeben. Zu Hause haben wir sie mit einem Sauerstoffgerät, und mit Ruhe und liebevoller Zuwendung relativ schnell wieder gesund bekommen.) Krankheit ist ein ebenso komplexes Problem wie der Mensch selbst. – Dr. Roman Landau

 


 

 

Leserbrief zu „Oma geht auch online“ von Harro Albrecht

 

„Oma“ geht gar nicht! Fürsorge und Unterstützung in allen Ehren – aber auch eine respektvolle Sprache wäre angebracht, wenn es um Ältere geht. Nach all den Debatten über Herkunfts-Gender-usw.-sensible Sprache genügen Alter und Geschlecht, um jemanden zur „Oma“ zu stempeln, mit all den gängigen Assoziationen von Hilflosigkeit, Rückständigkeit, Inkompetenz… – Bettina Ziegler

 


 

 

Leserbrief zu „Hätte, hätte, Nutzerkette“ von Jakob von Lindern

 

Und vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel zu Blockchain. Was meines Erachtens bei der Betrachtung immer mit dazugehört und in jeder Präsentation, jedem Beitrag zu Blockchain verpflichtend mit aufgeführt sein sollte, ist der mit den Transaktionen verbundene Energieaufwand. Würde dies in die ökonomische und ökologische Kosten-Nutzen-Analyse mit einfließen, sähe es für Blockchain düster aus. Wenn für die Nachverfolgung einer Palette mehr Strom und mehr Rohstoffe verwendet werden, als für deren Herstellung, läuft etwas schief – dann würde Technologie der Technologie willen durchgeführt. Das Fazit kann dann nur lauten: eine lean Technologymuss her, welche die Abläufe transparent macht, deren Ressourcenaufwand aber deutlich reduziert wird. – Lutz Jäger

 


 

 

Leserbrief zu „»Sozial benachteiligte Schüler werden unter der Auszeit leiden«“. Gespräch mit Hanna Dumont geführt von Jeanette Otto

 

Ich arbeite an einer Grundschule in einem Stadtteil „mit Entwicklungsbedarf“. Freitag, den 13. März sind vorsorglich schon einige der 21 Schüler nich in die Schule gekommen. Ich war dann, zum Glück, selbst Materialkurier, denn die Briefkastenschlitze aus den 1950ern hätten die DIN-A4-Materialien z. T. gar nicht erfasst. Unterwegs in diversen Höfen und Wohnblocks. Der Stress, den die plötzliche häusliche rund um die Uhr Betreuung der eigenen Kinder bedeutet, war durchaus hörbar. Bei der Familie eines Schülers werden die Familienhelfer darauf achten, dass alle täglich mal „raus“ gehen, damit die häuslichen Spannungen etwas abgebaut werden. Aber das Rausgehen gestaltet sich ohnehin schwierig, denn der nächstgelegene Spielplatz ist oft voller Fixerspritzen und seit gestern zudem abgeriegelt.

Ein weiteres Abenteuer bestand darin, mit den Eltern telefonisch Kontakt aufzunehmen und einen Internetzugang bzw. das Vorhandensein eines Rechners zu erfragen. Zu meinem großen Erstaunen stimmten fast alle Handynummern, denn diese werden oft gewechselt und die neuen Nummern selten bekannt gegeben. Nicht alle Schüler können auf digitale Angebote zugreifen und ich darf analog kreativ bleiben. Ein somalisches Mädchen, das mit fünf Geschwistern in einer Stadtwohnung wohnt, hat mich nach etwas zu lesen gefragt; neben Unterrichtsmaterial habe ich ihr ein Kinderbuch aus dem Bücherregal meiner Tochter zugeschickt. Ein weiteres Mädchen pakistanischer Herkunft wird in den nächsten Wochen eine Art Tagebuch über das „andere“ Leben und Lernen zu Hause schreiben, ich darf auf den Inhalt gespannt sein. Und einen syrischen Flüchtlingsjungen habe ich überhaupt nur einmal gesehen, denn er kam am 12. März zu uns und musste am 13. März zum Gesundheitsamt, um sich gegen Masern impfen zu lassen.

Ich habe mit ihm telefonisch versucht zu klären, welches Material für ihn geeignet sein könnte („Das Einmaleins kann ich noch nicht so gut!“). Nur einen Schüler habe ich bis heute gar nicht erreicht. Ich wähne ihn mit seinem Vater in Bulgarien… Unser Nachbarjunge wird mit der Anton-App versorgt bzw. erhält er über die Whatsapp-Gruppe Knobelaufgaben gestellt. Ja, es sind die akademisch geprägten Wohngebiete, deren Bewohner hier glatt im Vorteil sind. Ich kann meinen eigenen Kindern im Teenager-Alter aus dem Weg gehen, auch in einer möglicherweise auf uns zukommenden Ausgangssperre. Und ja, es ist eine besondere Herausforderung, an einer solchen Schule an Bildungsinhalten festhalten zu wollen! – Martina Nieswandt

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Ritter auf Abruf“ von Christine Lemke-Matwey

 

„Mir geht´s riesig, nur lief meine Freundin weg und man hat mir das Auto geklaut. Und sie reißen mir das Haus ab, in dem ich wohn´, denn da wird ein Parkplatz gebaut. Meinen Job, den kriegt ein Computer und so sitze ich an der Bar. Fragt der Wirt: „Ist alles in Butter?“ „Na klar!“ Ich hab alles im Griff, auf dem sinkenden Schiff! Alles im Griff, auf dem sinkenden Schiff! Volle Kraft voraus auf das nächstbeste Riff! Alles im Griff, auf dem sinkenden Schiff! Und dann stellt irgendeiner das Fernsehn ein und ich sehe die Welt, wie sie ist. Mit Empörung, Verschwörung und Streiterein, mit Raketen und lauter so´n Mist. Und ich höre sie deklamieren, die Jungs in Moskau und Bonn; „Keine Angst wir reparieren das schon!“ Wir haben alles im Griff… Und ich geb´eine Runde aus für´s Lokal, es lebe dieser Planet! Wo ich pausenlos auf die Nase fall´ und es keinen anders ergeht. Ob sie den Ölpreis hochjonglieren, zum 114. Mal, ob Rot oder Schwarz regieren – egal! Wir haben alles im Griff… „Alles im Griff (auf dem sinkenden Schiff)“, gesungen von Udo Jürgens (1980); Komponist: Udo Jürgens, Texter: Wolfgang Hofer. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Ausgesetzt“ von Cathrin Gilbert und Jörg Kramer

 

Jetzt hat es auch noch die allerschönste „Hauptsache“ der Welt voll und ganz erwischt! Der Fußball rollt nicht mehr, der Fußball hat das Coronavirus, er ist so gut wie scheintot und er wurde ins Wachkoma gekickt, vorerst bis zum 19. April. „Geisterspiele“ gibt es deshalb nicht mehr, denn auch die Geister spielen nicht mehr mit, sie geistern lieber in der Quarantäne-Station umher! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Habe ich mich angesteckt?“ von Alisa Schröter et al.

 

Wie schon 3 Wochen zuvor (ZEIT Nr. 10 vom 27. Februar 2020, Ressort WISSEN I, Seite 31, u.A.: „Auf Abstand“) Bietet die Zeit neben Hintergrundinformationen vor allem die jeweils wichtigsten Verhaltensregeln. Diesmal eine Checkliste: „Habe ich mich angesteckt?“ ,anhand derer jeder für sich überprüfen kann, ob und wann er Kontakt aufnimmt mit dem Gesundheitsamt, bzw., falls dort niemand erreichbar ist, – mit seinem Hausarzt. T-e-l-e-f-o-n-i-s-c-h zunächst. Dafür danke ich. (Jetzt bin ich aber doch gottsfroh, daß ich Euch abonniert habe und Ihr somit ins Haus kommt. – Wenn sonst keiner rein und keiner raus darf) Herzliche Grüße nach Hamburg und Berlin Und Gott befohlen Eure Gesundheit. – Beate Schwärzler

 


 

 

Leserbriefe zu „Über das Periodenprodukte-Gesetz in Schottland und ein paar Ideen für andere staatliche Subventionen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Klarer Fall von Mansplaining! „Menschen, die ihre Periode haben“ , ist nicht deckungsgleich mit „Frauen“. Vielleicht einfach mal fragen, wenn man etwas nicht versteht! Der Artikel ist leider Platzverschwendung! Oder Klientelpolitik! – C. Heisig

 

Danke dafür, dass ich mich heute über etwas anderes aufregen durfte, als über Hamster und Viva Coronia singende Feierwütige in den Kölner Parks. Hatte Herr Martenstein „seine Tage“ als er seinen Ideen aufgeschrieben hat? Das müssen sich Frauen und Mädchen nämlich heute in Deutschland immer noch anhören, wenn sie nicht so reagieren, wie die Männerwelt es sich wünscht. Die Periode ist auch in Deutschland immer noch ein Tabuthema. Wieviele Frauen können im Beisein von Männern authentisch über einen normalen Vorgang sprechen? Feixen und infantile Bemerkungen sind oft die Reaktion. Wie beeinflusst der Zyklus z.B. Leistungssportlerinnen? Reden diese offen darüber? Was erleben junge Mädchen in den Schulen? Alles „normal“? Sie haben doch schon eine wunderbare neue Cartoonisten beauftragt. Vielleicht ist es an der Zeit, dass Herr Martenstein Platz macht für eine (menstruierende?) Frau. Abtreten ist ein auch normaler Vorgang. P.S. Habe gerade die Lösungen des letzten „Um die Ecke gedacht“ überprüft – das war eine harte Nuss, die ich nicht komplett schaffen konnte. …Reitstunde….nie im Leben wäre ich darauf gekommen. – Katrin Stern

 

Ihre Kolumne im ZEIT Magazin lese ich jede Woche aufs Neue mit Freude, da ich Ihren Blick auf unsere Gesellschaft als scharfsinnig empfinde. Diese Woche muss ich allerdings Protest einlegen. Das Periodenprodukt-Gesetz in Schottland mag auf den ersten Blick tatsächlich sehr seltsam anmuten. Ich persönlich erwarte mir vom Staat tatsächlich nicht, dass ich Tampons, Slips oder Binden gratis erhalte. Aber wussten Sie, dass Hygiene-Produkte für Frauen in Deutschland wie in Österreich in die Besteuerungskategorie „Luxusartikel“ fallen? Das heißt, dass ich als Frau für den Erwerb von Periodenprodukten in Deutschland 19 Prozent Mehrwertsteuer bezahle (in Österreich, wo ich seit einigen Jahren nun lebe, sind es gar 20 Prozent). Wohingegen beispielsweise in Deutschland der Kinobesuch mit einem ermäßigten Steuersatz von 13 Prozent und ein Blumenstrauß mit 7 Prozent besteuert werden. Letzterer wird als „Artikel des täglichen Bedarfs“ eingestuft.

Die Soziologin Laura Wiesböck kommentiert in ihrem Buch „In besserer Gesellschaft“ diesen Zustand ganz treffend: „Ob man einen Kinofilm ansehen oder einen Strauß Blumen kaufen möchte, dafür kann man sich entscheiden. Für Frauen sind Hygieneprodukte allerdings eine Notwendigkeit.“ Wie gesagt, ich erwarte mir keine Gratisangebote vom Staat, aber ich betrachte meine Periode auch nur bedingt als „Luxus“ – Lebenserwartung hin oder her. Trotzdem freue ich mich auf Ihre nächste Analyse – bleiben Sie gesund in dieser angespannten Zeit von Corona! – Carlotta Schlosser

 

Es gibt vieles, was mich am ZEIT-Magazin nicht interessiert: Mode, Kochrezepte u.a. Deshalb lese ich immer zuerst Ihre Seite. Das tue ich nun schon seit mehreren Jahren, und meist mit großem Vergnügen. Viele Aufgaben halten mich normalerweise davon ab, zu reagieren, aber jetzt kann ich doch einmal sagen: Das Maß ist voll! Bevor es überläuft möchte ich mich sehr herzlich bei Ihnen für Ihre „Kommentare zur Welt“ bedanken. Besonders der letzte über Erbschaften war mir aus der Seele gesprochen, nicht weil ich superreich wäre und etwas zu befürchten hätte, sondern weil er mit gesundem Menschenverstand die Hintergründe erhellt, auf denen unsere Wohlstandsgesellschaft gedeihen kann. – Jörg Sebastian Schmidt

 

Harald Martenstein zweifelt in seinem wöchentlichen Beitrag, diesmal zum Periodenprodukte-Gesetz in Schottland, zu Recht, ob totale Gerechtigkeit herzustellen sei. Ich hätte da einen Vorschlag, wie der Kolumnist mindestens in einer Frage eigenhändig zu etwas mehr Gerechtigkeit beitragen könnte, dies dazu ganz kostenlos. Unbedacht und wohl rechtshändig flott mit der spitzen Feder geschrieben, bedient er sich in eben diesem Text des sattsam bekannten Stereotyps des Bauarbeiters mit den vermeintlichen zwei linken Händen.

Als Linkshänder, der sich zeitlebens mit aller Kraft gegen den Zwang zur Rechtshändigkeit zu wehren wusste, wäre ich gerne bereit, Herrn Martenstein anschaulich zu belegen, was ich mit meiner linken Hand alles präzise herbeizaubern kann, von detailreich gezeichneten Naturstudien über feinmechanische Metallarbeiten bis hin zu fachmännisch ausgeführten Möbelrestaurationen. Einem Werklehrer, der sich bei seinen Schülern stets dieses diskriminierenden Stereotyps bediente, schrieb ich einmal das bekannte Gedicht von Ernst Jandl an die Wandtafel: lichtung manche meinen lechts und rinks kann man nicht velwechsern werch ein illtum Mein Hinweis wurde verstanden. – Arthur Jetzer

 

Leider habe ich aus Versehen den Anfang einer Kolumne von Ihnen gelesen, obwohl ich das für zum Wohle meiner psychischen Gesundheit normalerweise vermeide. Sie vergleichen Bartwuchs und weibliche Periode. Kennen Sie Männer, die wegen Bartwuchs extrem starke Bauchchmerzen haben oder Migräneanfälle, die Suizidgedanken aufkommen lassen? Wegen Fehlentwicklungen operiert werden müssen? Egal, was ich eigentlich sagen will: Wenn Sie so mit der statistischen (!) kürzeren Lebenserwartung von Männern hadern, hier ein paar bekannte Einflussfaktoren: Konsum von rotem Fleisch Alkoholkonsum Rauchen Risikobereitschaft Vorsorgeuntersuchungen Karriere-Stress Kriminalität ( zumindest in Ländern mit Todesstrafe) Händewaschen, nicht nur in Corona-Zeiten.

Bei diesen Faktoren legen Männer, wiederum statistisch (!), eine anderes Verhalten an den Tag als Frauen. Deshalb hat eine Studie mit Nonnen und Mönchen ergeben, dass bei gleichen Lebensverhältnissen die Lebenserwartung sich auch angleicht. So, ein paar Dinge haben sie also selbst in der Hand. Aber lieber jammern sie halt rum. Es scheint tatsächlich einen grundlegenden Unterschied zwischen Männern und Frauen zu geben: beim Selbstmitleid. Allerdings wäre es eine Beleidigung für Männer, jetzt zu verallgemeinern, nur weil sie ein besonders unangenehmes Exemplar sind und regelmäßig ihre unqualifizierten und peinlichen Gedanken veröffentlichen dürfen. Zum Abschluss eine Bitte: Mal kurz nachdenken, bevor Sie etwas schreiben, ganz kurz nur. Das tun sie bereits? Dann fällt mir auch nichts mehr ein. – Elke Huber

 

Was mich dazu bewegt, Ihnen zu schreiben, ist die Besonderheit, die Ihr Text im Zeit Magazindarstellt. Die Quelle der hervorgerufenen Irritation liegt in der Provokation des Verstandes, die jedoch nicht, wie in einem qualitätsbewussten Magazin zu erwarten, einer geistreichen Infragestellung gewohnter Normen entspringt. Sie erwächst mehr dem Unverständnis für diese Aneinanderreihung scheinbar undurchdachter, beziehungsweise nicht zu Ende gedachter, Ausführungen. Die nebensächlichen Hiebe auf Gendersprache und politische Korrektheit sind unnötig. Beides wurde schon oft genug als Hauptthema diskutiert und ist für die Frage, inwiefern staatliche Subvention zur Normalisierung eines Tabus führt, nicht von Belang. Es ist nicht nur eine Frage des Stils, es ist eine Frage des Niveaus.

Ist mir ein intellektuell wertvoller Witz entgangen? Kratzt es tatsächlich an Ihrem Sinn für Gerechtigkeit, dass es Menstruations-, aber kein Bartgeld gibt? Seien Sie unbesorgt, auch einige Frauen haben Bärte und generell weitere Körperbehaarung, über die man eher die Nase rümpft, als über einen Bartschatten. Was war nun denn Ihre Motivation, Parallelen zu ziehen, die auf die Hälfte Ihrer Leserschaft als unprofessionell, ja geradezu degradierend wirken können? Sollten Sie nächstes Mal nach geeigneterem Füllmaterial suchen, könnten Sie sich beispielsweise der Frage widmen, warum anstelle von Tampons nicht die hygienischeren und umweltfreundlicheren Menstruationstassen gefördert werden. Im Anschluss könnten Sie die Diskrepanz zwischen Ist- und Soll-Zustand im Umgang mit der Menstruation behandeln. In diesem Zusammenhang wäre es sinnvoll, sich in einen Dialog mit Frauen verschiedener Altersklassen zu begeben. Diese werden Ihnen von der Furcht und Scham berichten, die so manche noch immer empfindet, ob sie nun zum ersten oder zum X-ten Mal Hygieneartikel besorgt. Aber dies sind nur einige wenige Vorschläge zur Beschäftigung, die Sie eventuell der Entwicklung weiterer „Ideen für andere staatliche Subventionen“ vorziehen werden.

Die Frage, inwiefern etwas durch staatliche Subvention „normal“ wird, ist nicht schwer zu beantworten, ist doch der Staat in ständiger Interaktion mit der Gesellschaft. Denken wir nur an Steuern, die das Konsumverhalten der Bevölkerung vorsätzlich beeinflussen, beispielsweise die Tabaksteuer. „Wir Menschen in Deutschland halten die Menstruation schon seit Langem für normal.“ Diese Aussage ist weder präzise, noch ist sie zutreffend. Ihr „Wir“ ist nicht groß genug, um die Unterschiede zu umfassen, die sich im Umgang mit Menstruation in der Gesellschaft manifestieren, auch in der Unseren. Wo solch ein Fehler im System ist, da hat der Sozialstaat das Recht, einzugreifen. Natürlich ist es nicht allein damit getan, Tampons zu finanzieren. Auch die Erziehung, an der sich der Staat durch Institutionen beteiligt, ist zentral. Trotzdem, kein Grund, staatliche, finanzielle Hilfe ins Lächerliche zu ziehen. Übrigens ist es beleidigend, wie Sie die Hilfe zur Normalisierung der Menstruation gleichsetzen mit Ihren Ideen zum staatlich finanzierten Ausgleich anderer Unfähigkeiten und Beschränkungen. Merken Sie denn nicht, wie Sie hier zugestehen, Teil eines Problems zu sein, das Sie leugnen? Man kann nur hoffen, dass der staatliche Eingriff auf die jetzige und die kommenden Generationen wirkt. – Sina Platzbecker

 

Ich bin begeisterter Leser Ihres Magazins und bewundere Ihr Händchen dafür, aktuelle Themen zeitgemäß in wundervollen Texten aufzuarbeiten. Umso mehr hat mich die Kolumne von Harald Martenstein in der aktuellen Ausgabe (No 13) überrascht. Die Kritik am Ausbau des Sozialstaats in Schottland mag berechtigt sein. Aber einen alten, Windel-tragenden Hund mit menstruierenden Menschen zu vergleichen, macht mich sprachlos. Herr Martenstein betont zusätzlich sein Unverständnis über die Notwendigkeit einer nicht-diskriminerenden Ausdrucksweise. Ich wage die Vermutung, dass der Kolumnist nur wenigen Nicht-Cis-Menschen [1] in seinem Alltag begegnet und würde ihm empfehlen, mal den Dialog mit trans*- oder inter*-Menschen zu suchen. Ich bin mir sicher, dass er dann besser verstehen wird, weshalb manchmal „nicht das bewährte Wort ‚Frauen'“ passt, selbst wenn das viele Menschen so sehen. Auch ich bin ein privilegierter, weißer cis-Mann. Aber gelegentlich schaue ich über meinen Tellerrand und versuche, mich in Menschen in anderer Lage hineinzuversetzen. Das würde ich Herrn Martenstein auch raten, bevor er sich das nächste Mal über diskrimierte Personengruppen lustig macht. –Joshua Stock

 

Ich möchte Ihnen mit diesem Leserinnenbrief freundlichst mitteilen, für wie realitätsfern ich Ihren Beitrag über das „Periodenprodukte-Gesetz“ in Schottland im Zeitmagazin vom 19.03.2020 halte. Hier einige Punkte, die Sie in Ihrem Text genannt haben, und die meiner Meinung nach an Dreistigkeit kaum zu überbieten sind: 1. Die Behauptung, die Menstruation sei in Deutschland schon längst Normalität. Durch was argumentieren Sie diese steile These? In Ihrem Artikel finden sich jedenfalls keine Argumente dafür. Tatsache ist doch, dass die Menstruation in Deutschland tabuisiert wird und Frauen teilweise – selbstverständlich motiviert durch sozialen Druck – absurde Anstrengungen unternehmen, sie geheim zu halten.

Überlegen Sie doch mal, wie häufig Sie mitbekommen, dass eine Frau aus Ihrem Bekannten- oder Kolleginnenkreis ihre Periode hat. Oder beschäftigen Sie sich mit der Werbung für Menstruationsprodukte (die im Supermarkt unter dem verschleiernden Namen „Hygieneprodukte“ verkauft werden). Diese präsentieren sich so gut wie immer als sauber, sicher und unscheinbar. Der Subtext ist eindeutig: Menstruation ist etwas Schmutziges, was Säuberung erforderlich macht und was niemand mitbekommen sollte. Wenn das für Sie „seit Langem normal“ bedeutet, dann leben Sie eindeutig in einer anderen Welt als ich.

2. Der „Ausbau des Sozialstaats“ wird von Ihnen mit „teurer Dekadenz“ gleichgesetzt. Überraschung: Sozialleistungen sind für einkommensschwache Menschen gedacht. Ich kenne Sie nicht persönlich, doch ich gehe davon aus, dass Sie nicht in der Situation sind, in der ca. 15 € im Monat1 eine erhebliche Menge an Geld sind. Dass Sie sich Windeln für Ihren Hund leisten können, spricht, denke ich, für meine These – ganz abgesehen davon, dass ich es für absolut inakzeptabel halte, Frauen mit Hunden zu vergleichen. Hier noch ein paar Zahlen, die Sie vielleicht in Ihr Weltbild miteinbeziehen sollten: – Laut Plan International UK ist eines von zehn Mädchen in Großbritannien (da gehört auch Schottland dazu) nicht in der Lage, sich Menstruationsprodukte zu leisten2. – Der Hartz IV Satz für 2020 sieht 16,42 € pro Monat für Hygieneprodukte vor3. Andere Quellen sehen die durchschnittlichen Kosten für sämtliche Menstruationsartikel bei etwa 14 €4. Da bleibt gar nicht so viel für Zahnpasta, Medikamente und Arztbesuche über.

Leider gibt es zu den durchschnittlichen Kosten von Menstruationsprodukten in Deutschland keine offizielle statistische Erhebung. Das sagt doch auch etwas über den Stellenwert dieses Themas aus, oder nicht? 2 https://plan-uk.org/media-centre/plan-international-uks-research-on-period-poverty-and-stigma3 https://www.hartziv.org/news/20191205-hartz-iv-erhoehung-so-setzt-sich-der-regelsatz-2020- zusammen.html4 https://www.stylebook.de/body/so-teuer-ist-die-perdiode-fuer-die-frauoder https://www.huffingtonpost.co.uk/2015/09/03/women-spend-thousands-on-periods-tampon- tax_n_8082526.html?guccounter=2&guce_referrer=aHR0cHM6Ly93d3cuc3BpZWdlbC5kZS9nZXN1bmRoZWl0L 2RpYWdub3NlL3RhbXBvbnMtYmluZGVuLXNjaG1lcnptaXR0ZWwtd2FzLWtvc3RldC1kaWUtbWVuc3RydWF0aW9 uLWEtMTIyMDE4OC5odG1s&guce_referrer_sig=AQAAALSLzxlahvYAhzyxin1MRE0LUMdMRDIZOfAIuLC1EpuLM OfyMJXhntx7aHdera2ebI55Can228t7UbhmRWtDxfaSic46GmPra9B9fuz14qO6lj2X9mcrBCSxAI_hQc8NlLFBmeM eWphnxKtoVALwxisKIrdDE440dAMsO3hevt6b 3. Nun zu dem, was Sie „ein paar Ideen“ nennen. Vorweg ein Zitat aus der Zeit Online vom 17.09.2019: „Frauen erhalten im Schnitt 26 Prozent weniger Rente als Männer“5. Ihr erster Vorschlag ist wohl anscheinend bereits Realität. Ich hoffe, Sie sind zufrieden.

Aber jetzt zum eigentlichen Thema. Woher nehmen Sie sich die Freiheit für derart beleidigende Vergleiche? Was Sie damit doch subtil andeuten, ist eine Gleichsetzung von Frauen mit „extrem ungebildeten oder verhaltensauffälligen Menschen“. Als guter Redakteur müsste Ihnen doch die Wirkung dieses Subtextes doch bewusst sein. Das macht Sie im besten Fall zu einem schlechten Redakteur, im schlimmsten Fall zu einem sexistischen Pseudointellektuellen. Zum Abschluss ein paar Sätze zum Biologismus in der Einleitung Ihres Artikels. Laut WHO liegen die Gründe für die geringere Lebenserwartung von Männern vor allem an folgenden Faktoren: im Durchschnitt achten Männer weniger auf Ihre Gesundheit, konsumieren mehr Alkohol, besuchen seltener medizinisches Fachpersonal und sind zudem häufiger von unnatürlichen Todesursachen wie Verkehrsunfällen, Tötungsdelikten und Suiziden betroffen6.

Also falls Sie unbedingt Ihre fünf Jahre längeres Leben haben wollen, können Sie das tatsächlich auch ganz ohne Regelschmerzen, Depressionen, Stimmungsschwankungen und gesellschaftliche Repression haben. Gehen Sie regelmäßig zum Arzt, trinken Sie keinen Alkohol, fahren Sie vorsichtig und achten Sie auf Ihre Ernährung. Und falls Sie immer noch der Überzeugung sind, dass höhere Lebenserwartung und regelmäßiges Blutablassen unbedingt zusammenhängen, können Sie ja einmal im Monat Blut spenden gehen. Da bekommt man sogar Geld für, Ihre Hundewindeln sind damit sicher gedeckt. P.S.: Die Formulierung „Menschen“ im Schottischen Gesetz ist offensichtlich gewählt, um Transgenderpersonen und menstruierende Personen, die sich nicht als Frau definieren, einzuschließen. Haben Sie das tatsächlich nicht verstanden, oder wollten Sie einfach ein bisschen provozieren? Na ja, es trifft ja nur Minderheiten, die sich eh schon tagtäglicher Diskriminierung ausgesetzt sehen. 5 https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-09/alterssicherung-frauen-weniger-rente-maenner6 https://www.welt.de/wissenschaft/article191376655/Lebenserwartung-Deshalb-leben-Frauen-vier-Jahre- laenger-als-Maenner.html – Ruth Lindner

 

Leider muss ich Ihnen sagen, Sie haben Unrecht. Die Periode ist keine Plage. Für uns Frauen ist nicht die Periode eine Plage, sondern die Artikel von älteren weißen Männern, die darüber schreiben. Auch die Ansicht, es sei ein „Männliches Privileg, sich nicht mit der Menstruation herumplagen müssen“ haben sie falsch verstanden. Die Periode ist nämlich das eigentliche Privileg, aber dazu später gerne mehr. Mit Ihrer Meinung, dass die Periode eine Plage ist, liefern Sie selbst den Beweis dafür, dass die weibliche Menstruation nämlich nicht für „normal gehalten wird“. In Deutschland wie Sie behaupten, schon gar nicht. Monica Lennons Absicht, „die Normalisierung der Menstruation“ in Schottland ist deshalb richtig und wichtig. Und eigentlich ist auch hier das Wort „Normalisierung“ das Falsche, denn richtiger wäre es zu sagen „Wertschätzung“. Den Grund dafür, erkläre ich Ihnen gerne.

Wie viele Frauen haben Sie schon mal gesehen, die offen über ihre Periode sprechen oder einen Tampon austauschen, ohne diesen dabei zu versuchen zu verstecken? Ich, und das obwohl ich eine Frau bin, sehr selten! Man mag vielleicht meinen, dass wenigstens unter uns Frauen „normaler“ über die Regelblutung gesprochen wird, wir sitzen ja alle in einem Boot, wie Sie es wahrscheinlich beschreiben würden, richtig? Das ist aber ein Trugschluss. Die Periode wird immer noch als etwas Schmutziges angesehen, dass man deshalb mal schön für sich behalten sollte. Ist es nicht so, dass viele Männer sofort still werden und sich am liebsten die Ohren zuhalten würden wenn es um die Periode geht? Vorausgesetzt eine Frau traut sich doch einmal darüber zu sprechen. Viele Männer wollen davon nichts hören, weil die Menstruation etwas Ekliges ist. Bäh, Blut, Tampons, bäh. Voll „normal“. Diese Denke verfestigt sich dann übrigens auch unterbewusst bei vielen Frauen.

Wussten Sie, dass in der Tat viele Frauen während oder auch vor der Periode (PMS – Pre Menstruales Syndrom) sehr leiden? Unter sehr starken Schmerzen zum Beispiel und/ oder depressiver Stimmung und/oder einer sehr starken Blutung (sorry für den Ekel, den Sie jetzt sicherlich verspüren;)). Dass Frauen dabei aber trotzdem normal arbeiten müssen und die gleiche Leistung bringen müssen, ist die harte Realität. Über die Schmerzen und die Periode an sich, wird ja aber wie gesagt auf keinen Fall gesprochen. Also Zähne zusammenbeißen und weiter machen – und wie? Mit noch mehr Schmerzen. Voll „normal“.

Man könnte meinen, die Periode ist halt so, oder? Die Strafe aller Frauen durch Mutter Natur? Dafür dürfen wir ja zum Glück im Schnitt 5 Jahre länger leben? Hier schließt sich der Kreis. Die Schmerzen während und vor der Regelblutung sind die Reaktion des Körpers gegen Stress, mental wie körperlich. Dagegen, dass wir Frauen uns keine Ruhe gönnen können, die wir in dem Moment eigentlich bräuchten und dass wir uns dementsprechend mental versuchen, gegen die Periode zu wehren. Wir haben keine Zeit, uns mit der Menstruation „herumzuplagen“, um es mit Ihren Worten zu sagen. Denn die Periode ist vielleicht für die Meisten „normal“, weil sie eben einfach da ist, aber sie passt nicht in unsere hocheffiziente Gesellschaft. Die Periode wird nicht als „normal“ angesehen, sie wird weg geschwiegen. Der damit verbundene Stress, die fehlende Wertschätzung und die Tatsache, dass man weiter normal funktionieren muss, sind ein großer Faktor dafür, dass Frauen häufig vor und während der Menstruation unter starken Schmerzen leiden. Ende vom Lied – die Schmerzen werden noch stärker.

Wussten Sie, dass viele Frauen ihre Periode sogar gar nicht bekommen können oder in sehr, sehr unregelmäßigen Abständen? Wissen sie woran das oft liegt? Der Psychosomatik – der weibliche Uterus ist wie ein zweites Gehirn, er bzw. sie;) ist direkt verbunden mit Emotionen und Gefühlen. Richtig, auch hier kann Stress dazu führen, dass der Zyklus durchdreht weil das Gehirn Warnsignale ausschüttet. Viele Frauen können ihre Periode z.B. nicht bekommen, weil sie unterbewusst verankert haben, dass die Regelblutung etwas Ekliges, Unnormales und eben Schmerzvolles ist und Zeit dafür haben wir in unserer Gesellschaft ja eh nicht. Diese Denke begünstigt übrigens nicht nur Ihr Artikel, auch schon das Titelbild ist abwertend und demütigend! Noch bevor junge Frauen das erste Mal ihre Periode bekommen, lernen sie, dass das was ihnen bevorsteht etwas Unangenehmes ist. Ich weiß ja nicht ob sie eine Tochter oder Nichte haben. Wenn dem so ist, fragen Sie sie doch einmal wie sie sich damals gefühlt hat, oder auch immer noch fühlt. Oder ist das ein Tabuthema?

Dabei finde ich es richtig magisch, wie der weibliche Uterus und die Periode als natürlicher Schutzmechanismus dienen. Ich habe übrigens das Gefühl, viele Männer im höheren Alter verfügen nicht über solch einen natürlichen Schutzmechanismus, der sie z.B davon abhält zu viel Alkohol zu trinken, Müll in sich reinzustopfen, zu viel zu Rauchen etc. Vielleicht einer der Gründe dafür, warum Männer im Schnitt 5 Jahre früher sterben (just saying)!

Auf Ihre Frage, “inwieweit sich etwas normalisiert, dass vom Staat bezahlt wird“, kann ich Ihnen folgendes antworten: Gerade die Politik sollte hier den Anfang machen. Die Frau als Frau anzuerkennen zum Beispiel – indem, öffentlich über die Periode gesprochen wird und Frauen finanziell entlastet werden. Ohne, dass sie durch die Tatsache, eine Frau zu sein, ins Lächerliche gezogen werden, wie Ihr Artikel es tut. Es gibt sicherlich viele soziale Ungleichheiten, gegen die die Politik etwas tun sollte. Es ist meiner Meinung richtig, bei Frauen anzufangen indem man sie zum Beispiel finanziell entlastet. Das ist doch schon mal ein guter Anfang. Frauen leiden immer noch unter massiver, struktureller Diskriminierung. Ich finde es übrigens eine Frechheit, die finanzielle Entlastung von Frauen durch kostenlose Periodenprodukte mit „Bartgeld“ zu vergleichen. Den Witz verstehe ich nicht. Wobei, wie viel Geld geben Männer für Beautyartikel aus? Und wie viel Frauen? Nicht weil sie es nötig hätten, aber weil immer noch sehr viele Frauen das Gefühl haben, die Gesellschaft erwartet das von ihnen. Immer schön und perfekt aussehen, da geht schon mal einiges für drauf.

Sie vergleichen die finanzielle Entlastung von Frauen außerdem mit dem Rokoko: „Noch ein Engelchen, noch ein Schnörkel“. Das würde ja bedeuten, dass wir schon bei Gleichberechtigung angekommen sind und dass Frauen von Seiten der Politik in allen Ebenen bereits gefördert werden. Wie die Realität aussieht, wissen Sie doch sicherlich auch, oder? Nur wenige Seiten weiter, in der gleichen Ausgabe, berichten ironischerweise Spitzenpolitikerinnen darüber, wie frauenfeindlich die Politik und die Gesellschaft sind. Es geht demnach eben doch um Gerechtigkeit, wenn die schottische Regierung allen Frauen kostenlos Tampons etc. zur Verfügung stellt. Ihr Vergleich zeigt mir eigentlich, dass sie trotz ihres hohen Alters (sorry, ich mit meinen 27 Jahren kann das glaube ich so sagen), sehr wenig vom weiblichen Körper verstanden haben. Monica Lennon aber schon. Wissen Sie auch warum? Weil sie eine Frau ist! Dementsprechend komisch finde ich es, dass ein Mann, der all diese Erfahrungen selbst nie machen durfte, sich anmaßt, darüber einen solch „netten“ Artikel darüber zu schreiben. Ich hoffe wirklich, dass Monica Lennon durch das Gesetz mehr Stimmen gewinnt, wie Sie

es ihr unterstellen. Sie scheint eine von noch viel zu wenigen Menschen in der Politik zu sein, die wirklich versucht, etwas gegen diese Ungleichheit zu tun. Ich finde deshalb, dass die deutsche Regierung sich die SchottInnen (ja auch beim Gendern) zum Vorbild nehmen sollte! Zum Glück kenne ich auch feministische Männer, die mit richtig viel Selbstbewusstsein über die Periode sprechen und sie wertschätzen. Und wenn andere Männer das können, dann schaffen Sie das auch;). Mein Brief ist übrigens kein Angriff gegen das männliche Geschlecht. Nur gegen alte weiße Männer, die die Weiblichkeit ins Lächerliche ziehen und die Periode als Plage bezeichnen. – Erika Eisele

 

Wir abonnieren die Zeit seit unserer Studienzeit – das ist mittlerweile über 30 Jahre her. Wir sind mit Martenstein alt geworden! Seit ungefähr einem Jahr diskutieren wir fast jedes Wochenende, ob wir die Zeit abbestellen sollen. Sein Beitrag in dem Zeit Magazin vom 19.03.2020 hat daran nichts geändert. Früher waren seine Beiträge von einer unvergleichlichen Leichtigkeit und einem unerreichten Intellekt über das Leben und überhaupt. Davon ist heute leider nichts mehr zu spüren. Vielleicht wäre es für ihn besser, nur noch für den Tagesspiegel zu schreiben, aber nicht mehr in der Zeit, die wir nach wie vor für saubere Recherche, differenzierte Berichterstattung und Beiträge von Bedeutung schätzen. Bei Martenstein finden wir leider nichts mehr davon – schade. – Katja und Karsten Wegener

 

Ich bin immer noch fassungslos, dass ihr die Kolumne von Harald Martenstein „Über das Periodenprodukte-Gesetz in Schottland und für andere staatliche Subventionen“ abgedruckt habt. Was war euer Ziel? Klicks und empörte Kommentare in den sozialen Medien? Oder fandet ihr sie witzig, originell, ‚anders‘? Hier hat sich offensichtlich ein älterer Herr gedacht „Wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ und vergleicht das schottische Periodenprodukt-Gesetz mit Klientelpolitik. Letztes Jahr sind in der Schweiz eine halbe Million Menschen auf die Strasse gegangen (Menschen, nicht menstruierende Haustiere), um für Gleichberechtigung, respektive mehr ‚Klientelpolitik‘ zu demonstrieren und sich gegen solches Altherrengedöns zu wehren, ganz offensichtlich ist es einfach immer noch dringend notwendig.

Und sich über Schwierigkeiten von Sprache und Gender zu äussern, gehört für Herren von Martensteins Generation ja schon zum guten Ton, aber Frauen und menstruierende Haustiere unter dem Begriff ‚Menschen‘ zu subsumieren ist dann doch etwas dicke Post. Seit Jahren bin ich eine On-Off-Abonnentin ihrer Zeitung (On-Off aufgrund der nicht immer vorhandenen Lesezeit und nicht aufgrund der Qualität) und schätze ihr Produkt wahnsinnig, zum allerersten Mal bin ich aber ehrlich schockiert darüber, dass ihr im Jahr 2020 eine Plattform für solche Artikel bietet. Es würde mich freuen, wenn Sie als Wiedergutmachung an alle Frauen ein ganzes Zeitmagazin dem Thema Menstruation widmen und das tabuisierte Thema etwas differenzierter angehen würden. – Nina Hüppi

 

Die Redaktion des ZEIZ-Magazins sollte sich wirklich langsam mal überlegen, ob es nicht besser sei, die wöchentliche Kolumne von Harald Martenstein umzubenennen in: „Hier spricht die AfD“. Das wäre passender. – Björn Luley

 

Ich und mein gesamter Haushalt schätzen das Zeit-Magazin sehr. Es hat schon so manchen Sonntagmorgen erheitert und versorgt uns regelmäßig mit interessanten Artikeln, bereicherndem Gesprächsthemen, hübschen Bildern und Rätselstoff. Manchmal stoßen wir jedoch auf Artikel, bei denen uns schlichtweg die Luft wegbleibt. Grundsätzlich kein gutes Zeichen, noch weniger in Zeiten der Corona-Pandemie. Einer Frau des 21. Jahrhunderts springt ein Text mit dem Wort „Periode“ im Titel natürlich sofort ins Auge und wird umgehend gelesen. Als ein Thema, das Jahrhunderte lang stigmatisiert wurde, freut man sich grundsätzlich, wenn die Menstruation in der Öffentlichkeit angesprochen wird. Besonders, wenn dies durch einen Mann geschieht, obwohl dies leider ein Spiel mit dem Feuer sein kann. Es ist verständlich, dass dieses Thema für nicht direkt Betroffene oft schwer greifbar ist, wie Herr Martenstein in seinem Artikel „Über das Periodenprodukte-Gesetz in Schottland und ein paar Ideen für andere staatliche Subventionen“ zu Beginn korrekt erkannt hat. Ich spreche hier für einige Frauen, wenn ich sage, dass wir gerne bereit sind und uns sogar freuen würden, diese Wissenslücke aufzuklären.

Leider ist außer dem obigen Punkt diesem Artikel nicht viel Positives abzugewinnen. Natürlich ist mir bewusst, dass er mit Absicht provokant verfasst wurde. Ich selbst würde mich als Person mit durchaus derbem Humor beschreiben und habe auch schon über so manchen Frauenwitz gelacht. In diesem Kontext finde ich es aber nicht angebracht, feministische Themen in solch ein Licht zu setzen, vor allem nicht, wenn Aussagen auf fehlerhaften Annahmen beruhen. Beispielsweise ist es zwar der Fall, dass die reine Lebenserwartung von Frauen ein paar Jahre höher ist, als die der Männer, jedoch ist Anzahl ihrer aktiven Lebensjahre mittlerweile niedriger (1). Die Validität der Aussage, dass „Mutter Natur ihren Söhnen eine kürzere Lebenserwartung aufgebrummt hat“, als Strafe dafür, nicht zu menstruieren, ist demnach in Frage zu stellen.

Auch wenn in den letzten hundert Jahren einiges in punkto Gleichberechtigung der Frauen erreicht wurde, bedeutet das leider nicht, dass der Kampf gegen Sexismus gewonnen ist. Wir leben noch immer in einer Welt, die für Frauen oft schwieriger zu bewältigen ist als für Männer. Ein Faktum, dessen Ausmaß auch in der westlichen Welt sehr vielen, darunter auch einigen Frauen, nicht bewusst ist. Um hier weiter einen Fortschritt erzielen zu können, ist es maßgeblich, vorherrschende Befangenheiten aufzulösen und wieder Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen. Dies ist jedoch merklich schwer, wenn schon so kleine Schritte in diese Richtung so stark diskreditiert werden. Das neue schottische Gesetz zieht mit 30 Millionen Euro verhältnismäßig geringe budgetäre Auswirkungen mit sich. Wie sollen tiefere Ungleichheiten, beispielsweise im Pensionssystem, angesprochen und behoben werden, wenn schon diese Änderung einem „Solidaritätszuschlag für Unis, die extrem ungebildete oder verhaltensauffällige Menschen auf Lehrstühle berufen“ gegenübergestellt wird? Dass Frauen dadurch nicht gerade ermutigt werden, ihre Probleme zu thematisieren und sich in der Politik Gehör zu verschaffen, ist wohl nicht zu leugnen.

Natürlich leben wir in einer Gesellschaft der künstlerischen Freiheit, jedoch rechne ich auch Institutionen wie der Zeit eine gewisse soziale Verantwortung zu; eine Rolle, die aus meinen Augen auch zu begrüßen ist. Daher empfinde ich diesen Artikel nicht nur als persönlich beleidigend, sondern auch als absolut unzeitgemäß. Wenn es in Ihrem Interesse ist, als modernes, aufgeschlossenes Magazin aufzutreten, würde ich Sie bitten, die Veröffentlichung solcher Artikel in Zukunft zu überdenken. Ich hoffe, ich konnte Ihnen hiermit über den Eindruck dieses Artikels auf mich Aufschluss geben und würde mich über eine Antwort freuen. PS: Falls ich Herrn Martenstein hiermit Unrecht getan haben sollte und er sich dem impliziten Sexismus seines Textes einfach nicht bewusst war, appelliere ich an ihn, diese offensichtliche Bildungslücke zu schließen und sich das Buch „Invisible Women“ (Criado-Pérez, 2019) zu Gemüte zu führen, um solche Faux-Pas in Zukunft zu vermeiden. (1) https://ajph.aphapublications.org/doi/10.2105/AJPH.2016.303089 – Charlotte Kufferath

 


 

 

Leserbriefe zu „Mütterleben“ von Khûe Pham im ZEIT Magazin

 

Für den Artikel von Khué Pham im Zeitmagazin 13 über Politikerinnen mit Kindern möchte ich mich bedanken. Die Autorin zeigt auf, wie Politikerinnen sich zerreißen zwischen dem Wunsch, für die Familie da zu sein und dem Willen, die gestellten Erwartungen an die politische Arbeit gut zu erfüllen, betont aber gleichzeitig, wie unverzichtbar es ist, gerade auch die Mütter unter den Entscheidungsträgern zu wissen. Ich (Jahrgang 1038) gehörte zu den ersten Politikerinnen, die sich trotz drei Kindern ins Parlament und in die Regierung wagten. Ich kann mitreden. – Dr. Rose Götte

 

Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Da können die Krankenpflegerin im Nachdienst, die Kassieren bei Lidl oder die „selbstständige“ Paketzustellerin, die alle trotz Kindergeld kaum über die Runden kommen, ja froh sein, dass ihnen das Los dieser mit diversen Privilegien und einem fünfstelligen Monatsgehalt belasteten Polterinnen erspart bleibt. Die ZEIT verkommt immer mehr zum Boulevardblatt privilegierter Gesellschaftsschichten, vornehmlich ihrer grünen Klientel. – Dr. Bernhard Jung

 

Ihr Artikel über den Alltag von Spitzenpolitikerinnen war sehr informativ. Ich bin voller Hochachtung für diese Frauen. Sie bewältigen ein immenses Arbeitspensum, da bleibt kaum Zeit für ein Privatleben. Und Anerkennung gibt es eher wenig. Wenn die PolitikerInnen immer offener angegriffen und angefeindet werden und ihre Arbeit missachtet wird, ergibt sich die Frage, wer diesen Job wohl noch machen will. Sie stehen im Zentrum der Macht, das scheint oft ein vordergründiges Motiv zu sein, um ein politisches Amt anzunehmen. Aber es geht auch um Bewegung und Veränderungen in unserem Land. Wer sich den Problemen der heutigen Zeit stellt und sie anpackt und dabei auch noch versucht ein intaktes Familienleben zu gestalten verdient meine Anerkennung! – E. Träder

 


 

 

Leserbriefe zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

„Ich will doch nur wohnen“ Zeit Nr. 13. Prüfers älteste Tochter Luna ist jetzt 20 Jahre alt, die jüngste 6. Nach meiner Rechnung bedeutet das wohl: noch 14 Jahre diese so überaus spannenden Familiengeschichten im Zeitmagazin! Gibt es keine interessanteren Themen? – Marlies Eickmeyer

 

Ihnen und Ihren Töchtern möchte ich zunächst für Ihre schöne Kolumne herzlich danken! Aus dem letzten Beitrag (19.3.2020) über die Wohnungssuche entnehme ich Ihre Verärgerung über das unnötige Erfragen von finanziellen Verhältnissen eines Mietinteressenten durch den Wohnungsanbieter. Auch ich bin über diesen Missstand erbost. Deshalb wandte ich mich, anlässlich der Wohnungssuche meines (vierten) Kindes an die Behörden. Falls es Sie interessiert, lesen Sie meine Anfrage und die Antwort des sächsischen Datenschutzbeauftragten. Meist werden Missstände leider erst dann beseitigt, wenn sie in der Öffentlichkeit hochkochen. Das kann, wenn es überhaupt geschieht, Jahrzehnte dauern. Selbst wenn es viele Betroffene gibt. Die Fraktion der Grünen im sächsischen Landtag hat meine Bitte um Stellungnahme zur parlamentarischen Kontrolle des Datenschutzbeauftragten (als Unterbehörde des Ministeriums) übrigens völlig ignoriert. – Thomas Schneider

 


 

 

Leserbrief zu „Frag doch den Therapeuten: Muss er denn so nachtragend sein?“ von Wolfgang Schmidbauer im ZEIT Magazin

 

Eigentlich schreibe ich nicht solche Briefe, aber sie haben einen verdient. Sehr schön, die Geschichte mit Anna, das berührt mich sehr !. Ein Hund wäre ein großes Glück für Anna, die Freude überwiegt neben der täglichen Verpflichtung. Guter Rat, ich hoffe, die Eltern werden es ihr erlauben. Außerdem hat die ganze Familie etwas davon. Nach meinen Erfahrungen sind die Personen, die gegen den Hund erst einmal sind, später am „ verrücktesten „ nach dem Hund. Ich bin ein absoluter Katzen Fan und natürlich haben wir eine Katze. Manchmal hatten wir 3 in unserem Haus. Alle haben uns „ gefunden“. Ein Leben mit einem Tier gibt einem unglaublich viel und beflügelt manche Menschen sehr. Dann kam mein Mann vor 14 Jahren mit der bitte nach einem Hund. Ich war strikt dagegen, einmal wegen der Katzen, dann hetzten unsere Freunde, der Hund würde meine schönen großen Garten umpflügen.

Da wir in zweiter Ehe verheiratet sind und mein Mann zu jeder Zeit und immer für mich da war, wollte ich ihm seinen Herzenswunsch im Leben nicht verwehren. So kam vor 14 Jahren eine kleine Münsterländerin zu uns. Mein Mann hat sie erzogen und sie ist ein Schatz. Inzwischen 14 Jahre alt, organisch gesund und ich bete, dass wir sie noch lange haben. Wir sind nicht mehr unter 70 ! und noch einmal einen jungen Hund, das ist fast aussichtslos. Das würde dann schon eine ältere arme Seele sein, die für einige Jahre noch ein zu Hause braucht. Übrigens, mein Mann ist nach seinem 1. Studium nach USA ausgewandert 1968 zu einem 2. Studium und hat seitdem schon in USA die Zeit abonniert. – Roswitha Precht

 


 

 

Leserbrief zu „LOGELEI“ im ZEIT Magazin

 

Ich möchte heute kurz Kritik üben an der redaktionellen Gestaltung der LOGELEI im ZEITMAGAZIN. Wie viele andere Freunde liebe ich die alle zwei Wochen im ZEITMAGAZIN erscheinende LOGELEI, an der man oft eine Stunde oder mehr arbeitet und glücklich ist, wenn man die Lösung gefunden hat. Dann wartet man sehnsüchtig zwei Wochen auf die Lösung im neuen ZEITMAGAZIN. So auch wieder auf die Lösung im ZEITMAGAZIN 2020/13 für die tolle LOGELEI im ZEITMAGAZIN 2020/11. Doch dann die Ernüchterung: Die Lösung war mir und allen Freunden selbst nach längerem Studium unklar. Die zeilenweise Angabe AIIAIAI usw. erschloss sich uns nicht. Daher die dringende Bitte und Aufforderung: Drucken Sie bitte die Lösung als verkleinerte Grafik ab und nicht als unverständlichen Text. Sie verlieren sonst begeisterte Leser !!! Geben Sie der LOGELEI insgesamt mehr Platz in dem ZEITMAGAZIN. Das hat sie verdient. Ich bin auf Ihre Reaktion gespannt. – Klaus Eimer

 


 

 

Leserbriefzur Deutschlandkarte „IMBISS-SPEZIALITÄTEN“ von Robert Hofmann im ZEIT Magazin

 

Ganz so spezalitätenarm wie man nach dem Studium der letzten Deutschlandkarte meinen könnte, ist Bayern nicht – zumindest bekommt man das beliebte Volksnahrungsmittel „Leberkassemmel“ nicht nur in München, sondern in ganz Oberbayern, was ja sogar bis über die Donau nach Norden reicht. Aber das nur nebenbei. Ganz wichtig wäre es gewesen, die „Drei im Weckla“ in Nürnberg zu erwähnen. Das ist eine Semmel (auf Fränkisch: Weckla) mit drei Metzgerfingern/Phosphatwürmchen/ gut gewürzten kleinen Rostbratwürstchen, deren Verzehr die bei der Arbeit erlahmten Lebensgeister mit sofortiger Wirkung wieder aufweckt. – Klaus Strathewerd

 


 

 

Leserbrief zu „Ja, ich bin ostbewusst“ von Valerie Schönian in der Regionalausgabe ZEIT IM OSTEN

 

Die Autorin erzählt doch eigentlich von Heimatliebe. Leider unterläuft ihr dabei genau der Fehler, vor dem sie sich mit dem unverkrampften Wort „Ostbewusstsein“ zu feien versucht: Ihr Lokalpatriotismus ist übersteigert und exklusiv. Er ebnet die Vielfalt zahlreicher Regionen Mittel- und Norddeutschlands ein, indem er aus ihnen „den Osten“ macht; und er schließt Ähnliches, das außerhalb dieses „Ostens“ liegt, davon aus — was ist mit westlichen Plattenbauten? Schönian stiftet nachgerade das Ostbewusstsein, auf dessen Suche sie sich begibt. Ostbewusstsein jedoch ist das Gegenteil von Lokalpatriotismus, es beseitigt Unterschiede: Magdeburger, Sachsen-Anhaltiner und Mecklenburger werden allesamt Ossis. – Felix Apel

 


 

 

Leserbrief zu „Diese Rübe verleiht Flügel“ von Florian Niedermann in der Regionalausgabe ZEIT Alpen

 

Die Ausgabe ALPEN hat diesmal eine Reihe von gut recherchierten Beiträgen, welche leider allesamt für das Hauptthema grenzgängig sind; d.h. es hilft nichts, wenn man quer durch Österreich, die Schweiz und Deutschland mit sog. Topstories wie „Landfrass“, exklusive Kosmetik usf. surft. Leider stehen Gespräche über die Alpen ganz woanders und sie lassen sich auch nicht im Rheintal oder bei einem Schriftsteller namens „Lüscher“ finden. Schon mal was von Iso Camartin , den Rätoromanen als Europäer gehört (ISBN 978 3 406 55071 3)? Oder vom „Brenner-ForschungsArchiv der Univ. Ibk.? Auch mit einem historischen Rückblick auf das „Wort im Gebirge“ wäre eine Stimmung von Alpen zu erreichen. In der Folge des Schrifttums aus Tirol, Folge V, 1953 hat der Südtiroler Schriftsteller und Maler Hubert Mumelter (1896-1981), hausend am Fuße des Schlerns über das Leben folgendes – sozusagen ins Stammbuch – geschrieben: „Das Leben gehörte – und in Resten heute noch – einem primitiven, doch seelisch so schöpferischen Hirtendasein an, dessen Herz ohne Zeit ist, weil die Sprache der Berge ohne Zeit ist.“

Nun möchte ich noch auf Florian Niedermanns Artikel über den Energydrink Red Bull kommen und für die grundsätzlich gut erhobene Geschichte von sog. Grenzüberschreitung, Streit ums Grund- und Trinkwasser etc. kommen. Wie auch im Google nachlesbar gründete der als „reichster Mann Österreichs“ bezeichnete Allrounder Dietrich Mateschitz (Absolvent der Hochschule für Welthandel in Wien) 1984 zusammen mit seinen thailändischen Partnern Chaleo und Chalerm Yoovidhya die Red Bull Gmbh. Die Rezeptur stammt vom ebenso thailändischen Krating Daeng. Soviel zur Wahrheit und Ehre der wahrhaftigen Gründer. Die Rüben des Silvan Ziegler vom Thurgau und die höchst umtriebige Firma des Fruchtsaftherstellers und Red Bull Abfüllers Rauch ist trotzdem sehr anschaulich beschrieben. – Prof. P.H. Wessenberg

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Säulen des Lebens“ von Andrea Böhnke und Corinna Schöps in der Beilage ZEIT Doctor

 

In Ihrem Artikel plädieren Sie für Respekt vor älteren Menschen. Leider lassen Sie ihm schon in der Überschrift vermissen. Der Begriff DIE ALTEN reduziert Menschen komplett auf ihr Alter. Warum kann man nicht von älteren Menschen sprechen, Menschen in höherem Lebensalter? Das wäre bei weitem respektvoller und würde nicht so im Widerspruch zu ihrem Text stehen. – Ines Prüfer

 

Hätte man die Beilage März „Säulen des Lebens“ nicht stoppen können?? Sehr unglücklich zu diesem Zeitpunkt! – Andrea Plüss

 

Da haben Sie mit dem Beitrag: „Die Säulen des Lebens“ einen Volltreffer landen können. Herzlichen Glückwunsch! Ich fühle mich gemeinsam mit meiner Frau (75 jährig) in unserer Drei-Generationen Familie durch Ihren Artikel in vollem Umfang bestätigt und habe endlich auch die vollkommen zutreffende allerdings für mich neue Bezeichnung „Glücksfaktor Generativität“ verinnerlicht. Nach 30 Jahren Entwicklungshilfe (15 Jahre mit Familie im Ausland) leben wir nun in der Nähe von Kindern und Enkeln und helfen uns gegenseitig auch durch die Coronakrise. Die vergangenen zehn Jahre im Ruhestand war ich immer noch zu Einsätzen im Mittleren Osten für GIZ und UN unterwegs und spüre die Vitalität des Denkorgans und die Fähigkeit, Netzwerke mit Menschen im schwierigem Umfeld der arabischen Länder aufzubauen zum gegenseitigen Nutzen. Nach der Corona Krise werden ich so weitermachen solange es gehen mag.

Ja, es ist ein unschätzbar großes Privileg, im Alter Erfahrungen und Motivationsschübe weitervermitteln zu können. Wir bleiben jetzt wie alle in der Wohnung, der Schwiegersohn kauft ein und stellt die große Tüte vor die Haustür, wir lesen den Enkeln über skype vor und erzählen Geschichten und alle tauschen sich über whatsup jeden Tag aus. Bitte schreiben Sie an diesem Thema weiter und geben Sie auch Ratschläge, wie z. B. dass die Jungen den Alten whatsup einrichten wo dies noch fehlt, denn Bildsprache ist jetzt wichtiger denn je. Vorlesen (mit Bild) für Enkel, Story telling und Vieles mehr. Wenn der Schwiegersohn die Einkaufstüte vor der Tür abstellt, nimmt er auch einen Kuchen für seine Familie mit den wir gerade gebacken haben. Vielen Dank für diesen Volltreffer (mit Andrea Böhmke) – Willi Zimmermann