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17. Juni 2021 – Ausgabe 25

 

Leserbriefe zu „Die deutsche Regierung nimmt die Welt als Geisel“ von Joseph E. Stiglitz

 

Was ist das für eine Titel Überschrift. Und schlimmer, der Buhmann,oder besser Buhfrau, ist die Bundeskanzlerin. Es geht um die Patente für Impfstoffe.Jeder kann diese Impfstoffe herstellen,wenn er kann und darf. Die WHO könnte doch einfach einen Notfall deklarieren.Und jeder darf. Warum geht das nicht ? – Hans-Emil Schuster

 

Schade, ich habe nicht die Meriten des Herrn Stieglitz. Deshalb wird mir hier zur Erwiderung wahrscheinlich nicht mal 10% des Platzes gegeben, dem die ZEIT Herrn Stieglitz für seine Anklage gegeben wurde. Also kann ich nur schlagwortartig Auf den Artikel eintehen. 1. Biden hat die Freigabe des Patents Von Biontech gefordert. Klar, für ihn kein Problem, die USA Haben kein solches Patent. Der Papst hat das auch gefordert und sich In die Reihe gestellt. Die Freigabe dieses Patents bringt nicht die Lösung,die eingefordert wird. 1. Ohne eine sichere Infrastruktur ist Eine ordentliche Verteilung des Vaccins vor Ort nicht machbar.

Ich rede Hier nicht von nichtvorhandenen Kühlketten , sondern auch von reinen Transportmitteln und Transportwegen. 2. Bis die Fabrikationen korrekt Aufgebaut sind, vergeht wenigstens ein Jahr. 3. Es bedeutet einorme Aufklärungsarbeit der Medizin auf einem Kontinent,wo noch Klistoris Beschneidungen regelmäßig durchgeführt werden und der Vodoo Zauber Noch eine grosse Rolle spielt. Zum Schluss noch ein Argument. Mit meinen 77 Jahren habe ich eine Lebenserfahrung gesammelt, die mir sagt, es wird nie Und nimmer bei dieser einzigen Freigabe von Patenten bleiben, und das Ist dann wohl auch die größte Sorge. – Manfred Mengewein

 

Ich finde es befremdlich und verstörend, wenn ein amerikanischer Ökonom den Deutschen vorhält, dass sie mit ihrer Haltung verantwortlich sein werden, für viele millionen Coronatote und einem immensen Schaden der Weltwirtschaft. Bei allem totalitären Impfnationalismus, mit dem die USA genau das zu verantworten hat, was dieser Ökonom uns hier vorhält und auch bei allem, was wir aus den USA (nicht nur unter Trump) ansonsten an Freundschaft erfahren, gehe ich auch hier davon aus, dass es Herrn Stiglitz, ebenso wie der US-Administration, ausschließlich um wirtschaftliche Aspekte geht. – Matthias Thiemann

 

Zwei Tatsachen bleiben m. E. bei dieser Betrachtung im Dunklen. Wer sind die Geldgeber der Pharmaindustrie für die Forschung? Es sind große Finanzifonds, die eine möglichst hohe Rendite einfordern. Die Pharmaindustrie ist nicht in der Lage, in Industrieländern ausreichende Produktionskapazitäten aufzubauen, um den Markt zu befriedigen. Wenn das so einfach, wie hier beschrieben, möglich sein soll, einschliesslich der Erschliessung der erforderlichen Zulieferketten, wie soll das in Entwicklungsländern dennoch möglich sein? Die Vergabe von Lizenzen könnte von internationalen Gremien finanziert werden. Wäre damit eine Vervielfachung der Herstellung von Impfstoffen möglich? – R. Renaux

 

Da haben Unternehmen in kürzester Zeit einen Impfstoff entwickelt und damit der Welt einen großartigen Dienst erwiesen. Zum Dank schlägt der Autor vor, den Patentschutz aufzuheben um ärmeren Ländern mehr Impfstoff zu verschaffen. Dies ignoriert zwei Fakten. Erstens, allein die Patentfreigabe ohne Unterstützung bei der komplexen Produktion wird nicht helfen. Eine Lizenzvergabe mit Produktionsunterstützung gegen eine entsprechende Vergütung wäre viel effizienter. Zweitens, die Patentinhaber sollten nicht gezwungen werden sozial zu sein. Hierfür sind Staaten und Wohltätigkeitsorganisationen zuständig. Diese sollten den Patentinhabern Impfstoffe zu angemessenen Preisen abkaufen und an Bedürftige verteilen. In dieser Angelegenheit Bundeskanzlerin Angela Merkel anzugreifen ist einfach nur unangemessen. – Ernst Lothar Helwig

 

Danke für Ihren Artikel zum Thema Freigabe des Patentschutzes der Impfstoffe gegen Corona. Vorausgesetzt, die Hoffnungen, die in die Impfstrategie gesetzt werden, erfüllen sich, ist Ihre Argumentation absolut richtig und schlüssig. Das Beharren am sog. geistigen Eigentum und die scheinheilig Argumentation gegen die Freigabe der Patente sind erneut ein Beweis der Skrupellosigkeit politischer Eliten auch in den sog. westlichen demokratischen Ländern. Es zeigt sich erneut, dass es in der sog. „Coronakrise“ nur vordergründig um den Erhalt der Gesundheit der Menschen geht. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Die Kritik des amerikanischen Ökonomen J. Stiglitz an der deutschen Haltung in der Patentfrage zu den COVID-Impfstoffen ist wohltuend und beschämend zugleich. Wohltuend, weil endlich klar benannt wird, dass die Politik der Regierung Merkel auch in diesem Kontext (wie so oft) ausschließlich wirtschaftlichen Interessen folgt – mit fatalen moralischen Folgen und Implikationen. Beschämend, weil es eigentlich die Aufgabe von Oppositionsparteien, Kirchen, Wissenschaftler*innen oder anderen Akteuren der deutschen Zivilgesellschaft wäre, derartig klar Stellung zu beziehen.

Inhaltlich ist Stiglitz in allen Punkten zuzustimmen. Allerdings versäumt er es, ein weiteres Pseudo-Argument der Patentverteidiger zu dekonstruieren. Es wird oft behauptet, die Aufweichung des Patentschutzes vermindere den Anreiz, Impfstoffe (oder Medikamente) zu erforschen. Dies ist mehr als irreführend. Denn die forschenden Akteure sind nicht die profitorientierten Pharma-Unternehmen selbst, sondern immer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie sind meist hochmotiviert. Aber nicht durch das Streben nach Reichtum (ich persönlich kennen niemanden, der aus diesem Grund in die Wissenschaft gegangen ist), sondern nach dem bestmöglichen Ergebnis, nach Anerkennung und ggf. nach weiteren akademischen Weihen.

Insofern entlarvt dieses Pseudo-Argument vielmehr einen Missstand in der Finanzierung von Forschung. Es ist kein Naturgesetz, dass gemeinwohlorientierte Forschung von profitorientierten Investoren finanziert werden muss. Diese Rolle können auch (supra)staatliche Institutionen, Stiftungen oder Genossenschaften übernehmen. Hier gilt es umzusteuern! Wir Forschende sollten uns jedenfalls entschieden dagegen wehren, uns vor den Karren von Profitinteressen spannen zu lassen. – Dr. Jan Querengässer

 

Prof. Stieglitz‘ Forderung ist das hilflose Feigenblatt eines Ökonomen: er spricht vom „Hochfahren“ von Impfstoffproduktion wie von Hosenknöpfen: die WHO wird ja keine Verantwortung übernehmen, wenn womöglich ein lizenzfrei produzierter Impfstoff ‚patzt‘ und auch noch den Qualitätsruf des Lizenzgebers herabsetzt. Allemal besser ist die lizensierte und dann aber qualitätskontrollierte und bezuschusste Produktion in den von ihm genannten Ländern. – Dr. Dirk Bade

 

2021 wird ein gutes Jahr ! Auch wenn jetzt schon feststeht, daß an Silvester sowohl Jogi Löw als auch Angela Merkel endlich „weg“ sein werden -und ich mir schwertue mit der Entscheidung ,worüber ich mich mehr freuen soll , so gönne ich beiden am Schluß nochmal was: wenn die Nationalmannschaft mit Zauderer Löw weiterkommt halte ich ihn gerne auch 2 Wochen länger aus. Und wenn die ewig moderierende Zauderin Merkel nach 16 Jahren endlich mal kraftvoll was selber entscheidet, der Welt den Impstoff zur Verfügung stellt und dafür den Friedensnobelpreis kriegt solls mir auch recht sein ! Ich hoffe der badenser Nuschler und die selbsternannte schwäbische Hausfrau haben das Format dazu … – Bernd Amling

 

Der Artikel ist einseitig und polemisch gegen die Bundesregierung von Deutschland gerichtet. Sind die Impfstoff-Patente und die Produktionsverfahren zum Beispiel der Firmen Moderna und Johnson & Johnson etc. bereits freigegeben oder bestehen Zusagen zur kurzfristigen Realisierung? Die Impfstoff-Hersteller haben viel investiert und die deutsche Bundesregierung hat die deutschen Firmen unterstützt. Somit hätte sie Einflussmöglichkeiten, diese Firmen dazu zu bringen, Lizenzen zu erteilen. Aber eine Aushebelung der Patentrechte ist nicht richtig. Unternehmen ist eine Rechtssicherheit zu gewährleisten.

Deutschland unterstützt die weltweite Impf-Allianz Gavi, über die EU ist man bei COVAX AMC dabei und mit 675 Mio.€ bei ACT etc. Weltweit sind Gelder vorhanden, um Lizenzen zu erwerben, und die einzelnen Länder haben auch ihren Beitrag zu leisten. Die Argumentation, dass Lizenzverhandlungen zu lange dauern, ist banal. Wichtig wären Muster-Lizenzverträge der WHO. Die Aussetzung des Patentschutzes birgt immense Risiken für die eventuellen Anwender und Patienten, denn es ist auch eine personelle Unterstützung erforderlich, die durch einen Lizenzvertrag gegeben wird. – Hubert ludorf

 

Einspruch, Euer Ehren. Hätte es keinen Patentschutz gegeben, stünde die Welt heute ohne Impfschutz da, der Corona Pandemie wehrlos ausgeliefert. Sein Denken nur auf das Momentum abzustellen ohne die Zukunftsfolgen einzukalkulieren, ist ein Fehler. Der Verlust an industrieller Innovationsfähigkeit wäre für Jahrzehnte irreversibel. – Prof. Dr. mult. Karl-Ulrich Rudolph

 

Den Titel finde ich – nun ja – doch ziemlich übertrieben, aber der Inhalt ist leider wahr. Wir begehen jährlich den 9.11., erst kürzlich den 80 Jahrestag des Einmarschs der Deutschen in Russland. Das alles ist okay, weil die deutschen Kriegstaten abscheulich und widerlich waren. Nur: diese Taten sind – leider – geschehen. Wie wäre es, wenn wir Deutschen uns endlich mit der Gegenwart beschäftigen?

Warum stellt sich die Regierung so quer bei der Aussetzung des Patentschutzes? DAS wäre eine Möglichkeit, wirklich etwas Gutes zu tun und der Welt zu zeigen, dass auch die Deutschen es begriffen haben. Mir erscheint es manchmal so, als wären wir Weltmeister im Schämen. Nur: der Blick in die Vergangenheit ist sicher wichtig, aber Geschehenes kann man nicht rückgängig machen; die Gegenwart und damit die Zukunft zu gestalten ist wichtiger. – Annette Haagen

 

Als renommierter Wirtschaftswissenschaftler weiß Herr Stiglitz sicher, dass jährlich 30-40 Millionen Menschen an Unterernährung sterben. Nicht erstaunlich dürfte für ihn auch die Tatsache sein, dass dies überwiegend Länder betrifft, in denen derzeit die Pandemie genauso grauenvoll wütet wie der Hunger. Das ist die Geisel der Welt, ohne Zweifel: Menschenverachtende Ungerechtigkeit der reichen Nationen. Die USA zählen übrigens auch dazu.

Die deutsche Regierung („nimmt die Welt als Geisel“) für derartige Missstände (und die ungerechte Verteilung der Impfstoffe zählt zweifellos dazu) dafür alleine in die Verantwortung zu nehmen, widerspricht meinem Verständnis von wissenschaftlicher Sorgfaltspflicht. Es gibt genügend – auch von Wissenschaftlern anerkannte Gründe – den Patentschutz nicht auszusetzen. Die Darstellung der USA in diesem Fall ist rein populistisch. – Heinrich Bernd

 

Joe Stiglitz schreibt in seinem Artikel „Die deutsche Regierung nimmt die Welt als Geisel“ (DIE ZEIT Nr. 25 vom 17. Juni 2021), dass „sich vor den deutschen Konsulaten in den Vereinigten Staaten sowie in der EU und vor deutschen Botschaften weltweit Demonstranten zu Mahnwachen versammeln, um die Namen der Covid-Toten zu verlesen“. Wenn das stimmt, wieso erfährt man in den deutschen Medien dann rein gar nichts davon? Ist das in Deutschland keine Meldung wert? – Dr. phil. David Egner

 

Eine Demokratie in der nicht gestritten wird ist keine, da kann ich Helmut Schmidt nur voll und ganz zustimmen. Nicht aber die von Herrn Joseph E. Steglitz in diesem Bericht vertretene Ansicht zur Aussetzung des Patentschutzes. Gerade das Patentrecht/Gesetz soll ja das geistige Eigentum schützen. Sollte die WHO wirklich zu einem solchen Schritt bereit sein, werden sich die betroffenen Patentinhaber zu wehren wissen. Darüber hinaus kommen noch die Aktieninhaber die in diesem Bericht überhaupt nicht vorkommen.

Wer bezahlt im Falle eine Aussetzung deren Verluste? Alleine als am 06.05.2021 die erste Meldung veröffentlicht wurde brach der Aktienkurs dieser Patentinhaber, um ca.18% ein. Eine ernsthafte Patentaussetzung würde zu einem noch viel höheren Kurssturz führen und zu Milliarden Verlusten. Eine Sammelklage gegen die Verursacher wäre die Folge. Und der Glaube an einen Patentschutz wäre für immer verloren. – Hein Margraf

 

Bei allem Respekt für den Nobelpreisträger Prof. Stiglitz, sollte dieser ehrenwerte Herr sich nicht unbedingt Herrn Trump als Vorbild für polemische Ausbrüche nehmen. Es ist gewiss so, dass sich mehrere Firmen mit dem Anti-Covid Impfstoff eine goldene Nase verdienen. Um dieses in einigermaßen normalen Größenordnungen zu halten, könnten die Sponsoren (also die Länder) von 2020 sich auch einen Anteil der Gewinne zurückholen, wenn sie nur wollten. Das hat aber nichts mit der Aufhebung des Patentschutzes zu tun.

Die pharmazeutische Industrie braucht wie alle anderen auch ein gewisses Maß an Planungssicherheit für die nächsten Projekte. Pfizer, Biontech, Astra-Zeneca et al fahren ja nicht mit der Belegschaft in die Karibik um den Gewinn zu verprassen. Es existieren nach wie vor keine befriedigenden medikamentösen Ansätze für die großen Erkrankungen Alzheimer, Herz/Kreislaufkrankheiten und Krebs. Alle pharmazeutischen Firmen bringen konstant neue Kandidaten in die klinische Forschung. Von zehn Ansätzen kommt vielleicht einer durch, der, wenn auf dem Markt, alle anderen Projekte mitbezahlen muss. So auch jetzt mit den Impfstoffen. Pfizer (z.B.) bekommt vielleicht einen nicht in allem verdienten Anteil vom Kuchen. Pfizer wird aber ganz gewiss das meiste Geld wieder für neue Projekte verwenden um seine Marktposition in der pharmazeutischen Welt soweit als möglich zu vergrößern. Sowas hatten die seit Viagra nicht mehr.

Wir haben mit der mRNA-Technologie unerwartetes Glück gehabt, was sich Mitte 2020 noch nicht so zeigte. Da gab es nur Phase II Ergebnisse. Man konnte gerade jetzt bei CureVac sehen, wie sowas richtig schief gehen kann. Es ist leider nicht verstanden, dass dies eher der Normalfall ist; die meisten klinischen Studien in jedweder Indikation gehen schief und wenn das erst in Phase III herauskommt ist das sehr bitter, weil gewaltig viele Hunderte von Millionen Dollar verbrannt wurden.

Und was das bedeutet, eine Produktionsanlage umzubauen, zeigte doch gerade BionTech mit einer Anlage von Novartis in Marburg. Es war ein halbes Jahr, mit Technikern, Material und Knowhow aus Zentraleuropa. Wie Prof. Stiglitz auf drei bis vier Monate in Ländern wie Indien, Pakistan, Bangladesh oder Senegal kommt, ist mir rätselhaft. Warum sollten korrupte Oligarchien mit maroder Infrastruktur und Logistik in der Lage sein, so eine Produktionsanlage schneller zu bauen als wir hier? Klingt bekannt verdächtig. Und was wäre der Business Case für die Investoren in den betreffenden Ländern? Doch nicht die arme Bevölkerung zu versorgen? Eher erst mal die eigenen Eliten versorgen um dann mit dem eigenen Produkt den Impfstoffen in Europa mit Billigpreisen Konkurrenz zu machen. Meines Erachtens sollte dem Covax-Projekt der WHO politisch und finanziell mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. – Dr. Bernd Langer

 


 

 

Leserbriefe zu „68: Wer hat Angst vor dieser Zahl?“ von Kolja Rudzio

 

Sinnvoll wäre m. E., wenn jeder Bürger (unabhängig vom Geschlecht) frei wählen könnte, ob er in die staatliche oder eine private Rentenversicherung einzahlt. Vorgeschrieben wäre nur, welchen Prozentsatz des Einkommens jeder in seine Altersvorsorge investieren muss.

In den letzten Jahrzehnten wurde immer wieder die Rentenleistung gekürzt: Wegfall von Anrechnungsjahren, Änderungen der Rentenformel und immer späterer Rentenbeginn bzw. alternativ die Kürzung der Leistung. Das gibt es bei privaten Renten nicht, da der § 305 BGB die Versicherungen verpflichtet ihre Verträge einzuhalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die private Altersvorsorge ausfällt ist wesentlich geringer als der Ausfalle der staatlichen Absicherung. Deren weiterer Teilausfall wird ja gerade schon wieder angedacht. – Iman Schwäbe

 

Tut mir leid: Einen Artikel zur Zukunft der Renten, in dem das Wort „Beitragsbemessungsgrenze“ nicht vorkommt, nehme ich nicht ernst. Das Rentenalter soll angetastet werden, aber dass sich kleine und mittlere Einkommen gegenseitig versichern, während große fein raus sind, kommt nicht zur Sprache? Dieser Fakt gehört auch gecheckt, noch besser geändert. Stattdessen wird allen Ernstes staatliches „Zocken“ („an der Börse anlegen“) vorgeschlagen! Da denke ich doch glatt an den Geldbaum, wo Pinocchio zur Freude seiner Berater sein Geld anlegt. – Christian Ebbertz

 

Die Menschen werden älter und sind leistungsfähiger dabei. Es ist nur logisch, dass sie dann auch länger für ihren Lebensunterhalt selber aufkommen. Aber die faktische Entwicklung widersetzt sich dieser Logik. Genaugenommen sind es die Arbeitgeber, die sich widersetzen. Ab Mitte 50 wird es zunehmend aussichtslos, sich noch mal auf eine Stelle zu bewerben. Ab Ende 50 steigt der Druck, aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, mächtig an. Spätestens mit Anfang 60 ist man raus. Weil die Arbeitnehmer das wissen, wehren sie sich gegen diese faktische Rentenkürzung, die ihnen aufgezwungen wird, sollte ohne Zutun der Arbeitgeber der Sachlogik gefolgt werden.

Die Anhebung des Rentenalters kann nur dann Erfolg haben, wenn sich die Altersverteilung in der qua Gesetz arbeitsfähigen Bevölkerung (von 16 bis z.B. 68 oder 70 oder 72) in den Belegschaften der Betriebe wiederfindet. Freiwillig werden die Arbeitgeber da aber nicht mitziehen. Man müsste ihnen schon Anreize geben, z.B. ein umso niedrigerer Arbeitgeber-Beitragsanteil zur Rentenversicherung, je besser die Belegschaft die Altersverteilung spiegelt. Wer sich die Jungen rauspickt und die Alten wegdrückt, zahlt für die Kosten, die er damit verursacht. Solange das nicht thematisiert wird, wird das Rentenproblem unlösbar bleiben. – Hans List

 

Die größte Schwäche des deutschen Rentensystems ist, dass jeder eingenommene Euro direkt wieder ausgegeben wird. Umverteilt halt. Dadurch entfallen Zins- und Zinsezins Erträge, die bei einer kapitalgedeckten Rente hinzukommen. Der norwegische Staatsfonds hat mittlerweile ein Volumen von über einer Billion Dollar. Dadurch entsteht auch weltweiter Einfluss. Die deutsche Rieser-Rente hat viel zu hohe Verwaltungskosten und kann durch die Beitragsgarantie keine Rendite erzielen. – Thomas Pauli

 

Ein kleiner historische Abriss: Als in Deutschland unter Otto von Bismarck die Rentenversicherung eingeführt wurde, betrug das Renteneintrittsalter 70 Jahre. Die Lebenserwartung war damals deutlich geringer als die heutige, was sich auch noch nicht geändert hatte, als nicht allzu viel später das Renteneintrittsalter auf 65 Jahre abgesenkt wurde. Es ist richtig, das Eintrittsalter an die Lebenserwartung der Menschen zu koppeln. Einer drastischen Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge wird niemand folgen wollen. Unabhängig von den wirtschaftlichen Folgen sieht man das bei jeder (teils sehr emotional geführten) Debatte, wenn es um die Erhöhung von Sozialversicherungsbeiträgen geht.

48% des letzten Lohns als Rente sind so schon nicht besonders großartig und viele Rentner kommen jetzt schon nicht mit Ihrer gesetzlichen Rente aus; oft müssen sie sie mit Jobs im Rentenalter aufbessern. Das ist Realität in Deutschland. Ein Unding, wenn man bedenkt, das diese Menschen mindestens 45 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben.

Natürlich ist es keine charmante Aussicht, bis 68 arbeiten zu müssen. Wesentlich uncharmanter ist es aber, wenn statt 48 % vom letzten Lohn irgendwann nur noch 44 % oder noch weniger als Rente gezahlt werden. Das hätte zur Folge, dass immer mehr Rentner noch jahrelang ihre Rente aufbessern oder sogar staatliche Unterstützung beantragen müssten, wenn die Rente allzu mickrig ausfällt. Hier geht es um insgesamt ein Jahr längere Lebensarbeitszeit, wahrscheinlich ab 2042 würde dann die Rente ab 68 gelten. Damit in der beschriebenen Form jetzt Wahlkampf zu machen oder gar das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats „kassieren“ zu wollen, halte ich für wenig zukunftsorientiert und unredlich. – Regina Stock

 

Der Autor des Artikels “ Wer hat Angst vor dieser Zahl?“ übersieht einen nicht unwesentlichen Hebel, mit dem unser Rentenversicherungssystem stabilisiert werden könnte- Das wären die Angestellten, deren Gehalt über der Beitragsbemessungsgrenze liegt. Die Wenigsten dieser gut verdienenden Gehaltsempfänger zahlt in die gesetzliche Rentenversicherung ein.

Ganz ohne Effekt scheint mir die Einbeziehung der Beamten, Selbständigen und Gutverdienenden in das Rentensystem nicht zu sein .Frau Wagenknecht hat schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen, dass die Durchschnittsrente in Österreich 800.- € höher ist als in Deutschland. Die Schweiz, in der ebenfalls eine Pflichtversicherung für alle Einkommensempfänger besteht, hat in das Rentensystem noch einen solidarisierenden Effekt eingeführt. Zwar ist der in die Kasse abzuführende Prozentsatz vom Einkommen für alle Einzahlenden gleich, aber die Rentenzahlungen sind ab einem bestimmten Betrag gedeckelt. Natürlich ist die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 68 Jahre wegen der demografischen Situation unumgänglich, aber mit der Wahrheit kann man in Deutschland keine Wahlen gewinnen. – Dr. Peter Güldenpfennig

 

Das „Problem“ ist seit mehr als 20 Jahren bekannt und die Politik drückt sich vor einer Lösung. Die Aufgabe des wirtschaftsnahen Beirats bestand eher darin, den Boden zu bereiten, dass sich die Wirtschaft auch weiterhin jährlich Milliarden an Sozialbeiträgen sparen kann. Wer hat diesen „Versuchsballon“ bezahlt? – Adrian Betz

 

Um die immer wieder aufkommende Diskussion um das Renteneintrittsalter zu beenden und um Klarheit für kommende Generationen zu schaffen braucht Deutschland einer Rentenreform die auch langfristig Bestand haben muss. Hierbei darf aber nicht nur das Alter eine Rolle spielen, auch die Anzahl der geleisteten Arbeitsjahre muss eine wichtige Rolle spielen. In einem körperlich beanspruchten Beruf wie Maurer, Stuckateur, Fliesenleger, usw. bei dem die berufliche Laufbahn meist sehr früh beginnt, ist es nicht zumutbar bis 67 zu arbeiten. Zudem sollten alle, die später einen Rentenanspruch haben auch in die Rentenkasse einzahlen.

Nur wenn Abgeordnete, Beamte, Soldaten, Bürgermeister usw. die gleichen Voraussetzungen haben wie die große Gruppe der Berufstätigen wird die Rente gerecht für alle. Klar ist, dass auf die Rentenkasse harte Zeiten zukommen, es muss aber gewährleistet sein, dass Menschen die 45 Jahre gearbeitet haben auch von der Rente leben können. Unsere Regierung muss die Rahmenbedingungen dazu festlegen, Wohnraum und Energie spielt dabei eine genauso wichtige Rolle wie Nahrung, diese Faktoren müssen in einem vernünftigen Verhältnis zur Rente stehen. – Andreas Breithaupt

 

Bitte nehmen sie dieses Rententhema unbedingt häufiger unter die Lupe! Erstaunlich wenig ist von den wahlkämpfenden Parteien zu hören, man möchte ja auch keine schlafenden Hunde wecken… Lassen sie mich etwas grundsätzlich werden: als gesetzlich Versicherter, der sich ein klein wenig mit der Materie aus verschiedenen Gründen beschäftigt hat, bleibt mir nur festzuhalten: das deutsche Renten- und Pensionssystem ist einerseits sicher eines der Vorzeigbaren auf dieser Welt, andererseits aber auch von tiefsten Ungerechtigkeiten geprägt. Mit welchem Recht werden die Altersbezüge der gesetzlich Versicherten dauerhaft auf ein immer niedrigeres Niveau gebracht und alle Pensionäre in staatsnahen Diensten erhalten weiterhin ungeniert ungekürzte Bezüge?

Mit welchem Recht sollen gesetzlich Versicherte als einzige Bevölkerungsgruppe immer länger arbeiten, während der andere Teil unserer Gesellschaft (Staatsdiener, Beamte, Freiberufler, Selbständige…) von dieser Entwicklung nahezu unberührt bleibt? Mit welchem Recht wird die Frage nach Gerechtigkeit im System hier derart mit Füßen getreten. Siebzig Prozent erhalten langjährig im Staatsdienst beschäftigte von: Achtung ihren letzten Bezügen!! Die gesetzlich versicherten derzeit 48 % (über die Rentenpunkte dann auch noch für den Durchschnitt ihrer Lebensarbeitseinkünfte). Dieses System lässt sich offenbar längst nicht mehr reformieren oder gar wirklich neu denken. Daher meine bescheiden Vorschläge: alle, aber auch wirklich alle zahlen ein!

Künftig fehlende Beitragszahler und deren ebenso fehlende Beiträge sind dauerhaft aus dem Steuersäckel aufzustocken. Über die höheren Steuersätze der Besserverdienenden wird so ein wenig ‚Gerechtigkeit‘ erzeugt und drittens: der Renteneintritt ist ausnahmslos an die beitragspflichtige Zeit zu koppeln. Das hieße alle, aber auch wirklich alle können erstmals Rente beziehen, wenn sie mindestens 45 Beitragsjahre vorweisen können. Fangt damit endlich an, ihr lieben Politiker! – Thomas Harnisch

 

Mit Verlaub: Wer selbst lesen, rechnen und denken kann (und will!), ist durchaus im Vorteil. Aber eben nicht immer. Wenn also etwa Wahlen anstehen, versteigen sich Wähler wie Politiker zu teilweise absurden Narrativen, Hauptsache: mein Geld, meine Stimme, meine Macht. Es ist zuvorderst eine rein arithmetische Aufgabe, den Bestand der Rente, mithin das Versprechen des Generationsvertrages, auf seine Wirksamkeit zu überprüfen. Dabei nicht eine (absehbar) eklatante Unterfinanzierung festzustellen, grenzt schon an Utopie. Zumal in den nächsten 10 Jahren die Babyboomer in Rente und Pension gehen, dagegen aber immer weniger Renteneinzahlungen vorgenommen werden. Die Umschichtung der Finanzmittel innerhalb der betroffenen Verwaltungsebenen sind schon heute allenfalls ausreichend bis mangelhaft.

Da nun aber bundesweite Wahlen den gesellschaftspolitischen Takt bestimmen, versprechen wir uns mal wieder, dass „die Renten“ sicher sind; dass die Renten durch mehr rentenversicherungspflichtige Beitragszahlungen (siehe etwa Olaf Scholz) hinreichend „akquiriert“ werden (können). Ein weiterer Traum des SPD-Mannes ist bekanntlich der Einzug ins Bundeskanzleramt im Herbst dieses Jahres. Nein, dass wir kräftig an (mehreren) Stellschrauben drehen müssen, um somit dem großartigen Gedanken des Generationsvertrages annähernd gerecht zu werden/bleiben, dürfte allen hellen und weniger hellen Köpfen insgeheim sehr klar sein. Und ja, eine wichtige und richtige Komponente ist der sogenannte, progressiv auszugestaltene Zusatzbeitrag (polemisch-ignorant mitunter als Strafgeld bezeichnet) der Kinderlosen für die Pflege- resp. Sozialversicherung.

Das sage ich ganz bewusst als selbstbetroffener Selberdenker. Übrigens, in diesem Kontext fällt immer wieder die „auf den ersten Blick“ verständliche Forderung nach der Rentenversicherungspflicht für alle Beschäftigten. Dabei bitte ich jedoch zu bedenken, dass eine diesbezügliche Umstellung des deutschen Sozialsystems letztlich auf ein „Nullsummenspiel“ zulaufen dürfte, sich der vorzunehmende Verwaltungsaufwand nicht mit der notwendigen Nachhaltigkeit trägt, und zwar für alle nicht. Über die Höhe so mancher Pension indes kann und sollte trefflich gestritten werden. – Matthias Bartsch

 

Ein wichtiger und aufschlussreicher Artikel. Vielen Dank dafür. Er macht klar, dass mit dfem Herumdoktern an den üblichen Stellschrauben nichts Dauerhaftes bewirkt werden kann – außer der Vergiftung des Klimas zwischen den Generationen. Unter Punkt 4 (Stabilisierungsmöglichkeiten) sind 2 Alternativen genannt, beide durchaus diskusssionswürdig. Zwei weitere möchte ich hinzufügen: 1. vor vielen Jahren wurde schon einmal ein „Maschinensteuer“ öffentlich diskutiert. Eigentlich ganz logisch:

Wenn der immer geringer werdende Zahl der arbeitenden und damit sozialversicherungspflichtigen Bevölkerung das Aufbringen der Mittel für die wachsende Zahl an Rentenempfängern nicht mehr zumutbar ist, warum sollen dann die arbeitenden Maschinen und Anlagen nicht wenigstens einen Teil der benötigten Finanzen aufbringen? Das macht natürlich auch Probleme. Doch wenn es gewollt wird, ist es auch machbar. 2.. Schon vor Jahren begegnete mir in dem großartig visionären Kriminalroman von Martin Walker „Germany 2068“ (erschienen 2014!) folgende Lösung: Alle Ausgaben des deutschen Staates – also Renten, Sozialkosten, aber auch Straßenbau, Verteidigung, Bildung, Verwaltung usw. – sind durch eine einzige Einnahmequelle gedeckt:

Eine Finanztransaktionssteuer. Im Unterschied zur derzeit seit 2 Jahren bei uns gesetzmäßigen wird sie dann nicht nur beim Handeln mit Aktien goßer Aktiengesellschaften fällig. 2068 wird sie nach Walkers Vision bei allen Zahlungen im Internet beiden Seiten abgezogen, und per Internet erfolgt dann praktisch jede Zahlung. Ob Mutter beim Bäcker Brötchen holt, Vati im Lotto spielt oder Black Rock ein Riesenaktienpaket bewegt: Immer geht der gleiche prozentuale Anteil in die Staatskasse. Und das geht vollautomatisch. Niemand macht mehr eine Steuererklärung. Betrug ist praktisch ausgeschlossen. Und sozial gerecht dürfte es wohl auch sein. (Nachzulesen in meiner TB-Ausgabe von Diogenes, vor allem Seite 148 f.)

Ein erster Schritt in diese Richtung ist ja mit dem Gesetz von Olaf Schulz schon gemacht. Wenn es sich bewährt, warum dann nicht weitere Schritte in diese Richtung? Von Ihnen, werte Zeitredaktion, würde ich gern in einer der nächsten Ausgaben eine gründliche Recherche lesen zu folgenden Fragen: a) Wieviele Finanztransaktionen im beschriebebnen, umfassenden Sinn finden wohl jährlich in Deutschland statt? b) Wie hoch ist die Gesamtsumme all dieser Aktionen? c) Wie hoch müsste der Staatsanteil an den Finanztransaktionen sein, um damit alle Staatsausgaben zu bestreiten? Ich bin mir darüber klar, dass dabei vielfach nur Schätzwerte angegeben werden können, aber einigermaßen realistisch sollte es schon sein, so etwa +/- 10% sollte eigentlich machbar sein.

In den Veröffentlichungen das Statistischen Bundesamtes konnte ich leider nichts Einschlägiges finden und über die Höhe des Staatsanteils im Jahr 2068 schweigt Martin Walker sich leider aus. Beim derzeiten Finanztransaktionssteuergesetz sind es gerade mal 0,2 Prozent. Ob das bei einer Besteuerung aller Finanztransaktionen reichen wird? – Helmut Steiner

 

Ein sehr relevanter Artikel; leider wird nur mit einem Halbsatz erwähnt, wo eines der Hauptprobleme liegt: „Und weil im Umlagesystem der gesetzlichen Rente kein Geld zurück gelegt wird..“ Die sog. „Nachhaltigkeitsreserve“ darf nur max. 150% eines Monats betragen, darüber hinaus darf nichts angespart werden. Was bitte schön ist daran nachhaltig, geschweige denn eine Reserve, die den Namen verdient?!

Wäre über die ganzen Jahre, in denen die „Babyboomer“ mehr eingezahlt haben, der Überschuss angespart worden, hätten wir jetzt kein Problem. Dafür reicht auch Volksschule. Schade, dass der Journalist das nicht thematisiert hat. Die Zeit an sich war an dem Thema schon dran… https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-01/altersvorsorge-deutsche-rentenversicherung-ruecklagen-rente?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2FIna Bürkel

 

Habe ich etwas überlesen oder bin ich völlig naiv? Wie wäre es, wenn man die Beitragsbemessungsgrenze aufheben würde und jeder seinem tatsächlichen Einkommen entsprechend in die Rentenkasse (und Krankenversicherung) einzahlen würde. Einem Millionär sollte es leichter fallen 20% seines Einkommens in ein Solidarsystem zu geben als jemand mit einem Verdienst von 50.000 Euro. Für die spätere Rente müsste es allerdings eine „Rentenbemessungsgrenze“ geben. Außerdem müsste man natürlich das Beamtenrecht (für zukünftige Beamte) ändern und die Rente (bei gleichzeitiger Einkommensanpassung) statt und nicht zusätzlich zur Pension zahlen. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Woher kommt die Generation Baerbock?“ von Stefanie Flamm

 

Vielen Dank für die unglaubliche gedankliche Zeitreise, die ihr mir mit der wunderbaren Collage zum Titelthema: Die Stunde der 40-Jährigen geschenkt habt. (Seite 61/Nr.25) – Jörn Haedicke

 

Der Artikel gibt einen interessanten Einblick in meine eigene Generation wieder, den ich absolut für zutreffend halte. Wir sind privilegiert, dankbar, aber zurückhaltend. Die Krisen der Nullerjahre haben uns vorsichtig und misstrauisch werden lassen. Nur Jens Spahn will dort irgendwie nicht reinpassen, der eher wie ein 40-Jähriger rüberkommt, der gedanklich gefangen ist im Körper eines 60-Jährigen. – Carsten Rexing

 

Würde man den 40-jährigen einem Stresstest unterziehen, dann würde er entweder abgelehnt, wegdiskutiert oder er würde nicht bestanden ( Beispiel: Jens Spahn) Die Generation saß stets am gedeckten Tisch, konnte sich nach Lust und Laune den Bildungswegweg aussuchen – gestützt von umsorgenden Eltern (teilen) – und mußte nie Entbehrungen erleiden oder gar für eine Sache kämpfen. Dass erst verantwortungsvolle harte Arbeit der Vorgängergenerationen diesen Wohlstand ermöglicht hat und nicht intensive Diskussionen (!) über immer neue Themen , ist bei den meisten der Selbstbedienungs-Generation nicht angekommen. – Reinhard Schmitz

 

Es ist beschämend, wie Baerbock fertiggemacht wird wg. Lebenslauf. Der Sumpf um den Maskenkauf der Sumpf mit den Testzentrengebühren. Unter CDU-Regie kommt unter den Teppich. Hasseloffs Wahlsieg hat nicht’s mit gut gemachter Politik zu tun. Die Angst vor der AfD. – Klaus Kruschke

 

In ihrem Artikel „Woher kommt die Generation Baerbock“ berichten sie unter anderem über Judith Schalansky und deren Erinnerungen an den Tag des Mauerfalls, den sie in einem Wohnblock bei Greifswald erlebte. Dort war es sicher nicht möglich – so wie z. B. auch in Dresden – den Abend vor dem Fernseher mit Westfernsehen zu verbringen. – B. Zimmermann

 

Die Verfasserin des Artikels „Entdecken“ ,Frau Stefanie Flamm, erweckte ihn mir den Wunsch, sie persönlich kennen zu lernen. Ihr Artikel wurde mir von einer früheren Kollegin, Frau Dr. habil. Renate Eichhorn, dringlich ans Herz gelegt. Glücklicherweise konnte ich heute noch ein Exemplar der „Zeit“ erstehen, denn in meinem Wohnumfeld war sie schon ausverkauft. Frau Dr. Eichhorn und ich können uns seit der Wiedervereinigung sehr gut über Wissenschafts- und Schulentwicklung in den beiden deutschen Staaten verständigen, längst pensioniert tun wir das immer noch, und haben, als wir noch berufstätig waren, des öfteren zum Nutzen der Berliner Schule und ihrer Schüler und Schülerinnen zusammen gearbeitet.

Ihr Ansatz, liebe Frau Flamm, in Generationen zu denken, wurde von mir zunächst als Lehrerin in den 1970er Jahren, dann als Wissenschaftlerin in den 1980er Jahren und schließlich wieder als Lehrerin als notwendiger Teil von Erziehung verstanden, Optimierung der biografischen Selbststeuerung mit einem geschlechtsspezifischen Ansatz unter Beachtung des eigenen Generationenzusammenhangs und Berücksichtigung der Bildungs-, Ausbildungs- und Berufsschicksale der vorangegangenen Generation waren mein pädagogischer und wissenschaftlicher Ansatz. Frau Flamm traf Frau Schalansky in Berlin-Wilmersdorf. Sehr gerne würde ich Frau Flamm in Berlin-Steglitz treffen, um persönlich wieder zu geben im Gespräch, was dank Frau Dr. Eichhorn mir so lebhaft wieder gegenwärtig geworden ist. Ich danke Frau Flamm sehr für ihre ideenreiche Recherche und für Ihre Überlegungen. – Dr. A. Gabriele Gehlen

 

Warum werben sie mit dem Titelbild „Die Stunde der 40-Jährigen“ für Frau Baerbock und Herrn Spahn und sprechen von einer Generation Baerbock? Ist bereits nach einer Stunde alles vorbei? Ich kenne viele großartige 40-Jährige, über die es zu berichten gilt. – Heinrich Vandieken

 

Stefanie Flamm hat einen Artikel über die Generation Baerbock geschrieben – der mich etwas ratlos zurücklässt.Sie weiß wahrscheinlich, dass sie aufgrund von 7 zufällig ausgewählten Personen und anhand von mehr oder weniger strukturierten Gesprächen mit diesen keine allgemeingültigen Aussagen über die Altersgruppe der 40-Jährigen treffen kann – und tut es dennoch. Zumindest scheinen ihr bemerkenswerte Gemeinsamkeiten aufgefallen zu sein.

Leider kommt am Ende nicht mehr als ein buntes Kaleidoskop von netten, aber eher harmlosen Statements dabei heraus, deren Relevanz für die zur Debatte stehende Altersgruppe noch zu prüfen sein wird. Vielleicht wollte sie nicht mehr. Wenn sie aber mehr wollte, sollte sie in Zukunft klarer in der Zielsetzung und differenzierter in der Analyse sein. Den Anspruch an eine ZEIT-Titelgeschichte hat Stefanie Flamm mit ihrem Artikel leider nicht erfüllt. Schade. – Arnold Messer

 

Ja, ich gehör auch dazu. Wir sind die dazwischen. Aus Ost-Sicht sind wir eine vergessene Generation. Die zur Wende-Zeit junge Erwachsene waren, waren besoffen vom Ende der DDR. Die Älteren wurde in die Rente abgeschoben. Und wir?? Wir tauchen erst jetzt wieder auf: als Fachkräftemangel und Geburtenrückgang. Ja, wir sind alles nur halb. In der DDR aufgewachsen, aber in der BRD erwachsen geworden. Mit dem Alten kommen wir noch klar, das Neue entspricht aber nicht mehr unserer Lebenserfahrung.

Eine Kindheit ohne Internet und Smartphone? Für uns noch selbstverständlich, für die Kinder heute eine Horrorvorstellung. Aufwachsen in der DDR bedeutete auch eine gewisse Sorglosigkeit mit Blick auf die Zukunft. ZUKUNFT Gibt’s das eigentlich noch? Was sind wir eigentlich? Eine Lücke, ein bisschen Jacke ein bisschen Hose, unbemerkt Anwesende. – Olaf Goldschmidt

 

Für die „ZEIT“ besteht die Generation der 40-Jährigen offensichtlich nur aus Vertretern und Vertreterinnen der urbanen Eliten, die zahlenmäßig einen relativ kleinen Anteil an der Gesamtzahl dieser Alterskohorte ausmacht. Es hätte schon interessiert, wie Facharbeiter*Innen, Erzieher*Innen, kleine Angestellte, Verkäufer*Innen und andere Berufstätige aus den Bereichen „Herz und Hand“ von den Jahren ihrer Kindheit und Jugend geprägt wurden, wie sie die Welt sehen, welche Zukunftserwartungen sie haben usw.

Schließlich gestalten auch sie mit ihrem tag-täglichen Verhalten (und demnächst auch als Wähler*Innen) entscheidend zu politischen Veränderungen bei. Oder sind sie nach Auffassung der Autorin Stefanie Flamm lediglich manipulierbares „Stimmvieh“ und somit eine zu vernach­lässigende Größe? Das wäre bedauerlich. – Dr. Wolfgang Fischer

 


 

 

Leserbriefe zu „Lieb und teuer“ von Angela Köckritz

 

FRau Köckritz hat das in einem sehr interessanten, farbigen Artikel geschrieben, was ich / wir Ehrenamtlichen in den letzten 5/6 Jahren von den von uns betreuten und begleiteten Westafrikanern gehört und erklärt bekommen haben: Die Großfamilie ist das Rückgrat der dortigen Gesellschaften. Dafür hätte sich ,außer ein paar Lehrstühlen an Hochschulen, vor Jahren niemand interessiert. Die Afrikaner, die mit ihren Erkenntnissen von der Großfamilie gekommen sind, praktizieren das teilweise noch im kleinen Kreis mit Landsleuten. Ich habe da viele Beispiele kennengelernt. Ob die nächste Generation, in Deutschland ab KITA sozialisiert das fortsetzt….Fragezeichen ? – Hartmut Wagener

 

Vielen Dank für dieses Dossier. Am Ende der informative und – wie ich finde – wichtige Artikel zu sexualisierter Gewalt in einer Familie. Vor allen Dingen auf dem Hintergrund der Berichterstattung über sexualisierte Gewalt in Institutionen halte ich es für wesentlich, dass der Blick auf ein gesellschaftliches System gerichtet wird, in dem Vernachlässigung und Gewalt gegen Kinder immer noch hohen Schutz erfährt. Dies auf dem Hintergrund einer Über- oder auch Unterschätzung der Bedeutung der Familie.

Als nächstes vielleicht Berichterstattung über sexualisierte Gewalt durch leibliche Väter, Großväter, Onkel etc.? Bei der „unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ gibt es massenhaft Material, diese Kommission macht richtig gute Arbeit! Dann könnte vielleicht endlich der Bereich in den Fokus gelangen, der seit vielen Jahrzehnten unterrepräsentiert ist, obwohl dort aller Beobachtungen nach die größte Zahl an Missbrauchsfällen vorkommt. Jeden Tag.

Übrigens ist ein „richtiger“ Umgang mit sexualisierter Gewalt richtig schwierig! Ein Zeitungsartikel kann immer nur Ausschnitte aufzeigen und so gut das mir hier auch gelungen zu sein scheint, lässt es nicht zu, sich ein Urteil über das Handeln einzelner Personen zu erlauben. Der einzige eindeutige Fehler, den ich erkennen kann, bestand darin, dass das Jugendamt den mutmasslichen Täter konfrontiert hat, bevor es eine sichere Beweislage gab.

In Fachkreisen wird lange schon darauf hingewiesen, dass dieses Tun die Situation für die möglichen Opfer in aller Regel erschwert! Handelt es sich tatsächlich um einen Täter, so wird dieser seine Opfer umso stärker unter Druck setzen. Das kann niemand wollen. Daher empfehlen Fachleute, niemals zu konfrontieren (und auch beispielsweise niemals die Polizei zu informieren), bevor es keine eindeutigen Beweise gibt, die es der Staatanwaltschaft, die in diesen Fällen (wegen der Schwere des vermuteten Deliktes) ermitteln muss, ermöglicht, den mutmasslichen Täter sofort aus der Familie zu verweisen. Das hätte – so meine ich – das Jugendamt wissen müssen bzw. sich kundig machen müssen. Fachberatungsstellen gibt es glücklicherweise seit Jahren reichlich in jeder auch kleineren Großstadt und ganz sicher in Tübingen.

Zuvor der wundervoll differenzierte Blick auf das, was viele Senegalesen unter Familie bzw. Verwandtschaft verstehen und was passiert ist, nachdem diese Kultur (!) die Gewalt der so genannten „westlichen Werte“ erfahren hat. Und zwischendrin der ebenso erfreulich differenzierte Bericht über das Ringen um ein Ausstellungshaus zum Thema Vertreibung. Ganz herzlichen Dank für Alles! Eine besondere Freude an meinem ersten Urlaubstag. – Dr. med. Sibylle Riffel

 

Das in Afrika weit verbreitete Familienmodell kann man ökonomisch einfach beschreiben: “ To live down to the standard of the family“. Das westliche Modell steht ökonomisch dagegen: „To live up to the standard of the neighbour“. Im ersten Modell kann man glücklich werde, bleibt aber materiell arm, im zweiten Modell kann man zwar materiell reich werden, aber auch glücklich?? Einen Kompromiss gibt es vermutlich leider nicht. – Dr. Artur Behr

 

Herzlichen Dank für Ihren sorgfältig recherchierten und auf den Punkt gebrachten Beitrag! Auf die Eltern kommt es an! Diese Erfahrung machen wir in unseren Einrichtungen täglich – in Pinneberg, Harburg oder Blankenese! Seit 25 Jahren bieten die Evangelischen Familienbildungen ein eigens entwickeltes Kursangebot für das erste Lebensjahr an: DELFI ®. Hier kommen Eltern (unabhängig von Herkunft und Religion) mit ihren 3 Monate alten Babys in Kleingruppen wöchentlich in ruhiger und geschützter Atmosphäre zusammen, ein ganzes Jahr lang.

Begleitet und unterstützt von einer pädagogischen Fachkraft kann sich in der langen Zeit Vertrauen aufbauen und Bindung wachsen – zum eigenen Kind, zu anderen Müttern und Vätern sowie zur Kursleitung. Es geht um Themen der Kindesentwicklung, um Tipps zum Tragen und Einschlafen, um Spielanregungen zum Selbermachen, Rhythmik und Lieder, Beikost und Baby led weaning. Aber es geht darüber hinaus um noch viel mehr: Es geht um Geburtserlebnisse, durchwachte Nächte, Geschwisterstreit, Familie werden, den Alltag bewältigen…

In diesen Kursen wird jedes Elternteil und jedes Kind als einzigartig wahrgenommen und geschätzt. Im Austausch und Miteinander entsteht ein Gefühl der Gemeinschaft, woraus sich nicht selten Solidarität und Freundschaften entwickeln. Das Tolle an unserem Kursangebot ist, dass all die im Kurs erlebten Anregungen direkt in den Familienalltag hineinfließen, ausprobiert und variiert werden und wieder mit in die Gruppe hineingetragen werden – alle Eltern profitieren von vielen verschiedenen Lösungsmöglichkeiten! So entsteht ein tragendes Geflecht aus Unterstützung im individuell gelebtem Alltag, Erkenntniszuwachs und Sicherheit im Umgang mit dem eigenen Kind.

Für dieses und ähnliche Angebote braucht es mehr staatliche, finanzielle Unterstützung, denn der Bedarf ist groß. Wenn ich als Leitung einer Ev. Familienbildung einen Wunsch frei hätte? Flächendeckend in Stadt und Land für jedes Neugeborene und dessen Eltern kostenlos einen DELFI®-Kurs anbieten! Liebe Politik, wir Expert*innen für das erste Lebensjahr (und darüber hinaus!) sind schon lange bereit für gesundes Aufwachsen und gleiche Bildungschancen von Anfang an! – Sind Sie es auch? – Meike Trommler

 

Viele Fragen bleiben offen. Die (Auf)gefangenheit des Individuums in der Großfamilie schränkt die Eigenverantwortlichkeit vieler Senegalesen ein. Die in Rede stehende Dame begreift nicht, dass der Arbeitsmarkt für Näherinnen gesättigt ist und sie sich in anderer Weise für diesen Markt vorbereiten könnte. Den Vergleich mit Deutschland halte ich für untauglich. So werden arme Senegalesen mit reichen Deutschen verglichen. Die aufstockenden Niedriglöhne, Mindestrentner, die 48.000 Obdachlosen auf deutschen Straßen, die 750.000 Menschen ohne eigene Wohnung werden ausgeblendet. Die Lebensumstände der Langzeitarbeitslosen sind denBesserverdienern überwiegend nicht bekannt.

Obwohl sich die Lebensverhältnisse im Senegal weitgehend geändert haben, wird dort an der Tradition des Kinderreichtums festgehalten. Jährlich strömen etwa 300.000 Jugendliche auf den Arbeitsmarkt. Diese Zahl wird angesichts von fünf Kindern pro Familie weiter stetig ansteigen. Angesichts dieser Tatsache wird die Migration trotz oder sogar wegen des Zusammenhalts der Familien weiter steigen. Die Entwicklungshilfen können dieses Problem nicht lösen. Es braucht einen Prozess der Aufklärung im Denken, Bildung. – R. Renaux

 

Der Artikel illustriert ein grundlegendes Problem der Menschheit. Es geht um den Widerspruch zwischen den Menschenrechten auf Lebensunterhalt und dem Menschenrecht auf Eigentum. Der im Artikel beschriebene erfolgreiche Unternehmer «Hassan Diagne bezahlt Strom, Gas, Essen und Schulgebühren für 19 Verwandte. Ausserdem überweist…er Geld in das Heimatdorf seiner Familie, zu unzähligen weiteren Verwandten – und zu Menschen, die nicht mit ihm verwandt sind, denen er sich aber ebenfalls verpflichtet fühlt, weil sie aus demselben Ort stammen.» Kurz gesagt Diagne verzichtet freiwillig weitgehend auf sein Recht auf Eigentum, um damit den Lebensunterhalt vieler Menschen zu sichern. Seine Haltung ist vorbildlich und kontrastiert positiv zur Haltung, einen wichtigen Sinn des Lebens darin sehen, immer mehr Vermögen anzuhäufen.

Leider ist es nun aber so, dass die bedrohliche Situation der Menschheit nicht von bösen Taten herrührt, sondern auch von Taten, die allgemein als gut empfunden werden. Familien mit vielen Kindern geniessen mancherorts hohes Ansehen. Ebenso Forscher, die mit ihren Erfindungen das Plündern der Erde unterstützen. Auch das gute Handeln Diagnes hat negative Folgen. Es unterstützt die Bereitschaft mehr Kinder zu bekommen, als langfristig mit Nachhaltigkeit vereinbar ist und verhindert den Einsatz der nötigen Geldmittel fürs Schaffen von ausreichend Arbeitsplätzen. Aus Sicht von Diagne hat dies allerdings auch einen positiven Nebeneffekt: Es regt zu Migration an und damit zu Geldüberweisungen, was dem Geldtransfer-Geschäft von Diagne förderlich ist.

Das Problem scheint kompliziert, ist es aber nicht, da es im Prinzip nur eine Lösung gibt. Ursache des Problems ist – wie gesagt – der ungelöste Widerspruch zwischen den Menschenrechten auf Lebensunterhalt und dem Menschenrecht auf Eigentum. Die zu hohe Nutzung der erstgenannten Rechte führt zu etwas was man mit der Formulierung „Tragik der Allmend“ charakterisieren kann. Zu diesen Rechten gehört indirekt auch das Recht, mehr Nachkommen zu bekommen als die eigenen Ressourcen vertragen. Das Mittel gegen «Tragik der Allmend» ist das Recht auf Eigentum, das indirekt auch verpflichtet, mit den eigenen Ressourcen auszukommen. Nun ist es so, dass zwar genug Eigentum verfügbar ist, um kurzfristig ein anscheinen beliebiges Wachstum der Menschheit zu ermöglichen. Dies ist aber mit Nachhaltigkeit nicht vereinbar.

Daher gilt zwar: Eigentum verpflichtet. Es verpflichtet aber auch, Eigenverantwortung einzufordern, um die Erde nicht zu überlasten. Eigentum, das nicht vom Eigentümer entbehrt werden kann, sollte verwendet werden, um die Menschheit unabhängig zu machen von ständigem Wirtschaftswachstum. Dazu gehört auch, Hilfe anzubieten, falls durch zu geringes Wirtschaftswachstum Arbeitsplätze fehlen (geht in Richtung bedingungsloses Grundeinkommen). Diese Mittel dürfen aber nicht als «Allmend» missbraucht werden, also als Mittel hohe Geburtenraten zu fördern. Hilfe muss daher verbunden sein mit der Förderung verantwortungsvoller Elternschaft.

All dies erfordert das Propagieren eines umfassenden Weltbildes, das geeignet ist, der Menschheit ein langes gutes Fortbestehen zu ermöglichen. Übrigens, es wäre interessant, auch eine Stimme zu hören aus einer Familie mit vielen Kindern, die von Diagnes Hilfe profitiert. Etwa welche Gedanken sich diese Person macht zur Zukunft ihres Landes angesichts einer Geburtenrate in Senegal über 4. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Der entscheidende Unterschied zwischen nördlichem und südlichem Mittelmeer. Nördlich : Der Mensch ist Kostenfaktor schon vor der Geburt und nach seinem Tod immer noch und wird finanziell in die Familie eingeplant eingeplant. Südlich : auch hier trägt er zum Wohlstand bei , im bedauerlichsten Fall durch Kinderarbeit. aber als Entschädigung aufgefangen durch sozialen Gemeinsinn. Im Alter braucht man dann nördlich auch Kosenfaktor „Pflegeheime“. Südlich entsprechend die Großfamilie auch mit finanziellem Aufwand verbunden, aber wesentlich sozialer. Was ist „mehr wert“ ?! – Geelke Braun

 

Vielen Dank an Frau Köckritz für ihr Dossier; es hat mir einige Aha-Erkenntnisse beschert. Ich wünsche mir, daß die ZEIT sich in einem eigenen Dossier dem Thema „Korruption“ annimmt. Was wir meist mit krimineller Energie verbinden, scheint wohl oft angesichts der postkolonialen Staaten, denen eine westliche Rechtsordnung einfach überstülpt wurde, sich sehr zu relativieren. Wenn Ethnie , Clan, Großfamile, Familie oder Kaste die tragenden Säulen des sozialen Netzes sind, denen das jeweilige Mitglied seine höchste Loyalität schuldet, so sind die Motive für das , was wir „Korruption“ nennen, weit tiefgründiger als einfacher Betrug oder Habgier. Offenbar kompensieren diese informellen, tradionellen Systeme oftmals den fehlenden Sozialstaat ala‘ Bismarck. – Dr. Heribert Hürter

 

Vielen Dank für dieses schöne Dossier, das sich positiv abhebt von dem üblichen Elends-Journalismus. Als Mitteleuropäer hatte ich keine Ahnung von diesem Aspekt der afrikanischen Gesellschaft. Ich hoffe, dass möglichst viele Verantwortliche für Entwicklungshilfe diesen Artikel lesen. „Hilfe zur Selbsthilfe“ funktioniert nur, wenn man den Empfänger kennt und berücksichtigt. – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbriefe zu „Außen grün, innen rot“ von Petra Pinzler

 

In diversen Artikeln Ihrer Zeitschrift, z.B. im Artikel von Petra Pinzler „Außen grün, innen rot“, wird auf die Notwendigkeit vom Umstieg auf Elektroautos für eine gute Klimapolitik hingewiesen. Die von Politikern und in der Presse immer stärker geforderte Energiewende betrachtet meistens aber nur auf die Situation in unserem Land. Wenn wir in Deutschland mit dem Umstieg auf Elektroautos ein gutes Beispiel geben sollen, vergessen wir meist die hieraus sich ergebenden Folgen unseres Tuns in anderen Ländern. In einem Artikel des Magazins „Rettet den Regenwald“ wird auf die enormen Umweltschäden in fernen Ländern hingewiesen, in denen Rohstoffe für Autobatterien gewonnen werden. Ich sende den Artikel in der Anlage.

Wir exportieren mit der Förderung der Elektromobilität die Umweltschäden von Deutschland nach Afrika, Asien und Südamerika! Das kann doch keine Lösung sein… Kurzfristig könnte ein Tempolimit für Autos helfen und der stärker subventionierte Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel. Mittelfristig würde der deutlich verstärkte Ausbau von Bahnstrecken und die Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen die klimaschädliche Wirkung der Elektroautos reduzieren. Diese Thematik sollte auch in Ihrer (immer lesenswerten) Zeitschrift einmal intensiv diskutiert werden. – Karl Enk

 

Es ist lobenswert, sich darüber Gedanken zu machen, dass der Klimaschutz nicht vor allem die Armen in Deutschland trifft, aber denkt irgendjemand darüber nach, wie der Klimawandel, den wir in den reichen Ländern massiv antreiben durch unseren Lebensstandard, die Menschen in den armen Ländern Afrikas und Asiens trifft ? Wir jammern darüber, nicht mehr billig nach Mallorca fliegen zu können, anderswo müssen die Menschen ihre Heimat verlassen, weil sie unbewohnbar geworden ist. Etwas mehr Demut und Zurückhaltung auf unserer Seite wäre ratsam. Und die Frage, wer weniger bzw. sauberer fahren oder fliegen soll, läßt sich sehr einfach beantworten: Natürlich wir, wer sonst? – E. Würth

 

Die Frage „Wie es dabei möglich gerecht zu geht?“ ist bei der Klimapolitik interessant? Warum? Wird die Leistung von Frauen und Männern gerecht bezahlt? Wird die Leistung von Seeleuten im internationalen Schiffsverkehr gerecht bezahlt? usw. Ach ja, womöglich könnte das Volk das Gefühl „So-geht-es-nicht-weiter“ entwickeln und ein anderes Wirtschaftssystem fordern. Das „Rot“ dient nur dem Machterhalt der Konservativen – ähnlich der Priesterschaft zur Zeit von Kopernikus. Ich habe eine neues Wirtschaftssystem geschrieben und biete es auf futureu.europa an. – Matthias Losert

 

Es klingt zunächst einleuchtend, dass die Vermieter einen Teil der Heizkosten (CO2-Abgabe) zahlen sollen, da sie die Dämmwerte der Gebäude verbessern können, nicht aber die Mieter. Aber: Seit etlichen Jahren müssen Vermieter einen Energie-Ausweis erstellen lassen, damit Miet- (Kauf-) Interessenten die voraussichtliche Höhe der Heizkosten abschätzen können. Damit beeinflußt dieser Wert die Höhe der Nettomiete (bei Kaufinteressenten das Kaufpreis-Angebot). Es ist halt ein Unterschied, ob der Heizenergiebedarf unter 100kwh/m² /Jahr oder über 300 liegt. Auch im Mietspiegel (von Hannover) beeinflußt der Energiebedarf die Vergleichsmiete.

Wenn nun der Vermieter zusätzliche Dämmmassnahmen ergreift, so hat der Mieter danach eine höhere Gesamtmiete zu zahlen, wenn die Massnahme eigentlich gerade rentabel ist (einschließlich des CO2-Abgaben-Anteils des Vermieters). Auch wenn der Vermieter ein Passivhaus baut (der noch benötigte Heizbedarf wird zum Beispiel durch eine Solaranlage kompensiert), so müsste der Vermieter immer noch CO2-Abgabe leisten, obwohl weitere Dämmung völlig unwirtschaftlich wäre. Aus meiner Erfahrung aus 48 Jahre Verwaltertätigkeit kenne ich die andere Seite:

Der tatsächliche Energiebedarf verschiedener Mieter der selben Wohnung schwankt beträchtlich. Im Extrem brauchte der Folgemieter etwa das dreifache an Gas (bei Gas-Etagenheizung) wie der Vormieter; ähnlich beim Strom. Laut Wohnungs-Wasseruhren schwankt der Wasserverbrauch pro Person zwischen fünf und fünfundfünfzig m³ im Jahr. In einem Fall mass der Sachverständige eine Wandtemperatur von 28 Grad Celsius. Der Vermieter ist nur insoweit daran „schuld“, dass er sich vor Vertragsabschluss nicht besser abgesichert hat, die Wohnung zum Beispiel nicht an „Südländer“ (zum Beispiel an Asylanten aus Syrien, an Studenten aus Tunesien) vermietet. Dies wäre aber nicht erwünscht. Also: Der Verursacher (Verbraucher) sollte zahlen. – Adolf Ronnenberg

 

Klimaschutz ist nur sozial denkbar und hört nicht vor unserer Haustüre auf. Die 88 Mio. Einwohner Deutschlands schleudern mehr Klimagase in die Atmosphäre wie alle Menschen in Südamerika (428 Mio.) oder südlich der Sahara (1 Mrd.). Dabei wird der CO2 Ausstoß, den Deutschland dort wegen seinem Hunger nach Fleisch oder Rohstoffen verursacht nicht einmal eingerechnet. Mit unserem heutigen Verhalten berauben wir Andere, uns selbst und Alle nach uns unwiederbringlich die Schätze der Erde.

Sowohl niedrigere Strompreise als auch höhere Pendlerpauschalen vergrößern die soziale Ungleichheit und befeuern klimaschädlichen Konsum und Energieverbrauch. Die dafür nötige Infrastruktur zerstört immer schneller die Natur in unserer Heimat und treibt uns immer öfter und länger in vermeintlich unberührte Länder die durch unser Verhalten dem Untergang steht’s näher sind. Dorthin fliegend zahlt man weder MwSt. noch CO2 Abgaben.

Das Urteil des BGH ist deutlich. Keine zukünftige Regierung kommt um schnelle und einschneidende Maßnahmen zum Klimaschutz herum. Statt falscher Empörung und Versprechen sollten sich FDP, SPD und CDU/CSU mal ehrlich machen. Warum begünstigt der Staat Fernreisen mit dem ICE mit 7% MwSt. Schröpft aber den kleinen Pendler im ÖPNV mit 19%? Nicht weitere Steuergeschenke für Besserverdiener tun Not, sondern Sparsamkeit und Nachhaltigkeit. Städte gehören radikal begrünt und Landschaften konsequent renaturiert um hiesige Biodiversität zu retten und unsere Heimat widerstandsfähig für den Klimawandel zu machen.

Macht uns immer mehr glücklich, mehr MwSt. und CO2-Abgaben befreit eingeflogene Schnittblumen, Obst und Gemüse, mehr elektrisch angetriebene SUVs und Klimaanlagen, mehr und längere Arbeitswege, um anschließend noch länger und weiter MwSt. und CO2-Abgaben befreit zu noch ferneren Zielen zu reisen? Oder macht uns eine sozialere gerechtere Zukunft glücklich in einem Deutschland, daß natürlicher, lebenswerter und ein Vorreiter in CO2-Neutralität und darum begehrenswerter ist? – Klaus Siersch

 

Herr Laschet sieht den „Traum vom Sommerurlaub“ gefährdet, wenn der Mallorcaflug über 70,- € kostet. Er sollte sich mal informieren, was z.B. eine Reise mit der Bahn nach Jönköping/ Schweden kostet. Bei der Bereitschaft nur 70,- € für eine solche Reise bezahlen zu wollen, platzt der „Traum vom Sommerurlaub“ spätestens am Fahrkartenschalter der Deutschen Bahn. Wie wäre es mal mit politischen Entscheidungen im Interesse von Umwelt und Bahnfahrern? – Bernd Hochmuth

 

Außen grün, innen rot (Seite 8) Wunderbar die Melone zum Vorbild für den Klimaschutz zu machen: dünne grüne Schale, kräftiges rotes saftiges Fruchtfleisch und einige helle Kerne! – Heinrich Vandieken

 

Ihr Artikel gibt für mich einen kompetenten,umfassenden Überblick über das, was im Moment Stand der Erkenntnis ist und das,was die Wahlkämpfer so daraus machen. Bevor ich auf den mir aufgestossenen Punkt komme, schicke ich vorweg:Meine Frau und ich haben 16 Jahre (gut und gerne)in Frankreichs Süden gelebt und an einem besonders heissen Sommer überschlugen sich Nachrichten und Zeitungen fast täglich mit neuen Rekordmeldungen über die Hitzetoten des Landes. Diese „Rekorde“ „gut“ in Frankreichs Händen wissend ,(da wurde für den nächsten Sommer schon zumindest etwas gemacht)reibe ich mich an dem Satz: “in internationalen Vergleichsstudien liegt Deutschland bei den Hitzetoten mit an der Spitze“. Ich wäre Ihnen für die Angabe Ihre Quellen( eine wesentliche genügt) dankbar. – Hans-Georg v.Bechtolsheim

 


 

 

Leserbriefe zu „Seltsam unvorbereitet“ von Robert Pausch

 

Es ist schon etwas merkwürdig mit den GRÜNEN und DER ZEIT. Da wurde bereits mit der ZEIT-AUSGABE Nr. 17/2021 Frau Baerbock betitelt „DIE ÜBERLEGENE“, und nun wird den GRÜNEN „Seltsam unvorbereitet“ vorgeworfen. Somit brauchte es nur 8 neue Ausgaben der ZEIT, genau das Gegenteil über Frau Baerbock zu schreiben. Ich hatte bereits damals darüber einen Leserbrief geschrieben weshalb so ein Hype um diese Frau gemacht wird. Sie ist nicht überlegen, sondern überheblich, was sich in den vergangenen Wochen ja auch gezeigt hat. Nur fröhlich lächeln reicht nicht, sondern man braucht einen ordentlichen Beruf mit Erfahrung, dann klappt es auch zu höherem. Als Bundeskanzlerin braucht man ein klein wenig anderes, als nur daherplappern, da müssen schon Fakten vorliegen. – Ute Koch

 

Es ist keine Petitesse, wenn eine ehemalige Studierende über eine begonnene Doktorarbeit fabuliert, die aufgrund des (nicht) erreichten Studienabschlusses gar nicht hätte abgegeben werden können. An den Universitäten gibt es -völlig zurecht- recht stringente Vorgaben, was man erreicht haben muss um den nächsten Schritt zu gehen. Wer aus seinem kurzzeit-Teilzeitstudium noch nicht einmal das mitbekommen hat, darf zurecht als Hochstapelnde bezeichnet werden. Will ernsthaft jemand von einer solchen Person regiert werden?

Oder – ebenfalls kein Scherz – darum, dass zu dem geplanten Doktorarbeitsthema von Baerbock zuvor bereits eine ähnliche Dissertation erschienen war. Oder – ebenfalls kein Scherz – darum, dass zu dem geplanten Doktorarbeitsthema von Baerbock zuvor bereits eine ähnliche Dissertation erschienen war. – Dr. med. Mathias Bieberbach

 

Ihr Kollege Robert Pausch macht sich lustig über die „Gelegenheitsinquisitoren, die sich auf Twitter oder Plagiatsjägerforen zusammengefunden haben“, um über Trampolingrößen und nicht veröffentlichte Dissertationen zu diskutieren. Entschuldigung, aber es geht hier schon um mehr als Trampolingrößen und Mitgliedschaften, wo es keine gibt. Frau Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin, hat nicht weniger behauptet als neben einem Master noch einen weiteren akademischen Abschluss zu besitzen. Das aber ist unwahr und so musste sie Ihren selbsterfunden „Bachelor“ in ein nichtssagendes Vordiplom ändern. Lügen fängt nicht erst bei Doktortiteln an! Diese Frau ist in meinen Augen eine Hauptfrau von Köpenick, eine Baronin von Münchhausen oder einfach nur ein Gernegroß. – Berend Detsch

 

Für mich war der unverhältnismäßige hohe Zuwachs der Partei der Grünen nur eine Momentaufnahme. Darauf sollten sich die Grünen nicht verlassen. So wie sie hochgeschnellt sind, können sie genauso wieder abstürzen. – Gunter Knauer

 

Die Union hat die Grünen im beginnenden Wahlkampf als Hauptgegner auserkoren und folgt diesem Muster: reaktiv auf jede aktive Positionierung der Grünen eingehen, Emotionen schüren, Feindbilder pflegen und im Übrigen programmatisch unbestimmt bleiben. Statt mit einem inhaltlichen Profil den Führungsanspruch zu erheben, gehen die Unionsparteien in eine Beurteilerrolle, nehmen auf diese Weise eine übergeordnete Position ein, verteilen Noten und bringen in der Wahlkampfarena die inhaltlich ambitionierten Grünen in ein Unterordnungsverhältnis. Ein schöner Nebeneffekt für die Unionsparteien ist, wenn auch die anderen Parteien bei diesem ausgrenzenden Mobbingansatz mitmachen: CDU und CSU bestimmen die Spielregeln, die anderen folgen. Alles sehr durchschaubar und auf Dauer für die Wähler ermüdend und abstoßend.

Die Grünen, die auch Wähler aus dem Lager der Union brauchen, können CDU und CSU nicht als Hauptgegner identifizieren. Sie müssen inhaltlich bleiben. Und das ist auch gut so, um sich nachhaltig als echte Alternative zu präsentieren. Richtig ist, nicht in Panik zu verfallen. Die Grünen sollten allerdings, wie Robert Pausch herausarbeitet, stark an ihre Kampagnenfähigkeit arbeiten. Und sie sollten außerdem „Baerbock“ gezielt weiter als Marke aufbauen, die nicht nur für den Markenkern der Grünen steht, sondern auch den politischen Führungsanspruch in Deutschlnd glaubwürdig ausstrahlt. Es geht um unser Land. – Reinhard Koine

 

Annalena Baerbock hat ein Problem: Aus dem grünen Garten Eden, wo der Löwe gelernt hat, neben dem Lamm zu liegen, wagt sie sich hinaus in eine Welt, die von Vipern, Hyänen und Geiern bevölkert ist, die es nicht kümmert, ob sie vom Baum der Klima-Erkenntnis gegessen hat. – Raimund Poppinga

 

Wenn diese liebe gute „Frau Moses“ unbedingt noch einen (Baer)Bock schießen will, dann dürfte sie wohl bald ihr ganzes Pulver verschossen haben! Im Jahr 2017 wurde übrigens ein gewisser Martin Schulz von einem außerordentlichen Bundesparteitag mit 100% der gültigen Stimmen zum Parteivorsitzenden der SPD gewählt, kurze Zeit später, war er dann ganz plötzlich auch als Kanzlerkandidat, sehr weit weg vom Fenster. – Klaus P. Jaworek

 

Wahlk(r)ampfzeit. Ich habe den Eindruck, dass hinter den Kulissen ganze Heere von Campaignern wirklich jeden Heuhaufen nach Stecknadeln untersuchen, um anschließend politische GegnerInnen zu traktieren. Ebenso gehen Medien in irgendwelchen Suppen auf die Suche nach Haaren. Der eine sei lethargisch, die andere unerfahren. Handwerkliche Fehler werden aufgelistet, BewerberInnen für das Kanzleramt müssen sich zahlreicher Angriffe erwehren. Einfach ihre Arbeit machen? Funktioniert nicht!! Die rein politische Auseinandersetzung gerät nebenbei immer weiter in den Hintergrund.

Es wird polemisiert und geätzt. Vermeintliche Schwächen werden aufgeblasen, verbale Schläge gehen gern unter die Gürtellinie. Talkrunden mutieren zu Selbstbeweihräucherungsshows. Statt Gespräche souverän zu führen, provouzieren Interviewende. Hier wird zwar immer ganz viel erzählt, versprochen, und gelogen – am Ende geht es leider ausschließlich darum, politische Wettbewerber zu diskreditieren. Steigen die (gefühlt) stündlich erhobenen Umfragewerte, ist alles gut. Fallen sie, wird noch ein Gang höher geschaltet. Tolle Wurst! – Achim Bothmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Haus für die Unbehausten“ von Jörg Lau

 

Jetzt, 76 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft, wo immer mehr lebendige Erinnerungen von uns gehen, wird eine Lücke gefüllt. Mitten in Berlin, dem ehem. Planungszentrum der unermesslichen Verbrechen Deutschlands gegen die Menschlichkeit und das Völkerrecht, steht das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Noch immer lose Enden unserer verstrickten Erinnerungen erhalten einen zentralen Fluchtpunkt. Leid und Verlust, Abschiednehmen und Ankommen sind universelle Themen, sagt Jörg Lau. Ja, aber die Universalisierung darf nicht in Relativierung münden. Alles in unserem Deutschland ist auf Schuld gebaut, auch das eigene Leid, auch der eigene Verlust. Nur mit dieser Einbindung der Erinnerung ist Versöhnung möglich. – Reinhard Koine

 

Zum drittletzten Abschnitt in Spalte 2, „Integration von 12.5 Millionen“: Sie verwechseln da etwas: Millionen Heimatvertriebene wurden nicht als Zuwanderer integriert. Sie zogen von Deutschland nach Deutschland, blieben im Gebiet ihrer Muttersprache, ihre Abschlüsse galten überall im Land, sie konnten vom ersten Tag an erwerbstätig sein. Viele sogar beim gleichen Arbeitgeber: bei Behörden oder landesweit aktiven Firmen. Deutschland war kein Einwanderungsland, wer irgend konnte wanderte jahrhundertelang lieber aus. Tun wir uns jetzt so schwer als Einwanderungsland, weil wir dachten, es geht wieder so einfach wie damals nach dem Krieg? – Barbara Merckel

 

Ein Originalbullauge aus dem Deutschen Schifffahrtsmuseum ist das Eine, das Andere ist, dass die aus einem geschützten Seekriegsgrab entwendete Schiffsglocke des deutschen Schiffes „Gustloff“ aus dem heute polnischen Danzig zurückkehren und als Mahnmal für die insgesamt etwa 20.000 Toten bei den Schiffsuntergängen 1945 in der Ostsee einen repräsentativen, zentralen Platz in dem Gedenkort finden muss. – Peter Schiller

 

In der 3. Spalte des Artikels von rechts steht der Satz: „Erst danach folgt der Hauptteil der Ausstellung, in dem die Konsequenzen dieser Politik für die deutschen Minderheiten in Ost- und Westpreußen, im Sudetenland …anschaulich werden“. Bis hierher ist diese Aussage falsch. Beispiel: Meine Heimat Ostpreußen.

Ostpreußen war von einer Mischbevölkerung besiedelt. Als der Deutsche Ritterorden das Gebiet eroberte, lebten dort die heidnischen Pruzzen, ein baltischer Volksstamm. In den folgenden Jahrhunderten wanderten im Nordosten Litauer ein (“Preußisch Litauen“), im Südosten und Süden Masovier („Polnische Preußen“, später Masuren), nach der Großen Pest ab 1714 Glaubensflüchtlinge aus ganz Europa. Alle Gruppen genossen kulturelle Autonomie (Sprache, Religion, Schule), mit der Folge, daß meine Eltern noch das masurische Polnisch sprechen konnten. Das war keine Ausnahme.

In Zentralostpreußen wurden deutsche Kolonisten aus verschiedenen Gegenden des Reiches angesiedelt, aber auch in Masuren, wie z. B. mein Vorfahr Erdt aus Hessen 1740. Alle Bewohner Ostpreußens wurden nach 1871 Bürger des Deutschen Reiches, gleich ob sie Pleikies, Guillaume oder Grzyszek hießen. Es gab keine „deutsche Minderheit“. Unterrichtssprache wurde Deutsch. Das war die Situation 1945. Alle Ostpreußen gingen auf die Flucht oder wurden nach Kriegsende vertrieben, falls sie nicht mehr hatten entkommen können. – Hans-W. Erdt

 

Mich packt der Zorn, wenn zum 30. Jahrestag des „Nachbarschaftsvertrages zwischen Deutschland und Polen“ weder der Bundespräsident noch der polnische Präsident, jedenfalls nach Presseberichten wie beispielsweise in der NOZ, die Annexion von halb Ostpreußen, Hinterpommerns und ganz Schlesiens, einschließlich der Vertreibung der Bevölkerung in Millionenzahl, erwähnenswert finden. Für Frank Walter Steinmeyer ist es eine Schande, für Andrzej Duda verständlich, denn bekanntlich gibt es nur deutsche Schuld.

Ich sage das um so deutlicher, weil ich als Kind ganz bewußt die polnischen Verbrechen am eigenen Leibe erfahren und als Historiker mich gerade mit der Geschichte Polens und seiner katholischen Kirche befaßt habe. Duda hat recht, wenn es keine Tabuthemen und Verlogenheit geben darf, doch dies gilt eben besonders für Polen. „Geraubte Kulturgüter“? Fast alle pommerschen Kirchen und Dome samt Inventar gehören z.B. dazu.

Von Hab und Gut der Vertrieben will ich gar nicht sprechen. Was meine Mutter und ich noch tragen konnten, entrissen uns Polen in Fiddichow an der Oder, als uns dann die sowjetischen Soldaten am anderen Ufer wie Engel vorkamen. Vergeben will ich gerne; nur dazu gehört- und polnische Katholiken sollten das wissen-, die Reue. Annexion und Vertreibung sind als Reparation mehr als genug. Ein polnisches Denkmal für deutsche Schuld brauchen wir in Berlin nicht. – Prof.em. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann

 

Eigentlich ist es schade, dass es erst 76 Jahre nach Kriegsende möglich ist, das Leid deutscher Geflüchteter und Vertriebener wirklich zum Thema zu machen und ihnen und anderen einen Ort zum Gedenken zu geben. Vermutlich wäre das auch jetzt noch nicht machbar gewesen, wäre ihre Geschichte nicht in die Globalgeschichte von Flucht und Vertreibung mit eingebunden worden. Jetzt leben nur noch die Kinder der Geflüchteten und Vertriebenen, sie sind nun selbst alte Menschen und haben ihre Traumata ein Leben lang mit sich herumgeschleppt. Vielleicht hätte so ein Dokumentationszentrum früher helfen können, diese besser zu bewältigen.

Es ist auch schade, dass die Auseinandersetzung mit diesem Thema allzu oft Revisionisten und wirklich Ewiggestrigen überlassen worden ist und auch denjenigen, die glauben, dass ein Gedenken an das individuelle Leid deutscher Geflüchteter und Vertriebener das durch Nazi-Deutschland verursachte Leid hätte relativieren können. Für mich ein Denkfehler. Mein Vater kommt aus dem Sudetenland und war bei Kriegsende zehn Jahre alt. Noch heute bezeichnet er sich als Flüchtling und wenn er über die „schlechte Zeit“ erzählt, kommt immer wieder, dass sie niemandem willkommen waren, ein Stigma hatten. Mit den Vertriebenenverbänden hatte er übrigens nie etwas „am Hut“.

Nach dem Krieg war Deutschland zerstört, es gab wenig zu verteilen. Natürlich haben auch die Geflüchteten mit zum Wiederaufbau Deutschlands beigetragen; viele von ihnen gingen beispielsweise in den Bergbau ins Ruhrgebiet. Ob man nun aber Nachkriegsdeutschland mit dem heutigen Deutschland als Einwanderungsland vergleichen kann, weiß ich nicht. Eines weiß ich aber gewiss; falls ich einmal wieder in Berlin bin, werde ich dieses Dokumentationszentrum besuchen. – Regina Stock

 

Die Nebenbemerkung, … mehr als 12,5 Mil­lio­nen muss­ten in der Bun­des­re­pu­blik und der DDR in­te­griert wer­den. Letz­te­res zeigt, ne­ben­bei be­merkt, dass es im­mer schon ei­ne Lü­ge war, dass Deutsch­land »kein Ein­wan­de­rungs­land« sei.“ versperrt m. E. den Blick auf die Wirklichkeit. Sie relativiert und verharmlost die Probleme der gegenwärtigen Migration. Die Zuwanderung von Hussiten, Hugenotten, Polen, Italiener und die Ansiedlung von Niederländern in Deutschland ist mit der aktuellen Migration nicht vergleichbar. Mehrere für jedermann erkennbare Tatsachen stehen dem entgegen. Die Migranten kamen in der Vergangenheit aus Kulturren, die der deutschen ähneln. Die Zuwanderer akzeptierten die Verfassung, die Gesetze, die Lebensweise der Mehrheitsgesellschaft und ihre Landessprache.

Das gilt leider nicht für einen Teil der muslimischen Migranten. Allein ein Blick in die Schulbücher, die sie in den Herkunftsländern prägten, und darauf, was in nicht wenigen Moscheen in Deutschland gepredigt wird, deutet auf die Motivation hin, die zu religiösen Verbrechen an der Menschlichkeit, zum blinden Rassismus führen. Konservative Muslime erleben nach der Ankunft einen Kulturschock. Der syrische Psychater Dr. Bajbouj aus Berlin berichtete hierüber in der ZEIT. Sie sind fest davon überzeugt, die einzig „richtige“ Glaubensvorstellung mit den einzig richtigen Religionsvorschriften zu haben. Die Lebensweise der Mehrheitsgesellschaft, ihre Verhaltensregeln und Gesetze können und wollen sie nicht begreifen und akzeptieren.

Nicht wenige stellen das religiöse Recht des Islam über das GG und die Gesetze der Mehrheitsgesellschaft. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, beschlossen von den Vereinten Nationen im Jahre 1948, ist für Muslime nicht massgebend. Für sie gilt die (unter dem Vorbehalt des Islam gestellte) Arabische Charta der Menschenrechte von 2008. Diese wurde von 22 Staaten der Arabischen Liga, den Herkunftsländern der meisten muslimischen Migranten, ratifiziert. Aus dieser Umgebung heraus rekrutieren sich die Salafisten und Attentäter wie A. Amri, die wahllos Menschen morden, in der Annahme sie seien „Ungläubige“.

Deshalb kann ich die erwähnte Nebenbemerkung, insbesondere die damit verbundene Relativierung und Verharmlosung der gegenwärtigen Migration nicht übersehen. Die Verharmlosung der Probleme der gegenwärtigen Migration zeigt sich im Umgang mit den 12 Morden und 62 Verletzten (teilweise schwer) auf dem Berliner Weihnachtsmarkt. An den Stufen steht: „Zur Erinnerung an die Opfer des Terroranschlags am 19. Dezember 2016. Für ein friedliches Miteinander aller Menschen. In dieser Nacht starben: (es folgen die Namen und Herkunftsländer der Todesopfer).“ Jeglicher Hinweis auf die Ursachen der Mordtat, auf den Hass und die Menschenverachtung, den Rassismus, keine mahnende Erinnerung an die Motivation des Verbrechens.

Im Gegensatz dazu wird berechtigter Weise darauf hingewiesen, wie dieses Beispiel zeigt: „Mit der Stätte der Erinnerung und Mahnung wollen wir an die zehn getöteten Opfer und die Verletzten der NSU-Taten erinnern und mahnen, wozu Hass der extremen Rechten und Rassismus führen.” Für die gleichzusetzenden Tatsachen gibt es aus meiner Sicht keine sachlichen, nachvollziehbaren Argumente für den unterschiedlichen Umgang damit. Die Verharmlosung religiöser Morde kann daher nur das Ergebnis einer Ideologie sein. Demzufolge ist kaum zu erwarten, dass an dem letzten religiös motivierten Mord in Dresden in gebührender Weise erinnert und an die Motivation des Täters gemahnt wird. Der Journalismus sollte sich daher auch nicht ansatzweise mit ideologischen Denkansätzen gemein machen. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Es ist nicht nur China“ von Jörg Lau

 

Vielen Dank für die deutliche und zutreffende Einschätzung über den Zwiespalt innerhalb der Nato zu China. Aus einer langjährigen und gepflegten Freundschaft zu einem Chinesen aus Wuhan und einer schon seit meinen Studententagen geltenden Beschäftigung mit dem Reich der Mitte ist mir die Radikalität und die Konsequenz seines politischen Handelns einleuchtend, wenn nicht sogar zwingend und historisch und kulturell mit europäischen Maßstäben auch nicht abzugleichen.

Es besteht in der chinesischen Gesellschaft eine schon fast genetisch bestimmte Ablehnung gegenüber europäischen „Klugscheissereien“. Seitdem die europäischen Barbaren im 19.Jhrd. die Unterdrückung einer viertausend Jahre alten Kultur und mit der Unterstützung von, dem heutigen Islamismus ähnlichen christlichen Konfessionen betrieben hatten, herrscht großer Zweifel an der Redlichkeit europäischen Tuns. Dieses gilt mit sehr wenigen Ausnahmen für alle Ebenen der chinesischen Gesellschaft und findet seinen Ausdruck darin, die Führung des Staates zu respektieren.

Ein weiterer, wenn nicht sogar entscheidender Umstand ist die Versorgungs- und Bildungspflicht des Staates für die 1,4 Milliarden Einwohner. Jedem, sogar den Skeptikern des Systems ist bewusst, dass die sogenannten westlichen Systeme dafür keine Antwort parat haben. Wenn man der westlichen Annahme nach Aufklärung folgt, dass eine gebildete Gesellschaft den Wertvorstellungen des Westens folgt, wird das in China widerlegt. Gerade die gebildeten und von politischen Alternativen wissenden Chinesen gewährleisten die Stabilität des Systems. China ist für unsere Demokratien wegen eines fehlenden Interesses daran weniger Gefahr als ein Orban und seine Kumpel im Geiste. Wer China zum bedeutsamen Feind in diesem Jahrhundert machen will, bekommt seinen eigenen Laden nicht in den Griff. – Jürgen Dressler

 

Ich möchte diesem Artikel nicht generell widersprechen, da es wirklich nicht nur China ist, aber der Satz: „China will seine Ordnung nicht exportieren“ ist meiner Meinung nach doch falsch. China versucht es allerdings nicht militärisch, sondern wirtschaftlich. Nach meinem Kenntnisstand ist das in Venezuela schon weit fortgeschritten und jetzt folgen die Anrainer der Seidenstraße und die Staaten, die durch Impfkampagnen beeinflusst werden sollen bzw. werden. Also ist es aus meiner Sicht schon China. Auch um Australien, Japan, Taiwan usw. Zu unterstützen. – Michael Hüsken

 

Vielen Dank für Ihren interessanten und engagierten Artikel. Mein Eindruck ist, dass es – unausgesprochen – um Spitzen-Technologie geht. Die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company, Limited (TSMC) ist führend in der Fertigung von ASICs in minimalsten Strukturgrößen. Diese bedeuten höchste Energieeffizienz, höchste Systemkomplexität, höchste Miniaturisierung. Die USA, China und Europa bedienen „nur“ noch Nischen-Technologien – wobei die Nischen bereits eigene Märkte darstellen (Diversifizierung). Aber die sogenannte Moore-Kurve ist entgegen jeglicher Vorstellungskraft immer noch im Gange. Artificial Intelligence ist unter klassischen Computer-Gesichtspunkten nichts anderes als eine große Vergeudung von Speicherplatz. Hier kann eine hoch integrierte Packungsdichte den Unterschied machen.

Für China liegt die Versuchung auf der Hand, sich diese Spitzentechnologie gewaltsam einzuverleiben. Deswegen dürfte es China sein. Mit seinem Telekom Know-how, mit seinem Dark-Side-Of-the-Moon Projekt der Raumfahrt ist es China bereits gelungen, in der Digital Technik ganz erhebliche Meilensteine zu setzen. Dabei fand ich jeweils die technologische Implementierung beeindruckend. – Michael Scheppler

 

Es ist nicht nur China – aber die Front gegen China ist brutal genug. Und sehr kontraproduktiv: Nehmen wir nur kurz an, den Westen plagten Zukunftsängste und er müsste seine Verfahren, Strukturen und Werte kritisch analysieren. In dem sonst gerne bemühten Wettbewerb würde ihm das manichäische Verteufeln eines etwaigen Opponenten aber wenig helfen; zumindest trüge das nicht weit. Es könnte ihn davon abhalten, eigene Optimierungen zu bedenken – vielleicht ein direkteres, responsiveres und für junge Menschen attraktives Demokratiemodell anstelle des über Jahrzehnte stabil durchgesinterten Systems hoher Repräsentation mit angebauter Lobby.

Es mag sich ferner lohnen, sich nur für Augenblicke in das Geschichtsbild eines ganz durchschnittlichen Festland-Chinesen zu versetzen. Diesem sind die „Ungleichen Verträge“ nach den beiden Opiumkriegen und das Hongkong-Oktroi des 19. Jahrhunderts ähnlich ins Langzeit-Gedächtnis gebrannt wie einem Deutschen die Versailler Verträge oder das militärische Besetzen des Ruhrgebiets. Das wird ihm ganz aktuell Angst machen.

Nur: Das alles muss im Kalkül der NATO, die selbst eine hochaktive Lobby ist und eine solche hat, nicht stören und nicht schaden: Sollte China auf das Gerassel mit herbeigesehnten neuen Panzerketten und Schiffsschrauben ganz menschlich reagieren, d.h. mit eigener Rüstung, dann kann man launig „nachrüsten“, und zwar bei den ganz großen Gebinden, bei Schiffen, U-Booten und der Infrastruktur zur power projection. Und das mutwillige Destabilisieren ganzer Räume, ein massiver ziviler Blutzoll und im Millionenmaßstab losgetretene Migration: Hat dergleichen in den letzten 25 Jahren das blau schimmernde stählerne Ansehen gemindert? Hat sich jemand daran gemacht, das Interventionsgeschehen nach Ende der letzten (!) Blockkonfrontation systematisch nach Nutzen und Lasten zu evaluieren? Wenn die NATO je ein Stabilitätsanker war, dann ist ihre Trosse lang zersplissen und zerrissen.

P.S.: Ein zu Sorge Anlass gebendes Beispiel aus der jüngeren Vergangeheit ist das gezielte Ausgrenzen der Chinesen bei Aufbau und Nutzung der ISS. Im Grunde hat es Motivation und autonome Kompetenz Chinas nur gesteigert. Chinas neue, unabhängige Fähigkeiten mögen dann argumentativ („warnend“) für einen neuen SDI-Ansatz des Westens genutzt werden, wie er in den aktuellen NATO-Verlautbarungen auch schon anklingt und der – ob er diesmal zum Ziele führt oder nicht – die internationalen Beziehungen und das Sicherheitsgefühl von Milliarden Individuen über Jahrzehnte massiv lädieren wird. – Dr. jur. Karl Ulrich Voss

 

Sie haben, wie ich meine, sehr treffend und scharfsinnig den Irrweg beschrieben, den Biden jetzt bestreiten will und in den er Europa reinziehen möchte. China ist eine ernste Gefahr, aber nicht mehr als Russland oder andere Länder. Dass die Krise für unsere Demokratie jedoch in erster Linie von Innen kommt, das haben wir im Verlauf des letzten Jahres mehr als deutlich gesehen. – Dr. med. Martin Krivacek

 

In drei Punkten widerspreche ich dem Leitartikler Jörg Lau: 1. Die KP (bzw. VR) China begreift ihr Gesellschaftsmodell sehr wohl als Alternative zum freiheitlichen westlichen System und will dieses auch exportieren, vor allem über ihre Seitenstraßen-Projekte. Diese entsprechenden Verträge sehen vor, dass die chinesische Sprache und das chinesische Recht bei Streitfällen vorrangig zur Auslegung heranzuziehen sind. 2. Die NATO darf nicht nur den atlantischen, sondern muss wegen des imperialistischen Machtanspruchs von China auch den pazifischen Raum im Auge behalten.

Derzeit befahren Schiffe der chinesischen Marine zwar nur sporadisch das Mittelmeer und die Ostsee, aber je mehr die Nordostpassage eisfrei wird, desto häufiger ist auch im Atlantik und den europäischen Meeren mit dem Auftauchen der chinesischen Marine zu rechnen. 3. Noch gibt es zwischen China und Russland zwar kein Verteidigungsbündnis, aber gemeinsame Militärmanöver. Wie lautet der Leitspruch der NATO über ihrem Hauptquartier in Mons: Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit! – Dr. Josef Köpfer

 

Jörg Lau warnt mit Recht vor der Selbsttäuschung sich in einen Kampf mit China hineinzusteigern, denn die autoritäre Gefahr für die Demokratie liegt im Inneren verborgen. Ob sie jedoch „bekämpft“ werden kann, muss bezweifelt werden. Sehr wahrscheinlich ist die Krise der Demokratie auch das Ergebnis einer Orientierung, die so sehr am Kampf-Narrativ erkrankt ist, dass die politische und soziale Polarisierung und der Verfall der Institutionen zwangsläufig eintreten muss. Wenn jeder immer nur für sich darum kämpft am Ende erfolgreich, glücklich, schön, frei und reich zu sein (siehe auch „prominent ignoriert“), wenn also geglaubt wird, dass alles und jedes erkämpft, gewollt und durchgesetzt werden kann, dann ist der Geist des Autoritären doch längst unter uns. – Jürgen Pilz

 


 

 

Leserbriefe zu „Fast geschafft!“ von Jan Roß

 

Noch immer gefläscht ,sitze ich in der Natur und denke über ihren Artikel „fast geschafft „nach ,gerade in diesen Wochen des wieder los Rennens ,als gäbe es kein gestern tut ihre wohltuende Zusammenfassung gut, Welche Dinge sind es ,die wir aus dieser Corona Zeit mitnehmen ? Ganz sicher das unsere Gesellschaft mehr einigen könnte als wir das jeden Tag leben . Trotz aller Spaltung ,die besonders in dieser Pandemie Zeit an so vielen Punkten sichtbar wurde ,gibt es Hoffnung . Ein so oft gescholtener Sozialstaat ,erwacht zur neuer Blüte, auch wenn längst nicht alles perfekt gelaufen ist Der Autor stehlt treffend fest das genau dieser Staat zu einem gemeinsamen Bekenntnis uns führen könnte.

Wenn wir dann noch ,wie der Autor bemerkt uns „verzeihen „ können ,hat die Krise doch noch was bewirkt Die so scheinbar schwächelnden westliche Demokratie ,die gerade in den ersten Corona Monaten hilflos schien , hat sich dann doch als erstaunlich erwiesen Nicht an Grenzen des machbaren zu gehen , das hadern, korrigieren , das in Frage stellen hat sich nicht als schwäche, sondern gerade als besondere Stärke erwiesen . Eine neue Krankheit unablässig zu hinterfragen ist und war eine Ehrliche auseinandersetzung, die nur starke Demokratien über längere Zeiträume aushalten.

Das Neugierig bleiben wie es der Autor beschreibt ,kann nur in Freiheit auf Dauer gelebt werden Richtig ist auch die Feststellung das wir bei den Umgang mit dem Süden der Welt bisher versagt haben . Die Verteilung des Impfstoffes spiegelt auch hier ein grundsätzliches Problem Die nächsten Globalen Krisen wie in ihren Artikel erwähnt werden kommen ,sind vielleicht schon da ( Klimakrise) ob wir bereit sind sie zu lösen ,hängt auch davon ab was jeder einzelne aus dieser Pandemie gelernt hat Herzlichen Dank für ihren Artikel. – Thomas Kurzke

 

Vielen Dank für Ihren Beitrag zum dem Thema. Ich hatte mich schon gefragt, wann das Schulterklopfen in Deutschland beginnt und wir uns dafür gratulieren, wie toll wir das wieder hinbekommen haben. Ihr Jubel ist nachgerade erstaunlich, wenn man bedenkt, dass wir in 2020 an die Opferzahlen der Spanischen Grippe dachten ( 50-100 Mio. bei einer Weltbevölkerung von ca. 2 Mrd. Menschen !!! ) und auch so reagiert haben, es aber nach der Erkenntnis, dass sich unsere Situation eben in keiner Weise mit der Spanischen Grippe vergleichen lässt, keinen Weg zurück mehr gab. Halten Sie das für ‚bewundernswert‘, ‚toll‘, ‚erfolgreich‘? Ihr gesamter Artikel strotzt von derartigen Argumenten: toll, dass wir alle nicht mehr hinterfragen, was der Staat anordnet! Toll, dass uns keine Sorgen mehr um Evidenz in der Wissenschaft machen müssen! Toll, dass wir uns nicht mehr um Diskursethik sorgen müssen!

Ich möchte mich auch im Namen meines Sohnes, der in diesem Jahr gerade Abitur machen durfte, für diesen herausragenden Erfolg bedanken – stellvertretend für Millionen anderer Schüler, denen nun klar ist, dass Sie keine Bedeutung in der Gesellschaft haben. Bildung ist m.E. ohnehin überschätzt. Da kann man auch sofort verstehen, dass Ihr geschätzter Kollege Andreas Sentker auf Seite 1 anmerkt, dass man ja nun gemerkt hat, dass man mit ein wenig Hygiene nun auch Grippewellen unterbinden könnte. Wenn es weiter nichts kostet, als den Verlust der Gesellschaft, dann mal los. – Thomas Kunert

 

Das Bild, in das der Text eingefügt ist, weckt in mir die Erinnerung an einen Vers aus dem Osterspaziergang des „Faust“ – von mir leicht abgeändert: Aus der Gullys bedrückender Nacht Sind sie alle ans Licht gebracht! Wir haben die Leiter erklommen, den Deckel gehoben und blicken jetzt ins Licht am Ende des Schachts! Auf dem mühsamen Weg dorthin haben uns verstaubte Tugenden geholfen: Solidarität, Nachbarschaftshilfe, Bescheidenheit, Demut und in den Krankenhäusern Dienst für die Schwerkranken über die Erschöpfung hinaus! Unser Grips hat zu Höhenflügen angesetzt, nicht nur bei der Feinziselierung der Gendersprache, sondern um in kürzester Zeit geradezu Nobelpreiswürdiges zu entwickeln: Impfungen, Medikamente, Therapien.

Das einzige, was wir nicht geschafft haben: Befreiung von der Bürokratie! Vielleicht gelingt uns das bei der nächsten Pandemie, die irgendwo auf unserer Erde schon in den Startlöchern steht und ungeduldig mit den Hufen scharrt; ob sie nun aus einem Urwald oder einem Labor entfleucht oder durch Mutationsfreudigkeit entstanden ist; ob uns darüber hinaus Natur- oder menschengemachte Katastrophen heimsuchen. Mit unseren wiedergewonnenen alten Tugenden werden wir auch sie überstehen! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Etwas weniger Euphorie über die überstandene Pandemie, die ja vor allem eine Test-Masken und Lockdown-Pandemie war, hätte den Ausführungen von Herrn Ross gut getan. Die überhastete Impfentwicklung, die keine Tiermodelle gesehen hat, und nur über eine Notzulassung in Verkehr gebracht werden konnte, nun mit Mozarts Genie und der Mondlandung gleichzusetzen, ist schon wirklich kühn. Experimentelle Impfstoffe anzuwenden verstößt gegen den Nürnberger Codex. Hoffentlich setzt sich diese Wahrheit durch. Es geht nur um Geld nicht um Gesundheit. – Fritz Junghans

 

Seit längerem schon trage ich mich mit dem Gedanken mein Abo zu kündigen. Die Artikel der ZEIT haben zunehmend kommentatorischen Karakter und sind nicht mehr sehr informativ. Ich bin mit Der Zeit aufgewachsen und hatte in früheren Jahren erhebliche Schwierigkeiten alle mich ansprechenden Artikel innerhalb einer Woche vor der Erscheinung der nächsten Ausgabe zu lesen. Heute ist es so, dass ich innerhalb 1-2 Tagen alles gelesen habe, was mich interessiert. Dazu gehören eben keine Artikel über die thematischen Befindlichkeiten ihrer Redakteure.

Diese Situation hat mit der Corona Krise an Fahrt aufgenommen. Sie wurde leider auch in Ihrem Blatt einseitig und regierungsgefärbt portraitiert. Es gab wenige Artikel, die auch Kritiker der Massnahmen zu Wort kommen liessen und anderen Einschätzungen Raum gegeben haben. Das Dossier über das Immunsystem kam ein Jahr zu spät. Panikmache gehört nicht zu den medialen Aufgaben und wenn es doch einigen wenigen Fachleuten gelang, einen anderen Standpunkt öffentlich zu äussern, hätte das für die Presse ein Anstoss sein sollen, sich auch mit diesen gegensätzlichen Argumenten auseinanderzusetzen. Nichts davon ist bei Ihnen passiert. Im Gegenteil wurden und werden diese Personen mit ihren Äußerungen in das rechte Lager verortet und/oder als Verschwörungstheoretiker betitelt.

Den Vogel abgeschossen hat jetzt der aktuelle Artikel „fast geschafft“ von Jan Ross. In welcher Welt lebt Herr Ross eigentlich? Ja sicher, es hat keinen Bürgerkrieg gegeben aber kann man wirklich übersehen wie viele Menschen von den Massnahmen und deren Auswirkungen schwer betroffen sind. Offensichtlich gehört Herr Ross nicht zu dieser Personengruppe, wie wahrscheinlich die anderen Redakteure in Ihrem Haus auch. Auch ich spreche hier nicht aus eigener Erfahrung und bin sehr dankbar dafür.

In diesem Zusammenhang sollte allerdings auch klar sein, dass wir Bürger für alles werden aufkommen müssen, was die politische Klasse so leichtfertig und einseitig informiert, im vergangenen Jahr entschieden hat und dass die Auswirkungen noch lange bemerkbar sein werden. Vermisst habe ich aktuell zudem eine Berichterstattung und Einordnung Ihrer Seite über die völlig unverhältnismässige Verlängerung der „Epidemischen Lage nationaler Tragweite“ bis nach der Wahl im September? Ebenso wie die objektive Berichterstattung über eine neue Partei „die Basis“? Dafür ergehen Sie sich in jeder Ausgabe über die Grünen in allen Schattierungen. Wo bleibt die Vielfalt?

Ich bin in einem Land aufgewachsen wo die Meinungsfreiheit einen hohen Stellenwert besass und die Meinungsvielfalt das Leben geprägt hat. Es ist für mich nahezu unerträglich zu erleben, wie diese Grundhaltung sich unkommentiert auflöst. Dazu tragen Sie mit Ihrem Blatt massgeblich bei. Es gibt dankenswerterweise eine Anzahl alternativer Medien, in denen man sich in diesen denkwürdigen Zeiten noch angemessen informieren kann. Ich kündige daher mein Abo der ZEIT zum nächstmöglichen Termin. – Dagmar Epke

 

Der Artikel zeichnet meines Erachtens ein allzu rosiges Bild, es fehlen Hinweise auf zu erwartenden „Nebenwirkungen“. Da wären zu nennen beispielsweise Insolvenzen und mögliche Suizide aufgrund der Grundrechtseinschränkungen und deren Konsequenzen. Weiterhin gibt es bekanntlich bereits jetzt psychische Auffälligkeiten bei Kindern und eine hohe Wahrscheinlichkeit psychischer Langzeitfolgen wie Depressionen, Angsterkrankungen, Belastungsstörungen und Suchtverhalten.

Die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen, nicht nur durch die Krankheit selbst, sondern vielmehr durch überzogene Maßnahmen und verängstigende Informationen sind enorm. Insbesondere der Jugend gilt meine Sorge, die sich selbst und ihr Gegenüber als potentiell gefährlich erlebt und von diesem Gefühl geprägt wird. Über all dies vermisse ich jeglichen Hinweis im Artikel. – Hartmut Koch

 


 

 

Leserbriefe zu „Mein Freund Shulem“ von Maxim Biller

 

Maxim Billers Texte unter dem Titel „Über den Linden“ werden von Mal zu Mal labriger und auch ärgerlicher. Wenn er meint, die jungen Deutschen leichtfertig pauschal als „unsere lieben Nazi-Enkel“ diskreditieren zu müssen oder von den Deutschen meint, dass sie sich „Juden, die echte Menschen sind, lieber gar nicht erst vorstellen wollen“, dann mag er das vielleicht ironisch meinen, (was ich aber nicht glaube!), aber es ist beleidigend, anmaßend und arrogant. Er sollte sich vielleicht mal fragen, was ihn in diesem so furchtbaren und angeblich grundantisemitischen bösen Deutschland überhaupt hält. Ob er sich in Israel wohler fühlt, wo rechtsradikale und rassistische Siedlerjugendliche Israelfahnen durch die arabische Altstadt von Jerusalem tragen und Sprechchöre grölen wie „Araber ins Gas!“ oder „Araber raus aus Jerusalem!“ sei dahingestellt. – Björn Luley

 

Von diesen Kolumnen in der ZEIT lese ich ihre am liebsten und eigentlich ausschließlich, weil sie auch Spaß und manchmal nachdenklich machen. Diesmal gefällt mir etwas nicht und ich möchte Ihnen das auch mitteilen. Es geht um den Schluss in Ihrem Text. Die Serie ist in Deutschland deswegen kein Hit, weil die meisten Menschen Netflix nicht im Abo haben. Ich auch nicht! Liefe die Serie auf ARTE oder 3Sat sähe das anders aus. Beispiele gibt es genug. Deswegen stimmt auch meines Erachtens ihr letzter Satz, die Antwort an Herrn Glickman nicht.

Für die allermeisten Menschen hier sind „Juden echte Menschen“: Für mich, meine Familie und alle Personen meines Freundes- und Bekanntenkreises. Auch in meinem Lebensumfeld bin ich noch nie Antijudaismus begegnet – und ich lebe nicht im Wald. Natürlich gibt es Ausnahmen: Nur die werden dann in den Medien und allen anderen Kanälen so ausgebreitet, als ob es die Mehrheit wäre. Sind sie aber nicht. Und noch ein Tipp: Vielleicht haben Sie Beziehungen, um die Serie mit allen Folgen in die öffentlich-rechtlichen zu bringen. Das wäre schön und würde eventuell helfen, die Menschen die Sie gemeint haben eines Besseren zu belehren. – Klaus Prinz

 

Herr Biller schreibt: „Juden, die echte Menschen sind, wollen sich die meisten Deutschen lieber gar nicht erst vorstellen.“ Ich habe den Eindruck, dass Herr Biller sich Deutsche, die echte Menschen sind, lieber gar nicht erst vorstellen mag. Stattdessen überzieht er sie mit dem sippenhaftigen Begriff „Nazi-Enkel“. Ich diagnostiziere: Krasser Fall von manischer vorauseilender Selbstveropferung. – Kurt Eimers

 

Mit Interesse und durchaus Vergnügen habe ich die Kolumne von Maxim Biller, „Mein Freund Shulem“, gelesen. Der Schlusssatz jedoch erscheint mir eine wohlfeile Anbiederung an die gegenwärtigen – und in der gleichen Ausgabe des Feuilletons im Beitrag von Jens Jessen zu Recht als „rhetorisch gängigen Münze“ beklagten – pauschalen Antisemitismus-Vorwürfe. Hier wäre der Autor besser dem Vorbild seines Gesprächspartners Dov Glickmann gefolgt, der nur über Leute urteilt, „die [er] kennengelernt“ hat. Leider ist Antisemitismus tatsächlich wieder oder immer noch ein Problem – doch empfinde ich es als absolut verfehlt, hier von den „meisten Deutschen“ zu sprechen, die sich Juden nicht als echte Menschen vorstellen wollen. – Ursula Engelhardt

 

Sehr gerne lese ich die kritischen Glossen von Maxim Biller. Diesmal habe ich mich aber über eine Bemerkung geärgert, im Zusammenhang mit „Unorthodox“ sagt er über Frau Feldman, dass sie „ausgerechnet in Berlin, unter lieben Nazienkeln ihr Glück findet“. Was soll das mit den „Nazi-Enkeln“? Juden wehren sich zurecht gegen Verallgemeinerungen, das sollte ich meine ich auch für Nicht-Juden gelten. Woher weiß er denn, was mit den Großeltern war, ob sie nicht , wie z.B. in meiner Familie auch eine jüdische Seite hatten oder sonst im Widerspruch zu den Nazis waren? Leider tauchen solche Verallgemeinerungen öfter auf. Ich denke , sie tragen nicht zur Verständigung bei. – Ulrike Förschler

 


 

 

Leserbriefe zu „Ankommen? Unmöglich“ von Paul Middelhoff und Frederik Tillitz

 

Die Dänen machen es genau richtig und können stolz sein auf ihre weise Regierung, die im Gegensatz zur deutschen Bundesregierung die Zügel in der Flüchtlingspolitik anzieht: Es können nicht unendlich viele Flüchtlinge aufgenommen werden! Ist ein Boot voll besetzt und tritt man sich schon gegenseitig auf die Füße, wird die Stimmung gereizt, die Gesellschaft spaltet sich und es wird zunehmend aggressiver im Umgang miteinander. Das erleben wir auch hier in Deutschland, nur dass Mutti Merkel dass nicht wahrhaben möchte.

Aber nur weil man die Augen vor den Problemen verschließt und nach altbewährter Manier alles Unangenehme aussitzen will, was Angela Merkels Stil entspricht, werden die Probleme nicht kleiner. Sie verschwinden auch nicht. Sie bleiben, und unter den Teppich gekehrt werden sie zur Stolperfalle. Laschet und Konsorten werden sich noch jahrelang Merkels Flüchtlingspolitik um die Ohren schlagen lassen müssen, zu Recht, wie ich meine. Die EU könnte sich von Dänemark eine dicke Scheibe abschneiden, denn die Dänen machen alles richtig, auch wenn die EU-Funktionäre das niemals zugeben werden. – Toni F. Vollmer

 

Sie schildern, dass Dänemark u.a. dabei ist, Flüchtlinge in afrikanische Länder und nach Syrien abzuschieben. Sie schreiben aber nicht, wieweit es schon Abkommen mit solchen Ländern gibt, die die Abschiebung möglich machen. Könnten Sie dazu bitte etwas sagen? – Dieter Cruse

 

Seit 2015 habe ich eine Vielzahl von Flüchtlingen/Migranten aus Syrien, Somalia, Kamerun und Pakistan bei der Ankunft in der Erstaufnahme, bei der Vermittlung der deutschen Sprache und bei der Bewältigung von Problemen des Alltags kennen gelernt. Nach dem Lesen dieses Beitrages drängt es mich, Ihnen dazu meine Gedanken mitzuteilen. Die Betrachtung eines einzelnen Problems in Dänemark blendet m. E. das damit verbundene Gesamtproblem aus. Lautstarke Aktivisten meinen, auf die aktuelle, in dieser Größenordnung bisher nicht gekannte Migration nach Mitteleuropa, insbesondere nach Deutschland (keine „Abschottung“), mit offenem Zugang lösen zu können. Eine unvoreingenommene, sachliche Debatte darüber und über die Folgen findet nicht statt. Wo bleibt die Menschenwürde von gegenwärtig 47.000 auf den Straßen lebenden Obdachlosen und von 750.000 Wohnungslosen (ohne einer eigenen Wohnung)?

Jeder Mensch, der sich in einer menschenunwürdigen Lage befindet, hat unser Mitleid verdient. Zur Lösung des Problems müssen jedoch sämtliche Tatsachen auf den Tisch und Argumente für unterschiedliche Schlussfolgerungen gegeneinander abgewogen werden. Allein aus Sicht der Moral wird das Problem nicht gelöst. Der Verweis auf die anderen „Unwilligen“ in Europa ist ebenfalls kein Beitrag zur Lösung politischer Probleme. Der Umfang der andauernden Migration nach Europa ist die Folge der digitalen Informationstechnik. Sie ist nicht vergleichbar mit der Einwanderung von Polen, Italienern, Niederländern, Husten oder Hugenotten. In arabischen und afrikanischen Nachbarländern bsind Migranten nicht auf eine fremde Schriftsprache angewiesen, auf eine Berufsausbildung, auf das Verstehen von komplexen Arbeitsschutzbelehrungen und Arbeitsanweisungen.

Inzwischen hat sich selbst unter Analphabeten herumgesprochen, wie sie die Voraussetzungen schaffen können, um hier aus humanitären Gründen ein Bleiberecht zu erhalten. Teilweise geben Helfer zweckdienliche Hinweise. Das habe ich selbst erlebt. Tausende Jugendliche werden auf den Weg nach Europa geschickt. Die Eltern wissen, dass sie hier einen besonderen Schutzstatus genießen und nicht abgeschoben werden. Im Auffanglager auf Lesbos werden bewusst weirere Kinder angeschafft, um das Leid zu verschlimmern und mehr Mitleid zu erzeugen, um auf das Festland gebracht zu werden, wo der Landweg nach Mitteleuropa offen steht. Das ist menschlich verständlich, eine Anpassung an die Reaktion der Behörden. Asylanträge werden in der EU unter Missachtung internationaler Verträge doppelt gestellt. Das wird als „alternativlos“ dargestellt.

Wenn die verantwortlichen Repräsentanten der Europäer sich weiterhin außerstande sehen, eine Lösung zu finden, sollten den Bürgern in einer offenen, sachlichen Debatte („erst alle Tatsachen, dann die Moral!“) die Folgen einer unbegrenzten und unkontrollierten Migration, ebenso wie die des unbegrenzten Wachstums ohne Schönfärberei aufgezeigt werden. Die Ressourcen der Erde sind kein „perpetuum mobile“. Diese Tatsache ist nach meiner Wahrnehmung ein Tabu. – R. Renaux

 

Hätten die beiden Autoren nicht zuerst, bevor sie ihren Bericht niederschrieben, die dänische Regierung fragen müssen, warum sie die Asylgesetze verschärft hat? Vielleicht wäre der Text dann anders ausgefallen? Keine europäische Demokratie kann dauerhaft und tatenlos wie ein Kaninchen auf die weltweiten Fluchtbewegungen starren mit ihren, zugegeben, millionenfachen Einzelschicksalen, ohne zu handeln und auch einmal Härte zu zeigen! Sie ist zuallererst ihrem Land und dessen Bevölkerung verpflichtet (s. Amtseid). Mit einer moralisch begründeten Laissez-faire-Einstellung laufen wir sonst Gefahr, unsere Heimat Europa in wenigen Jahrzehnten nicht mehr wiederzuerkennen! Weitere europäische Staaten werden vermutlich dem dänischen Vorbild folgen.

Während die europäische Asylpolitik zunehmend von Vernunft und Augenmaß geleitet wird, verharren wir Deutschen in einer fragwürdigen moralischen Haltung, die uns zwingt, nicht nur fortdauernd Immigranten aus Asien und Afrika aufzunehmen, sondern jetzt auch ausgewiesene Asylbewerber aus einem befreundeten europäischen Land! Wann begreifen wir endlich, daß die gutgemeinten Gesetze der Mütter und Väter der Nachkriegszeit, die verfolgten Europäern aus kommunistischen Diktaturen eine Zuflucht bieten sollten, eine Völkerwanderung nicht aufhalten können? Wir müssen europaweit den immer dicker und verschnörkelter gewordenen moralischen Stuck abklopfen, um auch noch für die Zukunft das Kerngerüst einer Asylpolitik zu erhalten, die klare Grenzen zieht! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist das Lieferkettengesetz der richtige Weg?“ Streit von Dolkun Isa und Gunther Kegel

 

So berechtigt die Kritik von Herrn Kegel an der deutschen Politik ist, so vergisst (?) er , dass jeder Verantwortung trägt. Die Industrie kann sich nicht drücken, indem sie auf die Fehler anderer Gruppen verweist. – Iman Schwäbe

 

Ein Gesetz begegnet der Wirklichkeit. Gunther Kegel beschreibt praxisnah wie mit dem Lieferkettengesetz die Politik ihre Verantwortung auf die Unternehmen abwälzt. Die gleiche Politik übrigens, die stets die Vorteile der Globalisierung betont und sich stolz den Titel „Exportweltmeister“ gibt, ohne dabei auch die Nachteile und Grauzonen zu benennen. Ob man mit deutscher Bürokratie die Ausbeutung von Minderheiten in weit entfernten Teilen der Erde verhindern kann, ist mindestens zweifelhaft. Und bevor weiterhin tapfer in Sonntagsreden Menschenrechtsverletzungen verurteilt werden: Was ist mit Nordstream 2 ? Und was mit der Fußball-WM in Katar? Hier benötigt man kein Lieferkettengesetz, sondern Rückgrat. – Thomas Meichle

 

Wenn Ihr Verfasser, Herr Dolkun Isa recht hat und dank dieses Geseztes das Leben von Menschen erträglicher wird, dann hat das Gesetz einen Wert, auch wenn es natürlich noch erheblich verbessert werden kann. Ob es solche Wirkung entfaltet, entzieht sich allerdings meiner Erkenntnis. Da müssten Betroffene befragt werden. Für die Gegenmeinung von Herrn Kegel kann ich Verständnis aufbringern. Aber lassen sich Unmenschlichkeiten gegen wirtschaftliche Vorteile aufrechnen?

Mein Einwand ist ein anderer: Ich sehe die Kernaufgaber jeder Regierung (welcher Art auch immer) darin, für Wohl und Wehe der von ihr Regierten zu sorgen, also auch für die Lieferketten in ihrem eigenen Territorium. Wird mit dem neuen Gesetz nicht Unrechtsregimen ein erheblicher Teil ihrer Verantwortung abgenommen? Soll damit landfremden Wirtschaftsunternehmen ein Teil dieser Verantwortung für menschenwürdige Verhältnisse aufgebürdet werden? Da wäre bei manchen nationalempfindlichen Völkern der Vorwurf „Neokolonialismus“ schnell bei der Hand. Und was gut gemeint war, könnte das genaue Gegenteil bewirken.

Wo guter Rat und gutes Beispiel nicht ausreichen, erträgliche Verhältnisse zu erreichen, können eigentlich nur internationale Maßnahmen weiterhelfen. Zu Derartigem wurden ja einmal UNO, ILO, usw., geschaffen, leider derzeit ziemlich zahnlos. Zur Stärkung solcher Institutionen sollte mehr getan werden. Sie haben alle sehr schöne Programme, denen auch so gut wie alle Völker verbindlich zugerstimmt haben. Warum werden sie nicht verwirklicht? – Helmut Steiner

 

Das Lieferkettengesetz ist der Weg aus Ausbeutung und Menschenrechtsverletzung heraus, auch wenn der aktuelle Entwurf nicht im Ansatz weit genug reicht. Menschenrechte sind ein elementarer Bestandteil, doch konnten sie in der Vergangenheit einfach missachtet werden. Egal ob Kinderarbeit, schrecklichen Arbeitsbedingungen oder systematischer Unterdrückung. Überall auf der Welt konnten Menschenrechte über Board geworfen werden und ein 100% Schutz wird es leider dadurch auch nicht geben. Doch man sollte versuchen Menschenrechtsverletzung so gut es geht zu verhindern, egal in welchem Land und dafür braucht es das Lieferkettengesetz.

Deutschland hat wie alle Industriestaaten dafür eine große Verantwortung. Menschenrechte sind nicht verhandelbar oder optional, sie sind das Grundlagenpapier für die Menschen und genauso muss die Wirtschaft Menschenrechte respektieren und umsetzen. Wenn wir mehr auf Menschenrechtsschutz setzen, könnten wir viel gutes und mehr Gerechtigkeit auf der Welt bewirken. Ich fand die Debatte sehr interessant und danke ihnen sehr für ihre tägliche journalistische Arbeit. – Noah Lambertz

 


 

 

Leserbriefe zu „Das schlaue Gold“ von Ijoma Mangold

 

Ich möchte mich bei Herrn Mangold bedanken für diesen ausgewogenen und gut informierten Artikel – eine Wohltat! Insbesondere auch im Kontrast zu dem polemischen Kommentar von Stefan Schmitt vom 27.05.2021, der der Zeit qualitativ nicht angemessen war. Nun endlich ein Beitrag, der die gesellschaftliche Dimension des Bitcoins auch in deutsche Qualitätsmedien trägt. Insbesondere die Betrachtung aus feuilletonistischer Sicht ist hoch spannend.

Einzig eine Erwähnung der second layer (u.a. lighning) hätte ich mir gewünscht – diese auf Bitcoin aufbauenden Technologien sind die Brücke vom „digitalen Gold“ zur „digitalen Währung“, da sie Bitcoin schnell, günstig und somit praktikabel für den Alltagsgebrauch machen und neue Potentiale im digitalen Zeitalter eröffnen (insbesondere auch für micro payments, z.B. für das Kaufen von einzelnen online Artikeln). Die second layer sind mittlerweile zu einem entscheidenen Faktor für die Adaption von Bitcoin geworden, auch El Salvador hätte Bitcoin vermutlich noch nicht als offizielles Zahlungsmittel anerkannt, wenn lightning nicht schon seit Jahren im Land erprobt worden wäre (Stichworte: Bitcoin Beach/Jack Mallers). Weitere Artikel zu dem Thema, ob im Feuilleton, im Wissen, in der Wirtschaft oder im Politik-Teil, würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank, Ijoma Mangold! – Martin Dupont

 

Da wird doch jemand, haste nicht gesehen, vom Literaturwissenschaftler zum Geldtheoretiker. Chapeau! Allerdings habe ich meine Zweifel, ob die Anwandlung wirklich gelungen ist. Aber vielleicht gehöre ich nicht wie Sie zu den „weltweit […] klügsten Köpfe[n]“, die intellektuell fasziniert das Bankensystem hinwegfegen wollen. Mal eine ganz kleine Rechnung:

Laut EZB-Statistik können wir in der Euro-Zone von einer Geldmenge von grob 12 Billionen Euro ausgehen. Nach Ihrer Information ist die Zahl der Bitcoins auf 21 Millionen begrenzt. Wollte ich also allein in der Euro-Zone den Euro 1:1 durch Bitcoins ersetzten, hätte 1 Bitcoin den Wert von etwa 600 000 Euro. Und nun das Ganze auf alle Volkswirtschaften weltweit übertragen … Als „normales“ Zahlungsmittel scheint mir der Bitcoin also kaum einsetzbar.

Dagegen öffnet er, wie das von Ihnen erwähnte Darknet, kriminellen Transaktionen Tür und ‚Tor‘. Wollen wir das? Bleibt also die Wertaufbewahrungsfunktion. Warum müssen wir die „archaisch-schmutzigen Bergwerk-Bedingungen einer Goldmine“ noch „in der digitalen Späre nach[bauen]“? Und wie werden Werte aufbewahrt, wenn die „Wahrscheinlichkeit, dass man mit dem Bitcoin reich wird,“ der „Wahrscheinlichkeit, dass man sein ganzes Geld verliert“, entspricht? Fragen, die von Ihnen leider nicht beantwortet werden. – Udo Kroschewski

 

Naive Schwärmerei. Schon der Titel zeigt die Haltung des Autors zum Thema. Die katastrophale Ökobilanz beim Bitcoin-Mining – nur einen Nebensatz wert. 30 % Wertverlust an einem Tag – nicht erwähnenswert. Bitcoin als primäres Zahlungsmittel von Kriminellen im Darknet – ist dem Autor kein einziges Wort wert. Und was die erwähnte Ohnmacht der Staaten angeht, hat China gerade einen beeindruckenden Gegenbeweis geliefert: Mining Verbot und ein daraus resultierender Kurssturz. Das soll „schlaues Gold“ sein? – Raimund Helbrich

 


 

 

Leserbriefe zu „Man lächelt wieder“ von Andreas Sentker

 

Lass uns auf die Redoute gehen als unseren Zufluchtsort oder Auf zum Maskenball. Was vor der Corona-Pandemie unterhaltsam und lustig war ist heutzutage unschön und ziemlich nervig. Aber leider zum Teil immer noch notwendig und unabdingbar. Aber mit sinkenden Inzidenzzahlen soll hier und da, nicht allerorten, die Maskenpflicht gelockert werden. Die Masken fallen. Dahinter erscheint was? Die Fratze der Delta-Variante des Corona-Virus oder das Land des Lächelns (der Genesenden und der vollständig geimpften) oder die Aussicht auf unbeschwerte Sommertage mit der Leichtigkeit des Seins? Was ist mit den ansteckenden Aerosolen in geschlossenen Räumen mit vielen Personen ohne ausreichenden Abstand? Was erwartet uns alle dann mit dem Herbst und im Winter?

Viele Fragen und keine befriedigenden und ausreichenden Antworten, da dies offensichtlich, wie immer bisher, learning by doing ist. Insofern ist nicht davon auszugehen, dass das Tragen der Masken gänzlich verschwinden wird genauso wenig wie das Corona-Virus egal in welcher Mutante. Richtig die Maske bleibt und wird uns weiterhin lieb und teuer sein. Das Volk der Maskierten kann nur hoffen, dass die Entscheidungsträger, mit Unterstützung der Fachleute, so locker wie möglich und so konsequent wie nötig bei der Maskenpflicht sein werden. – Felix Bicker

 

Das „Delta“ ist der vierte Buchstabe im griechischen Alphabet, im deutschen ABC geht es mit dem „D“ weiter! Siehe nur, an welcher Stelle das Zeichen „D“ wohl steht? Ein Schelm, der nun Böses denken könnte und mit dieser Delta-Variante, gar schon die vierte (Corona)Welle, über Deutschland hinweg schwappen sieht. Aber gut, jetzt sind wir alle im EM-Fieber, Deutschland hat Portugal geschlagen, der deutsche Michel feiert Jogi und seine Bundesbuben; das ist jetzt unser Thema. Und wenn wir über den nächsten Lockdown frohlocken müssen, dann frohlocken wir halt wieder mal ganz lieb und brav mit, so wie es uns eingetrichtert worden ist. – Klaus P. Jaworek

 

Es immer wieder schön , wenn ein Leitartikel von Ihnen meinen Widerspruchsgeist weckt. Natürlich ist auch vieles richtig. So die Aufhebung der Maskenpflicht an der frischen Luft. Doch war diese jemals überhaupt nötig? Viele Menschen sind so verunsichert worden, dass sie sogar in Wäldern und an leeren Stränden Maske trugen und tragen. Auch Radfahrer in ländlichen Gebieten. Schüler, die sogar beim Sportunterricht Maske tragen mussten und teils zehn Stunden (Bus, Schule,Innenstädte) am freien Atmen gehindert wurden sind ein absolutes No Go. Und was soll Solidarität mit ungeimpften Lehrern nach den Sommerferien bedeuten? Jeder Lehrer kann dann einen Impfschutz haben und alle anderen haben ihr Risiko selbst zu tragen. Wer da noch Angst hat, hat seinen Beruf verfehlt.

Ein guter Lehrer sollte immer zuerst am Wohl des Kindes interessiert sein. Und dazu gehört natürlich nicht das ständige Tragen einer Maske. Mit der Panikmache von Politik, Medien und verunsicherten Eltern haben viele junge Menschen gezwungenermaßen ‚Solidarität‘ gezeigt. Aber irgendwann ist auch mal Schluß. Auch die Koppelung von Lockerungen und willkürlich gesetzten Inzidenzzahlen halte ich nach wie vor für höchst problematisch. Die Niederlande lockerten viel früher und die Fallzahlen gingen auch zurück. Indien hat eine Inzidenz von 30!!! Wenn die Deltavariante wirklich so gefährlich ist, warum herrscht dann nicht das totale Chaos in einem Land mit größtenteils katastrophalen hygienischen Bedingungen?

Und ein Abstandsgebot in den Slums von Kalkutta? Wie gefährlich ist die Variante denn wirklich? Die Bundesnotbremse wurde aufgrund der britischen Variante eingeführt und stellte sich als wesentlich harmloser heraus als von der Kanzlerin, Lauterbach und vielen ‚Experten angenommen. Viele Menschen glauben der Angstmacherei nicht mehr und das ist gut so. Verantwortungsbewusst ja, aber keinen staatlich verordneten Maskenzwang und keine Kontaktverbote mehr. Und erst recht keinen Druck auf Eltern ihre Kinder zum Wohl der ‚Alten‘ impfen zu lassen.

Es wird viel Geld verdient mit Masken, Tests und Impfungen, doch viele Menschen verdienen so gut wie gar nichts mehr. Jeder hat das Recht Maske zu tragen, aber er sollte auch das Recht haben auf sie zu verzichten. Das war ja in Schweden auch möglich. Und natürlich ist wirklich jedem schon aufgefallen, dass die Grippe im letzten Jahr ausgeblieben ist. Doch zwei Fragen bleiben, warum sollte die Maske Influenza abgehalten haben und Corona nicht? Oder hat Covid 19 doch nur die Grippe abgelöst? – Thomas J. Birgel

 


 

 

Leserbriefe zu „Letzter Test“ von Annika Joeres und Matthias Krupa

 

In meinem alten Weltatlas liegen die Provence, Cannes, St. Tropez und die Metropole Marseille im Südosten Frankreichs. Ich hoffe daran hat sich nichts geändert. – Michael Weyand

 

Die schlechten Aussichten der französischen Konservativen hängen auch mit einer Reihe von Skandalen zusammen. In die „Karachi Affaire“, Schmiergeldzahlungen im Zusammenhang mit einem U-Boot Verkauf an Pakistan, wurde der konservative Präsidentschaftskandidat Balladur angeklagt. Er wurde nach 20 Jahren freigesprochen, sein ehemaliger Minister Leotard wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Der frühere Präsident Chirac wurde wegen illegaler Parteienfinanzierung zu 2 Jahren Haft mit Bewährung verurteilt. Der frühere Präsident Sarkozy wurde kürzlich zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt wegen illegaler Wahlkampffinanzierung. Die Verfahren wegen sexueller Nötigung von Mitarbeiterinnen sind weniger schädlich für die Konservativen, da sie praktische alle Parteien betreffen. – Peter Pielmeier

 

Auf S. 4 der aktuellen Ausgabe, Politik, „Letzter Test“, 4. Spalte, 5. Absatz: Müsste es da in der 1. Zeile nicht heißen: „Der Südwesten der Region ‚Provence…‘ „, oder aber: „Der Südosten Frankreichs…“? Ansonsten bin ich immer wieder dankbar für die differenzierten Darstellungen der einzelnen Artikel Ihrer Wochenzeitung, sofern ich zum Lesen komme. – Bernd Minssen

 


 

 

Leserbriefe zu „Verstehen Sie Putin?“ von Peter Dausend

 

Putin verstehen? Das ist doch überhaupt kein Problem. Der Mann ist doch offen und ehrlich über seine Vorstellungen, was er will und sich wünscht. Auch wenn Andere darüber anders denken. – Hans-Emil Schuster

 

Putin verstehe ich schon. Nur die Deutschen nicht. In Deutschland gibt es eine höhere Kriminalität als in Russland. Und wo ich lebe, in Singapur, gibt es so gut wie keine. Und die so geliebte Freiheit, die immer wieder in Europa in Rede steht, gibt es nur vereinzelt. In Singapur fühle ich mich wohler und freier, trotz einer eingeschränkten Demokratie. Versteh‘n sie das ? Ich antworte für sie: Nein! – Gunter Knauer

 

Mit großer Neugier haben wir Ihren Beitrag “Verstehen Sie Putin?” in der aktuellen ZEIT-Ausgabe gelesen. Dabei haben wir die Gegenüberstellung der Politiker-Antworten begrüßt. Jedoch lässt Ihr Text den deutsch-russischen Dialog als leere Hülle erscheinen. Diesem Eindruck möchten wir gerne entgegenwirken:

Gewiss ist Dialog als rhetorische Floskel alleine wirkungslos, wenn er sich nicht in konkreten Taten widerspiegelt. Auf deutsch-russischer Ebene aber können wir stolz feststellen, dass dieser Dialog existiert und sich vor allem auf zivilgesellschaftlicher Ebene entfaltet. Die Beziehungen zwischen den Zivilgesellschaften haben sich in den letzten Jahren entscheidend weiterentwickelt. Zu nennen sind u. A. der Petersburger Dialog oder das ehemalige Deutsch-Russische Jugendparlament – aus dem unser Alumniverein DRJUG e.V. hervorgegangen ist – sowie zahlreiche Begegnungen im Rahmen weiterer (Jugend-) Austausche.

Es ist unangebracht, die Bedeutung der Bereitschaft zum Dialog herunterzuspielen, da seine Delegitimierung die deutsch-russischen Beziehungen gefährdet und die engagierten Personen diffamiert. Auch wenn Dialog auf höchster politischer Ebene zunehmend erstarrt, so wird er doch auf persönlicher Ebene fortgeführt und ist hier von Kontinuität und Einsatz geprägt. Die Entwicklungen der letzten Wochen, die Erklärung weiterer dreier NGOs aus dem deutsch-russischen Kontext und die daraus folgende Aussetzung der Arbeit des Petersburger Dialogs sind deshalb zutiefst beunruhigend. Es muss alles dafür getan werden, damit die offizielle Plattform des Dialogs der Zivilgesellschaft seine Tätigkeit in Gänze wieder aufnehmen kann.

In unserer langjährigen Erfahrung der Organisation deutsch-russischer Jugendaustausche sowie Formate mit Polen, Ukraine und Frankreich können wir von großer Zustimmung aus allen beteiligten Ländern berichten. Bei deutsch-russischen Beziehungen muss stets die europäische Dimension mitgedacht werden. Es geht nicht einfach nur um deutsch-russische Beziehungen, die bei politischen Spannungen auf dem Spiel stehen, sondern gleichzeitig auch um jene zwischen Europa und Russland. Daher ist es elementar, unsere Nachbarn in den Dialog einzubeziehen. Es ist deswegen sehr zu begrüßen, dass aktuell laut über die EU-Visaliberalisierung für Jugendliche aus Russland nachgedacht wird. Das ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung und würde den Dialog zwischen den Ländern bedeutend beleben! Dialog in vielfältiger Ausprägung ist und bleibt elementar in den Beziehungen mit Russland. – Beatrice von Braunschweig

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir sind von der Familie alle schwer hinters Licht geführt worden«“ von Jacqueline Schreil

 

Als Psychologischer Psychotherapeut arbeite ich schwerpunktmäßig mit Erwachsenen, die in der Kindheit langjährig Vernachlässigung und Misshandlung erlebt und darüber Traumafolgestörungen entwickelt haben. Der Artikel über das Kindheits- martyrium von Vanessa und Natalja beschreibt eine Realität, die tagtäglich 100000- fach in unserer aller Nachbarschaft abläuft und Familie, Nachbarn, Freunde, Ärzte, Erzieher, Pädagogen, Jugendamt, Medien und Politik schauen weg. Fast alle meine Klienten haben dieselbe Hilflosigkeit, Tabuisierung und Missachtung wie Vanessa und Natalja durch ihr Umfeld und eben genau die Institutionen erfahren, die sich ei- gentlich um sie kümmern und sie schützen sollten.

Es ist traurig und beschämend, in welchem Ausmaß in unserem wohlhabenden Land die sozialen Institutionen durch ihre bürokratisch rigiden Prozesse und Strukturen Kinderrechte mit Füßen treten. Vor allem dadurch, dass Vertreter dieser Hilfesys- teme ihre menschliche Fehlerhaftigkeit abspalten und rechtfertigen, entsteht die gewaltermöglichende Kultur des Wegschauens. In Zeiten des Lockdowns hat diese gesellschaftliche Problematik noch eine zusätzliche Brisanz entwickelt. Ich wünsche mir, dass wir mehr ehrliche, selbstkritische Auseinandersetzung über unser Systemversagen wagen. Der Autorin, Jacqueline Schreil, danke ich für den feinfühligen und präzisen Artikel und drücke meine kollegiale Bewunderung für das couragierte und unermüdliche Engagement der Kollegin, Frau Overberg, aus. – Jens Flassbeck

 

„Schuld sind immer die Anderen!“ Dank an die ZEIT, dass sie uns diese traurigen Frauenschicksale auf einer ganzen Seite überregional darstellt. Der Artikel ist Ermutigung für alle, die an den Ämtern verzweifeln, nicht aufzugeben. Denn dass da Licht ins Dunkel kam ist letztlich der Kinderpsychologin Heidrun Overberg zu danken, die nie aufgegeben hat, für ihre Patientin zu kämpfen. Alle, die vor Jahren beruflich mit diesen Verbrechen zu tun hatten, und sich schützend hätten vor die Kinder stellen müssen, haben versagt und machen es sich noch heute bequem mit faulen Ausreden.

Entschuldigungen oder Bedauern für Fehlentscheidungen, jahrelanges Wegsehen und vor allem Nichtbeachtung der Warnungen der kompetenten Psychologin mit jahrzehntelanger Erfahrung hat man bisher nicht vernommen. Geradezu erbärmlich ist die Einlassung „man könne nicht in die Köpfe hineinschauen“ des Gutachters Klosinski, der in erster Linie seinen Ruf geschädigt sieht. Genauso erbärmlich wie die Ausrede: „Wir sind von der Familie hinters Licht geführt worden.“ Bisher wurde leider vorläufig nur ein Täter verurteilt, der seine Taten unter dem Schutz der Ämter begehen konnte. – Irmgard Michel

 

Mit großer Anteilnahme habe ich Ihren gewissenhaft recherchierten Artikel über die jahrelangen skandalösen Fehlleistungen des JUGENDAMTES, der Kinderklinik, Psychater Klosinski und vieler anderer gelesen. Sitzt Bernd Hillebrand, Leiter des Jugendamts Tübingen, immer noch in seinem Amt? Was wird für die beiden Mädchen getan? Wartet man auf die totale Verjährung, nach dem Krähenprinzip: Eine Krähe hackt….? Es wäre hochinteressant, wenn Sie weiter recherchieren könnten! – Irmgard Unfried

 


 

 

Leserbriefe zu „»Schauen Sie mich bitte nicht so an!«“ Gespräch mit Hilmar Kopper und Fränzi Kühne geführt von Ann-Kathrin Nezik und Lisa Nienhaus

 

Hilmar Kopper war mal mein Vorgesetzter. Ein feiner Mann von hohen Graden. Die heutige Generation ist dagegen auf keinen guten Weg. Jedenfalls für mich. Die Unterschiede zwischen den beiden kann nicht größer sein. Ich gehöre auch zur vergangenen Generation. Meine Kinder sind mit elektronischen Geräten groß geworden. Die ticken ganz anders. Die 68er Generation hat uns das eingebrockt. In der Schule war „Selbstfindung“ gefragt. Diktate waren verboten. All dieser Quatsch mußten die Eltern ertragen. Fränzi Kühne ist ein solches Produkt. Von Anstand hat sie keine Ahnung, weil ihr das nicht vermittelt wurde. Ich erlebe das im Alltag, wenn ich in Deutschland bin. Die „Alten“ werden kaum noch respektiert. Die Jungen sind von einer Selbstgefälligkeit beseelt, das schon weh tun kann. – Gunter Knauer

 

Frau Kühne reduziert Diversität auf Mann – Frau, alt – jung, schwarz – weiß. Das entspricht dem Zeitgeist, ist aber trotzdem naiv. Im beruflichen, wirtschaftlichen Umfeld sind das die am wenigsten relevanten Kriterien für Vielfalt. Eventuell pflegt Frau Kühne einfach ein paar, selbstgefällige, diskriminierende Stereotype. – Dietmar Baier

 

Gott sei Dank sinkt schon aus biologischen Gründen die Zahl solche Vorstandssilberrücken. Auch, wenn natürlich die Gesellschaft zu Amtszeiten des Herrn Kopper eine andere war, zeigen seine Antworten, dass er Frauen für nicht gleichwertig hält. Die Bemerkung über Frau Schneider-Lenné, sie war „wort- und trinkfest“ verrät ihn. Unerträglich. – Annette Haagen

 


 

 

Leserbriefe zu „FOLGE 15: WER IST EIGENTLICH … der Typ, der meinen Steppenwolf will?“ von Sebastian Dalkowski

 

Der Artikel von Sebastian Dalkowski über sein Steppenwolf Fahrrad bzw über die Reise von Joe Martens mit einem ähnlichem Rad nach Frankreich fand ich sehr amüsant. Mir fiel spontan dazu ein, ob der Protagonist nicht mal auf die Idee gekommen ist Ebay Kleinanzeigen zu durchforsten? Aktuell ist dort ein Steppenwolf Tiago für 180€ zu bekommen. Bei einem Zigarettenpreis von 7 Euro/Schachtel und angenommenen Bedarf von einer Schachtel pro Tag, sollte das Rad schnell mit gutem Vorsatz finanziert sein :-) – Christopher Schneeweis

 

Ich besitze ein Steppenwolf Tiago, das ich seinerzeit gebraucht erworben habe und mit dem ich viele Jahre in die Arbeit gefahren bin, auch durch das Passauer Hochwasser und an schneereichen Wintertagen. Deshalb sind einige Gebrauchsspuren nicht zu übersehen. Ich würde Joe Martens das Rad schenken, denn als „Dienstrad“ ist es mit mir in Rente gegangen. – R. Nerl

 


 

 

Leserbriefe zu „Dummerweise ist Wahlkampf“ von Jens Jessen

 

Ich möchte Ihnen widersprechen. Nicht der, wie Sie sinngemäß schreiben, inflationär vorgebrachte Antisemitismusvorwurf ist das Problem. Der Skandal ist der inflationäre Antisemitismus auf deutschen Straßen, Schulhöfen und in den Social-Media-Kommentarspalten. Wer, wie die Kollegen von „Bild“ und „Welt“, darauf hinweist, sollte nicht mit altlinken Kampfbegriffen („Springer-Presse“) abgekanzelt werden. Der tägliche Antisemitismus muss im Zweifel auch täglich benannt werden – übrigens auch, wenn er im akademischen Gewand der „Israel-Kritik“ in den Feuilletons auftritt. – Eugen El

 

Carolin Emcke ist für mich ganz zweifellos eine der klügsten, empathischsten und profiliertesten Intellektuellen, die wir in Deutschland haben. Aus diesem Grunde folgende Anmerkungen: Emcke wird kaum geschichtsvergessen, sondern bewusst formuliert haben (persönlich hätte ich den beschriebenen Vergleich nicht angestellt, weil er zumindest des verständigen Wohlwollens, überdies einer ausgeprägt(er)en geistigen Reife und Vorurteilslosigkeit der Zuhörer und Nachlese/r bedarf).

Darüber hinaus muss der Publizistin klar gewesen sein, dass der (reflexhafte) „Antisemitismusvorwurf“ kommen wird – und woher vorzugsweise (mein Tipp wäre allerdings die AfD gewesen). Indes, abgesehen von der ausgetauschten Rhetorik, stimme ich dem von Carolin Emcke angenommen Grad der Kritikradikalisierung an der Klimaforschung – trotz aller bereits beobachteten, gesellschaftspolitisch bedingten Ignoranz – nicht gänzlich zu. Vielleicht aber ist auch nur meine verwegene Hoffnung auf allerseits notwendige Einsicht die Mutter dieser Einschätzung. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „PROMINENT IGNORIERT. Arm und Reich“ von GRN.

 

Es ist interessant, wie unterschiedlich dasselbe aufgenommen werden kann. Redakteurin „GRN“ liest aus der Studie, daß Frauen sich weniger für Reichtum interessieren, weil sie „bescheidener“ oder gar „klüger seien“, da sie wüßten Reichtum und Glück seien nicht das Gleiche. Hier könnte man auch ein traditionelles Frauenbild annehmen, das Frauen als bescheiden und zurückhaltend sieht, und dem Manne den Vortritt läßt. Könnte so sein… Mir fiel an der Studie eher auf, daß in Spanien Frauen Reichtum genauso wichtig ist. Und in einem anderen Teil der Studie, daß in Spanien älteren Menschen Reichtum genauso wichtig ist wie jüngeren. Was ist in Spanien anders? Sind Frauen dort genauso an Reichtum interessiert, weil es vielleicht ein weniger traditionelles Frauenselbstbildnis gibt? Gleiche Datenlage, unterschiedliche Erkenntnisse… – Wolfgang Michel

 

Da beschäftige ich mich nun seit Wochen mithilfe der wunderbaren Babett Grün mit unseren Familienfinanzen und meinen äußeren und vor allem inneren Umständen, Gedanken und Annahmen die dafür sorgen, dass ich finanziell so ticke wie ich ticke. Um dann auf der Titelseite der ZEIT einen erfolgreich losgelassenen und sehr hinderlichen unbewussten Glaubenssatz zu lesen, der an dieser Stelle als klug bezeichnet wird, aber vermutlich viele (vor allem!) Frauen davon abhält, sich gut um die eigenen Finanzen zu kümmern und sich die eigene finanzielle Unabhängigkeit überhaupt gedanklich zu erlauben, nämlich, „…dass Reichtum und Glück zwei Paar Schuhe sind“. Nee. Muss nämlich eben nicht so sein! – Anne-Christin Böske

 


 

 

Leserbriefe zu „Viele Mythen, wenig Wissenschaft“ von Sarah Koldehoff

 

Mit der einleitenden Aussage „ ….jeder zweite Mensch…“ haben Sie sich wohl gründlich vertan. Zwar sind ca. 51 % der Bevölkerung weiblichen Geschlechts davon sind aber nur ca. 45 % in der Altersgruppe die betroffen ist (macht also ca. 23% der Gesamtbevölkerung in D). – H. Reinhardt

 

Ist halt ’n Frauenthema. Betrifft ja nur die andere Hälfte der Menschheit. Meine Frau hat es aufgegeben, mit Ärzten über ihre Beschwerden zu sprechen. Die Antwort ist immer die selbe: ist halt so, nimm Tabletten. Wenn man Schmerzen hat geht man zum Arzt. Außer die Diagnose lautet Frau. Bei Frauen gibt ’s da immer noch ein Terra incognita. – Olaf Goldschmidt

 


 

 

Leserbriefe zu „Lukrative Manöver“ von Hauke Friederichs

 

Eigentlich sollte man es nicht,Rüstungsgüter verkaufen. Aber wer zahlt ,dem wird geliefert.So ist nun mal. Warum eigentlich Deutschland quasi anklagen? Andere sind auch gut im Herstellen von Kriegsgütern.Dann wird eben da bestellt. – Hans-Emil Schuster

 

Grafik „Wichtige Abnehmer von Rüstungsgütern“: Eigentlich wollte ich nur mein Wissen testen und nachschauen, ob ich die nicht mit Namen versehenen Länder auf der Karte von Südostasien zuordnen kann, deshalb habe ich mir die Grafik genauer angeschaut. Aber dann stockte ich, als ich den Kreis sah, der Singapur darstellen soll: Das Land ist hier leider an den Rand von Indonesien verrutscht, dabei liegt es an der Südspitze des westlichen Teils von Malaysia. Vielleicht können Sie das ja zumindest online noch korrigieren (falls nicht schon geschehen). – Corinna Friesen

 


 

 

Leserbriefe zu „»Begrenzen, was wir nicht mehr wollen«“. Gespräch mit Anders Levermann geführt von Uwe Jean Heuser

 

Eine Frage an Herrn Levermann: WEN meint er mit „wir“? Meint er die klugen Geophysiker, alle deutschen oder EU-Bürger*innen oder etwa alle heutigen Menschen und deren Regierungen in Brasilien, Pakistan und anderen Staaten oder gar die zwei Milliarden Menschen, die netto bis 2090 dazukommen? Zudem hat Herr Levermann drei wichtige Dinge vergessen: –    Jedes Energiesystem in menschlichen Gesellschaften benötigt einige Zeit und ausreichend Fachkräfte für den nötigen Umbau mit stets ausreichenden und bei Bedarf einsetzbaren Stromerzeugungs-Kapazitäten und funktionierenden Heizungen im Winter .

Wenn sich dann die Technikveränderungen nicht so flott in neue funktionierende Systeme umsetzen lassen, entstehen riskante Konstellationen und entsprechen¬de politische Reaktionen. -Eine europäisches Emissionshandelssystem mit einem CO2-Preis für rund 0,6 Mrd. Mittel- und Westeuropäer bremst weder die weiter steigende Bevölkerung, noch die Treibhausgasemissionen in Südost-Asien, wo bald 3,5 – 3,8 Milliarden Menschen in Indien, Pakistan und China riesige zusätzliche Energiemengen benötigen: Dadurch wird „unsere Weltrettung“ kompliziert. Hat er von der CoP 7 2001 in Marrakesch gehört: Macht das verschärfte Umpflügen der Erde („changed land use“) durch weitere 2 Mrd. Menschen in den nächsten 50 Jahren nichts aus?

– Die auch als technologisches „Vorbild“ geplante deutsche Energiewende könnte statt „FFF“ zu beglücken auch „PPP“ enden (Pleiten, Pech und Pannen). Ein kurzer Blick in das Gutachten des „eher grüngefärbten“ Wuppertal-Instituts für FFF vom Oktober 2020 (PDF-Download) zeigt ernüchternde Größenordnungen bzgl. H2 und das bei extrem optimistischen Annahmen über energetische Modernisierung: Wir bräuchten sehr bald viele kompetente Bauingenieure und Facharbeiter für die nötigen jährlichen Neubauten und bis zu 1,5 – 2 Millionen Gebäudemodernisierungen.

Sollte es zu einem weltweit installierten Emissionshandel kommen, hätte ich auch gern die benutzten Wechselkurse gewusst: Ein CO2-Preis von 100 US-$/t wäre für einen durchschnittlichen Europäer noch akzeptabel; für einen Inder aus der unteren Mittelklasse zum jetzigen Wechselkurs untragbar. Solche „Kleinigkeiten“ sind bei Umsetzung eines weltweiten ETS zu bedenken oder stören sie nur? Die Begleitmusik mit „Mathematik“ ist kaum als ernsthaftes Argument für die Leser gemeint: Eine ganze ZEIT-Seite für so viel „gute Absichten“, jedoch wenig konkreten Sachverstand?

Dass ein großräumiges Emissionshandelssystem (wenn es nicht um 27 Sonderregelungen „aufgepfropft“ wird) ein Mengenziel zu 100 % einhält, sollte man schon seit 2005/07 (EU-ETS) wissen. Nur ist halt das Preissignal je nach Konjunktur, Wetter etc. unterschiedlich. Einverstanden: Diese „Nachhilfe“ war vielleicht für einige Parteimitglieder „Der Grünen“ nötig. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Der Klimawandel vollzieht sich weltweit. Er ist eine Bedrohung für gegenwärtig rd. 8 Milliarden und in 30 Jahren bereits 12 Milliarden Menschen. Folglich kann ihm nur durch globale Massnahmen begegnet werden. Es ist ein allumfassender Pan erforderlich, der durch regionale bzw. nationale Pläne zu untersetzen ist. Erst wenn die weltweiten CO2-Emissionen ganzheitlich betrachtet werden, ist ein nennenswerter Einfluss auf den Klimawandel (Stand heute) möglich. Die Fortsetzung des Bevölkerungswachstums und der damit verbundenen Industrialisierung ist trotz aller Bemühungen um klimaneutrale Produktion in Industrie und Landwirtschaft wird den Klimawandel nicht aufhalten.

Die Einzelbetrachtung bestimmter Aspekte des Klimawandels und ihrer Folgen müssen m. E. immer im globalen Maßstab betrachtet werden. Niemand hatte bisher den Mut, die Zahlen der Entwicklung der weltweiten CO2-Emissionen in den kommenden 30 Jahren zu nennen. Das sollte der Ausgangspunkt sein für weltweite Strategien und Massnahmen. Kleine erfolgreiche „Leuchttürme“ (Beispiele) reichen nicht aus. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „»Fußball, Tore, Siege – all das wird unwichtig«“. Gespräch mit Hans-Dieter Hermann von Cathrin Gilbert

 

Ich hab seit vielen Jahren ein Zeit-Abo und bin mit der Zeit im wahrsten Sinne gewachsen. Egal welches Resort, bin ich immer neugierig auf gut Recherchiertes und hab viel gelernt und erfahren über unsere Welt. Soweit, so gut! Eines muß ich jetzt aber mal los werden, ich bin ein großer Sportfan und lese trotzdem den Kulturteil, man/Frau beachte. Leider ist dieser Teil des Lebens etwas unterrepräsentiert und kommt zu kurz bei euch in der Zeitung.Eine Ausnahme macht ihr allerdings regelmäßig und ich hätte schon fast drauf wetten können das zu Beginn der Europameisterschaft im Fußball ein Artikel kommt. Bei allem Verständnis für die beliebteste Sportart in Deutschland, das solltet ihr euch dann auch konsequent schenken. Denn Anderes, wie Eishockey gerade eben oder die Wettkämpfe die gerade stattfanden in ganz Deutschland zu diversen deutschen Meisterschaften an einem Wochenende ignoriert ihr auch. Ist auch ok, wenn’s nicht ins Konzept passt.

Beim Fußball kommt noch hinzu, das im Fernsehen mittlerweile ein Spiel nicht 90 Minuten dauert, sondern mit Vor- und Nachbesprechung der selbst ernannten und manchmal zweifelhaften Gestalten wohl 180 Minuten herumgeredet wird. Selbst langweiligste Begegnungen werden zu Tode analysiert. Also spart es euch oder seit ausgeglichener und streut eure Sport-Berichterstattung breiter. Ich bleib auf alle Fälle treu, aber das musste ich mal loswerden. – Günter Rothhammer

 

„I wer´narrisch! Krankl schießt ein – 3:2 für Österreich!…Und jetzt ist auuus! Ende! Schluss! Vorbei! Aus! Deutschland geschlagen!“ (Eduard „Ed1“ Finger senior, 1924-1989, österreichischer Sportjournalist, Fußball- und allgemeiner Sportkommentator). Österreichs Fußballer haben Deutschlands Fußballer bei der WM 1978 in Argentinien unerwartet geschlagen. Dieser österreichische Pyrrhussieg nützte jedoch keinen der beiden Teams irgendetwas! Oder vielleicht doch? Sind nicht seither alle Österreicher ein Stückchen selbstbewußter geworden und daran über sich hinausgewachsen?

Im Corona-Juni 2021 beginnt die Profi-Kicker-EM; Österreichs und Deutschlands Fußballer kicken mit! Wer, wann, wie, wo und weshalb dann „narrisch“ werden könnte, mehr dazu gibt´s dann mit Sicherheit auch mehr! Ich weiß wirklich nicht so ganz richtig, wen ich da eigentlich mehr bedauern sollte, den Psychologen, die Profi-Kicker, alle Beteiligten oder keinen davon!? – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Diese Fliege profitierte vom Untergang Roms“ von Urs Willmann

 

„Weiß man das oder hat man es sich gedacht?“, fragte mich neulich mein siebenjähriger Enkel mit skeptischem Gesichtsausdruck. Wir hatten dann eine angeregte Diskussion über die Unterscheidung zwischen Tatsachen und bewertungsbedürftig sicheren Folgerungen. Gefreut habe mich über das feine Detail im Beitrag zu den römerzeitlichen Sarkophagen unter St. Maximin, wonach darin gefundene Holzspäne von der Weißtanne stammen. Dann aber konkretisiert der Autor gleich an zwei Stellen, dass das Herkunftsgebiet dieser Holzreste der Schwarzwald sei. Was fundiert diese Zeilenfüllung? Kaum 150 km südlich von Trier, zumal saar- und moselaufwärts, liegen die große Weißtannen-Vorkommen der Vogesen.

Erst habe ich mich geärgert, dann aber auch wieder gefreut. Eine bessere Vorlage zur vertiefenden Erörterung des Themas Tatsachen und Folgerungen unter geschichtlichen, geografischen und transporttechnischen Gesichtspunkten kann ich mir doch gar nicht wünschen. Und die Rubrik „Wissen“ der ZEIT ist ja nun durchaus eine ernstzunehmende Referenz. Ich freue mich schon auf die glänzenden Augen und die glühenden Wangen meines kritischen Enkels. – Georg Josef Wilhelm

 


 

 

Leserbrief zu „Kämpfen um jeden Quadratmeter“ von Jens Tönnesmann und Sascha Venohr

 

Ihre Berichte über zu teuren knappen Wohnraum zeigen sehr einseitig die Mieterseite. Die Extrembeispiele die sie hier übrigens nennen waren zu meiner Kindheit in den 80ern übrigens Normalfall. Die Familie die in Dresden mit 2 Kindern auf 70qm wohnt z.B.. Ich und mein Bruder wohnten in eben einer solchen Wohnung mit meinen Eltern lange sehr glücklich. Als kleiner privater Vermieter bin ich einer von vielen die in einer Großstadt wie Bochum und Düsseldorf weit unter dem Mietspiegel vermieten und von den seltsamen Plänen der SPD, Grünen etc. gegenüber Vermietern sehr schockiert waren.

Denn demnach sind Vermieter stets böse Abzocker und Mieter die armen Ausgebeuteten. Ich habe bei den meisten Wohnungen die Miete seit über 20 Jahren nicht angehoben und bin damit auch nicht der einzige. Die Stimmungsmache die aber durch Ihre Presse und einige Politiker von SPD und Grünen, die ich übrigens selbst seit über 30Jahren gewählt habe, gemacht wird, ist eine Gleichmacherei unter den Vermietern.

Es gibt sicher bei den beiden größten allseits bekannten Immobilienvermeitern in Deutschland sicher Abzocke, kleine private Vermieter und deren Probleme mit den extrem mieterfreundlichen Politik sollten in Ihrer Berichterstattung auch mal erwähnt werden. Bei dem Beispiel des Mieter Herr Kozin aus Ihrem Bericht der 3 Monate keine Miete gezahlt hat, wird nicht erwähnt das Vermieter wie ich auch jeden Monat die fälligen Darlehensraten für das Miethaus an die Bank zahlen müssen.

Einfach die Miete zu kürzen geht nicht. Mieter haben auch in Notsituationen die Pflicht beim Sozialamt Wohngeld zu beantragen. Wenn Sie dieser Pflicht nicht nachkommen kann nicht der Vermieter immer für alles aufkommen. Gerne liefere ich Ihnen bei Interresse hierzu zahlreiche Beispiele. Es wundert mich übrigens nicht dass auch immer mehr Vermieter die ich kenne von Ihrem Mietobjekt wegen der mieterfreundlichen Politik trennen. Wenn dann Immobilienspekulanten diese Objekte kaufen und teure Eigentumswohnungen daraus machen dürfen sich SPD und Grüne nicht wundern. – Stefan Burda

 


 

 

Leserbrief zu „Zu klein, zu laut, zu teuer“ von Leon Kirschgens et al.

 

Das Genorgel und Jammern von Mietern. Einfach Umziehen. Wenn ich daran denke, wie ich als Kind ,10 Jahre alt, mal hausen musste,1944. 85 qm, Ofenheizung welche nur dekorativ war, es gab eh nichts brennbares mehr. Drei Familien,insgesamt 9 Personen. Ein Klo.Und alle mit den anderen Hausbewohnern treulich vereint im Keller.Mit einem dicken Stützpfeiler als Luftschutzbunker deklariert.Die Wand zum Nachbarkeller war eingerissen worden und dann ganz leichi zugemauert.Damt man sie eindrücken konnte, wenn man ober nicht mehr raus konnte. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „»Da bin ich einfach nur sprachlos«“. Gespräch mit Christine Lambrecht geführt von Jeannette Otto und Johanna Schoener

 

Sachlich und glaubwürdig legt Christine Lambrecht dar, dass sie auf der Seite des gesellschaftlichen Fortschritts steht und dass sie die Aufgabe der Familienministerin sehr ernst nimmt. Unaufdringlich, ohne Kümmerer-Attitüde. Im Interview wird deutlich, dass die Unionsparteien offenbar ihre Rolle darin sehen, den gesellschaftlichen Fortschritt zu verhindern. Die Leidtragenden sind Kinder, Frauen und Menschen mit einem Lebensform-Hintergrund, der nicht ins Bild der überkommenen Unions-Vorstellungen passt. Die Mitte der Gesellschaft bewegt sich, die Union nicht. Christiane Lambrecht füllt den Anspruch der SPD, eine moderne und soziale Volkspartei zu sein, sehr überzeugend aus. Schade, dass sie nicht mehr für den Bundestag kandidiert. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbrief zu „Tiefkühl-Tierchen“ von MRO

 

Im o.a. Artikel steht,dass „nun“ Forscherinnen und Forscher minimale Tierchen entdeckt hätten, speziell Rädertierchen. Bei diesem Wort dachte ich sofort an meine Kindheit, das war in den 40-er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als ich mit großem Interesse ein Buch „Abenteuer in Dr.Kleinermachers Garten“ gelesen habe. Dieser Dr. Kleinermacher war ein Biologe, der 2 Kinder zu sich eingeladen hatte. Durch eine Wundermedizin wurden die 3 Entdecker ganz klein und konnten so in einen Wassertropfen auf einem Teller eindringen und darin herumspazieren. So zeigte der Doktor den Kindern alle die Lebewesen im Wasser, auch Rädertierchen und Pantoffeltierchen und Schwämme .Nach einer bestimmten Zeit hörte die Wirkung der Medizin auf und die Drei wuchsen wieder und mussten schnell aus dem Wassertropfen hinaus.

Das ist nun schon über 80 Jahre her, war aber beim Wort Rädertierchen sofort präsent. Es gab noch einen weiteren Band „Neue Abenteuer in Dr. Kleinermachers Garten“, da gingen sie über Wiesen und Äcker und den Lesern wurden die Bakte- rien und Insekten nahegebracht. Leider weiß ich den Namen des Autors der Bücher nicht mehr, es ist ja auch schon über 80 Jahre her, aber die Rädertierchen sind nicht „nun“ entdeckt worden. Es ist schon ein Wunder,dass Lebewesen, ob Tiere oder Getreidekeime, auch nach Jahrtausenden im Frost wieder erweckt werden können. – Helga Gediehn

 


 

 

Leserbrief zu „Neue Schlupflöcher gesucht“ von Matthias Daum

 

Das Problem der Lücken in der Steuergesetzgebung, um Briefkastenfirmen, um Steueroasen ist aus meiner Sicht eine Scheindebatte. Der hessische Ministerpräsident Koch lies vier Steuerfahnder für „dienstunfähig“ erklären, weil sie einem Ring von Steuerhinterziehern auf den Fersen waren. Ein Aufschrei der Öffentlichkeit blieb aus. Die Beteiligten sind oft indirekt oder sogar direkt Betroffene. Es ist aus meiner Sicht ein Unding, dass sich die Verantwortlichen de facto außerstande sehen, eindeutige Gesetze in klarer, eindeutiger Sprache zu formulieren zu formulieren. Ist es Unvermögen oder Vorsatz, diese Frage stellt sich hier.

Der Gipfel der Dummdreistigkeit besteht darin, die Formulierung von Gesetzestexten in die Hände derjenigen zu geben, für deren Mandanten diese Gesetze gelten sollen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Verträge des Verkehrsministers mit privaten Betreiberunternehmen für die PKW-Maut für EU-Bürger. Daran ändert weder ein treuherziger Augenaufschlag etwas, noch eine fadenscheinige wortreiche Begründung des Versagens. Dabei denke ich z. B. auch an die Tatsache, dass Kaufverträge über Immobilien, Wohnungen anonym abgeschlossen werden können, ohne dass der neue Eigentümer wirklich bekannt ist. Wie wollen die zuständigen Instanzen mit dem Eigentümer kommunizieren, wenn es um die Durchsetzung von Recht und Ordnung nach dem GG geht? – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Keine Hast, nur Honig“ von Martin Eimermacher

 

„Al­le wol­len was er­le­ben / Ich könnt mich über­ge­ben“, singt Ernst zu ei­nem sich über­stei­gern­den Kla­vier, Sehr geehrter Herr Ei­mer­ma­cher, ich habe ihrem Rat vertraut und bin zunächst bis zu dem Wort „quälen“ in der ersten Strophe gekommen. Mehr habe ich nicht geschafft. Ein „übersteigertes Klavier“ war nicht zu hören. Was soll das eigentlich sein?Klaviere/Flügel halten auch Yuja Wang aus. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Jetzt habe ich das Lied ganz gehört und finde den Text ganz ok. Passt irgendwie zum aktuellen Lebengefühl und dem traurigen Daheimbleiben. Aber – „Das Popalbum des Jahres“ – ernsthaft? Haben wir wirklich nur noch Tiefpunkte, die hochgejubelt werden. Ich werde mich nicht übergeben, aber auch nicht ergeben, soweit kommt’s noch. Popmusik muss so nicht sein.

Ein Klavier kann so schön klingen, auch in der Popmusik nicht nur in der Klassik. Ich Frage mich oft, was er wohl dazu sagen würde, Frank Zappa: https://m.youtube.com/watch?v=yHIhsq9qHPk Oder https://m.youtube.com/watch?v=mNJQFbkOjkg Ganz im Ernst. Ich denke oft, dass Frank Zappa fehlt. Er hat in der Pop/Rock/Jazzmusik einen Canyon hinterlassen, in den sich anscheinend niemand hinein wagt. Meine erstes halbes Zappa-Album habe ich 1979 als 14-jähriger auf der Straße gefunden. Es war die zweite Hälfte von Sheik Yerbouti. Das war ein toller Zufall für den ich dem Schicksal unendlich dankbar bin. Das Lied „Yo‘ Mama“ ist für mich bis heute eine Landmarke in der Rockmusik. Ich liebe dieses Lied über fast mein ganzes Leben hinweg.

Wenn sich Gitarre und Schlagzeug rhythmisch trennen, bekomme ich bis heute eine Gänsehaut. Damals hörte ich T.Rex, Status Quo, Eric Clapton oder Santana – Pop-Musik eben. Als ich meine erste Zappa-Platte in der Hand hielt, nur mit der roten Inlay-Hülle und ohne Cover, da hatte ich zunächst nichts erwartet und stand am Ende da, mit der Frage: Was habe ich da gerade gehört? Das war super. Klar war: Das war Musik aus der Zukunft und ist es heute noch. Heute habe ich 24 CDs von Frank Zappa, kenne eine Reihe weiterer und bin nur einmal enttäuscht gewesen. Glauben Sie tatsächlich, dass ein Album wie „keine Termine“ das Pop-Album des Jahres ist? Das soll’s gewesen sein? Ein weiteres verlorenes Jahr? Was ist denn eigentlich los? Angeblich hat Fritzi Ernst eine gute Musikausbildung, aber warum nutzt sie die nicht?

Ist das Publikum heute wirklich so anspruchslos? Ich will es nicht glauben. Aber ich gebe zu, es ist schwer richtig gute Musik zu finden, bei der man erkennt, das könnte Musik aus der Zukunft sein. Vielleicht hat sich da auch was verschoben. Meine zwanzig-jährige Tochter hat mich darauf gebracht. Sie sagte „Klingt wie die komische deutsche Musik, die Du mir mal gezeigt hast.“ Sie meint Neue-Deutsche-Welle-Videos – und sie hat recht, finde ich. https://m.youtube.com/watch?v=57e3ht31S8Y Das was ich in meiner Jugend unter Pop-Musik einzuordnen gelernt habe, ist heute anspruchsvolle Rockmusik. Fritzi Ernst wäre damals eher sowas wie ein NDW-Schlager gewesen. – Christian Fahn

 


 

 

Leserbrief zu „Wie frei ist frei?“ von Hanno Rauterberg

 

Mir will nicht recht klar werden, worum es Hanno Rauterberg in seinerm Artikel über die Documenta geht. Geht es um die ungeheuerlichen Verstrickungen des Documenta-Mitbegründers Werner Haftmann oder um den fragwürdigen Charakter der Kunstschau in Kassel von Anfang an? Oder lässt sich das eine nicht vom anderen trennen? – Ich habe deshalb noch einmal mir diverse Texte, insbesondere das Vorwort zur 1. Documenta 1955 von Haftmann vorgenommen und auch die Liste der ausgestellten Künstlerinnen und Künstler mir angeschaut. Es stimmt einfach nicht, wenn es im Artikel heißt, dass „Abstraktion Haftmann als ewige Weltsprache galt, und was nicht abstrakt war, schien gestrig.“

Auch die Aussage Haftmanns, dass in „Rußland seit 1921 und Deutschland seit 1933 (…) nicht ein einziges erinnerungswürdiges Werk entstanden ist“, ist mehr als bis heute nur gültig, denn sie lässt sich nach 1945 auf die die offizielle Kulturförderung des gesamten Ostblocks übertragen. – Bemerkenswert scheinen mir zwei Aspekte. Einmal wundert es mich, dass bei bekannten und geschätzten Persönlichkeiten der Nachkriegszeit nach dem Bekanntwerden von Nazi-Verstrickungen oft mehr als 20 Jahre vergehen oder auch erst nach ihrem Tod die Skandalisierung einsetzt. So auch im vergleichbaren Fall des Berlinale Direktors Alfred Bauer. Zum anderen entfalten diese ‚Fälle‘ eine Nachwirkung, die verheerend ist.

Angesichts der meines Erachtens hervorragenden Arbeit Haftmanns im Bereich der Präsentation und Förderung zeitgenössischer Kunst scheint nämlich die Möglichkeit auf, dass es möglich war, aktiv in nicht marginaler Position im NS-Partei- und Staatsapparat tätig gewesen zu sein bei gleichzeitigem Unwissen hinsichtlich des Holocaust. Oder ist die nur schwer bis gar nicht zu verstehende Biografie Werner Haftmanns lediglich ein extremer Fall, weil millionenfach die Leugnung, Verdrängung oder Abspaltung bestimmter Aspekte der unmittelbaren NS-Vergangenheit die Tagesordnungen bestimmten. Auf jeden Fall bleibt für mich schwer zu verstehen, dass jemand aktiver Nazi war mit einer Tätervergangenheit und danach hervorragende Texte zur zeitgenössischen Kunst verfasst hat. Man wird wohl mit solchen ‚Unmöglichkeiten’ leben müssen. – Dieter Rogge

 


 

 

Leserbrief zu „Missionarisch unter Palmen unterwegs“ von Hans-Peter Kunisch

 

Selten habe ich eine so gelungene, historisch dialektisch anregend beschreibende Rezension über einen offenbar ebensolchen Roman gelesen, danke! Bemerklich – Sie selbst wissen es am besten – dass und wie Sie alle Klippen des Zeitgeistes in Form und Inhalt umschifft haben. DEIN IST DAS REICH habe ich sogleich bestellt und bin ziemlich sicher, dass die Lektüre mich nicht enttäuschen wird. – Dr. agr. Gernot Henseler

 


 

 

Leserbrief zu „Was glauben Sie denn?“ von Ann-Kristin Tlusty

 

Mit Verlaub, freundlich ironische Anfrage, kann es sein, dass Sie wortreich unbekümmert bis unbedarft über den Sinn des Lebens veröffentlichen resp. Erwartungen wecken, ohne diesen Sinn selbst zu kennen? Zweimal bestimmter Artikel: der Sinn des Lebens, nicht (m)ein x-beliebiger, sondern der allgemeingültige verallgemeinerungsfähige Sinn des Lebens. Ich frage Sie deshalb ein wenig hinterlistig, weil Sie auf der besagten Seite zusätzlich auf www.zeit.de/sinndeslebens verweisen. Meine erwartungsvolle Suche ging dort ins Leere, nichts Allgemeingültiges gefunden. (By the way, dazu musste ich mich zu einem Monatsabo ZEIT ONLINE bequemen – gern, wenn ich den Sinn des Lebens bei Ihnen fände.). Mein freundliches Angebot: Teilnahme an einer evtl. zunächst internen Leserdiskussion in diesem ausdrücklichen Verständnis. – Dr. agr. Gernot Henseler

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bin ein Fan! Nach wie vor. Auch wenn ich meinen Kleinen spielen sehe«. Gespräch mit Lothar Matthäus geführt von Christoph Amend und Andreas Bernard im ZEIT Magazin

 

Ich bin Abonnent der Süddeutschen Zeitung. Weil ich auf dem Lande lebe, hakt es manchmal mit der Zustellung durch den Boten. Doch der Bote hat ein großes Herz!!! Wenn er also die Süddeutsche Zeitung einmal nicht abliefern kann, versucht er es mit Ersatzlieferungen, um mein erzürntes Herz zu bestechen. Heute also „DIE ZEIT“ im Kasten, und mit ihr das „ZEIT MAGAZIN“!!! Und da ist „Loddar“ und mit diesem ein sechseitiges Interview plus entwaffnend entwürdigende Fotos. Kulturhistorische Fragen und Gegenfragen tauchen auf – Wie steht es um die gegenwärtige Zeitungskultur in Deutschland, wenn „Loddar“ es in das „ZEIT MAGAZIN“ schafft?

Wie steht es um die gegenwärtige Zeitungskultur in Deutschland, wenn das „ZEIT MAGAZIN“ den „Loddar“ zum Interview und zur Fotosession bittet? Schwappt da inzwischen die Bösartigkeit der Strategien der „BILD“ Redaktionen auf die Strategien der „ZEIT“ über? „Loddar“ konnte nie und kann nicht bösartig sein. Er war, ist und wird immer nur „Loddar“ sein. Also kann eine böse Absicht nur auf der Seite der „ZEIT“ zu finden sein. Die Frage am Ende des Tages lautet – WARUM???- und WOFÜR??? – Paul Krause-Sparmann

 

Ich fasse es nicht! Sind sie von allem guten Geistern verlassen, 11 Seiten Text und Fotos zuzüglich Titelseite dem Geschwätz eines narzisstischen, ehemaligen Fußballspielers zu opfern, dessen Lebensleistung neben einer Menge dummer Sprüche einzig darin besteht, einen runden Ball über Fußballplätze getreten zu haben. Da gibt es besonders in der derzeitigen Situation gewiss substanziellere Themen. – Walter Müller

 

Lothar Matthäus ist halt ein Franke, in Erlangen (Mittelfranken) geboren, und unter Franken groß geworden, und in Franken, da sprechen die Franken nun einmal fränkisch; doch dafür kann unser „Loddar“ wirklich nichts. Allmächd, des aa nu! De Nämbercher soong „De Glubb is a Debb“! Drum hod doh baam Glubb de Loddar ned Foußballn gschbilld, obbe bei die Baiern schou. (hochdeutsch: Meine Güte! Nürnberger sagen, dass der 1. FC Nürnberg nur zweitklassig, einigermaßen mithalten kann. Daher hat Lothat Matthäus nie für den FCN gekickt.) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Über seine Bibliothek, gute und böse Autoren und die schwierige Frage, welche Bücher man aussortiert“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ich bitte sie inständig die Bücher nicht wegzuwerfen. Es gibt noch immer Menschen und Institutionen, die Interesse und Freude an ihnen haben: Büchereien, Büchertauschbörsen, Seniorenheime,… Ich habe in den letzten Jahren mindestens 5000 Bücher aussortiert. Auch bei mir oft, weil die Augen es mir unmöglich machen sie noch zu lesen. Bis auf einige wenige veraltete Sachbücher haben sie alle ein Plätzchen gefunden. Wenn Sie wirklich ein Büchermensch sind, müsste Ihnen diese Vorstellung doch auch besser gefallen. – Iman Schwäbe

 

Wie lange wollen Sie uns noch mit den Ausführungen von Herrn Martenstein quälen, wie lange läuft sein Vertrag noch? Sein Kokettieren mit seiner Bildung – „mein Flur ist bis unter die Decke mit Büchern gefüllt“ – und sein Prahlen damit , das er Autoren persönlich kenne – unerträglich. „Ich bin wohl ein Büchermensch“ – es reicht. – Dr. med. Dieter Weber-Klukkert

 


 

 

Leserbrief zur Deutschlandkarte „SONNENWENDEN“ von Karolina Kaltschnee im ZEIT Magazin

 

Im heutigen Zeitmagazin sind die Sonnenwenden dargestellt. In der Erklärung wurde Australien ausgeblendet und nicht weiter erklärt…verständlich! Abgebildet wurden aber die Zeitzonen, die schräg über Deutschland verlaufen. Über diesen Schrägverlauf hätte aber etwas erklärt werden können, da es ja auch dargestellt wurde – im Gegensatz zu Australien. Können Sie den Winkel von ca. 41° zur Senkrechten erklären? – Hajo Scholl

 


 

 

Leserbrief zu „SCRABBLE“ von Sebastian Herzog im ZEIT Magazin

 

Kloogschietern, datt möögt wi geern: Die Drostei ist das Kulturzentrum im Kreis Pinneberg, siehe auch Drost in Wikipedia. Das Wort steht auch im Duden. Drostei auf F12-L12 macht mit IQ über 90 Punkte. Der gemeine Norddeutsche ist klar im Vorteil. – Johannes Geest