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2. Juni 2021 – Ausgabe 23

 

Leserbriefe zu „Das Gericht hat immer recht“ von Hans Holzhaider

 

Ich wurde im Loveparade-Prozess angeklagt, weil ich eine – explizit – Veranstaltungsgenehmigung der staatlichen Bauaufsichtsbehörde nicht unterbunden und somit das Leid so vieler Menschen verhindert habe. Obwohl in NRW keine Rechtsgrundlage für eine Veranstaltungsgenehmigung existiert, hat es das Landgericht Duisburg und das Oberlandesgericht Düsseldorf davon nicht abgehalten, diese Rechtsbeugung zu unterlassen. Sie sollte auch weniger der Aufklärung des Unglücks und somit insbesondere dem Interesse der Hinterbliebenen, sondern dem staatlichen Auftrag dienen, die Polizei mit ihrem Versagen vor gerichtlicher Überprüfung und das Land vor den sich daraus ableitenden Folgewirkungen zugunsten der Hinterbliebenen zu schützen.

Es gehört heute zweifelsfrei zu den „Tugenden“ deutscher Gerichte, sich politische und auch äußere Einflüsse wie öffentliche Vermutungen und Spekulationen für die Urteilsfindung anzueignen. Die deutsche Justiz hat sich zu einer juristischen Anmaßung gewandelt, in denen Angeklagte, aber auch Hinterbliebene eher dem persönlichen Verwendungs- und Darstellungszweck der Juristen dienen. Deshalb sind Äußerungen über Juristen wie vom ehemaligen DFB-Vorsitzenden Keller nicht nur nachvollziehbar. – J. Dressler

 

Was bringt ein Gericht (also Richter und Richterinnen) dazu, von der Schuld eines Angeklagten absolut überzeugt zu sein, wenn es weder gesicherte Beweise noch ein erkennbares Motiv gibt?! Da müssen persönliche Erfahrungen aus dem beruflichen wie privaten Erleben der Entscheider*innen die entscheidende Rolle spielen, also subjektive Prägungen und Einstellungen, die dann vom Gericht als unwiderlegbar eingestuft werden. Damit wird dann auch die gebotene Unschuldsvermutung außer Kraft gesetzt und “ in dubio pro reo“ gilt dann auch nicht mehr! Diese Art der Unfehlbarkeit ist unerträglich anmaßend und lässt Richter und Richterinnen als „Götter in der Robe“ nicht überprüfbare und kaum revisionsfähige Urteile fällen und vollstrecken. Das kratzt erheblich am so notwendigen Vertrauen in die deutsche Strafjustiz und ist in unserem Rechtsstaat nicht hinnehmbar! – Udo Bauer

 

Erschütternd ist die Schilderung der systematischen Zerstörung eines Menschen und seiner Familie wegen eines Verbrechens, dass er nicht nur nicht begangen hat, sondern das überhaupt nicht existiert, ohne ein Motiv, ohne eine Tatwaffe. All dies existiert nur in der Blüten treibenden Fantasie der ihn verurteilenden Richterin. In Ausgabe 19 2021 hatte die ZEIT in dem beindruckenden Dossier „Aus Fehlern lernen“ beschrieben, wie gravierende Fehler immer wieder geschehen können und welche Kulturleistung es ist, sie zu korrigieren und aus ihnen zu lernen. Dazu scheint die deutsche Strafjustiz nicht in der Lage zu sein. – Klaus Hermann

 

Der geschilderte Fall von Selbstgewissheit und Selbst-Justiz ist offenbar ein weit verbreitetes Phänomen. Bei mir ging es nur um eine Verwarnung wegen Falschparkens mit der behaupteten Dauer von 8 Minuten ( Ich war nur drei Minuten für eine einfache Kontoabfrage weg). Meine Strafanzeige wegen Falschbeurkundung im Amt – dieser Straftatbestand liegt laut Gesetzestext eindeutig vor – wurde von einem Staatanwalt in Erlangen zurückgewiesen, Gleiches geschah meiner Berufung durch den Generalstaatsanwalt in Nürnberg, Die Begründung für die Ablehnung lautete jeweils etwa: Eine Amtsperson hat recht, eine Privatperson nicht! Ob die befaßten Juristen nur zu faul waren, wegen 10,- Euro dem Recht zum Recht zu verhelfen oder ob sie einfach immer moch dem Obrigkeitsdenken des Kaiserreiches verhaftet waren – mein materiell geringfügiger Fall erinnert mich in seinem Ablauf fatal an Ihre Beschreibung und auch an den Fall Mollath und macht mir gerade hier in Bayern Angst. – Lutz Landorff

 

Wenn Hausmeister Genditzki durch Beteuerung seiner Unschuld die Verlängerung seiner Haftstrafe “ weit über die Verbüßungsdauer von 15 Jahren hinaus“ (so Hans Holzhaider als Verfasser des Artikels) bewirkt haben sollte , hilft vielleicht nur noch ein Gnadenerlass des Bundespräsidenten, gesetzt den Fall, dass Hausmeister Genditzki unschuldig ist. – Dietrich Bauer

 

Der Fall des Manfred Genditzki ist exemplarisch für die verheerende Unfähigkeit der deutschen Strafjustiz im Umgang mit eigenen Fehlern. Ein Mann wird wegen Raubmordes angeklagt, doch im Prozess stellt sich heraus, dass kein Cent abhanden gekommen ist. Ein Fehler der Anklage, und was tut der Staatsanwalt? Er erfindet ein neues Motiv, einen Streit, der durch kein Indiz belegt ist. Das Gericht folgt ihm, verurteilt zu lebenslänglich.

Dieser Fehler wurde in der Revision vom Bundesgerichtshof gerade noch behoben. Aber dann, zweiter Fehler, und diesmal ein Systemfehler: Die Sache wird an dasselbe Gericht zurückverwie- sen. Da stehen die Richter nun vor dem Problem der Befangenheit: Sie müssten ihren eigenen Kollegen, denen sie täglich begegnen, ein gravierendes Fehlurteil attestieren. Die Kraft brin- gen sie nicht auf, sie verurteilen wieder zu lebenslänglich, mit teils wörtlich übernommener Begründung.

Erneute Revision, dritter Fehler: Ein 200 Seiten starker, fundierter Revisionsantrag wird vom BGH mit wenigen Sätzen abgewiesen. Diesmal kann er keine Rechtsfehler im Verfahren fest- stellen. Ob er sich überhaupt inhaltlich mit der Sache befasst hat? Der Ablehnung der Revision ist das nicht zu entnehmen. Auch das ein Fehler im System: Der BGH ist nicht verpflichtet, seine Entscheidungen zu begründen.

Vielleicht hatte der BGH ja recht und es waren dem Gericht im zweiten Prozess keine Formal- fehler unterlaufen. Materielle Entscheidungen der Richter, etwa zu der Frage, ob nicht doch ein Unfall vorlag, werden vom Revisionsgericht nicht geprüft. Das wäre Sache eines Berufungsge- richts – und eine Berufung gibt es nicht bei Strafverfahren vor dem Landgericht. Ein weiterer Mangel unserer Strafjustiz: Unser Rechtssystem sieht bei schweren Strafsachen keine zweite Tatsacheninstanz vor. Große Strafkammern irren nicht, das passiert offenbar nur Amtsrichtern.

Wer rechtskräftig in einer schweren Strafsache verurteilt ist, dem bleibt nur ein einziger Aus- weg, das Wiederaufnahmeverfahren – eine nahezu unüberwindliche Hürde. Schon vor mehr als hundert Jahren hat Max Alsberg, der wohl bedeutendste deutsche Strafverteidiger seiner Zeit in dem Werk ”Justizirrtum und Wiederaufnahme“ das deutsche Wiederaufnahmerecht auf fast 400 Seiten einer vernichtenden Kritik unterzogen. Viel später, 1960, wurde es im Bundestag von dem damaligen Kronjuristen der SPD, Adolf Arndt, als ”eklatante Missgeburt der Gesetz- gebung“ bezeichnet. Und heute? In einem Standardwerk zur Wiederaufnahme in Strafsachen liest man den resignierten Satz ”Das deutsche Wiederaufnahmerecht verfehlt unverändert in erheblichem Ausmaß seinen Zweck, die Opfer von Fehlurteilen zu ermitteln“.

In der vorigen Legislaturperiode kam eine vom SPD-Justizminister Maas einberufene, hochran- gig besetzte Expertenkommission zu der Empfehlung ”Das Wiederaufnahmerecht sollte nicht geändert werden“. Da war die SPD schon vor sechzig Jahren weiter als heute. Der Wiederaufnahmeantrag in der Strafsache Genditzki wurde vor zwei Jahren gestellt. Das Landgericht München I hat ihn nach 18 Monaten Prüfungsdauer mit sehr dürftigen Argumenten abgelehnt. Nun hat das OLG München zu entscheiden. Dort sind zwei Hauptbeteiligte des damaligen Prozesses, der Staatsanwalt Gliwitzki und die Vorsitzende Richterin Becker, heute beide als Strafrichter tätig. Wird das OLG den Mut aufbringen, die eigenen Kollegen dem Verdacht auszusetzen, einen Menschen zu Unrecht 12 Jahre lang seiner Freiheit beraubt zu haben?

Einen Wiederaufnahmeantrag zu stellen, kostet unendlich viel Arbeit, Zeit und Geld. Und er beinhaltet immer einen Verdacht gegen die Justiz. Eine Justiz, die es nicht liebt, sich mit eigenen Fehlern zu befassen. Da stehen dann einzelne Menschen – in diesem Fall neben Manfred Genditzki mit Familie vor allem seine Rechtsanwältin Regina Rick – sehr allein gegen ein ganzes System. Warum muss das so sein? Warum muss bei jedem Verdacht auf eine Straftat die Staatsanwalt- schaft tätig werden, aber beim Verdacht auf ein Fehlurteil ist keine staatliche Stelle zur Prüfung verpflichtet? Ja, ein Fehlurteil ist keine Straftat. Aber es beraubt den Betroffenen in gleicher Weise wesentlicher Grundrechte, nur dass nun der Staat der ”Täter“ ist. Eine Justiz, die sich der Gerechtigkeit verpflichtet fühlt und nicht nur dem formalen Recht, müsste dies beachten und jedem substantiellen Verdacht auf schwerwiegende Justizfehler nachgehen.

Juristen sind Menschen und Menschen machen Fehler. Unser Justizsystem negiert diese Tatsa- che seit alters her bewusst und hartnäckig. Das Konzept einer institutionell verankerten Fehler- kultur erfährt dort – im geschriebenen Recht ebenso wie in der Rechtsanwendung – immer noch weitgehende Ablehnung. Justitia trägt eine Augenbinde, damit sie ohne Ansehen der Person urteilt. Gegen eigene Fehler darf sie die Augen nicht verschließen. – Prof. Dr. Achim Clausing

 

Hans Holzhaider erklärt, warum die Justiz sich so davor scheut, abgeschlossene Verfahren wieder aufzunehmen. Die menschlichen Beweggründe sind verständlich, aber die Herangehensweise beruht auf einer gravierenden Fehlannahme: dass eine Institution unter den Menschen mehr Vertrauen genießt, wenn Fehler (in diesem Falle Fehlurteile) erst gar nicht bekannt werden. Das ist ein schwerer Irrtum. Institutionen bestehen aus Menschen. Menschen machen Fehler. Die Größe einer Institution zeigt sich darin, dass sie Fehler sachlich und fair aufarbeitet, publik macht und sich um Wiedergutmachung bemüht. DAS schafft Vertrauen. (Am Rande sei bemerkt, dass die katholische Kirche im Umgang mit den Missbrauchsfällen meines Erachtens dem gleichen schweren Irrtum verfallen ist.) – Corinna Friesen

 

Mit Betroffenheit und großem Mitgefühl habe ich den Artikel von Hans Holzhaider „Das Gericht hat immer recht“ in DER ZEIT vom 2. Juni 2021 gelesen. Bereits Lion Feuchtwanger hatte in seinem Roman „Erfolg“ einen Münchener Museumsdirektor beschrieben, der von der Bayerischen Justiz unschuldig ins Zuchthaus geschickt wird. 1930 fand „Erfolg“ als überzeugende Warnung vor dem Faschismus weltweit große Aufmerksamkeit und zwang Feuchtwanger 1933 in die Emigration. Auch zum Justizskandal um Gustl Mollath ist in 2021 ein neues Buch mit dem Titel „Staatsverbrechen – der Fall Mollath“ von Wilhelm Schlötterer erschienen. Schlötterer beschäftigt sich äußerst kenntnisreich und detailliert mit der Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit der Bayerischen Justiz.

Eine weitere tiefe Verbeugung der Bayerischen Justiz vor der Macht eines in München ansässigen Großkonzerns beschreibt der in 2020 erschiene Justizthriller „Der Konzern“ von Konstanze Serail, welcher auf dem – wahren – Fall einer Strafanzeige gegen die Vorstände dieses Münchener Großkonzerns basiert. Serail hatte während der Niederschrift ihres Justizthrillers Zugang zu zahlreichen Originalunterlagen und Akten: lediglich das letzte Kapitel von „Der Konzern“ – mit einem sogenannten happy end – wurde frei erfunden. Es ist wirklich an der Zeit, dass sich mutige Journalist*innen eingehender mit einer befangenen sowie parteiischen Justiz beschäftigen, die überdies unstrittig von politischer und wirtschaftlicher Einflussnahme gekennzeichnet ist. – Arja Wilms

 

Nach den bayrischen Justiz-Skandalen gegen Wilhelm Schlötterer und Gustl Mollath ist es kein Wunder, dass auch Manfred Genditzki wegen der „Überzeugung des Gerichts“ wiederholt zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Vielleicht hülfe es, das Landgericht°II, die 4. Strafkammer und die erste Strafkammer des Landgerichts (alle München) mit künstlicher Intelligenz anzufüttern, damit in Zukunft haarsträubende Urteile unterbleiben. Die Ehre des Berufsstands wird durch solche Urteile und dem Festhalten an unglaublichen Entscheidungen in den Schmutz gezogen und nicht durch die umgehende Korrektur des Urteils gegen Manfred Genditzki. – Hartmut Bernecker

 

An dem heutigen deutschen Strafverfahrensrecht entspricht fast nichts mehr rechtsstaatlichen Gesichtspunkten, wie festgelegt im GG: Mit dem Eröffnungsbeschluss muss der später urteilende Richter bereits zu dem Ergebnis kommen, dass mit einer Verurteilung des Angeschuldigten, des späteren Angeklagten gerechnet werden muss. Andernfalls erlässt der Richter den Eröffnungsbeschluss (§ 199) nicht. Richter sind ausnahmslos hinsichtlich ihrer erlassenen Entscheidung nicht angreifbar. Das ergibt sich aus dem 1950 geschaffenen RichterG, konzipiert vom damaligen Präsidenten Weinkauffund seinen BGH-Kollegen. Die Vergangenheit in der Nazizeit sollte für diese feinen Herren nicht angreifbar sein.

Hierauf können sich heute alle Richter berufen. Dass ein Staatsanwalt heut bewußt die Unwahrheit sagt, ist schon alltäglich. Herr Kachelmann musste in seinem Strafprozess einen Staatsanwalt zivilrechtlich auf Unterlassung verklagen, damit dieser seine Lügen nicht mehr wiederholt. Einen Verstoß gegen den altrömischen Grundsatz: „in dubio pro reo „ (im Zweifel für den Angeklagten) kennt das deutsche Strafverfahrensrecht so gut wie nicht mehr. Der Oberlandesgerichtsrat, der das Manuskript meines demnächst erscheinenden Buches „Deutschland ein Rechtsstaat? Kritisch und mit der Aufforderung zu deutlicheren Aussagen durchgesehen hat, meine ganz offen und ehrlich: „Ein deutscher Richter hat keine Zweifel!§ Was soll man dazu sagen. – Nikolaus Orlop

 

Tatort-Autorinnen und-Autoren, an die Arbeit! EINMAL einen, die ganze Nation empörenden, Sonntagabendkrimi, der auf echten, wahren Tatsachen beruht, bitte! Im Vorspann muss zu lesen sein: „Das darf doch nicht wahr sein! Ist es aber!“ Von Manfred Genditzkis Schicksal habe ich schon vor ein paar Jahren gelesen. Damals, ich erinnere mich genau, dachte ich mir (typisch mal wieder): „Naja, irgendwas wird schon dran sein, einfach so wird einer doch nicht verurteilt“. Ja, Pustekuchen. Wie es jetzt scheint, gibt es nach weiteren Jahren der unermüdlichen Arbeit von Herrn Genditzkis Anwältin, immer noch keine Beweise für seine Schuld am Tod von Frau Kortüm.

Was ist denn los?! Dieser Mann sitzt ohne Beweise für eine angebliche mörderische Tat seit 12 Jahren im Gefängnis. In der Wikipedia lese ich ein Zitat der Zeitschrift „Die Welt“von 2018: „Kommt auf die bayrische Justiz der nächste Skandal zu?“ und „Geprägt von Rechthaberei und oft blinder Uneinsichtigkeit, mussten sich Richter und Staatsanwälte in der Vergangenheit schon mehrfach dem Fortschritt in der Kiminaltechnik beugen. Nun der Fall Genditzki. Er treibt viele Leute um, weil sie das Märchen vom mordenden Hausmeister nicht überzeugt.“ Das Landgericht München 2 hat sich einen Grund ausgedacht, nachdem bewiesen werden konnte, dass es keine Beweise gibt? Das Gericht sagt, es habe einen Streit gegeben, fertig?

Wieso dürfen die das? Dazu fällt einem nichts mehr ein, oder? Außer: Das muss an die große Glocke! Ein gefundener Stoff für eine wunderschön schwarze, bissige Kritik am bayrischen Justizwesen. Hiermit rufe ich also Tatort-Autorinnen und -Autoren auf, über diesen FAll ein Drehbuch zu schreiben. Mögen die beiden Herren Alt-Rocker/Hippie-Kripo-Beamten-Darsteller Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl mit ihrem überaus gesund-rebellischen Menschenverstand aufwachen und die bayrische Justiz derart der Peinlichkeit überführen, dass es sich gewaschen hat. Mögen sich die Verantwortlichen des Landgerichts München 1 zur Primetime in Grund und Boden schämen, die Wiederaufnahme des Verfahrens 2020 erneut abgelehnt zu haben.

Es ist keine Schande, Fehler zuzugeben. Im Gegenteil. Man muss ja nicht gleich seinen Hut nehmen, deswegen. Auch das ist albern. Menschen, die in wichtigen Positionen Fehler zugeben und deswegen zurücktreten, sollten bleiben! Sie könnten sich bewähren und mit bestem Beispiel vorangehen. So wie ehemals Verurteilte. Aber, das ist ein anderes Thema. – RM Kraemmer

 

Justiz und Qualitätsmanagement Richter sind offenbar der einzig Berufsstand, der für seine Fehler nicht zur Rechenschaft gezogen wird. Jeder Arzt, der einen Kunstfehler macht, jeder Konstrukteur, dessen Flugzeug abstürzt, jeder Autofahrer, der einen Unfall verursacht, muss für seine Taten einstehen. Nur ein Richter nicht. Mir scheint, der Justiz fehlt ein Qualitätsmanagement, wie es in der Industrie selbstverständlich ist. Ob Pharma-, Auto- oder Computerhersteller: Allen wird per Gesetz ein System zur Qualitätssicherung abverlangt, das intern dafür sorgt, dass Fehlerquellen erkannt und beseitigt werden. Nicht dem Richterstand. Natürlich können die obersten Gerichte korrigierend eingreifen. Aber da das nur für Rechtsfehler gilt und nicht für die Beweisführung, selbst wenn diese – wie in dem geschilderten Fall – jeglicher Logik zuwiderläuft – kommt es im Namen der Rechtssicherheit zu menschlichen Katastrophen. – Werner Toporski

 

Ich habe als Anwalt starke uns schwache Richter und Richterinnen erlebt. Die Starken lassen den Zweifel zu. Denn sie wissen um den größten, anzunehmenden Unfall der Strafjustiz: Das Wegsperren eines Unschuldigen. Die Schwachen jedoch glauben, die Niederlage des Gerichts, ja der GAU bestünde darin, keinen Täter/in zu verurteilen, denn eine Tat muss gesühnt werden. Dem Münchner Urteil liegt aber nicht einmal eine gesicherte Tat zugrunde geschweige denn eine gesicherte Zuordnung zu einem Täter. Die Aufhebung eines Unrechtsurteils, das auf einem krassen Verstoß gegen den Grundsatz „in dubio pro reo“ verstößt, ist deshalb kein Konflikt zwischen Gerechtigkeit und Rechtssicherheit, sondern im Gegenteil ein Gebot, um mir als Bürger/in der Durchsetzung des Rechts durch die dafür zuständigen Organe sicher sein zu können.

Freilich darf vermutet werden, dass sich die jetzt damit befassenden Juristen des Skandals, der dieser Entscheidung zugrunde liegt, bewusst sind. Doch man hält mit Corpsgeist daran fest. Aber warum? Der Straftatbestand der Rechtsbeugung (§ 339 StGB) setzt den Nachweis voraus, dass ein Gericht vorsätzlich gehandelt hat. Und auch für die in diesem Organ Handelnden gilt : „Im Zweifel für den/die Angeklagten“. Und da käme dann sicher kein/e Kollege/in auf die Idee, sich mit einer gegenteiligen „Überzeugung“ über diesen ehernen Grundsatz hinwegzusetzen. Der Mitbürger, dem die Anwendung dieses Grundsatzes verweigert wurde, ist nicht ein Opfer der „Rechtssicherheit“, er ist Opfer ganz schwacher Protagonisten einer Justiz, die gerade dadurch Stärke zeigen müsste, dass sie sich zu Fehlern bekennt und diese korrigiert. – Bernhard Lesny

 


 

 

Leserbriefe zu „»Für Wachstum braucht es Migration«“. Gespräch mit Christian Dürr geführt von Anna Mayr

 

Herr Dürr beruft sich auf die schlichte Mathematik. Das tun andere auch. Denn das Gesellschaftsmodell des Herrn Dürr lässt sich auf die Formel reduzieren, dass Wirtschaftswachstum nur mit Bevölkerungswachstum zu erreichen ist. Wer den Horizont etwas weitet, wird unschwer erkennen, dass dieses Rezept langfristig nicht aufgehen kann. Herr Dürr müsste zumindest darüber nachdenken, wieviele Menschen wohl in hundert Jahren in Deutschland wohnen sollen. Eine Zahl bitte! Oder denkt Herr Dürr tatsächlich nur von der Hand in den Mund?

Nein. Wir brauchen ein neues Modell, welches die ökologischen Vorteile einer stagnierenden oder auch rückläufigen Bevölkerungsgröße positiv wertet und die Wirtschaft von der Notwendigkeit des ewigen Bevölkerungswachstums abkoppelt. Die „überaltete Gesellschaft“, das allgegenwärtige Schreckgespenst, ist ein letztlich unvermeidliches, aber tröstlicherweise auch vorübergehendes Phänomen. Als solches muss es bewältigt werden. Besser jetzt als später!

Das hat den Charme, dass gebildete Menschen aus noch armen Ländern eine Perspektive in ihrer Heimat ermöglicht werden kann. Denn das ist die eigentliche Unterstützung, die z.B. Afrika von uns benötigt, wenn es die Rolle des Bettlers verlassen und zu einem Gesprächspartner auf Augenhöhe wachsen will. Afrika sollte die Erlaubnis, das Knowhow und die Manpower haben, seine Rohstoffe selbst zu verarbeiten. Das führt zu einer gesunden Balance, zu nachhaltigem Frieden und nebenbei zu weniger Toten im Mittelmeer. – Dr. Christian Voll

 

Das interview mit Herrn Dürr zeigt wie wenig sich um die Integration gekümmert wird . Seit Jahren keine Konzepte wie Kinder und Jugendliche die in Deutschland als Flüchtling aufwachsen sich schulisch gut eingliedern können inclusive ihren Eltern wir leben in getrennten Welten . Da ich mit seit Jahren mit selbigen Kindern arbeite sehe ich wie sehr sie vernachlässigt werden und in unserer Gesellschaft nicht integriert zu werden . Bitte mehr in andere Länder sehen wie es besser funktioniert sowie es endlich umzusetzen so geht es. – Hilke Ruschmeyer

 

Gibt es „Suggestiv-Journalismus“? Wird das gelehrt? „Warum holen wir nicht die ganzen Ingenieure, Lehrer und Handwerker aus den Camps in Morio oder aus Marokko“, fragt Frau Mayr. Sie vermittelt den Eindruck, dass sich an den benannten Orten vorwiegend sehr gut ausgebildete, studierte Fachkräfte aus allen Bereichen aufhalten. Dieses Narrativ war schon 2015/2016 falsch, und daran hat sich nichts geändert. Der durchschnittliche Ausbildungsstand der Geflüchteten liegt unter dem durchschnittlichen Ausbildungsstand in Deutschland. Das mag man (oder Frau) sich anders wünschen, ändert aber nichts an den Fakten.

Einzelne Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler oder sonstige gut ausgebildete Menschen taugen nicht dazu, eine Wunsch-These zu belegen. „Die europäischen Grenzen sind ja immer offen“ stellt Frau Mayr fest. Das ist mir jetzt aber neu. Und ich dachte, wir hätten in der EU lediglich offene Binnengrenzen, aber gesicherte, kontrollierte Außengrenzen. Auch hier scheinen mir Fakten, die rechtliche Ausgangslage, beliebig mit einem (naiven) Wunsch vertauscht worden zu sein. Dass Herr Dürr darauf nicht reagiert, spricht nicht für ihn und die FDP. Dieser Eindruck wird bestärkt durch die Aussage „Der erste Schritt muss sein, das Deutsche Einwanderungsrecht vernünftig zu ordnen. Und dann würde so etwas wie Moria nicht entstehen“. Auch hier ist mir neu, dass Moria ausschließlich ein deutsches Thema sein soll.

Bisher habe ich Moria bei der EU und um dessen Einwanderungspolitik angesiedelt. Multilateral und nicht zu Lasten einzelner Staaten, hat uns Merkel gelehrt. Neben den EU Finanzen und dem Weltklima soll Deutschland also auch noch für die Lösung der weltweiten, zumindest der europäischen, Migrationsbewegungen zuständig sein. Diese Überheblichkeit, die wir in vielen Feldern an den Tag legen, könnte als absurd amüsant abgehakt werden, wenn sie nicht auch Ausdruck eines übersteigerten imperialistischen Sendungsbewusstseins wäre. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen…… Das hat noch nie funktioniert. – Dietmar Baier

 

Herr Dürr macht den gleichen Fehler, den deutsche Politiker*innen seit rund 60 Jahren machen: Er betrachtet Einwanderungswillige im Wesentlichen als Arbeitskräfte und verkennt, dass sie Menschen mit politischen, kulturellen und religiösen Traditionen, Normen und Überzeugungen sind. Ein Punktesystem ist im Prinzip gut, aber es müsste meines Erachtens auch sichergestellt werden, dass keine Menschen einwandern, die Frauen, Schwule und Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften als ihrer eigenen oder gar Atheisten für minderwertig, die Regeln und Normen ihrer eigenen Religionsgemeinschaft für verpflichtender als die Gesetze der und das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und die Demokratie für keine gute Staatsform halten. Wir sehen doch bei den ehemaligen „Gastarbeitern“ – und bei deren Kindern und Kindeskindern! -, wie schwierig Integration dann ist und dass sie auch nach vielen Jahrzehnten noch nicht erfolgt ist. – Dr. Ulrich Willmes

 

Seit 2015 habe ich zahlreiche Kontakte zu Migranten, beginnend in der Erstaufnahme, danach in Sprachkursen und in der Sprachförderung. Einige wurden Freunde, anderen versuche ich mit Rat und Tat weiter zu helfen. Einem Freund gelang es mit Ausdauer und Beharrlichkeit sich auf ein Studium in Berlin vorzubereiten. Die anderen Überstanden nicht die Probezeit der Berufsausbildung. So lerne ich ihre Probleme immer wieder aus persönlichem Erleben kennen. Daher habe ich das Interview voller Neugier gelesen. Die Lektüre hat m. E. leider einige grundlegende Lücken der Betrachtungen aufgezeigt. Um nicht nur meine Meinung über Herrn Dürr dazustellen, gehe ich auf die Dinge ein, die aus meiner Sicht zum Thema gehören.

Zu Beginn des Interviews werden einige Symptome der weltweiten Entwicklung herausgegriffen, um Emotionen hervorzurufen. Ursachen und Hintergründe dieser Entwicklung bleiben im Dunklen. Das trägt aus meiner Sicht in keiner Weise zur dringend notwendigen Bewältigung der menschlichen Tragödien auf den Wegen nach Europa bei. Wer ernsthaft an der Lösung der Probleme interessiert ist, sollte alle konkreten Fakten ohne Vorauswahl offen legen. Die von den politischen Mandatsträgern vertretene Meinung „Das geht nicht!“ Kann ich nicht akzeptieren. Dann erscheint die menschliche Tragödie den Mandatsträgern offensichtlich noch nicht groß genug. Solange die Informationspolitik und die Einwanderungspraxis den Menschen in aller Welt das Bild eines unendlich reichen und gegenüber Kriminellen nachsichtigen Deutschland vermittelt, werden sich diese Tragödien auf den Wegen nach Europa stets wiederholen.

Herr Dürr erweckt den Eindruck, dass die Abschiebung vor allem integrierte Migranten betrifft, die berufstätig sind, sich in Ausbildung befinden oder die „Schule besuchen“, wohl wissend, dass unbegleitete Kinder wohl kaum abgeschoben werden. Im Übereifer seiner Überzeugungen verliert er dieseTatsache aus den Augen. Herr Dürr hat offensichtlich keine Vorstellung davon, wer nach Europa kommt. Er hat noch nicht erlebt, wie schwer es ist, einem Migranten ohne gemeinsame Vermittlungssprache, ohne ausreichende schulische Vorbildung, Analphabeten den Erwerb der deutschen Sprache zu ermöglichen. Durch authentisches Auftreten und ehrliche Hilfe bei der Bewältigung der im Alltag auftretenden Probleme auch im Konfliktfall gewann ich schnell das Vertrauen der Angekommenen, die Deutsch lernen wollten. Auf Befragen sprachen zunächst fast alle Syrer Englisch.

Wenn ich dann nachfragte: „Do you speak English. really, complete, read, write, understand?“, kam die ehrliche Antwort: „ … zu etwa 20 Prozent“. Ausnahme in drei Jahren waren zwei Englisch-Lehrer und ein Arzt, der in Saudi-Arabien gearbeitet hatte und nach Deutschland kam, um seine Familie aus der Hafenstadt Latakia nach Deutschland zu holen. Mein Eindruck, Herr Dürr vertritt losgelöst von gesellschaftlichen Belangen allein die Interessen der Wirtschaft. 570.000 Bürger ohne eigene Wohnung, 48.000 Obdachlose, die in Deutschland auf der Straße leben, sind weder für ihn noch für die Medien ein humanitäres Problem.

Das Interview mit Herrn Dürr offenbart seine persönliche von einseitigen Interessen gesteuerte Sicht. Das Dogma des unaufhörlichen expansiven Wachstums blendet Probleme wie – das außergewöhnlichen Bevölkerungswachstums um etwa vier Milliarden Menschen (allein in Afrika auf das Doppelte) in den nächsten dreißig Jahren und den damit verbundenen wachsenden Bedarf an Energie, Rohstoffen, Nahrungsmitteln und Wasser, – den Hunger und die Armut außerhalb Europas, – die Folgen des ständigen Wachstums der Industrie und der rücksichtslosen Intensivierung der Landwirtschaft, – die Vernichtung der natürlichen Ressourcen (Boden, Grundwasser, Wald), – die Dauerarbeitslosigkeit in Deutschland, – die 20 Prozent der Jugendlichen ohne Schulabschluss, ohne Berufsausbildung völlig aus. Das gesellschaftliche Leben ist nicht nur eine Frage der „einfachen Mathematik“, wie sie Herr Dürr versteht. Aus meiner Sicht sollte in einem solchen Interview auf einige der aufgezeigten Zusammenhänge hingewiesen werden. – R. Renaux

 

Habe ich den FDP – Politiker Christian Dürr richtig verstanden, dass er eine Wirtschafts- und Einwanderungspolitik fortschreiben und forcieren möchte (eine halbe Millionen Menschen jedes Jahr soll nach Deutschland einwandern dürfen), die uns spürbar jetzt schon Lebensqualität raubt. Krisen können dauerhaft nicht durch immer mehr Wachstum und Migration gelöst werden! Was wir brauchen ist etwas mehr Genügsamkeit und nicht Migranten, die unsere Renten zahlen und uns pflegen sollen. „Transformation“ unserer Lebensweise ist notwendig. In Deutschland fehlen nicht 60.000 Lkw-Fahrer, sondern 100.000 Zugführer!

Unser immer wieder hochgeredetes demographisches Problem ist ein Angstproblem um Verlust an vermeintlichem Luxus. Das angebliche demographische Problem lässt sich einfangen über „Suffizienz“! Deutschland braucht keine wachsende Bevölkerung. Wir sind heute schon zu viele geworden. Moria oder Marokko oder ganz Nordafrika sind ein Ausdruck dafür, dass die Welt sichtbar aus den Fugen gerät; und nicht zuletzt durch eine seit Jahrzehnten verschleppte Bevölkerungs- und Wirtschaftspolitik, die die realen wirtschaftlichen Möglichkeiten des Landes im Blick hat. – Wolf Lübcke

 

Ich habe mit großem Interesse den Artikel „für Wachstum braucht es Migration“ gelesen. Vielen Dank. Er enthält viele Anregungen. Am Ende stellen die beiden Beteiligten fest, dass sie keine Geflüchteten kennen. Ich lebe seit einem Jahr mit einem geflüchteten Pakistani zusammen. Vorher war er in seiner Gemeinschaftsunterkunft völlig abgeschottet. Er ist Journalist und spricht 6 Sprachen. Er war politisch aktiv, deshalb auch politisch verfolgt. Da Bamf seine Unterlagen verlegt hatte, hat sich das Verfahren 4,5 Jahre hingezogen. Gerade warten wir seit 6 Wochen auf das Urteil des Verwaltungsgerichtes. Unser System ist wirklich verrückt. Jahrelang müssen viele im besten Alter warten. Menschen verlieren ihr Selbstvertrauen. Und es kostet unheimlich viel Geld. Das Asylgesetz muss dringend überarbeitet werden. Das ist schon seit 20 Jahren klar, wurde 2015 noch klarer, aber leider passierte…. Nichts! – Nadine Jäger

 

Christian Dürr hält es für „schlichte Mathematik“, dass jedes Jahr eine halbe Million Menschen nach Deutschland einwandern müssen, damit „es weiterhin genug Junge“ gibt, „die den Alten die Renten zahlen“. Doch auch Migrantinnen und Migranten werden einmal Rente beziehen. Der Demograph David Coleman hat im Jahr 2000 für Großbritannien (da­mals unter 60 Millionen Menschen) mit einer anderen „schlichten Mathematik“ berechnet, dass im Jahr 2100 eine Bevölkerung von ungefähr 300 Millionen Menschen erforderlich wäre, um das Unterstützungsverhältnis zwi­schen Rentnern und Arbeitnehmern im erwerbsfähigen Alter auf dem damaligen Niveau zu halten. Vgl. David Coleman: Who’s Afraid of Low Support Ratios? A UK Response to the UN Population Division Report on Replacement Migration. Expert Group Meeting on Policy Responses to Population Ageing and Population Decline. Population Division. Department of Eco­no­mic and Social Affairs, United Nations Secretariat2000. – apl. Prof’in Dr. Monika Albrecht

 

„Dass wir unseren humanitären Verpflichtungen gerecht werden, ist klar.“ Formuliert im Präsens, nicht im Konjunktiv! Das ist alles, was dem Herrn Dürr, MdB und stellvertretendem Fraktionschef der FDP, zum Thema Moria und Tod im Mittelmeer einfällt. Er findet es falsch, aus den griechischen Lagern wenigstens die dringend benötigten LKW-Fahrer, Ärzte und Ingenieure nach Deutschland zu holen, das wäre das falsche Signal, ein „Pull-Faktor“, dann kämen ja noch mehr!

Dass dort Menschen unter unwürdigen Bedingungen leben, nicht weil sie sich in Europa beruflich verbessern wollen, sondern weil sie geflohen sind vor Krieg, Unterdrückung, Bombenattentaten und – ja auch – wegen Dürren, Hunger, Perspektivlosigkeit für bis zu 50% der jungen Schulabgänger; das ist keine Überlegung wert. „Es geht auch nicht darum, dass wir Menschen ausnutzen wollen.“ Im Gegensatz zu Herrn Dürr kenne ich viele Flüchtlinge, bei denen ich durchaus den Eindruck habe, dass das zutrifft. Ein Flüchtling zeigte mir seinen Arbeitsvertrag, was ihm ausdrücklich vertraglich verboten war. Er sollte 1600€ brutto erhalten für 168 Stunden im Monat, was vor ca. 2-3 Jahren in etwa dem Mindestlohn entsprach. Doch im Nachsatz stand, dass damit auch 20 Überstunden und Nachtzuschläge etc. monatlich abgegolten seien. Noch mehr Beispiele? Ich kann sie liefern!

Jetzt zu dem Thema „Für Wachstum braucht es Migration“, das Herrn Dürr erkennbar mehr am Herzen liegt. „In Neuseeland, Australien und Kanada kommen die Leute über Punktesysteme in den (dortigen) Arbeitsmarkt“, ein System, was Herr Dürr für richtig hält. Wie wichtig Wachstum für uns ist , möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren, das ist ein anderes, durchaus überlegenswertes Thema. „Brain Drain beschreibt im übertragenen Sinne den „Abfluss von Intelligenz und Verstand“. Das bedeutet: Ein Land verliert Spitzenkräfte aus Wissenschaft und Wirtschaft an andere Länder.“ Antwort bei Google zu diesem Stichwort

Konkret: Indien, ein Schwellenland, investiert sehr viel in die universitäre Ausbildung seiner IT-Leute und anderer qualifizierter Experten. Ich kann im Internet keine Zahlen – weder für Deutschland noch für Indien – finden, aber ich schätze mal, dass es auch dort mindestens fünfstellige Summen pro Student sind. „Absahnen“, den Rahm von der Milch abschöpfen, ist für mich das passende Bild für eine solche Abwerbung der hochqualifizierten Elite eines Schwellen- oder – schlimmer noch – eines Entwicklungslandes für den Arbeitskräftemarkt eines hochindustrialisierten Staates. Entwicklungshilfe der armen für die reichen Länder der Erde!

Die Ausgaben unseres Staates für jeden einzelnen deutschen Schüler bis zur Erlangung des Schulabschlusses nach der zehnten Klasse werden sicherlich auch fünfstellig sein. Warum sollten wir nicht auch diese Summen für die Qualifizierung eines mittellosen Flüchtlings ausgeben? Es sind doch Investitionen in unseren Arbeitsmarkt! Zumal unser Staat oft nicht ganz unschuldig ist an den Fluchtursachen ( Stichwörter Klimaerwärmung, Rohstoffausbeutung, Import von Billigtextilien, Waffenexport ….) Ich danke Herrn Dürr für den Einblick in neoliberales Denken! – Friedel Glüder

 

FDP-Politiker Christian Dürr schlägt eine gemeinsame Lösung vor für verschiedene Probleme. Das erste Problem wäre das absehbare Fehlen von «genug Jungen, die den Alten die Rente zahlen». Zweites Problem: «In Deutschland fehlen zum Beispiel mehr als 60.000 LKW Fahrer, nicht nur Herzchirurgen und Bauingenieure». Schliesslich, gelänge es, «das deutsche Einwanderungsgesetz vernünftig zu ordnen…dann würde so etwas wie Moria nicht entstehen.» Die genannten Probleme wären durch eine vernünftige Einwanderungspolitik lösbar: «Eine halbe Million pro Jahr sollte es sein…» Vorbild wäre: «In Neuseeland, Australien und Kanada kommen die Leute über Punktesysteme in den Arbeitsmarkt.»

Es ist durchaus sinnvoll, von einem Zusammenhang zwischen Wachstum und Migration auszugehen. Denn die Probleme der Zukunft betreffen die eng miteinander verknüpften Themen Ökologie, Ökonomie und Demographie. Doch um einen gemeinsamen Ansatz für Lösungen zu finden, ist es nötig, von einem Weltbild auszugehen, bei dem diese Themen widerspruchsfrei verknüpft sind. Eine wesentliche Forderung in einem solchen Weltbild wäre, dass das Wachstum von Konsum und Kopfzahl begrenzt werden muss.

Daraus ergibt sich: Ein Mangel an Arbeitskräften muss behoben werden durch Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Wenn das nicht gelingt (z.B. weil man nicht bereit ist, genug zu bezahlen), ist es ein Anzeichen dafür, dass auf den entsprechenden Gebieten die Konsum-Anreize zu hoch sind. Was die Situation in Neuseeland, Australien und Kanada betrifft: Die Punktesysteme der drei genannten Staaten sind in diesen Staaten eine gute Lösung. Denn dort gibt es wegen trennenden Ozeanen und rigoroser Abschottung keine Probleme, die durch zu hohe Migration verursacht sind.

Für Deutschland wäre dieses System auch gut, aber keineswegs ausreichend, das Migrationsproblem zu lösen. Auch rigoroses Abschotten reicht nicht aus, da eine solche Massnahme illegale, lebensgefährliche Migration nicht beenden kann. Dass Junge fehlen, um Renten zu zahlen, kommt auch daher, dass Kinder hohe Kosten verursachen, dies wegen Mangel an günstigem Wohnraum, Mangel an gut bezahlten, sicheren Arbeitsplätzen sowie überhöhte Ansprüche bezüglich teurem Konsum. Der hohe Konsum ist aber auch wieder nötig, um Arbeitsplätze zu erhalten. Die diesbezüglichen Probleme würden durch Migration verschärft.

Dass Ökonomie mit Demographie verknüpft ist, zeigt sich auch am Beispiel von Köln. Im Jahre 1961 war Ford Köln die erste deutsche Firma, die Arbeitskräfte aus der Türkei anheuerte. Heute haben in Köln 40 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner einen Migrationshintergrund, Bei Kindern und Jugendlichen beträgt der Anteil 59 Prozent. Das Beispiel bezweckt keine Bewertung, es soll nur zeigen, dass Demographie und Ökonomie eng verknüpft sind. Das demographische Problem der Menschheit lässt sich nicht durch Migration lösen.

Auch das ökonomische Problem der Altersvorsorge lässt sich nicht durch Migration lösen. Denn die Migranten werden auch alt und dann braucht es noch mehr Migranten zur Versorgung der Alten. Es ist dann ähnlich wie in den Herkunftsländern der Migration, wo viele Kinder die Versorgung der Eltern sichern sollen. Die Kinder brauchten dann selbst wieder viele Kinder für ihre Altersversorgung, usw., was langfristig unlösbare ökologische Probleme schafft. Nötig ist daher, aufzuzeigen, dass es auch ohne Wachstum von Wirtschaft und Kopfzahl möglich ist, die Bevölkerung gut zu versorgen. Für eine gute Zukunft braucht es beides: Konsumverzicht und verantwortungsvolle Elternschaft. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Meine Kollegen und ich haben als Rechtsanwälte für Erwerbsmigration in den vergangenen Jahren mehr als 10.000 ausländische Fachkräfte im Zuwanderungsverfahren erfolgreich vertreten. Allein schon aus dieser Erfahrung heraus stimmen wir mit Herrn Dürr in der Ansicht überein, dass Wirtschaftswachstum in unserem Land eine geordnete Erwerbsmigration braucht. Allerdings werden die Verfahren seit Jahren trotz entgegenlaufender Bemühungen des Gesetzgebers immer schwieriger. Während das deutsche Einwanderungsrecht auch ohne Punktesystem eigentlich sehr gut handhabbar wäre, stellt sich die unterfinanzierte und schlecht aufgestellte Verwaltung immer mehr als Hemmschuh heraus.

Bereits vor Eintritt der Pandemie warteten in Pristina (Kosovo) Antragsteller schon mal bis zu 3 Jahre auf einen Visumtermin, in Indien je nach Lage der Auslandvertretung zwischen 1 Woche (Kolkata) und 9 Monaten (Neu Delhi). Zu diesem Zeitpunkt gab es im Auswärtigen Amt keine zentrale Erhebung und Auswertung der Wartezeiten bei den ca. 180 deutschen Auslandsvertretungen. Neben solchen strukturellen Problemen ist es zunehmend aber auch die Haltung der mit der Bearbeitung betrauten Staatsdiener, die die Erwerbsmigration erschweren. Fehlende Rechtskenntnis, kein Verständnis für betriebliche Abläufe in den Unternehmen und ein Generalverdacht gegenüber allen Arbeitgebern sind ebenso große Probleme wie eine pandemiebedingte Abneigung gegen jedwede Reisebewegungen. Oftmals hat man das Gefühl, dass einzelne Sachbearbeiter sich bemühen, zu verhindern, was sich verhindern lässt! Dabei hat sich der Gesetzgeber mit dem 2020 neu in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetz eindeutig zur Förderung der Erwerbsmigration bekannt.

Vor dem Hintergrund der Pandemie tritt jetzt massiv der eine Strukturfehler des deutschen Einwanderungsrechts zu Tage: Seit der Abschaffung der vom Aufenthaltsittel getrennten Arbeitserlaubnis durch die Regierung Schröder 2005 haben Arbeitgeber keine Möglichkeit mehr, die sie betreffenden Tatbestände im Zuwanderungsgeschehen gerichtlich prüfen zu lassen oder auch gegen eine ablehnende Entscheidung der Verwaltung aus eigenem Interesse und unabhängig vom ausländischen Antragsteller vorzugehen. Ausländische Fachkräfte aber erklagen sich – und da unterscheidet sich das Erwerbsmigrationsrecht substantiell vom Flüchtlingsrecht – einen deutschen Aufenthaltstitel nicht. Für sie gibt es im GLOBAL WAR OF TALENTS genug attraktive Angebote bei der nicht-deutschen Konkurrenz.

Am Ende hat ein deutscher Arbeitgeber oftmals vergeblich Ressourcen für einen Bewerbungsprozess und die Vorbereitung der Zuwanderung der Fachkraft investiert, ohne dass ihm ein Rechtsmittel zur Klärung strittiger Rechtsfragen oder willkürlicher Fehlentscheidungen zur Verfügung stünde. Und uns Anwälten bleibt dann nur die Möglichkeit, das informelle Gespräch mit den Behörden zu suchen und darauf zu hoffen, dass sie eigene Fehlentscheidungen aus besserer Einsicht revidieren. In einem Rechtsstaat eine unwürdige Situation für beide Seiten. Tatsächlich gibt es kaum ein Rechtsgebiet wie das deutsche Erwerbsmigrationsrecht, in dem so wenige Urteile vorliegen. Die gängigen Kommentare und Lehrbücher zitieren weniger als eine Handvoll – ein deutlicher Beweis dafür, dass die Judikative an dieser Stelle nicht beteiligt ist.

Die fehlende Einbindung von Juristen (sowohl in Widerspruchsbehörden als auch in Gerichten) wirkt sich auch negativ auf die Qualität der Entscheidungspraxis aus, so dass sich immer wieder dieselben Fehler bei den Behörden wiederholen, ohne, dass man auf ein Urteil verweisen könnte, um Fehlentwicklungen zu begradigen. Es werden zusätzliche Tatbestände erfunden oder Entscheidungen auf Basis von veralteten Weisungen getroffen, die im Widerspruch zu vor Monaten erfolgten Rechtsänderungen stehen. Arbeitgeber wiederrum machen fast alles mit, um nur ja nicht bei den Behörden in Ungnade zu fallen.

So wird in Berlin bspw. die Verfahrensgebühr für das beschleunigte Verfahren (411 EUR) pro Kopf erhoben, während bundesweit die Gebühr richtigerweise pro Familie anfällt. Arbeitgeber trauen sich nicht, hiergegen vorzugehen (dies wäre möglich), weil sie im Verfahren selbst keinen Rechtsschutz genießen und auf das Goodwill der Sachbearbeiter für zukünftige Verfahren angewiesen sind. Ein Studienabschluss wird von der Auslandsvertretung in Warschau anders bewertet als dergleiche bei der Antragstellung in Bangalore.

Im Ergebnis muss der eine Antragsteller ein Zeugnisbewertungsverfahren für 200 EUR anstrengen, während der andere problemlos seine Blaue Karte EU erhält. Eine Bitte, dass sich die beiden Abteilungen austauschen, um solcherart unterschiedliche Entscheidungspraxis zu vermeiden, wird mit der Begründung abgelehnt, dass eine Zeugnisbewertungsverfahren schließlich stets zumutbar sei. Anträge werden in einem formfreien (!) Verfahren abschlägig beschieden, weil in einem Formular ein Kreuzchen nicht gesetzt wurde.

Die Liste der Zumutungen ist nahezu endlos, und immer wieder kommt man bei der Ursachenanalyse dazu, dass gut ausgebildete Sachbearbeiter fehlen, die sich an das vorhandene Recht halten und Lebenssachverhalte korrekt unter gesetzliche Tatbestände subsumieren. Wie aber kann man das vorhandene Personal bundesweit über alle föferalen Unterschiede hinaus ertüchtigen und eine einheitliche und nicht willkürliche Rechtsanwendung sicherstellen? Auf diese Frage hatte Montesquieu bereits im Jahre 1748 eine Antwort.

Und dabei handelt es sich nicht um das angelsächsische Instrument des Punktesystems, das nach hippen Algorithmus klingt, sondern um die gute alte Gewaltenteilung. Ich würde mir daher wünschen, dass eine neue Regierung sich für das Erwerbsmigrationsrecht klar zur Rechtsstaatlichkeit und der Rechtsschutzgarantie bekennt, und endlich ein Widerspruchs- und Klageverfahren für betroffene Arbeitgeber einführt. – Bettina Offer

 

1. In der 4. Spalte ist zu lesen: “ …. die ganzen Ingenieure ….. “ Warum wird das Wort alle in diesen Zusammenhängen heute kaum noch verwendet? Wenn ich in meiner Schulzeit (vor 50 Jahren) z. B. geschrieben hätte „Die ganzen Schüler waren im Lehrsaal“, so hätte das der Lehrer auf alle korrigiert. Das Wort ganz stand eher für vollständig, unversehrt, …. 2. Und wieder fehlt der Maßstab bei diesem schönen Bild. Dieses Manko habe ich schon oft bemängelt – ist das sooo schwer??? Aber immerhin finde ich in der ZEIT schon lange keine Pseudoeinheiten (Fußballfelder, Badewannen, Pfund …..) mehr. Das ist löblich. – Manfred Uttenthaler

 


 

 

Leserbriefe zu „Feines Zittern im Gegenwind“ von Matthias Geis und Tina Hildebrandt

 

Die Grünen sind doch im Aufwind. Anna-Lena Baerbock, auch ohne Erfahrung, sollte es endlich lernen. Schlechter kann es nicht werden. Sie hat anscheinend Schiss und zu wenig Courage. Sie weiß zu gut, was das heißt, Deutschland international zu vertreten. Ich weiß zu gut, das Deutschland nicht gern in der Welt angesehen ist. Unsere politische Geschichte war und ist eine einzige Katastrophe. Kohl konnte damit am besten umgehen. Der hat in bester diplomatischer Manier selbst Frau Thatcher ruhig gestellt. Die hat nämlich Deutschland gehasst, wie der Teufel das Weihwasser. Für mich käme in der jetzigen politischen Lage nur Friedrich Merz für das Kanzleramt infrage. Die eigene Partei will davon nichts wissen. Weil sie wissen, daß er in der eigenen Partei auch aufräumen würde. – Gunter Knauer

 

Ihre Annalena-Baerbock-Verehrung nimmt penetrante quasireligiöse Züge an. Sie weisen auf Journalisten hin, die bei der Befragung von Frau Baerbock „seltsam aufgestachelt wirken“, als ginge es vor allem darum, den Verdacht zu widerlegen, „die Medien seien vergrünt“. Die Zeit braucht diesen Verdacht nicht zu widerlegen. Es ist offenkundig, dass Sie Annalena Baerbock ins Kanzleramt schreiben wollen. Von der Zeit erwarte ich mehr Neutralität und Sachlichkeit. – Edmund Scheuern

 

In der aktuellen Ausgabe der Zeit bin ich auf S. 3 gleich zweimal auf eine merkwürdige Wendung gestoßen, von der ich mich wirklich frage, ob es die schon gibt im Deutschen: „Kannst du das stehen?“ und „Können die Grünen…das wirklich stehen?“ Ich unterrichte Deutsch und weiß, Sprachgeschichte ist Sprachwandel usw. Und ich bin keine anglizismusfeindliche „Sprachpflegerin“. Aber so etwas würde ich in einer Klausur definitiv anstreichen – und wenn nicht mal die gedruckte Zeit für meine Schüler:innen Vorbild sein kann – wer oder was sonst? Oder liege ich total falsch und bin dieser Formulierung bisher nur einfach nicht begegnet? Dann wäre ich für eine kurze Info (auch im Sinne meiner Schüler:innen) dankbar. – Anne Kallenberger

 

Mir war nicht bewusst, dass die ZEIT ein Werbeblatt for Annalena Baerbock ist. Soviel Mitleid mit der Todeszone der Politik tut fast schon körperlich weh. Ich würde mir stattdessen ein wenig mehr kritische Distanz wünschen. So wie es einem Qualitätsblatt angemessen ist. – Dr. Gernot Diehlmann

 

Der geneigte Wähler möchte im September zur Bundestagswahl als Kanzlerin / Kanzler eine „Eierlegende Wollmilchsau aus dem gelobten Land wo Milch und Honig fließen“. Da bietet der Reigen der Kandidatin und der Kandidaten keine Aussicht auf Einlösung der hoch veranschlagten Erwartungen. Die beiden alten Hasen Armin Laschet und Olaf Scholz „hoppeln“ gemächlich vor sich hin und schlagen regelmäßig den Spielball in das Feld der grünen Kandidatin, sehr zum Verdruss der eigenen Klientel. Die grüne Kanzlerkandidatin, Annalena Baerbock, kann aber bisher die geschenkten Elfmeter nicht verwandeln. Sie dribbelt zu sehr beim Anlauf und schießt dann in die falsche Ecke.

Jetzt trifft für Frau Baerbock Theorie auf Wirklichkeit und das echte Leben auf die Realität des Wahlkampfes. Da stellt sich die Frage, ob das Wissen und der Umgang mit Schweinen vielleicht doch der Wirklichkeit näher ist als die andere Welt des Völkerrechts. Jung, Engagiert und Tatendurstig ersetzen nicht Erfahrung im Arbeitsleben, Bodenständigkeit und Volksnähe außerhalb des eigenen Biotops. Der Schweine und Völkerrechtsvergleich gegenüber Robert Habeck:

„Ich Völkerrecht, du Schweinebauer!“ ist sehr arrogant rübergekommen und war an Selbstüberschätzung nicht zu überbieten. Die Luft in der „Todeszone“ wird sehr dünn ohne Sauerstoff und beeinträchtigt offensichtlich klares, vorausschauendes und zielgerichtetes Denken. Aber beflügelt wohl das Erinnerungsvermögen. Fazit: „Die Regierungen sind nie viel besser und nie viel schlechter, als das Volk, das ihnen gehorcht.“ (Arno Schmidt) – Felix Bicker

 

Die Angriffe auf die grüne Kandidatin Annalena Baerbock seien einmal kurz beiseite gelassen – für eine Anmerkung, die Sie für eine Kleinigkeit halten mögen. Mir aber hat sie den ganzen Beitrag vergällt. Denn was ist das für ein schreckliches „Deutsch“: „Kannst du das stehen?“ So habe sich Baerbock selbst gefragt. Der Satz mag also zur Not noch ihr angelastet werden. Was war wohl gemeint: durchstehen, aushalten, ertragen? Sogleich macht sich die Zeit den Anglizismus zu eigen. Zitat: „Können die Grünen und ihre Wunschkandidatin Baerbock das wirklich stehen?“ Das tut wirklich weh. Anders gesagt: I can’t stand it. – Bernd Berke

 

Ungewöhnlich, dass ein Wahlkampf gleich mit seiner Steigerungsform als Schlammschlacht beginnt. Das lässt hoffen: Denn Schlammschlachten ermüden schnell, da sich der negative Erregungslevel nicht beliebig lange halten lässt. Zumal auch dieser von der Steigerung lebt. Die eigene inhaltliche Ohnmacht muss durch immer machtvollere Gesten ersetzt werden. Irgendwann reagiert das Wahlvolk genervt. Das Beispiel Trump zeigt, wie er letztendlich an der eigenen Ermüdung gescheitert ist. Sleepy Joe hat einen Kampf gewonnen, den er nie geführt hat.

Bis dahin gilt: Angst vor Fehlern gibt der Schlammschlacht fortlaufend Nahrung. Und die Angst vor Fehlern ernährt sich aus einem verletzlichen Selbstbild der eigenen menschlichen und inhaltlichen Überlegenheit. Manchmal hilft es, ganz unten zu sein. Erst dann setzt eine von innen getragene unangreifbare Wachstumslogik ein. Wer im Weitsprung den Balken gut treffen möchte, darf den Anlauf nicht mit der Angst beginnen, ihn verfehlen zu können. – Reinhard Koine

 

„Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. Dieses alte Sprichwort gilt ohne Zweifel auch für die Kandidatin der Grünen. Wo findet man in all den Berichten, in all den Medien über sie etwas, das sie geleistet hat, in welchem Amt sie sich bewährt hat? Reicht es tatsächlich aus, kämpfen zu können oder zu zittern aus Angst, etwas Falsches zu tun? Hat sie wirklich außer einige Juravorlesungen eine Ausbildung? Frau Merkel und all ihre Vorgänger konnten Leistung und Bewährung vor ihrer Wahl nachweisen. Jeder Wähler, gleich welcher Partei, muß wenigstens die Einsicht haben, daß der Einzug ins Kanzleramt ohne eine gewisse Bewährung ein immenses Risiko darstellt. – Bernhard v. Strenge

 

Schöner Artikel, vielen Dank. Nachdenklich macht mich aber die Idee, dass die Partei „alle Stellen im Regierungsapparat mit Profis“ besetzen können soll. Warum jetzt eine Forderung aufstellen, die noch nie eine Partei seit Bestehen der Bundesrepublik erfüllt hat? Na und die CDU mit Ihren derzeitigen Ministern schon gar nicht. – Karlheinz Martin

 

Ausgabe 27.5.21 S. 31 „Uns läuft die Zeit. . . „, Ausg. 2.6.21 S. 1 „Später, wann ist das?“ u. S. 3 „Feines Zittern . . .“ Zu den 3 Artikeln, besonders aber zum Beitrag S. 1 vom 2.6. kann ich nur meinen Respekt zollen. Bei diesem habe ich mehr als ein Dutzend Ausrufezeichen am Rand markiert als Signal starker Zustimmung, ein bischen auch Erleichterung, dass endlich jemand mit größerem Leserkreis diese unbequemen Wahrheiten sagt und die ganze diesbzgl. „grün“ schönfärbende Heuchelei entlarvt.

Sie können ja auch einiges leichter sagen als selbst eine grüne Partei, die bei verschiedensten allzu klaren Aussagen sofort mit Verdrehungen mit Verhetzungspotenital und Abstrafung durch etliche Wähler rechnen müsste, denen die ganz falschen Ängste eingeflößt wurden. Mehrmals haben Sie die Nägel auf den Kopf getroffen, z.B. „die Neigung zur Bequemlichkeit ist weit verbreitet, egal ob es um Wähler, Aktionäre, Stimmanteile oder Profite geht“ oder „je ferner das Ziel, desto inniger das Bekenntnis“ oder „müssen auf dem Weg dorthin (zur Zeit in 30 Jahren) Grenzsteine aufstellen“ oder „wer sich darauf (klein-klein) konzentriert, verschleudert knappe politische Energie“ oder „alles andere erst mal wichtiger wird, wenn das Ziel weit in der Zukunft … sollte frühzeitig beschlossen … Dinge ab einem fixen Datum weit vor … 2050 obsolet sind … klimaschädliches Fliegen … nicht mehr durch das Pflanzen von Bäumen ausgeglichen werden darf … je später die Gesellschaft … desto teurer wird … länger dauert es“.

Letzteres erleben wir ja längst als Folge jahrzehntelanger Vernachlässigung, wodurch alle Maßnahmen bereits jetzt viel härter sein müssen als bei Beginn vor 30 Jahren noch möglich gewesen wäre. Diese Härten werden dann allzu oft aber nicht den vergangenen verantwortlichen angelastet, sondern denen, die sich jetzt abmühen und kein Zauberrezept finden können, das Klima zu retten und dabei alles unangenehme für jeden jetzigen zu vermeiden.

Sie sind damit der großen oft übersehenen Verantwortung gerecht geworden, die eben auch die Medien haben, die realen langfristigen Gefahren und Vorsorge-Erfordernisse samt Verständnis für deren (nicht nur finanzielle) Kosten ins öffentliche Bewusstsein zu hieven. Ähnlich vorbildlich und ehrlich haben die beiden Autoren Schätzing und Hirschhausen gehandelt, wenigstens zuletzt, die auch die Verantwortung ALLER als Teil der Lösung ansprechen. Ihre Frage nach evtl. „80 Mio Tätern“ war dazu noch mutiger, allerdings ist die Mehrheits-Gesellschaft dafür wohl noch nicht so weit.

Herrn Schätzings Hinweis auf die vorrangige – oft ignorierte – Bedeutung des Emissionsbudgets war sehr wichtig und kann nicht oft genug wiederholt werden wie auch sein Hinweis auf — neben politischen auch nötigen — Verhaltensänderungen wobei nicht die unwichtigste Verhaltensänderung ein klimagerechtes Wahlverhalten und Akzeptanz der kommenden notwendigen Maßnahmen sind. Auch die Frage beider nach der inneren Einstellung und den anderen Werten (als Wachstum und damit wohl auch steigender Wohlstand nicht nur der Unternehmer) war sehr wichtig wie auch die Erwähnung der Kippunkte. Insgesamt bin ich Ihnen dankbar für diese Zusammenfassung der Argumente der beiden, da ich derzeit kaum die Zeit hätte, ihre ganzen Bücher zu lesen.

Schließlich war auch der Artikel über A. Baerbock sehr erhellend und fair, insbesondere mit auch kritischen bis humorvollen Bemerkungen über einen Teil ihrer Interviewer und Kritiker, die z.B. jede „Zumutung“ als „eigenen Gewinn verbuchen,“ sich selbst viel besser „beim Verdrücken zuschauen“ können oder einmal das „Verbieten“ kritisch beleuchten und dann wieder den „mangelnden Mut zum Verbieten“ oder aber quasi mit nichts zufrieden sind außer einer Art Kreuzung aus Engel und Superwoman. Für ihren von Ihnen stark thematisierten Fehler ist sie m.E. lange genug „in Sack und Asche“ gegangen.

Jawohl, sie und vielleicht ihr Büro ist „schuldig“ auch nicht unfehlbar zu sein. Aber Verdächtigungen, die Meldungsverpätung sei absichtlich oder doppelmoralisch gewesen, sind doch absurd! Nicht nur sie selbst, sondern alle Kritker und Wähler sollten sich fragen, wie es denn mit den Alternativen wäre, sei es in moralischer, in fachlicher Hinsicht oder den längerfristigen Zukunfts-Aussichten. Nach der inzwischen ausreichend erfolgten Thematisierung hat unser Land und die Welt ganz andere größere Sorgen zu diskutieren und zu bewältigen als diesen Fehler. – Peter Selmke

 

Sie sehen Frau Baerbock bereits in der „Todeszone“, räumen aber gleichzeitig ein, das Herr Fischer selbige nie wirklich erreicht habe. Ist man also als amtierender Außenminister weiter von der absoluten Spitze entfernt als eine bloße Kanzlerkandidatin? Ein wenig stolpern Sie über Ihre eigene Dramaturgie, kommt mir so vor. – Dr. Christian Voll

 

Als 76-jähriger langjähriger Wähler der „Grünen“ hatte ich Ihre Kandidatur zunächst begrüßt. Nach der Aufdeckung Ihrer mangelnden Sensibilität zu Ihren persönlichen Angaben sollten Sie Herrn Habeck den Vortritt überlassen. Damit würden Sie den moralischen Ansprüchen der Partei Glaubwürdigkeit verleihen und die weiterhin offene Flanke für Angriffe Ihrer Gegner schließen. So wird der von mir und meiner Frau gewünschte Wechsel der Regierung nicht gelingen und niemand anderem als Ihnen werden die vergebenen Chancen – auch von Ihren Parteifreundinnen und Freunden – angelastet werden. Nur Sie können diesen Schaden für Ihre Partei und für sich selbst abwenden! – Dr. Werner Köbel

 


 

 

Leserbriefe zu „Lernen, was die Mitschüler glauben“ von Joachim Wagner

 

Der Hamburger Weg mit dem „Religionsunterricht für alle“ mag für die Religionsgemeinschaften ein zukunftweisendes Modell sein, weil die wichtigsten Religionen wie das Christentum, Islam, Judentum in einem Unterrichtsfach Eingang finden. Insofern ist er multireligiös oder interreligiös, trennt die Fächer nicht nach Konfessionen. Bei dieser Öffnung des Unterrichts wurde aber übersehen, dass die übergroße Mehrheit der Eltern und Kinder in Hamburg keiner Konfession mehr angehören: Über 55% der Bevölkerung sind konfessionsfrei.

Dennoch müssen in Hamburg bislang auch die Kinder aus konfessionsfreien Elternhäusern am Religionsunterricht in den Klassen 1-6 teilnehmen. Hintergrund: Die Eltern werden von den Schulen nicht über ihr Abmelderecht vom Religionsunterricht informiert. Das Schulgesetz § 7 (3) weist aber ausdrücklich auf das Recht hin, dass die Sorgeberechtigten „über die Teilnahme am Religionsunterricht entscheiden“. Leider ist dies nicht Praxis. Im Unterschied zu den Nachbarbundesländern, die für die Gruppe der Religionsfreien einen Alternativunterricht wie Ethik oder Philosophie in der Grundschule anbieten, hat Hamburg dies nicht vorgesehen. Ich hoffe, dass sich der Hamburger Schulsenator Ties Rabe weiterhin nicht einseitig nur den Religionsgemeinschaften öffnet, sondern auch gegenüber der übergroßen Anzahl der Eltern, die sich für ihre Kinder einen weltanschaulichen Unterricht ohne religiösen Bezug wünschen. – Karin Hufert

 

Ehrlich ist der Beitrag von Wagner nur ein Stück weit. Natürlich ist Deutschland ein verlockendes Land, wenn das bisherige Zuhause in schwer zu ertragen ist und Hoffnung auf eine bessere Zeit schwindet. Da wirken die Pull-Effekte umso besser. Natürlich ist Integration harte Arbeit und kostet viel Zeit. So weit so ehrlich. Was Herr Wagner nicht schreibt, ist das ein beseitigen der Pull Faktoren das Leid von tausenden Menschen verstärkt. Es gibt nur zwei logische Konsequenzen: die Push Faktoren so schnell wie möglich angehen oder eine menschenverachtende Kaltherzigkeit an den Tag legen. Letzteres kann auch Herr Wagner nicht wollen. – Simon Wölfelschneider

 

Ein interessanter Beitrag über Religionsunterricht am Hamburger Kurt Tucholsky-Gymnasium, der nicht nach Religionen getrennt ist, gut geschrieben, über ein Projekt, welches sicher dazu beiträgt den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Es würde m.E. dem Denken des Protestanten mit starken jüdischen Wurzeln noch mehr Verständnis gewidmet, wenn man gleichzeitig auch humanistisch orientierte Agnostiker und Atheisten eingebunden hätte. Umberto Eco und der Erzbischof Martini haben dafür ein beeindruckendes Buch „Woran glaubt, wer nicht glaubt“ mit ihrem Briefwechsel, der von gegenseitiger Hochachtung geprägt ist, geliefert.

Heute an Fronleichnam gab es bei BR2 Hörfunk in der katholischen Welt einen interessanten Beitrag über den Umgang mit ca 250.000 Kirchenaustritten und 5.000 Rückkehrern pro Jahr. Auch bei anderen Religionsgemeinschaften wächst die Zahl derer, die nicht mehr glauben können. Diese Abtrünnigen bleiben jedoch meist ihren Familien zuliebe beim tradierten Glauben. Müßte man für Glaubensskeptiker unter den Schülern nicht Ethikunterricht auf der Basis von Büchern, wie „Menschenrechte & Menschenpflichten“ von Aleida Amann anbieten. Oder gibt es den schon parallel? – Diether Sieghart

 

Ich beziehe mich auf den Artikel von Joachim Wagner in der ZEIT, worin er den Religionsunterricht (RUfa) für alle Kinder, die einer Religion angehören, beschreibt, aber nicht den in Hamburg, der auch den größten Teil der Kinder einschließen soll, eben den der nicht religiösen in der Grundschule. Das ist ein politisches Thema zum RUfa im jetzt gültigen Koalitionsvertrag der Regierung in Hamburg: Für die nicht religiös aufwachsenden Kinder bis 12 Jahren – also Klassen 1-6 – muss es ein identitätsstiftendes Angebot im Religionsunterricht für alle (RUfa)geben! Im jetzt noch gültigen Lehrplan gibt/ gab es für diese Kinder noch keine Inhalte. Über den neu erarbeiteten in der Grundschule, und um den geht es ja, gibt es auch auf Anfrage noch keinen Einblick!! – Ulla Wolfram

 

Den Religionsunterricht interreligiös und dialogisch zu gestalten finde ich gut. Der zu behandelnde Stoff sollte dabei über die Selbstdarstellungen der Religionen und Konfessionen hinausgehen. Die sich dann ergebenden Fragen, was Religion allgemein und aktuell denn überhaupt sein könnte und welche Bedeutung sie für gesamtgesellschaftliche Entwicklungen haben sollte, gehören zum Thema. Erweist sich das als schwierig, kann man sich Antworten auf diese Fragen nähern, indem man alles ausschließt, was nicht im Sinn religiöser und damit gemeinsamer Werte sein kann: Gewalt, Zwang, Unterdrückung und exklusivistische Alleinvertretungsansprüche. – Christoph Müller-Luckwald

 

Ich gehöre zu ihren jüngeren Lesern und bin 14 Jahre alt. In diesem kommenden Text möchte ich eine Anregung machen. Bei ihrem Interessanten Artikel „Lernen, was die Mitschüler glauben“ in dem es um die nicht Unterteilung des Religionsunterrichts ging, wurde weitere Information zur Schule gegeben. Es hieß „Die Kurt-Tucholsky-Schule liegt in einem sozialen Brennpunkt, 40 Ethnien, zwei Drittel der Schüler haben eine Migrationsgeschichte, die meisten haben Wurzeln in islamischen Ländern.“ Generell wird immer das Narrativ gezeichnet dass Kinder mit Migrationshintergründen am schlimmsten von sozialer Ungleichheit und Armut betroffen sind. Es mögen zwar viele mit einem Migrationshintergrund häufiger von sozialen Ungleichheiten betroffen sein.

Es gibt aber auch genug Kinder mit einem Migrationshintergrund, dessen Eltern Akademiker sind und deren Kinder an Gymnasien gehen, wie in meinem Beispiel, meine Eltern stammen aus dem Kamerun. Meine Mutter hat Wirtschaftsinformatik studiert und mein Vater hat im Studiengang Chemieingenieurwesen promoviert. Diese Gruppen werden aber selten bis nie thematisiert, eine These: vielleicht weil sich das Narrativ von ungebildeten Migrant*innen die nur hier sind um Sozialhilfe zu empfangen sehr stark in den Köpfen vieler festgesetzt hat. Stattdessen heißt es immer nur die finanziell und sozial schwachen Migrant*innen. Zu dem Punkt „…haben ihre Wurzeln in islamischen Ländern.“, an meinem Gymnasium gibt es viele Schüler*innen mit Wurzeln in islamischen Ländern. Sie wohnen meist nicht in sozialen Brennpunkten, haben Eltern die akademische Bildung genossen haben und dadurch sehr viel Wert auf die Bildung ihrer Kinder legen.

Zusammenfassend möchte ich nur sagen, man sollte immer differenzieren den es gibt unter vermeintlichen Gruppen wie Menschen mit Migrationshintergründen weitere Unterteilungen. Ich würde mich ebenfalls freuen wenn es mehr Berichterstattung zu Menschen mit Migrationshintergründen gäbe, die gebildet sind und nicht in sozialen Brennpunkten leben, aber nicht als Erfolgsstory verbucht werden. Den es gibt einige von ihnen. – Dylan (Nachname der Red. bekannt)

 

Dass Herr Wagner das „Hamburger Modell“ präsentiert und analysiert ist sehr zu begrüßen. Was mich nur ein wenig befremdet ist, dass mit keinem Wort der Ethikunterricht erwähnt wird. Schon seit vielen Jahren und in zahlreichen Bundesländer wird „Ethikunterricht“ erteilt. Und dies nicht ohne Grund. In unserer von Migration und Multikulturalität gezeichneten Gegenwart kommt ihm eine fundamentale Bedeutung zu.

Ja, er kann als ein taugliches Mittel zur Förderung von Inklusion und Integration gesehen werden. Dadurch, dass es ihm ganz zentral um die Entwicklung von praktischer Urteilskraft geht, schützt er vor einseitigem Dogmatismus und fördert auf vielfältige Weise eine genuin demokratische Grundhaltung. Dabei geht es vor allem um eine entscheidende Grundkompetenz: in einer rationalen und selbstkritischen Manier sich dem „milden Zwang“ (J. Habermas) des besseren Arguments zu beugen. Es gilt das Argument, auf das sich alle am Gespräch Beteiligten einigen können.

Dies ist zugleich eine wirksame Prophylaxe gegen Vorurteile, Lügen und Hass. So können Schülerinnen und Schüler zu einem interkulturellen Dialog und Konsens befähigt werden. Sie lernen, sich mit Empathie in ihnen zunächst fremde kulturelle Muster einzufühlen, um sie dann fair, mit Gründen zu beurteilen. Auf der anderen Seite gibt es für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund die Chance, unsere Grundwerte – Freiheit, Menschenrechte und Demokratie – kennen zu lernen und zu schätzen. Hier zeigt es sich, dass der so konzipierte Ethikunterricht zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein geradezu ideales Integrationsfach ist, das den interreligiösen Dialog ergänzen und wesentlich vertiefen kann. – Dr. Volker Pfeifer

 

Herrn Wagners Artikel wirft ein sehr schönes Licht auf den Religionsunterricht, den Frau Hafizovic in der Klasse 6 a der Kurt-Tucholsky-Stadtteilschule gibt. Offenbar gibt es in dieser Klasse nur Muslime, Christen, Aleviten und Juden, aber zum Beispiel keine Hindus, keine Buddhisten, keine Sikhs und erst recht keine Atheisten, so dass die Kinder dieser Klasse durch Frau Hafizovic sicherlich bestmöglich in ihrer jeweiligen Religion beheimatet werden. Allerdings gehört mehr als die Hälfte der Hamburger Bevölkerung keiner religiösen Gemeinschaft an.

Darunter sind viele Eltern, die zwar meinen, dass ihre Kinder auch etwas über die in Hamburg vertretenen Religionen lernen sollten, so wie sie das früher selbst gelernt haben, die es aber ablehnen, dass ihre Kinder durch Bekenntnisunterricht religiös beeinflusst, missioniert oder indoktriniert werden. Daher ist die Art des Religionsunterrichts, so wie ihn Frau Hafizovic in der Klasse 6 a erteilt, für die Kinder der konfessionsfreien Mehrheitsgesellschaft unzumutbar.

In dem gesamten Artikel geht es allein um Religionsgemeinschaften, speziell sogar nur um Christen, Muslime, Juden und Aleviten. Dazu passt auch die Bildunterschrift, die die Wirklichkeit verzerrt. Denn die Behauptung, dass es für die Jugendlichen wichtig sei, dass die Lehrer gläubig sein sollen, kann sich nur auf gläubige Jugendliche beziehen, nicht jedoch auf die Kinder der konfessionsfreien Mehrheitsgesellschaft. Auch die drei Hürden, die Religionslehrer nach Herrn Wagners Meinung jetzt didaktisch meistern müssen, genügen höchstens den Anforderungen, die Gläubige an den Religionsunterricht in der neuen Form stellen.

Sie berücksichtigen in keiner Form die Bedürfnisse von Religionsfreien bzw. Atheisten. Dass diese ebenfalls ansprechende und identitätsstiftende Bildungsangebote bekommen sollen, wie es im Koalitionsvertrag über die Zusammenarbeit in der 22. Legislaturperiode der Hamburgischen Bürgerschaft zwischen SPD und Bündnis 90/Die Grünen vorgesehen ist, davon ist keine Rede.

Es ist tatsächlich schwer vorstellbar, wie ein Lehrer, der ab dem Schuljahr 2022/23 Religionsunterricht nur erteilen darf, wenn er von seiner Glaubensgemeinschaft die Erlaubnis dafür bekommen hat und von ihr dazu beauftragt wurde, ein religionsfrei aufgewachsenes Kind in seiner Ansicht von einer Welt ohne Gott, in der der Mensch mit seiner Verantwortung im Mittelpunkt steht, authentisch bestärken kann. Schon die Auswertung des ersten Jahres des Pilotprojektes zeigte die deutliche Nichtberücksichtigung und Diskriminierung der Konfessionsfreien – es wurde sogar von Übergriffigkeit gesprochen.

Es wird zwar Wert darauf gelegt, dass alle Schüler lernen, was ihre gläubigen Mitschüler glauben. Die Wichtigkeit, dass alle Schüler auch die Weltanschauungen ihrer glaubensfreien Schüler verstehen, wird dagegen nicht gesehen. Dadurch wird möglicherweise die Integration der Mitglieder der verschiedenen Religionsgemeinschaften gefördert, aber es wird gleichzeitig auch ein tiefer Keil in die Gesellschaft getrieben, der die Gesellschaft in Gläubige und Nicht-Gläubige auftrennt. Insofern kann der Hamburger Weg kein Erfolgsmodell und auch kein Zukunftsmodell für Deutschland sein.

Auch Herrn Wagners Behauptung, dass die Zwischenbilanz des Hamburger Wegs positiv ausgefallen sei, und seine Begründung dafür, dass alle an einem Strang ziehen, sind weniger als die halbe Wahrheit. Schließlich haben nur Gläubige an einem Strang gezogen. Die Mehrheit, nämlich die Konfessionsfreien, war dabei überhaupt nicht zugelassen! Insgesamt gesehen ist also die Bezeichnung „Religionsunterricht für alle“ ein Etikettenschwindel und sollte ehrlicherweise durch „Religionsunterricht für alle Gläubigen“ ersetzt werden.

Dass Hamburg die geringste Quote bei den Abmeldungen vom Religionsunterricht aller Bundesländer aufweist, bedeutet mitnichten, dass das Hamburger Modell bei den Eltern Wohlwollen genießt, wie der Autor behauptet. Vielmehr werden in den meisten anderen Bundesländern die Eltern gefragt, ob sie ihre Kinder zu einem Religionsunterricht oder zu dem alternativ angebotenen Werteunterricht (Philosophie, Ethik, Werte und Normen, …) anmelden wollen. Hamburg dagegen bietet in den Klassen 1 bis 6 keinen Alternativunterricht an und die Schulbehörde unterlässt es auch, die Eltern zu informieren zu ihrem Recht, über die Teilnahme ihres Kindes am Religionsunterricht zu entscheiden. Vielmehr wird eine nicht abgegebene Entscheidung nicht – wie es zumindest für konfessionsfreie Eltern erforderlich wäre – als Entscheidung gegen eine Teilnahme, sondern als Anmeldung gewertet.

Vielen Eltern wird auch durch die Bezeichnung „Religionsunterricht für alle“ suggeriert, dass ihr Kind am Religionsunterricht genauso selbstverständlich teilnehmen muss, wie an den anderen Fächern auch. Es gibt sogar Fälle, bei denen Eltern vom Religionslehrer oder gar vom Schulleiter die Auskunft bekommen haben, dass sie ihr Kind vom Religionsunterricht nicht abmelden dürften. – Gisela Schröder

 

Der Artikel unterschlägt ein zentrales Problem des Hamburger Religionsunterrichts: Über 50% der Schüler_innen bzw. ihrer Eltern gehören keiner der Religionsgemeinschaften an, die den Religionsunterricht gestalten. Trotzdem werden die säkularen und humanistischen Wertegemeinschaften von dem Prozess seit Jahren aktiv ausgeschlossen. Die Religionsgemeinschaften fürchten offenbar nichts mehr, als dass im Religionsunterricht auch säkulare Haltungen positiv vertreten werden. Vielmehr möchten sie selbst darüber entscheiden, ob und wie säkulare Haltungen im Unterricht dargestellt werden.

Dadurch wird die Bezeichnung „Religionsunterricht für Alle“ zum Etikettenschwindel. Wie würde die Kirche reagieren, wenn der Humanistische Verband sich anmaßen würde, den christlichen Religionsunterricht zu gestalten? Es ist höchste Zeit, dass die Schulbehörde endlich dafür sorgt, dass auch die nicht religiös gebundenen Schüler_innen angemessen an der Gestaltung beteiligt werden. – Christian Lührs

 

Herzlichen Dank für den differenzierten und sachlichen Bericht über unseren Religionsunterricht für alle in Hamburg in der ZEIT Nr. 23/2021 vom 2. Juni 2021. Als Vorsitzender der Vereinigung der Hamburger Religionslehrerinnen und Religionslehrer möchte ich zwei Anmerkungen machen: Unser Religionsunterricht in Hamburg, der den Schülern ganz gezielt viele verschiedene Perspektiven zur persönlichen Auseinandersetzung anbietet, ist auch die angemessene Antwort auf eine wachsende Pluralisierung von Identitäten und Zugehörigkeiten in unserer Gesellschaft.

Als Religionslehrer erlebe ich es regelmäßig, dass viele Kinder in den Unterricht kommen, die unterschiedliche Prägungen von zu Hause mitbringen, wenn zum Beispiel die Mutter Muslima ist und der Vater vielleicht nur noch eine lose Verbindung zum Christentum hat oder Religion skeptisch sieht. Gerade auch für diese Kinder ist unser Modell die passende Antwort, wenn sie oder die Eltern sich nicht zwischen dem muslimischen und christlichen Religionsunterricht entscheiden müssen, sondern die Kinder sich im Sinne einer positiven Religionsfreiheit auch selbst auch auf die Suche nach eigenen Antworten für ihre Lebensfragen begeben können.

Sie sprechen zurecht den bisherigen Mangel von alevitischen und muslimischen Religionslehrern an. Ein sehr ärgerlicher und unverantwortlicher Punkt ist hier leider, dass die für die Ausbildung alevitischer und muslimischer Lehrkräfte nötigen Lehrstühle in der Hamburger Universität, trotz des Versprechens der Stadt an die Religionsgemeinschaften, leider noch immer nicht besetzt sind. Ein Einschreiben in die Lehramtsstudiengänge alevitische und muslimische Theologie ist im Moment nicht möglich. Wie die Universität hier ihre Verantwortung für die Stadt und ihre Kinder ignoriert, ist für das religiöse Lernen in der Stadt eine große Belastung und muss dringend geändert werden. – Benjamin Krohn

 


 

 

Leserbriefe zu „Was reitet sie?“ von Bernd Ulrich

 

Die CDU wird gewählt, damit es keine Veränderungen gibt. Und damit Veränderungen, wenn sie denn unausweichlich sind, nicht so schlimm werden. Wir leben in einer Welt, die sich rasant verändert und die nach grundlegenden Veränderungen schreit. Die Widersprüche wachsen. Es wird lauter. Bei diesem Lärm wacht unter der hellen Oberfläche der CDU das dunkle Unterbewusstsein auf. Wo in der CDU ein rationales Konzept zu den Fragen unserer Zeit fehlt, toben sich in ihrem Unterbewusstsein irrationale Ängste aus.

Der Rest ist Küchenpsychologie: Die CDU projiziert diese Ängste auf Parteien, die Antworten haben. Dort bekämpft sie ihre Ängste und schließt sich gleichzeitig mit Wählern kurz, die ähnliche Ängste haben. Ein wilder Tanz der Dämonen wird entfacht: Veränderungen. Eingriffe. Verbote. Reglementierungen. Einschränkungen der Freiheit! – Auf diese Weise kann in der CDU alles so bleiben wie es ist. Und das implizite Versprechen: Mit uns bleibt die Welt, wie sie ist. Keinesfalls kommt es so schlimm, wie andere behaupten. Deswegen wird die CDU gewählt: Damit sich nichts ändert. – Reinhard Koine

 

Klein-großer Unterschied zu Ihrer rethorischen Frage: Was reitet Sie? Wo in welcher Schublade Ihrer Denkfabrik finden sich Ihre undialektischen Begrifflichkeiten wie „…Verdunkelung… Lagerkoller…Düsternis…Dämonen…kontrolliertes Durchdrehen… Bürgerkrieg… Apokalypse…dunkle Energien … (richtig) – das will alles erst mal gelernt sein.“ Ich teile Ihre Begrifflichkeit und Ihre undialektischen Gedankengänge nicht und möchte solche auch nicht lesen, zumindest nicht im politischen Teil der ZEIT. – Gernot Henseler

 

Ein großes Bild der „apokalyptischen Reiter“ von Albrecht Dürer, dazu die Gedanken von Bernd Ulrich über die „Untergangsängste der CDU“. Das Bildungsdefizit unter fast allen Journalisten in der Fehldeutung des Wortes „Apokalypse“ ist deckungsgleich. Das griechische Wort ἀποκάλυψις bedeutet: Entschleierung, Offenbarung. Mit Untergang hat der Begriff nichts zu tun. Wir erleben täglich wie kaum zuvor eine Fülle von Entschleierungen – alles/vieles kommt ans Licht. Dass Bernd Ulrich in seinem Artikel das Weltbild von Hans-Georg Maaßen, des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsschutz, für „faschistoid“ bezeichnet, ist eine geradezu alarmierende Herabwürdigung dieses sehr klar denkenden Menschen. – ROLAND R. ROPERS

 

Wunschdenken. Bei dem Beitrag von Bernd Ulrich ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Mit der Wirklichkeit hat der Text eher wenig zu tun. Die CDU ist deshalb so gelassen, weil sie die Mechanismen der Politik kennt wie keine andere Partei in Deutschland. Sie weiß, dass sich die SPD mit ihrem Linksruck selbst aus dem Rennen genommen hat. Und gegenüber Saskia Esken als Parteivorsitzender ist der „blasse“ Armin Laschet eine wahre Lichtgestalt. Alle Journalisten schreiben, man dürfe Laschet wegen seiner wechselvollen Aufsteiger-Vita nicht unterschätzen – und tun es dann doch. Die CDU weiß, dass die hohen Zustimmungswerte für die Grünen vor einer Wahl Ausdruck eines grünen Lebensgefühls sind, nicht aber eine Willensbekundung für die Wahl einer Regierungspartei, schon gar nicht einer Kanzlerin.

Sie weiß auch, dass die Grünen das Talent haben, sich immer wieder selbst zu schwächen, weil sie ihren Gesinnungsüberschuss nicht zügeln können. Im Wahlkampf wird die grüne Basis einschließlich der rot-grünen Jugend die brave Annalena Baerbock noch gehörig vor sich hertreiben. Und die Kandidatin selbst wird noch weitere Fehler machen. Kann man einer Politikerin, die nicht weiß, wer in der BRD die Soziale Marktwirtschaft erfunden hat, das höchste Regierungsamt anvertrauen? Wohl eher nicht. Das Kanzleramt ist keine Ausbildungsstätte. Die CDU bräuchte im Grunde kein Programm, weil ihr als der pragmatischen Regierungspartei schlechthin Festlegungen für die Zukunft zuwider sind. Wenige Worte reichen aus, um das nötige Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen: wirtschaftliche Vernunft, Pragmatismus und Augenmaß.

Der konservative Markenkern der CDU ist treffend mit einem Satz des Philosophen Odo Marquardt beschrieben: „Das Neue ist gegenüber dem Bestehenden begründungspflichtig.“ – Die Causa Hans-Georg Maaßen interessiert nur Journalisten. Für das Wahlvolk ist diese Personalie völlig uninteressant. Es ist nicht zu übersehen, dass sich ZEIT, SPIEGEL und SZ seit Wochen für die Grünen gehörig ins Zeug legen und dabei alles tun, um die CDU madig zu machen. Politisch wird diese Parteinahme wenig ausrichten, weil die Mehrheit der Wähler diese Zeitungen nicht liest. Auf die publizistische Unabhängigkeit der genannten Medien wirft sie allerdings ein ungünstiges Licht. Hier wäre die Frage angebracht: „Was reitet sie?“ – Rainer Werner

 

Die Wahl einer Partei, die den Glauben an ein übernatürliches und allmächtiges Wesen bereits im ersten Buchstaben ihres Namens trägt, kam für mich naturgemäß noch nie in Frage. Trotzdem wird die CDU mit hoher Wahrscheinlichkeit eine wichtige Rolle in der nächsten Bundesregierung spielen. Daher ist es umso erschütternder, dass – wie Bernd Ulrich vollkommen richtig feststellt – es für keines der drängenden Probleme, allen voran den Klimawandel, irgendein Konzept in der CDU gibt.

Es geht nur noch um die Verteidigung des status quo und um die Vermeidung von jedweder Zumutung für die eigene Klientel, sprich für die Ü60 Fraktion, was eine katastrophale Herangehensweise an die gigantischen Herausforderungen unserer Zeit darstellt. Herr Laschet verkörpert diesen maximal passiven Politikstil in Perfektion und ist daher nicht geeignet, das Land als Kanzler zu führen. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel

 

Als langjährige Leserin der ZEIT schätze ich die stets sehr gut recherchierten und in die Tiefe gehenden Beiträge von Bernd Ulrich sehr. Aber diesmal hat er sich selbst noch übertroffen. So tief in die „heilige Kathedrale“ der CDU/CSU einzudringen, ist wohl noch niemandem gelungen. Jede Streitschrift gegen diese Partei verblasst vor dieser fein gewebten Ironie. Ich sehe förmlich das amüsierte Lächeln des Autors selbst über das, was ihm da aus den Taste geflossen ist. Und dieses Lächeln trage auch ich seit Stunden in meinem Gesicht. Herrlich!!! – Monika Munkler-Hansen

 

Danke, Herr Ulrich! Das war ein vollfetter Artikel.Sie haben bei der Aufzählung der Defizite nur noch die abwiegelnden Sprachkünste des Herrn Altmeier vergesssen. – Charlotte Bossinger

 

Seit Wochen laufen die Spekulationen um Hans-Georg Maaßen auf Hochtouren. Der stellvertretende ZEIT-Chefredakteur Bernd Ulrich schreibt in der Ausgabe vom 2. Juni 2021 vom „faschistoiden Weltbild“. Stephan Kramer, seit 2015 Chef des Verfassungsschutzes im Freistaat Thüringen, sagte im ARD-Magazin „KONTRASTE“:„Das sind für mich klassische antisemitische Stereotype, die benutzt werden bei Herrn Maaßen, wenn man die Summe aller Dinge zusammennimmt, auch auf den unterschiedlichen sozialen Plattformen, aber auch in eigenen Reden.“

Stephan Kramer, war viele Jahre lang Generalsekretär des Zentralrats der Juden – eine für mich wenig beeindruckende Persönlichkeit. Als im Januar 2008 der Jude Daniel Barenboim, der in Israel aufgewachsen ist, die Ehrenbürgerschaft von Palästina verliehen bekam, schrieb ich Stephan Kramer, dass der Zentral der Juden wegen der Friedensbemühungen von Daniel Barenboim begeistert sein müsste. Nach diversen E-Mails reagierte Stephan Kramer verärgert: „Wir kommentieren das nicht!“

Ich kann mich zur Person Hans-Georg Maaßen nicht äußern, weil ich ihn nicht kenne. Mein Leser-Brief an DIE ZEIT am 3. Juni wird sicherlich nicht abgedruckt, wie so oft. Die Mühe vonLeserbriefen ist nutzlos. Ein großes Bild der „apokalyptischen Reiter“ von Albrecht Dürer, dazu die Gedanken von Bernd Ulrich über die „Untergangsängste der CDU“. Das Bildungsdefizit unter fast allen Journalisten in der Fehldeutung des Wortes „Apokalypse“ ist deckungsgleich. Das griechische Wort ἀποκάλυψις bedeutet: Entschleierung, Offenbarung. Mit Untergang hat der Begriff nichts zu tun.

Wir erleben täglich wie kaum zuvor eine Fülle von Entschleierungen – alles/vieles kommt ans Licht. Dass Bernd Ulrich in seinem Artikel das Weltbild von Hans-Georg Maaßen, des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsschutz, für „faschistoid“ bezeichnet, ist eine geradezu alarmierende Herabwürdigung dieses sehr klar denkenden Menschen. Bernd Ulrich reagierte spontan und wollte mir erklären, dass das Wort „Apokalypse“ einen Bedeutungswandel erfahren hätte, insofern wollte er die Interpretation von „Untergang“ rechtfertigen. Völliger Blödsinn, der meine These des Unwissens immer wieder bestätigt. Wissen & Weisheit sind für die meinungsbeherrschenden Medien nicht willkommen. DIE ZEIT braucht keine Leser wie mich. – ROLAND R. ROPERS

 

Wie man ACDC einen Song nach Sekunden zuordnen kann, erkennt man die Feder von Bernd Ulrich nach dem ersten Satz. Keiner kann pointierter grundlegende politische Haltungen und Richtungsfragen auf einer Ebene jenseits vom Klein-Klein alltäglicher Personal- und Machtfragen darstellen. Hat er jüngst die SPD als Partei der Angst entlarvt, nahm er nun die CDU in ihrer biederen Unerschütterlichkeit aufs Korn. Für solche Analysen lese ich eine Wochenzeitung- und musste im ICE bis hinter beide Ohren grinsen beim Gedanken an die CDU als politischen Arm des blauen Bocks. Köstlich! – Helmut Fuchs

 


 

 

Leserbriefe zu „Zu Unrecht verdächtigt“ von Ulrich Bahnsen

 

Im Artikel über Kinder als falsch verdächtigte Pandemietreiber schreiben Sie, dass Kinder nicht nur sehr selten erkranken, sondern sich auch viel weniger häufig als Erwachsene mit dem Virus infizieren, was daran festgemacht wird, dass in einer Studie nur bei wenigen Kindern Antikörper nachgewiesen werden konnten. Bis ich von dieser Erkenntnis gelesen habe, hatte ich die Hoffnung, dass unsere Kinder in ihren jungen Jahren Abwehrkräfte gegen die neue Erkrankung aufbauen können, ohne von ihr gefährdet zu sein, und dass sich Covid19 so nach und nach unter die harmlosen Erkältungskrankheiten einreiht.

Wenn es wahr ist, dass nur wenige Kinder Antikörper haben, gibt es zwei mögliche Erklärungen: Erstens, die Viren gelangen gar nicht erst nicht in ihre Körper, etwa weil sich Kinder typischwerweise nicht dort aufhalten, wo es zu Infektionen kommt. Zweitens, die Körper von jungen Menschen wehren sich auf andere Art gegen das Virus als durch spezifische Antikörper. Beide Möglichkeiten bieten viel Angriffsfläche für Nachfragen. Ich bin neugierig und wünsche mir dahingehend mehr Information. – Kathrin Imai

 

Endlich bekommt das viel zu lange vernachlässigte Thema Kinder in der Pandemie Raum im Wissensteil. Bitte mehr davon! Nur durch ein öffentliches Bewusstsein darüber, dass die Kinder keine Treiber der Pandemie sind und hierzulande unverhältnismäßig stark eingeschränkt wurden und werden, kann sich hier hoffentlich bald etwas ändern! – Britta Jocham

 

Warum wundert mich bei diesen „Pandemie-Verwaltern“ nichts mehr? Kinder als Pandemietreiber????????????? Warum muss denn jeder geimpft werden? Gibt es darauf überhaupt eine logische Erklärung? Falls ja, dann sollte der Mensch gleich seine körpereigenen Abwehrkräfte, sein menschliches Immunsystem auf den Mond schießen? Herbert Grönemeyer (*1956), der deutsche Musiker, Musikproduzent, Sänger, Komponist, Texter und Schauspieler, wünscht sich die Kinder an die Macht.

In seinem Lied aus dem Jahre 1986 singt er unter anderem: „Es gibt kein gut, es gibt kein böse, es gibt kein schwarz, es gibt kein weiß. Es gibt Zahnlücken, statt zu unterdrücken, Erdbeereis auf Lebenszeit; immer für´ne Überraschung gut. Gebt den Kindern das Kommando, sie berechnen nicht was sie tun. Die Welt gehört in Kinderhände, dem Trübsinn ein Ende. Wir werden in Grund und Boden gelacht, Kinder an die Macht!“ – Riggi Schwarz

 

Es ist gut, dass Sie auf die diversen Fehleinschätzungen der Politik in Sachen Kinder hinweisen – hier stellt sich wirklich die Frage, ob es mit einfachen Entschuldigungen getan ist. Etwas zu einfach machen Sie es sich jedoch, wenn Sie die Schulschließungen und die beschämend geringe Rolle, die Kinder, Jugendliche und Familien in der Coronapolitik gespielt haben, einseitig internen Streitigkeiten in der Union zuschreiben – hier wäre durchaus mediale Selbstkritik angemessen gewesen. Die Sorge vor den Schulen als Pandemietreibern wurde gerade auch in den Medien angeheizt – leider war auch die ZEIT hier keine Ausnahme. – Florian Leibold

 

Sowohl auf der Titelseite als auch im Artikel „Zu Unrecht verdächtigt“ werden die Fakten vollkommen verdreht. Wir hatten im letzten Jahr nicht die öffentliche Meinung, dass Kinder die Treiber der Pandemie sind, sondern genau das Gegenteil. Es wurde propagiert, Kinder seien KEINE Treiber der Pandemie. Daher wurde Christian Drosten so massiv angefeindet, unter anderem von der Bild, als er im letzten Frühjahr Daten vorlegte, dass Kinder genauso das Virus verbreiten wie Erwachsene, und die damals vielfach verbreitete These, Kinder können sich aus imaginären Gründen gar nicht anstecken, vollkommen aus der Luft gegriffen sei.

Schon lange herrscht wissenschaftlicher Konsens darüber, dass Kinder keine Treiber der Pandemie sind, aber sich genauso anstecken und das Virus genauso verbreiten wie Erwachsene. Ist auch vollkommen klar: Corona traf auf eine Bevölkerung, die noch nie Kontakt mit einem solchen Virus hatte, und daher waren alle Bevölkerungsgruppen gleich empfänglich für das Virus – anders als bei einer Grippe. Und da die Anzahl der Kontakte in Kindergärten und Schulen sehr hoch ist, musste entsprechend in den Schulen und Kitas gehandelt werden.

Als Vater dreier Kinder fühlte ich mich äußerst unwohl, als während der Pandemie die Klassen noch offen waren und keine Maskenpflicht im Klassenzimmer herrschte. Dass die Politik letzten Sommer versagt hat, geeignete Konzepte für die Schulen ab Herbst zu entwickeln, ist unstrittig. Beides, das „Treiber“ oder „Nichttreiber der Pandemie“ Schlaglicht ist aber längst widerlegt, führt an der eigentlichen Diskussion vorbei, ist populistisch und daher kein „Zeit“-Niveau. – Dr. Bernard Lepetit

 

Ich dachte, in der Pandemie wäre Hr. Prof.Streeck zuständig für olle Kamellen, die Aufmerksamkeit bringen. Natürlich geht es auch bei Ihnen um Verkaufszahlen, aber die ZEIT sollte eigentlich ein solches unsachliches Titelblatt nicht nötig haben. Das Thema ist wissenschaftlich lange durch: Es gilt als gesichert, dass Kinder die Pandemie nicht „treiben“, aber doch ab dem Schulalter genauso zur Verbreitung des Virus beitragen wie Erwachsene. Und die in der Gesellschaft hyperventilierend diskutierte Impfung 12-15-jähriger Jugendlicher ist aufgrund der sich auch bei Redaktionsschluss sich bereits unzweifelhaft anbahnenden Nicht-Empfehlung der STIKO auch schon keines mehr. Erkenntnisgewinn daher nahe Null, demnach Effekt-Heischerei bzw. misslungener Journalismus. Was Gottseidank selten ist in der ZEIT. – Dr. med. Agnes Maria Bitterlich

 

Die Informationslage im Internet zu dieser Frage sah völlig anders aus! Dennoch ist in Ihrem Artikel nicht ausdrücklich gesagt, auf was Kinder eigentlich getestet worden sind. Hat man sie auch getestet, ob sie bereits Antikörper gegen Corona hatten, also eine unbemerkt gebliebene Erkrankung überstanden haben? Gerade das wäre doch sicherlich auch in Bezug auf eine Impfentscheidung von Belang. Ich habe mich sowieso gefragt, wieso nicht jeder, der zum Impfen kam getestet wurde, ob er nicht bereits das Virus hat! Ich habe mir da mit jeweils einem Schnelltest mehr Klarheit für mich selbst verschafft, wenn auch nicht eine letztendliche. – Gudrun Wilhelmy

 

Die in Ihrem Artikel „Zu Unrecht verdächtigt“ vom 2. Juni 21 dargelegten Erkenntnisse decken sich mit den Erfahrungen, die wir an unserer Schule, einem kleinstädtischen Gymnasium mit ca. knapp 700 Schülern, gemacht haben. Seit November wurden unsere Schüler über Wochen getestet, erst im Rahmen einer deutschlandweiten Studie, dann auf freiwilliger Basis und schließlich verpflichtend. Und von Anfang an zeichnete sich deutlich ab:

Nur sehr vereinzelt „fielen Schüler positiv auf“, die Ansteckung erfolgte nachweislich im familiären Umfeld, ein Weitertragen der Infektion durch Kontakte mit Mitschülern gab es nicht, wobei die Testquote bereits bei den freiwilligen Tests bei über 90% lag. Nebeneffekt der flächendeckenden Tests: Wir erreichen indirekt auch die Familien, die sich freiwillig nur zögerlich einem Testverfahren unterziehen. Die Organisation der Selbsttests an Schulen, die man so ganz nebenbei zum Schulalltag auch noch stemmt, leistet aus unserer Sicht einen sehr wertvollen Beitrag zum weiteren Verlauf der Pandemie. – Waltraud Sellier

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die vom Bund waren besonders beschissen«“ von Anne Kunze et al.

 

Im Artikel über die Maskenbeschaffung des BMG (Seite 19) schreiben Sie: Insgesamt verschickte der Bund zwischen dem 10. November 2020 und dem 31. Januar 2021 etwa 96 Millionen FFP-2 Masken an Pflegeheime und andere Einrichtungen. Die Kosten beliefen sich nach Angaben der Regierung auf 5,5 Millionen Euro. Ist das ein Tippfehler? Die Masken hätten demnach nur 57 Cent gekostet? – Theo Fürst

 

Staatlichkeit in Deutschland war einmal Inbegriff von fachlicher Qualität, Effizienz, Neutralität und Gemeinwohlverpflichtung. Der Vertrauensvorschuss der Bürger in das staatliche Handeln gründete darin, dass keine Gewinnerzielungsabsicht im Hintergrund unterstellt werden musste und der Staat zugleich seine Rolle als Gewährsmacht für öffentliche Sicherheit zuverlässig und wirksam ausfüllte. Die Recherche von Anne Kunze, Ingo Malcher und Holger Stark zeigt, wie sehr die Schutzmaskenbeschaffung des BMG zur Erosion dieses Vertrauens beiträgt. Staatlichkeit in Deutschland glänzt hier weder durch strategische und fachliche Kompetenz, noch durch Neutralität und klare Orientierung auf das Wohl des Volkes.

Die Politisierung der Bundesministerien und ihre Instrumentalisierung auch für Profilierungszwecke der politischen Leitungen schreiten ungebremst voran. Funktionieren BMG-interne Überwachungs- und Kontrollinstanzen überhaupt noch – z.B. Vergabestelle, Interne Revision? Waren die einschlägigen Fachreferate der gesundheitspolitisch obersten Instanz im Lande bei den Vergabe- und Verwendungsentscheidungen beteiligt? Warum sind so viele strategierelevante Stellen im Ministerbüro des BMG unbesetzt? Trotz der chronischen Kürze der Zeit im BMG: es werden sich – auch mithilfe der ZEIT – zu gegebener Zeit Antworten finden. – Reinhard Koine

 

Allwöchentlich freue ich mich auf die aktuelle Ausgabe, deren Themen mich zwar unterschiedlich stark interessieren, die ich aber trotzdem lese wegen ihrer sprachlich gepflegten und niveauvollen Berichte. Zunehmend aber stoße ich auf sog. Gossensprache und allerlei unflätige Ausdrücke, die ich dem Verfasser/der Verfasserin mit einer gediegenen Allgemeinbildung nicht zugetraut hätte. Schockiert war ich von der Formulierung der Überschrift auf Seite 19 – eine Zumutung für alle, die solche Wortwahl selbst wohl nie verwenden würden. Auch wer sich im Alltag so ausdrückt, sollte den Unterschied zur Schriftsprache kennen. Und vielleicht fragen, wo die Wurzeln eines Wortes liegen. In vielen Fällen ist es das umgangssprachliche Jiddisch, das verdeutscht wurde.

„Das ist doch p’schite!“ rief der jüdische Händler, wenn etwas „über seinen Verstand“ ging, und sein Geschäftspartner übersetzte es auf seine Weise. Wie stark sich solche Ausdrücke selbst in gebildeten Kreisen durchsetzen, ist schon erstaunlich. Deutsch als Kultursprache? Mancher Leserbrief strotzt vor Selbstdarstellung des Verfassers, auch inhaltlich vor Beleidigungen des betreffenden Autors. Solche Zuschriften sollten nicht veröffentlicht werden. Wen die Vaterrolle eines Herrn Prüfer nicht gefällt, braucht sie ja nicht zu lesen. Wozu kommentieren?. Und dann sich verstecken hinter „per e-mail“. – Ilse Vogel

 

Ein Hammer nach dem anderen über die Profiteure der Corona-Krise und die Netzwerke in die Politik, oder sind es Seilschaften? Egal wie wir das benennen, den Begriff Demokrat verdienen sie nicht. Aber sind Sie einmal den Masken nachgegangen, die man an die Armen verschenkt hat? Eventuell sogar Doppelverkäufe der zurückgegangenen mangelhaften „Masken“? Diese Handlungweisen sind fahrlässig und nehmend die gesundheitliche Gefährdung anderer Menschen billigend in Kauf. Ein Skandal. – Gudrun Wilhelmy

 

„Mit dieser menschenunwüridgen Haltung hat man in der Politik nichts verloren!“ Das sagte die SPD-Ko-Vorsitzende Saskia Esken im „Tagesspiegel“ (Sonntagsausgabe) über Jens Spahn zu dessen „Maskenaffäre“. Minderwertige Masken an Obdachlose oder für Hartz-IV-Empfänger zu verteilen, und diese „ungute Tat“ als eine „gute Tat“ verkaufen zu wollen, das ging wohl mehr als grundlegend schief. Unsere „Pandemie-Oberen“, besonders Gesundheitsminister Jens Spahn, steckt mit dieser „Un-Aktion“ immer noch ganz tief und fest im Fettnapf fest, und weiß gar nicht mehr so recht, wie er da noch einigermaßen „ungeschoren“ herauskommen soll. „Die ganze Welt ist heute ein Maskenball: Wer keine Maske trägt, gilt als verrückt.“ (Werner Braun, 1951-2006, deutscher Aphoristiker) – Klaus P. Jaworek

 

Es ist erschütternd zu lesen, mit welcher Nachlässigkeit die Maskenbeschaffung seitens des BMG erfolgte. Ganz zu schweigen von dem Korruptionsverdacht, der im Raum steht. Es ist in meinen Augen kriminell, solche „Scheinmasken“ noch im Verkehr zu belassen und nicht entsprechend den Vorgaben des Medizinproduktegesetzes zurückzurufen und vernichten zu lassen. Kriminell, weil absichtlich die Ansteckungsgefahr der Anwender in Kauf genommen wird. Warum wird hier von den Überwachungsbehörden nicht eingeschritten? Abgesehen davon: Die Heuchelei unseres Bundesgesundheitsministers ist nicht zu überbieten. – Gernold Roth

 

Dass ein Ministerium unfähig ist Masken einzukaufen, da mag man noch denken, für so unterkomplexe Tätigkeiten sind die halt überkomplex qualifiziert. Dass dabei noch Millionenprovisionen an politisch gut vernetzte G‘ schaftlhuber gezahlt werden ist mehr als anstößig. Dass sich das Gesundheitsministerium Schrott andrehen lässt ist grob fahrlässiger Umgang mit Steuergeldern. Aber dass nicht zugelassene und ungeeignete gesundheitsgefährdende Ware nicht vernichtet, sondern dem Gesundheitswesen als „Spende“ deklariert angedreht wird ist schlicht verantwortungslos und kriminell. Ein Fall für die Staatsanwaltschaft. – H. Giller

 

Der Zeit kommt das große Verdienst zu, den anderen, wahrscheinlich größeren Maskenskandal ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken! Das Thema hat weitere Aspekte, einer davon sollte unbedingt nach- geliefert werden, nämlich die Frage, was all dies für den gesundheits- bewussten privaten Maskenkäufer bedeutet. Dies umso mehr, als sich ja eine nicht unbeträchtliche Zahl Ungeimpfter noch längere Zeit zuverlässig schützen muss (womöglich auch gegen gefährlichere Mutanten). Eine hilfreiche Information dazu steht auf der Homepage der im Text erwähnten Spezialisten für Aerosolmessungen, der Firma Palas:

„Bevorzugen Sie bei der Auswahl den Kauf von Schutzmasken deutscher Hersteller. Diese nehmen die Qualitätssicherung sehr ernst und liefern gute Qualität.“ Inzwischen gibt es in vielen Bundesländern seriöse Produzenten: z.B. Sentias (NRW), VOCK Medical (Hessen), Univent Medical und Tungsten (Berlin) oder ZETTL (Lieferkette und Produktion in Bayern, Produkte mit DEKRA-Zertifizierung). Augen auf beim Maskenkauf! PS Ungleich wirkunsgvoller wäre ein redaktioneller Beitrag über deutsche Maskenhersteller, für die übrigens die staatliche Förderung derzeit ausläuft. – Norbert Pfaff

 


 

 

Leserbriefe zu „Soll mein Kind geimpft werden?“ von Mariam Lau et al.

 

Das ist sicher ein sehr guter Artikel „Impfung von Kindern“, ich hoffe er wird von der Politik und der Ärzteschaft auch gelesen, die anscheinend blind und absolut -wie die meisten Politiker- ohne Empathie denken und vorgehen, Sie können noch nicht mal soweit denken unsere tollen Ärzte, dass sie die Ursachen von den meisten Erkrankungen erkennen oder danach suchen, so ähnlich verläuft doch unsere Coronasituation; auf Prophylaxe wie Vitamin D3 Versorgung u.a. Nährstoffe wird doch kaum geschaut und keiner in Europa damit zusätzlich kostenlos versorgt, damit dieses Drama schnell ein Ende hätte.

Anbei eine Empfehlung von mir bzw. einem genialen Wissenschaftler und einer Ärztin die immer vor Ort am Geschehen im Krankenhaus arbeitet und weiterhin bester Gesundheit ist, die ich Bekannten und Freunden sonst nur gebe, da man in Deutschland nie weiß, ob das überhaupt für wahr und ernst genommen wird,dabei ist der Virus sicher einfacher in Griff zu bekommen als viele glauben. Die Pharma hat wieder die Macht über die Menschheit, aber zum Glück nicht über alle, darüber sollten Sie auch mal einen Artikel schreiben, dass es doch hier meist um Geld geht und wahrscheinlich in Zukunft viele Menschen unter den Nebenwirkungen der Impfung leiden werden, insbesondere Kinder sind da empfindlicher. Impfschäden durch andere viele Impfungen bei Kindern und Jugendliche gibt es zu genüge. – Matthias Hauschild

 

Titel 2. Juni 2021 … Und es wäre neues Unrecht, sie jetzt schnell zu impfen. Da dürfte man diesen Titel auch als Unrecht bezeichnen! Unrecht war, was deutsche Nationalsozialisten den Juden angetan haben. Vielleicht ist auch Unrecht dabei, wie Israel Siedlungspolitik in Palästina betreibt, aber da wären Sie sicher schon vorsichtiger, bevor Sie das in einem Titel schreiben. Aber wenn jemand einem Modell folgt, welches besagt, dass Kinder geimpft werden sollten, um Herdenimmunität zu erreichen:

Dann mag dieses Modell von falschen Voraussetzungen ausgehen und das Impfen daher unnötig sein, aber mit Sicherheit kein Unrecht. Dieses Wort sollte im normalen Sprachgebrauch nur da benutzt werden, wo schwerwiegend gegen allgemein gültige Grundrechte verstoßen wird. Sonst haben wir kein Wort mehr, um wahres Unrecht zu beschreiben. – Dr. Viktor Blümel

 

Wer ist denn auf diese bizarre Idee gekommen,daß Kinder den Virus vermehrt verbreiten? Darauf muss man erst mal kommen.Und wieso ist es ein Unrecht ,sie impfen zu lassen? Eine Tollheit. – Hans-Emil Schuster

 

„Widerspruch gibt es allenfalls von militanten Esoterikern, die etwa gegen die Masernimpfung polemisieren.“ – Solch dumme, unsachliche und aggressive Äußerungen gehören nicht in ein seriöses Medium. Offenbar will die ZEIT das nicht mehr sein. Sehen Sie dieses Schreiben als Kündigung meines Abonnements. Es läuft zwar erst Ende Dezember aus, doch Sie haben den Punkt diesmal deutlich überschritten. Unsachlichkeit beim Thema Impfen und mangelnde Sachkenntnis sind bei der ZEIT leider Standard. Doch diese bösartige Hetze ist unter aller Würde. – Iman Schwäbe

 

Kinder leiden insbesondere, dann wenn die Eltern verstört sind. Es wird viel über das psychische Leiden der Kinder debattiert. Das psychische Leiden der Eltern ist eine larvierte (versteckte) Angststörung, man kann dies als Anpassungsstörung bei einer Pandemie bezeichnen. Die Angst verstört, verunsichert und ist hormonell durch das ausgeschüttete Adrenalin verwandt mit der Aggression. Dies zu führt zu erbitterten (aggressiven) Diskussionen in immer neuen Facetten. So ist man abgelenkt von der Angst.

Eltern sind aufgefordert sich selbst zu schützen auch durch die eigene Impfung und dadurch Ihre Kinder zu schützen und Zuversicht zu bewahren. Die individuellen Wahrscheinlichkeit für jeden einzelnen durch Covid zu sterben oder LongCovid zu erleiden bleibt gering. Möglicherweise ist Covid 19 für Menschen im typischen Alterspektrum von Eltern ungefährlicher als am Straßenverkehr teilzunehmen. – Gerhard Leinz

 

Ich bin dreifache Mutter, unsere Kinder wurden durchgeimpft. Natürlich haben wir immer aufgeatmet, wenn die Kinder die Impfungen gut überstanden hatten, aber es gab nie Zweifel daran, sie impfen zu lassen. Dabei haben wir uns immer auf die Empfehlungen der Stiko und ganz besonders auf die der Kinderärzte verlassen. Es ist eine Zumutung für die Eltern, wenn jetzt die Impfung der 12 bis 15-Jährigen gegen Covid-19 zu einem Politikum gemacht und suggeriert wird, dieses ginge mal so schnell nebenbei.

Denn auch hier gilt nach Aufhebung der Priorisierung das „Windhundrennen“, allemal unwürdig genug für alle Beteiligten. Die Kinder haben unter der Pandemie bereits sehr gelitten und benötigen dringend wieder Sicherheit und Vertrauen für ihre Zukunft. Ein „Hin und Her“ bei den Impfungen ist so ziemlich das Letzte, was sie und ihre Eltern jetzt auch noch gebrauchen können. – Regina Stock

 

Ein aufschlussreicher Artikel. Doch warum, so frage ich ihre Zeitung & Journalisten, werden Menschen mit eigener oder anderer Meinung als militante Esoteriker bezeichnet? Eine abwertende und agressive Charakterisierung, die weit mehr über den Journalisten aussagt, als über den Personenkreis, der so im Zusammenhang mit der Masernimpfung betitelt wird. Zudem mit zwei Attributen, die sich sehr wahrscheinlich ausschließen. – Kerstin Ebert

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Mann in Laschets Windschatten“ von Stefan Willeke

 

Der Bericht über den Mann in Laschets Windschatten erinnert an unser gespaltenes Verhältnis zur Elite. Wer unter Elite ein Netz wohlhabender Personen versteht, die beste Verbindung zu Medien unterhalten, der erkennt einen Unterschied zwischen CDU und SPD. Die CDU vertritt die Elite, ohne darüber zu sprechen. Die SPD streitet darüber, ob es bei uns eine Elite geben darf, und schämt sich, wenn ihre Kontakte zur Elite bekannt werden. – Dr. Hans-Joachim Schemel

 

Brillantes Dossier! Sprengstoff! You hit the bull’s eye! So tickt die CDU NRW/Rheinland-Pfalz und auch Laschet. – Matthias Wilms

 

Was sollen uns diese 2,5 Seiten über einen eitlen und korrupten Selbstdarsteller sagen? Ich hatte den Artikel zu lesen angefangen in der Hoffnung, irgendwo etwas Kritisches oder Erhellendes über diesen Egomanen zu erfahren. Oder über Herrn Laschet, wie in der Subline versprochen. Eine halbe Seite wären mehr als genug für das arrogante Handeln solcher Zeitgenossen. Die sich dank DER ZEIT in ihrem Ego noch mehr geschmeichelt fühlen können. Soviel Raum sollte DIE ZEIT wichtigeren Menschen und Themen widmen. – Sabine Kauf

 

Ich möchte Ihnen meinen besonderen Dank für Ihren obigen Artikel aussprechen. Selten wurde meine innere Stimme der Ablehnung der CDU so deutlich belegt. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und noch viele derartig großartige Artikel. – Joachim Krainz

 

Ich gebe zu, dass mich der Artikel hin- und hergerissen hat. Nach anfänglicher Frage, warum man einer solch schrägen Figur fast drei Seiten einräumt, folgte das Erschrecken darüber, dass ein solcher Mann sogar Minister in der Regierung Nordrhein-Westfalens werden konnte. Auch der fulminante Wahlsieg der CDU in Sachsen-Anhalt, der in der Gestalt von Reiner Haseloff einem völlig anderen Typus von Politiker zu verdanken ist, beruhigt keineswegs.

Was sich da im Schatten dieses Mannes, ehrlich bis in die Fußspitzen und mit klarer Kante, noch Richtung Berlin bewegen könnte, das diesem Profil frontal entgegen steht, bedarf einer Klärung. Müssen die Kritiker der Berlin-Blase nun auch mit einem Zusatzimport aus NRW rechnen? Was sagt das z.B. über einen Ministerpräsidenten aus, der sich mit solchen Freunden umgibt. Hoffentlich bahnt sich der Kumpelkreis um Holthoff-Pförtner und in dem Artikel genannten weiteren Namen nicht der Weg in zentrale Funktionen der Republik. – Peter Schmidt

 

Dieser Artikel hat bei mir Übelkeit ausgelöst, und zwar nicht nur wegen der Schilderung der Toilettenszene zu Beginn. Mit leichtem Uringeruch in der Nase versuchte ich, das Geflecht von Geld und Politik zu durchdringen und wandte mich schließlich mit Grausen von der abstoßenden Verfilztheit dieser Männergesellschaft! – Helga Steffens

 

Lassen Sie mich einfach bedanken für diesen großartigen Artikel von Stefan Willeke. Es war ein sich steigernder Genuss, ihn zu lesen. Ein Artikel, der ohne den so strapazierten Begriff „investigativ“ auskommt, sondern vielmehr durch den gekonnt dramaturgischen Aufbau fesselte. Der Artikel kam anfangs auf sanften Sohlen daher; diese verwandelten sich aber recht schnell in kräftige Tatzen. Diese Recherche erhellt vieles an Geschehnissen, die man in der Vergangenheit nicht unbedingt nachvollziehen konnte, und macht manches, sogar vieles begreibar, was uns gegenwärtig betrifft. Was will man mehr. Noch einmal Dank! – Wolfgang Heidrich

 


 

 

Leserbriefe zu „Als wäre nichts passiert?“ Streit von Ursula Büttner und Daniel Sheffer

 

Was für eine großartige Idee, die Hamburger Bornplatz-Synagoge in altem Glanz wiedererstrahlen zu lassen, als Hamburger Katholik finde ich dieses Vorhaben gut. Die Argumente von Herrn Sheffer sind klar und einleuchtend. Wie schwach dagegen die Bedenken von Frau Büttner, die als ehemalige Professorin ja eigentlich zur Intelligenz unseres Landes gehören sollte. Wie kann man auf so einen absurden Gedanken kommen, der Wiederaufbau der Synagoge zerstöre die „Narben der Verbrechen“, die die Nazis begangen haben? Für nachfolgende Generationen genügt eine Plakette am Eingang des wiedererrichteten Gotteshauses, wo auf die wechselvolle Geschichte jüdischen Lebens in Hamburg hingewiesen wird. Ich freue mich als Nachbar schon heute auf den Tag der Wiedereröffnung. – Franz Schneider

 

Zunächst möchte ich Frau Büttner zustimmen. Auch mir geht es persönlich so, als würde mit dem 1:1 Wiederaufbau sichtbar eine Folge geschichtlicher nicht unerheblicher Tatsachen aus dem Gesichtsfeld ausgelöscht und damit demVergessen ein größerer Spielraum eingegeben. Bis hin zu einer Geschichtsverfälschung. Es ist nicht so, dass der Wiederaufbau des Stadtschlosses nicht auf Gegenstimmen gestoßen wäre, man hat sie ein wenig medial vernachlässigt, vor allem die fundierten. Nicht gelungen ist es bei dem Versuch den Restturm der Gedächtniskriche wieder komplett zu restaurieren und herzustellen – da hat sich dann doch eine breitere Bevölkerungsgruppe dagegen ausgesprochen. Und zwar immer auch mit dem Argument: Als wäre nichts passiert?

Schade finde ich, dass Sie wenig kritische Fragen gestellt haben: Was will eine Gemeinde mit einer Synagoge die für die derzeitige Mitgliederanzahl viel zu klein ist? Will man auf dem Präsentierteller sitzen – in heutigen Zeiten? Wären jüdische Gemeinden mit so viel Geld nicht besser zu unterstützen für andere Aktivitäten? Was sind die Folgekosten, die auch jemand tragen muß: ein Stichwort nur: Sicherheitsmaßnahmen.

Ja, das deutsche Judentum gibt es so nicht mehr, wie es gewesen ist. Also warum dann mit einem Bau genau das aber suggerieren wollen? – das wäre Fragen gewesen, und auch andere, die man stellen könnte. Immerhin, es wird gestritten. Ja, auch ich bin jüdisch und beziehe da nicht die Position von Herrn Sheffer, auch wenn ich in Berlin lebe, halte ich das für eine grundsätzliche Fragestellube: Wie wollen wir erinnern, wie wollen wir Gedenken sichtbar machen, wie kann man „Lücken“, bleibende Lücken, aus dem Vergessen lösen. – Gudrun Wilhelmy

 

Es wäre sicher besser, wenn Nichtjuden sich nach 1945 und gerade heute ganz und gar zurückhalten würden, wenn es um Synagogenbauten – ob neu, restauriert oder wiederaufgebaut – handelt. Mir scheint die Gegenposition von Frau Büttner zum Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge eine sehr gewillkürte und schwache zu sein: Synagoge ja, aber keinesfalls unter Wegfall des (mehr als bescheidenen) Gedenkmosaiks und des leeren Raums darüber. Und den erhaltenswerten Hochbunker der Nazis wollen wir doch auch nicht vergessen, oder ? Wenn Sie, Frau Büttner, sich an die Taten der Nationalsozialisten, also der Deutschen des Jahres 1938 und so fort erinnern und künftige Generationen sensibilisieren wollen, dann suchen Sie sich gefälligst einen anderen Ort in Hamburg aus, an dem Sie das tun können.

Aber keinesfalls auf unserem (jetzt endlich restituierten) Grundstück, auf dem die Bornplatzsynagoge stand und wieder stehen soll.. Uns Juden muss man keine Belehrungen zum Gedenken erteilen. Und wir benötigen keinesfalls diesen Ort, um der Nazigräuel zu gedenken. Wir – dessen kann die gesamte nichtjüdische Welt sicher sein – werden uns in aller Zukunft an die Schoa erinnern – auch dann noch, wenn die Erinnerung daran bei den Nichtjuden und den Nachkommen der Täter in die Schublade des Vergessens gelegt worden ist. Die Kritik, deren Teil Frau Büttner offensichtlich sein will, richtet sich m. E. nur scheinbar gegen einen historisierenden Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge.

Es geht wohl eher darum, nicht anerkennen zu wollen, dass es um die Wiederherstellung von Recht geht, das Hamburg zweimal mit Füßen getreten hat: 1938/39 durch die widerrechtliche Aneignung des Grundstücks am Bornplatz und fortdauernd 1953 durch Zahlung einer Entschädigung an Nichtberechtigte. (Über den hohen wirtschaftlichen Vorteil der Stadt möchte ich hier gar nicht sprechen.) Es ist für Juden, die der heutigen Jüdischen Gemeinde in Hamburg angehören und die Synagoge nicht allein als Symbol nach außen sondern als Ort des Gebets und des Lernens und Versammelns begreifen und nutzen wollen, schlicht unerträglich, wie Unbeteiligte sich aufdrängen, um mitzubestimmen, wie die neue Bornplatzsynagoge aussehen soll.

In dem Zusammenhang sollten Sie sich schämen, nicht ganz unumstrittene Persönlichkeiten aus Israel und Shoa-Überlebende als Zeugen für Ihre Thesen zu missbrauchen! Die Diskussion, die vielleicht für jemanden in Potsdam ertragreich sein mag, reißt hier in Hamburg Gräben auf, die wir längst als überbrückt betrachtet haben Der Wiederaufbau der Synagoge am ehemaligen Bornplatz geht nur die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde an. Den Kritikern außerhalb der Jüdischen Gemeinde sei gesagt: Si tacuisses, philosophus mansisses. – Heinz Jaeckel

 

Was mir an dieser Diskussion fehlt: Eine Rekonstruktion der ehemaligen Synagoge „im alten Stil“ ist ein Fake! Es stehen doch schon genug dieser Gebäude in Deutschland herum – letztes Beispiel ist neue alte Schloss in Berlin. Es gibt heute eine große Anzahl von architektonisch beispielhaften neuen Synagogen, da sollte schon gefragt werden, ob ein Neubau (denn nur das wird es mit den heutigen Materialien, Bauvorschriften, Energiesparmaßnahmen etc. sein) im orientalistischen Retro-Stil wirklich ehrlich ist, nach zeitgemäß gar nicht zu fragen. Und sollte nicht wenigstens ein Sakralbau „ehrlich“ sein? Müssen überall die gleichen Fehler gemacht werden? – Klaus-Dieter Eichler

 

Ich habe intensiv versucht, das Wirrwarr der Argumente und Feststellungen von Frau Büttner zu verstehen: – Die Synagoge soll nicht nach altem Vorbild wieder aufgebaut werden! – Es sind Leute dagegen! – Lieber eine Leere lassen! – Also nicht aufbauen! Mir kommt Frau Büttners Diskussionsbeitrag so vor, einfach einmal dagegen zu sein, egal wie, passt schon. Daher erlaube ich mir zu kommentieren: Es findet eine Planungsphase mit VertreternInnen der Gemeinde, des Bezirks und der Stadt über die Form und Nutzung statt, also sind alle beteiligt, und es wird etwas Neues entstehen, mit Anknüpfung an das Verlorene und die Schritte der Erinnerung daran.

Es gibt immer Stimmen dagegen, das ist wichtig und richtig, aber hier mit einer von mir wahrgenommen Relation von 100 Gegenstimmen (einzelne Beiträge und ein Brief mit 70 Unterschriften) zu mehr als 100.000 Stimmen dafür, plus Unterstützung des hamburger Senats (einstimmig) und des Bundestages ! Eine Leere wirkt nur, wenn es eine wahrnehmbare Kerbe im Stadtbild gibt. Heute ist es ein leerer Platz mit Parkplatz und Bunker aus dem zweiten Weltkrieg. Ich persönlich kenne niemanden, der diesen Platz je als Gedenkplatz wahrgenommen hat. Die Initiative, die Planungsphase und auch die Diskussion gehören dazu, der Weg ist das Ziel. Leere und Untätigkeit sind aber weder Weg noch Ziel. – Henning Weltzien

 

Stellen Sie sich vor, eine Kirche wird – aus welchem Grund auch immer – abgerissen und an ihrer Stelle ein Kreuz errichtet. Wie lange, meinen Sie, pilgern die Gläubigen zum sonntäglichen Gottesdienst bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit dort hin, um zu beten und zu singen? Oder werden an dem Gedenkort in Hamburg jeden Samstag Schabbat-Gottesdienste durchgeführt? Ich denke, wohl eher nicht! Menschen brauchen einen Ort der Gemeinschaft, egal welchen Glaubens oder Bekenntnisses. Einen Ort der Identifikation, der auch wirklich geeignet ist, diese Gemeinschaft zu spüren, zu feiern, zu Er-Leben. Alles Andere sind Gedanken, geboren in irgend einem Elfenbeinturm. – Matthias Lohse

 

           

 

 

Leserbriefe zu „Die Quittung“ von Martin Machowecz

 

So könnte man es sagen. Der Westen kommt bei den Bürgern im Osten als arrogante Klicke rüber. Das wird sich jetzt in den Wahlen auch ausdrücken. Die Bürger im Westen haben eine generelle Abneigung gegen die Ossis. – Gunter Knauer

 

In der endlosen Diskussion um widersprüchliche Lockdownmaßnahmen wird eines immer vergessen. Es gab in unserer Republik nie einen Diskurs über Alternativen zum Lockdown. Gestritten wurde über Lockdown-light, Osterruhe, Notbremse, Inzidenzien, Maskenpflicht im Freien. Alle öffentlichen Auseinandersetzungen in den Mainstreammedien und der Politik stellten dies nie wirklich in Frage. Es herrscht bis heute ein Meinungseinheitsbrei. Unsere Regierungen glauben offenbar immer noch, man könne das Virus mit Lockdowns, Bevormundung, Einsperren, Zwang „besiegen“. Nein, mit dieser Strategie steuern wir eher auf den nächsten Lockdown zu. Das Virus bestimmt den Takt.

Wer glaubt, mit Lockdowns „zu gewinnen“, sollte sich neben Schweden, das nie einen Lockdown hatte, auch die Schweiz anschauen, die seit dem Winter darauf verzichtet. Und man sollte sich die US-Staaten Georgia, Süd-Dakota, Florida, Alabama, Oklahoma, Süd-Carolina, Texas anschauen, die nie einen Lockdown hatten oder ihn frühzeitig aufgaben, und die im inneren US-Vergleich nahezu die gleiche Zahlenentwicklung haben wie die Lockdowner. Wenn man auf Lockdowns, Bevormundung, Einsperren, Zwangsmaßnahmen setzt, hat Deutschland vieles richtig gemacht.

Wenn man auf Eigenverantwortung der Menschen und die natürliche Entwicklung einer Immunisierung setzt, hat Deutschland alles falsch gemacht. Diese Ahnungslosigkeit setzt sich fort in der Impfhysterie. Der neuartige „Impfstoff“, mit dem in Wirklichkeit ein Gen-therapeutischer Eingriff erfolgt, schützt weder vor der eigenen Infektion noch vor der Ansteckung anderer. Man geht davon aus, dass durch ihn schwere Krankheitsverläufe vermieden werden. Belegt ist das aber bisher keineswegs.

Auch ist absolut nichts bekannt über die Langzeitfolgen der neuartigen „Impstoffe“, die in 8 Monaten entwickelt wurden, während die Entwicklungszeit herkömmlicher Impfstoffe oft bis 10 Jahre und länger dauerte. Die Versuchsreihen der Hersteller laufen über 2 Jahre, so dass frühestens im August 2022 mit halbwegs belastbaren Erkenntnissen zu rechnen ist. Die Hersteller der neuartigen Impfstoffe streben an und verhandeln darüber, sich von Haftungsverpflichtungen freistellen lassen. Warum wohl? – Hans Ludwig Scherer

 

Ich finde, Herr Machowecz hat recht treffend das Problem des bedauernswerten Rechtsrucks im Osten beschrieben. Ich denke, es spielt auch eine große Rolle, dass viele Menschen dort ein totalitäres Regime erlebt haben und eine Sensibilität für politische Prozesse entwickelt haben, die zum Entzug der Freiheit und der Grundrechte führen, und die im letzten Jahr in Deutschland stattgefunden haben. Im Westen geht auch den älteren Menschen diese Erfahrung und Sensibilität ab. Eine Politik, die vorgibt die Gesundheit der Menschen zu schützen, ihnen jedoch ihre Grundrechte massiv einschränkt, Angst und Panik verbreitet und Schuldgefühle erzeugt, erinnert zu sehr an die ehemalige DDR-Führung. Ausgangspunkt dieser Politik ist wohl das Strategiepapier des BMI vom Frühjahr 2020. An dieser Stelle herrscht im Westen eine gewisse Naivität. Der AfD ist es leider sehr gut gelungen hier den Finger in die Wunde zu legen.

Der AfD gelingt es außerdem den anderen Parteien vorzuschreiben, wie sie über bestimmte politische Themen zu denken haben. Nämlich immer genau anders als das die AfD tut. Somit hat die AfD es geschafft, mehr oder weniger die einzige Partei zu sein, die sich kritisch mit dem Regierungskurs auseinandersetzt. Es darf nicht verboten sein ihr in diesem Punkt zum Teil auch Recht zu geben. Es scheint aber verboten zu sein! So wird es von den anderen Parteien und leider ebenso von den meisten Medien gefordert. Auf diese Art und Weise treibt man die Menschen in die Fänge der AfD. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Zu Ihrer eh schon langen Liste der Schlampereien und Fehlentscheidungen von CDU- Regierenden möchte ich noch einen Vorenthaltungsaspekt hinzufügen. In 2020 hat Merkel Spahn angeiwesen, auf die zuvor gesicherten 30 Mio Impfdosen von BionTech zu verzichten und diese in die EU einzubringen.

Und rechtzeitig vor den Wahlen in S-An hat von der Leyen verkündet, 100 Mio Impfdosen für die Olympischen spiele in Japan bereitzustellen. Richtig gelesen: 100 Millionen für ca 20.000 Sportler! Weder in 2020 noch in 2021 wurde der Bevölkerung erklärt, welche zuvor „Gefährdeten“ denn nun hinten anstehen müssen. Beide haben vor lauter Machtgedöns ganz einfach vergessen, worauf sie eigentlich mal ihren jeweiligen Amtseid geschworen haben… Konkret für mich: Ich bin Jahrgang 1952, bei der Impfstelle Bayerns BAYIMCO gemeldet, von dieser bestätigt – und weiter wartend… sogar auf eine perspektivische Andeutung, wann es denn evtl. sein könnte …. Falls Sie der etwas abweisende Wortlaut der Bestätigung der BAYIMCO interessiert:

„Ihre Anmeldung zur COVID-19 Impfung wurde erfolgreich entgegengenommen. Sie werden automatisch per E-Mail und/oder SMS kontaktiert, sobald Sie an der Reihe sind. Eine weitere Kontaktaufnahme mit dem für Sie zuständigen Impfzentrum ist daher nicht erforderlich. Bitte verzichten Sie auch auf Nachfragen, da dies die Kapazitäten der Impfzentren belastet und zu Verzögerungen im Ablauf der Terminvereinbarungen führt.“ Das ist die reale Kommunikation – da wären vmtl sogar die Russen höflicher …. ICH jedenfalls kann jeden Wähler in Sachsen-Anhalt verstehen, der DIESEN CDU- Führungspersönlichkeiten keine weitere Stimme nachwirft. JEDER andere kann es m.E. besser! – Franz Berger

 

Der alte Hase(loff) bleibt weiterhin der Küchenchef. Wer da sonst noch mitköcheln darf, das bleibt vorerst ein großes Küchengeheimnis! So ganz alleine möchte die siegreiche CDU ihre Suppe auch nicht auslöffeln, jedoch AfD und die Linken haben weiterhin ein striktes Küchenverbot! „Minoritäten“ wie die SPD, die FDP und die Grünen dürfen noch weiterhin hoffen, denn für ein, zwei dieser „Mitesser“ wären noch einige „Brosamen“ da! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie schlimm war die Lage auf den Intensivstationen?“ von Christian Endt et al.

 

Ein bisschen erschrocken bin ich beim Lesen. Sie relativieren anhand von Zahlen die Dramatik der Situation auf den den Intensivstationen in der Pandemie. Kein Wort zur Situation des medizinischen Personals, von den Patienten mal ganz zu schweigen. Ihnen muss doch klar sein, wem Sie mit einem solchem Stück Argumente liefern. Hoffen wir mal, dass Querdenker keine Zeit lesen. – Constanze Kraus

 

„Irgendwann braucht es keine Lügen mehr. Die Tatsachen lügen für sich.“ (Hans Ulrich Bänziger, *1938, schweizer Psychologe & Schriftsteller) Dass es keine „einfachen Wahrheiten“ geben soll, das musste ich erst einmal verdauen! Nun diese Zeiten inmitten der Pandemie, das sind leider keine einfachen Zeiten, da ist es fast doch ratsamer, dass man nur den Wahrheiten der Corona-Politiker Glauben schenken sollte.

„Abweichler“ davon, gehören schnurstracks in die Ecke, und sollten dort solange stehen bleiben, bis der allerletzte „Quergedanke“ ganz (un)freiwillig die Flucht ergiffen hat. Wenn das wirklich alles so stimmt, wie es im obigen Artikel beschrieben steht, dann müsste sogar die Frage nach den „wirklich wahren Querdenkertum“ im Lande, wieder ganz neu gestellt werden; alles geht auf Anfang zurück, alles ist wieder ziemlich offen! Der Grat zwischen Wahrheit und Lüge scheint obsolet geworden zu sein? – Klaus P. Jaworek

 

Seit geraumer Zeit verfolge ich Ihre Berichterstattung zum Thema Auslastung der Intensivstationen und möchte kurz aus der Sicht eines “Betroffenen“ berichten: seit Anfang letzten Jahres kennen wir eine neue Erkrankung, die uns in hohem Maß auf den Intensivstationen Patienten beschert. Z.T. waren unsere beiden Intensivstationen zu mehr als 50% mit Covid-Patienten belegt, was nur deshalb möglich war, weil andere Bereiche unseres Krankenhauses massiv heruntergefahren wurden.

Intensivstationen sind auch unter Normalbedingungen sehr ausgelastet und dazu gesellt sich diese neue Erkrankung, die um die vorhandenen Ressourcen „konkurriert“. Nur durch die Steuerungen der Politik, sowie einer massiven Umorganisation des Krankenhausbetriebes ist es gelungen „Bergamo“ nicht auch bei uns zur Realität werden zu lassen. Der DIVI in diesem Zusammenhang „Lobbyismus“ und Panikmache vorzuwerfen finde ich einigermaßen unangebracht. – Dr. med. Franz Brettner MHBA

 

Danke für die informative Übersicht. Nicht einverstanden bin ich mit dem Länderranking unter „Behandelt Deutschland falsch?“ Wenn man schon das olympische Motto ‚Citius, Altius, Fortius‘ im internationalen statistischen Vergleich bemüht, sollte man sich der Fallstricke sehr bewusst sein. Neben den im Abschnitt schon genannten Folgendes: Den Anteil der an oder mit COVID Gestorbenen an den positiv Getesteten zu berechnen, läuft Gefahr, erheblich verzerrte Ergebnisse hervorzubringen, da sowohl der Zähler als auch der Nenner selbst in Europa nicht nach einheitlichen Kriterien bestimmt werden – insbesondere der Nenner hängt sehr von den regionalen Gegebenheiten ab.

Zieht man die ‚klassische‘ Variante, also Zahl der an oder mit COVID Gestorbenen je 100 000 Einwohner heran (Quelle: WHO), so schneiden von den im Artikel genannten Staaten Belgien, Italien, Spanien Portugal, Frankreich, Schweden, Schweiz und Österreich ’schlechter‘ ab als Deutschland, lediglich Niederlande, Dänemark, Finnland und Norwegen besser – ein ganz anderes Bild! – Udo Kroschewski

 

Etwas absurd ist der Artikel in Teilen schon. Da weisen die Verfechter und Unterstützer der Corona-Politik der Bundesregierung gerne immer wieder darauf hin, daß die Gegner dieser Politik doch auf die Wissenschaft hören sollen und den Experten vertrauen sollen. Wenn dann zwei dieser Experten darauf hinweisen, daß es zu keinem Zeitpunkt einen Engpaß auf den Intensivstationen gegeben habe bzw. die Versorgung der Patienten nie in Gefahr gewesen sei und die Warnungen vor einer Überlastung mithin nicht gerechtfertigt waren, dann vertraut man als Verfechter der Corona-Politik der Bundesregierung eben doch nicht mehr den Experten, denn diese Darstellung kann so ja nicht richtig sein.

Diese Darstellung würde ja bedeuten, daß die Corona-Politik der Bundesregierung möglicherweise zu tief in Grundrechte der Bürger eingegriffen hat, ohne daß dies durch entsprechende Gefahren gerechtfertigt gewesen wäre. Also erfindet man die Mär, daß die Belegungszahlen nicht richtig seien. Sie würden ja nicht erfassen, ob Operationen abgesagt oder verschoben wurden. Außerdem sei auch nicht nur wichtig, wieviele Menschen erkranken sondern auch wo man erkranke. Das klingt nach Verschwörungstheorien. Deutschland ist flächendeckend mit Krankenhäusern und Intensivbetten sehr umfangreich versorgt; tatsächlich spielt es keine Rolle ob man in Eisenhüttenstadt oder in Duisburg an Corona erkrankt.

Also kurz um, wenn die Meinung der Experten nicht paßt, dann gibt es eben doch Umstände neben der Statistik bzw. neben der Meinung der Experten, die man ins Felde führen kann, um die eigene Weltsicht zu rechtfertigen. Die Autoren machen dann nicht einmal davor halt, die Zahlen der DIVI in ihrem Sinne zu schönen. So wird in dem Artikel behauptet, daß sich im März die Anzahl der Corona-Patienten auf den Intensivstation fast verdoppelt habe. Tatsächlich befanden sich am 1. März genau 2.862 Corona-Patienten und am 31. März 2021 genau 3.668 Corona-Patienten in Behandlung. Das ist auch keine fast Verdoppelung sondern nur eine maßvolle Steigerung. Die Zahl der freien Betten in der Notfallreserve lag am 1. März bei 10.453 und am 31. März bei 10.423 Betten. In Intensivstation hätte man also am 31. März noch dreimal mehr Corona-Patienten unter Beanspruchung der Notfallreserve aufnehmen können. Hinzu kommen noch die am 31. März ohnehin 3298 als frei gemeldeten Betten.

Ich habe bereits an anderer Stelle darauf hingewiesen, daß ich weder Anhänger von Verschwörungstheorien bin noch Corona-Leugner. Für mich ist keine Frage, daß es das Virus und die Pandemie gibt. Frage ist nur, ob die weitgehenden Grundrechtseingriffe durch die Bundesregierung gerechtfertigt waren. Angesichts des Umstandes, daß der Bundestag jetzt in seine Sommerpause gehen wird, habe ich erhebliche Zweifel daran, ob wir uns tatsächlich noch in einer bundesweiten epidemischen Notlage befinden. Den Bundestag selber ficht das aber nicht an. Zumindest soll das Vorhandensein einer bundesweiten epidemischen Notlage nun bis zum 30. September 2021 verlängert werden, was mich an Goethe erinnert: „Die Geister, die ich rief“. Ich erinnere daran, daß diese Feststellung Grundlage für die weitgehenden und damit auch fürderhin zulässigen erheblichen Grundrechtseingriffe ist. – Volker v. Moers

 


 

 

Leserbriefe zu „Und es gibt sie doch!“ von Clemens J. Setz

 

Es ist mir sehr befremdlich, dass die ZEIT einem Thema wie den Ufos gleich zwei Artikel im Feuilleton widmet – wobei beide Artikel – von Clemens Setz und von Jens Jessen – je einen wichtigen Kern enthalten. Mich wundert es nämlich nicht, dass eine Nation, deren Gründung auf einem Genozid an der indigenen Urbevölkerung ihres Siedlungsraumes, deren Reichtum auf der exzessiven Sklavenhalterkultur basiert und der ein Rassismus endemisch und systemisch zu eigen ist (siehe das aktuelle erste Erinnern an die Massaker von Tulsa/Oklahoma vor 100 Jahren), solche Phantasien entwickelt – seit Jahrzehnten! Setz zitiert nicht von ungefähr C.G. Jung! Es ist deshalb auch kein Zufall, dass Jens Jessen in seinem etwas augenzwinkernden Essay gleich auf Rassismus zu sprechen kommt.

Die Phantastereien der Amerikaner sind die Abwehr all des Bösen und Grauenhaften ihrer Geschichte geschuldet. Deshalb ist es für mich nicht verwunderlich, dass Jessen feststellen kann, „das die Ufo-Lenker offenbar bei ihren Erdbesichtigungen zur einseitigen Bevorzugung der USA neigen.“ Kein Zufall scheint es mir zu sein, dass just 20 Jahre nach dem grauenhaften Impact auf das World Trade Center solche Phantasien in den USA wieder hochkommen. Die damaligen Flugobjekte waren allerdings schrecklich real! – Ulrich Reimann

 

Auf dem Photo (rechts oben) glaubt der Lichtbildner,dass ein Ufo zu sehen sein könnte.Die Aufnahme galt eigentlich der Giraffe.Und nun vielleicht auch noch ein Ufo? Science Fiction Freaks werden das gern hören. Die Militärs sowieso. Damit lassen sich unbeschränkt Mittel locker machen, um den Aliens mal richtig zu zeigen,was Sache ist. Das ist aber gar nicht nötig.Die Aliens werden abdrehen und ins Logbuch notieren:“..ein unwichtiger Planet, die glauben da, dass es uns wirklich gibt“ Ja nun,ausser im Kino und im Fernsehen. – Hans-Emil Schuster

 

Eine aussergewöhnliche UFO Story. Was macht es für einen Unterschied ob Regierungen etwas bejahen oder negieren ? Die Regierungsmitglieder sind Menschen. Für alle Menschen sind elementare Dinge von Bedeutung: Nahrung, Begegnung mit dem anderen Geschlecht, Selbsterhaltung. Die Beschäftigung mit UFOs ist eine sehr schöne Spielerei. Irgendetwas muss in jedem Menschen ein leidenschaftliches Interesse auslösen. – Klaus Wolfbeisz

 

Zum Artikel „Es gibt sie also doch!“ Der Fehler der in unserer Art Raumfahrtdenken befangenen Menschheit ist doch, dass wir bei den geschilderten Erscheinungen sogleich an Flugkörper denken, wohlmöglich mit Besatzung, die gestützt auf völlig unbekanntes Material und mit unerklärlicher Geschwindigkeit unsere Welt erkunden und gar eine Landung vorbereiten.

Mich erinnern die Erscheinungen eher an Lichtkegel, die wir mit Taschenspiegel, Taschenlampe oder Laserpointer an die Wand werfen, die unsere Kinder dann vergeblich zu erhaschen suchen. Vielleicht sind ferne Intelligenzen zu dem Ergebnis gekommen, das es sinnlos ist, die unendlichen Weiten des Universums persönlich zu durchkreuzen und ferne Welten gewissermaßen zu Fuß zu erkunden. Sie konzentrieren sich vielmehr auf Verbesserung von Strahlentechniken, mit deren Hilfe sie ihren Fokus beliebig und ohne Hindernisse über die Objekte ihres Interesses gleiten lassen. Was wir als fliegende Untertasse deuten, ist nur das Ende ihres Suchstrahls. – K. F. Ullrich

 

Ich finde Überlegungen zu UFOs stets unterhaltsam und gehen ihnen bisweilen selber gern nach. Danke fürs Abdrucken! Ich bin kein Experte, habe aber dennoch zwei spontane Einwände zu den UFO-Sichtungen: 1. es erscheint mir weiterhin als wahrscheinlicher, dass es sich um Testdrohnen des Militärs selber handelt, und schlicht andere militärische Abteilungen nichts von diesen Projekten wissen. 2. bereits in der Bezeichnung Flugobjekt offenbart sich nach meiner Ansicht eine sehr altmodische Vorstellung von Außerirdischen, die an die Sciencefiction Serien der 60er und 70er erinnert.

Nämlich, dass Aliens einfach so in ein Flugobjekt steigen und dann von ihrem Heimatort aus und mit Hilfe kinetischer Energie zu uns losfliegen. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass interplanetare Langstreckenreisen so funktionieren. Eher vorstellbar wären da schon hyperintelligente Lichtblitze, gekrümmte und mit Bewusstsein designte Raumzeiten oder tiefen-sinnierende Wellen. – Robert Lojewsky

 


 

 

Leserbriefe zu „»Abwarten ist in der Medizin eine echte Option«“. Gespräch mit Jörg Dötsch geführt von Ulrich Bahnsen und Johanna Schoener

 

Ich bin kein genereller Impfgegner, kein Verschwörungstheoretiker, aber studierte Wissenschaftlerin und habe mal vor 20 Jahren als Fördermitglied vom Verein Ärzte gegen Tierversuche sehr viel fundierte Studien gelesen, die mit Zahlen und Statistiken Bedenken untermauert haben, dass Medikamententests an Tieren nicht unmittelbar auf den Menschen übertragbar sind und zu irreführenden Schlüssen führen können. Die modernen mRNA Impfstoffe sind ca. 15 Jahre an Tieren, aber nur wenige Monate an Menschen getestet.

Sogar eine Ärztin bei Hart aber Fair hat vor ein paar Monaten vor laufender Kamera deswegen wohl auch eingeräumt, dass es durchaus ein Restrisiko gäbe, dass die neuen Impfstoffe in ein paar Jahren schwere Krankheiten auslösen können. Deswegen haben die Impfstoffe auch nur eine Notfallzulassung. Aber was ist, wenn dieser unwahrscheinliche, aber wissenschaftlich-medizinisch möglicher Fall eintritt, und in vielleicht 5-7 Jahren bei den meisten Geimpften zu tödlichem Krebs führt? Sollte man also auch nur deswegen Notfälle mit einem Impfstoff impfen, der ja auch nur eine Notfallzulassung hat – also sehr alte und schwer vorerkrankte Menschen???

Es sind doch schon große Studien weltweit mit drei Medikamenten in Arbeit, die gute Hoffnungen machen, dass man damit schwere Verläufe mildern kann. Wäre es jetzt also nicht angebrachter, die neuartigen Impfstoffe nicht mehr zu benutzen bei jüngeren und gesunden Leuten, diese im Krankheitsfall lieber mit den Medikamenten behandeln und lieber die Impfstoffe die wie alte Grippeimpfstoffe wirken mehr in der Entwicklung und Zulassung zu unterstützen und dann diese einsetzen? – Eva Dust

 

Abwarten? Die Frage ist, auf was? Ein neues Mittel,das auf den Markt kommt? Eine Selbstheilung?Oder ein risikoreicher Eingriff. Wer will das entscheiden? Aber ein Beitrag,der den Leser zwingen sollte, selber mal nachzudenken,falls er in eine solche Lage kommt. – Hans-Emil Schuster

 

In den meisten Punkten kann ich Herrn Prof Dötsch zustimmen, völlig erstaunt hat mich aber der vermittelte Eindruck, nur Kinderärzte könnten Kinder und Jugendliche impfen, Hausärzte sollten hierzu Kinder oder Jugendliche an den Kinderarzt überweisen. Vielleicht ist es in der Metropole Köln anders, aber insbesondere in ländlichen Regionen übernehmen Hausärzte zu einem nicht unerheblichen Teil die Versorgung von Kleinkinder, Kindern und Jugendlichen einschließlich der U-untersuchungen und natürlich auch deren Impfungen.

Anders wäre die Versorgung der Kinder in Deutschland gar nicht möglich, da in diesen Regionen selten Kinderärzte zu finden sind. Und so werden wir uns natürlich auch in Bezug auf die Coronaimpfungen , genau wie die Kinderärzte , nach den Empfehlungen der STIKO richten, die individuellen Aspekte wie ausgeführt beachten, und ,falls irgendwann empfohlen, unsere gesammelten Erfahrungen , aktuell schon ca 1000 Impfungen mit den neuen Corona-Impfstoffen, zum Wohle der Kinder mit einbringen. – Dr. med Rainer Nelkenstock

 

Wieder einmal ein Artikel zum Impfen, diesmal geht es um Kinder und Corona. Wieder einmal sind alle dabei: Neben der ZEIT natürlich auch die STIKO,das RKI und sonstige Meinungshabende. Geimpft wird von studierten Medizinern, der Impfstoff benötigt eine Zulassung, für die Anwendung gibt es beratende Gremien – alles im Sinne der Gesundheit. 2019 waren ca. 20 % der Deutschen tätowiert, heute sind es wahrscheinlich deutlich mehr. Tätowiert darf „Jedermann“, es gibt nicht einmal ein Berufsbild oder eine Ausbildung. Nicht einmal die mindeste Voraussetzung analog zu Heilpraktikern in der Medizin.

Die Farben für das Tätowieren unterliegen keiner Zulassung. Die Anwendung steht jedem frei. Kann es sein, dass gesellschaftliche Wahrnehmung und mediale Aufmerksamkeit in puncto Gesundheit extrem breit gestreut sind ? Ich würde mich freuen, wenn die ZEIT vor einem weiteren Artikel zum Impfen, den eigenen Blick im Bereich „Gesundheit“ erweitern würde. Oder geht es gar nicht um Gesundheit (oder Wissen), sondern nur darum, einen weiteren Artikel zu veröffentlichen, der in die Zeit und deshalb natürlich auch in die ZEIT passt ? – Axel Felsch

 

Was können Erzieher und Lehrerinnen noch ausrichten, fragt Martin Spiewak. Die Antwort kann er bei Erzieherinnen und Lehrern suchen. „Bildung spaltet“. Eher spiegelt sie Spaltung. Aber Tschändern spaltet. Auch in Leser & NichtLeser. Es ist „Ungerecht von Anfang an“. – Ulrich J. Heinz

 


 

 

Leserbriefe zu „Für Radsuchende“ von Stefanie Flamm et al.

 

Liebe Frau Mainka, den Begriff der Pavianhose kannte ich noch nicht, kann Ihnen aber sagen, dass ohne meine PH gar nichts geht. Lieber Herr Probst, hm ja. Ich mache das wie Sie: rote Ampel nur dann akzeptieren, wenn nötig (also: Kinder oder Autos oder Selbstgefährdung). Dennoch fehlt mir bei Ihrer Aufzählung etwas ganz wichtiges: die Fahrradklingel und deren Benutzung. Noch ist es mir als Fußgängerin nicht gegeben, ohne Augen nach hinten zu schauen….. Allen: Gute Fahrt und bitte daran denken, dass es wenig Sinn macht, auf sein Recht im Straßenverkehr zu pochen. – Annette Haagen

 

Sehr geehrter Herr Stock, doch, der Mensch braucht unbedingt fünf Fahrräder, vielleicht kein e-Bike, aber definitiv ein Tandem. Vielleicht schaffen Sie ja noch das sechste – und ein Gästerad kann auch nicht schaden, denn man mag ja nun wirklich nicht das eigene Rad verleihen, oder? Weiterhin fröhliches Radeln und vielen Dank für Ihre Zeilen (ich habe sehr gelacht!) – Dr. Sabina Franke

 

Ein herzliches Dankeschön an die Autoren des Artikels „Für Radsuchende“ in Ausgabe 23. Ich habe schon lange nicht mehr so anhaltend über einen Artikel gelacht. – Michael Müller

 

Lieber Maximilian Probst. Ich gehöre auch zu denen, die die Verkehrsregeln radlergerecht auslegen, wobei bei mir die Prämisse gilt, andere Verkehrsteilnehmer nicht zu irritieren, auf keinen Fall zu erschrecken und schon garnicht zu gefährden. Als Beispiel: ich könnte einen Fußgänger noch überholen bevor ich rechts oder links abbiege; das mache ich nicht und nehme lieber Tempo raus um in seinem Rücken abzubiegen. – Reinhard Daeschler

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie kriegen wir unsere Traumwohnung, liebe Makler?“ Gespräch mit Steffen Fleischmann et al. geführt von Johannes Gernert und Charlotte Parnack

 

Es ist wie überall: Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es ‚raus. Ich bin ganz sicher, dass es absolut unmögliche Kunden gibt, die viel verlangen (Stichwort: finnische Sauna auf der Terrasse), aber vermutlich gibt es mehr unmögliche Makler. Ich habe bislang leider nur mittelmäßige bis schlechte Erfahrungen mit Maklern gemacht, obwohl ich immer freundlich in den Wald hinein rufe. Von unverschämten Äußerungen wie „sind Sie sicher, dass Sie sich diese Wohnung überhaupt leisten können?“ bis zum nie erfolgten, aber hoch und heilig versprochenen Rückruf oder schlicht überhaupt keiner Reaktion auf einen Mail hatte ich alles. Aus meiner Sicht nutzen zu viele Ihrer Berufskollegen unsere Abhängigkeit aus. Ob der Makler mit einem 11er vorfährt oder mit einem alten klapprigen Hollandrad ist mir herzlich egal. – Annette Haagen

 

Eigentlich sollte das umgangssprachliche Wort „kriegen“ nicht in der Artikelüberschrft einer Wochenzeitung mit hohem Sprachanspruch verwendet werden. Das Gespräch mit den drei Maklern zeigt, dass der Lack der Seriosität bei den Vertretern der Haus- und WohnungsvermittlerInnen nur sehr dünn ist. In vielen Ländern Westeuropas wird für die Ausübung der Tätigkeit eines Maklers, der ja mit hohen Vermögenswerten hantiert, zumindest eine einschlägige Berufsausbildung verlangt, teilweise so gar ein Studium. In Deutschland ist das leider anders, weshalb sich auch so viele schwarze Schafe in der Branche tummeln. Wenn man als Makler meint, ein teures großes Auto fahren zu müssen, um dem Kunden so zu zeigen, dass man gut im Geschäft ist, lässt das tief blicken. Da darf man sich nicht um ein ramponiertes Image wundern. – Stefan Kaisers

 

In dem Artikel über die aufreibende Maklerarbeit hätte man mal erwähnen können, was dabei monatlich so rumkommt. – U. Jeske

 


 

 

Leserbriefe zu „Ups, die Realität“ von Jörg Lau

 

Jörg Lau beschreibt in seinem Artikel exakt die Welt des europäischen Grottenolms, eines dauernd im Larvenstadium also niemals erwachsen und dennoch uralt werdenden und in Höhlengewässern lebenden Salamanders, der sich – gewöhnlich gesellig – zu einer wahren Furie entwickeln kann und sein Balz- oder Laichrevier mit Zähnen verteidigt, wenn einer der ihren im falschen Moment das Falsche tut.

Da sich seine Lebensumstände angesichts des unterirdischen stockdunklen Biotops auf ein nahezu unveränderliches minimalistisches Milieu beschränken, passiert das natürlich besonders dann, wenn ein Grottenolm einmal seine Höhle verlässt und so mit den Erfahrungen der Realität konfrontiert, wieder zu den seinen zurückkehrt. Oberolm Habeck kann ein Lied davon singen. – Dr. Claus Doenecke

 

An dem Artikel ist nichts auszusetzen. Er endet mit dem Ingeborg Bachmann Zitat: „Die Wahrheit ist dem Leser zumutbar“. Was aber, wenn der verehrte Leser, also ich, diese Wahrheit häufig gar nicht kennt. Neben einem halben Leitartikel finden sich im Teil „Politik“ der ZEIT vom 2. Juni 2021 (11 Seiten) lediglich zwei weitere Seiten mit außenpolitschen Themen (Ukraine, Belarus). Im Teil „Wirtschaft“ sieht es nicht besser aus. Ich bin seit 60 Jahren ZEIT-Leser. Wer, meine Zeitung oder ich, entfernt sich seit geraumer Zeit von unserer Lebenswirklichkeit, die ja in hohem Maß von unseren Beziehungen zu der Welt da draußen bestimmt wird? – Lutz Hoffmann

 

Vor den außenpolitischen Realitäten können sich auch die Grünen nicht wegducken. Eigentlich sollten sie das aus ihren Erfahrungen in der rot-grünen Koalition unter Kanzler Schröder noch wissen. Als es um die Entsendung deutscher Truppen in den Kosovo ging, stand Ihr Außenminister ziemlich alleine da. Joschka Fischer hatte die damals richtige Entscheidung getroffen, wurde dafür mit einem Farbbeutel beschmissen und als Kriegstreiber aus einigen Teilen der eigenen Reihen diffamiert. Es gab viel Streit unter den Grünen.

Nun ist die Welt nicht friedlicher geworden. Deutschland ist Bündnispartner in der NATO und wird auch tatsächlich Verantwortung übernehmen müssen. Allein mit der Formel „mehr Verantwortung übernehmen“, ohne aber inhaltlich konkret zu werden, werden die Grünen in der Regierungsverantwortung nicht durchkommen. So schulden sie es sich selbst, nicht nur den Wählern, ihr außenpolitisches Profil jetzt zu klären. Das geht natürlich nur, wenn sie darüber offen debattieren. Eine Debatte im Vorfeld „abzumoderieren“, wie Herr Lau es so schön ausdrückt, ist ein großer Fehler. Ich weiß nicht, warum die Grünen hier so zimperlich sind, vielleicht trauen sie sich selbst nicht so recht über den Weg.

Den meisten aufgeklärten Wählern entgeht es ohnehin nicht, wenn eine Partei – welche auch immer – Wahltaktik betreibt und um für sie heikle Themen “herumeiert“. Mir ging das schon vor jeder Wahl auf die Nerven. Zu einer sachgerechten Politik gehört auch, sich den (außen-) politischen Realitäten zu stellen und mit ihnen umzugehen. Fundamentalismus ist da kaum hilfreich, ansonsten ist ein Dauerstreit vorprogrammiert, der jede (künftige) Regierungskoalition wenig tragfähig machen wird. Das sollten sich die Grünen selbst und allen anderen auch ersparen. – Regina Stock

 


 

 

Leserbriefe zu „Hoch lebe Belarus!“ von Alice Bota und Michael Thumann

 

Belarus ist verloren. Das Volk ist verloren. Alexander Lukaschenko wird sich sein Privateigentum, das Land Belarus, nicht nehmen lassen. Er und seine Schergen werden das Land weiter ausplündern. Sein Lehrmeister Wladimir Putin hat ihm beigebracht, wie das geht. Jemand, der mit der Waffe in der Hand gegen sein eigenes Volk vorgeht, zeigt, was die Stunde geschlagen hat. Sein Sohn Nikolai, jetzt 16 Jahre alt, wird seit seinem vierten Lebensjahr auf die Amtsübernahme oder vielmehr Besitzübernahme vorbereitet. 2013 verkündete Alexander Lukaschenko, dass sein Sohn Nikolai der neue Präsident des Landes werde. Das bedeutet, dass für ihn seine Präsidentschaft über seinen Tod hinaus gesichert ist. Die Firma muss weiter funktionieren.

Der Westen ist nach der Entführung des Bloggers Roman Protassewitsch wie immer empört, verhängt Sanktionen, die Lukaschenko kalt lassen. Dieser verhöhnt alle Kritiker, indem er den Entführten vor die Kamera zehrt und Lobpreisungen über sich und sein Terrorregime verkünden lässt. Putin lächelt. Wenn es eng wird, wird Geld aus Moskau fließen. Die Opposition hofft, mit Protesten und Demonstrationen, vielleicht sogar mit einem engeren Schulterschluss des Westens, Einfluss auf die Geschicke des Landes nehmen zu können. Das wird nicht geschehen. Putin wird es nicht zulassen. Gelänge der Opposition ein Sturz von Lukaschenko, besteht auch für Putin die Gefahr, dass die Welle in sein Land überschwappt. Man denke zurück an den Arabischen Frühling.

Putin wird sich Belarus einverleiben, annektieren, besetzen oder einfach in sein privates Imperium übernehmen. Wer sollte ihn daran hindern? Der Weltsicherheitsrat etwa? Wohl kaum. China würde neben Russland gegen alle Beschlüsse, die ein solches Vorgehen verurteilen oder mit Sanktionen belegen oder im schlimmsten Fall militärische Mittel ablehnen. Aus guten Grund. China lässt ebenfalls keine Einmischung in „innere“ Angelegenheiten zu. Die Welt muss andere Wege finden, und zwar schnell, um diesen Diktatoren die Grenzen aufzuzeigen. Für Belarus wird es leider so oder so zu spät sein. – Andreas Löbbers

 

Neben all den besorgniserregenden Informationen in diesem Beitrag, hat mich die Tatsache, dass die ebenfalls entführte Freundin Roman Protassewitschs, Sofia Sapega, nicht einmal namentlich genannt wurde, noch zusätzlich verstört. Sieht sie sich nicht ebenfalls mit Haft und ggf. Folter konfrontiert? Hat sie nicht auch Familie, die um ihr Leben bangt? Sie ist wahrscheinlich nicht die Hauptakteurin in diesem Konflikt, aber eine namentliche Erwähnung sollte doch zumindest stattfinden! – Rebecca Labowski

 

Lukaschenko wird häufig als letzter Diktatur Europas bezeichnet. Dabei gibt es noch eine Reihe anderer Anwärter, die ebenfalls in diese Kategorie fallen könnten, aber eher als Autokraten beschrieben werden. Kennzeichnend sind Einschränkung/Verletzung Menschenrechte, Manipulation der Wahlen, besonders aber auch die angestrebte Präsidentschaft auf Lebenszeit. Entsprechend ist das harte Vorgehen gegen jegliche Opposition. Jeder Diktator/Autokrat sitzt daher auf einem Vulkan, um seine Privilegien und Pfründe auch für die Zeit danach abzusichern – idealerweise durch einen geeigneten Nachfolger. So gab es seinerzeit einen Deal zwischen Putin und Jelzin, um dies sicherzustellen.

Das Risikomanagement eines Autokraten/Diktators würde andernfalls auf eine harte Probe gestellt, wenn man nicht so wie Milosevic oder Karadzic im Gefängnis enden will. Saddam Hussein musste aus einem Erdloch herausgeholt werden. Später wurde er gehängt. Gaddafi wurde ermordet, Mubarak nach 30 Jahren Herrschaft verhaftet. Hitler beging Selbstmord und Napoleon wurde verbannt. Die Geschichte ist voll von solchen Schicksalen. Ein Altersruhesitz in einem Drittland wäre dann für die Autokraten eine Notlösung. Warum Putin und Lukaschenko so gut kooperieren?

Beide haben die gleichen Probleme mit ihrem Risikomanagement. Es handelt sich also nicht um Rachsucht, sondern schlichte Logik des Überlebens – einschliesslich ihrer Netzwerke. Für eine Opposition mit dürfte es daher sehr schwer werden. Das erklärt allerdings auch, warum es nicht einfach ist, Diktatoren/Autokraten und ihre geschaffenen Netzwerke abzusetzen bzw. abzuwählen.

Sanktionen sind daher nur eingeschränkt wirkungsvoll. Bei drohenden Kontensperren werden die Gelder schon vorher abgezogen. Meist leidet die betroffene Bevölkerung. Mit demokratischen Regeln könnte der Druck aus der Magmakammer des Vulkans genommen werden. Pfründe und Privilegien könnten dabei aber für die Autokraten verloren gehen. Alternativ könnte ein „internationales Weltgericht“ jenseits Internationalem Gerichtshof oder UNO gegründet werden – eine Vision und keine einfache Aufgabe bei der Vielzahl der Autokraten auf der Welt. – Dieter Wurzel

 


 

 

Leserbriefe zu „Später, wann ist das?“ von Uwe Jean Heuser

 

Leider ist der verlogene Terminus „CO2-freies Flugbenzin“ auch unreflektiert in den ansonsten gelungenen Leitartikel der ZEIT eingesickert. Dieses Greenwashing bedarf eine Klarstellung : Die Hochtemperaturverbrennung von Treibstoff in Flugzeugturbinen setzt wegen der in Flughöhe herrschenden Verhältnisse ( Temperatur, Druck, Sonneneinstrahlung) verschiedene , teils gekoppelte Wirkungen in Gang, die Klimaschädigungen um den Faktor 3..5 erhöht gegenüber reiner CO2-Wirkung ( z.B. Benzin in Bodennähe verbrannt)).

Das wird zusammengefasst in dem Faktor RFI ( radiation forcing index ) Für virtuell „CO2-frei“ hergestelltenFlugsprit bleibt also die Klimaschädigung bei einem Faktor 2..4 über der Wirkung des bodennah ausgestossenen CO2. Also reduziert „CO2-freies Flugbenzin“ den aktuell verheerenden Fussabdruck höchstens um 33% ( auf 2/3). „CO2-freies Flugbenzin“ ist und bleibt ein reines Fantasieprodukt der Luftfahrt / Reiseindustrie, Zwecklüge oder einfach Wirtschafts-Propaganda. – Wolfgang Stidl

 

Das niederländische Gericht und Herr Heuser tun ja gerade so, als stünden Shell und ExxonMobil wie Rauschgifthändler an jeder dunklen Straßenecke, und versuchten uns Energieverbrauchern Benzin, Erdgas und Heizöl aufzuschwatzen. Anders herum wird ein Schuh daraus: Solange der Betrieb von Benzin- und Dieselfahrzeugen, Gas – und Ölheizungen sowie Kraftwerken erlaubt ist und Bedarf erzeugt, müssen Erdgas und Rohöl gefördert und verarbeitet werden, weil sonst die Räder stillstehen und Heizungen ausgehen. Und solange müssen auch neue Vorkommen erschlossen werden, weil alte Felder versiegen. Auf welcher Rechtsgrundlage „Konzerne wie Shell klimaschützende Staaten in ferner Zukunft mit Verweis auf diese Investitionen verklagen“ können, müsste Herr Heuser erklären. Es gibt von keiner Seite Verpflichtungen.

Der Ölmarkt lebt von Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage wird von unserem Verbrauchsverhalten und das wiederum (weitgehend) von den Umweltbestimmungen von Regierungen beeinflusst. Für das Angebot, das von der Nachfrage bestimmt wird (und nicht umgekehrt), sind die „Ölmultis“ zuständig. Ich habe in letzter Zeit keine Werbung „KAUFT MEHR ÖL“ von ExxonMobil oder Chevron gesehen. Wenn man den ehemals 7, heute nur noch „5 Schwestern“ an den Kragen will, sollte man ihnen die Umweltsünden vorhalten, für die sie wirklich verantwortlich sind – und das sind einige. Aber sie für unser Fehlverhalten zu verurteilen ist absurd. – Sven Herfurth

 

Pardon! Als ich den unten angefügten Leserbrief an Ihre Redaktion geschickt habe, hatte ich die aktuelle ZEIT noch nicht aufgeschlagen und nur online im Inhaltsverzeichnis gesucht. Bei einem Blick auf die Titelseite hätte mir Ihr lesenswerter Beitrag über das Shell-Urteil der „Rechtbank Den Haag“ ins Auge springen müssen. Bitte ignorieren Sie daher bitte die objektiv falsche Zeile „bisher aber nicht in der Printausgabe der ZEIT.“ Am Inhalt meines Leserbriefes ändert sich jedoch auch nach Lektüre Ihres Leitartikel nichts.

Passend zum Thema das 5-Minuten-Interview mit Antje Boetius (AWI) in der heutigen DLF-Sendung Forschung aktuell über das neue Positionspapier der Leopoldina zur Klimaneutralität: https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2021/06/08/leopoldina_positionspapier_zur_klimaneutralitaet_interview_dlf_20210608_1636_7d3d017e.mp3 Man mahnt zur Eile: Um die nötigen Schritte zu tun, bleiben uns noch 10 Jahre!

Anhang: Leserbrief, Sat, 5 Jun 2021, Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion WIRTSCHAFT der ZEIT: Am 26. Mai 2021 hat das Erstinstanzgericht in Den Haag den Ölmulti Shell verurteilt, den von ihm direkt oder indirekt verursachten CO2-Ausstoß bis 2030 um 45% zu senken. Berichte/Interviews darüber finden sich auf ZEIT-ONLINE https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-05/niederlande-shell-klage-den-haag-klimaziele-klimaschutz-umweltschutz?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.bing.com%2F. https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2021-05/klimaklage-shell-umweltschutz-co2-roger-cox/komplettansicht. Bisher aber nicht in der Printausgabe der ZEIT.

Vor diesem Hintergrund möchte ich Sie auf einen Betrag in der Rubrik INDUSTRIE der heutigen Ausgabe des niederländischen Het Financieele Dagblad hinweisen (HFD 05-06-2021 S 21, online Fassung vom 04-06-2021 als pdf beigefügt). Unter dem Titel „ExxonMobil moet winstgevend blijven door groener bestuur“ wird in dem Artikel berichtet, dass unter amerikanischen Großanlegern die Sorge wächst, dass der Klimawandel und die von staatlicher und internationaler Seite zunehmend dagegen getroffenen Maßnahmen sich zu einem Risiko für die Kapitalanleger auswachsen (Stichwort: stranded assets).

Da Kapital als „scheues Reh“ gilt, lässt sich aus dem Artikel ableiten, dass es, wenn überhaupt jemand in der Lage ist, „Dickschiffe“ wie ExxonMobil von der Notwendigkeit eines Kurswechsels zu überzeugen (im Gegensatz zu dazu „zwingen“, wie es Gerichte oder Staaten tun können), die Kapitalgeber sind, die diese Überzeugungleistung bewirken können. Da flüssige und gasförmige Energieträger weiterhin das Kernbusiness von Shell, ExxonMobil und Konsorten repräsentieren, erscheint es als durchaus möglich, dass diese Konzerne bis zum Ende des Jahrzehnts im großen Stil Produktionskapazitäten für regenerativ produzierte, CO2-neutrale Energieträger aufbauen, wie zum Beispiel für grünen Wasserstoff oder für synthetische grüne PtG- und PtL-Kraftstoffe. Ganz am Rande vermerkt: Auf diese grünen PtG- und PtL-Kraftstoffe wären keine CO2-Abgaben nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) fällig. Ich hoffe, dass diese Information für Sie nützlich ist. – Dr.-Ing. Franz Ulrich Häusler

 


 

 

Leserbriefe zu „»Manchmal liege ich nachts wach. Ich bin doch auch ein Mensch!«“ Gespräch mit Jogi Löw geführt von Giovanni di Lorenzo und Cathrin Gilbert

 

Nun, das muss man/frau erst einmal verdauen! Nach 16 Jahren dankt die Kanzlerin ab, nach 17 Jahren geht der Bundestrainer Joachim Löw, und Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising (seit 2008) will auch nicht mehr weitermachen. Nein, ein Fußball-Fan, das bin ich wirklich nicht, ein Fan der Kanzlerin bin ich auch nicht mehr, und Reinhard Marx bekommt ein ganz dickes Plus von mir, denn Kardinal Marx scheint noch der einzig aufrechte Mensch, weit und breit, in der katholischen Kirche zu sein.

Zurück zu Joachim Löw, der in diesen 17 Jahren auch einiges erlebt haben dürfte; denn wer im Mittelpunkt (hier als Bundestrainer) steht, der steht zwar im Mittelpunkt, und dort im Mittelpunkt, da ist man ständig von allen Seiten her angreifbar, und dazu braucht es nicht nur ein ganz dickes Fell, sondern auch viel Standfestigkeit, denn die Gefahr von Nackenschlägen ist dort jederzeit und immer sehr akut. Das Gespräch mit dem Noch-BundestrainerJoachim Löw fand ich sehr interessant. – Klaus P. Jaworek

 

Da ist Ihnen wirklich ein sehr gefühlvolles Interview unter der Rubrik „Unterhaltung“ gelungen: der Alt-Bundestrainer, ein Mensch wie Du und ich, mit all den Sorgen und Nöten, im Kleinen, wie im Großen. Als Alt-Fußballer und Fußballfan, das ging so ca. 1972 los, hätte ich mir aber einige kritische Fragen gewünscht. Die da wären: Nun ist ja löblich, dass Herr Löw die Riesenpleite mit dem Vorrundenaus bei der WM 2018 gegen internationale Topmannschaften wie Mexiko und Südkorea „wiedergutmachen“ wollte. Aber wollte er dann auch den Abstieg aus der A-Gruppe der Nationsleague 2018/2019 wiedergutmachen? Aber halt, mußte er ja zum Glück nicht, der Spielmodus wurde geändert und wir durften weiterhin bei den „Großen“ mitspielen.

2020/21 führte der Altbundestrainer eine top-besetzte Nationalmannschaft in der Nationsleague zu quasi historisch bejubelten Unentschieden gegen die Schweiz, zu Siegen gegen die „hidden champions“ aus der Ukraine und zur Riesenklatsche gegen Spanien. Wäre es nicht da an der Zeit gewesen, zurückzutreten? Selbstverständlich nicht, da gab es ja sofort wieder etwas gutzumachen. Irgendwie reiht sich aber doch eine Wiedergutmachung an die nächste. In der WM-Quali erzielt unsere Mannschaft, richtig, immer noch unter Führung von Herrn Löw, einen Kantersieg gegen die Fußballriesen aus Island, einen Zittersieg gegen Rumänien und eine Niederlage gegen den Geheimfavorit der WM (Nordmazedonien).

D.h., lieber Herr Altbundestrainer, seit drei Jahren spielt unsere Elf auf dem Niveau der Schweiz, Rumäniens und der Ukraine, unter dem Niveau von Südkorea, Mexiko und Nordmazedonien. Haben wir echte Chancen, wenn wir auf Österreich, Belgien, Dänemark oder sogar auf Italien, England oder die Niederlande treffen würden? Ich denke, bei der EM gegen die Ungarn könnten wir mit viel Glück etwas reißen, wenn die einen schlechten Tag erwischen. Und, selbstverständlich muss es eine Qual für Herrn Löw gewesen sein, verdiente Spieler zu verabschieden, weil junge, hungrige Wilde nachdrängen. Aber muss das wie bei Herrn Müller, Boateng und Hummels in der Besenkammer auf dem Vereinsgelände des FCBs geschehen?

Und wie lange vorher wußten die Spieler, die aus einer Trainingseinheit herausgeholt wurden, vorab vom Überraschungsbesuch des Chefs, waren das eine oder zwei Stunden? Wenn der Altbundestrainer selbst kein Gespür für Anstand und Respekt vor verdienten Spielern hat, gab es niemanden beim DFB, der ihm geraten hat, das besser zu moderieren? Nun hat Herr Löw, wahrscheinlich unter großen inneren Qualen Herrn Müller und Hummels wieder in die National-Elf geholt. Das ist eigentlich der einzge Lichtblick für die bevorstehende EM. Unsere Mannschaft besteht aus vielen hervorragenden Spielern, die auf dem Platz die Sache selber in die Hand nehmen könnten, wenn sich der Altbundestrainer weitgehend heraushält. Und das führt zu abschließenden und wahrscheinlich respektlosen Frage meinerseits: ist unsere Elf 2014 mit oder trotz Joachim Löw Weltmeister geworden? Aber die wäre für die Rubrik „Unterhaltung“ nun vollends ungeeignet gewesen. – Dr. med. Th. Lukowski

 

Vielen Dank für dieses excellente Interview, das fast alle Facetten dieser außergewöhnlichen Trainerlaufbahn ausleuchtet. Wir verlieren mit Yogi Löw einen besonderen Trainer und Menschen, dem Fußballdeutschland viel zu verdanken hat. Ohne diesen einmaligen Bundestrainer hätten wir viele Fußball-Highlights nie erlebt. Er hat den deutschen Fußball mit seiner „integrativen Kraft“ auf Weltklasseniveau gehoben. Wir verdanken ihm grandiose Fußballmomente. Yogi Löw war und ist weltweit ein fantastischer Botschafter des deutschen Fußballs, der unvergessen bleiben wird. Einer wie keiner. – Jörn Schledermann

 


 

 

Leserbriefe zu „Kann man links und rechts jetzt etwa doch verwechseln?“ von Felix Heidenreich

 

Wie meinte Ernst Jandl in seiner Stanze „lichtung“: manche meinen/lechts und rinks/kann man nicht/velwechsern/werch ein illtum//(Ernst Jandl) Kann man da noch mehr sagen? – Georg Fox

 

Philippe Corcuff hat es durchschaut und wagt es auszusprechen Das Leben ist doch viel einfacher als alle Denker behaupten. Ob Feudalismus, Kolonialismus, Liberalismus, Marxismus oder Kapitalismus, die Essenz aller zusammengeschusterten Theorien ist patriarchalische Machtgeilheit. Ich erlaube mir die Aufzählung um alle Weltreligionen zu ergänzen. – H. Giller

 


 

 

Leserbriefe zu „Bitte lieber passiv, Schatz“ von Jan Roß

 

Nun gut – nein – schön eigentlich, bin gerade frisch verliebt ((erfreulicherweise meine Ex-Partnerin ebenso)) und also durchaus befangen bei und von dem Thema Erotik. Aber auch unabhängig davon habe ich bereits seit geraumer Zeit die Auffassung vertreten, dass Liebe und Sexualität spätestens nach Corona einen neuen Höhepunkt und Boom, eine Epoche des Neoerotischen, der puren Haut-an-Haut-Leidenschaft und der umfassenden Sinnlichkeit erleben werden. Zu viel Nähe könnte tödlich sein, gewiss. Das war aber schon immer so. Und noch tödlicher für jeden Menschen und unsere Gesellschaft im Ganzen sind Nähe- und Lieblosigkeit, menschliche und soziale Kälte. Auch das ist freilich keine gänzlich unbekannte Einsicht. Aber unter dem corona’schen „Brennglas“ sollte uns gerade diese existenzielle Erfahrung unvergänglich verinnerlicht worden sein. – Matthias Bartsch

 

Der Artikel endet: „Sondern in einem Weltstillstand,von dem sie nicht wissen, ob ihm womöglich die Zukunft gehört“. Das ist zu hoffen. Die Erfahrung jedoch lehrt, dass nach einem Extrem das Pendel in die andere Richtung ausschlägt. Ebenso bleibt zu hoffen, dass genügend vorausschauend besorgte Menschen eben diesen Ausschlag in „Entgrenzung“ und „Krieg“ verhindern können. – Wolfgang Burkhardt

 


 

 

Leserbriefe zu „»Der gefährlichste Mann in Amerika«“ von Michael Sontheimer

 

Mit Henry Kissinger ist es einem im amerikanischen Gewande agierenden gebürtigen Deutschen gelungen, sich vom Nimbus eines Kriegsverbrechers fernzuhalten. Dass er diejenigen mit seinem Verständnis für das amerikanische Engagement in Vietnam nachahmte, derentwegen er sein Geburtsland verlassen musste, bringt in allemal moralisch in die Nähe eines Kriegsverbrechers. Ob es sich um ein deutsches oder amerikanisches Verständnis handelt, sich die Welt auch mit kriegsverbrecherischem Handeln nach eigenem Gusto zurechtzubiegen, wird bei Kissinger zu einer spezifischen Betrachtung. – Jürgen Dressler

 

Nun bekomme ich Ihre Zeitung stressfrei und hoffentlich zuverlässig durch die Post. Die aktuelle Ausgabe war am Mittwochmittag im Briefkasten. Danke. Michael Sontheimer „Der gefährlichste Mann in Amerika“ gibt einen guten Überblick, wie Lug und Trug einer Regierung über Jahrzehnte die Öffentlichkeit hinters Licht führt und wie er, Daniel Ellsberg, vom Saulus zum Paulus wird. Psalm 90:12 „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“.

Nun wünsche ich mir von Ihrer Zeitung, dass Sie in verdaubaren Portionen die Inhalte der „Pentagon Papers“ veröffentlichen. Deutschland und Europa muss die „Naive Brille“ für die Haltung der USA endgültig zur Seite legen. Unsere Demokratie und alle Generation benötigen ein fundiertes Verständnis für die Vergangenheit, um das „Hier und Jetzt“ friedlich zu gestalten und die Weichen für eine eträgliche Zukunft zu stellen. – Jörg Puttfarken

 


 

 

Leserbriefe zu „Der wandernde Clown“ von Moritz von Uslar

 

Kann Herr von Uslar keinen einzigen Text verfassen, ohne darauf hinzuweisen, dass er schon mal im Berghain war und es dort ganz toll ist? Es wirkt mittlerweile doch extrem gewollt. Das vorliegende Beispiel ist zudem besonders unvorteilhaft, da er über den sonst von ihm transportierten Subtext „ich bin ‚cool‘, weil ich mal da war“ hinausgeht. Denn es grenzt schon an Ausgrenzung, einen (zumindest im Normalbetrieb) nicht für jeden zugänglichen Ort zu bezeichnen als „deutsche Sehenswürdigkeit, die man wirklich mal gesehen haben sollte“. Nach Ansicht des Autors entscheiden also die Türsteher des Berghains nicht nur darüber, wer reinkommt (also „cool“ ist), sondern damit gleichzeitig auch, wer alle deutschen Sehenswürdigkeiten kennen kann. So weist er der Exklusivität des Berghains eine noch höhere Bedeutung zu, und damit auch sich selbst. – Simon Körs

 

Soviele gute Nachrichten auf einmal! Ich kam aus einer inneren Unruhe;als ich mich in den Artikel vertiefte, fühlte ich mich inspiriert, belebt, verbunden und hoffnungsvoll- danke! – Bertram Ribbeck

 


 

 

Leserbriefe zu „Jetzt kommen die Kontrolleure“ von Raoul Löbbert et al.

 

Reinhard Kardinal Marx, seit 2008 Erzbischof von München und Freisung hat seine Nase gestrichen voll! Er will demnächst seine sieben Sachen packen, um sich aus dem katholischen Staub, besser aus dem katholischen Sumpfgebiet zu entfernen. Kardinal Marx scheint einer der wenigen hochrangigen katholischen Würdenträger zu sein, der keinen katholischen Schlussstrich unter das Thema Missbrauch ziehen will, er wünscht sich eine lückenlose und „saubere“ Aufklärung, und das scheint mit einem „Ewig-Weiterso“, wie bisher, das ist nicht sein Ding!

Rainer Maria Kardinal Woelki, der Erzbischof von Köln, der muss nun um seinen katholischen Chef-Posten fürchtet. Einen Rücktritt lehnt er strickt ab, deshalb hetzt ihn der Heilige Vater und Bischof von Rom, Papst Franziskus, die katholischen „Bullen“ auf den Hals. Ob und wie es mit dieser katholischen „Vertuscherei“ weitergehen soll, das wird/könnte sich bald zeigen; oder! – Klaus P. Jaworek

 

Wann hören wir endlich nur die Ergebnisse dieses endlosen Prozesses der Aufklärung von Mißbrauch? Seit Monaten wird in allen Einzelheiten davon in der ZEIT berichtet. Haben Sie keine anderen Themen? Von der katholische Kirche sollte aufgrund des Skandals nicht mehr als dringend notwendig berichtet werden. In dieser Ausgabe war auch vom Religionsunterricht für alle in Hamburg berichtet. Da gibt es sicherlich spannende Themen, an denen in dem Gremium gearbeitet wird . Es sollte doch Themen geben, die zur Diskussion in dieser Zeitung gestellt werden könnten. Warum nicht auf dieser Seite?. Möglicherweise wäre auch ein Proporzdenken angemessen, was die verschiedenen Religionen angeht. Klären Sie über Religionen auf. Alles , was zur Bereicherung unseres Zusammenlebens beiträgt, ist für mich wesentlich. Und Religon ist dann hilfreich, wenn sie zur Freiheit und zu Solidarität auffordert. – Helga Meyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Jahr des Hummers“ von Vera Sprothen

 

Ich nehme den Beitrag zum Anlass etwas grundsätzliches zu unserer Weltwirtschaft zu sagen. Es ist völlig kontraproduktiv die Staaten, die nicht so wollen, wie es Europa gern möchte, ständig politisch zur Sau zu machen, wie es besonders Deutschland, tut. Die Medien sind darin Weltmeister. Die „Zeit“ ist eine Ausnahme. China braucht wirtschaftlich keinen Staat, um zu überleben. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Als Finanzberater habe ich mehr als die halbe Welt bereist. Dabei festgestellt, das Deutschland nicht unbedingt der Liebling aller Staaten ist. Um es vorsichtig auszudrücken. Und wenn die Ausländer weiterhin unser Land bevölkern, dann geht in Deutschland bald das Licht aus. – Gunter Knauer

 

Leider. Ein mit Australien vergleichbares souveränes staatliches Handeln gegenüber China statt ökonomisch begründeter Opportunismus bedeutet keinen mittel- und langfristigen Schaden. Das hat sich schon bei den Trumpschen Erpressungsversuchen erwiesen, weil die dauerhaften ökonomischen Folgen für die eigene Wirtschaft erkennbar wurden. Wer allein die demographischen Prozesse in China richtig deutet, wird die chinesische Abhängigkeit von einem ausgewogenen globalen Handel erkennen. Schon eine mittelfristige, erst recht nachhaltige Versorgungssicherheit Chinas kann nur so gewährleistet werden. Und das weiß die politische Führung des Landes genau, sonst wären ihre Drohgebärden nicht begründet. Nur unfähiges Management deutscher Unternehmer gerät in Panik und erfüllt damit die vagen Hoffnungen Chinas auf eine „erfolgreiche Erpressung“. –Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbrief zu „Die teure Suche nach dem Flow“ von Jens Tönnesmann

 

Mit Interesse lese ich DIE ZEIT seit vielen Jahren. Ich verneige mich in Ehrfurcht vor Ihren Schlagwörtern in Englisch und hoffe, dass Sie das übrige Englisch ebenso perfekt beherrschen. Meine Leidenschaft gilt eher dem Französisch. Das ist mir sympathischer. Wenn ich die ZEIT mit einem Wörterbuch lesen soll, vergeht mir die Freude am Lesen. Das Problem könnte wenigstens teilweise gelöst werden, wenn Sie in Klammern die Bedeutung der erwähnten Schlagwörter hinzusetzen würden. So jedoch verzichte ich auf die Lektüre dieses Beitrages. Glücklicherweise gibt noch andere Artikel, die ich „barrierefrei“ lesen kann. Diese sind mindestens so interessant wie der hier in Rede stehende. – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Die Gewalt blüht“ von Andrea Jeska

 

Ein Aspekt wird allerdings falsch dargestellt: Die separatistischen „Volksrepubliken“ im Osten der Ukraine hatten sich bereits im April 2014 abgespalten. Petro Poroschenko wurde hingegen erst Ende Mai 2014 zum Staatspräsident gewählt. Somit hat er nach der Absetzung seines Vorgängers Wiktor Janukowytsch den Konflikt quasi „geerbt“. – Ingo Scholz

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Hauch von nichts“ von Maren Jensen

 

Welcher Unterschied besteht zwischen den Hedge-Fonds und dem vorgestellten Modell. Geht es hier nicht ebenso letzten Endes um die Spekulation von Geldfonds mit Startup-Unternehmen? Nehmen Spacs mit dem vielen gesammelten Geld der Anleger an der Börse Einfluss auf die anderen börsennotierten Unternehmen, wird auf diese Weise die Spekulation angeheizt? – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Ihr bestellt, ich habe zehn Minuten“ von Melanie Raidl

 

Lebensmittelhändler wie Rewe oder Edeka bieten schon immer ihren Lieferdienst an. Das ist besonders für ältere und gebrechlichere Menschen attraktiv und manchmal unentbehrlich. Allerdings kommt die Ware nicht innerhalb von zehn Minuten. So fallen mir gar keine guten Gründe für die Existenzberechtigung für Lieferdienste wie „Gorillas“ ein. Aber es läuft ja bestens, es geht schnell und bequem für die Kunden, die sich offenbar keine Gedanken darüber machen, wie ausbeuterisch die Jobs der Kuriere sind und welche Knochenarbeit sie hinlegen müssen. Muss denn wirklich immer alles sein, nur weil es geht? – Regina Stock

 


 

 

Leserbrief zu „Tatort Europa“ von Georg Blume

 

Dass nur 22 der 27 Mitgliedstaaten mitmachen ist zunächst nicht verwunderlich. Es gibt immer einige zögerliche und die EU kann nicht über deren Köpfe beschließen. Dass aber vor allem Polen und Ungarn sich dagegen verwehren, war zu erwarten. Sind es doch die Staaten, die stetig die Grundmaxime der Rechtsstaatlichkeit mit Füßen treten. Da sich die EU hinsichtlich eines Austrittsverlangens selbst verhindert, bleibt nur die Suspendierung bestimmter Rechte aufgrund anhaltender Verletzung der Grundsätze nach Art.6 EUV, gemäß Art.7 EUV anwendbar. Da jedoch auch hier Einstimmigkeit notwendig ist, ist auch dies nur schwer durchsetzbar. Warum gilt in der EU nicht die in demokratischen Staaten bewährte 2/3 Mehrheit? Dass die EU-Staatsanwaltschaft nur vor den Gerichten des anzuklagenden Staates agieren kann ist eine weitere Schwächung dieser Institution. Die Anklage sollte vor einem EU-Gericht erfolgen, denn ein manipuliertes Gericht wird auch ein manipuliertes Urteil fällen. – Wolfgang Clausmeyer

 


 

 

Leserbrief zu „NACHRUF. Ein Leben inFarbe“ von Peter Sis

 

Der Kinderbuchautor Eric Carle (1929-2021) ist nun gestorben; doch seine „Kleine Raupe Nimmersatt“ lebt und futtert sich trotzdem ungeniert weiter durch Raum und Zeit. Irgendwie, wenn ich an diese kleine nimmersatte Raupe denke, dann kommt mir prompt das „nimmersatte Coronavirus“ in den Sinn, das sich ganz ungeniert durch den Globus frisst. Ich habe weder dieses Coronavirus noch diese Corona-Politiker zum Fressen gern! „Ich habe es satt, die Menschen zu durchschauen. Es ist so leicht, und es führt zu nichts.“ (Elias Canetti, 1905-1994, bulgarisch-britischer Schriftsteller und Aphoristiker) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zum Politischen Fragebogen „11 auf der Skala 1–10“. Gespräch mit Sigrid Nikutta geführt von Roman Pletter

 

Muss man jeden Quatsch nachbeten, weil ihn der Duden erlaubt? Der Ausdruck „Vorständin“ wirkt befremdend auf mich, da ich mit einem Vorstand oder einem Ausschuss eine Gruppe meine. Unter einem Bahnhofsvorsteher und einem Mitglied des Vereinsvorstands stelle ich mir dagegen Einzelpersonen vor. Wenn Sie gerne Wortneuschöpfungen mögen, probieren Sie es doch einmal mit „der Prostat und die Prostata“, damit das Gendern nicht so bierernst wird. Vorstehmann und Vorstehfrau wären nicht so passend, weil das vom Vorstehhund abgeleitet wäre. – Martina Raith

 


 

 

Leserbrief zu „Meine Freundin ist ausgezogen. (…)“ von Ella

 

Natürlich können Sie beides haben.Ihre Freundin muss nur lernen, dass Mutterinteressen vorgehen.Hat sie nicht gelernt und ist ausgezogen. Die Frage ist nun aber,wieso hat die Freundin überhaupt bei Ihnen gewohnt? Hat die keine eigene Hütte? Als Mutter haben Sie doch einen Ehemann, vielleicht hat der Ihre Freundin rausgeworfen.Richtig so. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. 14 Millionäre“ von GRN.

 

Da gab es einmal den Moderator, Texter und Sänger Camillo Felgen (1920-2005) von Radio Luxemburg, der die Spieleshow „Spiel ohne Grenzen“ moderierte. Viele „Mannschaften“ aus deutschen Städten nahmen daran teil und maßen sich dabei „spielend“ mit Mannschaften aus anderen europäischen Städten. Deutsche Mannschaften spielten von 1965 bis 1980 mit, danach spielte keine deutsche Mannschaft mehr mit; das endgültige Aus für die Show war dann im Jahr 1999! Just im Jahr 1999 ging dann Günther Jauch mit seiner Spielshow „Wer wird Millionär“ an den Start, und diese Show währt noch weiter und weiter und weiter…

Damals als ganz, ganz junger Mensch, da fand ich dieses „Spiel ohne Grenzen“ ganz toll, zumal auch Mannschaften ganz aus der näheren Umgebung mitmachen dürften, da fiel mir ein gewisses Mitfiebern ziemlich leicht, als so eine Art untertriebener „Lokalpatriotismus“. Die Spielshow „Wer wird Millionär“ habe ich höchstens zwei-, dreimal gesehen, das ist schon sehr lange her, das hat aber auch gereicht! Irgendwie mag ich gar keine Quizsendungen! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Die Berichterstattung der Medien über die Grünen betrachte ich nicht direkt als unkritisch. Sie ist vielmehr verkürzt, beschränkt sich auf ausgewählte Einzelheiten, verliert den Blick auf das Ganze. Geistesblitze der Grünen werden hingenommen, ohne dieselben zu Ende zu denken. Dieses Verhalten der Medien beschränkt sich nicht nur auf die Berichterstattung über die Grünen. Ich beobachte dieses Verhalten bei vielen Themen. Wenn es um Migration geht, wird ein sehr enger Fokus auf Ertrinkende im Mittelmeer, auf andere Migranten, die schwimmend Center erreichen auf Moria gelegt. Es geht darum Gefühle zu erwecken. Der Ausgangspunkt dieser Entwicklung, das raste Bevölkerungswachstum in Afrika, die zu erwartende Verdoppelung der Einwohnerzahl Afrikas von 1,2 Millionen auf 2,4 Millionen bis 2050 wird übersehen. Wenn es um Toleranz geht, zeigt sich das gleiche Bild. Hier geht es nur um die Toleranz in einer Richtung, niemals um gegenseitige Toleranz. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Bittere Ernte“ von Wolfgang Bauer im ZEIT Magazin

 

Da nahm ich heute das neue Zeitmagazin in die Hand und allein die Überschrift: Sie vergiften sich, um nicht zu hungern ließ mich direkt zum Artikel blättern. Ich begann ihren Artikel zu lesen und mit wenigen Zeilen spürte ich, wie mein Interesse stieg, die Ergebnisse des Labors aus München zu erfahren. Also las ich weiter und verfolgte die Berichte aus den Dörfern, zum Abschluss aus der Umgebung der Zuckerfabrik. Sie beschrieben die einzelnen Personen und darüber hinaus auch den Umgang der Behörden und der Gewerkschaftler. Schwierig war es für mich zeitweise durchzuhalten und zu Ende zu lesen.

Ich möchte Ihnen danken für diese ausführliche Recherche, für diese klaren Worte, sie haben den Problemen damit ein Gesicht gegeben, so berührt das Vorgehen dort auch mich hier in Europa, in Deutschland. Immer wieder kam mir in Gedanken die Überschrift: „Wo wir schon mal dabei sind ……“ Wir stricken uns hier im Zuge der Diskussion um den Klimawandel und der globalen Veränderungen Lösungen, die unseren Alltag verändern sollen und global Einfluss nehmen werden. In meiner Tätigkeit als Lehrer behandeln wir ausführlich die nachhaltigen Themen, Die sustainable development goals der UN sind immer wieder genannt und im Schulalltag integriert. Mit ihrem Artikel zeigen Sie aber ganz deutlich auf, wie wir auch die Verantwortung für die anderen Kontinente zu tragen haben. Früher war ich in Bolivien, und auf dem Land wurde Baygon eingesetzt, auch von Bayer, wie der Name es schon sagt. Aber es war eine Randerscheinung.

Heute fußt die Agrarwirtschaft auf den Einsatz von Chemikalien, um den Ertrag zu verdoppeln. Sie benennen die möglichen Chancen mit einem Fragezeichen bzgl. ökologischer Landwirtschaft zur Ernährung aller Menschen der Erde. „Wo wir schon mal dabei sind…….“ Mit ihrem Artikel werde ich zukünftig die Interessenslagen der hiesigen Industrie noch mehr in den Fokus des Unterrichts legen, da wir nicht für uns eine heile Welt bereiten und an anderer Stelle die Zukunft der Menschen verhindern dürfen. Es gilt, die Konsequenzen unseres Verhaltens in alle Richtungen abzuwägen und dort zu unterstützen, wo auch wir für das Dilemma mit verantwortlich sind. – Ludger Engbert

 

„Sie vergiften sich, um nicht zu hungern“, lautet das Titelthema des Zeitmagazins vom 02.06.2021. Ein erschütternder Bericht über den Einsatz von Pestiziden auf den Feldern Nigerias, die auch aus Deutschland stammen! Den Sprayern und ihren Familien bleibt nur die Wahl hungern oder sich vergiften und so schuften sie für einen Lohn von 2,80€ am Tag ums Überleben, wie es der Artikel ausführlich beschreibt. Und gleichzeitig wird mit – an Geschmacklosigkeit nicht zu überbietender nonchalance dem Zeitleser auf einer der gegenüberliegenden Seiten des Artikels ein 34.000€ teures Kunstwerk angeboten, geschaffen zum 75. Jubiläum der Zeit! Zum einen stellt sich mir hier die Frage des Fingerspitzengefühls der Redaktion zur Platzierung einer solchen Anzeige , zum anderen, ob ich da noch die richtige Leserin bin für diesen exklusiven Kreis, den Sie damit ja wohl ansprechen wollen. – Heike Lehrbach

 

Es ist erschreckend, wie wenig die Gelder für Investitionen in dem am 1.10.1960 selbständig gewordenen Land Nigeria bewirkt haben. Wo sind die Brunnen, wo effektive Gesundheitseinrichtungen, Schulen, Straßen etc? In Europa liefern zum Teil schon im Mittelalter gegrabene Brunnen noch heute Trinkwasser. Von Europäern in Afrika gebohrte Brunnen sind oft schon, so hört man, nach einigen Jahren defekt, nicht mehr funktionstüchtig. Was läuft da schief? Nun könnte man sagen, in einem solchen Land dürfen keine sensibel zu handhabenden Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Aber soll die schlechte Schulbildung, das ungenügende Gesundheitssystem auf ewig so bleiben?

Wenn hier eine Kraftanstrengung erfolgt, so wird auch der Pflanzenschutz, ob chemisch, biologisch oder mit anderen Mitteln, effektiv betrieben werden können. Wenn auf Plantagen in der Größe eines kleinen Landkreises Tausende von Menschen mit Rückenspritzen monatelang eingesetzt werden, so zeigt dies, dass der einzelne Mensch ökonomisch sehr billig, „nichts wert“ ist. Sie beschreiben eine vorindustrielle Mortalität, bei den Kindern und den Erwachsenen. 3 Kinder sterben, 7 rücken nach. Der Weg aus dieser desolaten Lage war auch in Deutschland mühsam, aber es gelang. Warum gelingt dies den afrikanischen Ländern immer noch nicht, trotz der Hilfen der westlichen (und der kommunistischen) Länder über viele Jahrzehnte? PS: Einen Vergleich des Pflanzenschutzes in Nigeria und in Deutschland könnte ich mir reizvoll vorstellen. – Adolf Ronnenberg

 

«In Nigeria kommen Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, die in Europa aus guten Gründen verboten sind. Und viele Menschen sind offenbar an verseuchtem Trinkwasser verstorben.» Im Artikel von Wolfgang Bauer geht es aber nicht nur um die Gegenwart sondern auch um die Zukunft: «In Nigeria dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas mit 200 Millionen Einwohnern – in zehn Jahren werden es 260 Millionen sein» «droht ein rasant wachsendes Bevölkerungswachstum alle Ressourcen zu verschlingen.» Zu dieser Zukunft trägt auch ein im Artikel erwähnter Bauer bei, der drei Kinder durch vergiftetes Trinkwasser verloren hat, sich aber gezwungen sieht, weiterhin «draussen auf dem Feld Gift gegen Insekten und Gräser» zu sprühen. Denn er hat für fünf weitere Kinder zu sorgen.»

Der Artikel erwähnt auch in welcher Richtung eine Lösung liegen könnte: «Ökologischen Landbau betreiben in Nigeria besonders arme Bauern, weil sie sich keine Chemie leisten können». Das Problem wäre demnach entschärft, wenn dies ein Vorbild wäre für massive Verhaltensänderungen auf den Gebieten Demographie, Ökologie und Ökonomie: Zwei Kinder pro Familie, lokale Wirtschaft zur weitgehenden Selbstversorgung für Lebensunterhalt und Perspektiven durch Arbeit. Zusätzliche nachhaltig verfügbare Mittel durch Entwicklungshilfe und Industrie-Ansiedlung würden dann noch benötigt für eine gute Verwaltung zuständig für Bildung bis hin zu Recht und Medizin.

Haben wir das Recht, ja die Pflicht aufzufordern, einen entsprechenden Weg zu beschreiten? Offensichtlich ja, denn es gibt es keine ausreichenden Alternativen. Natürlich ist es notwendig, aufzuklären über richtigen Umgang mit dem Gift, Trinkwasserbrunnen zu unterstützen und umweltverträglichere Pflanzenschutz-Verfahren anzubieten. Aber das reicht offensichtlich nicht. Wir haben die Pflicht und das Recht, notfalls den gesellschaftlichen Zwang zu fordern, der nötig ist, um den angegebenen nachhaltigen Weg zu gehen. Dieses Recht haben wir auch auf Grund unserer Vergangenheit, in der gesellschaftlicher Zwang eingesetzt wurde, um das Bevölkerungswachstum den verfügbaren Ressourcen anzupassen.

In meinem Buch «Die Technik reicht nicht» (BoD, 2016) beschreibe ich mehrere Formen eines solchen Zwangs, wobei ich mich auf typische Fälle aus der eigenen Familiengeschichte beschränke. Ein Fall wäre der folgende: Meine Grossmutter hatte als 28 jährige Magd meinen damals 58 Jahre alten Grossvater geheiratet. Vor der Heirat hatte sie ihre zwei ersten Kinder weggeben müssen. Denn damals konnten Arme und Dienstboten nicht heiraten. Am grössten Bauernhof des Dorfes gab’s zeitweise 21 Dienstboten (vom Moaknecht bis zum Schaf-Halter, von der Moadirn bis zur Kinds-Lock). Grossvater hatte – als nicht erbberechtigter Bauernsohn – erst mit 58 die Mittel für eine Heirat erarbeiten können.

Heute gibt es faire Alternativen für den geschilderten speziellen gesellschaftlichen Zwang. Aber noch immer gilt: Wir können nicht die Verantwortung übernehmen, so als ob es nur von unserem guten Willen abhänge. Wir müssen die Grenzen des langfristig Machbaren aufzeigen. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass Wirtschaftswachstum die Probleme löst. Es reicht auch nicht, wenn einige Privilegierte und gut Ausgebildete ihr Verhalten ändern.

Sie müssen Vorbild sein, aber das reicht nicht. Denn das Bevölkerungswachstum wird von denjenigen angetrieben, die aus Armut viele Kinder haben. Hier müssen wir mit Beispielen aus unserer Vergangenheit aufzeigen, dass auch unser heutiger Wohlstand auch auf angepasstem Bevölkerungswachstum beruht, das durch heute nicht mehr nötige harte Massnahmen begrenzt wurde. Heute gibt’s, wie gesagt, faire Alternativen, aber die müssen genutzt werden. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Mit Interesse habe ich den Artikel „Bittere Ernte“ von Wolfgang Bauer im ZEIT-Magazin vom 02. Juni 2021 gelesen. Um einen besseren Überblick über die Lage der Orte in Nigeria zu erhalten, wäre es aber praktisch gewesen, wenn es zu der Übersichtskarte einen entsprechenden Maßstab gegeben hätte. Ich habe nur ein Semester Geographie studiert, aber bei einer Karte ohne Maßstab gäbe es in der Klausur sofort null Punkte ;-) Ich freue mich schon auf die nächsten Artikel im ZEIT-Magazin und auf entsprechende Karten. – Moritz Mayer

 

…als der für den Text verantwortliche Redakteur muss ich Ihnen für den Beitrag “ Bittere Ernte“ höchste Anerkennung bezeugen, denn dieses heiße Thema von der Konzeption bis zur Drucklegung so professionell ins Blatt zu kriegen, das ist aller Ehren wert. Spannend wie gleichermaßen informativ gelingt es Ihnen den Leser nicht mehr von der Betroffenheitsangel zu lassen, weil der wohlständige 1. Welt muss man immer wieder ihre Anteilsschuld am Dilemma der Miseren in den Entwicklungsregionen vor Augen führen. Bester investigativer Journalismus, absolut gelungene Symbiose in Wort & Bild ( Kompliment an den Fotographen wie alle Involvierten bitte weitersagen). Resumee: Ihr Beitrag ist diesmal der Impuls, der einen als ZEIT-Leser verpflichtet und zwar über diese Ausgabe hinaus. – peter schrader

 

Ja, die Sklaven arbeiten immer noch für uns. Unmenschlicher denn je. Würde aus Ihrem wunderbar redigierten Artikel ein medialer Hype gemacht, gingen die Menschen auf die Straße. Ist es nicht traurig, wie ferngesteuert die Menschheit ist. Ein Hype ist natürlich nicht erwünscht, da mächtige Geldinteressen hinter diesem Sklaventum stehen. – D. Sandritter

 


 

 

Leserbrief zu „Über eine Begegnung mit einem wütenden Möbelpacker und das Verschwinden von Aufstiegschancen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ihre Kolumnen sind mir meine wöchentliche Pflichtlektüre in der ZEIT. Und selbst wenn meine Zeit noch so knapp ist: eben deswegen hier mal ein Dankeschön via Mail für Ihre geistig erfrischenden Texte, wie ich finde. Bald habe ich mehr Zeit (Ruhestand; *1956) – und dann lese ich mir auf der mobilen Veranda das Weiße aus den Augen. Ja, d. h. nein, diesem „Umzugsgriesgram“ hätte ich auch kein Trinkgeld gegeben. Die übrigen Netteren finden hoffentlich bald wieder einen anderen Arbeigeber, der nicht so „django-affine“ Vorarbeiter einstellt. Die Kundenfreundlichen müssen’s büßen. (Kampfhunde füttert man aus gutem Grunde auch nicht; sie würden das nur als Bestätigung ihres Fehlerverhaltens verbuchen.)

Neulich im Supermarkt, ein zunächst nicht unsympathisch wirkender ca. 12-Jähriger fragt mich direkt duzend, ohne „bitte“ oder „hallo“: „Hast du 50 Cent, ich möchte meinem Kumpel was zu trinken kaufen?“ Die hätte ich zwar problemlos gehabt, aber nach einer halben Sekunde dachte ich mir, nein, so nicht. Frechheit, die mit Erfolg belohnt wird, trägt nur negative „Zinsen“. Vor vielen Jahren erschien in der ZEIT, oder im ZEITmagazin, ein Interview mit Hans Magnus Enzensberger. Auf die sinngemäße Frage, was ihn so zufrieden freundlich wirken lasse, antwortete er: „schlechte Laune ist den Mitmenschen nicht zumutbar.“ – Ein wahres Wort. Und damit meinte er nicht speziell seine, sondern schlechte Laune allgemein; wenn ich’s richtig erinnere. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude beim Schreiben. – Roland Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Da Draußen“ von Heike Faller im ZEIT Magazin

 

Ich habe in den 80er uind 90er Jahren auf einer kleinen Waldrandwiese in Wietze (Kreis Celle, Südheide) Glühwürmchen gesehen und habe dazu ein Gedicht geschrieben: Licht im Dunkel//Ich, Lampyris,/bin das Licht im Dunkel/und der Welt Mitte,/mache Licht aus Luft,/werde das Licht das euch aufgeht/und Erleuchtung,/besungen in Paul Linckes Lied,/Wunder der Schöpfung,/Licht Gottes auf Erden,/schattenlos,/ich, Lampyris noctiluca,/das Glühwürmchen. – Ernst Günther Weber

 


 

 

Leserbriefzur Deutschlandkarte „BINNENINSELN“ von Johannes Palm im ZEIT Magazin

 

Sie erwähnen namentlich die Bodenseeinseln Mainau und Lindau. In der ZEIT hätte ich eher eine Erwähnung der UNESCO Welterbe-Insel Reichenau erwartet. Das hätte m.E. besser zum Niveau der ZEIT gepasst. – Michael Bingeser

 


 

 

Leserbriefzum Wochenmarkt „EIN VORSOMMERLICHER RISOTTO“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Warum Ihre Rezepte im Zeit-Magazin veröffentlicht werden, ist mir noch immer ein Rätsel. Wahrscheinlich hat Ihre Chefredaktion keine Ahnung von Essen und Kochen. Schade. Billiger geht es nicht mehr ! Und wenn man schon „Risotto“ schreibt, sollte man ein solches auch kochen können. Bitte nehmen Sie Nachhilfe bei einer Kochschule, die Ihnen beibringt, wie man ein ordentliches Risotto kocht, das seinen Namen auch verdient. Und nicht nur einen trockenen Gemüsereis wie auf dem Foto. Siebeck, schau herunter auf diese Dilettantin ! Bitte um eine Küche, die Magen und Herz wärmt und glücklich macht ! – Ilse Simbrunner

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Da haben Sie aber Glück gehabt – nicht nur mit Ihren „wohlgeratenen (sagt meine Frau)“ Töchtern – nein, dass Sie nur Alman genannt wurden und nicht Dazlack oder Azzlack (bzw. Asslack). Ob TikTok und solche (a)sozialen Medien für die Sprachbildung nützlich sind, mag das Institut für dt. Sprache (hier in Mannheim) entscheiden. Ein Freund ist Lehrer (seit Monaten eigentlich „IT-ler“ der Schule mit brandaktueller Ausstattung: Wenn um den Desktop morgens Krümmel liegen haben die Bites über Nacht die Chips gefressen…) und er freut sich immer, wenn die Schüler wenigstens 3 Grundrechnenarten einigermassen beherrschen: Plus, Minus und Istgleich. – R. Seehaus